Lee von Jaden ================================================================================ Irgend etwas stimmt nicht mehr. Ich finde einfach keine Ruhe. Der Junge an meiner Seite, mein Geliebter, schläft. Wir hatten eine aufregende Nacht, so viel steht fest. Aber dennoch... Es ist einfach nicht das Gleiche. Er ist nunmal nicht der, den ich wahrhaft liebe... Joél.. Jetzt ist es schon fast 7 Jahre her, daß Du starbst. Warum bist Du nur in jener Nacht nicht zu mir gekommen? Warum hast Du es vorgezogen, Dein Leben zu beenden? Ich war so unglaublich jung und naiv, gerade mal 14 Jahre alt. Wir liebten uns, waren ein halbes Jahr zusammen. Meinen ersten Kuss hatte ich mit Dir, und meine erste Liebesnacht auch, eine Nacht, der noch viele Nächte folgten. Und trotzdem habe ich diese eine nie vergessen. Es war Sommer und unglaublich heiß. Auch das Untergehen der Sonne brachte kaum Kühle. Ich wälzte mich ruhelos auf meinem Bett hin und her, als ich Dein vertrautes Pfeiffen von draußen hörte. Rasch sprang ich auf und kletterte nach draußen, wo Du wie so oft in der Nacht auf mich wartetest. Leise und sanft zogst Du mich in Deine Arme und die Kühle Deiner Haut tat so gut wie noch nie. Ich vergrub meinen Kopf in Deinem Haar, atmete Deinen Duft nach Rosen und fühlte mich gleich leicht und beschwingt. Ich wusste sofort, dass diese Nacht eine ganz besondere werden würde. Du lächeltest mich an und hobst mich dann unverhofft auf Deine Arme. Ich liebe Dich, Micky! flüsterest Du mir ins Ohr und ich lachte leise vor lauter Glück. Du hattest es immer schon so leicht, mich zum Lachen zu bringen. Und nun weine ich ebenso leicht, wenn ich an Dich denke. Aber lieber schwelge ich in den schönen Erinnerungen als zu trauern und zu weinen. Mein kleiner Geliebter sieht mich mit seinen großen Augen an und ich lächle. Er lächelt zurück und döst schon wieder ein. Ein niedlicher Junge, gerade 15 Jahre alt. Ob er mich wohl halten kann oder ich auch sein Herz breche wie das so vieler vor ihm? Niemand ist wie Du. Keiner der vielen hübschen Männer und Knaben kann mein kaltes Herz auf längere Zeit erwärmen. Und jedesmal weine ich eine einzige Träne für sie. Stetig füllt sich der Pokal. Was für eine Trophäe.... Ein Kelch voller Tränen für die gebrochenen Herzen der endlosen Sommernächte. Um mich herum ist das Leben so dekadent geworden, ein Spiegel des Barock, lächerlich, eine Farce. Ob es mich stört? In keinster Weise. Vieles macht es mir leichter. Ich, ihr Gott, der den alle verehren. Blaß und schön, edel von Gestalt, anmutig, grazil, immer chramant. Es gibt keinen, der sich nicht gerne meine Gunst erkaufen oder verdienen würde. Narren sind sie allesamt, denn mein Herz und meine Seele gehören nur Dir und unendlichen Nacht. Der Nacht, die Du mir in jenem Sommer vor über 7 Jahren gabst, der sanften Dunkelheit des Mondes, die mich seither begleitet. Eingehüllt in Deinem Duft nach Rosen trugst du mich davon, hinab zum See, wo das Boot immer für uns bereit stand. Du legtest mich hinein und wir ruderten hinaus. Alle Sterne über uns funkelten und der Mond lächelte uns zu. In der Mitte des Sees angekommen hielst Du das Boot an und lächelst mir zu. Hinter dir holtest Du eine Flasche Champagner und zwei Gläser hervor. Das sanfte Knallen des Korkens wird mir immer im Ohr bleiben. Champagner... nur eine der Leidenschaften, die Du in mir geweckt hast. Du hast beide Gläser gefüllt und mir eins gereicht. 'Laß uns anstoßen!' sagtest Du. 'Trinken wir auf die Nacht.' 'Und auf unsere Liebe', sagte ich und Du lächeltest so sanft. Deine Augen leuchten schöner noch als die Sterne und der Mond streichelte und liebkoste Dich mit seinen Strahlen wie er es immer schon tat. Der Champagner prickelte und bald schon tat der Alkohol seine Wirkung. Ich lachte, vor Glück und Champagner trunken, und Du zogst mich strahlend in Deine Arme. Mit sanften Küssen bedeckst Du bald mein Gesicht, meinen Hals und meine Brust. Sanft zogst Du mich noch näher an Dich und streicheltest meinen Rücken, meinen Nacken. Und schließlich gab es auch für mich kein Halten mehr. Wie ungestüm war ich doch, zog und zerrte an Deinem Hemd, fuhr mit meinen Händen über Deine Brust, Deinen Bauch, die Arme, den Rücken, bis Du mir lächelnd Einhalt gebatest. Sanft drücktest Du mich nieder und löstest Deinen Gürtel, streiftest Deine Hose ab und dann auch die meine. Zitternd vor Ungeduld und Lust, aber auch ein wenig vor Unsicherheit, lag ich da und sah Dich an. Du lächeltest mich wieder an, aufmunternd und mit so viel sanfter Leidenschaft in Deinen Augen, daß meine Unsicherheit verflog. Ich breitete meine Arme aus und lächelte. Als Du Dich zu mir legtest, vergaß ich alles um mich herum. Nur noch Du warst wichtig, Deine kühle Haut, Diene Küsse, brennend und leidenschaftlich, Dein Duft, der mich umhüllte. Wir liebten uns für Stunden, bis Du Dich mit dem ersten sanften Erröten des Himmels von mir verabschiedest. In dieser Nacht gabst Du mir das Geschenk Deines tödlichen, wiedergebärenden Kusses, und ich wurde zu einem deiner Art. Viele halten uns für Vampire, aber das ist nicht, was wir sind. Dämon. Incubus, das ist, was ich bin. Du hast mir Jugend und Schönheit für die Ewigkeit geschenkt. Den Preis zahlen andere. Ich lebe von ihrer Lust, ihrer Leidenschaft. Eine einzige wahre Liebe. Du, mein Joél, der, den ich ewig suchen werde, ewig vermissen werde. Mehr Liebe ist mir nicht vergönnt, niemand kann mein Herz mehr so berühren, wie Du es tatest. "Lee?" Die Stimme meines Liebhabers dringt zu mir. Ich sehe ihn an und lächlele, und er ist glücklich. Gleiches Spiel, immer wiederkehrend. Wenn er das nächste Mal erwacht, werde ich ihn verabschieden mit einem sanften Kuß. Morgen habe ich ihn vergessen. Er jedoch wird immer an mich denken. Lee... wieso habe ich meinen Namen geändert? Niemand außer Dir darf mich Micky nennen. Es tut zu weh in meinen Ohren, wenn es nicht Deine Stimme ist, die mir zärtlich zuflüstert: "Micky, ich liebe Dich." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)