Loneliness von RinRin ================================================================================ Kapitel 5 --------- Kapitel 5 Es war mal wieder so ein Tag, an dem Jun, bevor die Schule begann, in dem Tagebuch las. Sogar während ihren 7 Unterrichtsstunden konnte Jun an nichts anderes mehr als den Eintrag denken, den sie am Morgen noch gelesen hatte. In Sport bekam sie deswegen aber beinahe mit ihrem Lehrer Herr Bokensen Ärger, weil sie beim Geräteaufbau nicht richtig aufpasste. Bevor dann aber doch noch mehr passieren würde, hatte der sie schließlich auf ihr Zimmer geschickt. Wenn sie eh kaum bei der Sache wäre, sollte sie die sowieso bereits letzten beiden Stunden dort noch verbringen. Jun war dadurch dann mies gelaunt und anstatt weiter Tagebuch zu lesen, fing sie mit ihren Hausaufgaben an. Am Nachmittag kam dann aber auch noch die stellvertretende Direktorin Livag wieder in ihr Zimmer, um sie zum Sekrätariat zu bringen. Jun malte sich schon sonst was aus, wegen was sie nun Ärger bekommen würde. Aber als sie Miriél davor sah, konnte sie es kaum glauben und musste sich zuerst mal selbst kneifen. Miriél sagte ihr eigentlich immer, dass sie unter der Woche nicht hierher fahren könnte. Aber gefreut hatte Jun sich trotzdem ziemlich, und nach ihrer Begrüßung mit ner Umarmung fragte Jun gleich, was Miriél hier wollte: "Oh mann, Miriél! Mit dir hätte ich ja überhaupt nicht gerechnet. Was führt dich denn hierher?" "Luthien hat mich hergebracht. Die wartet jetzt auch unten im Auto und wird sich mit ihrem Freund noch bisschen vergnügen." "Na dann wollen wir die lieber mal nicht stören.", entgegnete Jun grinsend. "Und wieso bist du eigentlich hier?" "Ähm... Lass uns doch irgendwo raus gehen. Haben ja ein recht schönes Wetter." "Na gut, wenn du meinst." Also gingen die Mädels an Juns Lieblingsplatz am Bootssteg und unterhielten sich dort weiter: "Ist bei euch sonst alles klar, Miriél?", begann Jun schließlich dort wieder die Unterhaltung. "Na ja, wie man's nimmt... Und du? Bist immer noch so zurückhaltend?" "Ja, bin ich... Ich will endlich wieder weg hier." "Och Jun" Ist es wirklich so schlimm hier?" Jun seufzte und erwiderte: "Nein, aber ich vermiss euch! Dich und vor allem Jannik." Miriél schweig ein paar Minuten, bevor sie antwortete: "Wenn du grad Jannik erwähnst... Jun... Er... wie soll ich sagen...?" Jun blickte ihre Freundin mit großen und erschrockenen Augen an, als Miriél absetzte. Die atmete noch mal tief durch und sprach weiter: "Jannik hatte einen Unfall mit seinem Auto und liegt jetzt im nächsten Krankenhaus." Jun stockte der Atem und musste sich an Miriél festhalten, um nicht zusammen zu brechen. "Sag, dass das nicht wahr ist, Miriél! Jannik fährt doch immer sooo vorsichtig. Wie kann da ein Unfall passieren?!?" Miriél versuchte sofort ihre Freundin zu beruhigen. "Ich weiß... Aber du musst mir glauben. Ich wollte es selbst kaum wahrhaben." Jun schüttelte ihre Freundin Miriél und fragte nochmals: "Wie kann Jannik einen Unfall haben??? Er fährt doch so verdammt vorsichtig und hält sich an alle Geschwindigkeitsbegrenzungen und sonst was!" "Jun, bitte beruhig dich. Ich weiß nicht, was genau los war. Es ist noch ein anderer, ein LKW'-Fahrer beteiligt. "LKW-Fahrer??" Jun erschrak und hob ihre Hand vors Gesicht... "... Lebt Jannik noch? Ist er schwer verletzt?" "Ich weiß nicht, Jun. Ich war selbst noch nicht bei ihm." Jun schwieg nur noch und musste sich hinsetzen. Miriél nahm sie vorsichtig in die Arme und versuchte sie zu trösten. Keine von beiden sagte etwas. Doch irgendwann kamen Luthien und deren Freund, um nach ihnen zu schauen. Luthien versuchte Jun zusätzlich auch zu beruhigen und sprach ihr gut zu: "Ihn wird's schon nicht so erwischt haben. Jannik hält doch sonst eigentlich auch so viel aus." Jun erwiderte nur unter Tränen: "Ich hoffe es! Ich will ihn nicht verlieren! Nein... Ich will das nicht!!!" "Ganz ruhig, Jun! Komm, wir fahren zu ihm. Deshalb sind wir auch zuerst hierher gefahren. Deine Lehrerin hat uns schon erlaubt, dich mit ins Krankenhaus zu nehmen." "Okay... Müssen wir lange fahren?" Miriél und Luthien schüttelten ihre Köpfe und nachdem Jun ihre Jacke geholt hatte, machten sie sich auf den Weg zu Jannik ins Krankenhaus. Wenige Minuten später waren sie schon angekommen und erkundigten sich in der Eingangshalle nach Jannik. Als Jun erfuhr, er würde auf der Intensiv-Station liegen, bekam sie es mit der Angst zu tun. Vor dem richtigen Stationszimmer wurden sie allerdings von einem Arzt abgefangen, der sich anscheinend um Jannik kümmerte. Der fragte sich sofort, ob sie Verwandte von dem Patienten wären. Er gab dann aber vorerst nur Jun Infos über seinen Zustand. Deshalb bat er sie zuerst in ein Nebenzimmer, während ihre Freunde draußen warten sollten. Jun musste dann erst noch ein paar formelle Dinge unterschreiben, von wegen, dass das wirklich ihr Freund und wer die Eltern seien. Danach erklärte der Arzt dann endlich: "Also, um gleich zur Sache zu kommen: Der Zustand ihrer Freundes, also Herrn Sartens, ist immer noch nicht so stabil. Bei dem Unfall hat er 1. sehr viel Blut verloren und 2. einige schwerwiegendere Brüche. Sorgen macht mir vor allem sein Schädelbruch. Der sieht nicht so gut aus." Vorsichtig unterbrach Jun den Arzt: "Wird er... wird er trotzdem durchkommen?" "Ich kann Ihnen leider nichts versprechen. Wie gesagt, die äußere Verletzung ist nicht gut. Aber wir haben vorerst unser Möglichstes getan, um seinen Zustand zu stabilisieren. Bleibt jetzt nur noch abzuwarten, was die Röntgenaufnahmen meinen, ob er noch innere Verletzungen hat." Jun war den Tränen nahe und fragte dann: "Kann ich zu ihm?" "Ja, können sie. Aber seien Sie bitte vorsichtig mit den Verkabelungen. Ach ja, halten sie sich dann auch bitte noch für ein Gespräch mit der Polizei bereit. Die werden an Sie bestimmt auch noch Fragen haben" Jun nickte, nahm den Kittel, der ihr gereicht wurde, und ging dann zu Jannik in das Stationszimmer. Jun nahm sich dort einen Stuhl und setzte sich neben Jannik. Lange sah sie ihn an, in sein Gesicht, dass mit Pflastern und Schrammen und um seinen ganzen Kopf mit einem dicken Verband versehrt war. Wie er also so ruhig, fast leblos da lag, um und an ihm mit vielen Kabeln, die zu allen möglichen Geräten verliefen, die ihn wohl so gut's ging am Leben hielten, ließ Jun sich noch mal ihre ganze Beziehung durch den Kopf gehen. Sie konnte und wollte ihren Freund nicht verlieren, jetzt, wo sie wusste, dass sie zusammengehörten. Sie nahm vorsichtig seine Hand und drückte sie fest an sich. Dann legte sie sich auf ihre Arme und begann zu weinen. Einige Minuten später kam der Arzt herein und versuchte sie zu beruhigen. Die Polizisten würden auch schon warten. Also ging Jun aus der Intensiv-Station mit denen in die Eingangshalle und wurde dort um Infos zu ihrem Freund gebeten. "Keine Sorge, wir vermuten nicht, dass Herr Sarten den Unfall selbst verursacht hat. Das gehört zur reinen Routine." Jun verstand nicht richtig und hakte noch mal nach: "Also ist Jannik jetzt Schuld an dem Unfall, oder nicht?" Der ältere von den beiden antwortete ihr gleich: "Nein, es sieht nicht so aus. Kannst du also beruhigt sein." "Oh ja, das bin ich jetzt schon." "Gut, einige Fragen haben wir aber dann trotzdem schon noch. Weißt du vielleicht, wohin er wollte?" "Nein, nicht wirklich. Aber ich denk zu mir, wenn er schon in der Nähe meines Internats im Krankenhaus ist." "Klingt plausibel. Und warum wollte er zu dir? Hattet ihr vielleicht Streit, den er wieder klarstellen wollte?" "Nein!", antwortete Jun sofort bestimmt und erinnerte sich wieder an den Streit, den sie mit Jannik vor wenigen Wochen hatte. "Der letzte Streit ist schon wieder beigelegt und wir haben die letzten paar Wochen ziemlich guten Kontakt gehalten. Er wollte mich wahrscheinlich nur mal so überraschen... Sehen uns ja auch schon so..." In diesem Moment stürmten an dem Zimmer, in dem sie mit der Polizei saß, einige Schwestern Richtung Intensiv. Jun, wie wenn sie wüsste, wo die hinwollten, sprang auch auf und den Ärzten hinterher. Als sie vor dem Zimmer ihres Freundes ankam, merkte sie schon, dass etwas nicht stimmte, denn auch Miriél und Luthien standen davor und blickten aufgelöst in das Zimmer. Jun wollte auch etwas sehen, aber da wurde die Tür zugemacht und die 3 Mädels gebeten zu warten. Nach einer für Jun endlos vorkommenden Zeit, kam der Arzt wieder heraus und bat Jun zu sich heran. Diese fragte dann völlig erblasst, was los gewesen sei. "Sie können sich wieder beruhigen. Ihr Freund ist ein wenig zu sich gekommen, zwar ist er noch sehr schwach, aber Sie können zu ihm rein." Jun stieß einen erleichterten Seufzer aus und ging sofort zu Jannik, nachdem sie sich wieder einen Kittel angezogen hatte. Schon in der Tür lächelte Jannik sie gequält an und versuchte ein "Hey" zu sagen. Jun trat zu ihm, nahm wieder seine Hand und lächelte ihn froh an. "Was machst du mir denn für Sachen, Schatz?! Unser nächstes Treffen hatte ich mir anders vorgestellt." "Ich mir auch... Aber ich... wollte unbedingt zu dir." "Warum denn? Nicht, dass ich mich nicht gefreut hätte, aber könntest doch vorhin Bescheid sagen." "Tut mir leid... Aber ich konnte es nicht...", gab Jannik angestrengt zurück. "Hey, streng dich nicht so an... Ist nicht gut. Aber sag mal, was ist los, dass du unbedingt zu mir wolltest?", fragte Jun, während sie wieder einen Stuhl holte und sich neben Jannik setzte. "Ich... na ja... Süße, ich hab nen großen Fehler gemacht... Ich könnte mich dafür ohrfeigen." "Was hast denn gemacht???" Jannik setzte sich etwas auf, und blickte dann Jun tief in die Augen. "Ich... mann.. ich weiß einfach nicht, wie ich dir das sagen soll." "Sag einfach, komm schon! Sonst können wir doch auch über alles reden." "Ja, ich weiß... Also gut... Du kennst doch Lilia, ein Mädchen aus ner Klasse über dir...?" "Ja, kenn ich..." "Die hab ich vor ein paar Wochen auf der Party von meinem Kumpel Tide getroffen..." "Tide? Seit wann kennt der Lilia den??" "Ich weiß es nicht... Auf jeden Fall haben wir alle viel getrunken... Und ich... und Lilia haben so ziemlich den ganzen Abend verbracht..." "... Was soll das heißen??" "Ich weiß nicht mehr, was wir genau gemacht haben... Aber Lilia muss sich darauf was eingebildet haben, und weil ja meine Freundin... du... weit weg bist, kann die mich ja anmachen... Auch noch nach Tide's Party... Ich weiß nicht, was mich da geritten hat, aber ich Vollidiot hab mich auch noch darauf eingelassen..." Jun ließ Janniks Hand los, sah ihren Freund enttäuscht an, und stand wieder kurz vorm Weinen. "Da war also mehr zwischen euch??" "Ja, es tut mir so leid! Ich weiß nicht, was mich dazu gebracht hat. Ich liebe dich doch wirklich, und für Lilia hab ich nie irgendwas empfunden. Bevor die mit mir ins Bett steigen wollte, hab ich ja noch rechtzeitig alles gecheckt und sie in den Wind geschossen..." "Ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll... Jannik." "Ich weiß, ich hab dich jetzt ganz schön verletzt, aber genau deshalb, weil ich dir alles erzählen wollte, war ich auf dem Weg zu dir..." "Wirklich?" "Wenn ich's doch sag... Bitte, Jun! Verzeih mir. Ich liebe dich!" "Ihr habt nur längere Zeit rumgeknutscht? Und sonst war da nix?" "Ja... Wirklich!" Jun seufzte und erwiderte dann: "Na ja, dann lass uns das vergessen... Aber versprich mir, dass du mir nie wieder fremdgehst, okay?" "Ja..." Jun beugte sich vorsichtig über Jannik und küsste ihn sanft, bevor sie ihm leise zuflüsterte: "Ich liebe dich, Jannik! Und bin froh, dass du mir das erzählt hast." Jannik nickte und drückte Juns Hand, die seine mittlerweile wieder genommen hatte. Jun legte ihren Kopf dann an seine Brust und schloss die Augen. Sie merkte nicht, dass Janniks Griff einige Zeit später nachließ. Erst als der Arzt sie etwas grob aufriss, hörte sie den langen anhaltenden Ton, und sah mehrere Ärzte, die über Jannik gebeugt waren. Sie wurde rausgebracht und gleich danach die Vorhänge in dem Zimmer zugemacht. Jun lief unruhig auf dem Gang hin und her und fragte immer wieder, was mit ihrem Freund los sei. Sie war total in Panik versetzt. Umso mehr erschrak sie, als der behandelnde Arzt mit einem Blick in den Augen, den Jun wohl niemals wieder vergessen könnte, aus der Station trat und sofort Jun bat mit in das nebengelegene Zimmer zu kommen. Genau so hatte damals ein anderer Arzt geblickt, nach dem Unfall mit ihrer Mutter... Jun wollte gar nicht erst an das Schlimmste denken... Und doch konnte sie sich nicht dagegen wehren. Keine Sünde bleibt ungesühnt. Diese Worte hatte sie bereits im Tagebuch ihrer Großmutter gelesen. Sie wusste nicht, wie sie jetzt darauf kam, und doch wusste sie, dass an diesem schlichten Satz wohl etwas Wahres dran sein müsste. Instinktiv wusste sie bereits, was der Arzt sagen würde. Die nachfolgenden Sätze nahm sie daher nur noch wie in Trance war: "Setzen Sie sich bitte lieber." Und als Jun sich in den Sessel gegenüber dem Schreibtisch saß, fuhr der Arzt sofort weiter: "Wie soll ich anfangen... Mist... Nun ja, es tut uns leid... Wir haben alles mögliche versucht. Ihr Freund hat es aber leider nicht geschafft." Jun starrte den Mann entgeistert an: "Nein! Sagen Sie, dass das nicht wahr ist!" Sie sprang auf und schrie fast schon: "Sagen Sie es!!! Jannik stirbt doch nicht einfach so. Nein! Das glaub ich nicht! Er hat doch noch mit mir gescprochen." Dann rannte sie geradewegs in Janniks Zimmer, ohne Miriél und Luthien davor auch nur eines Blickes zu würdigen, als sie an ihnen vorbeikam. Sie trat langsam an Janniks Bett heran und erblickte gleich den leblosen Körper ihres Freundes. Der Arzt hatte doch Recht: Jannik war tot! Sie setzte sich auf die Bettkante und blickte ihn lange Zeit schweigend an. Dann brach sie in Tränen aus und ließ sich über Janniks Körper fallen, an den sie sich gleich fest klammerte. Es vergingen einige Minuten, bis Miriél und Luthien in Janniks Zimmer kamen und versuchten Jun zu beruhigen. Das gelang ihnen aber nicht so recht. Jun wurde deshalb in ein anderes Zimmer gebracht und bekam dort eine starke Beruhigungstablette. Sie war völlig fertig und kurz vorm Zusammenbrechen. Als sie aber die Tablette bekommen hatte, schlief sie kurze Zeit später sofort völlig entkräftet ein. Aber auch Miriél und Luthien konnten nicht glauben, dass Jannik tot sein sollte, vor allem Miriél nicht. Sie war genauso verstört. Sie lag auf dem Bett neben Jun und starrte wortlos die Decke an. Luthien, die noch am ehesten bei vollem Bewusstsein war, rief auf Bitten des Arztes zuerst ihre Eltern an und dann Juns Internat, um denen zu erzählen, was geschehen war. Nachdem sie das erledigt hatte, ging sie zurück zu den beiden anderen Mädels und versuchte ihre Schwester auch etwas zu beruhigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)