Harte Schale, weicher Keks von Cowardly_Lion (eBay für dich) ================================================================================ Kapitel 1: Tag 1 ---------------- Hi^^ Mal wieder eine Story, die seit Ewigkeiten unfertig auf meiner Festplatte rumgegammelt hat; ist bei mir ja leider öfter der Fall... Hab mir gedacht, ich schreib sie in den Herbstferien fertig ^.~ Na ja, immerhin sind jetzt zwei Drittel geschrieben. Nicht viel an Seiten, aber... Ihr wisst schon ^.^ Disclaimer ist eigentlich wie immer: Nichts meins, ich verdiene kein Geld Aber es gibt einige Leute, die eine Widmung verdienen: Claudi, Hayan, Ayan-IG, Gaara-chan, Ai und natürlich kadruen Viel Spaß beim Lesen! ~~~ ; ~~~ "Demnächst gehört dein Hintern mir, Raymond Kon!" Ruckartig blieb Ray stehen: "Was hast du eben gesagt, Iwanov?" "Hast mich schon verstanden.", breit grinsend ging der Rothaarige an ihm vorbei, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen. Verwirrt sah Ray ihm hinterher. Er hatte ja schon immer gewusst, dass die Demolition Boys einen an der Klatsche hatten, aber das schlug ja wohl alles... Warum hatte er sich auch von Max und Tyson überreden lassen müssen, mit in dieses Trainingslager für hochbegabte Blader zu fahren? Schon allein die Tatsache, dass Tyson da mitfahren durfte, hätte Ray doch klar machen müssen, was für ein Reinfall das werden würde! Dummerweise hatte er sich von der Aussicht ködern lassen, vier Wochen mit Kai verbringen zu können, ohne dass Mariah ihm dabei ständig im Nacken hockte. Natürlich hatte Kai dann in letzter Minute wegen einer dringenden Verpflichtung gegenüber seinem Großvater abgesagt und Ray mit einem Haufen Grenzdebiler, darunter eben auch die Demolition Boys, allein gelassen! Da konnte man ja schon fast glauben, ihr Teamchef hätte etwas von Rays Leidenschaft für ihn mitbekommen und würde ihn deswegen meiden... Gedankenverloren setzte der Chinese seinen Weg in den Versammlungsraum fort. Wann hatte er selbst eigentlich bemerkt, was er für Kai empfand? Am Anfang bestimmt nicht, nein. Da hatte er in seinem Teamchef nichts weiter gesehen als einen arroganten Menschenschinder, der nicht in der Lage war, zu irgendjemandem eine zwischenmenschliche Beziehung aufzubauen. Erst durch Kais Verrat und seine Rückkehr ins Team hatte Ray begriffen, dass man dem Blauhaarigen einfach so sehr eingetrichtert hatte, Gefühle seien eine Schwäche, dass Kai geradezu panische Angst davor hatte, sie zu zeigen. Das hatte sich zwar gegenüber früher schon gebessert, machte es aber immer noch verdammt schwer , offen über seine Liebe zu Kai zu sprechen. Mal ganz abgesehen davon, dass er sich alles andere als sicher war, wie Kai auf eine derartige Offenbarung reagieren würde... Aber warum machte Ray sich nun über so was Gedanken? Sein dringendstes Problem war momentan, rechtzeitig zum Morgenappell zu kommen; wenn er sich schon wieder verspätete, würde ihr Dobermann von einem Betreuer ihn quer durchs Hotel jagen, nur um Hackfleisch aus ihm machen zu können. Mindestens... Doch weder das tägliche Prozedere des Anschreiens, noch das darauf folgende Frühstück konnten die kleine Stimme aus Rays Kopf vertreiben, die sich über Talas seltsames Verhalten aufregte. Schließlich hielt der Schwarzhaarige es nicht mehr aus: "Sagt mal, habe ich einen Zettel mit der Aufschrift "Nimm mich" auf dem Rücken kleben?" Irritiert sahen Max und Tyson sich an, ehe das blonde Mitglied des "Zwei Mann - Ein Wahn" - Chaotentrupps antwortete: "Nö, wieso?" "Heute morgen hat Tala mir einfach so den Spruch "Dein Hintern gehört bald mir" an den Kopf geworfen. Und so ein paar andere Scherzkekse haben mich die ganze Zeit über grinsend angestarrt oder mir hinterhergepfiffen..." "Wow, ich hätte nicht gedacht, dass sich das so schnell verbreitet!", ein zufriedenes, leicht debiles Lächeln machte sich auf Tysons Gesicht breit. Ray gefroren die Gesichtszüge; was sollte das jetzt bitte heißen? ... "TYSON!" Schuldbewusst zuckte der Angesprochene (bzw. Angeschriene) zusammen, als sein chinesischer Teamkollege aufsprang und somit die Aufmerksamkeit sämtlicher im Speisesaal befindlicher Personen - Gäste wie Personal - auf sich zog. Kaum hatte Ray das leise Getuschel und die seltsamen Blicke, die man ihm zuwarf, bemerkt, lief er unwillkürlich rot an und fuhr dann etwas leiser fort: "Was willst du damit sagen?" Nun starrten auch Max und Tyson ihn an, als würde gerade ein Fisch auf einem Fahrrad an ihnen vorbeifahren. Schließlich ergriff Max das Wort: "Sag bloß, du weißt es nicht mehr..." "Was soll ich bitte wissen?", mit einer Mischung aus Wut und Verwirrung beobachtete Ray seine mittlerweile ziemlich betroffen wirkenden Freunde. Dann begann Max zu erzählen. - Flashback - Zu dritt wankten sie durch die Straßen, verzweifelt darum bemüht, ihr Hotel wiederzufinden. In ihrem gegenwärtigen Zustand stellte das eine echte Herausforderung dar, auch wenn es eigentlich nur fünf Minuten entfernt von der Kneipe lag, in der sie vorher gastiert hatten. Insgeheim verfluchte Ray sich; warum hatte er sich von Max und Tyson bloß dazu überreden lassen, sich dermaßen zuzudröhnen? Ach ja, richtig, alles Kais Schuld! Wäre er mit in dieses bescheuerte Trainingslager gefahren oder hätte die Firma seines Großvaters es erst gar nicht veranstaltet, müssten morgen - bzw. laut Rays Uhr schon heute - arme, kleine katzenartigen Chinesen nicht mit geradezu apokalyptischen Kopfschmerzen rechnen. "Du~~~, Ray?", kichernd torkelte Tyson einen Schritt nach vorne und wäre dabei beinahe umgefallen, "Willsu noch mit auf mein un Max sein Simmer kommen?" Ruckartig blieb der Angesprochene stehen, eine Aktion, die seine sich an ihn klammernden Freunde beinahe von den Beinen geholt hätte. Selbst sein mittlerweile in diverse Alkoholsorten eingelegtes Gehirn war in der Lage sich zu fragen, worauf das hinauslaufen sollte: "Was meinsu damit?" Das Beste aus dem Lauf der Dinge machend, schlang Max die Arme um Rays Oberschenkel und machte sich daran, sein dringend erforderliches Nickerchen auch hier mitten auf der Straße auszuführen: "Er meint, du sollst mit uns Flaschendrehen spielen." Anscheinend hatte der Alkohol bei ihm nicht zu Aussprachestörungen, sondern zu akuter Müdigkeit geführt... Mit trüben Augen starrte Ray den Blonden an, der gerade sein Bein als Kopfkissen missbrauchte, ehe er gedanklich mit den Schultern zuckte: "Tyson, hilfsu mir ma bidde?" Irgendwie gelang es ihnen tatsächlich, Max ins Hotel zu tragen. Kaum waren sie in seinem und Tysons Doppelzimmer angekommen, wachte er - logischerweise, da Vorführeffekt - auf, torkelte die letzten paar Schritte zu seinem Bett und ließ sich drauffallen: "Was machen wir jetzt? Ich bin noch gar nicht müde!" Wäre Ray noch einigermaßen nüchtern gewesen, hätte er seinen Kopf wahrscheinlich gegen die nächste Wand geschlagen; so brach er in ein hysterisches Kichern aus und ließ sich auf den Teppichboden fallen. War doch immer wieder erstaunlich, bei was für einem Trupp Wahnsinniger er gelandet war... Neben ihm ertönte ein Scheppern und dann flog eine Wodkaflasche knapp an seinem Kopf vorbei. So, Tyson durchforstete also gerade die Minibar... Besagter hielt triumphierend eine halbvolle Tequilaflasche hoch: "Hab's!" "Was hast du?", neugierig sah Max herüber. "Die Flasche zum Flaschendrehen." Vielleicht war Rays Denkgeschwindigkeit nur durch den von ihm konsumierten Alkohol angeschlagen, aber er konnte sich nicht daran erinnern, dass man Flaschendrehen mit vollen Glasbehältern spielte; na ja, vielleicht bezog sich das Wort "Flaschen" in dem Fall ja auf die Spieler... Wie auch immer, auf jeden Fall war für ihn jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem er wegtorkeln sollte. Ganz schnell. Doch gerade, als er sich wackelig daran machte aufzustehen, wurde er von Max zu Boden geknuddelt. Okay, nie wieder Barbesuche für kleine blonde Grinsekatzen... Irgendwo in Rays schon recht benebeltem Gehirn manifestierte sich der Gedanke, dass es in Max' Fall wohl eher Grinseschildkröten heißen musste - was sich allerdings ziemlich blöd anhörte. Um genau zu sein nicht nur blöd, sondern so, als hätte Ray definitiv zu viel getrunken als dass er noch laufen oder denken oder überhaupt etwas machen sollte. Also blieb er, das arme kleine, sturzbesoffene Kätzchen, natürlich gehorsam sitzen und ließ sich von Tyson die Tequilaflasche in den Rachen stopfen. Vollkommen logisch, oder? Mit steigendem Alkoholspiegel ließen sich dann auch die üblichen dämlichen Partyspielchen besser ertragen, unter ihnen solche Klassiker wie "Wahrheit oder Pflicht" und - ja, Max und Tyson bekamen ihren Willen - Flaschendrehen. Nur um dem geneigten Leser eine ungefähre Vorstellung zu geben, wie voll die Drei waren: Langsam fing das Ganze an, Ray SPAß ZU MACHEN¹. Von daher fand er es auch tierisch lustig, als sie ins Zimmer des schlafenden Kennys schlichen, dessen Notebook entführten und dann das taten, was zu Rays gegenwärtigem Problem führte... - Flashback Ende - "IHR HABT MICH AUF eBAY VERSTEIGERT!?", vor lauter Schreien bekam Ray gar nicht mit, dass die anderen Gäste ihn nun noch mehr anstarrten. "Nein...", beruhigend grinste Max ihn an, "Wir haben dich nicht versteigert - die Auktion läuft noch bis übermorgen Mittag!" Einen Moment lang stand Ray einfach nur da, bemerkte nicht das leise Schaben von Stuhlbeinen auf Parkett, als einige Leute sich heimlich in Richtung des nächsten Internetcafes davonmachten. Diese Antwort hatte er sich doch bloß eingebildet, oder? Vielleicht hatte er ja heute Morgen die Kopfschmerz- mit den Schlaftabletten verwechselt und das alles war lediglich ein Alptraum, hervorgerufen von einem Gehirn, das ihm den Massenmord an Unmengen von grauen Zellen übelnahm... "Guten Morgen, Jungs!", verschlafen ließ sich Kenny auf einen Stuhl fallen, "Sagt mal, hat einer von euch Dizzy gesehen?" ... Nur mühsam widerstand Ray der Versuchung, seinen Kopf gegen die Tischplatte zu rammen. Wäre ja auch zu schön gewesen... "Okay, hier der Plan: Ich helfe dir Dizzy zu suchen und dafür sorgst du dafür, dass diese Auktion aus dem Netz genommen wird - sofort.", genervt sah Ray zu Kenny hinüber, der auch nach mehrmaliger Schilderung der Vorfälle noch nicht so recht zu verstehen schien, was hier eigentlich los war. Normalerweise wäre es kein Problem gewesen, dem Braunhaarigen zu zeigen, was Ray genau von ihm wollte - nur leider lag genau dort der Hund begraben: Es gab nichts zum Zeigen, weil Tyson und Max es im Suff geschafft hatten, Kennys Notebook irgendwo zu verstecken und nun leider - Bacchus sei Dank - ein komplettes Blackout hatten. Also durften sie jetzt erst mal das gesamte Hotel nach dem Ding abklappern... /Sämtliche Teilnehmer des Workshops "Beybladen für Profis" werden gebeten, sich unverzüglich im Versammlungsraum einzufinden! Ich wiederhole: .../, erklang es aus einem Lautsprecher über ihnen. Dafür waren die Dinger also gedacht; bislang hatte Ray immer den Verdacht gehegt, nach Mitternacht würde eine Leinwand im Speisesaal heruntergelassen und dann Pornos in Dolby Surround gezeigt. Immerhin gehörte dieses Hotel auch der Biovolt... "Mist! Kenny, mach dich schon mal allein auf die Suche, wir treffen uns dann später wieder im Speisesaal. Max, Tyson, ihr kommt mit mir!", hastig schnappte Ray sich seine Teamkollegen und machte sich auf zum von der Durchsage angegebenen Treffpunkt; entgegen aller Wahrscheinlichkeiten hegte er die Hoffnung, dass diese lästige Störung schneller vorbei sein würde, wenn er möglichst früh ankam... Auf dem Weg zum Versammlungsraum wurden sie von den Demolition Boys überholt. Offenbar hatten auch die Russen keine Ahnung worum es ging, wirkten sie doch ebenso planlos und abgehetzt wie die Bladebreakers; zumindest ein kleiner Trost in einem Kosmos voller Rückschläge. Nicht ganz so aufbauend war, dass Tala meinte, Ray im Vorbeilaufen an den Hintern greifen zu müssen. Noch ehe der mit einem gezielten Tritt in den Unterleib reagieren konnte, waren sie allerdings schon im Versammlungsraum angekommen, in dem schon eine Gruppe von Bladern versammelt war. Nach dem leisen Murmeln und der allgemeinen Unruhe, die im Saal herrschte, zu schließen, wusste niemand was eigentlich genau los war. Weiter vorne kämpfte irgendetwas Grünhaariges auf einer aus einem Stuhl improvisierten Bühne um die Aufmerksamkeit des Publikums: "Wenn ich einige Minuten Ihr Gehör kriegen könnte..." Ungeniert plapperten die Leute weiter, eine durchaus verständliche Reaktion wenn man bedachte, dass es sich bei dem grünhaarigen Etwas um Oliver handelte. Nichts gegen den Franzosen, aber die Majestics als Betreuer anzuheuern war eine weitere von Voltaires Schnapsideen gewesen... "Entweder ihr haltet jetzt die Klappe, oder ich lade euch auf einen Rundgang durch die Kerker meines Schlosses ein - mit besonderem Augenmerk auf dem Inneren der Eisernen Jungfrau!", donnerte ein gewisser Dobermann von einem Betreuer - von seinen wenigen Freunden auch liebevoll Robert genannt - und schlagartig herrschte Ruhe. Da kam wahrscheinlich wieder das Klischee vom bösen Deutschen zu tragen... Während Robert breit grinste und Oliver peinlich berührt schaute, nutzte Enrico die Gunst der Stunde und ergriff das Wort: "Da Johnny leider darauf bestanden hat, sich von uns mit einem Betonblock an den Füßen in den Hotelpool versenken zu lassen², hat die Biovolt uns Ersatz für ihn hergeschickt. Bitte begrüßt unseren neuen Kollegen!" Ein leises Raunen ging durch die Versammelten, als sich jemand vom Ausgang aus den Weg nach vorne erkämpfte. Kurz spürte Ray den kühlen Blick aus rubinroten Augen auf sich, ehe sich die Menge vor ihm schon wieder schloss und so die Sicht versperrt. Vages Unwohlsein wurde zur nagenden Gewissheit, als der Neue vorne ankam und sich auf den Stuhl stellte. Ray fiel in Ohnmacht. "Hey, ist doch klasse, dass Kai jetzt unser neuer Trainer ist! Damit sind die Bladebreakers jetzt wieder vollzählig.", vergeblich versuchte Max, seine beiden Teamkollegen wieder aufzuheitern. Warum Ray und Tyson schlechte Laune hatten, hatte natürlich ganz unterschiedliche Gründe: Während Letzterer schlichtweg nicht allzu glücklich darüber war, dass sein Lieblingsschinder ihn nun die verbleibenden zwei Wochen Trainingslager durch die Gegend jagen würde, durchlebte Ersterer gerade die Hölle auf Erden. Nicht nur, dass er im Internet versteigert und von allen möglichen Leuten belästigt wurde, nein, jetzt war auch noch derjenige, in den er sich hoffnungslos verliebt hatte, hier und bekam das aus nächster Nähe mit. Konnte es noch schlimmer kommen? "Ciao Ray, icke gehe gerade ein Gebot auf dicke abgeben...", breit grinsend überholte sie Enrico. Okay, die Frage konnte eindeutig mit einem "Ja" beantwortet werden, hatte der Italiener doch gerade mit dem "originalitalienischen Akzent" gequatscht, den er nur dann anwandte wenn er vorhatte, den betreffenden Gesprächspartner flachzulegen. Inständig darum betend, dass zumindest Kenny positive Nachrichten für ihn haben würde, betrat Ray den Speisesaal - und fand den Braunhaarigen zu seinem Entsetzen in einem angeregten Gespräch mit Kai versunken. HORROR! Wie ein geölter Blitz raste Ray zu dem Tisch, an dem die Zwei saßen, murmelte einen leisen Gruß in Richtung seines Teamchefs und zerrte Kenny dann mit einem genuschelten "Du, ich glaub, ich hab Hillary in der Eingangshalle gesehen" weg. Als sie weit genug weg vom Speisesaal waren, blieb er schließlich stehen: "Sag mal, was machst du da eigentlich?" "Ich unterhalte mich mit Kai. Er hat Dizzy zufällig auf einer der Liegen am Pool gefunden und war so nett, sie mir zurückzugeben." "Okay, offenbar habe ich meine Frage falsch formuliert: WAS ZUR HÖLLE MACHST DU DA?" Zugegebener Maßen verhielt sich Ray gerade nicht sehr nett, doch in Anbetracht seiner gegenwärtigen Situation war das - zumindest für ihn - eine durchaus nachvollziehbare Reaktion. Für Kenny anscheinend weniger, denn statt eine Antwort zu geben, rannte der Braunhaarige nur schluchzend davon. "Da ist einer aber ziemlich deprimiert darüber, dass Hillary nicht aufgetaucht ist...", als Ray eine ihm wohlbekannte Stimme hinter sich vernahm, blieb ihm keine Zeit für Schuldgefühle. Stattdessen fuhr er herum und blickte in das Gesicht von - wie wäre es auch anders zu erwarten gewesen - Kai. "Äh... Hallo Kai! Hab dich gar nicht kommen hören...", stotterte Ray und wäre im nächsten Moment am liebsten im Boden versunken. Das war jetzt ja mal eine vollkommen unnötige Äußerung gewesen... "Tja, ich glaube auch, dass ich mich daran erinnern würde, wenn wir uns schon mal so nahe gewesen wären. Eigentlich wollte ich Kenny ja nur Dizzy bringen, die er wieder mal hat liegen lassen, aber das hat sich wohl gerade erledigt... Sei doch so gut und gib du sie zurück, ja?", mit gelangweiltem Gesichtsausdruck drückte sein Teamchef ihm Kennys Notebook in die Hand und machte sich dann wieder auf den Weg zurück in den Speisesaal. Eine Weile stand Ray einfach nur so da. "Ich würde mich erinnern, wenn wir uns schon einmal so nahe gewesen wären" - was sollte denn das bitte... Schlagartig lief der Chinese tomatenrot an, als die Erkenntnis ihn traf. Da führte es auch nicht zur Verbesserung seiner Situation, dass er Kai keine dreißig Minuten später beim Training wiedersah. Kaum hatte er dem Blauhaarigen ins Gesicht gesehen, da färbte er sich auch schon wieder rot. "Ist alles in Ordnung? Du hast doch kein Fieber, oder?", besorgt legte Max ihm eine Hand auf die Stirn "Der will doch nur davon ablenken , dass er im Internet verstei...", ehe Bryan seinen Satz beenden konnte, lag er auch schon im Swimmingpool. "Habe ich dir Drigger aus Versehen an den Kopf geschossen? Das tut mir aber leid!", wütend bohrte Ray die Fingernägel in seinen Shooter. Das fehlte noch, dass der sich jetzt verplapperte! "Was soll das, Kon? Zur Strafe rennst du drei Runden ums Hotel!", ein schmerzhaftes Ziehen machte sich in Ray breit, als Kai ihn ohne sichtbare Emotionen nur mit seinem Nachnamen ansprach; bisher hatte er das nie gemacht... Tala indessen konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen: "Sollen wir Bryan wieder rausholen?" "Nein, lasst ihn drin! Lernt er zumindest mal schwimmen..." Für wenige Sekunden hatte Ray das Gefühl, Kai hätte ihm bei diesen Worten verschwörerisch zugezwinkert, doch dann drehte der Blauhaarige sich abrupt weg: "Und jetzt weiter im Programm!" Im Endeffekt war das Laufen zwar anstrengend, hatte aber wenigstens eine gute Sache: Als Ray um den Gebäudekomplex joggte, entdeckte er am Eingang ein Schild mit der Aufschrift "Gegenwärtige Unterkunft des berühmten Bladers Raymond Kon! Warum ersteigern Sie ihn nicht bei eBay und verleben ein romantisches Abendessen in unserem Hotelrestaurant?". Ein sadistisches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht; er hatte schon eine Idee, wie er es entsorgen würde... Dafür musste er aber leider bis nach dem Training warten... "Tyson, wo bist du? Ich hab hier lecker Happa-Happa für dich!", gedanklich zählte Ray bis zwanzig. "Jaaaa!", mit einem Affenzahn kam Tyson um die Ecke gerast - und bekam geradewegs ein gewisses Schild auf den Kopf geknallt. "Wie *schlag* konntet ihr mir *schlag* nur so etwas antun?", normalerweise hätte Ray noch wesentlicher öfter zugeschlagen, aber bedauerlicherweise war sein Opfer gerade K.O. gegangen. So schleifte er den anderen Blader nur in dessen Hotelzimmer, um mit Teil zwei seines Plans fortzufahren: Dem Verfüttern des Tatwerkzeuges. "Ray, was machst du da?" Ertappt fuhr er herum: "Nichts, äh... Kai?!" Ohne Zweifel, vor ihm stand sein anbetungswürdiger Teamchef - nur mit Shorts und Sandalen bekleidet. Normalerweise ein Anblick, der ihn dazu gebracht hätte den Boden vollzusabbern, doch momentan verspürte Ray nur unbeschreibliche Panik: "Was machst du denn hier?" "Ich wollte eigentlich zum Pool hinunter gehen. Aber viel mehr beschäftigt mich die Frage, was du hier gerade machst!" Oh, ganz einfach: Er stand hier gerade herum und mühte sich damit ab, nicht an einem Herzinfarkt zu sterben, weil Kai ihn bei seinen Mordversuchen an Tyson erwischt hatte. Aber das konnte er ja schlecht sagen... "Äh... Tyson hat mich darum gebeten, dass ich ihm bei seiner neuen Diät helfe... Man ernährt sich vierzehn Tage nur noch von Holz." In Kais Augen konnte er sehen, dass dieser ihm kein Wort glaubte - und dennoch drehte er sich um und ging: "Oh, na gut. Aber an seiner Stelle würde ich das lieber nicht machen, solche Sachen sind schädlich für den Körper..." Schier high vor Adrenalin starrte Ray hinterher, konnte kaum glauben, dass er das eben mit heiler Haut überstanden hatte. Noch angenehmer wird diese Situation durch die Tatsache, dass sich ihm ein traumhafter Ausblick auf Kais Hintern bot... Unsanft riss ihn die grelle Stimme eines für die Situation viel zu fröhlichen Halbamerikaners aus seinen Gedanken: "Ah, hier steckt ihr also, Ray und Tyson! Könnt ihr mir helfen, Kennys Notebook zu su..." Mit einem lauten "RUMMS!" wurde auch er K.O. geschlagen. Grummelnd und ohne den Blonden noch eines Blickes zu würdigen, machte sich Ray daran, das gesuchte Gerät aus seinem Zimmer zu holen; das hatten die Leute nun mal davon, wenn sie ihn von so etwas wichtigem wie der Betrachtung von Kais Luxuskörper abhalten mussten... " Hier hast du deine Dizzy wieder, Kenny - mal wieder!", kaum hatte sich die Zimmertür geöffnet, da drückte Ray dem perplexen Braunhaarigen auch schon dessen Notebook in die Hand, "Und jetzt sorge dafür, dass diese Auktion in den Weiten des World Wide Web untergeht!" "Äh... Ja, aber möchtest du zuerst nicht vielleicht hereinkommen, ehe wir weiter darüber diskutieren?", Kenny trat einen Schritt zur Seite. Verwirrt blinzelte Ray; was hatte das denn jetzt zu bedeuten? Kreischende Mädchenstimmen hinter ihm beantworteten seine Frage. Als dann auch noch etwas rosa- und etwas rothaariges auf Ray zugerast kamen, sprach alles dafür, dass ein wahnsinniger, dämonischer Kult Fanatisten es auf ihn abgesehen hatte. Sprich: Mariah und Salima waren mit ihrem "We love Ray" -Fanclub angereist gekommen - komplett bestehend aus zwei Personen! Panisch blickte Ray zu Kenny, der - ein ängstliches Quieken von sich gebend - die Kameradschaft Kameradschaft sein ließ und schnell die Tür zuschlug. Immerhin hatte er ja versucht, den Chinesen zu warnen... Damit blieb nur noch eine Fluchtmöglichkeit übrig: Das Fenster am anderen Ende des Ganges! Eigentlich hatte Ray ja wenig Lust drauf, sich sämtliche Knochen zu brechen, aber andererseits offenbarte das in seiner gegenwärtigen Situation einen gewissen Reiz; wenn er wie eine Mumie bandagiert war, würde man ihn zumindest nicht mehr sexuell belästigen... Entschlossen rannte er los. Wenn die ihn schon kriegen sollten, dann würde das nicht ohne einen Kampf ablaufen! Gerade als Ray siegessicher springen wollte, sah er die Spiegelung seiner Verfolger im Fenster: Hinter ihm standen der mit einem Tonbandgerät bewaffnete Tala und Bryan, der eine rosafarbene Perücke in der Hand hielt. Noch ehe der Schwarzhaarige abbremsen konnte, hatte er die Beine bereits aus dem Fenster geschwungen. Vor Schreck unfähig, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, lehnte er sich statt nach hinten nach vorne und machte sich somit auf die Reise nach unten. Erwürdesterbenerwürdesterbenerwürdesterbenerwürdesterbenerwürdesterbenderwürdesterben... Stechender Schmerz riss Ray aus seinem Selbstmitleid, als er mit dem Gesicht nach unten auf die Wasseroberfläche aufschlug. Paddelnd und prustend kämpfte er sich durch Massen von chlorhaltiger, durchs einfallende Sonnenlicht leicht blau gefärbter Flüssigkeit nach oben; er war tatsächlich im Pool gelandet! "Hey, Kon!" Talas Stimme ließ ihn nach oben blicken. "Zur Entschädigung helfen wir dir ein wenig beim Marketing!" Dann warf der Rotschopf einen Stapel bunter Blätter hinunter. Oh nein, die würden doch nicht... Verdammt noch mal, das waren Bryan und Tala; natürlich würden die das tun! Verzweifelt hechtete Ray los, immer auf die Poolleiter zu. Er musste sämtliche Flugblätter einsammeln, ehe jemand auch nur eines davon sah! Wer wusste schon, was diese Idioten von den Demolition Boys auf das Papier gekritzelt hatten? Von dem Angebot bei eBay bis zu seiner Privattelefonnummer als angebliche Sex-Hotline war bei denen doch alles möglich! Einen Zettel nach dem Anderen hob er auf, bis schließlich nur noch einer übrig war: Ein blaues Exemplar, dass der auf einer nahegelegenen Liege ruhende Kai gerade interessiert von seinem Oberkörper hinunterklaubte... HORROR!!! So schnell es ging stürmte Ray los und riss seinem Teamchef den Zettel aus der Hand, konnte allerdings nicht verhindern, dass dieser einen kurzen Blick darauf werfen konnte. Hoffentlich hatte der Blauhaarige nicht zuviel gesehen... "Mein Beileid!", mit unbewegter Miene sah Kai zu ihm auf, "Aber sag mal: Warum bist du so nass?" Waswerwiewowann? Hatte er den Zettel etwa doch vollständig lesen können? Und was stand eigentlich drauf? Hastig warf Ray einen Blick auf das Corpus Delicti und erbleichte. Nein, von seiner Versteigerung bei eBay war da nichts zu lesen - aber dafür stand drauf, dass Mariah und Salima morgen um 9.00 Uhr mit dem Flugzeug hier landen würden. Ob dieser frohen Botschaft fühlte Ray sich genötigt, in Ohnmacht zu fallen. Der Schwarzhaarige erwachte in Kennys Zimmer aus einem wirren Alptraum, nur um sich im nächsten wiederzufinden: Kaum schlug er die Augen auf, sah er zwei Zentimeter über sich Tysons und Max besorgte Gesichter, die auf ihn nieder starrten. "Aaaaaaaaaaah!", mit einem Satz war Ray aus dem Bett gesprungen und hatte sich hinterm Nachttisch verbarrikadiert, "Was wollt ihr jetzt schon wieder?" "Ganz ruhig, alles ist in Ordnung!", vorsichtig kam Max einen Schritt näher, "Kai hat dich hierher getragen, als du bewusstlos warst; meinte, du könntest sonst krank werden..." Okay, hier war definitiv nicht alles in Ordnung; schon allein die Tatsache dass er mit diesem Chaotentrupp in einem Raum war, deutete das an. Und dass Kai sich freiwillig um jemanden kümmern geschweige denn sich um ihn sorgen sollte... Mehr als zweifelhaft. "Ähm, Ray...", kurzzeitig kam Kennys roter Kopf ins Bild, ehe der Braunhaarige sich schamhaft wieder seinem Notebook zuwandte, "Könntest du dir bitte was anziehen?" Huh? Irritiert blickte Driggers Meister an sich hinunter - und lief ebenfalls rot an. Er trug ja nur noch Boxershorts; hatten die sich etwa an seiner Kleidung zu schaffen gemacht? Offenbar war das Entsetzen in seinem Blick recht deutlich geworden, denn mit einem beruhigenden Lächeln meinte Max: "Kai hat dich dann auch gleich ausgezogen, damit du dich nicht erkältest. Wir haben deine Kleider dann über die Heizung gehängt, damit sie in der Sonne trocknen können." Kai hatte ihn...?! Ehe Rays Fantasie ob dieser Erkenntnis abschweifen konnte und der Schwarzhaarige am Ende wieder die Farbe einer Tomate annahm, beschäftigte er sich lieber damit, seine Sachen anzuziehen. Ganz schnell. Um abzulenken wandte er sich Kenny zu: "Irgendwelche Probleme beim Löschen der Auktion?" Unwillkürlich zuckte der Braunhaarige zusammen: "Was? Nein nein, alles in Ordnung... Ich wollte vorhin nur die Seite von eBay Japan aufrufen und Dizzy ist mir daraufhin komplett abgestürzt. Bis morgen früh dürfte alles wieder in Ordnung sein..." Oh, gut... WAS?! Gar nicht gut! Katastrophe! "Könntest du das nicht ein bisschen schneller hinkriegen? Es wäre wirklich wichtig!", trotz Katzennatur versuchte Ray einen Hundeblick aufzusetzen. "Tut mir leid, aber schneller geht es wirklich nicht. Ich würde vorschlagen, dass ihr drei einfach noch den Rest des Tages über ausspannt..." "Stark; lasst uns was essen gehen!", selbst für Tyson schwang da ein wenig zu viel Begeisterung für die Aufnahme von Nahrung mit. Na ja, zumindest versuchten die Knallschoten anscheinend, ihn aufzuheitern... "Nein danke, ich geh lieber eine Runde heulen. Sonst noch was?", mit hängenden Schultern machte Ray sich daran, aus dem Zimmer zu schlurfen. "Wenn du so fragst: Kai hat gemeint, er wolle dich morgenfrüh um 6.00 Uhr zu einem Privattraining im Versammlungsraum sehen; um den Trainingsrückstand durch deine Strafrunden aufzuholen." Innerlich stöhnte Ray auf; klasse, was hatte er auch so blöd fragen müssen? ¹ Okay, bei Kai wäre das zugegebener Maßen angsteinflößender; es sei denn natürlich, das Ziel des Spieles wäre, Tyson über den Jordan zu befördern. Stellt euch an dieser Stelle einfach Kais Grinsen vor und ihr wisst, was ich meine... ^.~ ² Ja ja Claudi, Johnny must die! ^.^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)