Von diesem Tage an ... bis heute. von FALL_Fanell (Vor der Fünf-Jahres-Pause) ================================================================================ Bekanntschaften ( erster Teil ) ------------------------------- Chapter 05 : Bekanntschaften ( erster Teil ) Nachdenklich stand er unschlüssig vor der großen Tür, was er wohl eher als Tor definiert hätte und wollte eigentlich klingeln, damit ihm diese - oder wohl eher ,dieses' - geöffnet wurde. Sein Blick schweifte zur zweiten Etage und dort von einem Zimmer zum anderen. Dabei stellte er fest, dass bei einem Zimmer die Vorhänge komplett zugezogen waren. Sofort wandte er sich ruckartig nach der stark verdeckten Sonne um, die hinter den Wolken nur schwer erkennbar war, bevor er sich noch einmal zu dem zugezogenen Fenster umsah. Seltsam, es war weder hell noch warm, noch sonst etwas, das erklären würde, weshalb das Zimmer so abgedunkelt wurde. Im Gegenteil, es war ziemlich diesig und relativ kalt. Morgens, wenn es besonders kalt war, konnte man manchmal sogar noch seinen Atem erkennen, wie er in kleinen, weißen Wölkchen langsam durch die Luft kroch und sich dann auflöste. Warum also war das Zimmer so dunkel? Die letzte sinnvolle Erklärung war nur noch, dass, wem immer dieses Zimmer gehörte, dieser etwas verstecken wollte. Das würde mehrfach einen Sinn ergeben, schließlich war es ja eh so, dass Setô sich nicht gern - wortwörtlich - in die Karten sehen ließ. Solange er etwas verbergen konnte, tat er das auch und rückte damit erst raus, wenn man es schon wusste und ihn nur noch einmal darauf ansprach. Das hatte man ja schon an Noah gemerkt. Der Kleine, der nur noch als gewaltige Software 'lebte' und seit der Vernichtung seines Unterseeschiffes nicht mehr aufgetaucht war. Im gewissen Sinne ,zum Glück', denn so wirklich begeistert wäre er, Katsuya, sicher nicht, ihn wieder zu sehen. Dazu hatte der Kleine ... Nya, er war sicher eigentlich älter als Katsuya; aber Chaos fabriziert hatte er trotzdem genug. Vor allem die Tatsache, dass er neben der dunklen Seite Maliks jemand gewesen war, der andere kontrolliere wollte. Fast schon seufzend atmete er einmal tief durch, bevor er sich endlich dazu durchringen konnte, zu klingeln. Mit Zeige- und Mittelfinger betätigte er den flachen, länglichen Button ohne Aufschrift und wartete geduldig ab. Allerdings geschah rein gar nichts. Erst wollte er ja sofort auf dem Absatz kehrt machen, nach Hause gehen und davon ausgehen, dass gar keiner im Haus war. Doch genau das machte ihn stutzig. Gar~ keiner? In einem Anwesen, wie diesem? Da war doch immer mindestens ein Hausmädchen da, dass zumindest dem Besuch sagen konnte, dass die Bewohner nicht da waren. Also stellte er sich dicht an die Tür ( Tor? ) und betätigte noch einmal die Klingel. Gleichzeitig lauschte er nach dem Klingelton, der normalerweise ausgelöst wurde. Jetzt allerdings war er nicht zu hören, wie er auch beim nächsten Drücken des Buttons bemerkte. Wieder atmete er tief durch, diesmal aber mehr genervt als irgend etwas anderes. Immerhin stand er hier vor dem Haus eines Firmenbesitzers, der - so musste er zugeben - ein Genie war, wenn es um Technik und deren Verwirklichung ging; und jetzt stand er hier und die Klingel funktionierte nicht! So langsam konnte man es richtig gehen mit der Angst zu tun bekommen. Kaiba Setô, die Maske in Person, ist irgendwie suspekt drauf, man konnte es fast schon als Depriphase definieren ... Katsuya schüttelte den Kopf und hob eine Hand daran. Wie kam er denn darauf, das *der* Depri sein konnte? Ziemlich utopische Vorstellung, wenn man Setô gut kannte und Katsuya tat das wohl oder übel, hatte ihn auf mehreren Turnierreisen kennen gelernt und jedes Mal aufs Neue festgestellt, dass es eigentlich sinnvoller war, den Kerl zu ignorieren. Aber genau das packte er irgendwie nicht, legte sich lieber mit ihm an und nervte ihn so, damit es wenigstens den Anschein machte, als würde sich Setô überhaupt für irgend etwas interessieren. Dabei stellte er aber auch jedes Mal wieder fest, dass das irgendwie sinnlos war. (1) Das Einzige, was ihn schon immer interessiert hatte und immer interessieren würde, war der kleine Mokuba, der zwar inzwischen auch schon auf die Mittelschule ging, aber genau wie Yûgi immer noch den Spitznamen ,Kleiner' behielt. Na eben, den~ hatte er auch schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen, aber wahrscheinlich war er nur auf Klassenfahrt oder so etwas ähnliches. So wirklich Gedanken hatte er sich deswegen noch nicht gemacht. Es war halt nicht so, dass sie im Moment in einer Zeit lebten, in der wieder irgendwer versuchte, sonst was anzustellen oder irgend etwas zu erobern. Überhaupt kam ihm das Geschehen der letzten Monate immer unwirklicher vor. Immerhin hatte kaum jemand etwas davon mitbekommen. Wenn man jemand einfach mitten auf der Straße ansprach und nachfragte, ob derjenige einen Mann namens ,Ishtar' kenne, kam meist nur ein Achselzucken zurück. Höchstes ein nachdenkliches Gesicht und ein unsicheres 'vielleicht'. Alles, was er im Rahmen um Athem erlebt hatte, war zu stark isoliert gewesen. Die ,normalen' Leute wussten gar nichts davon, was sicher auch ganz gut so war. Wenn es auch noch welche gäbe, die ihn deswegen ausfragten, würde er wohl noch schwerer damit klar kommen. Schließlich hatte er immer noch damit zu kämpfen, mit den Erinnerungen an das ,Reich der Schatten' klar zu kommen. Mit noch immer etwas nachdenklichem Blick hob er eine Hand in Schulterhöhe und ballte sie zur Faust. Doch bevor er kräftig gegen die Tür klopfte, fasste er sich noch einmal, änderte seinen Blick in einen gefassten und so ernsten wie er konnte. Das Hallen seiner Schläge konnte er durch ein angekipptes Fenster neben der Eingangstür hören, weshalb er sich leicht danach umwandte. Die Klingel hätte er dort auch hören können, wäre sie in Ordnung, was hier und heute komischerweise nicht der Fall war. Doch jetzt konnte er wenigstens eine Reaktion von drinnen hören. Kräftige Schritte, die mit einer gewissen Eile durch die Eingangshalle liefen. Es klang ein wenig, als würden die Schritte hallen, als wanderte man durch eine große Halle. Sicherlich war das in diesem ,Schloss' auch so. Naya, ,Schloss' war sicher auch übertrieben, aber eine andere sinnvolle Bezeichnung fiel ihm auch nicht ein. Wobei wohl 'Villa' passender wäre. Als sich die Tür langsam öffnete, versuchte er, ein einigermaßenes Lächeln hinzubekommen, da es ziemlich unwahrscheinlich war, dass Setô selbst die Tür öffnete. Den Schritten nach zu urteilen, hätte er es auch sein können, aber er hatte doch auch dafür seine Leute. Manchmal war er sich zwar völlig sicher, dass die beiden Schlipsträger lediglich richtig gut gemachte Roboter waren, aber dass die Technologie schon so weit fortgeschritten war, war auch nicht unbedingt klar. Also waren sie wohl eher nur gut erzogen. Mit ziemlich normaler Geschwindigkeit öffnete sich die Tür; also weder besonders hektisch, noch sonderlich ruhig, eben so, wie jeder eine Tür öffnete. Doch als jemand zu sehen war, musste Katsuya als erstes leicht zusammen zucken. Ein Mädchen, etwas kleiner als er und vielleicht sechzehn Jahre alt. Sie trug schwarze Kleidung und sehr dunkles Make-Up. Ihr Blick glich dem Setôs, nur dass er nicht ganz so emotionslos wirkte. Aber ihr ganzes Auftreten war irgendwie ungewohnt. Einem Gothic war er wissentlich irgendwie noch nicht über den Weg gelaufen. Jedenfalls nicht, soweit er sich jetzt spontan erinnerte. Jedenfalls jagte ihm ihr Wesen eine Schrecksekunde durch den Körper, weshalb er auf ihr ,Ira'sshaimase' nicht sofort reagierte, sie statt dessen nur leicht erschrocken ansah. Doch als er weiterhin so still war, verneigte sie sich leicht und entschuldigte sich bei ihm, worauf er endlich reagierte. Er hob beide Hände leicht beschwichtigend vor die Brust; winkte leicht ab. "Schon gut, ich war nur erstaunt.". Sie schenkte ihm einen erstaunten Blick, bevor sie sich noch einmal leicht verbeugte und dann eine hereinbittende Handbewegung machte. Katsuya winkte sofort ab und kramte aus seiner Tasche die Unterlagen heraus, die er vorbei bringen wollte. Das Mädchen aber reagierte kaum, hielt die Handbewegung und wandte den Blick zu ihm und dann in die Eingangshalle. Also seufzte Katsuya leicht und betrat unsicher das Haus. Das Mädchen schloss hinter ihm die Tür und stellte Katsuya dann ein paar Hausschuhe hin, die er leicht widerwillig annahm. Eigentlich wollte er ja nicht lange bleiben, nur die Unterlagen abgeben und wieder gehen; nur nicht zu lange in diesem viel zu luxuriösen Haus bleiben, in dem er sogar eine Karte brauchte, wenn er lediglich auf die Toilette wollte. Doch folgte er ihr, wenn auch nicht gerade begeistert, aber was blieb ihm übrig, wenn ihm die Kleine nicht zuzuhören schien. Sonderlich viel sprechen tat sie auch nicht. Bisher hatte sie ihn nur wirklich willkommen geheißen und das ist es dann auch schon gewesen; wenn man die Entschuldigung, die fehl am Platze gewesen ist, nicht mitzählte. Deshalb blickte er auch etwas erstaunt auf, als sie ihn nach seinem Namen fragte. Gleichzeitig gab sie an, dass sie im Moment allein mit den Kaiba-Brüdern im Haus war, mit Ausnahme einer deutschen Ärztin, die dreimal die Woche vorbei kam. Deshalb hatte sie Weisung, jeden Besucher persönlich bei Setô zu melden. Warum *genau* das so war, konnte sie allerdings nicht sagen. "Ich bin Jôno'uchi Katsuya, aber erwarte keine Begeisterung von ihm.". Dabei verzog er leicht das Gesicht, um deutlich zu machen, dass auch er nicht sehr gut auf Setô zu sprechen war. Allerdings setzte er bei ihrer Aussage gleich wieder an, ohne eine Reaktion ihrerseits abzuwarten und erkundigte sich ebenfalls nach ihrem Namen. Einfach, damit er später wusste, um wen es ging, wenn das Gespräch auf sie kam. Dass er sich viel mit Setô unterhalten würde, glaubte er zwar nicht, aber mit einem Namen konnte er sie auch gegenüber Yûgi und dem Rest erwähnen, ohne sie dauernd benennen zu müssen. Im ersten Moment blickte sie ihn nur stumm an, folgte jedoch weiterhin dem Weg, den sie Katsuya weißte, um Setô aufzusuchen. Mit leicht nachdenklichem Blick beobachtete sie ihn, wie er sie fragend und abwartend ansah; geduldig. Anscheinend war es nicht ungewöhnlich für ihn, dass jemand seinen Namen nicht preisgeben wollte. Zu hören war in diesem Moment nur das laute Rascheln ihres langen Lackrockes, den sie mit einer Hand anheben musste, um nicht auf den Saum zu treten. Dabei war Katsuya aufgefallen, dass sie sogar schwarze Hausschuhe trug, die sonst jedoch genau wie die Normalen aussahen. Erst, als er den Blick wieder von ihr abwandte, offenbar das Warten aufgegeben hatte, blickte auch sie wieder nach vorn, blieb allerdings stehen und richtete den Blick gegen eine Tür; sah diese noch einen Moment schweigend an, bevor sie begann. "Millennya, mehr ist nicht nötig zu wissen. Mein Nachname tut auch nichts zur Sache.". Katsuya gab einen verstehenden Laut von sich, nickte leicht und lächelte ihr dann entgegen. So wichtig war das ja auch nicht, Hauptsache, er konnte nach ihr rufen. Millennya erwiderte sein Lächeln nicht, sah ihn nur wieder mit dem kennengelernten Blick an; nickte noch einmal, als er meinte, sie jetzt zumindest rufen zu können. Ob er das die nächsten Tage, Wochen oder Monate tun musste oder gar würde, glaubte er allerdings nicht wirklich. Schließlich hatte er eh nicht vor, die nächste Zeit noch einmal herzukommen; heute reichte für die nächsten Monate. *Dann* konnte er immer noch entscheiden, ob er die Kleine wieder mal besuchte. Bisher hatte es nun mal den Anschein, als würde Millennya hier wohnen. In diesem Zusammenhang könnte er ihr ja sein Beileid aussprechen, dass sie für so ein, von ihm benannten ,Großkotz' und ,Eisklotz' arbeitete. Aber wenn sie genauso denken würde, wäre es wohl wahrscheinlicher, dass sie nicht mehr hier arbeitete. *So* schlecht war der japanische Arbeitsmarkt nicht und schon gar nicht für Hausmädchen wie sie. Immerhin war sie doch recht niedlich, *aber* minderjährig, man sollte also vielleicht auch nicht zu viel erwarten. Denn sie ging mit großer Wahrscheinlichkeit noch zur Schule, arbeitete in diesem Haus also nur Nachmittags. So, wie es jetzt der Fall war, da sie ihn durch das Haus zu Setô führte und eine begonnene Konversation ruppig beendet hatte. Doch jetzt öffnete sie die angesehene Tür, deutete Katsuya jedoch noch zu warten, worauf dieser reagierte und fast regungslos stehen blieb. Ob es jetzt gut oder schlecht war, dass er aus seinem Blickwinkel Setô, den Millennya ehrfürchtig mit Kaiba-sama ansprach, nicht sehen konnte, war ziemlich egal. Er horchte dann aber erst einmal auf die beiden. Kaum, dass Millennya das Kaiba-sama ausgesprochen hatte, reagierte Setô mit einem gedämpften ,Setô-kun', das ziemlich nach einer Aufforderung und leicht gereizt klang. Offenbar war Millennya berechtigt, die anderen Namenskanji samt Erweiterung zu verwenden, ohne dass sie es tat. Katsuya würde ihn auch nicht so nennen, selbst wenn er die Option hätte, aber ein -sama war seiner Meinung nach eigentlich auch schon wieder zu viel des Guten. Vor allem, da er sie mit ,Millennya-kun' ansprach, was ja eher für Jungen verwendet wurde. *** (1) Der Typ is irgendwie echt die Langeweile selbst ... *** Chapter 06 : Bekanntschaften ( zweiter Teil ) *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)