Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? von Cat_in_the_web (Seto Kaiba + Joey Wheeler) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil: 1/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Rating: PG-14 (zumindest für's letzte Kapitel geplant) Pairing: Seto Kaiba / Joey Wheeler Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Kommentar: Seto Kaiba und Joey Wheeler können sich nicht ausstehen. Zumindest denken so alle, einschließlich ihrer selbst. Aber was passiert, wenn Joey an Kaiba ganz neue Seiten entdeckt? Und wenn Kaiba anfängt, von Joey nicht mehr nur als Hund zu denken, sondern als sein Hündchen? WIDMUNG: Jawollja!!! Diese Fanfiction bekommt eine Widmung! Ich widme sie meiner Brieffreundin Katja, die der Hauptgrund ist, warum ich sie überhaupt geschrieben habe. HINWEIS: Einigen Lesern wird diese Fanfic wahrscheinlich sehr bekannt vorkommen. Bis vor Kurzem war auf Animexx ein Plagiat dieser meiner Fanfic gepostet! Es ist erst vor wenigen Tagen gelöscht worden, war aber fast eineinhalb Jahre hier zu lesen, weil ich nichts davon wusste und daher auch keine Maßnahmen gegen die Plagiatorin ergreifen konnte. Aber nachdem das Plagiat aufgeflogen ist, habe ich beschlossen, auch bei Animexx meine Fanfics zu posten und damit der Wahrscheinlichkeit, dass hier wieder Plagiate meiner Fanfics auftauchen, entgegenzuwirken. "..." = sprechen ,...' = denken --------------------------------------------------- Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil 1 "Ich greife deinen Elfenschwertkämpfer mit meinem Flammenschwertkämpfer an. Das war's für deinen Elfen!" "Gut, jetzt bin ich dran. Mein schwarzer Magier attackiert deinen Flammenschwertkämpfer. Sorry, Joey. Du hast verloren." "Aaargh!" Joey schaute mißmutig auf die vor ihm liegenden Karten. Er hatte schon wieder ein Duel Monster Spiel gegen seinen Freund Yugi verloren. Dabei hatte er Yugi auch noch selbst dazu heraus gefordert, um sich in der Pause etwas von den bisherigen Katastrophen in der Schule abzulenken. In Englisch hatten sie einen Test zurück bekommen, dessen Ergebnis besser keinerlei Erwähnung finden sollte, in Mathe hatte er seine Hausaufgaben vergessen und prompt vom Lehrer eins auf die Mütze bekommen, und in der nächsten Stunde hatten sie Physik! Die Physik-Lehrerin schien ihn nicht zu mögen, ein Gefühl, das Joey aus tiefstem Herzen erwiderte. Dafür war Seto Kaiba ihr absoluter Liebling! Würg! Dieser arrogante Typ war dermaßen kalt, dass in seiner Nähe sogar ein Pinguin eine Erkältung bekommen würde. "Schon wieder verloren, Wheeler? Keine Überraschung. Warum gibst du das Spiel nicht endgültig auf?" Wenn man vom Teufel spricht oder auch nur an ihn denkt... Joey wandte sich zu Kaiba um, der hinter ihm aufgetaucht war. Er gab sich den Anschein, ruhig zu sein, aber innerlich kochte er. Kaiba hatte diese Wirkung auf ihn. Jedesmal wenn er auftauchte und den Mund aufmachte, hatte Joey das Verlangen, ihm an die Gurgel zu springen. Vor allen Dingen, wenn er ihn wieder einen Hund nannte. "Ach, hallo, Kaiba," sagte Joey mit einem erzwungenen Lächeln, "wie bedauerlich, dass du uns die Ehre deiner Anwesenheit gibst. Warum verpisst du dich nicht und störst jemand anderen?" "Äh, Hi, Kaiba, Joey ist sehr gut in Duel Monsters..." versuchte Yugi seinen Freund zu verteidigen und die Situation zu entspannen. Tristan, der den beiden beim Spielen zugesehen hatte, machte seine Bemühungen jedoch gleich zunichte. "Genau, verpiss dich und stör uns nicht länger!" Er teilte Joey's Gefühle Kaiba gegenüber vollkommen. "Tristan..." versuchte Yugi den aufkommenden Streit zu schlichten, aber Kaiba unterbrach ihm mit einem durch und durch arroganten Grinsen: "Schon gut, Muto. Der kleine Köter hat ganz recht. Anstatt euch mit meiner Anwesenheit zu beehren, sollte ich lieber aufhören, meine Zeit zu verschwenden und etwas nützliches tun." Mit diesen Worten machte Kaiba kehrt und ging zu seinem Platz. Joey war bei Kaiba's Worten aufgesprungen, aber Yugi und Tristan hielten ihn zurück. "Joey, das ist es nicht wert. Ist doch nicht wichtig, was Kaiba sagt." versuchte Yugi seinen Freund zu beschwichtigen. "Genau," stimmte Tristan zu, "ignoriere den Blödmann einfach." Sie wurden von der Physik-Lehrerin, Frau Akira, unterbrochen. Alle Schüler setzten sich auf ihre Plätze, und der Unterricht begann. *** Kaiba langweilte sich schrecklich. Die Aufgaben, die Frau Akira ihnen gegeben hatte, hatte er inzwischen längst gelöst. Er ließ seine Blicke gelangweilt und mit Verachtung über seine Klassenkameraden schweifen, die mit rauchenden Köpfen über ihre Tische gebeugt dasaßen. An einem der Tische blieb sein Blick hängen, und seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. Joey Wheeler saß so dicht über seinen Tisch gebeugt da, dass er fast mit seiner Nase auf das Blatt vor ihm schreiben konnte. Genervt griff er zu seinem Radiergummi, rubbelte energisch auf seinem Blatt rum und griff dann wieder zu seinem Bleistift. Seine Augen waren vor Konzentration zusammen gekniffen, und ab und zu kaute er am Ende seines Bleistifts herum. Wie ein Hund mit einem Kauknochen, dachte Kaiba und grinste in sich hinein. Der Anblick war sehr amüsant, und er versprach einiges an Unterhaltung für den Rest der Stunde. Joey schrieb etwas auf sein Blatt, stutzte und griff gleich darauf nach seinem Radiergummi. Oh Gott, warum mussten sie diese blöden Aufgaben lösen? Hätte er doch nur besser aufgepasst, aber Physik war für ihn schon immer ein Buch mit mindestens sieben Siegeln gewesen. Plötzlich traf ihn etwas leicht am Kopf und fiel vor ihm auf sein Blatt. Verwirrt starrte Joey das Etwas an. Ein Papierkügelchen? Als er den Kopf hob, um sich umzusehen, traf ihn das nächste Papierkügelchen direkt zwischen die Augen. Überrascht blickte er in die Richtung, aus der es gekommen war, und seine braunen Augen trafen auf Eisblaue. Kaiba grinste ihn frech an! Mit einem leisen Wutschnauben wandte sich Joey wieder seinen Aufgaben zu. Dieser blöde Kaiba! Klar, der war ja auch praktisch ein Genie und hatte keine Probleme mit den Aufgaben! Was würde er nicht alles geben, wenn er Mister Reich-Und-Arrogant mal auf sein Maul fallen sehen könnte! Zack, das nächste Papierkügelchen traf ihn am Ohr. Joey versuchte, es zu ignorieren, aber seine Konzentration war dahin. Zack. Diesmal an der Schläfe. Es reichte! Joey warf einen Blick auf Frau Akira, die am Lehrerpult das Klassenbuch studierte, schnappte sich ein Papierkügelchen und feuerte es in Richtung Kaiba. "JOEY WHEELER!!!" Oh Scheiße. Frau Akira, die vor einem Moment noch in das Klassenbuch vertieft zu sein schien, starrte mit blitzenden Augen auf den Unglücksraben, der es gewagt hatte, in ihrer Stunde den Unterricht zu stören. Sie knallte das Klassenbuch auf den Tisch und stürmte mit energischen Schritten durch den Raum, bis sie vor dem Tisch des besagten Unglücksraben zu stehen kam. "Joey Wheeler, ich nehme an, dass du die Aufgaben bereits gelöst hast, da du es dir ja offenbar erlauben kannst, die anderen Schüler zu stören! Wie kommst du dazu, während einer Stillarbeit mit Papier um dich zu werfen?!" Ein Blick auf Frau Akira und die Erinnerung an ähnliche Erfahrungen mit ihr sagten Joey bereits, dass er aus diesem Schlamassel nicht so einfach rauskommen würde. Aber er war auch nicht bereit, den ganzen Ärger allein zu tragen. Er hatte schließlich nicht angefangen! "Nun, Seto Kaiba hat Papierkügelchen nach mir geworfen. Ich hab ihm nur eins davon zurück gegeben." Frau Akira drehte sich zu Kaiba um. Kaiba saß auf seinem Platz, die Hände ordentlich vor sich gefaltet, und erwiderte Ihren prüfenden Blick in völliger Ruhe. Sein Gesicht war eine ausdruckslose Maske, lediglich die Augen verrieten einen Ansatz von kühlem Interesse. Frau Akira drehte sich wieder zu ihm um, und Joey wusste augenblicklich, dass er jetzt noch tiefer im Schlamassel steckte als vorher. "Es ist ja wohl offensichtlich, dass Herrn Kaiba ein solch störendes Verhalten nicht liegt." Herr Kaiba?!?! Hah! Seit wann wurden Schüler so angesprochen? "Du solltest nicht anderen die Schuld an deinem Fehlverhalten geben." Und Kaiba benahm sich wie ein Engel, was? Er hatte nur Glück, weil man ihn nie erwischte! "Ich werde in meinen Stunden ein solches Verhalten nicht dulden." Zumindest nicht von ihm, das war mal klar. "Du wirst in deinem Physik-Buch auf Seite 167 die Aufgaben 1 bis 5 lösen. Ich erwarte, dass du mir morgen deine Ergebnisse aushändigst." Joey hatte es die Sprache verschlagen, ansonsten wäre er sicher aufgesprungen und hätte protestiert. Glücklicherweise schrillte in diesem Moment die Pausenglocke, und Frau Akira, die nie besonders viel Zeit verschwendete, schnappte sich ihre Sachen und stürmte aus dem Raum. Auch die anderen Schüler packten ihre Sachen zusammen und verließen einer nach dem anderen das Klassenzimmer. Yugi und Tristan waren wie der Blitz an Joey's Seite, kaum dass Frau Akira außer Sicht war. "Du Armer. Das ist ein ganz schönes Stück Arbeit, was sie dir da aufgehalst hat." sagte Yugi voller Mitgefühl. "Und dabei war's nicht mal deine Schuld! Was denkt sie sich eigentlich? Als könnte Kaiba nie was falsch machen!" tobte Tristan. Keine Reaktion. Joey saß auf seinem Platz wie eine Statur. Yugi und Tristan wechselten einen Blick. So langsam wurde ihnen mulmig bei Joey's ungewöhnlichem Verhalten. "Äh, Joey, alles okay?" fragte Yugi und zupfte am Ärmel von Joey's Schuluniform. "Hey, Alter! Bist du noch da drin?" Tristan schwenkte eine Hand vor Joey's Augen hin und her. WUMM!!! Joey stand mit so viel Schwung auf, dass sein Stuhl nach hinten weg kippte, und Yugi und Tristan einen Satz nach hinten machten. "Was denkt sich die blöde Pute eigentlich!?! Ich hab schließlich nicht damit angefangen!!!" Joey drehte sich zu Kaiba's Platz um, um dem Verursacher des ganzen Ärgers kräftig die Meinung zu sagen, doch Kaiba war schon nicht mehr da. "Verdammt!!! Der ist schon weg!" "Ach, lass den Blödmann doch einfach sausen." meinte Tristan und klopfte Joey beruhigend auf die Schulter. "Das gibt nur noch mehr Ärger mit dem Typen." Seufzend packte Joey seine Sachen zusammen. Tristan hatte leider recht. Kaiba war reich und hatte Einfluß. Außerdem war er auch noch einer der absoluten Top-Schüler. Er dagegen war arm, hatte nicht grade besonders gute Noten und war dafür bekannt, dass er öfter Ärger machte. So ungerecht das hier war, er konnte nur den Kürzeren ziehen. *** Das Gute an Physik war, dass es die letzte Stunde für diesen Tag gewesen war. Joey, Tristan und Yugi machten sich auf den Weg zum Ausgang und diskutierten dies und jenes. Joey's Laune stieg langsam wieder, und er lachte herzlich über Yugi's Gesicht, als Tristan diesen mit einem anzüglichen Kommentar über Tea's Minirock zum Erröten brachte. "Woher weist du denn über Tea's Minirock bescheid?" fragte er grinsend. "Hab' sie letztens im Park gesehen. Sah' echt heiß aus, ganz anders als in ihrer Schuluniform. Und dazu trug sie ein bauchfreies Top." Tristan zwinkerte Joey zu, während Yugi's Wangen noch röter wurden als sie ohnehin schon waren. "Sagt mal, habt ihr heute Abend schon was vor? Wir könnten zusammen irgendwo rumhängen oder so." "Tut mir leid, Joey, ich habe meinem Großvater versprochen, ihm heute im Laden zu helfen. Wir erwarten heute Abend eine Lieferung, die muss einsortiert werden. Leider sind keine neuen Duel Monster Karten darunter." Yugi schüttelte bedauernd den Kopf. "Sorry, Kumpel, meine Eltern schleppen mich heute zu einem Verwandten-Besuch." Tristan seufzte schwer in Erwartung des Unvermeidlichen. "Ich würde lieber mit euch rumhängen." Die drei Freunde trennten sich am Schulportal und machten sich auf den Weg nach Hause. Joey's Laune sank wieder in Erwartung seiner Hausaufgaben und eines äußerst tristen abends. Er würde den heutigen Tag bestimmt nicht zu Hause verbringen. Den ganzen Abend vor der Glotze verbringen, eventuell im Beisein seines Vaters? Nein, Danke! In seine finsteren Gedanken versunken bemerkte er nicht die Gestalt, die sich ihm näherte, bis ihm plötzlich jemand auf die Schulter tippte. Joey zuckte zusammen und drehte sich zu der Person um. "Was?!" schnauzte er unhöflich. Seine Laune war wirklich nicht die Beste. Aber die andere Person ließ sich nicht so schnell einschüchtern. Beschwichtigend hob sie die Hände. "Hey, ruhig Blut, Mann." Joey guckte genauer hin. Vor ihm stand ein Junge, ungefähr in seinem Alter, in trendigen Disco-Klamotten und einer Tasche, die er über die Schulter geschlungen hatte. Auf seinem T-Shirt stand in großen Glitzer-Buchstaben das Wort Night Palace. Joey kam zu dem Schluß, dass seine schlechte Laune nun wirklich nicht die Schuld des anderen war und eine Entschuldigung durchaus angebracht. "Sorry, hab' 'nen schlechten Tag gehabt. Was willst du denn?" Der Junge grinste ihn fröhlich an. "Du kennst vielleicht den Night Palace, die große Disco im Süden der Stadt? Die lassen ab und zu Freikarten verteilen, und du siehst so aus, als könntest du ein bißchen Abwechslung gebrauchen." Er griff in seine Tasche und reichte Joey eine Karte. "Ich hab' leider nur noch eine Karte übrig. Hier, amüsier dich gut." Und damit drehte er sich um und verschwand. Joey starrte auf die Karte in seiner Hand. Eine Eintrittskarte für den Night Palace, wer hätte das gedacht? Der Night Palace war eine der teuersten Diskotheken der ganzen Stadt. Er hatte mal gehört, dass es da toll war, aber sein Geld hatte für diese Disco nie gereicht. Joey fing an zu grinsen. Es sah ganz so aus, als sei sein Abend gerettet. *** 19.30 Uhr. In einer halben Stunde machte der Night Palace auf. Joey hatte also noch genug Zeit. Außerdem wollte er nicht gleich als einer der ersten Gäste kommen. Aber trotzdem früh genug, um noch 'ne Menge Spaß zu haben. Er wollte um Mitternacht wieder gehen, schließlich hatte er morgen wieder Schule. Gott, der Gedanke daran verdarb ihm fast wieder die Stimmung. Die Hausaufgaben, einschließlich der Strafarbeit in Physik, hatten den größten Teil des Nachmittags gedauert. Aber das war jetzt vorbei! Mit reiner Willenskraft verbannte er die negativen Gedanken in den hintersten Winkel seines Bewußtseins. Er wollte Spaß haben, und sich nicht über die Schule aufregen! Joey wandte sich wieder seinem Spiegel zu und runzelte die Stirn. Seine Auswahl an Klamotten für einen Disco-Besuch war ein wenig knapp, zumindest für so einen Laden wie dem Night Palace. Trotzdem sollte das, was er anhatte, eigentlich ausreichen. Schwarze hautenge Jeans, die seine Beine und den Po bestens zur Geltung brachten und ein wenig tiefer an den Hüften saßen. Dazu ein ärmelloses Top aus dunkelrotem weichem Kunstleder, das knapp über der Jeans endete und jedes mal noch höher rutschte, wenn er sich streckte, so dass ein Blick auf seine festen Bauchmuskeln gestattet wurde. An den Füßen knöchelhohe schwarze Schuhe. Ein schwarzer Ledergürtel mit silbernen Nieten sowie dazu passende schwarze Lederarmbänder vervollständigten seine Ausstattung. Das heißt, nicht ganz. Joey griff zum letzten Utensil und legte es an. Es war ein breites und natürlich ebenfalls schwarzes Lederhalsband mit einer silbernen Schnalle vorne. Er hatte etwas gemischte Gefühle dabei. Kaiba nannte ihn ja mit Vorliebe einen Hund oder Köter, und dieses Halsband erinnerte ihn daran. Aber er fand, nur damit war seine Ausstattung komplett. Außerdem, wie auch schon gesagt, seine Auswahl an Klamotten für den Besuch einer heißen Disco war äußerst begrenzt. Also zur Hölle mit Kaiba, der würde sowieso nicht da sein. Discos waren bestimmt unter dem Niveau von Mister Reich-und-Arrogant! Nach diesem aufmunternden Gedanken machte sich Joey auf den Weg. *** Es war glücklicherweise ein warmer Abend. Joey hielt sich nicht mit Straßenbahnen und Bussen auf. Er hatte genug Zeit. Etwa eine Stunde später war er am Night Palace angekommen. Das Gebäude war ein von der Architektur etwas futuristisch anmutender Betonklotz, der zwischen dem Kneipenviertel und dem Industriegebiet der Stadt lag. Eigentlich sah er nicht unbedingt danach aus, als würde er die beste und teuerste Disco der Stadt beherbergen, aber die breite Treppe vor dem Gebäude, die zu einem fast schon portalartigem Eingang unter einem riesigen Neonschild führte, ließ keinen Zweifel zu. Joey zeigte einem der beiden Türsteher seine Eintrittskarte und wurde durch die dicken schalldämpfenden Türen in die Disco eingelassen. Und sein erster Eindruck war einfach: WAU! ------------------------ Fortsetzung folgt... ***** kleine Anmerkung von Cat in the web: Das Joey am Ende "Wau" sagt und nicht "Wow" ist Absicht. In der Fanfiction, die ich von Yu-Gi-Oh bisher gelesen habe, wird Joey öfter mit einem Hund verglichen. Kaiba nennt ihn häufig einen Hund, um ihn zu ärgern. Das ist eine kleine Anspielung darauf. Kapitel 2: ----------- Titel: Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil: 2/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Rating: PG-14 (zumindest für's letzte Kapitel geplant) Pairing: Seto Kaiba / Joey Wheeler Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. "..." = sprechen ,...' = denken --------------------------------------------------- Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil 2 Die Disco war riesig! An den Wänden entlang waren mehrere Bars eingerichtet, vollbesetzte Tische waren überall zu sehen, und eine breite Galerie mit weiteren Tischen lief gut 5 Meter über dem Boden an der Wand entlang. Die Decke befand sich gut 10 Meter über dem Boden, und ganz oben unter dem Dach gab es noch einen Raum, der ein kleines Bistro beherbergte. Aber das Umwerfendste war die riesige Tanzfläche in der Mitte des Raumes! Der Boden der Tanzfläche bestand aus halbdurchsichtigen Fliesen, die von unten in verschieden Farben abwechselnd beleuchtet wurden! Das dadurch entstehende Muster änderte sich ständig. Die Lasershow war die Beste, die Joey je in einer Disco gesehen hatte, und von der Decke schwebten ab und zu Wolken aus künstlichem Nebel herunter, die sich auflösten, bevor sie die Tanzfläche erreichten, aber im Zusammenspiel mit der Lasershow einen fantastischen Effekt in die Luft zauberten! Und überall tanzten, saßen oder gingen die unterschiedlichsten Typen, einige davon regelrechte Paradiesvögel in Seide, Lack oder Leder gekleidet, andere ganz normal in Jeans und Shirts. Joey verschwendete nicht viel Zeit mit Staunen. Nach einem kurzen Blick über die Menge, der ihm zeigte, dass er in seinen Klamotten nicht fehl am Platz war, suchte er sich seinen Weg durch die Menge zur Bar. Erst ein Drink und dann auf die Tanzfläche! *** Seto Kaiba langweilte sich. Er saß an einem Tisch auf der Galerie des Night Palace, in eine schwarze hautenge Lederhose mit passenden Schuhen und ein blaues Seidenhemd gekleidet. Seinen dunkelblauen Trenchcoat hatte er achtlos über den Stuhl neben sich geworfen. Sein Tisch stand ein wenig abseits von den anderen Tischen in einem speziellen Bereich, in dem der Manager des Night Palace spezielle Gäste unterzubringen pflegte, damit sie nicht von den normalen Besuchern der Disco belästigt wurden. Nach Ansicht des Managers war es die beste Werbung, wenn bekannt wurde, dass berühmte Persönlichkeiten den Night Palace besuchten. Und Seto Kaiba, der Multimillionär, war eine solche Persönlichkeit. Leider war er bei weitem nicht so oft in der Disco, wie der Manager es sich gewünscht hätte. Tatsächlich kam er eher selten. Der Manager hatte der Bedienung, einer hübschen jungen Frau, zu verstehen gegeben, dass Herr Kaiba bevorzugt zu behandeln war, und er alle Drinks, die er wünschte, gratis bekam. Vielleicht war der junge Millionär auf diese Weise zu ködern. Die ledigen Frauen der Stadt würden den Night Palace praktisch jeden Abend besuchen, wenn dieser reiche Junggeselle nur öfter anwesend wäre. Die Bedienung war keine Ausnahme und lungerte in der Nähe von Kaiba's Tisch herum, während sie gleichzeitig versuchte, unauffällig mit ihm zu flirten und ihren Körper ins rechte Licht zu rücken. Die einzige Aufmerksamkeit, die sie auf sich zog, war die einer Gruppe halb betrunkener Männer, die grölend weitere Drinks bestellten. Mit einem erzwungenen Lächeln nahm die Bedienung die Bestellungen entgegen. Kaiba beachtete die Flirtversuche der Bedienung nicht. Er war in der Hoffnung auf ein wenig Unterhaltung in den Night Palace gekommen, aber bisher hatten sich seine Hoffnungen nicht erfüllt. Die Gesellschaft von jungen Frauen und auch Männern, die ihn mit verlangenden Blicken durch den Raum folgten, und ihn einluden, sie doch mit zu sich nach Hause zu nehmen, war ihm nur lästig. Er hatte in seiner Firma schon genug Speichellecker, er würde gewiß keine mit zu sich nach Hause nehmen. Alles, was diese Leute sahen, waren sein Geld und sein gutes Aussehen. Und alles, was er von den Leuten um sich herum mit Ausnahme von seinem kleinen Bruder Mokuba zu hören bekam, waren Schmeicheleien. Nun, bei genauerem Nachdenken gab es durchaus Leute in seiner Umgebung, denen nichts ferner lag, als ihm zu schmeicheln. Yugi Muto und seine Freunde, zum Beispiel. Speziell dieser menschliche Schoßhund von Muto: Joey Wheeler. Der Gedanke brachte ein Lächeln auf Kaiba's Gesicht, nicht das übliche arrogante und kalte Lächeln, sondern ein humorvolles, und seine Augen zeigten für einen Moment einen Schimmer von Wärme - es war etwas, was man selten auf Kaiba's Gesicht sah. Es gab einen guten Grund, warum er gerade Joey immer wieder reizte und ärgerte. Die heftigen Reaktionen seines Schulkameraden amüsierten ihn. Das emotionale und ehrliche Verhalten war fast wie ein kleines Wunder für Kaiba. Er selbst hatte gelernt, seine Emotionen stets perfekt zu beherrschen, der Welt um sich herum eine Maske zu zeigen, die keine Schwachstellen aufwies. Sein verstorbener Adoptivvater war ein sehr strenger Mann gewesen, der jede Form von Schwäche hart bestrafte. Und in seinen Augen war jeder Gefühlsbeweis Schwäche gewesen! Als er starb, und Kaiba schon in sehr jungen Jahren die Leitung der Firma übernahm, musste er lernen, dass die absolute Beherrschung seiner selbst für ihn eine Frage des wirtschaftlichen Überlebens war. Seine Firma Kaiba Corporation war ein bedeutender Konzern, der Millionenumsätze machte. Und der Tod seines Adoptivvaters sowie die Übernahme der Leitung durch einen jungen Mann, der noch zur Schule ging, hatten auf alle wirtschaftlichen Feinde und auch Freunde wie ein Signalfeuer gewirkt. In der Hoffnung, die Firma oder zumindest Teile davon an sich reißen zu können, hatten sie sich wie ein Rudel Wölfe auf ihn gestürzt. Aber sie waren sehr unangenehm überrascht worden. Das war das Erste, was ihn sein Adoptivvater beigebracht hatte: niemand kreuzt den Weg eines Kaiba, ohne es zu bereuen! Viele seiner Feinde und angeblichen Freunde leckten noch heute ihre Wunden. Einige Unternehmen, die versucht hatten, seinen Weg zu kreuzen, existierten gar nicht mehr. Die Kämpfe und Intrigen hatten Kaiba nur noch härter gemacht. Lediglich seinem kleinen Bruder Mokuba gelang es, das Eis zu tauen und den wirklichen Seto Kaiba hervorzuholen. Und Joey Wheeler! Aber das würde Kaiba nie zugeben. *** Joey fühlte sich einfach Klasse! Er befand sich auf der Tanzfläche und gab sich voll und ganz dem Rhythmus der Musik hin. Es war zwar nicht unbedingt so viel Platz, da die Tanzfläche bereits recht voll war, aber so viel benötigte er auch gar nicht. Mit halbgeschlossenen Augen lauschte er der Musik, bewegte sich hin und her und ließ seine Hüften dazu kreisen. Er tanzte jetzt schon eine ganze Weile, und ein dünner Schweißfilm hatte sich über seine Haut gelegt, der die Haut leicht schimmern ließ, wann immer ein Lichtstrahl direkt darauf fiel. Das Lied war zu Ende und ein neues startete sofort. Joey lächelte, als er es erkannte: "Rhythm Divine", eines seiner Lieblingslieder. Leise sang er den Text mit. Ein Arm wand sich plötzlich um seinen Körper, und er wurde nach hinten gegen eine andere Person gepresst! Joey riss überrascht die Augen auf! Vor ihm standen noch zwei Typen in Jeans und zerrissenen T-Shirts. Beide sahen wenig vertrauenerweckend aus, und die Blicke, die sie über Joey's Körper gleiten ließen, gefielen diesem ganz und gar nicht. Die Person hinter ihm schmiegte sich noch näher an ihn und zischelte ihm ins Ohr: "Hey, Kleiner! So ganz allein? Tanz doch mit uns weiter!" Joey verzog das Gesicht vor Abscheu, als er den Alkohol im Atem des anderen roch. Es war wohl besser, sich möglichst schnell aus dem Dunstkreis dieser Typen zu verziehen, vor allen Dingen, falls die anderen beiden genauso betrunken waren wie ihr Kamerad! "Nein, Danke! Ich tanze viel lieber alleine! Also lass mich los!" sagte er mit fester Stimme und versuchte, sich aus der ungewünschten Umarmung zu lösen. Leider ohne Erfolg. Der Typ hatte den reinsten Klammergriff an ihm. "Ohhh, sei doch nicht so abweisend, Süsser!" brummelte der Typ hinter ihm und ließ eine seiner Hände auf Wanderschaft gehen, von der Schulter seines Opfers abwärts bis zum Oberschenkel. "Genau, Kleiner! Du kannst 'ne Menge Spaß mit uns haben!" Einer von den beiden Typen vor ihm trat näher und ließ seine Hand über Joey's Bauchmuskeln gleiten. "Jede Menge Spaß!" Joey hatte schon immer als recht temperamentvoll gegolten. Und genau dieses Temperament kochte nun über, als er Hände dort fühlte, wo keine zu sein hatten! Joey entschied, dass die Zeit für Diskussionen vorbei war. "NEHMT AUF DER STELLE EURE PFOTEN VON MIR!!!" *** Kaiba hob gelangweilt sein Glas, um den letzten Rest zu trinken. Er hatte gerade beschlossen, dieser langweiligen Nacht ein Ende zu bereiten und nach Hause zu gehen. Er warf einen letzten Blick über die Tanzfläche, als ein Tumult an einer Stelle seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Kaiba's Augen weiteten sich überrascht und verengten sich dann zu schmalen Schlitzen! Den blonden Haarschopf würde er überall wieder erkennen! Joey Wheeler!!! Was zum Teufel machte so ein Verlierer im Night Palace?! Nun, beantwortete Kaiba sich diese Frage selbst, offenbar das, was er sowieso am Besten konnte: Ärger machen! Und es sah nicht all zu gut aus für ihn! Offenbar hatte er sich mit drei Typen zugleich angelegt. Wann würde dieses Hündchen endlich mal was dazu lernen? Kaiba beobachtete, wie Joey einem seiner Angreifer gegen sein Bein trat. Der Typ taumelte mit schmerzverzogenem Gesicht zu Seite, aber da waren immer noch die anderen beiden. Und einer von ihnen hielt ihn von hinten gepackt. Schlechte Karten für das Hündchen! Plötzlich packte einer der beiden noch verbliebenen Angreifer Joey's Kinn und versuchte, ihn zu küssen! Wie der Blitz war Kaiba aus seinem Stuhl aufgesprungen und ging mit schnellen Schritten auf die Treppe zu, die ihn zur Tanzfläche bringen würde. Die Bedienung sprang mit einem Quieken zur Seite, als sie den Blick in seinem ansonsten kalten Gesicht sah. Kaiba wußte selbst nicht, woher seine Wut kam, aber er wußte eines ganz genau: niemand spielte mit seinen Sachen herum, oder in diesem Fall mit seinem Hund! *** ,Das ist ja wohl nicht wahr!' dachte Joey, als er sah, wie einer der Typen sich zu ihm beugte, um ihn zu küssen. Allein bei dem Gedanken daran fühlte Joey einen deutlichen Brechreiz. Er schlug seine Hand unter das Kinn des Idioten und drückte sein Gesicht von sich weg. Gleichzeitig versuchte er, dem Typen hinter sich kräftig auf die Füße zu treten, damit dieser ihn endlich los ließ. Bisher leider ohne Erfolg. Der Typ verstärkte seinen Griff sogar noch, und Joey musste die Zähne zusammen beißen, um nicht vor Schmerz zu wimmern. Der Kerl war stark! Der Idiot, der versucht hatte, ihn zu küssen, trat einen Schritt zurück, und Joey nutzte die Chance, um einen wohlplazierten Tritt in seinen Weichteilen zu landen. Der dritte Typ kam schon wieder auf ihn zu, und der Typ hinter ihm dachte gar nicht dran, seinen Griff zu lockern. Joey wand sich hin und her, aber er hatte keine Chance! So langsam wurde ihm mulmig im Magen. Wenn hier nicht bald etwas geschah... Ein plötzlicher Ruck und die Arme um ihn herum lösten sich. Joey taumelte und wäre fast zu Boden gestürzt. Unmittelbar vor sich sah er einen der Typen. Joey entschied, zuerst zu handeln und dann zu gucken, was denn passiert war. Er holte mit der Faust aus... und jemand Griff nach seinem Handgelenk und hielt es fest! "Sicherheitsdienst! Mach ja keinen Scheiß mehr, Junge!" tönte hinter ihm eine Stimme. Joey drehte sich um und sah auf den breitesten Brustkorb, den er je gesehen hatte. Ein Blick nach oben und zu den Seiten zeigte ihm ein Gesamtbild der Person. Der Mann war Herkules! Und definitiv niemand, mit dem man sich anlegen wollte. Ein weiterer Blick zeigte, dass die drei Idioten von einem weiteren Mitglied des Sicherheitsdienstes in Schach gehalten wurden, der zwar kein Herkules war, dafür aber genug Ähnlichkeit mit Schwarzenegger hatte, um sich Respekt zu verschaffen. "So, nachdem wieder Ruhe eingekehrt ist," begann Herkules mit drohendem Blick "möchte vielleicht einer der Gentlemen etwas zu diesem Vorfall äußern?" "Der Kleine da ist Schuld!" schrie einer von den drei Typen. Joey glaubte, er hört nicht richtig! Zuerst Ärger machen und dann ihm die Schuld geben!?! "Aber sonst geht's noch! Ich hab' euch nicht dazu aufgefordert, an mir rumzutatschen! Ich erinnere mich sehr gut daran, dass ich klar und deutlich NEIN gesagt habe!!" Herkules hob seine Hand. "Okay, Jungs! Klar ist, dass ihr hier Ärger gemacht habt! Hey, Michael, haben die anderen Leute irgendwas dazu gesagt?" Der Schwarzenegger-Verschnitt schüttelte den Kopf. "Soweit ich überhaupt was erfahren konnte, haben die nicht gesehen, wer angefangen hat oder was dazu führte." Herkules seufzte. In einer Disco für Ordnung zu sorgen, war nicht unbedingt ein leichter Job. Abgesehen vielleicht vom Personal sah hier so gut wie nie jemand irgendwas. "Na gut, dann haben wir halt keine andere Wahl! Zeit nach Hause zu gehen, meine Herren! Wir begleiten Sie auch zur Tür!" Joey war kurz davor, erneut überzukochen! Er wurde rausgeschmissen! Und das nur Dank dieser Chaoten! Er wollte gerade erneut auffahren, als eine Stimme hinter ihm sagte: "Verzeihung, Gentlemen. Ich denke, dieser hier kann bleiben. Die Provokation ging eindeutig von der anderen Seite aus." Joey fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Eimer mit eiskaltem Wasser über den Kopf geschüttet. Das war hoffentlich nicht der, nach dem sich das anhörte. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Joey blieb wie erstarrt stehen. Vor sich sah er die zwei Sicherheitsleute einen Blick auf die Person hinter ihm werfen und Haltung annehmen. Die Leute um sie herum, die sich das ganze Spektakel angesehen hatten, fingen an zu tuscheln und die Köpfe zusammen zu stecken. Weitere Personen gesellten sich hinzu, um einen Blick auf die Person hinter Joey zu werfen. Joey selbst fühlte ausnahmsweise mal keine Neugierde und starrte stur geradeaus. ,Das kann er nicht sein! Der geht doch nicht in Discos! Die sind bestimmt auch so eine Sache unter seiner Würde!' versuchte er sich zu beruhigen. Herkules wandte sich respektvoll an die Person hinter Joey: "Sie haben den Vorfall beobachtet?" Ein kurzes Zögern, als warte er auf ein Zeichen der angesprochenen Person, dann fuhr er fort: "Gut, wir begleiten die drei anderen Herren hinaus. Wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Abend, Herr Kaiba." ,Oh mein Gott!!! Das kann doch einfach nicht wahr sein!!! Seto Kaiba ist im Night Palace?!?!?!' Zu sehr aus der Fassung gebracht, um sich zu rühren, beobachtete Joey, wie die drei Typen, die ihn angemacht hatten, trotz ihres Protestes vom Sicherheitsdienst zum Ausgang geleitet wurden. Zumindest bei diesem Anblick fühlte er eine gewisse Befriedigung. Dieses Gefühl löste sich jedoch sehr schnell wieder auf, als die Person hinter ihm näher an ihn heran trat, und die Stimme von Seto Kaiba in sein Ohr flüsterte: "Bist du am Boden festgewachsen, Hündchen? Wisch den stupiden Gesichtsausdruck von deinem Gesicht und komm mit!" Eine Hand ergriff sein Handgelenk, und Kaiba zog ihn über die Tanzfläche hinter sich her zu einer der Treppen, die auf die Galerie führten. Joey ging das alles ein klein wenig zu schnell. Bevor er es überhaupt richtig registrieren konnte, hatten sie schon die Tanzfläche hinter sich gelassen, und Kaiba zerrte ihn die Treppe zur Galerie hoch. Kaiba schritt schnell voran, ohne sich auch nur einmal nach Joey umzudrehen. Er ließ ihm überhaupt keine Wahl, der Griff um sein Handgelenk war hart wie Stahl. Joey hatte genug von diesem Verhalten. Er war kein ungezogener Hund, der von seinem erbosten Herrchen hinter sich hergezogen werden konnte! Mit einem Ruck versuchte er, seinen Arm frei zu bekommen, doch Kaiba ließ nicht los. Er drehte sich nicht einmal zu ihm um, oder nahm ihn sonst wie zur Kenntnis, er zog ihn einfach weiter hinter sich her! Joey versuchte nochmals, aus Kaiba's Griff frei zu brechen, diesmal mit mehr Kraft. Kaiba's einzige Reaktion bestand darin, Joey's Arm plötzlich nach vorne zu reißen, wodurch Joey auf der Treppe das Gleichgewicht verlor. Er stolperte über die nächste Stufe und wäre fast zu Boden gegangen, wenn Kaiba ihn nicht immer noch am Handgelenk festgehalten und hinter sich hergezogen hätte. Als sie auf der Galerie angekommen waren, hatte sich Joey wieder gefangen und zischte Kaiba wütend ins Ohr: "Lass los, verdammt! Ich brauche keine Hilfe von einem arroganten Geldsack wie dir! Ich kann auf mich selbst aufpassen!" Das waren wohl die falschen Worte gewesen. Seto Kaiba zog Joey mit ein paar schnellen Schritten unter die Treppe, die von der Galerie zum Bistro unter dem Dach führte, und schleuderte ihn hart gegen die Wand! Noch bevor Joey sich davon erholen konnte, knallte Kaiba's Hand neben seinem Gesicht an die Wand. Es gab keine Möglichkeit, Kaiba zu entkommen. Hinter ihm die verflixte Wand, zu seiner linken Kaiba's Arm, zu seiner rechten die blöde Treppe zum Bistro und direkt vor ihm Seto Kaiba. Joey schluckte. Er hatte sich zwar schon öfter mit Kaiba herumgezankt, aber das Feuer in den saphirblauen Augen seines Gegenübers ließ ihn ahnen, dass die Auseinandersetzung diesmal zu denen der etwas schwereren Sorte gehören könnte. Seto Kaiba sah so aus, als hätte ihn etwas tierisch geärgert! Und dabei hatte Kaiba schon unter normalen Bedingungen den Charme eines 3-Sterne-Gefrierfaches (ohne Inhalt). "Du kannst also auf Dich selbst aufpassen, Hündchen? Nach dieser Szene wage ich das noch mehr zu bezweifeln als sonst! Andererseits sollte ein Straßenköter wie du schon wissen, wie er Kämpfe mit seinen Artgenossen auszutragen hat. Aber da du dich gleich mit dreien zugleich anlegen musstest, weißt du das wohl auch nicht." "Ich hätte die Typen fertig gemacht, wenn die Sicherheit nicht...!" begann Joey, doch seine Worte erstarben unter dem erbarmungslosen Grinsen von Kaiba und seiner eigenen Erkenntnis, dass er die Typen nicht allein hätte abwehren können. Kaiba beugte sich noch näher zu Joey's Gesicht und fragte leise: "Wenn die Sicherheit nicht was, kleines Hündchen? Wenn die Sicherheit nicht deinen Hintern gerettet hätte? Oder sollte ich vielleicht eher sagen: deine Jungfräulichkeit?" Joey schoss das Blut ins Gesicht! Er schaute auf seine Füße und ließ seine Blicke dann ein wenig über den Boden gleiten. Alles, nur jetzt nicht aufsehen und in die spöttischen Augen von Kaiba schauen. Saphirblaue Augen, in deren Tiefen Spott oder Zorn wie Lichtreflexe funkelten, aber immer so kalt, fast wie ein Edelstein. "Nun?" flüsterte Kaiba. Seine Stimme klang nicht mehr spöttisch, sondern eher ein wenig sanft, so als wollte er eigentlich fragen: "Was ist?". Kaiba war von Joey's Verhalten überrascht. Sein Hündchen kläffte nicht zurück und zeigte seine Fänge, statt dessen stand er mit gesenktem Kopf und an die Wand gelehnt da wie ein geprügelter trauriger Hund. Noch bevor Kaiba registrierte, was er da eigentlich tat, hatte er bereits die linke Hand gehoben und ließ sie sanft über Joey's Wange gleiten. So weiche, warme Haut... ----------------------------- Fortsetzung folgt... ***** kleine Anmerkung von Cat in the web: Die Bemerkung mit dem "... Charme eines 3-Sterne-Gefrierfaches (ohne Inhalt) ..." kommt einigen vielleicht etwas seltsam vor, aber für mich hat ein 3-Sterne-Gefrierfach eine ganze Menge Charme, solange es mit Tiefkühl-Pizzas und Eiskrem gefüllt ist. Kapitel 3: ----------- Titel: Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil: 3/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Rating: PG-14 (zumindest für's letzte Kapitel geplant) Pairing: Seto Kaiba / Joey Wheeler Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. "..." = sprechen ,...' = denken -------------------------------------------------- Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil 3 Eine warme Hand strich über Joey's Wange, sanft und tröstend. Bevor Joey bewußt wurde, was er tat, hatte er schon seine Wange in die Handfläche gedrückt. Kein Schmerz folgte der Berührung seines Gesichts, wie es sonst der Fall war, wenn sein Vater ihm wieder eine Ohrfeige verpasste. Es war nur ein sanftes Streicheln, weiter nichts, aber es war weit mehr, als er zu Hause bekam. Er blickte auf zu der Person vor ihm, und ihre Blicke trafen sich und hielten sich fest. Solch ein wunderschönes Saphirblau, endlos und geheimnisvoll wie das Meer. Kaiba konnte seinen Blick nicht von Joey's Augen lösen. Sie hatten eine solch wunderschöne goldbraune Farbe, warm und tief. Augen waren das Fenster zur Seele eines Menschen - diesen Spruch hatte Kaiba schon oft gehört und als Unsinn abgetan. In seiner Welt, der Geschäftswelt von Kaiba Corporation, waren alle Augen kalt und leblos und verrieten so gut wie nichts über den anderen, genau wie seine eigenen Augen. Kaiba konnte alles in seinem Blick verbergen. Aber als er in Joey's Augen sah, fragte er sich, ob dieser Spruch nicht doch wahr sein konnte. Joey's Augen waren immer schon sehr ausdrucksstark gewesen und spiegelten alle seine Empfindungen wieder. In der Schule war es meistens Freude oder Zorn gewesen, aber jetzt sah Kaiba eine andere Empfindung in ihren Tiefen. Ein Hauch von Traurigkeit und Verletzlichkeit. Es weckte in Kaiba den Wunsch, Joey zu beschützen, ihn in den Arm zu nehmen und ihm zu versichern, dass alles gut war. Kaiba riss sich fast schon mit Gewalt von Joey's Augen los. Was waren das denn für Gedanken?! Er wollte Joey Wheeler beschützen??? Diesen Straßenköter, der bei jeder Gelegenheit kläffte!?! Anscheinend war er überarbeitet und litt unter Schlafmangel. Das hatte er davon, nach der Schule und der Arbeit in der Firma noch in die Disco zu gehen. Joey hatte das Gefühl, er erwache wie aus einer Trance, als Kaiba den Blickkontakt unterbrach. Die Geräusche der sich unterhaltenden Menschen und die laute Musik kamen ihm plötzlich doppelt so laut vor. Als hätte für einen Augenblick die Zeit stillgestanden, und nun lief sie weiter. "Nun, Wheeler, denkst du, du kannst den Rest des Abends alleine meistern, oder wäre es nicht doch besser für dich, du krabbelst in das Loch, das du dein Zuhause nennst, zurück?" fragte Kaiba harsch. Er war wütend auf Joey und auf sich selbst für diesen Moment der Schwäche, den er gerade gehabt hatte. Seit wann dachte er denn so über andere?! Der einzige auf dieser Welt, den er beschützen wollte, war sein Bruder Mokuba, und damit basta! Joey's Augen blitzten auf. Unter den groben Worten Kaiba's löste sich jede Unsicherheit auf und ließ nur eines zurück: Wut! "Nun, Herr Geldsack, ich werde noch einige Zeit bleiben. Es dürfte dich hier oben auf der Gallerie ja wohl kaum stören, wenn ich mich noch ein wenig an der Bar amüsiere!" fauchte er Kaiba an. Kaiba's Augenbrauen hoben sich spöttisch. "Wenn dein Geld ausreicht. Aber vielleicht findest du ja auch jemanden, der dich auf weniger grobe Art als diese Typen anmacht und dir einen Drink spendiert." "Nicht nötig! Auch wenn du es nicht glaubst, ich kann selbst zahlen! Warum gehst du nicht und kaufst dir selbst einen Drink! Dann brauch ich wenigstens dein Gesicht nicht mehr sehen!" "Nicht nötig. Ich bekomme meine Drinks gratis, da ich ein sehr geschätzter Gast in dieser Disco bin." Kaiba konnte es nicht lassen, solche Dinge Joey unter die Nase zu reiben. Er wußte genau, dass die finanzielle Situation von Joey Wheeler nicht die Beste war. Um genau zu sein, Joey war ungefähr so arm wie eine Bankrott gegangene Firma. "Hätte ich mir denken können. Geld geht stets zu noch mehr Geld." maulte Joey, dessen Laune sich jetzt noch mehr verschlechtert hatte. "Du hast es erfasst. Also gib gut auf deine paar Cent acht, sonst musst du hier noch abwaschen." Mit diesen Worten drehte sich Kaiba um und ging davon. "Viel Spaß noch, Hündchen." Joey ballte vor Zorn die Fäuste. "Ich bin kein Hund!" Kaiba blieb für einen Moment stehen und blickte grinsend über seine Schulter. "Warum trägst du dann ein Halsband?" Ohne auf Antwort zu warten, ging er davon. Joey's Hand fuhr zu seinem Hals, wo das Lederhalsband befestigt war. Ach Mist, er hatte ja schon beim Anziehen gewußt, dass Kaiba eine solche Bemerkung machen würde. Aber er hatte gewiß nicht damit gerechnet, Kaiba in der Disco zu begegnen. Aber vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass Kaiba hier war. Ansonsten wäre er aus der Disco rausgeflogen, und wer weiß, wann er wieder die Chance bekommen hätte, in den Night Palace zu gehen. Auch wenn er es hasste, sich das eingestehen zu müssen, die Eintrittskarte war für ihn normalerweise unbezahlbar. Joey seufzte und lehnte sich gegen die Wand. Was war das eigentlich vorhin mit Kaiba gewesen, als sich ihre Blicke getroffen hatten? Für einen Moment schien er gar nicht so ein arroganter Fiesling zu sein, ganz im Gegenteil. Für einen Moment wirkte er... ja, wie eigentlich? Es war fast so, als hätte er Rücksicht genommen auf das, was Joey empfand. Als wäre es ihm nicht völlig egal gewesen, ob Joey sich schlecht fühlte oder nicht. So, als würde er Joey anerkennen. Bei diesem Gedanken schnaufte Joey abfällig. Kaiba würde ihn nie als ebenbürtig anerkennen. Was diesen reichen Bastard anging, war er nicht mehr als ein Insekt auf der Straße. Absolut unbedeutend und höchstens lästig. Dieser Gedanke tat weh, das gestand sich Joey ein. Nicht, dass er sich nach Kaiba's Anerkennung sehnte, aber einfach so abgestempelt zu werden, ohne dass der andere ihn überhaupt kannte, war bitter. Joey stieß sich von der Wand ab und ging die Treppe nach unten. Es hatte keinen Sinn, sich über so was Gedanken zu machen. Kaiba war ein Arsch, der niemanden mochte außer seinen Bruder Mokuba. Für Kaiba war er halt nur eine weitere Person aus der Menge um ihn rum, mehr nicht. ,Und warum hat er sich dann überhaupt die Mühe gemacht, deinen Rauswurf zu verhindern und dich auf die Gallerie zu schleppen?' flüsterte eine kleine Stimme in seinem Kopf. ,Was weiß ich! Er wird gerade Lust und Laune dazu gehabt haben!' zischte Joey gedanklich zurück. ,Warum sollte er Lust und Laune haben, dich vor Ärger zu bewahren?' fragte die Stimme prompt. ,Er ärgert dich häufig genug selbst.' ,Woher soll ich das wissen?! Frag doch Kaiba! Und lass mich in Ruhe, ich will mich amüsieren!' Joey schritt zielstrebig auf die Bar zu. Zu seiner Erleichterung antwortete ihm die kleine Stimme in seinem Kopf nicht mehr. Vielleicht hatte sie seinen Vorschlag beherzigt und belästigte jetzt Kaiba. *** Kaiba saß wieder auf seinem Platz auf der Gallerie und beobachtete die Tänzer. Man hätte ihn für eine Statur halten können, so bewegungslos saß er da. Aber sein Hirn arbeitete mit doppelter Lichtgeschwindigkeit. Dieser verflixte Wheeler! Kaum tauchte er auf, da gab es auch schon Ärger! Konnte sich dieser Köter nicht einmal von Schwierigkeiten fernhalten?! Obwohl... vielleicht war es diesmal wirklich nicht allein seine Schuld. Ein Bild tauchte vor Kaiba's innerem Auge auf: ein abgerissen aussehender Typ hielt Joey in einem Klammergriff, während ein ebenso abgerissener Typ versuchte, ihn zu küssen. Kaiba fühlte, wie die Wut erneut in ihm hoch kochte. Und darüber ärgerte er sich nur noch mehr! Was zum Teufel hatte ihn da heute Abend geritten!?! Einfach so aufzuspringen und von der Gallerie zu stürmen, um einen menschlichen Hund zu retten! Er war Vorsitzender von einer Firma und nicht von einem Tierschutz-Verein! Außerdem war es gar nicht nötig gewesen, selbst einzugreifen! Das Sicherheitspersonal hatte alles voll im Griff gehabt! Andererseits, Joey wäre rausgeschmissen worden, zusammen mit diesen Typen, wenn er nicht aufgetaucht wäre. Aber verdammt, was scherte ihn das?! Das war Wheeler's Problem! Und der war ihm absolut egal! ,Ach tatsächlich?' fragte eine kleine Stimme in seinem Kopf. ,Wenn er dir so egal ist, warum hast du dann nicht zugelassen, dass die Sicherheit ihn rauskickt?' ,Ich war nun mal schon bei Wheeler angelangt. Ich wollte den Weg nicht umsonst gemacht haben. Ich hasse nichts mehr, als meine Zeit zu verschwenden.' dachte Kaiba kühl zurück. ,Wo du es gerade ansprichst, warum bist du überhaupt losgestürmt, als du Joey in Schwierigkeiten gesehen hast?' Keine Antwort. ,Nun?' fragte die Stimme mit einem Hauch von Ungeduld. ,Soll das etwa heißen, du empfindest doch etwas für ihn?' ,Unsinn! Er ist eine komplette Zeitverschwendung!' brauste Kaiba auf. ,Oh? Ist das so?' Die kleine Stimme klang recht zweifelnd. ,Dafür warst du aber extrem sauer auf diese drei abgehalfterten Typen. Und warum hast du Joey eigentlich mit auf die Gallerie genommen? Und was sollte das vorhin auf der Gallerie?' Keine Antwort. ,Nun? Ich warte.' ,HALT DEINEN MUND!!!' dachte Kaiba mit soviel tödlicher Kälte, wie er nur aufbringen konnte. Anscheinend wirkte es, denn danach herrschte segensreiche Ruhe, und er war wieder allein in seinem Kopf. Das fehlte ihm gerade noch, dass irgend so ein kleines Stimmchen ihn ins Kreuzverhör nahm! Anscheinend war er mehr überarbeitet als er dachte, wenn er schon anfing, Unterhaltungen in seinem Kopf zu führen. Es war wohl das Beste, wenn er nach Hause ging. Eigentlich war er ja gar nicht müde, aber was sollte es. Hier in der Disco war eh nichts los. *** Joey war inzwischen an der Bar angelangt und hatte sich eine Cola bestellt. Als er gerade bezahlen wollte, reichte eine Hand über seine Schulter hinweg dem Barkeeper die erforderlichen Münzen. "Hier, lass mich das zahlen." sagte eine freundliche Stimme. Joey sah sich überrascht um. Hinter ihm standen zwei Mädchen, die etwa in seinem Alter waren. Sie hatten Glitzershirts an und ein ziemlich auffälliges farbenfrohes Make-up aufgelegt. Sie schienen überhaupt eine ziemliche Leidenschaft zu haben für alles, was im Licht glitzerte. Es wirkte bereits ein wenig übertrieben, aber Joey hatte nichts gegen ihre Gesellschaft. Sie sahen trotz des ganzen Glitters sehr nett aus, und das hier war schließlich eine Disco. Es war kaum anzunehmen, dass sie so glitzernd auch sonst rumliefen. "Hey, danke." sagte Joey, nahm seine Cola und drehte sich ganz zu den Mädels um. Anscheinend war seine Pechsträhne vorbei, und er lernte jetzt endlich nette Leute kennen. Vielleicht wurde es ja doch noch ein schöner Abend. "Keine Ursache." sagte die Kleinere von den beiden. "Ich heiße Cindy, und das hier ist Tina." "Ich bin Joey." "Das war eine ganz tolle Show vorhin, Joey!" mischte sich nun Tina ein. "Diese drei Kerle auf Abstand zu halten, bis die Gorillas von der Sicherheit da waren, war bestimmt schwierig!" "Einfach Klasse! Wir haben hier schon lange nichts wirklich aufregendes mehr erlebt!" Cindy strahlte Joey an wie eine Tausend Watt-Birne. "Na ja, ich kann mich schlecht von ein paar dahergelaufenen komischen Typen anmachen lassen." winkte Joey ab. Die Mädels waren ja sehr enthusiastisch über diese Kleinigkeit. Für ihn war dass nur eine Prügelei von vielen, aber hier im Night Palace kam so was wohl eher selten vor. Wer wollte sich denn auch schon mit dem Sicherheitspersonal anlegen, wenn die alle Ähnlichkeit mit Herkules und Schwarzenegger hatten? Tina verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund und meinte angewidert: "Diese drei Kerle sind hier schon öfter unangenehm aufgefallen. Gut, das sie rausgeflogen sind. Das sind total blöde Typen!" "Und dann wärst du durch deren Schuld auch noch fast rausgeflogen! Das ist total ungerecht!" fügte Cindy hinzu und sah Joey mitfühlend an. "Halb so wild. Ich hab ja Glück gehabt." winkte Joey ab. "Da kann man wirklich von Glück reden!" Cindy's Begeisterung kehrte schlagartig zurück, und auch Tina strahlte schon wieder über das ganze Gesicht. Joey zog eine Augenbraue hoch und fragte sich, ob die Mädels was eingeschmissen hatten. Drogen waren natürlich in allen Discotheken verboten, aber er könnte wetten, dass man hier in der Gegend welche bekommen konnte. Diese hyperaktive Fröhlichkeit der beiden konnte doch nicht von einem kleinen Vorfall auf der Tanzfläche kommen, oder doch? Nachdenklich nahm Joey einen Schluck von seiner Cola. "Es muss Glück sein, wenn man gerettet wird von dem großartigen SETO KAIBA!!!" HUST! SPUCK! Joey riss die Augen überrascht auf und griff sich mit einer Hand an den Hals. Da hatte er sich doch prompt an seiner Cola verschluckt! Tina's und Cindy's Begeisterung konnte dies nicht bremsen. "Das muss total toll sein, sich zu seinem Retter umzudrehen und festzustellen, dass man von einer Berühmtheit gerettet wurde!" sagte Cindy mit träumerischer Schwärmerei in der Stimme und klopfte dem hustenden Joey abwesend mit einer Hand auf den Rücken. "Er ist ja so tapfer und gutaussehend!" schwärmte Tina, und Joey hätte schwören können, dass er kleine Herzchen in ihren Augen blinken sah. "Und einer der reichsten Junggesellen der Welt! Er erinnert mich an einen Prinzen aus den Märchen." "Mich erinnert er eher an einen Ritter!" meinte Cindy. "Wie er Joey beschützte und dann sanft an der Hand nahm und ihn aus dem ganzen Chaos rausführte." Sanft?!?!?! Joey's Handgelenk tat jetzt noch weh, wenn er an den stahlharten Griff von Kaiba dachte. An der Schule, auf die er und Kaiba gingen, hatte Kaiba auch viele weibliche Fans, aber keines der dortigen Mädchen hatte ihn je als sanft bezeichnet. Dafür bezeichneten sie sein kaltes, arrogantes Verhalten als innere Stärke. Bei dem Gedanken drehte sich Joey der Magen um! "Obwohl..." begann Cindy nachdenklich, "Ich hab mal gehört, dass er sehr kalt ist zu anderen Leuten." Aha! Jetzt waren die Mädels auf der richtigen Spur. Joey erlaubte sich ein kleines Lächeln. "Aber das kommt bestimmt nur von der großen Verantwortung, die er hat! In so jungen Jahren schon Eigentümer von so einer riesigen Firma zu sein! Da muss man halt Stärke beweisen!" Zufrieden mit ihren Überlegungen nickte Cindy begeistert zu ihren eigenen Worten. "Du hast ganz recht!" pflichtete ihr Tina bei. "Die Leute, die ihn als kalt bezeichnen, verstehen ihn bloß nicht! Er ist halt der starke stille Typ!" In Joey's Bewußtsein war inzwischen ein riesiges mit Neonlichtern ausgestattetes Warnschild aufgetaucht. Die Lichter blinkten rythmisch und in der Mitte konnte man in leuchtenden roten Buchstaben die Worte ,ACHTUNG!!! KAIBA-GROUPIES!!!' lesen. "Er ist einfach total toll!!!" schwärmten Cindy und Tina weiter. Joey konnte nur mit Mühe den Drang unterdrücken, mit den Augen zu rollen. Er musste die Mädels irgendwie loswerden! Fragte sich nur noch wie. Hm, er hatte schon eine Idee. Hoffentlich klappte es. Joey wandte sich wieder den Mädels zu und zwang ein Lächeln auf seine Lippen, das allerdings ausgesprochen gequält wirkte. Zum Glück hatten die beiden in ihrer Verzückung über Kaiba bereits so weit vom Boden abgehoben, dass sie ihn gar nicht mehr richtig sahen. "Hört mal, ihr beiden. Kaiba ist doch noch da. Warum geht ihr nicht zur Gallerie und sagt ihm, wie toll ihr das von ihm gefunden habt?" "Das ist eine total tolle Idee, Joey!" kreischte Cindy begeistert. "Da können wir ihn endlich mal kennen lernen! Wir kommen immer in den Night Palace, weil er auch hier hin geht!" sagte Tina, schnappte sich Cindy's Hand und zog sie mit sich zur Treppe. "Tschüß, Joey. War nett, dich kennen zu lernen." riefen beide noch und waren verschwunden. Joey hatte ein wenig ein schlechtes Gewissen den Mädels gegenüber. Wenn sie Kaiba tatsächlich antrafen, würde dieser sie höchstwahrscheinlich so runterputzen, dass sie glaubten, sie wären in einem Cabrio mit offenem Verdeck durch die Autowaschanlage gefahren. Aber andererseits würde dadurch vielleicht der Realitätssinn zu den Mädchen zurück kehren, was für ihre Zukunft große Vorteile haben würde. Nun, alles hatte seine Vor- und Nachteile. Joey trank seine Cola aus und wandte sich zum Gehen. Er hatte keinen Bock mehr, noch weiter in der Disco rumzuhängen. Zumindest machte es ihm jetzt nichts mehr aus, dass er sich die Eintrittskarten für den Night Palace nicht leisten konnte. In eine Disco, wo Kaiba und seine Groupies rumzuhängen pflegten, würde er keinen Schritt mehr tun. ------------------------ Fortsetzung folgt... Kapitel 4: Teil 4 ----------------- Titel: Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil: 4/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Rating: PG-14 (zumindest für's letzte Kapitel geplant) Pairing: Seto Kaiba / Joey Wheeler Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. "..." = sprechen ,...' = denken -------------------------------------------------- Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil 4 Joey verlies das Gebäude. Nach dem Gedränge und der Wärme in der Disco war die Kühle der Nacht richtig angenehm. Es hatte geregnet, und das Licht der Straßenbeleuchtung spiegelte sich in der Nässe auf den Wegen. Am Himmel waren noch immer vereinzelt Regenwolken zu sehen, aber dazwischen funkelten die Sterne. Joey's Laune hob sich wieder. Was machte es schon, dass der Abend ein Reinfall gewesen war? Er war zumindest mal im Night Palace gewesen und hatte sich alles ansehen können. Das war immerhin besser als immer nur davon zu träumen, mal in die teuerste und bekannteste Disco der Stadt gehen zu können. Tristan würde staunen, wenn er ihm davon erzählte! Joey entschied sich für eine Abkürzung. Die Straße vor ihm war zwar hellbeleuchtet und führte zu einer Bushaltestelle, aber wenn er durch eine der Seitenstraßen direkt durch das Industriegebiet lief, konnte er seinen Nachhauseweg abkürzen und das Geld für den Bus sparen. Außerdem hatte er keine Lust, den Bus zu nehmen. Obwohl es geregnet hatte, war es eine schöne Nacht, und er wollte noch ein wenig laufen. Gedacht, getan! Joey bog in eine Seitenstraße ein. Die Straße war schmal und nicht sehr gut beleuchtet, immerhin war das hier kein Wohngebiet, aber Joey machte das nichts aus. Er genoss die Stille. Die Musik in der Disco war toll gewesen, aber auch ziemlich laut. Das hier war eine erholsame Abwechslung. In seine Gedanken versunken, hörte Joey nicht die leichten Schritte hinter sich, bis er plötzlich gepackt und gegen eine Wand geschmettert wurde! Sein Rücken prallte gegen den harten Stein, und Schmerz schoss sein Rückgrat entlang! Farbige Blitze durchschnitten für einen Moment sein Blickfeld, als sein Kopf gegen die Mauer stieß! "Sieh mal einer an, was für ein glücklicher Zufall!" zischte eine unangenehm vertraute Stimme in Joey's Gesicht. Joey's Blickfeld wurde wieder klar, doch er wünschte sich, der Anblick vor ihm wäre ihm erspart geblieben. Die drei Typen, die ihn in der Disco bedrängt hatten und rausgeworfen wurden, standen im Halbkreis um ihn rum. Und sie gaben wohl ihm die Schuld an ihrem Rauswurf. "Wir haben da noch eine kleine Rechnung mit dir offen, Blondschopf!" schnauzte einer und schlug mit der Faust drohend in seine andere Handfläche. Damit war Joey's Annahme bestätigt, obwohl er diese Bestätigung wirklich nicht gebraucht hätte. "Yeah, wir werden's dir heimzahlen! Und vielleicht haben wir dann noch ein wenig Spaß mit dir!" fügte der Dritte grinsend hinzu und ließ seine Blicke gierig über Joey's Körper gleiten. Der letzte Kommentar tat es! Joey's Temperament bekam wieder einmal die Oberhand und er schnauzte zurück: "Es sollte echt keiner von euch versuchen zu grinsen, eure Gesichter sind dann tatsächlich noch hässlicher als sonst! Obwohl ich das echt kaum noch für möglich gehalten hätte!" Die Gesichter der drei Typen verzogen sich vor Hass, und nun sahen sie wirklich hässlich aus. "Immer noch so frech, Kleiner? Wir werden dir das schon austreiben!" Mit diesen Worten gab der Größte der Kerle seinen beiden Kumpels einen Wink, und sie sprangen vorwärts. Joey konnte dem ersten Hieb noch ausweichen, aber der Zusammenstoß mit der Wand saß ihm immer noch in den Gliedern. Seine Knie fühlten sich an wie aus Watte, und sein Körper bewegte sich langsamer als sonst. Er war zu langsam, um dem zweiten Hieb noch vollständig auszuweichen, und er traf ihn schmerzhaft an der linken Schulter. Dem dritten Hieb konnte er nicht mehr ausweichen! Eine Faust bohrte sich solide und mit ziemlicher Wucht in seinen Magen! Joey stieß keuchend die Luft aus und klappte zusammen. Wellen von Schmerzen liefen durch seinen Körper, und er hatte das Gefühl, als könnte er für die nächsten Wochen nichts mehr essen. Das würde einen wundervollen Bluterguss auf seinem Bauch geben! Plötzlich war das Klatschen zweier Hände in der Stille der Seitenstraße zu hören. Die drei Typen erstarrten überrascht, als sie den Applaus hörten. Aus einer unbeleuchteten Ecke heraus war eine Stimme zu hören: "So sehr mir ein solcher Akt von Feigheit auch imponiert, würde ich doch davon abraten, den streunenden Hund weiterhin zu belästigen." Joey hätte diese eine kalte Stimme unter Tausenden wiedererkannt. Er hatte sie oft genug gehört, sie verfolgte ihn praktisch noch in seine Träume! Die drei Typen hatten dagegen keine Ahnung und reagierten auch entsprechend: "Wen nennst du hier einen Feigling?! Komm lieber raus aus deinem Versteck, dann können wir dir auch gleich eine Lektion erteilen!" In den Schatten bewegte sich etwas und dann trat eine schlanke Gestalt mit eisblauen Augen ins Licht einer nahen Straßenlaterne. Ein dunkelblauer Trenchcoat umhüllte die Person, die sich mit langsamen Schritten auf die Gruppe zu bewegte, als hätte sie alle Zeit der Welt, oder als wüsste sie, dass ihr niemand entkommen konnte. Der Neuankömmling brauchte sich nicht vorzustellen. In dieser Stadt wusste praktisch jeder, wer er war. Auch die drei Typen waren nicht so dumm. "Seto Kaiba!" zischte einer von ihnen seinen Namen. Kaiba blieb zwei Meter vor ihnen stehen und fuhr fort: "Ich hege berechtigte Zweifel daran, dass mir ein paar Verlierer wie ihr etwas beibringen könnt. Was das Hündchen angeht, so hat er schon oft genug bewiesen, dass er zu dumm ist, neue Tricks zu lernen. Daher empfehle ich euch, ihn in Ruhe zu lassen. Ihr verschwendet nur Zeit." In seiner Stimme lag das übliche Maß an Kälte und Verachtung, das er benutzte, wenn er mit Leuten sprechen musste, die ihm zuwider waren. Joey richtete sich langsam wieder auf. Er musste sich mit einer Hand an der Wand abstützen und presste den anderen Arm schützend über seinen schmerzenden Bauch. Er entschied sich, für diesmal die Beleidigung durch Kaiba zu ignorieren, ihm fehlte eh die Luft für eine Erwiderung. Er interessierte sich mehr dafür, was Kaiba hier in dieser Seitenstraße machte. Auch wenn er Erleichterung über die Unterbrechung der Prügelei empfand, er wollte nicht schon wieder von seinem Erzfeind Kaiba gerettet werden! ,Aber, verdammt, in meinem Zustand kann ich gegen diese Blödmänner nichts tun!' erkannte Joey frustriert. Die drei besagten Blödmänner hatten sich mittlerweile von ihrem Schock über das Auftauchen von Kaiba erholt und dachten gar nicht daran, dass Feld zu räumen. "Was mischst du dich ein? Es ist nicht deine Angelegenheit, was wir machen!" "So lästig ich diese alberne kleine Szene hier auch finde, es ist meine Pflicht als guter Bürger, gegen Tierquälerei einzuschreiten." Die drei Typen begannen, sich gegen Kaiba zu wenden. Joey schien zumindest vorübergehend vergessen. "Es wäre besser, wenn du verschwindest!" drohte der Größte der drei Kerle. Kaiba zeigte bei diesen Worten zum ersten Mal seit seinem Auftauchen etwas anderes als Kälte oder Verachtung. Ein spöttisches Lächeln verzog seine Lippen, und seine Stimme verriet einen Hauch von Belustigung, als er erwiderte: "Besser für euch Verlierer wäre das auf jeden Fall." Das brachte das Fass zum Überlaufen! Außer sich vor Wut stürzten sich die Drei auf Kaiba, und einer von Ihnen brüllte: "Dir arrogantem Waschlappen werden wir es schon zeigen!!!" Joey schloss für einen Moment seine Augen, um seine Kräfte zu sammeln. Er war zwar immer noch mitgenommen, aber er musste Kaiba zu Hilfe eilen. Er hatte Kaiba zwar nicht um seine Hilfe gegen die drei Typen gebeten, aber nachdem dieser trotzdem eingeschritten war, wollte Joey ihm nichts schuldig bleiben. Außerdem war drei gegen einen unfair. Als der erste Schrei ertönte, öffnete Joey seine Augen, stieß sich von der Wand ab und wollte sich in die Prügelei stürzen. Er kam nur einen Schritt weit. Wie angewurzelt blieb er stehen, und seine Kinnlade fiel vor Staunen nach unten! Der Anblick, der sich ihm bot, war extrem unerwartet und einfach unglaublich! Kaiba wischte mit den drei Kerlen den Boden auf!!! Sie hatten keine Chance gegen ihn! Kaiba wich ihren Schlägen mit der Eleganz eines Tänzers und ohne jegliche sichtbare Anstrengung aus. Seine eigenen Schläge saßen präzise da, wo er wollte. Als einer der Typen den Fehler machte, zu einem Schwinger gegen Kaiba's Gesicht anzusetzen, packte Kaiba seinen Arm, nutzte den Schwung seines Angreifers und warf ihn gekonnt über seine Schulter direkt auf einen seiner beiden Kumpel. Kaiba musste irgendwann mal Kampfsport betrieben haben, seine Überlegenheit war offensichtlich. Joey schluckte und war plötzlich sehr, sehr froh, dass er Kaiba in der Schule nie körperlich angegriffen hatte. Kaiba hätte ihn zur Schnecke gemacht, dessen war er sicher. Vielleicht waren die drei Blödmänner doch nicht so dumm, wie Joey gedacht hatte. Jedenfalls brauchten sie nicht lange, um zu begreifen, dass sie hoffnungslos unterlegen waren. Fluchend und mit einer letzten rüden Geste zu Kaiba hin ergriffen sie die Flucht. Innerhalb von wenigen Sekunden war selbst das Geräusch ihrer sich entfernenden Schritte verstummt. Und das ließ Joey allein in einer verlassenen Seitenstraße mit Kaiba. Joey fand das nicht so toll. Andererseits hatte ihm die Gesellschaft dieser drei Typen noch weniger gefallen. Vielleicht sollte er sich bei Kaiba bedanken. Immerhin hätten die drei Typen ihn sonst total fertig gemacht. Aber sich ausgerechnet bei Kaiba bedanken, der ihn regelmäßig zur Weißglut trieb, wenn er nur auftauchte?! Verdammt! Während Joey noch mit sich kämpfte, trat Kaiba vor ihn und ergriff das Wort: "Kannst du eigentlich gar nichts richtig machen, Hündchen? So spät am Abend durch verlassene, schlecht beleuchtete Straßen zu wandern! Ausgerechnet du, der jede Form von Ärger anzieht wie ein Magnet! Du kannst von Glück sagen, dass ich gesehen habe, wie diese Drei dir in die Seitenstraße folgten!" "Ich kann auf mich selbst aufpassen! Ich wäre da schon rausgekommen!" antwortete Joey störrisch. "Es grenzt an ein Wunder, dass du noch lebst, wenn das die Art ist, wie du aufpasst." konterte Kaiba. "Vielleicht solltest du besser aufhören, durch die Straßen zu streunen, und dir ein Herrchen suchen, das auf dich aufpasst." "Und dieses Herrchen willst wohl du sein, oder was?!" fauchte Joey. Kaiba grinste amüsiert. "Ich habe nicht vor, mir einen Hund anzuschaffen. Ich hätte gar nicht die Zeit, mit dir Gassi zu gehen. Aber vielleicht würde sich Mokuba ja freuen, wenn er dich zum Spielen und Streicheln hätte." "Was auch immer." meinte Joey etwas außer Atem. Die Nachwirkungen von dem Angriff von vorhin waren immer noch nicht ganz abgeklungen, und er schwankte ein wenig auf seinen Beinen, was Kaiba mit einer hochgezogenen Braue zur Kenntnis nahm. "Jedenfalls danke für deine Hilfe." brummte Joey, ohne Kaiba dabei anzusehen. "Wie war das?" Kaiba lehnte sich interessiert vor. "Übertreib es nicht, Kaiba." knurrte Joey ihn an. Kaiba schenkte Joey wieder eins seiner spöttischen Lächeln und holte sein Handy hervor, um seinen Chauffeur anzurufen und ihm Anweisungen zu geben, wo er ihn abholen sollte. Joey überlegte, ob er doch lieber zur Bushaltestelle gehen oder weiter durch das Industriegebiet laufen sollte. Aber es bestand immerhin die Gefahr, dass er diesen drei Typen noch mal über den Weg laufen würde. Bei seinem Pech heute Abend war das doch recht wahrscheinlich. Außerdem fühlte er sich gar nicht mehr so gut, die Bushaltestelle war wohl doch die bessere Wahl. Ein paar Wassertropfen trafen ihn im Gesicht. Joey schaute hoch und seufzte schwer. Dunkle Wolken bedeckten jetzt den Himmel, und es fing an zu regnen, wenn auch nicht sehr stark. Der Wind war auch merklich kühler, und Joey erschauerte in der kühlen Brise. Das war einfach nicht sein Tag heute. Ein warmer Mantel wurde ihm um die Schultern gelegt. Joey drehte sich überrascht zu Kaiba um. Dieser stand nun ohne seinen Trenchcoat da. Joey war so erstaunt, dass ihm die Worte fehlten. Er wollte Kaiba fragen, wieso er dies getan hatte, wo er sich doch sonst nicht um andere zu scheren schien, aber alles, was aus seinem Mund rauskam, war ein: "Äh..." Kaiba kicherte. Er hatte eigentlich gar nicht lachen wollen, aber der Anblick von einem vor Staunen erstarrten Joey war einfach zu fiel. Joey reagierte mit absoluter Verblüffung auf Kaiba's Ausrutscher in seiner Selbstkontrolle, und Kaiba konnte nur mit Mühe ein wirkliches Lachen unterdrücken. Dieser Gesichtsausdruck... Und da wunderten sich Joey's Freunde darüber, dass er Joey ärgerte? Es erstaunte ihn, dass sie es ihm nicht gleich taten. Als Joey Anstalten machte, ihm den Trenchcoat zurück zu geben, winkte Kaiba ab. "Lass ihn an, Wheeler. Es ist recht kühl geworden, und ich bin immer noch wärmer angezogen als du." "Aber es regnet." wandte Joey ein. "Meine Limousine kommt gleich." Wie auf's Stichwort bog die schwarze Limousine um die Ecke. Joey entschied, dass dies sein Stichwort war, und machte sich auf den Weg zur Bushaltestelle. Kaiba's Hand auf seiner Schulter hielt ihn jedoch zurück. "Wo willst du hin, Hündchen?" "Zur Bushaltestelle." antwortete Joey, der immer noch viel zu erstaunt über Kaiba's uncharakteristisches Verhalten war, um über den Spitznamen wütend zu werden wie sonst auch immer. Kaiba schüttelte nur den Kopf. "Ich bringe dich nach Hause. Der städtische Hundefänger kommt sonst noch und holt dich." Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit verschlug es Joey die Sprache! Seto Kaiba, Herr Reich-und-Arrogant, war nett zu ihm!?!?! Vielleicht hatte er eine Kopfverletzung erlitten, als er mit dem Kopf gegen die Wand schlug, und bildete sich das alles jetzt nur ein. Oder Kaiba war vorhin am Kopf getroffen worden, auch wenn es gar nicht danach ausgesehen hatte, dass er überhaupt getroffen worden war. Der Chauffeur war ausgestiegen und öffnete seinem Chef die Wagentür. Mit der Hand immer noch an Joey's Schulter führte Kaiba den geschockten Jungen zum Wagen und drückte ihn hinein. Noch bevor Joey die Sache richtig registrieren konnte, ging die Tür wieder zu, und er saß im luxuriösen Inneren einer First-Class-Limousine. Joey fand, dass die dunkelblauen Ledersitze sich ausgesprochen real anfühlten. Damit schied die Möglichkeit, dass er sich dies nur einbildete, aus. Blieb noch die Möglichkeit, dass Kaiba verletzt worden war. "Hey, Hündchen, wo ist deine Hundehütte?" "Was?" fragte Joey, der in seine Gedanken versunken die Frage nicht mitbekommen hatte. "Ich will wissen, wo du wohnst, damit ich dich nach Hause bringen kann." Kaiba rollte kurz mit den Augen. "Du bist heute Abend noch schwerer von Begriff als sonst." Joey ignorierte den Kommentar und nannte Kaiba seine Adresse. Kaiba griff zu einem Telefonhörer, der ihn mit dem Chauffeur verband, und gab die Adresse weiter. Kurz darauf setzte sich die Limousine in Bewegung. Joey beschloss, dass es besser war, jetzt zu fragen: "Ähm, Kaiba, die Typen haben dich vorhin nicht erwischt, oder so?" Kaiba schnaufte abfällig. "Solche blutigen Anfänger? Die hatten doch vom Kämpfen keine Ahnung. Sie bauten ausschließlich auf ihre körperliche Stärke. Erinnert mich irgendwie an dich." "Also kein Treffer am Kopf, keine Kopfschmerzen, oder so?" Kaiba warf Joey einen scharfen Blick zu. "Von diesen Nieten hat nicht einer einen Schlag landen können. Warum fragst du mich das? Bist du so enttäuscht darüber, Straßenköter, oder hoffst du, dass ich vielleicht doch noch zusammen breche? Du benimmst dich seltsam. Hast du Flöhe?" Jetzt reichte es Joey. "Hey, du bist derjenige, der sich hier seltsam benimmt! Du bist ja fast nett, Kaiba! Es geschehen also doch noch Wunder!" Kaiba fühlte, wie eine leichte Röte in seine Wangen stieg, und schaute schnell zu seinem Fenster heraus, damit Joey es nicht sah. Er war nett? Na ja, gut, Joey hatte "fast nett" gesagt, aber das war mehr als je jemand zu ihm gesagt hatte, mit Ausnahme von Mokuba. Er kannte die Schmeicheleien von Geschäftspartnern und Speichelleckern zu genüge, aber das waren alles Lügen! Ein echtes Kompliment oder etwas in dieser Art von jemand anderem außer seinem kleinen Bruder hatte er noch nie bekommen. ------------------------ Fortsetzung folgt... Kapitel 5: ----------- Titel: Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil: 5/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Rating: PG-14 (zumindest für's letzte Kapitel geplant) Pairing: Seto Kaiba / Joey Wheeler Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. ---------------------------------------------------- Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil 5 "Hey, Kaiba?" Joey kam die plötzliche Stille merkwürdig vor. Und warum schaute Kaiba denn jetzt so interessiert aus dem Fenster? Da draußen sah man doch nichts außer dunkle Straßen und Häuser. Neugierig rückte er näher. "Was gibt's, Hündchen?" Kaiba versuchte, sein Gesicht wieder in die ausdruckslose Maske zu verwandeln, die ihm immer schon gute Dienste geleistet hatte. Zumindest seiner Stimme konnte man glücklicherweise nichts anmerken, sein Ton war so gleichgültig als ginge ihn die ganze Welt nichts an. Joey rückte noch ein wenig näher und stützte sich kurz vor Kaiba mit beiden Händen auf dem Polster ab. Dann beugte er sich vor und wollte um Kaiba herum einen Blick auf dessen Gesicht werfen, als sich der Wagen unerwartet in eine Kurve legte! Joey verlor den Halt und fiel nach vorne! Kaiba sah die Bewegung aus den Augenwinkeln und drehte sich genau in diesem Moment wieder zu Joey um. Prompt fiel Joey in Kaiba's Arme, sein Gesicht gegen dessen Brust gedrückt. Kaiba versuchte, ihn aufzufangen, was damit endete, dass sein Arm sich in einer Umarmung um Joey legte, während die Hand an seinem anderen Arm mit einer Hand von Joey zusammenstieß. Ihre Finger verschränkten sich ineinander. Die beiden saßen wie erstarrt! Keiner rührte sich. Kaiba's mühsam wiedergefundene Selbstkontrolle war erneut zum Teufel, wie man unschwer an seinem geröteten Gesicht erkennen konnte. Joey's Gesicht war kaum zu sehen, da es in Kaiba's Hemd vergraben war, aber nach den paar Stellen, die man noch sehen konnte, zu urteilen, konnte seine knallrote Gesichtsfarbe jede Tomate beschämen. Die Schrecksekunden über den kleinen Unfall hielten nicht lange an. Joey richtete sich schnell auf, und ebenso schnell entlies Kaiba ihn aus seiner Umarmung. "Oh, das... das tut mir leid, Kaiba." stotterte Joey verlegen, ohne Kaiba dabei anzusehen. Statt dessen musterte er interessiert den Boden zu seinen Füßen. Interessant, die Limousine war mit dunkelblauem Teppich ausgelegt. "Ist schon gut, Joey." antwortete Kaiba mit einer für ihn völlig uncharakteristisch sanften Stimme. Er blickte konzentriert aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Gebäude. Sieh einer an, er hatte gar nicht gewusst, dass die Firma Kinoma Technologie hier ein Lagerhaus hatte. Joey und Kaiba wurde mit einem Mal bewusst, dass sie beide etwas vergessen hatten. Sie hielten einander immer noch an den Händen fest. Nebeneinander auf den weichen Lederpolstern sitzend, der blonde Kopf gesenkt, der dunkelhaarige Kopf dem Fenster zugewandt, wusste keiner von beiden so recht, was er jetzt tun sollte. Eigentlich wäre es doch eine einfache Sache gewesen, die Hand des anderen loszulassen, und dann wieder doch nicht. Es war doch eigentlich gar nicht angebracht, dass gerade diese zwei so gegensätzlichen Jungen miteinander händchenhaltend im Wagen saßen, und es wäre doch nur logisch, die Hände voneinander zu lösen, oder? Aber irgendwie erschien die kleine Kraftanstrengung, die dafür nötig gewesen wäre, viel zu schwer. Und irgendwie fühlte sich die Wärme der anderen Hand gut an. Und wenn sich etwas gut anfühlt, ist es doch logisch, es so zu belassen wie es ist, oder? Weder Kaiba noch Joey rührte sich. Sie hingen ihren eigenen Gedanken nach, Hände haltend im Innern von Kaiba's Limousine. Joey blickte auf den blauen Teppichboden unter seinen Füßen. ,Kaiba mag anscheinend blau, sein Hemd und sein Trenchcoat sind auch blau. Aber kein blau, dass ich jemals gesehen habe, reicht an die Farbe seiner Augen heran... so ein wunderschönes Saphirblau... Hey, was denke ich denn da?!? Denk an was anderes, Joey, zum Beispiel an den Abend im Night Palace. Tristan, Yugi und Tea werden staunen, wenn sie davon hören. Nur schade, dass diese drei Blödmänner da waren, aber Kaiba hat mir ja geholfen, sogar gleich zweimal... Hoppla, ich wollte doch nicht daran denken. Denk an was anderes, Joey, zum Beispiel... zum Beispiel an... das Wetter! Es war doch eigentlich angenehm warm, als ich von zu Hause losging, dafür ist es jetzt aber ganz schön kühl geworden. Und angefangen zu regnen hat es auch. Das nächste Mal nehm' ich sicherheitshalber doch 'ne Jacke mit. Aber Kaiba hat mir ja seinen Trenchcoat gegeben, obwohl er dann selbst ohne Mantel im Regen stand. Das war echt nett von ihm, wie ungewöhnlich. Verflixt! Ich wollte doch an was anderes denken! Ich denk an... an... die Limousine! Ich fahre zum ersten Mal in einer Limousine. Sehr bequem und komfortabel, das muss ich echt sagen. So viel Leder und Holz. Na ja, Kaiba kann sich das leisten. Ich glaube, sein Hemd ist aus Seide. Es roch gut... nach Kaiba. Kaiba riecht gut. Aaargh! Sind wir denn nicht bald da?!?!!!' Kaiba blickte aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Häuserreihen. ,Joey ist ungewöhnlich schweigsam. Normalerweise redet er viel mehr. Und gibt immer verbal Konter, er lässt sich nichts gefallen. Das mag ich auch so an ihm. Hey, was denke ich denn da?!? Denk an was anderes, Seto, zum Beispiel an den Abend im Night Palace. Furchtbar langweilig, außer einer guten Lasershow haben die nichts zu bieten. Na ja, die Tanzfläche ist auch recht beeindruckend, aber wenn ich hinuntergehe zum Tanzen, hab ich ja nie meine Ruhe. Dauernd werde ich angemacht. Wenigstens versucht niemand das Gleiche mit mir, was die drei Idioten heute mit Joey versucht haben. Was bildeten diese Idioten sich überhaupt ein?! Legen Hand an mein Hündchen! Moment Mal! Mein Hündchen?! Wo kam denn das her??? Reg dich nicht auf, Seto. Atme tief durch, und denk an was anderes. Zum Beispiel... zum Beispiel... an das Wetter! Der Wetterbericht hatte ja Regen für den Abend vorhergesagt. Ausnahmsweise haben sie sogar recht behalten. Joey hatte gar keine Jacke dabei. Typisch, hat den Wetterbericht wohl nicht gehört und ist einfach losmarschiert. Es ist ganz schön kühl geworden. Joey zitterte wie ein kleiner Hund, den man in den Regen hinausgelassen hatte. Sein Erstaunen, als ich ihm meinen Trenchcoat gab, war absolut sehenswert! Ist das ein Lächeln auf meinem Gesicht?!? Ich sollte doch mehr Selbstkontrolle haben! Okay, denk an was anderes, Seto! Hm, riecht es hier nicht leicht nach Reinigungsmitteln? Richtig, ich habe die Limousine vor kurzem reinigen lassen, daher kommt der Geruch. Vielleicht sollte ich ein Raumdeodorant für die Limousine kaufen. Welchen Duft sollte ich wählen? Apfel? Joey's Haare rochen nach Apfel... Apfelshampoo... Ob Mokuba etwas dagegen hätte, wenn ich einen Hund mit nach Hause bringen würde? Aaargh! Sind wir denn nicht bald da?!?!!!' Die Limousine hielt an. Doch keiner der beiden ließ sich in seinen Gedankengängen stören. Eine rote Ampel, ein Zebrastreifen, was auch immer den Stop verursacht hatte, war nicht wichtig. Es würde sicher gleich weitergehen. Die Wagentür des Fahrers öffnete und schloss sich wieder. Schritte näherten sich Joey's Tür. Die Jungen schreckten aus ihren Gedanken hoch. Waren sie etwa schon da? Das konnte doch unmöglich sein! Die Tür an Joey's Seite wurde geöffnet. Blitzschnell ließen die Jungen einander los. Das fehlte gerade noch, dass der Chauffeur sie beim Händchen halten erwischte! Beide fühlten Erleichterung, aus dieser ungewöhnlichen und seltsamen Situation heraus zu sein. Und doch... irgendwie vermissten beide die Wärme von der Hand des anderen. Der Chauffeur stand in Hab-Acht-Stellung neben der Tür und verkündete: "Wir sind angekommen, Sir." Joey schreckte überrascht hoch. So schnell? Er hätte gewettet, dass sie gerade mal aus dem Industriegebiet raus waren, und jetzt standen sie schon vor seinem Zuhause! Joey stieg aus der Limousine und dankte dem Chauffeur. Über die Schulter sagte er: "Danke für's Heimfahren, Kaiba. Ich seh' dich morgen in der Schule." "Bis Morgen, Wheeler." hörte er Kaiba sagen, dann schloss der Chauffeur die Tür wieder und kehrte zum Fahrersitz zurück. Joey befand sich schon auf halbem Weg zur Eingangstür, als ihm einfiel, dass er immer noch Kaiba's Trenchcoat um seine Schultern gelegt hatte. Er blickte zurück zur Straße, doch er konnte nur noch die Rücklichter der Limousine um eine Ecke verschwinden sehen. *** Kaiba blickte auf die Polster, wo eine Minute zuvor noch Joey gesessen hatte. Wie seltsam, die Fahrt bis zu Joey's Zuhause war ihm wie eine Ewigkeit erschienen, aber als sie dann angekommen waren, erschien es ihm viel zu früh. So als wären sie erst wenige Minuten unterwegs gewesen. Kaiba seufzte und ließ sich in die Polster zurück sinken. Er war müde und wollte ins Bett. Hoffentlich war Mokuba pünktlich ins Bett gegangen, wie er es ihm gesagt hatte, und hatte nicht noch heimlich Videospiele gespielt. Wenn er nach Hause kam, würde auch sein Chauffeur endlich frei haben wie der Rest seines Personals. Er würde durch das dunkle Haus gehen, die leeren Gänge entlang bis zu den Schlafzimmern, kurz nachsehen, ob Mokuba brav schlief und dann in sein eigenes Zimmer gehen. Am nächsten Morgen würde er um halb sechs aufstehen, Frühstück machen, Mokuba wecken, ihn zur Schule bringen und selbst zur Schule gehen. Nach der Schule würde er dann gleich in die Firma fahren und bis zum Abend arbeiten. Wenn er Glück hatte, sah er Mokuba morgen Abend, und sie konnten sich eine kleine Weile unterhalten. Aber vielleicht hatte Mokuba auch etwas mit seinen Freunden vor, oder Kaiba musste wegen eines Notfalls länger in der Firma bleiben. Dann würden sie erst Übermorgen beim Frühstück wieder miteinander reden. Oh Gott, er vermisste Mokuba. Und, das konnte er nicht leugnen, er vermisste Joey. *** Joey war unbemerkt von seinem Vater in die Wohnung gelangt. Ein kurzer Blick ins Wohnzimmer zeigte ihm, dass sein Vater auf der Couch eingeschlafen war, und nach der Anzahl leerer Bierflaschen zu urteilen, würde er auch nicht so schnell wieder aufwachen. Jetzt lag er auf seinem Bett und versuchte, endlich einzuschlafen. Das Problem war nur, er konnte einfach nicht schlafen. Dabei war er durchaus müde, sogar hundemüde! Abwesend rieb sich Joey mit einer Hand über den Bauch. Der Schlag, den er hatte einstecken müssen, hatte einen schönen blauen Fleck hinterlassen. Aber das war es nicht, was ihn wach hielt. An so was war er gewöhnt. Woran er nicht gewöhnt war, das hielt ihn wach. Und das war in diesem Fall die Erinnerung an einen gewissen Seto Kaiba, der ihn gerettet hatte, obwohl die Typen zu dritt gewesen waren! Ein Kaiba, der ihm seinen Trenchcoat gegeben hatte, obwohl es regnete! Der sogar gekichert hatte! Der ihn kurz im Arm gehalten hatte, als sie in der Limousine versehentlich zusammen stießen. Joey spürte, wie er erneut rot wurde, als er daran zurück dachte. Kaiba's Blick war immer so kalt, dass man meinen könnte, man hätte es mit einer Eisstatur zu tun. Dagegen war sein Körper so angenehm warm gewesen... Und er hatte so gut gerochen, irgendwie nach Tee und Herbstwald und baldigem Winter... Joey seufzte und gab auf. Er stand auf und ertastete sich vorsichtig im Dunkeln seinen Weg zu dem alten Stuhl in seinem Zimmer, dann ging er zum Bett zurück, in der Hand Kaiba's Trenchcoat. Er legte sich wieder hin und deckte sich zu. Den Trenchcoat legte er über die Decken neben sich und legte beide Arme darum. Dann vergrub er sein Gesicht im Futter des Trenchcoats. Es roch schwach nach Kaiba, und Joey seufzte wieder. Er würde sich morgen Gedanken über sein Verhalten machen. Heute Abend war er fiel zu müde dazu. Innerhalb weniger Minuten war er eingeschlafen und träumte vom kommenden Winter und vom Meer und von zwei saphirblauen Augen. *** In einem der besten Stadtviertel, weit weg von Joey's eher ärmlichem Zuhause, stand eine große Villa in völliger Dunkelheit. Die vielen Gänge und die meisten Zimmer lagen verlassen da, lediglich in zwei Räumen konnte man tiefe Atemzüge vernehmen. Man konnte zu der festen Überzeugung gelangen, dass beide Bewohner des riesigen Hauses längst schliefen. Nun, in Mokuba's Fall war das auch korrekt. Doch sein großer Bruder Seto Kaiba fand keine Ruhe. Er lag auf dem Rücken in dem riesigen Bett zwischen den Seidenlaken und starrte regungslos an die Decke. Er hätte gern geschlafen, doch seine Gedanken waren viel zu beschäftigt mit einem gewissen Hündchen mit goldenen Haaren und warmen braunen Augen. Kaiba's Gedanken wanderten zurück zum Night Palace, wo er Joey auf der Tanzfläche gesehen hatte, wie er von diesen drei Idioten bedrängt worden war. Er fühlte noch immer Wut in sich aufsteigen, wenn er daran dachte, aber sie war nicht mehr so stark wie vorher. Warum wurde er überhaupt so wütend darüber? Und später, als er vor dem Night Palace gestanden hatte und sah, wie Joey in der Seitenstraße verschwand und die drei Idioten ihm folgten. Er wusste, dass das nichts Gutes bedeutete, also war er ihnen gefolgt. Er konnte doch nicht zulassen, dass irgendjemand von diesen drei Typen zusammengeschlagen wurde und vielleicht noch Schlimmeres. Er war nicht so herzlos, und es war bestimmt nicht, weil es gerade Joey war, der in Gefahr schwebte. Trotzdem erklärte das nicht, was er empfunden hatte, als er sah, wie die drei Typen auf Joey einschlugen. Diese Wut, die so anders gewesen war als die, die er vorher im Night Palace empfunden hatte. Eine eiskalte Wut, die eine gefährliche Ruhe mit sich brachte. Er wünschte fast, er hätte den drei Typen noch mehr weh getan. Aber sie waren lächerliche Kämpfer gewesen, und Kaiba hatte mehr Kontrolle über sich. Eine Kontrolle, die Joey allerdings zum Platzen gebracht hatte. Kaiba konnte sich kaum erinnern, wann er das letzte Mal gekichert oder gar gelacht hatte. Und das alles nur wegen eines Blicks auf ein menschliches Hündchen mit einem Ausdruck absoluten Staunens auf seinem Gesicht. Bei der Erinnerung schlich sich wieder ein Lächeln auf Kaiba's Gesicht, und es tat gut! Und dann der körperliche Kontakt im Auto. Sicher, es war nur ein Zufall gewesen. Joey, tollpatschig wie er war, hatte den Halt verloren. Aber es hatte sich so seltsam gut angefühlt! Joey's Wärme zu fühlen, wie er seinen Kopf, wenn auch unbeabsichtigt, gegen Kaiba's Brust gepresst hatte, sein warmer Atem, der durch das Seidenhemd auf der Haut zu spüren war, und der Duft von seinen goldenen Haaren, die unmittelbar vor Kaiba's Gesicht gewesen waren, als dieser auf Joey hinabsah. Ob dieses Haar so weich und seidig war, wie es aussah? Kaiba seufzte tief. Was war nur mit ihm los? Er hatte sich noch nie so sehr von einer anderen Person ablenken lassen. Schon gar nicht von diesem Hündchen namens Joey Wheeler, das ständig kläffend über das Schulgelände sprang. Aber jetzt lag er hier und konnte nicht schlafen, weil seine Gedanken dauernd zu Joey zurück kehrten! Und er vermisste ihn!!! Er verstand sich langsam selbst nicht mehr! Kaiba drehte sich auf die Seite, zog eines der Federkissen in einer Umarmung an seine Brust und vergrub sein Gesicht darin. Morgen würde er den kleinen Kläffer Joey in der Schule sehen. Mit diesem Gedanken im Kopf schlief er endlich ein und träumte von einem kleinen Hund mit goldfarbenem Fell, der bellend über eine Sommerwiese auf ihn zurannte. Seine warmen braunen Augen lachten ihn glücklich an. ------------------------ Fortsetzung folgt... Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Titel: Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil: 6/7 Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Rating: PG-14 (zumindest für's letzte Kapitel geplant) Pairing: Seto Kaiba / Joey Wheeler Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. ----------------------------------------------------- Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil 6 Joey schritt die Straße entlang, seine Schultasche lässig über seine Schulter geworfen. Doch seinen Schritten fehlte die Energie, die ihn sonst auszeichnete. Statt dessen erschien er ungewöhnlich nachdenklich. Er wich jedem Hindernis ganz automatisch aus und achtete praktisch auf nichts um sich herum, mit Ausnahme des Verkehrs. Joey's Gedanken weilten nicht beim Hier und Jetzt, sondern bei Kaiba, und das war an sich schon ungewöhnlich. Normalerweise hätte Joey keinen Gedanken zuviel an diesen speziellen Mitschüler von ihm verschwendet, aber seit gestern Abend war das anders. Seit dieser Zeit konnte er anscheinend an nichts anderes mehr denken, und das verwirrte ihn nur noch mehr. Jedesmal, wenn er die Augen für einen Moment schloss, sah er Kaiba's Gesicht vor sich. Kaiba, wie er spöttisch grinste. Kaiba, wie er ihn zornig anfunkelte. Kaiba, wie er kicherte. Kaiba, Kaiba, Kaiba... Immer nur dasselbe Gesicht. Joey seufzte und versuchte zum wiederholten Male an etwas anderes zu denken. Zum Beispiel an seine Freunde und was er ihnen über den Night Palace erzählen würde. Aber sobald er an den Night Palace dachte, kehrten seine Gedanken wieder zu Kaiba zurück, an das plötzliche Auftauchen von Kaiba, als er in Schwierigkeiten steckte und fast aus der Disco geworfen worden war, an ihr Gespräch auf der Galerie,... Aaargh!!! Es war zum Verrücktwerden! Er fragte sich langsam ernsthaft, ob er mal einen Seelenklempner aufsuchen sollte. Oder vielleicht sollte er gleich von einer Brücke springen? Warum dachte er nur ständig an Kaiba?! Der machte sich doch ständig über ihn lustig und nannte ihn einen Hund! Er hasste ihn! Das tat er doch, oder? "Joey." Aber warum fühlte er dann keine Wut, wenn er an Kaiba dachte? Früher musste er nur an Kaiba's Spötteleien denken, und schon drohte er überzukochen. Aber diese Wut fühlte er jetzt nicht mehr. "Hey, Joey!" Na ja, er fühlte schon so was wie Wut, aber die war nicht gegen Kaiba gerichtet. Er war eher wütend auf sich selbst. Was war denn nur los mit ihm? "JOEY!!!" Joey machte einen Zwei-Meter-Satz vor Schreck! Überrascht stellte er fest, dass er vor dem Schulportal stand, und das wohl schon einige Zeit. Vor ihm standen Tristan und Yugi. Ersterer stand mit verschränkten Armen da und sah recht irritiert drein, während letzterer nur besorgt aussah. "Mensch, Joey, was ist denn mit dir los? Du hast dagestanden wie ein Zombie!" "Äh, sorry, Tristan, hab euch echt nicht bemerkt." "Geht's dir nicht gut, Joey? Du warst so geistesabwesend." "Nein, alles okay, Yugi." Himmel noch mal, er musste sich wirklich zusammen reißen! Seine zwei besten Freunde machten sich schon Sorgen um ihn. Tristan zuckte nur mit den Achseln und beschloss, die Sache erst mal zu vergessen. Obwohl er sich schon eingestehen musste, dass man Joey äußerst selten so tief in Gedanken versunken sah. Aber was sollte es? "Kommt, lasst uns rein gehen." meinte er und schnappte seine Tasche vom Boden. Während sie durch die Gänge zum Klassenzimmer liefen, erzählte Tristan von dem Verwandtenbesuch, den er gestern hinter sich bringen musste. So wie er es beschrieb, hätte man meinen können, er musste einmal quer durch die Hölle wandern. "... und dann saßen wir alle um den Kaffeetisch herum, und die hatten nichts besseres zu tun, als über ihre Wehwehchen zu klatschen. Ich wollte sicher nicht wissen, welche von meinen Tanten gerade wieder von ihren Hühneraugen gezwickt wird, oder wie oft mein Onkel wegen seinem Rheuma zum Arzt geht! Oh Gott, es war so langweilig!" Während Yugi einen mitfühlenden Kommentar von sich gab, hörte Joey nur mit einem halben Ohr zu. Seine Augen hörten nicht auf, die Gänge abzusuchen. Überall liefen Schüler herum, aber keiner von ihnen war der, den er suchte. Joey riss sich fast schon mit Gewalt von seiner Sucherei los. Was sollte denn das?! Er suchte doch wohl nicht nach Kaiba, oder?! Sich selbst zu belügen, ist eine schwierige Angelegenheit, und Joey musste sich seufzend eingestehen, dass er genau das tat. ,Jetzt ist aber Schluss!' dachte er. ,Kaiba ist wahrscheinlich längst im Klassenzimmer auf seinen Platz, so wie meistens. Der Kerl ist doch ein Frühaufsteher!' Nur noch ein paar Meter und sie waren an der Tür zum Klassenzimmer angekommen. ,Gleich werde ich Kaiba auf seinem Platz sitzen sehen. Und wie immer wird er mir nicht die geringste Beachtung schenken. Oder er nennt mich wieder einen Hund, um mich zu ärgern.' Joey lächelte ein wenig über sich selbst. Sie traten durch die Tür, und Joey's Blick glitt sofort zu Kaiba's Platz. Da war Kaiba's Tisch, da war Kaiba's Stuhl, da war allerdings kein Kaiba. Joey blinzelte überrascht. Normalerweise war Kaiba doch immer einer der Ersten in der Klasse. Joey blickte auf seine Uhr. Noch fünf Minuten bis zum Beginn des Unterrichts. Er würde wohl noch kommen. Sie gingen zu Tea rüber und unterhielten sich noch eine Weile mit ihr. Joey tat so, als würde er interessiert zuhören, in Wirklichkeit bekam er kein Wort mit von dem, was sie sagte. Wo zum Donnerwetter blieb denn dieser Idiot Kaiba!?! Die Tür öffnete sich, und Joey sah sich interessiert um. Aber es war nur der Lehrer, und so begann die erste Stunde ohne Kaiba. Die erste Stunde war Geschichte, und der Lehrer spazierte vor der Tafel auf und ab und erzählte irgendetwas, aber Joey war mit seinen Gedanken wieder mal woanders. Kaiba war immer noch nicht gekommen. Das war äußerst ungewöhnlich. Kaiba schwänzte nie. Und er verschlief auch nie. Also musste es einen anderen Grund geben. Joey war sich ganz sicher, dass die drei Typen gestern ihn nicht verletzt hatten. Das konnte es also nicht sein. Außerdem war er ja auch in der Schule, obwohl er was abbekommen hatte. Und Kaiba war viel zu stur, als dass ihn ein paar blaue Flecken aufgehalten hätten. Vielleicht hatte er sich erkältet? Quatsch, von dem bißchen Regen? Die Möglichkeit schied also auch aus. Joey seufzte leise. Der Lehrer quasselte immer noch irgendeinen Monolog vor sich hin, obwohl inzwischen gut und gerne die Hälfte der Klasse ihre Aufmerksamkeit bereits interessanteren Dingen zugewandt hatte. Ein Blick zu seinen Freunden zeigte Joey, dass Yugi der Einzige war, der noch aufpasste. Tristan döste selig vor sich hin, und selbst Tea widmete sich mittlerweile anderen Dingen und malte irgendetwas in ihr Heft rein. Wahrscheinlich Herzchen oder Blümchen, sie schien eine Schwäche dafür zu haben. Joey's Blicke glitten weiter zum Fenster. Ein paar graue Wolkenfetzen waren am Himmel zu sehen. Es sah nach Regen aus. Da fiel ihm ein, dass er Kaiba ja noch seinen Trenchcoat zurück geben musste. Er hatte ihn heute Morgen wieder über den Stuhl in seinem Zimmer gelegt und dann prompt vergessen. Eigentlich wollte er ihn mit zur Schule nehmen, damit er ihn Kaiba zurück geben konnte. Tja, jetzt hatte er eine Ausrede, damit er Kaiba besuchen konnte. MOMENT MAL!!! Was hatte er da gerade gedacht?! Er brauchte keine Ausrede, um Kaiba zu besuchen! Das das gleich mal klar war! Joey Wheeler konnte besuchen, wen er wollte! Und er wollte Kaiba ja gar nicht besuchen! Er wollte ihm lediglich seinen Trenchcoat wieder geben! Ja, genau so war's! Und jeder, der was anderes sagte, lügte! Zum Mittagessen verzogen sich Joey, Yugi und Tristan nach draußen unter einen Baum. Sie hatten echt keine Lust, in die Caféteria zu gehen, auch wenn es draußen ein wenig trübe vom Wetter her aussah. Tea konnte leider nicht mit Ihnen zusammen essen, eine Freundin von ihr hatte Geburtstag, und daher saß sie bei ihr in der Caféteria. Joey nutzte jedenfalls die Gelegenheit, und erzählte Yugi und Tristan lang und breit vom Night Palace. Lediglich die Sache mit Kaiba ließ er aus. Die beiden staunten trotzdem nicht schlecht. Vor allem Tristan seufzte wehmütig und meinte: "Besser als mein Verwandtenbesuch ist das auf jeden Fall. Die Tanzfläche würde ich auch gerne mal sehen!" Yugi's Augen waren kugelrund vor Staunen. Um ehrlich zu sein, er hatte bisher noch gar keine Disco von innen gesehen, aber der Night Palace schien ihm dank Joey's äußerst lebendiger Schilderung recht beeindruckend zu sein. Und ein guter Ort, um nette Leute kennen zu lernen. Diesen Gedanken äußerte er auch laut. Joey kicherte. "Na ja, die Leute im Night Palace fand ich nich' unbedingt so toll. Da waren drei so blöde Typen, die mich doch tatsächlich angegrapscht haben. Ich musste ihnen 'ne Lektion erteilen. Die Sicherheit wollte mich zusammen mit denen dann glatt rausschmeißen, aber Kaiba hat..." Joey fiel plötzlich auf, was er da eigentlich sagte! Autsch, verdammt!!! Das hatte er nicht ausplaudern wollen! Ein Blick zu Yugi und Tristan zeigte ihm, dass der Schaden angerichtet war. Wenn sie vorher schon gestaunt hatten, waren sie jetzt schon fast geschockt! "Du hast dich im Night Palace geprügelt, und die Sicherheit wollte dich rausschmeißen?!" fragte Tristan. "Die Typen haben dich angegrapscht?! Was meinst du damit?" fragte Yugi. Dann sahen sich Tristan und Yugi kurz an und fragten gleichzeitig: "Und was war mit Kaiba?!" Joey seufzte unhörbar. Er und sein großes Maul! Aber jetzt würde er wohl damit rausrücken müssen. Yugi und Tristan sahen nicht so aus, als würde sie ein einfaches ,Ach, vergesst das einfach, Leute!' auf andere Gedanken bringen. Also fing Joey erneut an, zu erzählen. Und diesmal beschrieb er nicht die Super-Lasershow und die fantastische Tanzfläche, sondern erzählte von den drei blöden Typen, von den Sicherheitsleuten Herkules und Schwarzenegger, von dem Auftauchen Kaiba's und von den beiden Kaiba-Fan-Mädels an der Bar. Er erzählte ihnen sogar, was nach der Disco in der Seitenstraße passiert war! Dabei ging er allerdings nicht so genau ins Detail. Yugi und Tristan waren seine besten Freunde und konnten das alles ruhig wissen, aber gewisse Einzelheiten mussten auch beste Freunde nicht wissen. Er endete mit dem Satz: "... und dann stiegen wir in Kaiba's Limousine, und er brachte mich nach Hause. Das war's." Tristan ließ sich nach hinten ins Gras fallen und starrte mit weit aufgerissenen Augen in den Himmel. "Das war's! Da sagt der Kerl doch tatsächlich das war's!" Yugi sagte erst mal gar nichts. Nachdem er sich einigermaßen von seinem Schock erholt hatte, fragte er: "Bist du dir sicher, dass es Kaiba war?" Joey schnaufte und sah Yugi direkt an. Anscheinend stand der Kleine doch noch unter Schock. "Sicher bin ich mir sicher! Kaiba kann man nun wirklich nicht mit irgend jemanden verwechseln." "Stimmt schon." nickte Yugi. Tristan richtete sich wieder auf und meinte: "Gott, was alles passiert, wenn man dich alleine lässt! Tu uns allen einen Gefallen und bleib bloß von dunklen Seitenstraßen weg! Das hätte übel ausgehen können. Ich hätt' nie gedacht, dass ausgerechnet Kaiba dir helfen würde, und das sogar gleich zweimal!" "Ich denke, dass Kaiba vielleicht gar nicht so ein schlechter Kerl ist. Für Mokuba würde er alles tun. Und Joey diesen Männern zu überlassen, wäre doch sehr gemein gewesen." Yugi hatte sich offenbar von den Neuigkeiten erholt. Insgeheim beschloss er, nie alleine in eine Disco zu gehen. "Es kann ja schon sein, dass Kaiba auch ein paar gute Seiten hat, aber er versteckt sie verdammt gut." argumentierte Tristan. "Weiß eigentlich einer von euch, wo Kaiba abgeblieben ist?" fragte Joey. "Ich hab' ihn heute noch nicht gesehen. Der Streber fehlt doch sonst nie." Tristan zuckte nur mit den Schultern. "Keine Ahnung, und interessiert mich auch nicht." Auch Yugi konnte nur den Kopf schütteln. "Es haben sich auch schon andere Schüler gewundert, aber keiner weiß bescheid. Selbst die Lehrer scheinen nichts zu wissen." Tristan hob eine Augenbraue und seine Lippen begannen verräterisch zu zucken. In einem neckischen Tonfall fragte er Joey: "Vermisst du deinen Retter etwa?" "Red' keinen Scheiß!" fuhr Joey auf. "Ich hab mich doch nur gewundert, wo er ist, sonst nichts! Ist schließlich ziemlich ungewöhnlich, dass der mal nicht in der Schule ist. Aber von mir aus könnte das ruhig öfter vorkommen." Joey spürte eine leichte Röte in seine Wangen steigen. Verdammter Mist, hoffentlich merkten Tristan und Yugi davon nichts! Ein Gong ertönte über die Lautsprecher der Schule. Die Mittagspause war zu Ende. Joey, Yugi und Tristan packten ihren Kram und gingen zurück zu ihrem Klassenzimmer. Die nächste Stunde war Mathe, und dann kam Physik bei Frau Akira, und Joey schauderte bei dem Gedanken daran. Aber wenigstens hatte er seine Hausaufgaben inklusive Strafarbeit dabei. Und da auch Kaiba nicht da war, sollte es eigentlich nichts geben, was ihn bei Frau Akira erneut in Schwierigkeiten bringen sollte. Dies war doch sehr positiv, und trotzdem runzelte Joey mißmutig die Stirn. Kaiba war immer noch nicht da, und niemand schien zu wissen, wieso er fehlte. Wo zur Hölle steckte der denn bloß?! Selbst die längste Schulstunde geht einmal rum, das ist ein Trost, den sich viele Schüler sagen. Joey konnte sich einen erleichterten Seufzer nicht verkneifen, als Frau Akira mit dem ersten Läuten zum Ende der Stunde aus dem Zimmer stürmte. Sie hatte sich natürlich gleich als erstes seine Strafarbeit gekrallt und dann wieder mal Stillarbeit angeordnet, während sie am Lehrerpult sitzend in seinen Aufgaben nach Fehlern suchte. Die sie natürlich auch gefunden hatte, er war schließlich kein Genie. Da es aber glücklicherweise nur recht leichte Fehler waren, hatte sie es dabei belassen, die Aufgaben mit der gesamten Klasse durchzusprechen und seine Fehler hervorzuheben: "So und so macht man es nicht". Bei schwereren Fehlern hätte er die Aufgaben vielleicht noch mal machen müssen. Er hasste dieses Weib. Glücklicherweise war das die letzte Stunde für diesen Tag gewesen. Joey, Tristan, Yugi und Tea gingen gemeinsam zum Ausgang und unterhielten sich. Tea war inzwischen ebenfalls über Joey's kleines Abenteuer am Abend zuvor unterrichtet worden. Joey stöhnte innerlich bei dem Gedanken an die Standpauke, die sie ihm gehalten hatte, weil er nachts durch's Industriegebiet gegangen war. Er war doch keine fünf Jahre mehr alt! Tea, die Mutterhenne, das passte zu ihr. "Woll'n wir heute nicht ins Einkaufszentrum gehen?" schlug Tristan vor. "Die haben da eine Duel Monsters-Arena eingebaut, die sollten wir unbedingt testen!" "Gute Idee. Ich bin dabei. Ich muss nur zuerst noch meinen Großvater beim Aufräumen im Laden helfen, dann komme ich." stimmte Yugi zu. "Ich muss sowieso heute ins Einkaufszentrum, da trifft sich das gut." sagte Tea. "Klar komm ich, Mann. Ich hab' nur zuerst noch was zu erledigen." Joey wirkte immer noch ein wenig zerstreut, was den anderen nicht entging. "Was ist los? Dir ist tatsächlich was wichtiger als ein Duel Monster-Spiel?" Tristan kannte Joey am besten von seinen Freunden, und so langsam machte er sich Sorgen um ihn. Diese Geistesabwesenheit, die Joey mehr oder weniger schon den ganzen Tag zu verfolgen schien, war völlig untypisch für ihn. "Ach was, ich will nur vorher noch den Trenchcoat zurück geben. Dann komm ich nach." Seine Freunde sahen Joey verblüfft an und fragten wie aus einem Munde: "Du willst zu Kaiba nach Hause gehen?!" Joey trat verlegen von einem Bein aufs andere. "Na ja, dann hab' ich das Ding endlich aus dem Haus. Nachher passiert damit noch was, und Kaiba will Schadenersatz." "Du könntest doch bis Morgen warten. Vielleicht ist er dann wieder in der Schule." schlug Yugi vor. Aber Joey wollte davon nichts hören. "Wer weiß, ob er morgen tatsächlich wieder da ist. Ich will das Ding endlich los werden, dann hab' ich's hinter mir." "Wenn du willst, begleiten wir dich." schlug Tea vor. "Quatsch, ich bin doch kein Baby mehr! Geht ihr schon mal vor zum Einkaufszentrum, ich seh' euch dann da." Das hätte Joey gerade noch gefehlt: bei Kaiba auftauchen mit einer persönlichen Leibgarde! Nein, danke. Das schaffte er auch so. Tristan sah das wohl genauso, denn bevor noch jemand auf weitere Ideen kommen konnte, stimmte er Joey zu. "Wir sehen dich dann im Einkaufszentrum. Wir müssen ja eh noch unsre Hausaufgaben machen. Ich würde vorschlagen, wir Treffen uns um 17 Uhr vor dem Eingang. Einverstanden?" Alle stimmten zu und verabschiedeten sich. Joey flitzte so schnell wie möglich nach Hause. Sein Vater war nicht da, er war wohl noch an der Arbeit. Joey machte in Windeseile seine Hausaufgaben, holte den Trenchcoat aus seinem Zimmer und stürmte aus dem Haus. Er hatte etwa noch eine Stunde Zeit bis zum Treffen, aber das sollte ja wohl reichen, um einen Trenchcoat abzugeben. Also auf zu Kaiba. Joey kam es seltsam vor, doch er konnte nicht leugnen, dass der Gedanke an Kaiba ihn in eine gute Stimmung versetzte. ------------------------ Fortsetzung folgt... Kapitel 7: Teil 7 ----------------- Titel: Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil: 7/7 Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Rating: PG-14 (zumindest für's letzte Kapitel geplant) Pairing: Seto Kaiba / Joey Wheeler Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Vielen Dank an alle, die sich die Mühe gemacht haben, diese Fanfic zu kommentieren! ----------------------------------------------------- Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil 7 Joey hielt schnaufend an. Endlich am Ziel! Das Kaiba aber auch so weit weg wohnen musste. Kein Wunder, dass er jeden Tag von seinem Chauffeur gebracht wurde. Während Joey darauf wartete, dass sich sein Atem wieder normalisierte, betrachtete er das Gebäude vor sich. Er stand vor einem schmiedeeisernen Tor. Eine hohe Mauer umgab das Grundstück, und in der Mitte eines großen Gartens stand eine riesige Villa. Joey fragte sich, wofür man so viel Platz eigentlich brauchte. So viel er wusste, lebten Kaiba und sein kleiner Bruder ganz alleine. Vielleicht hatten sie so viele Bedienstete? Aber das konnte nicht sein, das Personal ging doch nach Feierabend auch nach Hause. Mit dem Trenchcoat zusammen gefaltet unter dem Arm trat Joey auf die Gegensprechanlage zu, streckte die Hand nach der Klingel aus und... zögerte. Unsicherheit wallte in ihm auf. Was machte er eigentlich hier in dieser vornehmen Wohngegend, wo jedes der riesigen Häuser einen ebenso großen Garten hatte und genug Platz bot für mehrere Familien, obwohl in jedem höchstens eine einzige Familie wohnte? Mit dieser Gegend verglichen war seine eigene Wohngegend mehr als nur schäbig. Joey dachte an die ein wenig verfallenen wirkenden Wohnhäuser mit den kleinen Appartements, wo der Putz schon von den Wänden bröckelte, an die engen Straßen und die dunklen Seitengassen, in denen sich der Müll der Nachbarschaft türmte. Hier dagegen war alles sauber und hell, und die Straßen und Bürgersteige waren so breit, dass man sich nicht aneinander vorbei drücken musste, wenn einem mal jemand entgegen kam. Und Müll schien hier schon gar nicht zu existieren. Joey kam sich schäbig vor. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihn aus den vornehmen Villen heraus mißbilligende Augen ansahen und sich fragten, was so ein dahergelaufener Junge eigentlich in diesem vornehmen Viertel wollte. Vielleicht würde gleich jemand vom Personal oder ein privater Sicherheitsdienst auftauchen und ihn fragen, was er hier zu suchen hatte. Joey seufzte. Jetzt, wo er hier war, musste er es auch durchziehen. Und je länger er auf der Straße herum stand, desto seltsamer würde dies eventuellen Beobachtern erscheinen. Bevor ihn sein Mut wieder verlassen konnte, drückte er auf den Klingelknopf. Fast sofort ertönte eine weibliche Stimme: "Kaiba-Residenz, guten Tag. Wer ist da, bitte?" "Äh... guten Tag. Ist Kaiba da?" piepste Joey in die Sprechanlage. "Die Herren Kaiba sind beide anwesend. Wer ist da, bitte, und zu welchen der beiden Herren möchten Sie?" erklang es geduldig aus dem Lautsprecher. Joey räusperte sich schnell, damit seine Stimme nicht wieder so jämmerlich klang, und antwortete: "Ich bin Joey Wheeler, ein Klassenkamerad von Seto Kaiba. Ich möchte ihm seinen Trenchcoat zurück geben." Im Lautsprecher knackte es, so als wollte ihm die Dame am anderen Ende etwas antworten, aber eine andere kindliche Stimme war schneller: "Das ist Joey, nicht wahr? Lass ihn rein, Jeanne! Das ist schon okay!" "Kommen Sie bitte herein." hörte Joey die Dame sagen, und dann öffnete sich auch schon das schmiedeeiserne Tor für ihn. Joey setzte sich in Bewegung und schritt den mit weißen Steinen gepflasterten Weg zum Eingang entlang. Natürlich hatte er die kindliche Stimme aus dem Lautsprecher erkannt. Der erste der beiden Kaibas, dem er begegnen würde, war also nicht Seto, sondern sein kleiner Bruder Mokuba. Irgendwie war er erleichtert darüber. Mokuba hatte nicht das eisige, kontrollierte Verhalten seines Bruders, sondern benahm sich wie ein ganz normaler Junge seines Alters. Vielleicht konnte Joey ja Mokuba den Trenchcoat geben und sich verdrücken. Irgendwie war er plötzlich furchtbar nervös wegen dem Treffen mit Seto Kaiba. Vielleicht war es ja doch keine so gute Idee gewesen. War der Trenchcoat denn wirklich so wichtig? Kaiba hatte doch bestimmt ein Dutzend davon. Als er die Stufen zur Haustür, die mehr einem Portal glich, hinaufschritt, öffnete diese sich und gab den Blick auf einen lächelnden Mokuba und eine hübsche junge Dame in einem Hausmädchen-Kostüm frei. "Hallo, Joey! Wie schön, dass du uns besuchen kommst. Komm rein!" begrüßte ihn Mokuba. "Guten Tag. Hi, Mokuba." begrüßte Joey die beiden. "Äh, hör mal, Mokuba, ich wollte eigentlich nur den Trenchcoat von deinem Bruder hier abgeben. Ich werde gleich wieder gehen..." "Klar, Joey, du kannst ihn Seto gleich persönlich geben. Er ist heute nämlich zu Hause." Mokuba packte Joey an der Hand und fing an, ihn hinter sich her zu ziehen. Über die Schulter gewand rief er noch schnell dem Hausmädchen zu: "Ich mache das schon, Jeanne." Jeanne nickte lächelnd und verschwand in einem der vielen Korridore. "Äh, Mokuba, ich denke es wird gar nicht nötig sein, dass ich mit Kaiba rede..." setzte Joey an, wurde aber von Mokuba unterbrochen: "Unsinn, Joey, komm ruhig mit. Wie bist du eigentlich in den Besitz von seinem Trenchcoat gekommen?" "Na ja, ich bin deinem Bruder gestern in der Disco begegnet, und weil's geregnet hat, hat er mir seinen Trenchcoat geliehen." Joey fand, dass diese Antwort selbst in seinen Ohren lahm klang. Mokuba wusste immerhin, dass sein Bruder und Joey nicht allzu gut miteinander klar kamen. Aber Mokuba warf nur einen Blick über seine Schulter auf Joey und fuhr fort, ihn hinter sich her zu ziehen. "Oh. War sonst noch irgendwas los gestern? In der Disco oder auch in der Schule?" Sie gingen eine Treppe hinauf. "Na ja, ein wenig schon, in der Disco, aber ich denke, du solltest deinen Bruder danach fragen." Joey verspürte keine Lust, noch mal einen Bericht über seine gestrigen Erlebnisse abzugeben. Sie schritten jetzt einen endlos scheinenden Korridor entlang. "Das habe ich getan, aber ich bekomme keine Antwort aus Seto heraus. Er verhält sich seit heute Morgen allerdings etwas seltsam." Sie bogen nach rechts in einen anderen Korridor. "Er verhält sich seltsam? Du meinst, noch seltsamer als sonst?" Joey spürte, wie seine Nervosität wieder zu wachsen anfing. Mokuba lächelte schwach. "Ja, noch seltsamer als sonst. Er ist heute nicht zur Schule gegangen, und ins Büro auch nicht. Ich hatte gehofft, du könntest mir vielleicht etwas sagen." Sie bogen nach links in einen neuen Korridor. Joey überlegte, was er Mokuba erzählen sollte, ohne dabei zu viel zu sagen. Das war allerdings ziemlich schwer. "Na ja, es hat in der Disco schon Ärger gegeben, aber eigentlich hatte ich den und nicht Kaiba. Er hat mir allerdings geholfen, als mich drei Typen verprügeln wollten, aber ich konnte nicht sehen, dass er da irgendwie verletzt worden wäre." Es ging eine Treppe rauf. "Eine Verletzung meines Bruders können wir ausschließen. Da fürchte ich schon mehr um diese drei Typen. Das er dir geholfen hat, ist allerdings interessant. Ich halte es für das Beste, wenn du mal mit ihm sprichst." Es ging eine weitere Treppe runter. "ICH?!" Joey fing sich sofort wieder. "Äh, hälst du das wirklich für eine gute Idee? Immerhin bist du sein kleiner Bruder. Es ist doch nur logisch, dass er zu dir viel offener ist." Ein weiterer Korridor tat sich vor ihnen auf. "In diesem Fall halte ich es für besser, wenn du zu ihm gehst, da du wahrscheinlich weist, was gestern passiert ist. Außerdem kannst du ihm dann gleich seinen Trenchcoat zurück geben." Mokuba war unerbittlich. "Äh, wie ist er denn so gelaunt?" fragte Joey vorsichtig. Nicht, dass er Angst gehabt hätte, aber man sollte doch wissen, wie der Löwe drauf war, wenn man sich schon in seine Höhle wagte. Sie bogen erneut nach rechts ab. "Er sitzt schon den ganzen Tag in seinem Büro und arbeitet an seinem Computer, oder zumindest gibt er vor, zu arbeiten. Aber ihn scheint irgendein großes Problem zu beschäftigen, und ich habe so das Gefühl, das hängt irgendwie mit dem zusammen, was gestern passiert ist." Mokuba warf einen Blick über seine Schulter auf Joey. "Keine Sorge, er wird dich bestimmt nicht beißen." "Das befürchte ich auch gar nicht." sagte Joey und warf einen Blick über seine Schulter den Weg zurück, den sie gekommen waren. Selbst wenn er jetzt loslief, würde er den Weg zum Ausgang nicht ohne Hilfe finden. Das war kein Wohnhaus, sondern ein getarntes Labyrinth! Er hatte längst die Orientierung verloren. Außerdem würde Mokuba wahrscheinlich das ganze Personal auf ihn hetzen, sollte er versuchen zu türmen. "Aber hälst du es für eine gute Idee, wenn ich Kaiba jetzt störe? Wenn er doch gerade über einem so großen Problem brütet." Mokuba grinste. "Ich bin überzeugt davon, dass es eine gute Idee ist. Mein großer Bruder macht sich immer viel zu viele Gedanken. Übrigens, wir sind da." Sie standen vor einer breiten Tür aus einem dunklen blankpoliertem Holz. Joey schluckte und starrte die Tür an, als wäre es eine Höllenpforte, die sich jeden Augenblick öffnen könnte, um eine Dämonenschar über die Welt zu lassen. Oder doch zumindest einen Dämonen. Vielleicht wäre ihm der Gedanke an Flucht jetzt doch gekommen, aber Mokuba hatte seine Hand in einem stahlharten Griff, der Joey stark an den Griff von Seto Kaiba erinnerte. Mokuba klopfte entschlossen an, öffnete die Tür und rief: "Seto, hier ist ein Besucher für dich!" Dann zog er an Joey's Hand und schubste ihn in den Raum. Wie konnte ein Kind, das immerhin ein paar Jahre jünger als Joey war, nur so stark sein? Mokuba zog sich sofort zurück und schloss die Tür hinter sich. Joey glaubte, ein Klicken zu hören, wie wenn ein Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde. Mokuba hatte ihn doch nicht etwa mit Kaiba in einem Zimmer eingesperrt?! Bevor er das überprüfen konnte, hörte er ein Räuspern. Joey drehte sich um. Für ein Büro war der Raum groß und prachtvoll ausgestattet. Ein paar Schränke aus edlem Holz standen an den Wänden. Auf dem Boden lag ein weicher Teppich. Ein riesiger Schreibtisch mit einem Computer stand vor einer Fensterfront, die von Seidenvorhängen eingerahmt wurde. Durch die schneeweißen Gardinen konnte man einen Blick auf den prachtvollen Garten erhaschen. Zwischen der Fensterfront und dem Schreibtisch stand ein schwarzer Ledersessel. Und dort saß Seto Kaiba und blickte mit ausdruckslosem Gesicht auf Joey Wheeler. *** Seto Kaiba hatte den ganzen Tag in seinem Büro in seiner Villa verbracht. Er war weder in die Schule gegangen, noch in sein Büro im Firmengebäude. In seiner Firma hatte er zumindest telefonisch bescheid gesagt. Seine Privatsekretärin war fassungslos gewesen. Seto Kaiba hatte noch nie am Beginn eines Arbeitstages abgesagt! Die paar freien Tage, die sich ihr Chef im Jahr gönnte, waren ausschließlich für Mokuba bestimmt, da sich der jüngere Kaiba hartnäckig weigerte, ohne seinen älteren Bruder in Urlaub zu fahren. Kaiba hatte seine Sekretärin verärgert daran erinnern müssen, dass er fähiges Personal beschäftigte, welches auch einmal ohne ihn zurecht kommen konnte. Sollte dies nicht der Fall sein, war er gerne bereit, diese Leute durch fähigere Personen zu ersetzen, einschließlich seiner Sekretärin. Von da an war der freie Tag von Kaiba kein Problem mehr für die Firma gewesen. Kaiba arbeitete an seinem Computer, oder zumindest versuchte er es. Doch die Rastlosigkeit, die ihn schon den ganzen Tag verfolgte, störte seine Konzentrationsfähigkeit, und das gewaltig. Oder besser gesagt, dass Bild eines gewissen jungen Mannes, bekannt unter dem Namen Joey Wheeler oder auch Hündchen, was Kaiba betraf, ließ ihn keine Ruhe finden. Seit er heute Morgen aufgestanden war, fühlte er diese für ihn untypische emotionale Unruhe. Beim Frühstück mit Mokuba war er nicht in der Lage gewesen, seinem kleinen Bruder zuzuhören, als dieser versuchte, ihm irgendetwas von seiner Schule zu erzählen. Die Unruhe, die er empfand, hatte sich bei dem Wort Schule immer mehr gesteigert. Das Wort Schule brachte das Bild eines blonden Jungen mit warmen honigbraunen Augen in sein Bewußtsein, dem er dort unweigerlich begegnen würde. Er hatte an den Abend zuvor denken müssen, und nicht einmal dann reagiert, als Mokuba mehrmals seinen Namen sagte. Sein Bruder hatte ihn am Arm berühren müssen, um seine Aufmerksamkeit zurück zu bekommen. Als dann der Zeitpunkt gekommen war, sich zur Schule fahren zu lassen, war Kaiba nicht in der Lage gewesen, einen Schritt aus dem Haus zu machen. Es war als würde eine unsichtbare Mauer ihm den Weg versperren. Er hatte Mokuba gesagt, er fühle sich nicht wohl und würde heute zu Hause bleiben. Mokuba hatte besorgt ausgesehen und vorgeschlagen, den Hausarzt zu informieren, aber Kaiba hatte nur gesagt, er würde sich schon um alles kümmern, und Mokuba solle zur Schule fahren. Dann war Kaiba ins Haus zurück gegangen und hatte sich in sein dortiges Büro begeben. Doch arbeiten war unmöglich. Seine Gedanken kehrten immer wieder zu dem gestrigen Abend und zu Joey Wheeler zurück. Kaiba hatte mehrmals versucht, sich zusammen zu reißen und seine Aufmerksamkeit anderen Dingen zuzuwenden. Der letzte Versuch endete damit, dass er 15 Minuten lang, ohne sich zu rühren, auf den Bildschirm seines Computers starrte, bis der Bildschirmschoner ansprang und ihn aus seinen Gedanken riss. Kaiba hatte es daraufhin erst mal aufgegeben, am Computer zu arbeiten. So lange er die Ursache für seine Unruhe nicht genau bestimmen konnte, so lange würde er das Problem auch nicht lösen können. Statt dessen hatte er sich daran gemacht, seine eigenen Gefühle zu analysieren. Er hatte schon tausendmal Geschäftspartner aus aller Welt analysiert, ihre Beweggründe, ihre Gefühle, ihre Stärken und Schwächen. Was ihm bei anderen gelang, musste ihm doch auch bei sich selbst gelingen. Wie schwierig konnte das sein? Wie sich herausstellte, war es sehr schwierig. Jedes mal, wenn er das Problem formulieren wollte, weigerte sich etwas in ihm, die Tatsachen weiter anzuerkennen, und sein Gehirn gab ihm die Meldung: 'Fehlerhafte Eingabe! Analyseprogramm erneut starten!' Es dauerte seine Zeit, bis Kaiba in der Lage war, sich selbst einzugestehen, dass es Dinge gab, die sich seiner Kontrolle vollständig entzogen. Mit dieser Erkenntnis hatte er den letzten Baustein, der ihm noch gefehlt hatte, um die Ursache für seinen emotionalen Zustand zu erkennen. Ob dies allerdings eine Verbesserung oder Verschlechterung seiner Situation war, konnte selbst Kaiba nicht sagen. Die Analyse der Geschehnisse vom vorherigen Tag und seiner Gefühle ließen nur einen Schluss zu: er war verliebt in Joey Wheeler, sein Hündchen!!! Kaiba brauchte eine halbe Stunde, um über den Schock, den diese Erkenntnis auslöste, hinweg zu kommen. Er musste sich eingestehen, dass er Joey immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt hatte als irgendjemand sonst, mit Ausnahme von Mokuba, versteht sich. Er hatte immer gedacht, dass er Joey deshalb so gern ärgerte, weil seine Reaktionen so amüsant und erfrischend ehrlich waren. Doch jetzt musste er sich eingestehen, dass auch eine gewisse Faszination dahinter gesteckt hatte. Joey zu sehen und ihn zu ärgern, seine Stimme zu hören, war etwas, auf dass er sich nach jedem Wochenende und während der Schulferien gefreut hatte. Wenn er es vorher bemerkt hätte, hätte er sich vielleicht noch von Joey zurück ziehen können, aber seit gestern Abend war es zu spät. Und Kaiba konnte nicht einmal sagen, dass es ihn ärgerte. Er wollte Joey ganz einfach in seiner Nähe haben. Und was ein Kaiba sich wünschte, dass bekam er auch! Doch jetzt war die Schule schon vorbei. Er würde bis Morgen warten müssen. Und er würde sich überlegen müssen, wie er sich Joey näherte. Kaiba war nie besonders gut im Umgang mit Menschen gewesen. Es würde am Besten sein, er schrieb alles nieder, was er von Joey Wheeler wusste, und überlegte sich auf dieser Grundlage sein weiteres Vorgehen. Kaiba hatte kaum eine Datei an seinem Computer geöffnet, als es an der Tür klopfte. Mokuba öffnete die Tür und rief: "Seto, hier ist ein Besucher für dich!" Dann stolperte Joey in den Raum, und Mokuba zog sich sofort wieder zurück, ohne auch nur auf eine Erwiderung seines Bruders zu warten. Kaiba beobachtete, wie Joey sich verlegen in seinem Büro umsah. Sein Mund wurde trocken. Er räusperte sich. Das brachte ihm die Aufmerksamkeit seines Hündchens ein. "Ha... Hallo, Kaiba." brachte Joey heraus. Seine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt. "Guten Tag, Wheeler." begrüßte Kaiba ihn ruhig. Mit genau derselben Ruhe schloss er die Datei und schaltete den Computer aus. Es war seltsam, noch vor nicht mal einer Stunde war er nicht in der Lage gewesen, ruhig zu bleiben. Doch jetzt, wo er wusste, was er wollte, kehrte sein kühl kalkulierender Verstand zurück. Joey indessen fühlte sich gar nicht so wohl in seiner Haut. Er hatte mit allen möglichen Reaktionen gerechnet, aber nicht mit einem völlig ruhigen Kaiba. Er hatte ihn sogar mit seinem Namen begrüßt! Nicht mit Hund, Hündchen oder Köter. Joey war die Sache unheimlich. Hatte er sich vorhin, als er von Zuhause los ging, wirklich noch darauf gefreut, Kaiba zu sehen? Jetzt fühlte er einen Kloß in seinem Magen, und komischerweise schienen auch noch lauter Schmetterlinge drum rum zu fliegen. "Ich wollte dir nur deinen Trenchcoat zurück geben." "Das ist gut, Hündchen." Aha! Das erste ,Hündchen'! Das war gut, oder? Vielleicht war ja doch alles in Ordnung. Joey griff schnell nach dem zusammen gefalteten Trenchcoat und hielt ihn vor sich hin. "Nicht ein Fleck und auch sonst nicht beschädigt. Kannst ihn gleich wieder anziehen." "Danke, aber ich denke, dass wird kaum nötig sein." Kaiba stand von seinem Sessel auf und kam um den Schreibtisch herum. Er ging direkt auf Joey zu. Joey schluckte nervös. Das war schlecht, sehr schlecht. "Äh, ich möchte dich nicht länger aufhalten. Du musst wahrscheinlich arbeiten. Ich werde wieder gehen." Joey hielt Kaiba mit einer Hand seinen Trenchcoat hin, mit der anderen griff er hinter seinem Rücken nach dem Türgriff, um die Tür zu öffnen. Um ein Haar hätte er laut losgeflucht! Mokuba, diese kleine Mistkröte, hatte tatsächlich die Tür abgeschlossen! Kaiba nahm Joey mit einer Hand den Trenchcoat ab und stützte sich mit der anderen Hand neben Joeys Gesicht an der Tür ab. Mit einem amüsierten Lächeln lehnte er sich vor, bis sich ihre Nasenspitzen fast berührten. "Warum hast du es denn so eilig? Bleib doch noch." "Störe ich dich nicht?" Joey senkte den Blick, er konnte Kaiba nicht ins Gesicht sehen. Er war verwirrt. Kaiba war ihm so nah, sein Erzfeind Kaiba! Doch alles, woran er denken konnte, war Kaiba's Körperwärme, Kaiba's Geruch und seine eisigen saphirblauen Augen. Die Schmetterlinge in seinem Bauch fingen an, Rock'n Roll zu tanzen. "Du störst mich nie, mein Hündchen." flüsterte Kaiba. Joey blickte auf. Warme honigbraune Augen trafen auf eisiges Saphirblau. Kaiba sah Verwirrung und Unsicherheit in Joey's Augen, aber auch eine unaussprechliche sanfte Sehnsucht. Eine Sehnsucht, die sich selbst nicht als solche erkannte. Kaiba's Lächeln wurde sanft, und das Eis in seinen Augen fing an zu schmelzen. Er würde Joey helfen, diese Sehnsucht als das zu erkennen, was sie war. Er beugte sich vor, und seine Lippen berührten Joey's Lippen in einem zärtlichen Kuss. Als Joey Kaiba's Lippen auf seinen eigenen fühlte, stand für ihn einen ewigen Moment lang die Zeit still. Überrascht und geschockt zugleich, verhielt sein Körper bewegungslos, während in seinem Inneren ein Sturm von Gefühlen losbrach. Seine Gedanken wanderten seltsam distanziert durch dieses Chaos. Staunen, Angst und Freude waren nur drei Emotionen, die sich ihre Bahn durch sein Bewußtsein brachen, während Erinnerungen durch den Sturm taumelten, die alle nur eine Person zeigten: Kaiba wie er ihn in der Schule neckte, Kaiba wie er Duel Monster spielte, Kaiba wie er aus dem Schatten der Seitenstraße trat, immer nur Kaiba, Kaiba, Kaiba... Sehnsucht stieg aus Joey's Herzen auf und durchdrang das Chaos, verband sich mit Freude und verwies Staunen und Angst und all die anderen Emotionen aus seinem Inneren. Sie wurde stärker und stärker, bis sie sich selbst einen Namen geben konnte: Seto Kaiba! Joey warf allen emotionalen Ballast über Bord und legte seine Arme um Kaiba's Nacken. Kaiba's Zunge strich leicht über seine Lippen, und er öffnete seinen Mund, um ihm Einlass zu gewähren. Was machte es schon, dass sie hier in Kaiba's Büro waren? Was zählte es schon, dass sie zwei Jungen waren? Und es interessierte ihn nicht die Bohne, dass Kaiba eigentlich sein Erzfeind war! Alles, was für ihn noch zählte, war, dass er mit Kaiba zusammen war, und dass dieser mit ihm zusammen sein wollte! Joey war verliebt! Er fühlte, wie Kaiba seine Arme um ihn legte und ihn näher an sich zog, und er war glücklich. Kaiba brach den Kuss zugunsten der Luft, die er und Joey dringend benötigten. Doch er konnte nicht von ihm lassen. Sein Hündchen schmeckte süß, köstlicher als alles, was er bisher kennen gelernt hatte. Kaiba ließ seine Lippen über Joey's Gesicht wandern und dann seinen Hals entlang. Achtlos warf er den Trenchcoat, den er immer noch in einer Hand hielt, auf den Boden. Er brauchte beide Hände, um sein Hündchen zu streicheln und ihn und sich selbst von der störenden Kleidung zu befreien. Kaiba zog Joey enger an sich. Vorsichtig bettete er sein wertvolles Hündchen auf den am Boden liegenden Trenchcoat. Joey ließ seine Hände über Kaiba's Körper gleiten und erfreute sich an der Wärme und dem angenehmen Geruch, den er seit Gestern schmerzlich vermisst hatte. Jede Berührung Kaiba's ließ warmes Licht durch seinen Körper gleiten. Das Licht vermehrte sich und erstrahlte in nie gekannter Helligkeit. "Ich liebe dich." flüsterte Joey in das Licht hinein. "Ich liebe dich auch, mein Hündchen." *** Mokuba ging in den kleinen Salon in der Nähe der Küche und setzte sich dort in seinen Lieblingssessel. Das kleine, aber fein eingerichtete Zimmer war genau der richtige Ort, um seinen Gedanken nachzuhängen. Ein Lächeln stahl sich auf Mokuba's Lippen. Mit ein wenig Glück würden sich die Sorgen seines großen Bruders mit Joey's Hilfe in Luft auflösen. Es hatte ein wenig gedauert, bis Mokuba genug Informationen zusammen gehabt hatte, um zu erkennen, dass die Rastlosigkeit von Seto irgendetwas mit Joey Wheeler zu tun haben könnte. Seto war wie immer nicht sehr mitteilsam gewesen. Ein Gespräch mit dem Chauffeur viel wesentlich informativer aus. Mokuba wusste zwar immer noch nicht, was genau denn gestern Abend vorgefallen war, aber es war an sich schon ungewöhnlich, dass Seto Joey nach Hause brachte. Als Joey dann vor dem Eingangstor aufgekreuzt war, war dies eine äußerst glückliche Begebenheit. Ja, es war ein Schuss ins Blaue gewesen, Joey zu Seto zu bringen. Er konnte nicht wirklich sicher sein, dass es Joey war, der seinen großen Bruder so beschäftigte. Aber Mokuba war zuversichtlich, dass ihn seine Intuition nicht im Stich gelassen hatte. Jeanne, das Hausmädchen, betrat den Salon und wandte sich an Mokuba. "Möchten Sie eine Tasse Tee, Herr Kaiba?" Mokuba seufzte innerlich. Es war Seto's Anweisung zu verdanken, dass das Personal ihn so förmlich ansprach. Er selbst hätte eine informelle Anrede bevorzugt. Vor allen Dingen von Jeanne, die schon seit Jahren in diesem Haus arbeitete und längst eine gute Freundin von ihm war. "Mit Tee kannst du mich aber nicht ködern, Jeanne." antwortete er lächelnd. Dann zwinkerte er ihr zu und bemerkte: "Und sei nicht so förmlich. Mein großer Bruder wird sicher eine Weile lang nicht aus seinem Büro rauskommen." Jeanne erwiderte das Lächeln und beugte sich verschwörerisch vor. "Wie wäre es denn dann mit einer großen Tasse Schokolade mit Vanilleeis drin und Sahne drauf?" "Klingt fantastisch!" Kurz bevor Jeanne das Zimmer verlies, rief Mokuba noch: "Und Jeanne? Ich denke, wir haben heute einen Gast zum Abendbrot." "Wird berücksichtigt, Sir." *** Driiing! ... Driiing! ... Driiing! ... Kaiba schlug müde die Augen auf. Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Verflixt, das konnte ja wohl nicht wahr sein! Vorsichtig, um Joey nicht zu stören, stand er auf und nahm den Hörer ab. Seine Stimme hatte den üblichen kühlen Klang, als er sich meldete. "Guten Abend, Kaiba. Hier ist Yugi Muto." ertönte es aus dem Hörer. Kaiba stöhnte innerlich. Einer der Freunde seines Hündchens. Das war aber kein Grund, allzu höflich zu sein. "Was gibt es?" "Es mag eine etwas ungewöhnliche Frage sein, aber weist du, wo Joey ist? Wir hatten uns um 17 Uhr im Einkaufszentrum verabredet, aber jetzt ist es 19 Uhr, und er ist immer noch nicht da. Wir wissen, dass er vorher noch zu dir wollte." Yugi klang besorgt, und im Hintergrund glaubte Kaiba, die Stimmen von Honda und Tea hören zu können. "Oh, Joey ist hier bei mir." bemerkte Kaiba und grinste, als er hörte, wie Yugi überrascht nach Luft schnappte. "Einen Moment, ich gebe ihn dir." Den schnurlosen Telefonhörer in der Hand, ging Kaiba zu Joey, der immer noch auf dem Trenchcoat am Boden lag, und zog die Decke weg, mit der er sie beide zugedeckt hatte, bevor sie eingeschlafen waren. Bei dem Gedanken daran, was sie getan hatten, um überhaupt erst so müde zu werden, vertiefte sich sein Grinsen nur noch. "Hey, Hündchen, aufwachen." flüsterte er Joey ins Ohr. Joey brummte und blinzelte Kaiba müde an. Dann stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, und er griff nach Kaiba, um ihn an sich zu ziehen. Kaiba lachte auf. "Aus, Hündchen, zuerst musst du etwas anderes tun! Du warst doch verabredet, oder?" Grinsend hielt er Joey den Telefonhörer hin. Joey fuhr auf. Das hatte er glatt vergessen! Schnell griff er nach dem Hörer. "Yugi?!" "Joey, wir haben uns schon Sorgen gemacht. Warum bist du nicht gekommen?" ertönte es aus dem Hörer. "Sorry, Yugi, ich hab' verpennt." "Du hast verpennt?!" Yugi's Erstaunen war deutlich zu hören, und Joey konnte sich denken, dass Honda und Tea ebenfalls ziemlich überrascht waren. "Was hast du denn gemacht?!" Joey lief rot an. Er hörte, wie Kaiba, der die Frage ebenfalls mitbekommen hatte, ein Lachen zu unterdrücken versuchte. "Äh, Yugi, das erzähle ich euch ein anderes Mal. Ich schaff es heute nicht mehr ins Einkaufszentrum. Entschuldigt bitte. Ich seh' euch morgen in der Schule, okay?" "Okay, Joey. Wenn du sicher bist, dass du keine Hilfe brauchst..." "Nein, nein, es ist wirklich alles okay. Bis morgen." Mit diesen Worten reichte Joey den Hörer an Kaiba zurück, der ihn zum Schreibtisch zurück brachte. Joey starrte gedankenverloren an die Zimmerdecke. "Die Verabredung habe ich total vergessen." "Hn. Du hattest eh besseres zu tun." brummte Kaiba und schlüpfte zurück unter die Decke. Dann zog er Joey in seine Umarmung. Joey schmiegte sich glücklich an Kaiba und bemerkte: "Dir ist bewusst, dass du deinen Trenchcoat jetzt wahrscheinlich wegschmeißen kannst? Die Flecken darauf dürften sonst interessante Fragen aufwerfen." "Das macht nichts." Kaiba streichelte Joey's Haar. "Ich hab' noch ein halbes Dutzend von der gleichen Art. Oder hast du geglaubt, ich würde immer ein und dasselbe Exemplar tragen?" "Hm, ich gebe zu, ich habe mich ein wenig gewundert." "Bestimmt nicht so sehr, wie sich deine Freunde morgen wundern werden. Oder willst du ihnen nichts sagen?" Kaiba wartete ein wenig ängstlich auf die Antwort seines geliebten Hündchens. Würde Joey vor seinen Freunden zu Kaiba stehen, oder wollte er, dass sie ihre Beziehung geheim hielten? "Wenn du nichts dagegen hast, würde ich zumindest meinen Freunden die Wahrheit über uns beide sagen." Joey blickte Kaiba ernst an. "Du hast doch nichts dagegen, Seto, oder soll ich besser schweigen?" Kaiba lächelte ihn erleichtert an. "Ich habe nicht das Geringste dagegen. Ich begrüße es sogar und werde dich begleiten." "Gut." Joey entspannte sich wieder in Kaiba's Armen. Plötzlich kicherte er. "Was ist?" fragte Kaiba neugierig. "Och, nichts. Ich freue mich nur jetzt schon auf ihre Gesichter, wenn sie das erfahren." Joey blickte Kaiba grinsend an. "Lass uns eine Kamera mitnehmen." *** ENDE *** kleine Anmerkung von Cat in the web: Uff, endlich das letzte Kapitel. Es ist doppelt so lang geworden wie die vorherigen Kapitel. Eigentlich sollte die ganze Fanfic nur drei Kapitel lang werden, aber dann wurde es immer mehr und mehr... Na ja, jetzt ist's genug. Was meint ihr zum letzten Kapitel? Kommentare? Kritik? (*schaut aus dem Bildschirm auf eine schlafende Leserschaft*) HEY, AUFWACHEN!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)