Final Fantasy Two Realistics von Rikku_Nox (Part 16-20) ================================================================================ Kapitel 2: Kims Traum --------------------- Kapitel 17: Kims Traum »Auf dieser furchtbaren Reise, nachdem der Shaman durch dunkle Wälder und über große Bergketten gewandert ist,... erreichte er Eine Öffnung im Boden. Die schwierigste Phase des Abenteuers beginnt jetzt. Die Tiefen der Unterwelt öffnen sich vor ihm. « Uno Harva, zitiert von Joseph Campbell in The Hero with a Thousand Faces Kim hatte den Fluss und das Meer überlebt, so wie sie schon vorher vieles überlebt hatte. für sie war dies nur eine weitere Prüfung gewesen, die sie bestehen musste, und doch waren die nächsten Tage, in denen sie mehr tot als lebendig an irgendeinem Strand lag, unfähig sich zu bewegen oder aus dem Alptraum aufzuwachen, in dem sie gefangen war, die schrecklichsten ihres Lebens. Sie lebte zwar, aber die Felsen hatten ihr unzählige Wunden zugefügt. Keine von ihnen war lebensgefährlich, aber jede schmerzte und brannte ungeheuerlich. Dazu kam, dass sie in einem fiebrigen Zustand war. Ihr war so kalt, und sie bekam in den Nächten Schüttelfrost und Übelkeitszustände. Und obwohl sie schon so lange, wie es ihr schien, an diesem Strand lag, schlug ihr Herz noch. Zwar schwach, aber hartnäckig. Die Erinnerungen an das, was geschehen war, waren verblasst und machten einem Alptraum platz, der sie nicht mehr los ließ. In diesem Traum war Kim ganz alleine an dem großen Fluss und starrte auf die Strömung, die sich dahinschlängelte. Ihr Blick tastete sich langsam den Flusslauf hinauf, zu einem alten Mann, der ein Schild aufstellte. Kim ging gemächlich auf ihn zu und setzte sich neben ihn, ihr Blick war auf das Schild gerichtet, aber es stand nichts darauf. Kim sah den Mann an, der scheinbar stolz auf sich selbst, das Schild begutachtete. Als er Kim bemerkte, drehte er sich zu ihr »Na! Was sagste dazu, äh?« »Wozu?« »Na.. zu meinem Schild!« Kim sah von dem Mann auf das Schild, wo immer noch nichts stand »Aber da steht ja gar nichts!« Der Alte schüttelte leicht grinsend des Kopf. Es war diese Art von Grinsen, die ein Wolf an den Tag legte, wenn er ein Lämmchen gerissen hatte »Na, hör ma' ! 'türlich steht da was! Sieh doch ma' genauer hin, wa?« Kim sah sich die blanke, weiße Oberfläche des Schildes genauer an und erschrak, als sie sah, wie Buchstaben auf ihr erschienen. »Da siehstes! Das is' für die gute, alte Kim! Ließ nur! Ließ nur!« Bestand der Mann darauf und gestikulierte auf das Schild. Kim überlegte einen Moment, aber dann las sie, was auf dem Schild stand »Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim!« Kim sah den Mann verwirrt an »Aber das geht doch gar nicht! Ich bin Kim!« »Nein! Das geht gar nich'.. da die gute, alte Kim hier gestorben is'.. ja, ja! Die is' mausetot, sag' ich dir! Ich muss sie nur noch an diesem Schild hier aufhängen!« Kim erschrak und stolperte zurück »Was? Nein!« »Oh doch! Das Problem is' nur.. ich komm nich' an sie ran, solang' sie einen Nutzen für meinen Meister erzielt!« der Mann sah enttäuscht drein und bewunderte dann sein aufgestelltes Schild. Kim sah ihn ängstlich an und fragte »Wer ist denn dein Meister?« Der Mann sah zu ihr, und seine dunklen Augen spiegelten Terror und Wahnsinn wieder »Das fragst ausgerechnet du!« Kim sah kurz zu dem Schild, von dem aus ihr die Buchstaben höhnisch entgegen Sprangen und im Chor »Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim! Ha, ha, ha!« sangen. Kim schluckte »Ich weiß es wirklich nicht..« Der Alte schlug sich die flache Hand vor sein Gesicht »'türlich der Eine! Wer denn sonst, äh? Er sagte, ich darf Kim nich' aufhängen, solang' er nich' das hat, was er brauch' ! Das kann er sich nämlich nur von der Kim holen! Versthst'e? Kim schüttelte den Kopf, woraufhin der Mann ihr auf den Kopf schlug »So ein dummes Etwas! Kapiert's nich' ! Aber wenigstens konnt' ich schon ma' das Schild aufstellen!« Kim zuckte zurück und starrte fassungslos und verwirrt das Schild an, auf dem jetzt die Buchstaben tanzten und immer wieder ihren Satz sangen und spöttisch über Kim lachten. »Wieso singt ihr das?! Hört auf! Hört auf!« Wehklagte Kim und ließ sich zu Boden sinken. Der Mann lachte grausam »Ich hab' den Befehl bekomm', die gute, alte Kim hier aufzuhängen! Aber ich darf's erst, wenn der Meister von ihr hat, was er haben will!« »Aber wer ist denn dein Meister?« Fragte Kim mit weinerlicher Stimme und sah zu dem Mann auf, der sich nun zu ihr runter beugte und ihr ins Ohr flüsterte »Na! Mein Meister is' der Herr über den Tod! Schließlich bin ich der Tod!« Er lachte laut auf und tanzte mit den Buchstaben zu dem immerwiederkehrenden »Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim! Ha, ha, ha, ha!« Kim sah diesem Treiben zitternd und in Panik und Grauen versetzt zu, ohne zu wissen, was sie tun sollte... An diesem Abend- es war klar draußen und die Sterne funkelten hell, so das alles Erleuchtet wurde- beschloss Shera noch ein wenig umher zulaufen. Der Kapitän war eh nicht Zuhause, und würde vermutlich auch nicht so schnell Heimkehren. Draußen war es angenehm warm, und es wehte eine seichte Brise. Genau richtig für einen nächtlichen Strandspaziergang. Sie verließ das Haus und Rocket Town. Gemächlich schritt sie über die Wiese und ließ sich die warme Luft um die Ohren wehen. In solchen Nächten war selbst sie glücklich und konnte sich mal gehen lassen, was nicht immer der Fall war. Es waren die Nächte, in denen der Kapitän lange in der alten Rakete blieb und erst spät nach Hause kam. Shera sah zu dem Vollmond und seufzte. Wäre ihr dummer fehler nicht gewesen, bräuchte sie sich keine Sorgen zu machen, aber sie hatte dem Kapitän ja alles vermasselt. Trotzdem gehörte diese nacht ihr, und sie wollte nicht an das Ereignis vor einigen Jahren denken. Ihre Schritte führten sie geradewegs runter zum Strand, dem sie eine Weile folgte und dem Rauschen der Wellen lauschte. Sie war noch nicht sehr lange gegangen, da mischte sich in das Rauschen lautes Wehklagen. Es hörte sich furchtbar an, und als Shera schließlich schneller ging, erspähte sie Jemanden, der am Strand lag. Erst erkannte sie nur eine Silhouette, aber als sie näher kam, erkannte sie, dass es sich um ein junges Mädchen handelte. Ein Kind, das durchnässt war und aus vielen Wunden blutete. Das Mädchen strampelte mit den Beinen und schlug um sich, als hätte es einen schlimmen Alptraum und als Shera vorsichtig ihre Hand auf die Stirn des Kindes auflegte, erkannte sie, dass es hohes Fieber hatte. Rasch hörte sie den Herzschlag ab, der so schwach war, wie Kerzenlicht in der Finsternis. Shera beschloss, sie mitzunehmen und Gesund zu pflegen. Sie musste es einfach tun, sonst wäre sie ein Unmensch gewesen. Niemand konnte ein Kind in diesem Zustand einfach übersehen und liegen lassen. Sie hob das Mädchen hoch und trug es zurück nach Rocket Town. Sie hoffte nur, dass der Kapitän damit einverstanden war, aber sie glaubte schon, schließlich hatte auch er ein Herz, irgendwo. Schnell war sie zurück in Rocket Town. Sie schritt zwischen den Häusern her, in deren Fenstern Licht brannte und Personen saßen. Das Mädchen zappelte und zitterte, während es lauthals schrie. Shera fiel es immer schwerer sie zu tragen, aber sie schaffte es schließlich bis in das Haus, wo sie das Mädchen ins Gästezimmer brachte. Sie holte sofort trockene Sachen von sich und zog das Mädchen um. Die Sachen waren zwar zu groß, aber besser als die Nassen. Dann legte Shera sie ins Bett und deckte sie zu. Das Kind schien sich zu beruhigen, denn es hörte auf zu strampeln und lag schweratmend da. Was auch immer diesem Mädchen wiederfahren war, es musste schrecklich gewesen sein... Shera verließ das Gästezimmer und ging in die Küche, um heißes Wasser aufzusetzen und Verbandszeug zu holen. In diesem Moment wurde die Tür aufgeschlagen und jemand kam rein. Shera zuckte zusammen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Kapitän so schnell wieder zurück sein würde. Schnell ging sie zu ihm, um ihn zu Begrüßen, aber er war nicht im Eingang. Shera sah sich um »Hallo?« »SHERA! DU BLÖDE KUH! WAS ZUM DONNERWETTER SOLL DAS ?!« Shera fuhr zusammen und folgte der Stimme, die sie bis in das Gästezimmer führte. Cid stand mit verschränkten Armen und wütendem Gesicht vor dem Gästebett und sah auf das Mädchen, welches laut Atmete und schwitzte. »J-Ja?« Fragte Shera und sah zu dem Kapitän, während sie unsicher mit ihren Fingern spielte. Cid fuhr herum »Was soll das?!« Wiederholte er und zeigte auf das Mädchen. Shera sah ebenfalls zu dem Kind und antwortete mit leiser Stimme »Nun ja.. ich.. ich hab sie.. also-« »Red gefälligst verständlich! So eine dumme Gans!« Shera fing noch mal an, dieses mal deutlicher und lauter »Ich habe sie am Strand gefunden.. sie ist in einem kritischen zustand.. und.. ach.. ich konnte sie da einfach nicht liegen lassen... verstehst du?« »Nein! Du bist einfach zu blöd!« Cid sah sie wütend an, tat aber nichts, um das Mädchen rauszuschaffen, was schon mal ein gutes Zeichen war. »T- Tut mit Leid...! Aber ich würde sie gerne Gesundpflegen..« Shera sah zu dem Kind und dann zu dem Kapitän, der ebenfalls kurz zu dem Mädchen gesehen hatte »Was?« »Ich... ich werde es garantiert nicht tun, wenn du es nicht willst..« Aber Cid sagte nichts dagegen, sondern steckte seine Händen in die Hosentaschen und schob sich an Shera vorbei auf den Flur »Mach doch was du willst... ich bin im Hof, eine rauchen!« »D- danke!« Rief Shera ihm nach, obwohl sie das schon erwartet hatte. er war zwar schroff, aber kein Unmensch. Und außerdem hatte er seine Gründe so zu sein, wie er war. Shera kümmerte sich nicht weiter um ihn, sondern legte dem Mädchen ein kaltfeuchtes Tuch auf die Stirn und versorgte ihre Wunden. Danach verließ sie das Gästezimmer, damit das Kind in Ruhe schlafen konnte. Außerdem musste sie noch Abendessen zubereiten. Kim war immer noch in ihrem Traum gefangen. Immer noch sah sie entsetzt dabei zu, wie der Mann und die Buchstaben des Schildes tanzten und ein grausames Lied sangen: »Bald, schon Bald, wird sie hängen am Schilde, wird nichts weiter sein, als eine Erinnerung und so wird singen jede einzelne Silbe: Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim! Wenn der Meister hat was er brauch, kann der Tod endlich handeln und sie hängen, und sie werden lachen, gehört sie ihnen doch auch: Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim! Doch noch müssen wir warten, niemand weiß wie lang, nicht mal die dumme Kim, doch ist es dann soweit, werden wir mit der Hinrichtung starten: Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim! Wo wird's schimmern? Der Meister ist nah dran es zu holen, und zwar aus Kims innern! Oh! Wir werden sagen: Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim! Zum Andenken an Kim! Ha, ha, ha, ha!« Das Lied hatte noch endlos viele solcher grausamen Strophen, aber Kim hörte irgendwann nicht mehr hin, sondern hielt sich krampfhaft die Ohren zu. Sie war dem Verzweifeln nahe und konnte dieses Leid einfach nicht mehr ertragen. Wenn es etwas gab, was man jetzt für sie tun konnte, so war es das, sie einfach zu töten. All dem ein Ende zu setzen, auch, wenn sie dann am Schilde hängen würde. Sie bezweifelte stark, das jemals irgendwer mehr Grausamkeiten in seinem ganzen Leben überstehen musste, als Kim in diesen schweren Tagen. Sie war ganz alleine in dieser Finsternis. Mit niemanden an der Seite. Nur sie, und diese Verrückten, die Kims Todeslied sangen und daran gefallen hatten. Sie sah zu dem Mann, der nun mit einer Höllenfratze zu ihr rüber grinste und die Buchstaben der Tafel alleine weiter singen ließ. Er gesellte sich zu Kim, die das gar nicht wollte, aber nicht weg konnte, und sah zu dem Schild »Da müssen wir wohl noch etwas geduldig sein, wa? Ich mein' bis wir die Kim aufhängen könn'! Schließlich versteckt sie sich gerade wo und mein Meister kann sie nich' finden! Er hat sie noch nich', die gute, alte Kim! Aber bald, und dann könn' wir sie aufhängen, siehste?« Kim schüttelte fassungslos vor entsetzen den Kopf und flüsterte »Nein!« Der Mann legte die Stirn in falten und musterte sie eingehend »Wie nein? 'türlich! Oh ja.. sie wird hängen! Genau wie ihre Freunde hängen würden, diese Tölpel!« Kim sah schwach auf. Ihre Freunde? Meinte er damit etwa Cloud und die Anderen? Vermutlich schon, aber die waren nicht da. Die waren weg, ganz weit weg sogar und konnten sie nicht beschützen. Kim lauschte auf das Lied. Was sollte das? Was sagen sie da? »Wieso singt ihr das?« Fragte sie und sah den Mann an, der grinsend seinen Buchstaben zusah, bevor er sich an Kim wandte »Wir singen ein Liedchen für die Kim!« »Ja! Aber was bedeutet es?« »Ist die Bedeutung denn nich' klar, hä?« Kim schüttelte den Kopf und der Mann schlug ihr mit der Faust darauf, bevor er antwortete »Du dummes Etwas! Was glaubste steckt in der Kim, hä?« »I- Ich weiß nicht.. was.. denn?« stammelte Kim und sah in die leeren, schwarzen Augen des Mannes, der jetzt laut lachte und sich nicht mehr einkriegen konnte, während das Lied, lauter als zuvor, weiter ging. Shera wurde von Kims Geschrei wach und war schnell bei ihr. Sie schien einen schlimmen Alptraum zu haben, aber was sollte Shera tun? Cid war ebenfalls aufgewacht und kam ins Gästezimmer »Was hat sie denn?« Fragte er mürrisch und musterte die um sich schlagende Kim. Shera schüttelte den Kopf »Einen Alptraum nehme ich an.. aber ich weiß nicht was ich dagegen machen soll..« »Du wolltest dich um sie kümmern!« Entgegnete der Kapitän und sah Shera launisch an. Shera nickte »ja, ich weiß!« »Was ist überhaupt mit ihr passiert, dass sie so einen Terz veranstaltet?« Shera zuckte mit den Schultern »Ich habe sie am Strand gefunden.. ich weiß nicht einmal woher sie kommt..« Cid sah kurz zu ihr, dann wieder zu Kim »Vielleicht sollten wir sie zu einem Arzt bringen?« Shera sah überrascht auf. Cid sprach selten von wir oder zusammen, bei ihm gab es sonst nur ich oder du. Anscheinend wurde durch das Geschrei und Gezappel des Mädchens Mitleid in ihm geweckt. Er ging zu der Garderobe und zog sich etwas über. Shera tat es ihm gleich, dann holte Cid das Mädchen »Wir gehen jetzt zum Arzt und damit basta!« Shera nickte »Hoffentlich bekommen wir ihn wach..« »Keine Sorge! Du alleine wärst vermutlich zu dumm dazu, aber darum komme ich ja mit!« Shera sagte dazu nichts. Sie verließen gemeinsam das Haus und durchquerten Rocket Town, bis sie zu einem Haus kamen, in dem noch seichtes Licht brannte. Auf einem Schild vor dem Haus stand in schwarzen Lettern Ärztliche Praxis, Dr. Waterloo. Scott Waterloo war der einzige Arzt in Rocket Town, und nicht einmal er kannte sich wirklich gut mit Medizin aus, obwohl er es- wie er sagt- gelernt hatte. in Cids Augen war er nur ein Quacksalber, aber das Mädchen schien dem Ende so nah zu sein, dass sie keine andere Wahl hatten, als dem Doktor einen Besuch abzustatten. Shera klopfte dreimal gegen die Tür, als die Stimme von innen her fragte »Wer ist da?« »Wir sind es, der Kapitän und Shera!« Antwortete Shera und die Tür wurde entriegelt und aufgemacht. Doktor Waterloo war noch ziemlich jung, hatte volles, braunes Haar und einen kräftigen Körperbau. Seine hellen Augen funkelten ihnen hinter den Brillengläsern entgegen. Er musterte Cid und Shera »So spät noch?« Dann fiel sein Blick auf das Mädchen und er sah sehr ernst drein »Das sieht nicht gut aus! Kommt schnell rein!« Shera und Cid betraten das Haus des Arztes. Es war warm hier drinnen und im Karmin brannte ein Feuer. Doktor Waterloo zeigte auf ein Krankenbett, welches rechts neben dem Karmin stand »Legt sie hin!« Shera tat wie ihr geheißen und legte das Mädchen ins Bett. Sofort begann Scott damit, sie zu Untersuchen, während Shera und Cid dabei zusahen. Es dauerte etwas, aber schließlich wandte sich der Arzt an die Beiden und sagte »Was ist mit dem Mädchen passiert?« Shera zuckte mit den Schultern »Ich weiß es nicht.. ich habe sie vor einigen Stunden am Strand gefunden.. sag, was hat sie?« Shera sah den Doktor an und rechnete mit dem Schlimmsten. Das Mädchen schrie derweil immer noch und trat um sich, als wollte sie einen Feind von sich stoßen. Der Arzt sah kurz zu ihr, dann wandte er sich an Shera und Cid »Verstehe.. am Strand.. hm..« Er überlegte kurz, dann nickte er »Sie wird nicht sterben, keine sorge... allerdings ist sie sehr schwach!« Cid kramte eine Zigarette aus seiner Hosentasche und sah zu dem Krankenbett »Wieso schreit sie denn so?« »Sie hat vermutlich einen Fiebertraum, der alles andere als erfreulich ist.. aber das kommt vor.. besonders bei hohem Fieber...« Der Arzt nahm Cid die Zigarette weg und fuhr fort, ohne auf des Kapitäns Gemurre zu achten »Ich werde ihr ein Schmerz- und Beruhigungsmittel spritzen.. dann sollte es gehen! Am besten, ich behalte sie ein paar Tage hier.. nur zur Beobachtung, versteht sich!« Shera nickte »Gut.. sie müssen wissen was das beste ist..« Cid verschränkte die Arme und sah nicht ganz überzeugt dabei zu, wie Waterloo dem Mädchen das Mittel spritzte. Danach nickte der Arzt ihnen zu »Das war's, kommt morgen wieder, okay? Das Mädchen braucht vor allem Ruhe..« Shera nickte und bedankte sich, bevor sie mit Cid das Haus des Arztes verließ. Scott schloss die Tür hinter ihnen und sah zu dem Krankenbett. Er hatte sofort erkannt, dass das Mädchen gestorben wäre, wäre es nur einen Tag länger am Strand liegengeblieben. Es war ihr Glück gewesen, dass Shera sie gefunden hatte. Er schätze, dass es dem Mädchen schnell wieder besser gehen würde. War erst einmal das Fieber gesunken, hatte sie auch keine Alpträume mehr. Der Arzt losch das Feuer im Karmin und ging zu Bett. Der Tod und seine verwunschenen Buchstaben hatten endlich aufgehört wie verrückt zu lachen und zu singen. Sie tanzten auch nichts mehr, sondern hatten sich auf das Schild gepappt, während der Alte immer noch bei Kim saß, die weinend auf dem Boden lag. Sie wusste nicht was das alles zu bedeuten hatte und es war so grausam, so voller hass und hohn, Sarkasmus und Dunkelheit. Sie hatte sich das Lied so lange anhören müssen, und war immer noch nicht dahinter gekommen, was es zu sagen hatte. »Oh! Welch' Freude uns das bereitet hat!« Seufzte der Mann und sah zu dem Schild rüber »Aber noch is' der Akt nich' vollbracht!« Kim sah zu ihm auf und starrte genau in ein leeres Antlitz, das alles Böse zu vereinen schien. Sie sah schnell wieder zu Boden und zog die Nase hoch, während ihr Tränen über die Wangen liefen und verdampften, ehe sie den Boden erreichten. Sie wusste weder, wer der Meister über den Tod war, noch was in ihrem innern sein sollte. Der Mann würde ihr niemals darauf eine Antwort geben, denn er sprach nur in Rätseln. »Oh.. ich muss bald geh'n! Mir bleibt keine Zeit mehr! Aber ich komm' wieder, erst recht, wenn die Kim dran is' !« Der Mann stand auf und sah noch einmal auf sein Schild, ehe er losgehen wollte. Kim sah wieder auf »Wohin gehst du..?« Ihre Stimme war so leise, dass sie selbst ihre eigenen Worte nicht hören konnte, aber der Mann hatte es trotzdem verstanden. Er drehte sich zu Kim um und grinste grausam »Ich wander' durch die Zeit! Genau wie mein Meister es tat! Oh.. er is' ja so gerissen! So bekommt er das, was er haben will, von der Kim! Verstehste?« Kim schüttelte den Kopf. Der Mann warf einen Stein nach ihr, der sie glücklicherweise nicht traf, dann antwortete er »Du Verstehst gar nichts! Das is' doch offensichtlich!« Damit beließ er es und drehte sich um. Er ging los und begann von neuem eine kurze Strophe zu singen: »Als sie wanderten durch die Zeit, geschah etwas unvorhergesehenes, was ihnen brachte die große Vorteilhaftigkeit, dort geschah es mit Kim auch, mein Meister sucht danach, oh, hol es aus ihrem Bauch! Das ist ihr großer Sinn, dafür lebt sie, oh, zum Andenken an Kim, zum Andenken an Kim, zum Andenken an Kim!« Kim sah ihm geschockt nach, bis er im Nebel verschwunden war und sein Gesang verstummte. Es war wahrlich Grausam dem zuhören zumüssen und Kim hatte es fast in den Wahnsinn getrieben. Zitternd stand sie auf und ging mit klopfendem Herzen zu dem Schild. Sie las noch einmal das Schriftbild, dann packte sie es und versuchte es aus dem Boden zu ziehen, was ihr aber nicht gelang. Das Schild steckte einfach zu tief in der Erde. Kim ließ es schließlich bleiben und sah sich um. Außer ihr und dem schrecklichen Schild war niemand mehr da. Sie sah in den Fluss, wo die Wassermassen sich kringelten und tanzten. Als Kim schließlich wieder aufsah, bemerkte sie Cloud, der neben ihr stand und ebenfalls auf das Wasser sah. Im ersten Moment war Kim erschrocken, aber dann dankte sie Gott dafür, ihn hierher gebracht zu haben. »Ich weiß auch öfters nicht, wer ich bin..« Begann Cloud, ohne Kim anzusehen. Sie sah ihn fragend an, da sie nicht verstand worauf er hinaus wollte. »..Oh... wissen wir alle denn wirklich, wer wir sind? Tun wir nicht nur so, als ob wir es wüssten?« Fuhr er fort und starrte weiterhin die Fluten an. Kim war sich nicht sicher, aber sie nickte stumm und zustimmend. Cloud sah nun doch auf und musterte sie eindringlich »Es ist dumm hier herumzustehen und auf eine Antwort zu warten.. man muss sie suchen gehen.. sonst wird man Wahnsinnig..« »Aber... aber wo soll ich anfangen...? Er sagte, er wird mich aufhängen!« »Oh.. du wirst hängen, gewiss! Zumindest wenn du nicht langsam aufwachst und nach einer Antwort suchst!« Cloud drehte sich um und ging den Flusslauf hinab. Kim folgte ihm »Warte! Warte! Lass mich nicht alleine!« Cloud blieb stehen und packte Kim am Kragen »Wach endlich auf, Kim! Wenn du nicht aufwachst, dann wirst du hängen! Willst du das?« Kim schüttelte den Kopf und sah Cloud schon fast flehend an. Sie wollte ganz sicher nicht hängen, schon gar nicht an diesem schrecklichen Schild, welches von dem alten Mann aufgestellt worden war. Aber sie wusste nicht, wie sie dem entgehen sollte. Cloud fing an sie durchzuschütteln »Aufwachen!« Rief er immer wieder, und Kim versuchte sich seinem Griff zu entwinden, schaffte es aber nicht, bis schließlich alles vor ihren Augen verschwamm und sie an die Decke eines Zimmers starrte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)