Die Revolution von fany10 ================================================================================ Kapitel 15: Zwischenstopp ------------------------- Hey :-) Was soll ich sagen? Natürlich fühle ich mich rundum schlecht, unzuverlässig und so wie ich nie sein wollte. Ich hasse es wenn sich Pausen zwischen den Kapiteln über Monate hinwegziehen, hab mich immer bemüht eben dies zu vermeiden. Und nun schaut mich an ;_; Es tut mit leiheheidddddddd! Ich weiß, ihr wendet euch gerade zu recht sauer ab aber....macht Verzeihen nicht groß und stark wie der Spinat von Popeye? Schon gut, schon gut, ich will meine Argumente überdenken und mir für's nächste Mal was Besseres einfallen lassen. -.- Ich hoffe trotz allem, dass ihr mir nicht alle abgesprungen seid und einen Blick auf das neue Kapitel werft! Ich würde mich natürich wie immer freuen (das hat sich nicht geändert ;P) eure Meinung zu hören beziehungsweise zu lesen :-) P.S.: Da ich das auf irgendeinem ominösen neuen Programm verfasst habe, mit dem man die Fehler im Geschreibsel nicht sieht, entschuldigt jene, die noch da sind obwohl ich die Chose drei Mal durchgelesen habe. P.P.S.: Versprechen will ich nichts -das wäre ja noch schöner, verantwortungsbewusst wie ich bin- aber ich denke doch, dass das nächste Kapitel schneller da sein wird, da ich bereits daran herumbastle. In diesem Sinne, herzliche Grüße und viel spaß beim Lesen! Eure, sich schämende Fany^^ *****************************************************+ Zwei Tage. Zwei geschlagene Tage plus die dazugehörigen Nächte. Lilli lag einwandfrei gelangweilt in ihrem Bett und spielte gedankenverloren mit Samson herum, dessen Bein äußerst provisorisch mit einem Taschentuch am verbliebenen Körper festgebunden war. In dieser wirklich langen Zeit hatte sie allerhand nachdenken können. Vor allem darüber, wie man es bewerkstelligen könnte, möglichst lange möglichst krank zu erscheinen. Es war ihr ganz und gar ein gräulicher Gedanke dem guten Ilias als Nahrungsquelle dienen zu müssen. Das Schlimmste daran war, dass der Gedanke daran nicht halb so gräulich war wie sie das gern gehabt hätte. Ihre Erinnerungen an derartige Vorkommnisse waren nicht verblasst und ließen ihr bei jedem neuen Aufkommen geradezu unverschämt wohlige Schauer durch den Körper rieseln. Aber das gehörte sicherlich zu seinem schnöden Einwicklungs- Versuch ihrer Person, dessen Sinn sie bis heute nicht verstand. Niemals würde sie sein wie Charlotte, Sophie oder eine andere seiner Opfer, sollte er das denken. Alles was Lilli tun musste war einfach nur, dem zu widerstehen. Ha! So einfach war das. Das Mädchen seufzte tief und schwang die Beine aus dem Mal zu Mal empörender quietschenden Bett. "Weißt du Samson, wenn jetzt nicht gerade Nacht wäre und unser Chef nicht wieder auf Achse anstatt für alle Zeit verschwunden, dann könte ich mich doch fast wohlfühlen." Nachdem Ilias aus ihr unbekannten Gründen alle ihre, beziehungsweise Charlottes Kleidung in Wien zurückgelassen hatte, trug sie eine ihr ebenso unbekannte blaue Jeans mit einem roten Rollkragenpullover der aktuellen Wintermode von Esprit. Das war verworfen. Verworfen weil geklaut. Leider kam ihr das nicht verworfen genug vor, um mit zerissenem Penner- Cocktailkleid oder gar unbekleidet unter die Leute zu gehen. Sollte sie duschen? "Nein" ,dachte Lilli laut, "das wäre dann das dritte Mal heute." Obwohl sie tatsächlich befürchtet hatte, Ilias würde sich als ihr Zimmergenosse auf Dauer hier einrichten, war sie nicht sonderlich überrascht, dass er kaum da war. Wahrscheinlich bewohnte er am Tage längst die Kabine einer liebestollen Dame von Welt. Und Nachts? Da würde er tun was die Verdorbenen eben tun. "Kann mir ja egal sein! Solange es mir gut geht" ,entschied Lil, drehte sich mit einem selbstermutigenden Lächeln um und verlor es wieder. "Schön zu hören, dass es dir gut geht" ,sagte Ilias in einer Art und Weise die keinen Zweifel daran ließ, warum das so schön war. Lilli schnaubte. "Ich bin noch lange nicht auf dem Damm!So schnell erholt man sich nicht von einem vermeintlichen Mordversuch und einer darauf folgenden Grippe mit kriminellen Auswirkungen! Ich brauche mein Blut noch, ansonsten werde ich an Anämie eingehen wie nach einer Malaria!" "Zum Ersten" ,fing der Vampir an ekelhaft überzeugt zu belehren, "hast du in den letzten Tagen deine, sowei meine großzügige Portion an Essen verschlungen was deiner versuchten Krankheitsvortäuschung einen kleinen Riss einbrachte. Zweitens" ,lächelte er, wobei er mit geschlossenen Augen etwas zu sehen oder hören versuchte, "kenne ich restlos jeden Milliliter deines Blutes, auf den Tropfen genau und das ist weit entfernt von wenig." Oh, verflucht war er und das war er hoffentlich wirklich! "Hören Sie" ,versuchte es Lilli wie so oft mit Diplomatie, "kann man das nicht anders regeln, ich meine...." "Wenn du möchtest dass ich mich anderweitig nach Unschuldigen deiner Art umsehe, dann..." "Ja! Machen sie mir nur Schuldgefühle!" Dieses Spiel hatte sie auch drauf. "Das haben sie doch schon Ihr ganzes Leben getan und dann soll es mir plötzlich etwas ausmachen?! Mir, die ich nicht das Geringste mit Ihnen zu tun habe?!" Problematischer weise machte es ihr eine ganze Menge aus. Völlig unbegründbar fühlte sie sich schuldig, für jeden Menschen den Ilias in ihrer Anwesenheit angriff. Sie war einfach zu weich! "Hast du nicht?" Ilias spielte den Überraschten schlecht. "Dann frage ich mich, wer die Pflicht des Bewachers in meinem Fall hätte übernehmen sollen. Solltest du am Ende die Falsche gewesen sein? Nein wie töricht vn mir." Lilli ging auf, dass der Typ ihr unerhört grenzenlos auf der Nase herumtanzte. Wenn er sie beim Tanzen nicht gerade küsste. "Sie killen ohnehin alle die man Ihnen zustellt" ,giftete sie. "Du maßt dir an, das zu behaupten, ohne Beweise?" Mulmigkeit machte sich in Lil`s Magen breit. Ihre Langeweile hatte sie ziemlich vorwitzig werden lassen. Ein Rückzieher sähe allerdings noch blöder aus. Also begnügte sie sich mit dem Mittelweg und hielt die Klappe, die manchmal ein Eigenleben an den Tag legte. "Ich nehme nicht an, dass es dich stören wird wenn ich auf meinen Kreuzzügen der Nahrungssuche von der ein oder anderen mehr fordere als es einem sterblichen Leben gut tut. So werde ich dich aufs Erste verlassen. Ruhe sanft." Dieser fragwürdige Abschiedsgruß konnte sie auch nicht mehr aufhalten. "Sehen Sie! Das meine ich! Genau das! Sie sind ein...ein..." Das war's. Sprachlos. Bewegungslos. Ein bekanntes Gefühl der Auslieferung durchflutete sie, wie ein Beutetier im Würgegriff einer Schlange. Mit der Abwandlung, dass sie blendend gut atmen konnte und vor Wut oder Furcht oder beidem scharf den Atem einsog. Ilias drehte sich ihr gemächlich mit einem widerlich zufriedenen Lächeln wieder zu, legte den Kopf leicht schief und wartete. Bis es Lilli zu dumm wurde, dümmer als es ihr sowieso schon vorkam. Also fing auch sie mit Altbekanntem an. "Was wollen Ihre Majestät? Sie haben mir selbst triumphierend bekundet, wie der Orden just dabei ist, die weiße Fahne herauszuhängen. Was wollen Sie da noch von mir? Ich bin eben das selbe wie jeder andere Mensch, furchtbar ersetzbar, stinknormal un durchaus funktionslos." Ilias schien nicht überzeugt, oder vielleicht doch, aber das konnte man bei ihm beim besten Willen nicht feststellen. Dann erbarmte er sich. "Ich sagte, der Orden zieht sich zurück, von einer Aufgabe war keine Rede. Weißt du was passiert wenn Wellen sich zurückziehen? Sie verflüchtigen sich nicht im Meer, sie bäumen sich auf um mit gesammelter Kraft zurückzuschlagen." "Was ist mit den Vampiren? Wenn es ist wie Sie sagen, dann sind sie nun alle unbehelligt!" Oh, wie reizend, er ließ sie sprechen. Und antwortete noch dazu, das musste ihr Glückstag sein. "Keiner von ihnen der auch nur einen Funken Verstand hat, und das dürfte auf die Meisten zutreffen, wird aus der Reihe tanzen wie man es so nett formulieren kann. Sie wissen nicht was sie davon halten sollen, möglicherweise verstehen sie es als eine Probe ihrer Folgsamkeit. Vielleicht auch als Chance, wer kann das schon sagen. Es wird Zeit vergehen, bis sie merken was die Uhr tatsächlich geschlagen hat, wie viel mehr Macht sie bereits wieder in den Händen halten und handeln. Wir werden diese Zeit verkürzen. Zufrieden?" "Nein!" "Jetzt wird es erst spannend, die wahre Herausforderung. Die Vergeltung. die vollkommene Freiheit!" Die Frage über Lillis Bedeutung im ganzen Treiben hatte er wie gewöhnlich ignoriert. Würde er sich in diesem Augenblick wilde, blaue Streifen ins Gesicht schmieren, Mel Gibson als William Wallace könnte einpacken. Seine Augen wiesen einen beunruhigenden Glanz auf, der aus einem Blick in die siegreiche Zukunft zu kommen schien. Langsam machte sie sich ernsthafte Sorgen, um was genau, das konnte sie später entscheiden. Gesetz dem Fall, der Orden verlöre -und danach sah es nach ihrem kargen Wissensstand aus- würden die Vampire leben wie vor hunderten vor Jahren? Unerkannt von der Bevölkerung und doch da? Oder könnten sie ohne Halt und Zügel mit der neugewonnen Freiheit nicht mehr umgehen? Immerhin hatte sich die Gesellschaft rasant gewandelt. Selbst der kleinste Fehltritt vom unscheinbarsten Vampir war in der heutigen Zeit ohne Hilfe nicht mehr zu verstecken. Was glaubte Ilias würden die Medien sagen wenn plötzlich irgendwo eine blutleere Leiche aufgefunden würde. Mit den zwei obligatorischen Bisslöchern und allem drum und dran. Ganze Geschichtsbücher würden geändert werden müssen und das war noch das Unwichtigste. Das würde sich doch keiner entegehen lassen! Arger noch, Verlage, Forscher, Privatabenteurer würden ein Wettrennen starten, wer dem zuerst auf die Schliche kam. 'Vampir oder Ammenmärchen? Was ist dran, am toten Mann?' In etwa so versuchte das Mädchen diesen Sachverhalt ihrem Gegenüber klar zu machen, der nur verächtlich abwinkte. "Die Menschen werden sich fügen, wie sie sich immer fügten, egal welches Aufsehen einer von uns auch erregen mag." Damit war die Sache für ihn abgehakt und für jeden Weiteren, der nur an sich selbst zu denken pflegte. Da änderte sich plötzlich spürbar die Atmosphäre. Man konnte eine aufsteigende Spannung geradezu riechen, sogar wenn man Lillis noch leicht verstopfte Nase hatte. Bestätigt wurde sie durch das sonst so gelassene Gesicht des Schwarzhaarigen, welches leichten aber vorhandenen Argwohn aufwies. Seine dunklen Augen verengten sich als er Lilli mit einer unbedeutenden Handbewegung wie nebenebei von dieser nicht sichtbaren Kette erlöste und langsam, tatsächlich fast vorsichtig auf das Fenster zusteuerte. Dann ging es auch schon los! Ohne die minimalste Vorwarnung. Mit einem gewaltigen Knall fing der Waggon spektakulär zu schaukeln an. Lilli musste sich festhalten, griff geistesgegenwärtig nach dem Wichtigsten. Samson. Zu behaupten, sie verstünde hier irgendetwas wäre maßlos übertrieben gewesen. Im Angesicht von allem was sie in ihrem doch recht jungen Leben hatte durchmachen müssen und der Überzeugung, nichts könne sie mehr umhauen, wurde Lilemour eines Besseren belehrt. Ein nächster Schlag gegen den Waggon a la Herkules in blinder Wut ließ sie zu Boden gehen. Ilias stand ungerührt von einer Erschütterung am selben Fleck. Keine Emotion durchwanderte seine Züge, Lilli fand in ihnen keinen Tipp für das momentane Geschehen. Verstört sah sie ihn an. "Sie sind da!" Gänzlich ohne Audienz sprengte Valentin in schönster Rambo Manier die Türe. In seinem Gefolge das Vieh, welches Lilli jedes Mal aufs Neue schrecklicher aussehend und stinkender denn je vorkam. Dass irgendjemand da war, das wollte sie wohl glauben, nur wer? Bevor ihr auch nur eine dieser drängenden Fragen entschlüpfen konnte, wurden panische Stimmen lauter. Der Zug war pfeifend und ächzend zum Stehen gekommen. Man musste nicht sonderlich lange darüber nachdenken was als Nächstes passieren würde. Die Menschen- viele auf Grund später Stunde aus ihren Träumen gerissen- wollten aus der Gefahrenzone. Raus, raus in die Nacht, tief in die Pampa der russischen Taiga. Falls sie schon in Russland waren. Lilli hatte den Überblick veroren. Offenbar über mehr als nur die geographische Lage. "Was..." Vorbeirennende Frauen, Kinder und dessen Väter stürmten, zum Teil noch in ihren Schlafanzügen und wehenden Nachthemden mit angstverzerrten Gesichtern an der offenen Schiebetür vorbei. Sie sahen sich bereits als Opfer eines großangelegten Raubüberfalls. Einige weinten, viele jammerten. "Was...." Das Vieh knurrte einem gereizten Grizzli gleich und stürtzte zur fortschreitenden Verwirrung kopflos nach draußen, über die Häupter der drängelnden Reisenden hinweg, die dies später as Angsthalluzination auffassen würden. Sie hoffte inständg dass es ein Später gab. Von Null auf Nichts packte Ilias Lillis Handgelenk um ebenfalls mit ihr in die fliehenden Massen zu gelangen, was nicht gerade gut für ein Später aussah. Valentin ging ihnen voraus, soviel war sicher. Er schob sich galant aus den Zugtüren als jemand schrie "Frauen und Kinder zuerst!" "Was ist denn bloß los?!" ,brachte Lilemour hervor, während sich Ilias so tief als möglich zwischen die Leute begab. Dies passte wenig zu seinem gewöhnlichen Benehmen und die Abneigung gegen Menschenaufläufe. Wohl war es ihr schon lange nicht mehr, die Unruhe steigerte sich außerdem in rasantem Tempo, wobei sie über in der Hast verlorene Gegenstände stolpern musste. "Dein Orden" ,wusste Ilias beiläufig, "sie haben Kämpfer geschickt." "Bewacher?" "Wenn du es so nennen willst. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht." War das überhaupt möglich, so fühlte sich Lil noch verwirrter. Töricht kam sie sich vor. Natürlich bestand der Orden nur aus zwei Kategorien, den Oberhäuptern und den Bewachern, die gleichzeitig Mädchen für alles waren. Ausgezeichnet in Gruppenstärke ausgebildet, weil sie nur so überhaupt eine Chance hatten, sollte es zu einer Auseinandersetzung mit Übernatürlichem kommen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Wie hatten die hier her gefunden? Wen jagten sie? Nur Ilias? Suchten sie womöglich sie selbst, Lilemour? War vielleicht Emilie dabei? War das nicht ihre große Chance?! Einem dem Überlebenstrieb folgenden Reflex, riss sie sich von dem Vampir los, der damit im ungewohnten Tumult durch Zufall einmal nicht gerechnet hatte und rannte gegen den aufgebrachten Strom. "Danke für den Zimmerservice der vergangenen Tage" ,rief sie ihm noch hinterher, ohne sich dabei umzudrehen. Ihre Rettung war nahe und gerade darum war es nicht nachvollziehbar, weshalb sich in ihrem Inneren etwas sträubte und zurückkehren wollte. Sie verdrängte das Gefühl. Am Ball bleiben hieß es, sonst verpatze sie die vielleicht einzige Möglichkeit der Freiheit! Warum nur blieb das Freudegefühl aus und bildete sich ein Knoten in ihrem Bauch? Alles die Aufgregung, nur die Aufregung! Kein Ilias und kein Valentin waren ihr auf den Fersen, die Sterne standen gut. Jedoch....warum verfolgte er sie nicht? War sie ihm also doch nur bloßer, unsinniger Zeitvertreib gewesen? Oh, sie hate es doch gewusst! Ärgerlich dass sie ärgerlich war, verschob Lil diese Überlegung. Vor ihr lag ohnehin etwas, das ihre ganze Aufmerksamkeit erforderte. Sie erkannte auf den durch die Lichter des Zuges leicht erhellten Schienen eindeutig die Uniformen des Ordens. Hässliche Teile wie zu Zeiten Kaiser Franz Josephs, die sie nur bei Großversammlungen trugen um die eigenen Leute erkennen zu können. Das war auch schwer von Nöten! Es wuselte nur so von Gestalten, die alle samt Freund oder Feind darstellen könnten. Nun, sie war jedenfalls Freund! "Hallo! Hallo!" Lilemour hängte sich leidenschaftlich weit aus einem Fenster um die Aufmerksamkeit einiger, dirket in ihrer Nähe stehender Ordensmänner zu erregen! Sie ignorierten sie, aber das würde sie nicht aufhalten können! Nach einigen verzweifelten "...sie werden uns töten...!" , "...Wollen nur unser Geld und die Frauen....!" , "...hab doch noch so viel vorgehabt....!" , "...ruft doch jemand die Polizei..!" ,und vielen fremdsprachigen Flüchen, hatte sie sich endlich aus dem Menschenstrom herausgekämpft und sprang aus einer der vielen geöffneten Zugtüren. Der Boden war trocken und steinig, das verrieten sogar die dicken Winterstiefel die sie trug. Besser hätte sie eine Jacke mitgenommen, es war eiskalt! "Hallo! Oh Gott sei Dank, hallo!" ,keuchte sie, als sie die ersten Ordensmitglieder erreicht hatte. "Ich.....ich bin eine von euch! Ein Ordensmitglied, Lilemour Escapat! Was..was macht ihr hier? wie habt ihr uns gefunden? Was....." Sie überhäufte die beiden ernst aussehenden Männer mit Fragen und fuchtelte dabei wild in der Gegend herum so aufgebracht war sie. "Go back" ,befahl ihr einer von denen streng und machte eine unmissverständliche Geste Richtung Zug, "hush, hush!" Entgeistert sah Lilli die Beiden an und musterte ihre im halb dunklen gelegenen Gesichter, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. Natürlich! Sie verstanden kein Wort, sie waren nicht aus ihrer Heimat, sie kamen aus dem zweiten existierenden Ordenshaus. Aus dem nach Stawrogins Auskünften kürzlich in Brand gesetzten Ivanovo! Verdammt, daran hätte sie auch früher denken können, sie waren dem ja schließlich auch näher als ihrem. Bedeutend näher! Fein, das war ein Grund aber kein Hinderniss! "Ähm, my name is Escapat! The same as yours!" Sie hasste Englisch nicht von ungefähr und wäre sie nicht eindeutig in Zeitbedrängnis, sie würde sich in Grund und Boden schämen. "Ähm, I was a prisoner and....! No! Wait!" Dieser Entenklemmer von einem dummen Ross hörte ihr gar nicht zu und schob sie stattdessen zum Zug zurück, da konnte sie ihnen versichern was sie wollte. Er sagte etwas zu seinem Kumpel, worauf beide anfingen zu wiehern. Suspendieren sollte man die! Sie war eine Informationsquelle! Sie kannte mehr Vampire als die in ihrem ganzen Leben zu Gesicht bekommen würden. "Hey Igor" ,brüllte sie so energisch sie konnte, ohne zu wissen wie er wirklich hieß, "what do you want? Stawrogin maybe? You will never find him! He isn`t here!" Irgendwie hatte sie gerade äußerst wirksam einen Nerv der Beiden getroffen, denn sie hatten es nun nicht mehr so eilig sie loszuwerden. Sie schafften es, noch furchterregender auszusehen wie Evgeni in seinen besten Zeiten. "You know where he is?" ,wollte einer ungeduldig wissen. Lilli war froh, dass der Typ hier noch schlechter englisch sprach als sie. Beinahe tat es ihr gut ihn zu enttäuschen, diesen Rüpel! "No. The last time I saw him, he was in Vienna. Days ago!" "Unwana!" Der Bärtige, der sie noch immer fest im Griff hatte, verlangte ohrenbetäubend laut nach einer stämmigen Frau, die sich aus einer weiter entfernt stehenden Ordensgruppe löste, die dabei war die Menschen mit einer Lüge zu beruhigen. Sie kam mit riesigen Schritten auf sie zu, eine höchst selbstsichere Frau, die genau wusste was sie wollte. Ein Mannsweib, entschied Lilli, als die Dame mit den herben Gesichtszügen mürrisch den Bärtigen anschnauzte. Eine Weile lang war nichts zu verstehen, dem Ton nach handelte es sich aber nicht um das Verlbleiben des mitternächtlichen Imbisskorbes. Es hörte sich ernst an und verflucht das war es auch! Lilli verlor die Geduld und erwischte sich immer häufiger bei dem Gedanken an Ilias und ob er verduftet war bevor man ihn entdeckte. Denn wenn sie ihn entdeckten, dann erkannten sie ihn auch als das was er war. "Du, Ordensmitglied?" ,wollte Unwana dann endlich in schlechtem Deutsch wissen. "Ja! Ja!" Erleichtert wollte Lilli sich erklären, was die Frau mit einer weiteren Frage unterband. "Stawrogin sein wo?" "Keine Ahnung! Ich hab denen Beiden da schon gesagt, dass er jetzt überall sein könnte und....Au!" Unwana schüttelte sie hart und beäugte sie dabei sehr misstrauisch: "Wo?" War die taub? "Er das Ordenshaus verbrannt hat!" Nein, sie war nur wutschnaubend und das konnte Lil nur zu gut verstehen. Nun wussten es die Mitglieder also auch, die sogenannten Oberhäupter hatten es ihnen nicht mehr verheimlichen können. Aber was konnte sie bitte dafür? Wenn man sie nur einmal ausreden lassen würde, so war sie ihr Geld wert! Es konnte doch nicht so schwer sein an der ultimativen Quelle ihre Erfahrungen und das Erlebte loszuwerden, zum Wohle aller - außer vielleicht Ilias und Seinesgleichen. Die Tussnelda wollte nichts davon hören, wie oft Lilli auch ansetzte. Sie brüllte Befehle, so dass die noch meilenweit entfernt zu hören sein mussten! Dagegen war Evgeni ja das reinste Lamm. "Warum du hier?" Das war doch schon mal ein guter Anfang. Mehr konnte daraus aber nicht werden, denn Teile eines Waggondaches explodierten wie in den schönsten Actionfilmflammen. Unwana raste sofort zum Ort des Geschehens und übertönte sogar die herunterfallenden Dachstücke sowie das wieder lauter gewordene Gejammer der draußen kauernden Menschen. Lilemour beobachtete die Frau, die gerade einen Jüngeren zusammenschiss, der scheinbar auf das Dach geschossen hatte. Die Gerätschaften dazu waren nicht zu unterschätzen, Lilemour kannte sie natürlich auch. Es waren kleine pistolenartige Gebilde, nicht größer als eine moderne Digitalkamera aber mit dreifach gewaltigeren Auswirkungen als ein durchschnittliches Geschoss. Vampire waren schließlich auch dreifach gewaltiger als der durchschnittliche Mensch, wenn das nur reichte. Lilli bemerkte, wie sie sich tatsächlich Sorgen machte. Erschreckender weise nicht um die Ordensmitglieder. Da war der Beweis, und doch konnte sie sich durchaus nicht damit abfinden, dass Ilias ihr Herz nun auch erwischt haben sollte. Das war natürlich alles Unsinn, sie war reizlich nur überfordert, da hatte man eben Angst um alles und jeden. Dieser Gedanken konnte nicht weiterverfolgt werden. Der Bärtige neben ihr brüllte ihr fast das Ohr weg, als er Lilli auch schon auf den harten Boden stieß und mit schweißüberströmtem Gesicht in Gefechtsstellung ging. Dabei schützte der andere seine Flanke, nicht weniger angespannt. Sie hatte es langsam aber sicher satt immer nur herumgeschubst zu werden ohne eine Idee von der Lage zu haben. Und wie als hätte man Lil erhört, sah sie den Blicken der anderen folgend vor dem Dunkel eines Waggons eine gleichsam farblose Gestalt lehnen, beinahe nicht zu sehen, aber vorhanden. Sie rappelte sich auf und stopfte Samson mit kleinen Gewissensbissen brutal in ihre enge Hosentasche. Opfer mussten sein. "Wait! Wait" ,hörte sie sich schreien, als sie auf ihre beiden "verwandten" zuging und dem einen die gezückte Schusswaffe zu entreißen versuchte. Unglaublich was sie da tat, das würde noch einen Prozess geben, bei dem sie aus dem Orden ausgeschlossen werden konnte. Zu ihrer Überraschung war diese Überlegung keineswegs mit Trauer oder Reue behaftet. "He is harmless!" Damit war Lil auch noch zur größten Lügnerin des Kosmos mutiert. Was bitte sollte sie sonst tun, die würden ihn mit ihrem Temperament glatt weg abknallen und das war doch keine Lösung wie sie im Buche stand! Man würde ihn doch noch brauchen um....um den anderen auf die Spur kommen zu können! Oktavian und Stawrogin und wie sie alle hießen! Oder das war es dann mit ihrem Verstand gewesen. Das fand der Bärtige auch, denn er beschmipfte sie übel auf russisch, soviel war klar. Gut dass sie die Einzelheiten nicht verstand. "Vrykolaka!" Hä? Unwana- Mannsweib kam angerauscht und sah nicht gerade nach dem aus, was man freundlich nennen könnte. Ganz im Gegenteil. Lilli fasste es kaum, musste es aber spätenstens dann, als sie den Schmerz in ihrer Wange spürte. Sie hatte ihr eine geknallt, mit ihren riesigen, menschenunwürdigen Pranken! "Vampirhure!" ,schrie Unwana und machte sich damit zur ungeliebtesten Verwandten die Lilemour je gehabt hatte und je haben würde. Ihrer Wut Luft zu machen, dazu kam die Beleidigte nicht mehr, denn Unwana richtete ihre Miniboom (so der entehrende Spitzname der besonderen Geschosse im Kreise ihrer Angehörigen) geradewegs auf den noch immer unbeweglich am Waggon verharrenden Ilias. Auch der Bärtige und sein Freund konnten jedoch den gut gezielten Fußtritt Lillis nicht mehr stoppen, mit dem sie Unwana gegen die Hand schlug, so dass diese ihre Miniboom fallen lassen musste. "Ihr müsst ihn doch nicht gleich endgültig über den Jordan schicken!" Lil sah wohl ein, dass dieser Satz auf keinen Fall eine besänftigende Wirkung hatte und sichtete den einzigen Ausweg in einer erneuten Flucht. Was hatte sie dem Schicksal nur angetan, dass es sie so bestrafen musste? Sie schrie die Frage erneut in den finsteren Himmel, als ein Schuss sie verfehlt hatte. "Sie schießen auf mich! Sie schießen auf mich!" Tränen der Enttäuschung und nackter Angst rannen ihr über das Gesicht und ihr wurde klar, dass sie es sich jetzt mit restlos allem verscherzt hatte. Nun konnte sie nirgendwo mehr hin! Falls sie sie nicht doch noch gleich erwischten und umnieteten, dann würden sie ein Kopfgeld auf die ansetzen und sie als ruchlose Verräterin suchen lassen. Zurück zum Orden würde sie nach dieser Einlage nicht mehr können, auch wenn sie sich noch so gut erklärte. Sie hatte einem Vampir geholfen, daran war nicht zu rütteln und nur das war letzten Endes ausschlaggebend. Die Regeln waren hart. Dieser Dummkopf! Was war er auch so cool da herum gestanden als wäre er unverwundbar?! Lilli versteckte sich sitzend in einer Schar Reisender, die sich eng um ein Feuer gesetzt hatten (jemand musste also einmal ein Survival Training absolviert haben) und aufgeregt in allen möglichen Sprachen miteinander schnatterten. Eine blonde Frau bot ihr einen Keks an. Lilli wollte schon dankend ablehnend, als sie die Frau auch schon identifizierte. "Valentin" ,zischte sie leise und bekam vor Ungläubigkeit den Mund nicht mehr zu. "Sicher keinen Keks?" "Nein. Was....was ist mit....mit? Wo ist Ilias? Auch hier?" Sie sah sich um. "Warum? ist dir das wichtig?" Lilli fühlte sich auf den Schlips getreten und versuchte höhnisch zu klingen. "Sie sollten es besser wissen! Natürlich nicht! Ich hoffe bloß dass die ihn allsbald fangen damit hier wieder Ruhe einkehrt und die armen Leute zurück in die Wärme kommen!" Valentin drehte das für ihn reizlose Gebäck in seinen langen Fingern hin und her, "fragt sich bloß wen sie jetzt dringender suchen, dich oder ihn." "Oder dich und deinen stinkenden Freund" ,antwortete Lilli scharf, der es gar nicht gefiel, dass er bereits so viel wusste. "Äußerst aggressiv deine Freunde, äußerst" ,sagte er in einer Weise, bei der man glauben könnte, er hatte einen für ihn längst klaren Beweis gefunden der zeigte, dass Menschen schlimmer als Vampire waren. Bald platze Lilli der Kragen. "wie würden Sie sich denn fühlen wenn man Ihre Bude abfackelte?! Mit samt jungen Auszubildenden." "Ich kann mich nicht erinnern irgendetwas in Brand gesteckt zu haben." "Na...na vielleicht nicht Sie persönlich aber ihr seid doch alle...alle gleich und....." "So" ,nickte Valentin plötzlich zustimmend, "wir sind alle gleich. Moment! Dann bist auch du gleich den deinen, den Wilden da draußen, die einiges dafür geben würden dich in die Finger zu bekommen und, nimm es mir nicht übel, aber Gleiches und Gleiches sollte doch zusammen kommen." Da tat er ganz Unglaubliches, wofür sie ihn auf ewig zumindest immer ein wenig hassen würde. Er schleuderte sie hinter sich und machte dabei einen Radau, dass man ihn und vor allem sie unmöglich übersehen konnte. Es dauerte keine Minute bis sie auch schon die rauchig tiefe Stimme Unwanas hörte, die sich erschreckend schnell näherte und kein bisschen netter als zuvor klang. "Die Frau" ,schrie Lilli während sie dabei war sich wieder einmal auf und davon zu machen, "schnappt euch die blonde Frau mit dem Ohrring! Sie hat Lepra, die Beulenpest und Syphilis! Außerdem ist sie ein Mann und frisst eure Kinder!" Hoffentlich waren die Leute fähig dazu, Valentin nun wenigstens in Bedrängnis zu bringen. Mit rasselndem Atem kam Lilemour hinter einem verlassenen Waggon am Ende des Zuges an, sie hustete leise. Das war absolutes Gift für die ordnungsgemäße Abheilung der Grippe und gleichzeitig das kleinste Problem. Was zum Teufel sollte sie jetzt noch tun? Sie war geächtet! Wie die Dalton Brüder in Lucky Luke. Wie Jack the Ripper in London. Wie... "Ahhhh!" Lillis Schrei kam viel zu spät. Es hatte einen Schuss gegeben, gerade als sie sich einer vagen Ahnung gehorchend umdrehte und den Bärtigen auf sie zielen sah. Alles spielte sich in Sekunden ab. Sie wusste noch nicht ob sie schon tödlich getroffen worden war und dem zu Folge langsam in die Knie gehen sollte, oder ob sie verfehlt wurde, oder noch gar nicht geschossen worden war, da nahm ihr ein gigantischer schwarzer Schatten die Sicht. Geräusche wie bei Gladiatorenkämpfen brachten Lilli kurz dazu die Augen zusammenzukneifen. Darüber war sie rückblickend ziemlich froh, denn was sie anschließend sah, schien ihr nicht wie ein gesund aussehender, schlafender Mann. "Oh komm schon...." Vorsichtig ging sie an den Zusammengesackten heran, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie offenbar wieder allein auf weiter Flur waren. Aber hatte er sie wirklich töten wollen? Ganz unwiderruflich? Es war der Bärtige. Er jedenfalls, war tot, das sah man sofort. Seine Augen starrten unbeweglich ins Nichts, kein Puls schlug mehr in seinem Handgelenk. Es waren keine auf den ersten Blick sichtbare Spuren eines Verbrechens zu sehen. Wer hatte ihn umgebracht? Wieso war der Täter nicht mehr hier? Lilemour war sich noch nicht ganz schlüssig ob ihr nun schlecht werden sollte, oder ob sie in einem Glückstaumel über ihr gerettets Leben ein Dankesgebet starten sollte. Ihr blieb zu keinem von Beidem die Zeit. Jemand näherte sich, es waren mehrere. Später konnte sie nicht mehr sagen, ob sie die aufgebrachte Stimme Unwanas gehört hatte, oder doch nur einfach eine beliebige, die sich später traumatisiert von einem Psychologen müsste betreuen lassen. Es konnten nicht viel mehr als zehn Minuten gewesen sein, in denen sie nun schon in einer Art Graben kauerte und sich so klein als möglich machte, um nicht alle Wärme aus ihrem Körper strömen zu lassen. Trotzdem zitterte sie. Dinge wie diese hatte sie sich nie erträumen lassen und das im eindeutig negativen Sinne. Würden die erst aufgeben wenn sie sie gefunden hatten? Wenn sie alles erreichten was sie sich vorgenommen hatten? Hätte sie sich jemals vorstellen können, dass sie einmal vor ihrem eigenen Orden Angst haben könnte? Ob oder ob nicht, sehr viel länger würde sie hier nicht bleiben können, wenn sie nicht einen Erfierungstod steben wollte. Fortsetzung folgt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)