Die Revolution von fany10 ================================================================================ Kapitel 22: Feuer ----------------- Es tut mir leiheiheiheiheiddddddd! Ihr denkt jetzt sicher: ‚Ja klar, das sagt die Schnalle halt immer nur, aber in Wahrheit ist es ihr wurscht, dass wir ihr ständig Erinnerungs-Ensen und GB- Einträge schicken.’ Das stimmt nicht! J Um euch das zu zeigen, habe ich wieder ein fettes Kapitel geschrieben, das ich euch jetzt nicht mehr vorenthalten will! Und damit sich mein Gelaber mit dem ewig gleichen Inhalt bis hierher nicht noch hinzieht, danke ich euch auf der Stelle viel, vielmals für die lieben Kommentare und Ensen und GB-Einträge!! Was wäre ich ohne euch? T^T Vielen „extra“ Dank an meine lieben Schreiberlinge lupida, Kumiko-chan, fluffchen, Cinamon, Endellion, il_gelato, MissKitty, DragonDAngel, dat_vege, Krylia, Mysterie-Vampire, CryBloody, Chiyo, Eileen- Shiana, Gene und Aikuko! Ich hoffe, ich hab niemanden vergessen und wenn doch, dann dürft ihr mich ruhig bedrohen^^- es mir zumindest zu sagen! So, dann wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Mal! Grüße, Fany *********************************************** Gerade waren die letzten wirklichen Sonnenstrahlen versunken. Nur noch das farbenfrohe Abendrot zeugte von einem hellen Tag, der jetzt zur Neige ging. Endlich. Wie ein Pastellaquarell sah er aus, der Himmel. Das fand Lilemour wenigstens. So friedlich und geordnet umspannte er die Erde als wollte er sagen ‚hey, das Leben, wie es auch sei, es ist gut.’ Manchmal konnte ein Mensch, der gerade ein wenig unter Glücklosigkeit litt, nicht glauben wie alles so friedlich daliegen konnte, wo er doch die größten Probleme hatte. Ein sturmumwölkter Himmel schien Lilli angemessen. Einer, der mit ohrenbetäubenden Donnern und gleißend hellen Blitzen jedem übermittelte, dass es heute Nacht noch um Leben und Tod gehen würde. In Wahrheit aber, würde keiner erfahren welches Schicksal Lilli ereilen würde. Außer einer handvoll Menschen und Ex-Menschen würde niemand merken, wenn sie von dieser Welt verschwinden würde, oder stillschweigend weiterlebte. Es würde ja niemanden kümmern, weil keiner davon wusste und darum war Lilli dankbar. Wie Oktavians Pläne sich auch weiterentwickeln würden, noch hatten die Menschen ihren Frieden. Noch ahnten sie nichts. Nichts von der leisen Gefahr, die auf sie zukommen könnte. Könnte wohlgemerkt, denn noch immer schien Lilli Oktavians Hirngespinst so undurchführbar wie das Schlittschuhlaufen auf einem See im Hochsommer. Er könnte einfach untergehen. Blubb! „Mich interessiert nicht was du denkst und doch kann ich es den Bewegungen deiner Gesichtszüge ablesen.“ Lilemour fuhr herum. Fort von dem Fenster, wo die Welt noch in Ordnung war. Oktavian stand an der Tür. Der blinde Oktavian, dem Lilli durchaus zutraute noch mehr als nur die Bewegungen ihrer Gesichtszüge wahrnehmen zu können. Möglich, dass er direkt in ihren Geist sehen konnte. So gut es ging schob sie die Gedanken an diese Nacht davon und konzentrierte sich nur auf die roten Augen. Die roten leeren Augen. „Man muss kein Genie sein um zu erfassen, womit sich die Gedanken einer Gefangenen beschäftigen.“ Lilli lächelte ein wenig, ihr Satz war klasse gewesen. Irgendwie schlagfertig. Wenn der Vampir der gleichen Meinung war, so wusste er sie gut zu verbergen. Er tat nämlich gar nichts. Fünf Minuten lang, so kam es Lilli vor. Wollte man es genau nehmen, dann könnten es auch zehn Sekunden gewesen sein. Ob Sekunden oder Minuten des Schweigens, sie zehrten an Lillis Nerven. „Wollen Sie hier Wurzeln schlagen?“ Er antwortete nicht. „Sie werden vertrocknen, ich werde sie nicht gießen.“ Wieder hielt Oktavian keine Erwiderung von Nöten. Er machte erschreckender weise tatsächlich den Eindruck, als hätte er nicht vor die nächsten...schätzungsweise hundert Jahre von diesem Fleck zu weichen. Das war ziemlich ungünstig, da es nur noch wenige Stunden dauern sollte, bis Ilias sie befreien würde. Würdevoll versuchte Lil ihre Torschlusspanik zu überspielen. „Was versprechen Sie sich davon mich ohne Unterlass anzustarren, wo Sie mich doch eh nicht sehen können?“ „Was ist, wenn er nicht geht ehe die Uhr neun schlägt?“ Keinen Schritt bewegte sich Oktavian. Dennoch schien es Lilli, als wäre er ihr so nahe, wie ihr keiner je nahe gekommen war. Fast, als wären sie durch ein unsichtbares Band miteinander verwoben. „Das denkst du jetzt“ ,hallte Oktavians Stimme in ihrem Kopf wider. Sie schlug die Hände an die Ohren. Ein übermächtiges Gefühl bemächtigte sich ihrer. Das Gefühl das man hatte, kurz bevor der Wagen einer gigantischen Achterbahn den höchsten Punkt erreichte und man genau wusste, es gab kein zurück. Man musste wieder hinunter und zwar nur auf dem einen Weg, der den Körper mit einem Vielfachen des eigenen Gewichtes belud. Aber Lilli kreischte nicht und sie hob auch nicht die Hände aus dem Wagen. Sie blieb einfach stehen an ihrem Fenster und schaute wieder hinaus. Es war alles wie nur Augenblicke zuvor, doch alles hatte sich verändert. Klein und eingeengt fühlte sich Lilli. Gefangener als jemals zuvor. Man hatte ihr den Körper geschnürt, die Seele gefesselt, das Herz eingesperrt. Wenn auch noch etwas von ihr übrig geblieben war dann, so fürchtete Lilli, war es nicht einmal mehr der Schatten ihrer selbst. Was sie sah, sah sie nicht mehr aus ihren eigenen Augen, sie sah es aus dem Blick eines Fremden. Sie sah nichts. Dann drehte sie sich um und obwohl sie blind war, empfand sie die Anwesenheit der asiatischen Vampirzwillinge im Raum. Sinne, die sie nie besessen hatte malten ihr ein Bild, auf dem der Mann den leblosen Körper des weißhaarigen Vampirs vom Boden aufhob. Bleich, zerbrechlich, zweifelsohne tot. Die beiden gingen vor ihr in die Knie und sie legte eine ihrer kleinen Frauenhände auf Oktavians Kopf. Ihre Fingerspitzen fuhren durch sein seidiges, farbloses Haar. Seine Augen waren geschlossen. Oktavian der Vampir aber, war nie mehr so wirklich lebendig gewesen, wie in den Stunden, die folgen sollten. Dies begriff Lilemour. Sie wusste es, weil er in ihrem Körper existierte, das Blut und den Atem mit ihr teilte. Weil er sie war und sie er. Allen freien Willen hatte er ihr genommen, über keine Bewegung, war sie auch noch so klein, über kein Wort, war es auch noch so belanglos, konnte sie noch entscheiden. Nur die Gedanken waren ihr geblieben und die lagen vor Oktavian wie ein offenes Buch. Er hatte Lilemour in einen winzigen Teil ihres Bewusstseins zurückgedrängt und die vollständige Kontrolle übernommen. Er war übermächtig. „Passt auf“ ,hörte sie sich sagen. Die Stimme weiblich, aber so tonlos als hätte sie in ihrem Leben niemals Emotionen erfahren. „Mein Leib ist mir teuer. Bringt ihn fort von hier, an einen sicheren Ort.“ Die Katze kam. Ohne Oktavians Körper auch nur zu beachten, sprang sie auf Lillis Arme, stupste sie mit der Nase an das Kinn und schnurrte. Noch als das Abendrot die Menschen erfreute als wären sie nicht, unwissend, in größter Not, hatte Valentin die temporäre Bleibe Oktavians verlassen. Wie immer wenn er auf die Jagd ging. Es war nichts ungewöhnliches an seinem Tun. Niemand würde Verdacht schöpfen. Wäre es nicht um seine eigene Freiheit gegangen, er hätte sich nie mit Ilias verbündet. Wie stets zuvor verband ihn nichts mit dem arroganten Mann außer einer deftigen Portion gegenseitiger Abneigung, gewürzt mit der Feinschmecker Brise Verachtung, ach ja und mariniert mit ewigem Konkurrenzdenken. Ilias mochte –freilich kaum erwähnenswert- stärker sein, aber nur weil er älter war. Im Vergleich war Valentin sicherlich schon jetzt mächtiger, als es Ilias in der gleichen Anzahl toter Jahre auch nur annähernd gewesen war. Jawohl! So war es und nicht anders! „He Süße! Komm rüber, wir wollen dir was zeigen! Nur kurz!“ Er war an den Ausläufern Novgorods angekommen. Oktavian hatte säuberlichst darauf geachtet, sich weitab vom Schuss niederzulassen und Valentin hatte diese Entscheidung begrüßt. Sie waren abstoßend, die Menschen von heute und vor allem ihre Bälger. Noch nicht einmal sechzehn, in Pullovern die größer waren als zwei dieser Nichtsnutze zusammen, mit schweißbehafteten Kappen die verkehrt herum auf dem inhaltslosen Kopf saßen, Händen in den an den Kniekehlen hängenden Hosentaschen und Zigarettenstummel im Mundwinkel. Sie konnten noch nicht einmal die Geschlechter unterscheiden. Er ignorierte sie und die nach Urin stinkende Bushaltestelle an der sie auf eine Mitfahrgelegenheit in die Innenstadt warteten. „Jetzt zier dich doch nicht so, Süße! Kannst heut mit uns rumhängen, auch wenn du im ‚Fluch der Karibik’- Fieber meinst eine Augenklappe tragen zu müssen. Wir gehen ins Duala. Voll angesagter Schuppen!“ Sie waren dumm und lächerlich. Er war zwei Köpfe größer als die Meisten von ihnen, was bildeten sie sich ein? Und er hasste die harte, russische Sprache. Sie hörte sich an wie eine Axt, mit der man unablässig gegen einen Baumstamm schlug. Was gäbe er für eine Frau, die ihm verführerische Worte in einem französischen Singsang zuraunte. „Bist wohl zu schüchtern, he?“ Er würde sich nicht die Finger schmutzig machen. Nicht an denen. „Kussi! Kussi! Kussi Schmusi!“ Oh, wie weit, weit er über ihnen stand, diese armen Irren. Ihr Gelächter klang ihm noch in den empfindsamen Ohren, als er schon ganz in der Nähe von Stawrogins Anwesen war. Die ganze Zeit über wusste er nichts von den beiden Schatten die ihm in sicherem Abstand folgten. „Schön dass du die Muße hast doch noch in dieser Nacht zu erscheinen.“ „Ich bin gekommen so schnell es ging ohne auffällig zu wirken.“ Schon zwei Straßen zuvor hatte Valentin gerochen, dass Ilias bereits auf ihn wartete. Er hatte gut überlegt was er sagen würde, doch der andere kam ihm wie so oft zuvor. Valentin hätte sich dafür selbst ohrfeigen können. Ilias bedachte ihn mit einem herablassenden Blick, während der Wind ihm ein paar schwarze Haarstränen ins Gesicht blies. 1798 waren die Damen in Schweden ihm allein dafür zu Füßen gelegen. „Mein Ohrring!“ Valentin streckte seine Forderung untermauernd die Hand aus. Doch Ilias ließ nur seinen langen Finger, der in einem dunklen Handschuh steckte, leicht hin und her wanken. „Du bekommst ihn zurück wenn ich an meinem Ziel bin, ohne dass mir ein Hinterhalt die Ehre macht.“ „Ich pflege es, meine Abmachungen zu halten!“ Valentin bemühte sich, nicht mit den Zähnen zu knirschen, als Ilias vorausschritt wie der Imperator der er nicht war. Die beiden Schatten waren längst auf dem Rückweg zu ihrem Herrn. Schneller als es das menschliche Auge erfassen konnte. Manch einer der sie sah glaubte vielleicht, zu lange geblinzelt zu haben. „Du?“ Ilias lachte leise. “Das ist ja etwas ganz Neues. In dieser Angelegenheit rate ich dir trotz allem Ehrlichkeit. Es geht um zuviel, als dass du dir kindische Spielereien erlauben könntest. Ich hoffe, das ist dir klar.“ „Es geht um zuviel? Das Mädchen ist nicht viel.“ „Ich rede von unserer Freiheit. Stawrogin gibt sie auf, für ein höheres Ziel wie er meint, nun gut. Von uns aber soll Oktavian wissen, dass wir ihn weder fürchten, noch ihn mit unserem Schicksal jonglieren lassen wie es ihn amüsiert. Lass mich das erste und wahrscheinlich letzte Lob an dich aussprechen. Die Zeit um sich von Oktavian zu lösen, hätte nicht besser gewählt sein können.“ Valentin schnaubte, „ich danke untertänigst, oh Meister der großen Zugeständnisse. Gib nur acht dass du dich nicht noch in einen echt netten Kerl verwandelst.“ „Keine Sorge, davon wirst du mich schon abhalten.“ Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander her. Sie wählten Seitenstraßen, die von kleinen Häusern gesäumt waren. Kaum jemand schlenderte um diese Zeit noch freiwillig im kühlen Freien herum. Schon gar nicht wenn es schneite. Leicht und sanft fielen vereinzelte Schneeflocken auf die Vampire und schmolzen trotz deren temperaturlosen Haut fast sofort nachdem sie sie berührt hatten. „Hey, hast es dir doch noch anders überlegt, was Süße?“ Keiner hatte die Tramper an der Bushaltestelle mitgenommen und Valentin hegte keinen Zweifel daran warum. Er hielt es weiterhin für das Beste sie zu ignorieren. Der schadenfrohe Blick den Ilias ihm zuwarf, war jedoch nicht zu übersehen. „He sie dir das an, sie hat ihren Macker mitgebracht. Freakige Klamotten, Alter!“ Autos hupten. Ilias lief selenruhig über die voll befahrene Straße. Jeder Autofahrer war sich sicher, den suizidgefährdeten Mann überrollt, oder wenigstens krankenhausreif angefahren zu haben. Umso größer die Verwunderung, als er unversehrt an ihrem Auto vorbeigekommen war. Ebenso wie an allen anderen. Die Jungs an der Bushaltestelle klatschten, wenn einige von ihnen auch unsicher zurückgetreten waren. Einige mit mehr Hirn. „Krasse Show, Kumpel und ne coole Perücke! War sicher arsch teuer. Ist das Echthaar aus Hinterindien?“ Noch ehe sie den Satz vollends zu Ende bringen konnten, fühlten sie plötzlich die düstere Vorahnung, die ihr Netz gemächlich um sie gesponnen hatte. Sie waren sich nicht mehr so sicher, ob es zu den besten Ideen des Abends gehört hatte, das seltsame Pärchen anzupöbeln. Aber da war es schon zu spät. „Er war ein guter Mann. Friede sei für alle Zeit mit ihm.“ „Was...was tun Sie da?“ „Psst, Emilie!“ ,rügte Toni. „Man darf einen Vampir nie nach dem Sinn seiner Taten fragen! Entweder er sagt von selbst was er tut, was ungewöhnlich ist, oder er sagt eben nicht was er tut, was schon eher der Fall ist.“ Stawrogin stand mitten Raum, hielt das Kreuz, welches er abstruser weise immer um den Hals trug fest und murmelte fragwürdige Worte vor sich hin. „Schon gut“ ,sagt er, als er sich ihnen zuwandte. „Es geht auch euch an.“ Da erkannte Emilie einen weiteren der unzählbaren Unterschiede zwischen dem Hausherrn und dem unmöglichen Ilias. Dieser war nicht im mindesten der Meinung, dass Emi und Toni überhaupt nur irgendetwas anging. Vor nur wenigen Stunden hatte Ilias das Anwesen verlassen. Emilie war froh gewesen. „Leb wohl“ ,hatte Ilias zu Stawrogin gesagt. „Vielleicht liegen unsere Wege von heute an so weit auseinander, dass wir uns nicht wieder sehen.“ „Ja“ ,hatte Stawrogin geantwortet. „Vielleicht aber doch.“ „Vielleicht.“ Mit diesem Vielleicht war Ilias gegangen, ohne sie auch nur mit einem Blick zu streifen. Das war eine Kunst, denn Emi und Toni waren unübersehbar direkt neben ihnen gestanden. Die ganze Zeit. „Er ist tot“ ,ließ Stawrogin sie nun wissen. Das waren die drei Worte, die gleich nach ‚ich liebe dich’ auf der Liste der berühmt berüchtigsten Phrasen Platz nahmen. Emilie schluckte. „Ilias?“ Um Ilias täte es ihr nun wahrlich nicht leid, oh nein. Nur bedeutete sein Untergang auch Lillis Untergang, weshalb sie betete, der schreckliche Mann möge wohlauf seinem mysteriösen Plan folgen. Stawrogin sah sie an. Ein wenig mitleidig, wie Emi fand. „Nach all der Zeit die du in seiner Gegenwart verbracht hast, ist dir nicht klar geworden wie fähig er ist.“ Es war mehr eine Feststellung, denn eine Frage, die Emi ein wenig giftig werden ließ. „Die zusammengerechnet ein ein halb Stunden meinen Sie? Nun die haben gerade mal so dafür ausgereicht um sich klar zu werden, was für ein brutaler Typ hinter der hübschen Fassade lungert!“ „Du findest ihn hübsch?!“ Toni gab sich keine Mühe, seine mit sofortiger Wirkung eintretende Eingeschnapptheit zu verbergen. Emi aber, besaß nicht die Güte ihn zu beruhigen. Sie konnte gar nicht erst glauben, dass er auch nur auf den Gedanken gekommen war, sie würde Ilias ihm vorziehen. Im Grunde war jeder andere Ilias vorzuziehen. Was sie immer und immer wieder auf die Vorstellung zurückbrachte, welche Beziehung Lilli zu ihm hatte. Denn dass sie eine –sicherlich gänzlich banale- hatte, das war leider unumstritten. „Der Botschafter.“ Stawrogin nickte. „Vor über einer Stunde hätte er sich melden müssen. So war es abgemacht. Bis jetzt hat er sich nicht geregt, also gibt es nur eine Möglichkeit. Die Botschaft wird niemals in Messkirch ankommen. Nicht auf dem Pfad, den ich bevorzugt hätte.“ „Der Mann mit dem Nasenhaar und der Nachricht an Trudlinde ist nicht mehr?“ Emi stieß Toni in die Seite. „Dann ist es wahr. Oktavian und seine Leute beschatten uns. Und sie haben Ihren Diener abgefangen.“ „Ich hege kaum Zweifel.“ „Voll assi!“ Antonio ließ sich breitbeinig in einen der Sessel fallen. Stawrogin hatte womöglich recht gehabt. Ohne große Schwierigkeiten, möglicherweise überhaupt nicht, würden sie die sicheren Mauern des Hauses nicht verlassen können. Emi und er. Sie, die jetzt genauso gut einen gemütlichen Abend zu Hause vor dem Kamin verbringen könnten. „Wartet hier. Ich werde in wenigen Minuten zurückkehren, jedoch nur für kurz. Das Schicksal leitet meinen Weg nach Messkirch, auch wenn ich es gern verhindert hätte. In die Hallen des Escapatischen Ordens. Ihr könnt mir folgen, oder nicht.“ Dann war Stawrogin gegangen, so wie Vampire gingen, plötzlich. Keine Ahnung habend, was er in Emilies langsamem Menschengehirn für ein Tohuwabohu anrichtete. Toni schien damit keine Probleme zu haben. „Jetzt mal echt, Emi. Du findest Ilias doch nicht wirklich attraktiver als mich oder?“ Das Haus stand an einem Waldrand, an einem sehr dicht bewachsenen Waldrand. Unter den vor Feuchtigkeit gegen den Boden hängenden Ästen verharrten zwei Gestalten mit Gesichtern wie aus Alabaster. Licht drang durch einige der Fenster, im oberen wie im unteren Stockwerk. „Es bleibt wie abgemacht?“ ,wollte Valentin wissen. „Würde es nicht so sein, hätte derjenige von uns der eine Änderung im Sinn hatte, sie spätestens jetzt erwähnen müssen.“ Am Liebsten hätte Valentin Ilias nachgeäfft. Wenn der Erfolg des Kommenden nur nicht auch von diesem abhängen würde! Es brauchte kein weiteres Zeichen zwischen ihnen, sie trennten sich. Keiner von ihnen würde im Zweifelsfalle um den anderen trauern, allerdings rechnete keiner von ihnen damit, auch nur in die Nähe einer echten Gefahr zu kommen. Ihr Vorhaben hatte den Glanz eines ganz und gar hinter den Kulissen stattfindenden Manövers. Niemand würde etwas merken wenn alles glatt lief und obwohl vieles darauf hindeutete, konnte sich weder der eine noch der andere Vampir eines Gefühls des Argwohns erwehren. Schon befand sich Ilias an der großen, unliebsam verputzten Hauswand und sah an ihr hinauf. Nach Valentins Beschreibung musste dies das Zimmer sein, in welchem man Lilemour festhielt. Kurz bewegte sich eine Silhouette hinter den zugezogenen Vorhängen am Fenster vorbei. Es war ihre Silhouette. „Feuer!“ Valentin schrie nicht laut genug um irgendeinen Menschen im näheren Umkreis zu alarmieren, die Hausinsassen sehr wohl. Das war der Startschuss gewesen, die Partie konnte beginnen. Ohne große Schwierigkeiten kletterte Ilias auf das Stichwort die Hauswand empor. Durch den groben Putz musste er sich noch nicht einmal darauf konzentrieren, wo er als nächsten Halt suchen konnte. Er konnte das Feuer und den Rauch bereits riechen. Die Flammen hatten sich trotz der vereinzelten Schneeflocken unbarmherzig ausgeweitet. Stück für Stück fraßen sie sich die Wände entlang. Erst außen, dann nach innen, über den Fußboden, an den Möbeln empor. Vampire hassten die Sonne, ihren sicheren Tod, aber auch das Feuer konnte ihnen gefährlich werden. Es strahlte eine Hitze aus, die der unerträgliche Pol zur Kälte ihrer Existenz bedeutete. Wie eine lauernde Gottesanbeterin hockte Ilias nun vor dem geschlossenen Fenster. Mehr als dort zu warten brauchte er nicht. So war es immer gewesen, in all ihrer menschlichen Stumpfsinnigkeit hatten sie doch stets seine Anwesenheit gespürt. Sie, die Mädchen die er gewollt und bekommen hatte. Ilias lächelte, als eine schmale Hand den Vorhang beiseite schob und gleich darauf hastig, aber leise das Fenster öffnete. „Ilias!“ , hauchte Lilemour. Er hatte ihre Stimme vermisst. Das registrierte er eben so deutlich wie er wusste, dass er bisher nie eine Stimme vermisst hatte. Noch nicht einmal eine, die so schön war wie Stawrogins. „Valentin hat also die Wahrheit gesprochen!“ Glücklich trat sie zur Seite um ihm den Einlass zu gewähren, den er sich ohnehin verschafft hätte. „Bis jetzt sieht es so aus“ ,sagte Ilias. Sein Gesichtsausdruck verriet nicht, wie sicher er sich Valentins bleibender Treue war. „Denkst du, er wird die anderen lange genug ablenken können?“ Unsicher beäugte Lil die Tür als fürchte sie, jeden Moment einen ihrer Peiniger hereinstürzen zu sehen und alles zu Nichte zu machen. Lilemour schrie. Sie schrie und schrie und schrie. Doch Ilias konnte sie nicht hören, denn in Wirklichkeit kam keiner der Laute über ihre Lippen, die ihr Bewusstsein formten. Auch Oktavian ließ sich nicht von ihrem revoltierenden Sein beeindrucken. Es war, als bemerkte er ihre Anwesenheit in ihr selbst nicht und doch wusste sie, dass er sie genau hören konnte. „Er kommt“ ,hatte er sie nur wenige Minuten zuvor wissen lassen. Lilli hätte alles darum gegeben, Ilias von ihr abhalten zu können. Nein, von ihm. Hilflos hatte sie jedoch mit ansehen müssen, wie der männliche asiatische Vampir dem Oktavian in ihr zuvor einen langen dünnen Dolch gegeben hatte. Er steckte sicher an der Seite ihres Hosebundes. Sie spürte das kühle Gewicht, das sich gegen ihre Haut presste. „Ich denke“ ,hörte Lilli Ilias sagen, „du solltest mich meiner Aufopferungsbereitschaft wegen gebührend willkommen heißen.“ Für Lilli war er nicht sichtbar, doch die scharfen Sinne Oktavians ließen sein Gesicht vor ihrem inneren Auge entstehen. Sein schönes Gesicht mit den dunklen Augen, der aristokratischen Nase und dem anmaßenden Grinsen. Anmaßendes Grinsen?! Was hatte er eben gesagt?! Nein! Er würde doch nicht hier und jetzt und vor allem nicht Oktavian! Sie mobilisierte all ihre Kräfte um sich von Ilias ein paar Schritte zu entfernen. Es lag aber nicht in Oktavians Willen sich zu bewegen und so taten sie es nicht. „Feuer! Feuer! Oktavian, wo bist du?“ Robertas vor Angst schrille Stimme hallte durch das Treppenhaus. Es hörte sich an, als wolle sie die Treppen mit ihren schweren Schritten erklimmen, doch Garreth zog sie mit wütenden, englischen Ausrufen zurück. „Stay back!“ „Nein lass mich. Ich muss ihn finden! Vielleicht ist er irgendwo in den Flammen eingeschlossen. Vielleicht weiß er nicht dass fast das ganze Untergeschoss brennt!“ Ihre Stimme wurde leiser, klang aber nicht weniger verzweifelt. Dies schien Garreth noch ungeduldiger werden zu lassen. „Damn, be quiet! Er ist ein verdammter Vampir“ ,schimpfte er weiter. „Wenn einer überlebt dann er und glaube mir, es ist ihm scheiß egal was mit uns passiert! Ob wir hier flambiert werden oder nur Verbrennungen dritten Grades erleiden!“ „Wo er recht hat, hat er recht.“ Ilias streckte eine Hand nach Lilemour aus. Sie konnte sich noch so sehr darauf konzentrieren ihn nicht berühren zu wollen, ihre Hand legte sich doch in seine. „Sieh an, sieh an“ lachte Ilias. „Der guten alten Roberta scheint ja ziemlich etwas an unserem Albino zu liegen. Und das ganz ohne Bann, ich bin gelinde gesagt beeindruckt. Wie bringt es nur jemand über sich, Oktavian zu lieben?“ „Wer brächte es über sich, dich zu lieben?“ Entgeistert über ihre eigenen Worte, die doch allein Oktavians waren, schien das letzte Fünkchen Widerstand gegen den Eindringling in Lilli zu bröckeln. Nie waren diese Worte ihr auch nur in den Sinn gekommen, so falsch waren sie. Doch Oktavian übermittelte sie in einem Ernst, der sie sie beinahe selbst glauben ließ. Was tat Oktavian? Er würde alles zerstören was sie sich aufgebaut hatte und damit ihre letzten Hoffnungen. Dann war da noch etwas. Für einen Moment, den nicht nur ein Vampir hätte einfangen können, fiel Ilias’ sonst so undurchsichtige Maske in sich zusammen. Für kurze Zeit war sein Gesicht ein Gesicht voller sichtbarer Emotionen. Es spiegelte nicht nur ein menschliches Gesicht wider, es war eines. Was zeigte es? Verwunderung und Ungläubigkeit? Oder Trauer und Leid? Der Augenblick war zu kurz, als dass Lilli es hätte erkennen können. So schnell wie er gekommen war, verschwand er und Ilias schien wieder nichts mehr als der Vampir zu sein. Völlig beherrscht und durchdacht. „Ein beachtenswerter Sinneswandel. Und gelogen“ ,entschied Ilias ohne mit der Wimper zu zucken. Lillis eingesperrtes Herz blieb nur wenig Zeit erleichtert aufzuatmen. Oktavian zog den Pullover über ihre verletzte Schulter. Wie nebenbei streiften Ilias’ Augen den Biss Valentins. Betreten wie es Lillis Art gewesen wäre, sah Oktavian auf den Boden und flüsterte unsicher: „Vielleicht gibt es da jemand anderen für mich. Tut mir leid.“ Lilemour wand sich innerlich. Sie drückte, schlug und trat gegen ihr Gefängnis. Nichts auf der Welt war noch von Bedeutung, außer sich von Oktavian zu lösen. Sie musste wieder sie allein werden, sie musste Ilias die Wahrheit sagen. Er durfte nicht näher kommen! Rauch quoll unter der Türe hervor, es wurde immer wärmer. Schweiß trat ihr aus den Poren, als die ersten Flammen sich durch das Holz fraßen. Ilias schaute alldem mit abgeklärtem Desinteresse zu. Denn er sah Lilli an, seine Augen wurden schmaler. Schüchtern wich Oktavian seinem Blick aus. War es beabsichtigt, oder ein Versehen? Lil schnappte einen kleinen Gedanken von Oktavian auf. In ihm sah sie Ilias in eindeutigen Absichten näher kommen und sie fragte sich, ob er tatsächlich Gewalt anwenden würde. Aber dann. Dann als Ilias ihr gerade nahe genug gekommen war, riss sie den Dolch aus der Hose und stach es ihm mit aller Gewalt ins Herz. Überrumpelt von ihrem Verrat wehrte er sich nicht, als Lilli ihn in das Feuer schubste, welches die Tür bereits zerfressen hatte. Er streckte noch eine Hand nach ihr aus, doch der Dolch und das Wissen um den Verrat im Herzen hatten ihn genug geschwächt, dass er dem Stoß nicht mehr entgegenwirken konnte. Wie das schwarze Segel eines kippenden Mastes verschwand er in der gelb-roten Glut. Lilli wurde übel, sie hatte furchtbare Angst um ihn. Oktavian ließ sie nicht zusammenzucken, als Ilias schon bei ihnen war. Der hielt sie mit nur einem Arm um Lillis Rücken eng an sich gepresst. So hatte Oktavian noch keine Chance an den Dolch zu kommen. Ilias fuhr leichter als die Berührung eines Schmetterlings mit dem Mund über Lillis Schulter. Er wusste wer es gewesen war, er hatte es längst gewusst. „Das akzeptiere ich nicht.“ Ilias Flüstern war leise aber bestimmt. Wenn er nur bloß seinen Griff nicht um sie lockerte. Oktavian versuchte ihre Hand zu der Stelle zu führen, an der sie den Dolch stecken wusste. Die Gegenwart des Feuers brannte Lilemour schwer auf der Haut, noch mehr dem der Wärme entwöhnten Oktavian. Sie verbarg den Kopf an Ilias’ Schulter. Wie gerade er dieser Hitze so sorgenfrei entgegensehen konnte, war ihr ein Rätsel. Er ergriff ihr Gesicht mit beiden Händen und zwang sie, ihn anzusehen. Wieder formte sich ungesehen das Bild seiner Gestalt vor ihrem und Oktavians geistigem Auge. Ilias’ so dunkle Augen bohrten sich in ihre als suchten sie nach einem Hinweis, der alles was sie gesagt hatte negieren würde. Er suchte so gründlich und so tief, dass Lilli das Gefühl hatte, er wäre bis an die Ketten gestoßen, die Oktavian ihr auferlegt hatte. So wie sie dort in sich kauerte. Klein, nackt und keines Willens mehr fähig. Wohl war alles was sie fühlte reines Wunschdenken. Sie spürte, wie sich Oktavian an ihrer Stelle vor Ilias verschloss, wie um das Gesagte zu unterstreichen. Um ihn ein für allemal abzuweisen. Ilias schloss die Augen langsam und lächelte. Es war ein aufgesetztes, zynisches Lächeln. Eines, welches gruseliger wirkte als das eines Clowns. Er lockerte den Halt um sie. Nein! Nein, er durfte ihn nicht lockern! Er durfte Oktavian keinen Handlungsspielraum geben! Es krachte, Teile des Gebälkes stürzten funkensprühend nieder. Ilias nahm seine Blicke nicht von ihr, obgleich alles um sie herum einzustürzen drohte. Es wurde heißer und heißer. ‚Lass mich nicht los!’ ,rief Lilli ihm tonlos zu. ‚Lass mich nicht los oder geh weit fort!’ Am Besten war, er würde nicht wieder kehren, denn sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie sie Ilias informieren wollte und ob Oktavian sie jemals wieder frei geben würde, ohne sie zu töten. „Wir sollten uns beeilen“ ,hörte sich Lilli hektisch sagen. Ängstliche schaute sie um sich, „schnell, oder willst du, dass wir hier verbrennen?“ Oktavian frohlockte. Es war nun wirklich schon eine Zeit her, dass er hatte frohlocken können. Den anderen Vampir hatte er genau dort wo er ihn haben wollte. Ilias hatte sich geweigert sich ihm zu unterstellen, also musste er sterben. So einfach war das. Der harte Griff um den Rücken des Mädchens wurde sanfter. Langsam führte Oktavian die Finger wieder an seinen Gürtel. Durch die Hand seines geliebten Wesens getötet zu werden, würde Ilias trotz all seiner Abgebrühtheit schwer treffen. So schwer, dass Oktavian genügend Augenblicke blieben, um ihm dem Feuer zu übergeben. Ob Ilias dann noch die Kraft und im Besonderen den Willen aufbrachte sich zu retten, blieb dahingestellt. Oktavians Chancen standen gut. Bis zu diesem Moment. Er stutzte. Etwas geschah, etwas Unbekanntes und zu allem Überfluss konnte er nichts dagegen tun. Tatsächlich brauchte er einige Atemzüge bis er verstand. „Lass...lass uns gehen, Ilias! Schnell!“ Beinahe versagte ihm die Stimme. Oktavian fuhr mit der Hand an seine Kehle und hustete. Ilias hob das Kinn des Mädchens neugierig an. Mit aller Macht die Oktavian aufbringen konnte, versuchte er den aufkommenden Drang zu bezwingen. Was passierte war unmöglich. Seine Kehle wurde enger und enger, sein Brustkorb schnürte sich selbst zu. Sogar seine Nase fing leicht zu jucken an. Oktavian hatte längst vergessen wie es ging. Jetzt weinte er. Nein, das Mädchen weinte und er vermochte es nicht, sie zu stoppen. „Du brauchst nicht zu weinen. Ich wusste sehr wohl dass du niemals etwas für Valentin, oder für einen anderen empfinden würdest, solange es mich gibt.“ Ilias fing damit an ihre Tränen abzulecken, wo sie auch ihre Bahnen gezogen hatten. Oktavian hatte nicht viel Erfahrung mit der Traurigkeit, aber er verstand die Notwendigkeit bei einer solchen Äußerung seines Widersachers Tränen zu vergießen. Auch fühlte er Lillis Furcht, ihre letzten Kräfte umsonst mobilisiert zu haben. Ilias schien nicht verstanden zu haben was sie ihm hatte sagen wollen. Plötzlich fuhr ein Ruck durch den Körper den Oktavian beherrschte und er machte das Geräusch, das dem Weinen zuzuschreiben war. Er schluchzte. Das Mädchen legte nun ihre verbliebene Macht darauf an zu sprechen. Er musste die Nase hochziehen. Verzweifelt formte sie ihre durch die Tränen feuchten Lippen zu Worten, die nicht kommen würden. So weit würde Oktavian es nicht kommen lassen. Seine Kraft schwappte wellengleich erneut durch ihren Körper. Weinend und immer weiter weinend zwang Oktavian Lilemour, sich an Ilias zu schmiegen. Sie zitterten im erbitterten Kampf darum die Kontrolle über den Körper des Mädchens zu übernehmen. Ilias schien ihr Verhalten nicht weiter verwunderlich zu finden. Oktavian hatte recht gehabt, das Mädchen war stark. Er hatte sie sogar unterschätzt. Trotzdem war sie nur ein Mensch, kaum geboren und er ein Vampir, Jahrtausende alt. Mit der einen Hand klammerte sich Oktavian an Ilias’ Mantel, die andere bewegte sich auf den Gürtel zu. „Ich fürchte mich nur vor dem Feuer“ ,sagte der Blinde stockend. „N...Nicht!“ ,würgte Lilli heraus. Oktavian hatte es nicht aufhalten können, er konnte nur noch die Lippen zusammenpressen um weiteres zu verhindern. Wenn etwas stärker war als das Mädchen selbst, so waren es ihre Gefühle für den schwarzhaarigen Vampir. Er würde sie beide umbringen müssen wenn er den vollen Erfolg genießen wollte. Das lag ihm jedenfalls im Sinn. „Nicht? Darf ich dich daran erinnern, dass du dich an mir festkrallst und nicht ich dich dazu nötige?“ ,fragte Ilias amüsiert. Wieso verstand er sie nicht? Wieso? Er war doch sonst nicht auf den Kopf gefallen! Lilli stieß einen Schrei aus, der das Prasseln des Feuers übertönte. Doch sie war ein Mensch und Oktavian ein Vampir. Er riss den Dolch aus ihrem Gürtel und stach mit aller Gewalt auf Ilias ein. Das hatte ihm jedenfalls im Sinn gelegen. „Ich muss schon sagen, Oktavian. Die beste Einlage war das nicht gerade. Geradezu jämmerlich. Du hast schwach angefangen und schwer nachgelassen.“ Ilias hatte den Dolch in ihrer Hand kurz vor dem Eindringen in die linke Hälfte seiner Brust gestoppt und drückte nun nachdrücklich das Handgelenk zusammen. Er tat ihnen weh. Verbissen versuchte Oktavian, die Waffe dennoch zu ihrem verdienten Blut zu führen. In diesem Körper aber, erreichte er gar nichts. Ilias schubste ihn mit unverschämter Beiläufigkeit auf das Bett, zu dem das Feuer noch nicht vorgedrungen war. „Deine Wangen haben nicht einmal diese reizende Röte angenommen, als ich dich umarmte. Ich vermisste deine niedlichen Seufzer, als ich meinen Mund auf deine Schulter legte. Das war nur der Anfang einer Aneinanderreihung deiner Fehler. Kein Beileid für deinen Misserfolg, Oktavian, und deine Dreistigkeit mir jemanden vorspielen zu wollen, den ich ausgesprochen gut kenne. Ich hätte dich für klüger gehalten.“ Oktavian zuckte gleichgültig mit ihren Schultern, „was tut’s, schon das Spiel war es wert.“ „Raus da, oder ich ziehe deinen Geist persönlich aus der menschlichen Hülle.“ Ruhig stand Ilias vor ihnen, doch seine Augen sprühten hellere Funken des Zorns als es der Brand um sie herum tat. Oktavian lachte humorlos, worauf er sich mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf der Matratze räkelte. „Du kannst mich nicht vertreiben und das weißt du.“ Lilli fand, dass sich das ziemlich ehrlich anhörte und auch so anfühlte. „Wie wäre es wohl“ ,fuhr Oktavian fort, „wenn ich für immer hier bliebe? Es gibt schlimmeres, ich könnte mich eingewöhnen. Was deine Zuneigung zu dem Menschen betrifft will ich dir kein Hindernis sein. Komm doch her! Komm her und nimm was du dir nehmen möchtest. Nimm sie und mich.“ Ilias’ Gesichtsausdruck verzog sich nicht angeekelt, wie es Lillis getan hätte. „Bist du wahrhaftig der Meinung ich würde, ob du nun da bist oder nicht, auch nur einen Augenblick zögern wenn ich lediglich ihren Körper besitzen wollte?“ Auch er zuckte nun mit den Schultern, „ja, ich will ihn. Doch ohne den Rest von ihr, einfach alles, ist er mir nichts weiter wert als flüchtiger Spaß. Wie bei den anderen. Darum wirst du sie verlassen. Ich fordere dich nur dieses eine mal noch auf!“ Ilias kam näher. „Du bist zu lange isoliert gewesen. Du hast keine Ahnung wie man sich anständig bewegt um den Beischlaf zu begünstigen. Es sei denn, du verbindest ihn mit einem zuckenden Aal, der an rheumatischen Beschwerden leidet.“ Oktavian ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und Lilli hoffte inständig, er möge endlich aufhören ihre Hüften hin und her zu schieben, als traten sie bei einem Bauchtanzwettbewerb auf. Besser gemacht hätte sie es wahrscheinlich auch nicht, weshalb sie Ilias’ Aal-Vergleich ein wenig verschreckt hatte. „Hochmut kommt vor dem Fall“ ,sagte Oktavian einfach und schob Ilias herausfordernd ihren Oberkörper entgegen. Lil fragte sich, was ihr noch alles zugemutet werden würde. Die peinliche Situation rettete lediglich, dass Ilias über den toten Eindringling in ihr Bescheid wusste. Das Blatt würde sich wenden können. Alles würde gut werden können. „Ein Hinterhalt! Sie wussten dass wir kommen, sie...“ Valentin stürzte sich mit den Armen vor dem Gesicht durch dir brennende Tür. Dicht hinter ihm, einer der asiatischen Zwillinge. Fortsetzung folgt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)