The thief who stole my heart von Cowardly_Lion ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Lange hat es gedauert, bis der zweite Teile kam, doch wie heißt es so schön: Was lange währt, wird endlich gut. Na ja, zumindest theoretisch... Rein praktisch hatte ich nebst zu wenig Zeit auch ein ziemlich großes Kreatief. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, aber mir geht es so, dass, wenn ich mich lange nicht mit einer Sache beschäftigt habe, ich nur schwer wieder in die Stimmung komme, die fürs Weiterschreiben nötig ist. *räusper* Das nur als Erklärung, warum es so lange gedauert hat... Und weshalb auch nicht sonderlich viel (an Seitenzahlen) herausgekommen ist. Zumindest bin ich mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden.. Wie auch immer, ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! ~~~ ; ~~~~ Nach wenigen Stunden traumlosen Schlafes wachte Tala davon auf, dass ein durch die Fensterläden einfallender Sonnenstrahl ihn an der Nase kitzelte. Ein empörtes Schnauben von sich gebend, drehte er sich um um weiterzuschlafen, als ihm einfiel, wo er sich gerade befand: Auf Bryans Couch. In Bryans Wohnung, die er von ihrer gemeinsamen Beute finanziert hatte. Als Tala aufging, was das implizierte, war er schlagartig wach. Vor lauter Überraschung über ihr Wiedersehen war es ihm am vorherigen Abend nicht aufgefallen, aber bei all dem, was sie hatten mitgehen lassen, hätte sich sein Partner doch eigentlich ein besseres Domizil als diese heruntergekommene Mietskaserne leisten können, oder? Sicher, die Wohnung war kein rattenverseuchtes Drecksloch, aber... "Wie ich sehe, bist du schon wach." Als Tala herumfuhr, sah er Bryan im Türrahmen stehen. Der Lilahaarige musste ihn wohl schon seit einiger Zeit beobachtet haben, denn er machte eine ausschweifende Handbewegung durchs Zimmer: "Gefällt dir, was du siehst?" "Es ist okay." "Aber?" "Ich verstehe nicht, wieso du dir nichts luxuriöseres gesucht hast; immerhin hattest du nach unserem letzten gemeinsamen Einbruch mehr als genug Geld." Bryans Gesicht versteinerte regelrecht: "Nun, ich habe versucht, mir ein Geschäft aufzubauen..." So war das also; Bryan hatte probiert ehrlich zu werden und war dann kläglich dran gescheitert! Es gab eben doch so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit... Darüber, dass seine eigenen Bemühungen diesbezüglich immer wieder gescheitert waren, dachte Tala lieber nicht nach. Die Adrenalinschübe, die seine Profession nun mal mit sich brachte, waren einfach zu verlockend, um auf Dauer abstinent zu bleiben. "Na ja, ich mach dir jetzt am besten erst mal einen Tee. Du trinkst ihn doch immer noch mit Milch und einem Hauch Karamell darin, oder?", ohne auf eine Antwort zu warten, eilte Bryan in die direkt ans Wohnzimmer angrenzende Küche, um dort in rege Betriebsamkeit auszubrechen. Gegen seinen Willen musste Tala schmunzeln; es gab wohl Dinge, die änderten sich nie... Schon immer war es so gewesen, dass sein ehemaliger Partner wie ein kopfloses Huhn umherrannte, wenn er von Situationen abzulenken suchte, die ihm unangenehm waren... "So, dein Frühstück!", mit einem Tablett beladen, auf dem sich zwei dampfende Tassen schwarzer Tee und eine Keksdose befanden, kehrte Bryan zurück, "Ich hab dir sogar die von dir so geliebten Hafertaler mitgebracht!" Schlagartig wich das Lächeln aus Talas Gesicht; Bryan konnte diese Gebäcksorte nicht ausstehen. Warum sollte er also welche bei sich zuhause herumliegen haben? Offenbar konnte man diese Frage von Talas Miene ablesen, denn mit verkniffenem Gesichtsausdruck meinte sein ehemaliger Partner: "Nicht so misstrauisch; ich hab sie gekauft, nachdem ich wusste, dass du und ich zusammenarbeiten würden, okay?" Mit durchdringendem Blick musterte Tala Bryan, suchte nach dem kleinsten Hinweis auf eine eventuelle Lüge. Als er keinen fand, nickte er zögerlich. "Dann sollte ich dir jetzt wohl am besten den Plan erläutern... Der Besitzer des Bildes ist ein reicher Geschäftsmann. Wie der Zufall es will, gibt er heute Abend eine Cocktailparty, um neue Kunden anzuwerben.", mit einem selbstgefälligen Grinsen zog Bryan eine kleine, weiße Karte mit Goldrand unter seiner Teetasse hervor, "Tja, und der Kulturattaché von Andorra und seine Gattin haben eine Einladung..." "Bitte WAS?", entgeistert starrte Tala ihn an, "Und wer soll deiner Meinung nach die Frau spielen?" Bedeutungsvoll sah Bryan ihn an. "Nie im Leben! Warum soll ausgerechnet immer ich der Transvestit sein?" "Diese Diskussion hatten wir früher schon einmal. Es ist nun mal so, dass du als weibliches Wesen weitaus glaubwürdiger bist als ich. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest: Ich muss noch ein Kleid für dich kaufen...", seelenruhig stand Bryan auf und machte sich auf den Weg zur Garderobe. Für einen Moment brachte Tala nur stummes Erstaunen ob solch einer Dreistigkeit zustande. Dann brüllte er so laut er konnte: "DU MACHST MICH WAHNSINNIG!" Grinsend drehte sich Bryan noch mal um, während er in seine gefütterte Lederjacke schlüpfte: "Auch das hatten wir früher schon mal - allerdings in einer etwas horizontaleren Lage..." Nachdem Tala durch ein Fenster beobachtet hatte, dass Bryan wirklich aus dem Haus verschwunden war, machte er sich daran, die Wohnung zu durchsuchen. Wäre doch gelacht, wenn er nicht herausfinden würde, was sein Partner in den letzten zweieinhalb Jahren so getrieben hatte! Zumal zudem noch die Möglichkeit bestand, mehr über ihren Auftraggeber zu erfahren... Tala konnte es nicht ausstehen, für jemanden zu arbeiten, dessen Namen er nicht einmal kannte. Schon als Bryan und er noch ein Team gewesen waren, hatten ihm derlei Geschäfte gestunken, doch dem Lilahaarigen zuliebe hatte er stets seinen Frust heruntergeschluckt und mitgespielt. Man hatte gesehen, wohin es ihn gebracht hatte... Ihr letzter gemeinsamer Einbruch hatte die leerstehende Sommerresidenz eines Politikers zum Ziel gehabt. Ein wenig abseits gelegen und ohne nennenswerte Sicherheitsmaßnahmen, nichts besonderes eigentlich, wenn es dort nicht eine Reihe kostbarer Gemälde und anderer Wertgegenstände gegeben hätte. Bryan hatte gemeint, er hätte "den perfekten Plan" wie sie das Zeug wegschaffen könnten... Leider hatte es einen Haken gegeben, eine dumme Kleinigkeit, die Bryan nicht einkalkuliert hatte: Ein von einer Feier heimkommender Nachbar hatte ihren Wagen - einen Bryans Liebe für viel zu auffällige Autos entspringenden silbernen Porsche - gesehen und die Polizei gerufen. Zu dem Zeitpunkt, als die mit Sirenengeheul angebraust kam, hatte Bryan gerade die letzten Stücke ihrer Beute in den Kofferraum verladen, während Tala beim Verwischen der Spuren gewesen war. Und dann hatte er stattgefunden, der Verrat, der Tala mehr schmerzte als alles andere: Ohne sich um seinen Partner zu kümmern war Bryan davongefahren, hatte zweiundzwanzig Jahre Freundschaft und sechs Jahre Beziehung einfach so in die Tonne getreten. Tala wusste nicht mehr genau, wie er es letztendlich geschafft hatte, seinen Häschern zu entkommen; dafür überlagerte das Bild ihrer Zuflucht, die bei seinem Eintreffen natürlich bereits vollkommen verlassen gewesen war, die Erinnerung viel zu sehr... Doch nun zurück ins Hier und Jetzt, immerhin hatte er nicht ewig Zeit! Wo hatte Bryan als Kind seine Geheimnisse und Schätze versteckt? Nun, das war nicht schwer; er hatte sie immer in eine alte, ausgebeulte Metalldose getan, die jetzt... ... In der Küche, direkt neben der Spüle stand. Bingo! Hastig öffnete Tala die Dose; was sich wohl darin befand? Nun, da war zunächst ein Totenkopfring aus Plastik, den Tala Bryan irgendwann zum Geburtstag geschenkt hatte. Das war im ersten oder zweiten Jahr nach ihrer Flucht aus dem Waisenhaus gewesen, als sie sich noch nichts anderes hatten leisten können... Dann ein halbverwischtes Blatt Papier, der Plan ihres ersten Einbruches. Eine Strähne roten Haares, säuberlich mit einem dünnen Band zusammengebunden; nur der Teufel wusste, wo Bryan das her hatte... Ein paar Geldscheine, so gut wie nichts wert. Auf dem Rand von einem stand in Bryans spinnenbeindünner, verschnörkelter Schrift der Name "Andrej" sowie eine Reihe von Zahlen, die wohl eine Telefonnummer waren. Und letztlich fand Tala auch einen falschen Ausweis, auf dem ein recht altes Foto von ihm selbst prangte. Aber was für einen Sinn hatten all diese Sachen? Verdammt noch mal, erst mal nicht drüber nachdenken, sondern weitersuchen! Er konnte es sich einfach nicht leisten, unnötig Zeit für etwas zu vergeuden, worüber er sich auch später noch Gedanken machen konnte; da war es besser, erst mal systematisch jeden Raum einzeln zu überprüfen und dann im Geiste zu sortieren, welche Informationen für ihn relevant sein könnten. Tala entschied sich, als nächstes dem Schlafzimmer seine Aufmerksamkeit zu widmen. Nicht etwa, weil er selbst die Nacht auf einem Sofa voller kaputter Sprungfedern verbracht hatte, nein, er wollte einfach nur mal sehen, was und mit wem Bryan es in seiner Abwesenheit so trieb. Sofort korrigierte sich Tala in Gedanken selbst : Er wollte sich natürlich schlau darüber machen, ob Bryan außer ihrem Auftraggeber noch andere Geschäftspartner hatte. Über all das gab Bryans Schlafzimmer jedoch auf den ersten Blick keine Auskunft; alles, was sich in dem Raum befand, war ein Schrank, eine einfache Stehlampe und ein Bett. Letzteres gab Bryans Behauptung, "jederzeit ein Stück Matratze für Tala frei zu haben", Recht: Es war riesig. Trotz eines halben Dutzends kleinerer und auch größerer Kissen, sowie einem dicken Daunendeckbett, war darin noch genug Platz für DREI darin vorhanden Und genau das machte Tala stutzig... Er kannte Bryan lange genug um zu wissen, dass der Andere im Prinzip überall und jederzeit schlafen konnte; wofür brauchte er also all den Platz, wenn er nichts zu verbergen hatte? Entschlossen begann der Rothaarige damit, das Bett zu durchsuchen; er würde schon irgendetwas verdächtiges finden... Mit einem triumphierenden Laut holte Tala aus einem Kissenbezug hervor, was er soeben ertastet hatte. Ein Foto, wie es schien relativ neu, das ihn dabei zeigte, wie er mit einer vollen Einkaufstüte beladen aus einem Lebensmittelgeschäft kam. Was zur Hölle... "Na, wolltest du dir schon mal in aller Ruhe ansehen, wo ich dich zur Ekstase treiben werde?", warm streifte Bryans Atem über seinen Nacken. Das verräterische Kribbeln ignorierend, das die Nähe des Anderen bei ihm auslöste, rammte Tala seinem Komplizen mit voller Wucht einen Ellenbogen in den Bauch: "Träum weiter." Zischend sog Bryan Luft ein: "Du hast wirklich nichts von deinem alten Feuer verloren..." "Das ist nicht dein Ernst!", war die einzige Möglichkeit, die Tala sah, seine Gedanken bezüglich des von Bryan ausgesuchten Kleides zu artikulieren. Na ja, nicht wirklich "die Einzige", aber die einzige, die jugendfreies Vokabular beinhaltete... "Doch, ist es!", vergnügt blinzelte Bryan ihn an, "Also wo liegt das Problem?" Wo das Problem lag? WO DAS PROBLEM LAG?! Ganz einfach, das ganze gottverdammte Kleid war das PROBLEM! Das gesamte Kleidungsstück stellte eine Katastrophe dar: Knallrot, damit es auch ja schön Jedermanns Aufmerksamkeit auf sich zog, mit einem Rückenausschnitt, der erst kurz vor dem Po endete und seitlich einem Schlitz, der fast bis zur Hüfte hochreichte. Da konnte er sich ja gleich ein Schild mit der Aufschrift "Nimm mich" auf die Stirn kleben! Als Tala auf genau das hinwies, meinte Bryan bloß verständnislos: "Ja, und? Ich brauch bestimmt kein Schild, um auf diese Idee zu kommen... Und bei deinen Beinen kannst du dir das doch wirklich leisten!" Gegen seinen Willen lief Tala rot an; war ja klar gewesen, dass dieser Perverse wieder solch einen Kommentar von sich geben würde... Um von seiner Verlegenheit abzulenken, schnitt er ein Thema an, das ihn die ganze Zeit schon beschäftigte: "Wie soll ich deiner Meinung nach eigentlich überhaupt als Frau durchgehen?" Als sie pünktlich um acht Uhr abends bei der Party auftauchten, kannte Tala die Antwort auf diese Frage: Nicht nur, dass er sich hatte schminken und die Beine rasieren müssen, nein, schließlich hatte Bryan sich auch noch solange an seinen Haaren vergangen¹, bis sie in Form von langen, wild durcheinander fallenden Locken herunterhingen. Mal ganz zu schweigen davon, dass Tala sich mit dem Push up-BH voller Papiertaschentücher um seine flache Brust ziemlich dämlich vorkam... "Könnte ich bitte Ihre Einladung sehen?", eine am Eingang postierte Hostess streckte auffordernd die Hand aus. "Sicher doch.", ohne die geringste Eile zog Bryan die Karte aus seinem Smoking hervor und reichte sie der Bediensteten. Kurz überflog diese die Einladung, ehe sie mit einem aufgesetzten Lächeln einen Schritt zur Seite machte: "Einen schönen Abend noch, Mr. und Mrs. Iwanov!" Kaum waren sie an der Angestellten vorbei und im Inneren des Hauses verschwunden, da funkelte Tala seinen Kollegen böse an: "Mr. und Mrs. Iwanov?!" "Nun, ich dachte, das sei ein Zugeständnis an dich; außerdem kann bei der Hochzeit ja auch der Mann den Namen seiner Frau übernehmen... Und jetzt schau mal schön freundlich, da kommt gerade jemand auf uns zu!" Vorsichtig schielte Tala in die Richtung, in die Bryan gerade geschaut hatte; tatsächlich, da waren zwei Typen im Anmarsch. Während der Blauhaarige im dunkelblauen Anzug versuchte, möglichst ernst und bedrohlich zu wirken, schenkte der Asiate im weißen Anzug ihnen ein entschuldigendes Lächeln: "Willkommen! Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass der Herr des Hauses leider anderweitigen Verpflichtungen nachkommen muss. Wir hoffen, Sie genießen diese Veranstaltung trotzdem!" Ehe Bryan oder Tala noch etwas sagen konnten, waren die beiden Männer schon zum nächsten Gast weitergezogen. Stirnrunzelnd sah Tala ihnen hinterher: "Schon seltsam, oder? Warum sollte man so eine teure Feier arrangieren, wenn man selbst gar nicht daran teilnimmt?" Desinteressiert zuckte sein Partner mit den Schultern: "Na ja, die Reichen geben solche Empfänge doch sowieso nur, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen oder noch mehr Geld zu scheffeln... Apropos Geld: Zeit ist Geld, also sollten wir uns jetzt lieber daran machen, die hausinternen Sicherheitsmaßnahmen auszukundschaften." Widerwillig nickte Tala, ehe er sich unter die Leute mischte. Allerdings hielt er erst mal nicht nach Alarmanlagen oder Kameras, sondern nach der Bar Ausschau; nach dem ganzen Ärger der letzten beiden Tage konnte er jetzt erst mal einen Drink gebrauchen... Belustigt sah ihm einer der Wachmänner dabei zu, wie er einen doppelten Wodka bestellte: "So starker Alkohol um diese Uhrzeit - das ist nicht besonders damenhaft, oder?" "Oh, Sie würden sich wundern, wie wenig "damenhaft" ich in Wirklichkeit bin...", war Talas schnippische Antwort. Abschätzend musterte der Schrank von einem Mann den Rotschopf, taxierte ihn wie ein Jäger seine Beute: "Nun, das dürfte in der Tat... interessant sein. Warum kommen Sie nicht mit und ich zeige Ihnen das Haus? Das dürfte mit Sicherheit unterhaltsamer sein als diese angestaubte Abendgesellschaft." Alles in Tala sträubte sich gegen diesen Vorschlag; dieser Kerl suchte doch sowieso nur ein williges Betthäschen... Außerdem würde er dadurch den Coup in Gefahr bringen. Einen Coup, den er weder geplant hatte, noch ausführen wollte! Einen letzten Blick zu Bryan hinüberwerfend, der sein Treiben missbilligend beobachtete, stimmte Tala mit einem koketten Lächeln zu. "Und das hier ist die Automobilsammlung meines Arbeitgebers...", beifallerheischend zeigte der Wachmann Tala eine riesige Halle, in der vom Audi bis zum Toyota alles zu finden war. Verrückt; der Kerl benahm sich fast so, als würden all diese Autos ihm gehören... Langsam fragte Tala sich wirklich, ob es eine gute Idee gewesen war, ihm nur um Bryan eine reinzuwürgen zu folgen. Korrektur: Eigentlich wusste er, dass es keine gute Idee gewesen war. Immerhin war das hier nicht nur ein Spiel; wenn sie den Einbruch in den Sand setzten, war es sein Kopf, der unmittelbar gefährdet war. Gerade als Tala sich umdrehen wollte, um zurück zur Feier zu gehen, packte ihn der Wachmann unsanft am Arm; "He, nicht so eilig... Ich dachte eigentlich, wir könnten noch ein wenig Spaß miteinander haben..." Unwillkürlich wurde dem Rothaarigen schlecht; ihm war zwar von vorneherein klar gewesen, dass dieser Typ bloß was zum Flachlegen suchte, aber das hier... Damit hatte er ehrlich gesagt doch nicht gerechnet. "Na komm schon, das wird dir gefallen...", umständlich begann der Stärkere mit einer Hand an seiner Hose herumzufummeln, während er gleichzeitig näher an Tala heranrückte, ihm so jeglichen Fluchtweg abschnitt. "Finger weg!", erklang hinter ihnen eine vor Zorn vibrierende Männerstimme. Unwillkürlich zuckte der Wachmann zusammen: "Das ist nicht, wofür Sie es halten..." "Oh, ich bin überzeugt, dass es genau das ist, wofür ich es halte... Und jetzt verschwinde gefälligst!" Wie ein getretener Hund machte der Wächter sich vom Acker, ließ die Garagentür dabei einen Spalt breit offen stehen. Ein schmaler Lichtstrahl fiel hindurch, beleuchtete das Gesicht von Talas Retter - Bryan. Dieser legte den Kopf ein wenig schief, sah Tala mitfühlend an: "Alles in Ordnung?" "Sicher, warum auch nicht?", sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustend, machte Tala einen Schritt von der silbernen Kühlerhaube weg, auf die der Beinahevergewaltiger ihn gedrängt hatte, "Und erwarte bloß keinen Dank von mir; hätte der Kerl mir unters Kleid gelangt, wäre unsere Tarnung aufgeflogen und wir wären beide erledigt gewesen. Das, was du getan hast, entsprang lediglich deinem Selbsterhaltungstrieb. Jetzt komm mit, wir müssen uns noch einen Überblick über die restlichen Sicherheitsmaßnahmen verschaffen..." Erst als sie wieder in ihrem Versteck waren und er sich sicher sein konnte, dass Bryan in seinem Bett lag, ließ Tala seinen Gefühlen freien Lauf. Er kam sich so hilflos und benutzt vor... Während sein Schluchzen langsam lauter wurde, stiegen Kindheitserinnerungen in ihm hoch, verdrängten die Bilder des heutigen Abends. Offiziell war "Die Abtei zur Lobpreisung der Jungfrau Maria" ein Waisenhaus gewesen, das sich um Kinder kümmerte, die kurz nach ihrer Geburt ihre Eltern verloren hatten. Man kam als Baby dorthin und sollte von den Mönchen solange in ein frommes und gottgefälliges Leben eingewiesen werden, bis man entweder adoptiert wurde oder alt genug war um auf eigenen Beinen zu stehen. Hörte sich nett an, aber die Wahrheit sah leider anders aus: Wie Hühner in Legebatterien wurden die Kinder in Gitterbetten aneinandergepfercht und nicht selten kam es vor, dass die sogenannten Gottesmänner ihre Bedürfnisse an ihren Schutzbefohlenen befriedigten. Tala wusste noch nur zu gut, wie er unzählige Male nachts aufgewacht war und gebetet hatte, dass der Mönch an seinem Bett vorbeigehen möge; an das Schluchzen, die Schreie... Arme umschlangen ihn, pressten ihn beruhigend an einen warmen Körper. Dann wurde er hochgehoben und vorsichtig in Richtung Schlafzimmer getragen. ¹ Oh je, ich muss jetzt grade an eine bestimmte Szene aus "Verrückt nach Mary" denken... O.o Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)