Stille Wasser gründen Tief von Carnidia (Die Tod ist eine Frau) ================================================================================ Ihr Weg ------- "Mein Vater?" Die nun 16- jährige Hinata stand vor ihrem Vater und blickte zu Boden um nicht in sein vorwurfsvolles Gesicht sehen zu müssen. "Meine Tochter ..." sie wusste, dass er nur versuchte sie zu verstehen und das er genauso mit den Stricken der Tradition gefesselt war wie sie auch. Keiner von Beiden hatte sich dieses Leben ausgesucht und obwohl sie von den Mitglieder des Nebenhauses sicher um ihre Stellung und die damit einhergehende Macht beneidet wurden, waren sie mit ihrem Schicksal alles andere als zufrieden. Verlegen stieß die schwarzhaarige Genin ihre Fingerspitzen rhythmisch aneinander, während das Oberhaupt des Hyugaclans mit ihr sprach. "... Hinata ... ich habe mir deinen letzten Kampf gegen Neji zwar nicht mit angesehen, aber ... bist du sicher dass du das möchtest? Niemand hier erwartet von dir, dass du eine Anbu wirst! Wäre es nicht besser für dich, wenn du endlich von diesem Weg abweichen und eine ordentliche Hausfrau werden würdest? Dass du nun zum zweiten Mal die Chuninprüfung nicht geschafft hast spricht leider nicht gerade für dich und eine Fähigkeiten als Ninja. ... Noch ist es nicht zu spät! Du könntest ja trotzdem noch Privatstunden in Selbstverteidigung nehmen, wenn es dir Freude macht." Die Hyuga starrte stumm auf ihre Zehenspitzen und wünschte sie könnte auf der Stelle im Boden versinken, damit das Gespräch über ihr hinweg zöge, während Hiashi fort fuhr "... sie her ... du musst dich ja nicht sofort entscheiden, aber bitte warte nicht, bis ich dich zu einer Entscheidung zwingen muss! ... Du darfst gehen." Anständig verabschiedete sich Hinata mit einer tiefen Verbeugung von ihrem Vater und schloss bedächtig die Türe hinter sich. Neben dieser wartete bereits Neji auf sie. Seitdem Orochimaru wieder aktiver geworden war, wurde der jetzige Chunin, wegen seines herausragenden Talents als Leibwächter für die Erbin der Hyugas eingeteilt. Niemand in der berühmten Familie wollte ihren Tod riskieren. Ohne Pause folgte er ihr wie ein zweiter Schatten, was der schwarzhaarigen Ninja alles andere als angenehm war. Es war ihr schlicht und ergreifend furchtbar peinlich, aber was sollte sie schon dagegen machen, als sich bei ihm immer wieder dafür zu entschuldigen. Er tat ja nur seine verfluchte Pflicht, so wie sie alle in diesem Haus. So dachte also ihr Vater über das Ganze. Sie hatte es natürlich gewusst, es war ja auch nur zu vernünftig. Dennoch trafen sie diese Worte schwer. Sie war die Erbin des Hyugaclans und alle erwarteten von ihr, dass sie einmal die Nachfolge ihres Vaters antrat. Als sie noch klein war hatte sie alles getan um diesem Anspruch gerecht zu werden. Zwar war Neji ihr in den Kampfkünsten immer haushoch überlegen gewesen, aber dafür hatte sie alles gelernt, was sie unter die Finger bekommen konnte ... und so schlecht war sie im Kampf ja auch nicht gewesen ... dachte sie. Als sie dann jedoch sah, was die anderen Genin, z.B. Shino, Choji und Kiba, so konnten, wurde sie sich schlagartig ihrer Situation bewusst. Sie war nicht nur durchschnittlich, sie war im Vergleich mit den anderen einfach nur noch grottenschlecht. Allein ihrer Stellung hatte sie es wohl bisher zu verdanken, dass es ihr niemand ins Gesicht gesagt hatte. Selbst Rock Lee, der von allen belächelte Ninja ohne einen Funken Begabung für das Schmieden von Chakra war ihr um das hundertfache überlegen. Natürlich hatte sie die Byakugan, aber es war bereits seit ihrer Kindheit klar, dass sie die vollständige Beherrschung dieser niemals erreichen würde, von den anderen damit zusammenhängenden Künsten ganz zu schweigen. Wäre sie ein normales Kind, aus einer normalen Familie hätte sie einfach in die medizinische Ausbildung gewechselt, ... aber leider war sie das nicht. Sie war die zukünftige Anführerin des Hyugaclans und hatte eigentlich nur zwei Optionen, was ihre Ausbildung anging. Erstens ein Ninja, aber dann doch bitte mindestens bis zum Rang eines Anbu, damit sie Ruhm für ihre Familie säte, oder eine ordentliche Hausfrau mit allem was man dazu so können musste. Sie würde dann schon einen Mann und eine Leibwache bekommen, die sie beschützten konnte. Ursprünglich hatte sie nie vor nach der Akademie weiterzumachen. Nicht dass sie gerne am Herd stand oder ihr Putzen und Waschen gar Spaß gemacht hätte. Auch der Gedanke dann später einmal mit irgendeinem ... über ihren Kopf hinweg ausgewählten Ehemann verheiratet zu werden war nicht gerade verlockend. Aber allein der Gedanke dass ausgerechnet sie später einmal Menschen töten könnte, kam ihr heute noch absurd vor. Sicher hätte die Erbin des Hyugaclans mit der Ninjaausbildung aufgehört, ... wenn ... ja wenn da nicht ER gewesen wäre. Zum ersten Mal hatte jemand außer ihr Vater oder Neji, als er noch jung war, sie als Mensch gesehen. Nicht als Erbin, nicht als Bevorzugte, sondern als ganz normales Kind. Als er ihr zum ersten Mal in aller Öffentlichkeit als schwach bezeichnete und damit etwas aussprach, was die anderen nur hinter ihrem Rücken zu erwähnen wagten, war sie glücklich gewesen wie nie zuvor, denn sie wusste, dass sie endlich jemanden gefunden hatte der sich nicht von ihrem Titel und von ihrem Vater einschüchtern ließ. Die Erbin der Hyuga hatte jemanden gefunden, der es wagte ihr die Wahrheit ins Gesicht zu sagen und damit bewies, dass er mehr Mut besass wie jeder andere vor ihm. Sie hatte bis zu diesem Augenblick nie einen Wunsch gehabt, der aus ihr selbst gekommen wäre. Immer nur wollte sie das, was auch andere wollten. Aber Er hatte zum ersten Mal seit sie Denken konnte, einen echten, eigenen Wunsch in ihr geweckt ... sie wollte ihn und das Vertrauen, dass er in sie setzte nicht enttäuschen. Seit es ihn in ihrem jungen Leben gab, hatte sie auf einmal angefangen daran zu glauben, dass man sein Leben ändern konnte. Er hatte ihr das Gefühl gegeben, über sich hinauswachsen und wenn sie es wirklich wollte, sogar Anbu werden zu können. Die Mauern um das große Anwesen waren ihr plötzlich weniger gewaltig und unüberwindlich und ihre Pflichten weniger erdrückend und kompliziert vorgekommen. Aber dennoch konnte sie niemanden vor den Kopf stoßen, denn sie mochte jeden einzelnen Menschen um sich herum und so wurde sie zwar ein Ninja, aber auch nicht mehr. Sie folgte immer noch treu den Anweisungen ihres Vaters, lernte alles, was man wissen muss um einen Clan führen zu können, versuchte Neji aufzubauen, bewunderte die Selbstbeherrschung und das Durchhaltevermögen Lee's und manchmal, wenn niemand hinsah und sie alleine einkaufen gehen durfte, beobachtete sie IHN, wie er unermüdlich unter der weisen Führung des Senin Jirayia für seinen Traum kämpfte. Sie wusste, dass er auch kein Naturtalent war. Er war dreimal durch die Ninjaprüfung gefallen, die sogar sie auf das erste Mal geschafft hatte. Dennoch war er heute weiter als sie, als Neji, als Lee, als Ino, als Sakura, als Ten Ten und viele, viele andere. Jeder mochte den Blonden, der unter der weisen Leitung von Jirayia sogar etwas vernünftiger geworden war. Ihn zu beobachten gab ihr Mut. Zudem freute sie sich wie ein kleines Kind, wenn sie wieder einmal nicht erwischt worden war, denn eine echte Nachfolgerin ihres Vaters würde natürlich NICHT einen wildfremden Jungen heimlich bei seinem Training beobachten. Es war ein kleiner, unbedeutender Schritt heraus aus dem geräumigen und goldenen Käfig, in dem sie seit ihrer Geburt eingesperrt war. Aber das ging nun, seit Neji ihr auf Schritt und Tritt folgen musste, auch nicht mehr. Der blonde Ninja wurde von Allen wegen seinem Mut respektiert. Lee mochte ihn ausgesprochen gerne und er hatte es damals sogar geschafft Neji zu helfen. Sie wusste nicht wieso, aber seit diesem Kampf in der Endrunde der Chuninprüfung war er ... nicht mehr so verbittert. Er verhielt sich ihr gegenüber jetzt wieder fast so wie früher, soweit dies zwischen einer Hyuga aus dem Haupthaus und ihrem Cousin aus dem Nebenhaus eben möglich war. Verlegen drehte sie sich ihrem Leibwächter wider Willen zu. "Entschuldige Neji- kun, dass du so lange auf mich warten musstest!" Doch dieser ging auf ihre Entschuldigungen schon überhaupt nicht mehr ein. "Was wollte er von dir?" Obwohl das Verhältnis zwischen dem Naturtalent der Hyuga und Hiashi wesentlich besser geworden war, misstraute er ihm noch immer an allen Ecken und Enden. Hinata versuchte ihr Bestes um das zu bessern. "Anscheinend bekommt er wieder Druck von den anderen Familienmitgliedern unseres Hauses. Der Arme, ... warum kann er nicht jemanden wie dich als Sohn haben?" Ihr Leibwächter verzog missmutig das Gesicht. "Der soll bloß froh sein, dass er dich hat!" Sofort spürte die Erbin der Hyuga, wie ihre Wangen vor Verlegenheit knallrot anliefen. "Das war aber nicht sehr nett Neji-kun! Hätte mein Vater einen fähigen Erben, wäre sein Leben wesentlich einfacher! ... Was möchtest du nun machen? Trainieren?" Um dem Jonin nicht all zu sehr zur Last zu fallen, passte Hinata ihren Tagesablauf an den ihres Cousins an. Dieser nickte nur und gemeinsam gingen sie in Richtung Trainingshalle. Die Hyuga holte noch schnell ein paar Bücher aus ihrem Zimmer, denn ihre Verletzungen von der letzten Prüfung waren noch nicht ganz ausgeheilt und das von den Ärzten erlaubte Pensum für diesen Tag hatte sie sowieso schon mehr als überschritten. ... ... ... Später am Abend stand Hinata vor dem Spiegel und sah auf ihre Hand. Dort lag ... klein und unschuldig als könne sie keiner Fliege etwas zu leide tun, eine schwarze Perle, ... eine Soldatenpille. Es hieß, dass manche Hyuga ihre wahren Kräfte erst beim Verzehr dieser Aufputschmittel entfalten konnten. Natürlich hatte ihr Vater diese Methode schon vor Jahren bei ihr versucht, aber damals war sie einfach nur ihn Ohnmacht gefallen und erst nach einem Tag wieder erwacht. Es war ihr heute noch furchtbar peinlich. Aber ... vielleicht war diese Pille damals falsch gemischt gewesen! Sie hatte Angst, denn dies was die letzte Möglichkeit um Ninja zu werden. Entweder es funktionierte, ... dann würde für sie sogar der Beruf eines Anbu nicht mehr unerreichbar sein, ... oder es funktionierte nicht, dann stand es fest, dass die Laufbahn eines Ninja und damit jede Möglichkeit ihr Leben selbst zu bestimmen, für sie immer undenkbar bleiben würden. Fest schloss sie ihre Augen, murmelte leise "Für Naruto-kun!" und schluckte die Pille in einem Stück herunter. Langsam öffnete sie die Augen wieder. Sie spürte ... nichts. Gehetzt aktivierte sie ihre Byakugan, aber es war so anstrengend und schwierig wie immer. Ein bodenloser Abgrund tat sich unter ihren Füßen auf. Als in ihr langsam die Gewissheit reifte, dass der einzige Wunsch den sie je gehegt hatte, sich in Luft auflöste. Mit Knien wie Pudding schleppte sie sich zu ihrem Bett. ... Vielleicht, ... vielleicht, wenn sie noch 5 Minuten warten würde, ... schließlich hatte sie das Ding ja nicht gekaut, wie man es normalerweise machen sollte. Aber auch nach über einer Stunde, war noch nichts passiert. Eine eisige Ruhe ergriff von ihr Besitz und erhärtete ihr Herz als sich auch ihre letzte Hoffnung in Luft auflöste. Es war entschieden. Nach dem morgigen Auftrag würde sie zu ihrem Vater gehen und ihm mitteilen, dass sie nun endgültig einen Schlussstrich unter ihre Ninjakarriere ziehen und dem Wunsch ihres Hauses folgen würde. Für Tränen fühlte sie sich zu leer als sie sich äußerlich gefasst zu Bett begab und nach langem hin und her wälzen endlich einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)