Die Revolution von fany10 ================================================================================ Kapitel 12: Stawrogin --------------------- So. Oh je, das war eine Pause, die es in sich hatte. Hätte nie gedacht dass ich einmal derartig lange nichts mehr hochladen würde. Ich musste mich sogar erst wieder einlesen (was ist nochmal als Letztes passiert?), das musste ich noch nie ;_; In diesem Sinne: Tut mir sehr leid, ich werde natürlich versuchen so etwas in Zukunft zu vermeiden. Die vielen Klausuren und die Eiskunstlaufweltmeisterschaft (Oh Gott, es ist noch länger her als ich dachte! O.O) haben mich mit ihren mächtigen Klauen aufgehalten ;p Na gut, ich werde zu theatralisch. Auch dieses Mal wieder ein herzliches Dankeschön an meine Kommentarschreiber, deren Kritiken und Lob mich immer anspornen :-) Damit hoffe ich auch, dass euch dieses Kapitel zusagt! ^^ Dann will ich euch nicht länger aufhalten, wünsche viel Spaß und ab geht die Post :-3 Viele Grüße an alle, Fany Hier noch mal schnell ein "Wiedereinsteigungsteil" des letzen Kapitels^^ *********** Jedoch neigte der Russe den Kopf leicht zur Seite als er Lilli betrachtete, die sich nicht schlüssig war, ob sie nun rot oder blass werden sollte. "In der Tat, ziemlich jung." Fantastisch Verdammt, sie hätte sie doch einem Friseurbesuch unterziehen sollen, auch wenn sie als, sein leichter Akzent war Musik in ihren Ohren. Seine weiche, überraschen helle Stimme, ein Wunderwerk! Aber nein! Wie kam er darauf dass sie jung war?! Ihr Alter war perfekt auf seines Abgestimmt! Sie harmonierten vollkommen, wie Jing und Jang! Oder aber bei dem Gift im Essen handelte es sich um hochdosiertes Zyankali. Stawrogin, oh Stawrogin. Warum nur Stawrogin?! *********************************************** "Man erkennt unschwer" ,fing Ilias an, wobei er um die festgefrorene Lil herumging, "der Orden kämpft bereits mit mangelndem Personal. Sie haben nicht mit den vielen kleinen und stetig mehr werdenden Rebellen aus unseren Reihen gerechnet, die den Verschleiß ihrer Reihen fördern. Der Effekt den sie zu spät erkannten liegt darin, dass die neue Generation ihrer adoptierten zukünftigen Streitkräfte -ich will sie auf Grund fehlender Titulierung so nennen- noch kaum ihren Windeln entwachsen sind, die Eingearbeiteten zu alt werden und die restliche Quote durch........außerordentliche Vorfälle wegzufallen beginnt. Selbst Letztere zeigt sich mangelhaft, wie du hier siehst. Tja, so etwas nenne ich einen unflexiblen Markt. Es kostete nicht den Ansatz einer Anstrengung das Mädchen hier von ihrem Orden zu trennen und kündigungslos an mich zu binden. Erfahrung war es, die ihr fehlte. Erfahrung und alles was einen zur Vollständigkeit ausgebildeten Behüter ausmacht. Ohne sagen zu wollen, dass jemals einer von ihnen besonders viel getaugt oder bewegt hätte." "Ich verstehe." Stawrogins steife Haltung änderte sich kaum, als er einen der vielen schick gekleideten Kellner zu sich winkte und ihm wortlos etwas zu verstehen gab. Warum war Lilemour nicht Kellnerin geworden? "Einige Rebellen, sagst du" ,fuhr er fort, "kannst du etwaige Zahlen nennen?" Lilli spürte eine leichte Bewegung hinter sich, weniger körperlich denn mental, als der schwarzhaarige Vampir antwortete. Heute und hier schien er wirklich schwerst kommunikativ zu sein. Ein Wunder wieder rum war das nicht, schließlich ging es um seine ehrgeizigen Ziele. Sie standen über allem. "Meine Auskünfte basieren wie du bereits angedeutet hast, auf ungefähren Statistiken, die mir Oktavian zuvorkommend bereitstellte. Sie sind ohne Gewähr. Lass es also bei weit unter hundert existierenden unserer Art in erreichbaren Breitengraden sein, von denen grob überschlagen die Hälfte einen unterschwelligen, aber deutlichen Unwillen mit sich trägt." "So wie du" ,schloss der Russe, womit er Ilias ein leises Lachen abrang. "So wie ich........und du. Deren Unwillen nicht mehr nur unterschwellig wabert. Wenn mich meine Vampirkenntnis nicht trügt. Und das tut sie selten. Genauso wenig wie meine Menschenkenntnis. Leider ist zuzugeben, dass sich das eine vom anderen ableitet und keine zwei verschiedenen Wissenschaften bilden." Stawrogin schaute seinen Gegenüber undeutbar an, der noch immer hinter Lilli an der Wand lehnte. In jedem anderen Augenblick hätte sie sich gefangen gefühlt, in der Falle zwischen zwei Löwen mit fletschenden Zähnen in arger Hungersnot. Doch nun genoss sie die Blicke aus den eisblauen Augen des einmal Fremden. Auch wenn die an ihr vorbeigingen. Sie sogar völlig ausblendeten. Aber...hach, na und?! Man konnte nicht alles haben. Das exotische Essen! Ja doch. Ihr Verdacht erhärtete sich mehr und mehr. Die runden, süßlich schmeckenden Dinger mussten Schuld sein, sie und sie allein! Wieso sonst sah sie einen hochgefährlichen Vampir mit zehn Namen an wie ein kleines, unreifes Mädchen ihren Superstar anhimmeln würde? Was war los mit ihr?! Schließlich ging es bei dieser makaberen Unterhaltung nicht um eine Volkszählung der besonderen Art, sondern um das Leben von Menschen, betrachtete man die damit unbedingt zusammenhängenden Konsequenzen. Nicht gerade um das Überleben der gesamten Zivilisation, so viel musste man sich vor Augen halten um nicht in umfassende Panik zu geraten. Dafür war der Prozentanteil der existierenden Bleichlinge um ein vieles zu niedrig. Doch hing das Schicksal genügender Sterblicher von diesem ungesunden Vorgang ab, so dass man reuelos den Notstand einberufen konnte. Das Prinzip allein spielte dabei keine untergeordnete Rolle. Das Böse hatte den Menschen nicht nach Belieben auf der Nase zu tanzen! Es gab nicht wenige Einzelfälle in denen manche dieser unberechenbaren Blutsauger überschnappten und zu wahren Serienkillern ohne tieferen Sinn wurden. Die Entwicklung zur Befreiung der Vampire von all ihren zuvor vertraglich gesicherten Zusagen, hätte Schandtaten solcher Art unweigerlich zur Folge. Das war garantiert. So hatten es ihr die Geschichtsbücher des Ordens gelehrt. Nach allem waren es die Wenigsten der vermeidlichen Fantasieausgeburten, die nicht irgendetwas an ihrem Lebens- ,oder Totenwandel auszusetzen hätten. Ein paar Zahlen hin oder her. Diejenigen aber, könnten umgestimmt werden, wenn sie nur von den Richtigen kontaktiert werden würden. Den Richtigen wie Ilias, Stawrogin oder Oktavian, die sich augenscheinlich für die ultimativen Manager hielten. Ob der Orden wusste, wie akut es tatsächlich stand? Wie unbeschwert und beinahe nebensächlich das Vampirgespann um sie herum über gewaltige, bevorstehende Umbrüche sprach? Als handle es sich nicht um viel mehr als eine Ausflugsplanung in den nächsten Zoo. Wie viele Würstchen mit wie vielen Senfpackungen man einpacken musste um ein ausgeglichenes Fresspaket zu richten. Und sie? Was tat sie?! Stand da wie ein Affe in seinem Gehege, der die Besucher anglotze und sie tatsächlich als die überbezahlten Manager hinnahm. Bei Trost war Lilli nicht mehr. Nein. "Oktavian" ,setzte der Russe bedächtig an, "ich stehe in lockerem Kontakt zu ihm. Er beschrieb mir in knappen Sätzen deine fixe Idee. Rund um den Sturz des Paktes." "Genau da liegt sein Fehler" ,bestimmte Ilias trocken, "es dreht sich nicht mehr um Ideen oder Wunschvorstellungen, die es einst gewesen sein mögen. Es ist die harte Realität. Hart wie Diamant. Darum stehst du mir nach all den Jahren schließlich und endlich wieder gegenüber. Die Zeit ist reif. Es ist die unvermeidbare Zukunft, die keinesfalls vermieden werden soll. Stawrogin, hab ich nicht Recht?" Der Angesprochene brauchte außer einem verhaltenen Kopfnicken nichts zu erwidern, die Worte sprangen fast sichtbar von einem zum anderen. Sie hatten sich gesucht und gefunden, ihre Ziele waren nahe genug mit einander verknüpft, um eine Allianz zu ermöglichen. Eine, die dem Orden über kurz oder lang das Handwerk legen könnte und auf dem besten Wege dazu war. Oder um es salopp auszudrücken, alles ging den Bach hinunter. Doch sie, Lilli, die wie selbstverständlich Zeuge der Verschwörung war und damit der Freiheit auf alle Zeit Adios würde sagen können, dachte an diesem Abend nicht bis zu den unausweichlich negativen Folgen. Noch nicht einmal an den nächsten Morgen an dem die Sonne aufgehen würde, so strahlend hell wie die goldenen Haare Stawrogins. Der Kellner in seinem schicken Livree kam zurück, auf seinem Tablett zwei halbvolle Rotweingläser und ein.....ein Glas Multivitaminsaft?! Ein schneller, geübter Blick und es war klar, hier war kein Kind in der Nähe, es sei denn........ Wie befürchtet, ließ Stawrogin Lilli mit einer vollendet grazilen Handbewegung das Glas reichen, dass sie automatisch mit einem geflüsterten Danke entgegennahm. Für Ilias und ihn blieb der Rotwein, von dem sie hoffen sollte, dass der Inhalt auch nicht mehr als bloßer Rotwein war. Ihre wirkliche Hoffnung aber, lag egoistischer weise darin zu glauben, dass der Blonde sie nicht tatsächlich für minderjährig hielt. Welch banale Überlegung! Nicht dass sie an Alkohol gewohnt war, oder überhaupt je die Lust dafür verspürt hatte, aber Saft?! Er hatte einen Saft für sie geordert?! So und ähnlich dachte zu ihrem baldigen Leidwesen noch jemand anderes, dessen lange schmale Finger plötzlich von hinten an ihrem Kleid zogen, so dass es an der Vorderseite des Oberkörpers zwangsläufig wie einem nassen Badeanzug gleich anlag. Es ging viel zu schnell um mit einer Gegenbewegung zu starten. Außerdem fixierten sich diese meerblauen Augen ihres Gegenüber nun so herrlich auf sie, dass man hineintauchen konnte und den Badeanzug dort doch brauchte! "Du unterliegst einer Fehleinschätzung, Stawrogin" ,bestimmte Ilias humorlos, "ihre weiblichen Merkmale mögen nicht unter den höchst entwickelten ihrer Altersgruppe einzuordnen sein, aber die Schwelle der Volljährigkeit hat sie bereits überschritten. Alles in allem ein wunderbarer Jahrgang, dessen Geschmack dir buchstäblich auf der Zunge zergeht." Also gut. Das Salz des Meerwassers war ihr in Nase und Mund gedrungen, Lilli war ernüchtert. So sehr ernüchtert, dass auf der Stelle ein Kater in Form von leichten Schwindelanfällen auftrat. Ihr Mund öffnete und schloss sich wieder, ohne seine Aufgabe erledigt zu haben. Die Erde sollte sich auftun. In einem gigantischen Schlund der sie in die Tiefen riss. In die Tiefen der Hölle damit sie Ilias würde mitnehmen können. Wie? Wie konnte er ihr das nur antun? Oh Ilias, dieser verfluchte Ilias hatte es geschafft! Wie konnte er sie als sein....sein Objekt hinstellen?! Was sollte sie machen? Wie reagieren? Überhaupt reagieren? Was konnte sie schon ausrichten? Wo blieb der Schlund? Gleich würde das Salz ihre Augen zum Tränen bringen. Das war es was Lilli nun quälte und nicht das wahrscheinliche Ende des Paktes, samt Orden. Nein, ihre Gedanken waren von absolut unheroischen Ideologien besetzt. "Es war mehr Ihr Gesicht mit seiner kindlich unschuldigen Eleganz das mich irritierte, denn Ihre körperliche Konstitution. Verzeihen Sie mir." Oh, Ilias, dieser wunderbare Ilias hatte es geschafft. Stawrogin hatte sie zum ersten Mal direkt angesprochen. Jedes seiner Worte mit dieser schmeichelhaften Stimme hob Lilli höher in den Himmel. Wie schön er es formuliert hatte, nur für sie. Der geborene Gentlemen. "Ach....das macht doch n.....nichts" ,stotterte Lilli, "Sie können m....mich auch ruhig Duzen. Da fühle ich mich irgendwie gleich wohler, ha, ha." Ein Trottel war noch zu gnädig ausgedrückt um sie zu beschreiben. Unmöglich wie sie sich verhielt, so......so.......unprofessionell, so unbeholfen, so....blöd. Ihr Gehirn war entweder hohl oder mit Stroh ausgefüllt. Ihr war danach, sich einfach umzudrehen und die schmucke Party zu verlassen, ihre Augen beschämt zu zu pressen und sich mit den Fäusten gegen den Kopf hämmern. Wenn das Glück sie nun vollkommen im Stich lassen würde, dann ließ es Ilias ihre Hilflosigkeit auffangen, damit er sie in seine Gemeinheiten mit ein weben konnte. Das war sein gefundenes Fressi, Fressi. "Nun dann " ,fuhr derselbige diplomatisch fort, als er sich lautlos an sie Seite des anderen Vampirs begab. Er ging nicht weiter auf die für Lil höchst ungemütliche Situation ein, das Glück war demnach auf ihrer Seite geblieben. Noch. "Gleiches Recht für alle. Ich habe dir einen Querschnitt unserer Lage geschildert, wie sieht es im ostasiatischen Raum aus?" "Akzeptabel" ,antwortete Stawrogin bereitwillig und brachte dabei die rote Flüssigkeit in seinem Glas leicht zum Rotieren. Seine Hände waren so schön lang und fein. "Das Ordenshaus dreißig Kilometer von Ivanovo entfernt hat bereits gebrannt. Vor genau drei Wochen. Das heißt, sie haben es auf einen Kurzschluss einer defekten Maschine geschoben, so dass sich wiederholt nur die führende Instanz des Anschlages und seiner Bedeutung bewusst ist." Innerlich erschrak Lilemour nun doch und es war ihr wundernswerter weise egal ob man es ihr ansehen konnte. Langsam senkte sie ihre Hand mit dem Saftglas bis es fast ihre Hüfte berührte. Wie einlullend sich das Gesagte auch von seinen Lippen stahl, die Botschaft war zu viel. All die mageren Finanzen in der Hand des Ordens damals und heute hatten ausgereicht, um zwei Stationen weltweit zu verwirklichen, die Ausbildungsort und Wohnstatt zu gleich waren. Das ihre und das in Ivanovo. Es war unmöglich sich vorzustellen dass es gebrannt haben sollte. Unmöglich! Davon waren niemals auch nur Gerüchte zu ihr durchgedrungen. Das, obgleich die Häuser natürlich in engem Kontakt miteinander standen. Welch Schaden, monetär und vielleicht sogar kolateral entstanden sein könnten! Es waren sicherlich auch Kinder in dem Gebäude gewesen, welche Trakte das Feuer auch zerstört haben mochte. Ihr Magen zog sich bei dieser Vorstellung zusammen. Aber war es auch wahr? Stawrogin als Lügner abzustempeln läge ihr fern, doch irgendjemand hätte ihnen zu Hause doch gesagt wenn....... "Die Strategie der unzureichenden Information der eigenen Mitglieder über die tatsächliche Lage wird demnach in beiden Regionen konstant verfolgt" ,stellte Ilias dann gelassen fest und stupste die apathische Lilli vielsagend in die Seite. "Sie verheimlichen ihren Schützlingen einfach was Sache ist, um Panik und Auseinanderfall vorzubeugen, nicht wahr? Oder warst du nicht in dem unerschütterlichen Glauben, alles sei in bester Ordnung? Der Orden fest über uns stehend? Uns überlegen? Nun, auch dass wird sich unter verstärktem Beschuss ändern" ,wusste er, erneut an den Russen gewandt, nachdem das Mädchen nicht erwähnenswert reagiert hatte. Nur mit Mühe konnte Lil ein leichtes Zittern unterdrücken, antworten stand nicht zur Debatte. Weiter noch, sie waren viel weiter noch als sie es so schon für möglich gehalten hatte und die anderen wurden vom Orden einfach im Unwissen gelassen. Wie Ilias es gesagt hatte. Einfach so, ungeachtet davon, dass sie Teil waren an allem. Die Politik der Obrigkeit war grausam und feige. Und sollten sich Mitglieder im Angesicht der Gefahr dafür entscheiden zu gehen, so war es ihr unangefochtenes Recht. Sie waren keine Gefangenen! Ein solches Maß an Durchtriebenheit, selbst wenn sie es ehrlichen Herzens so für besser hielten, hätte sie Trudi, Jean- Luc und den anderen niemals zugetraut. Doch war es so und diese endgültige Gewissheit schmerzte Lilli mehr als sie es für möglich gehalten hätte. "Hast du Kontakte zum Rest" ,wollte Ilias abwertend wissen. Lilli war bis zur Neige angespannt, voller Zorn auf Ilias, sich selbst und den Orden. Wenn er noch einmal so reden würde, als stünden sie auf einer feuchten Gasse im fahlen Licht zu Zeiten Christoph Columbus, dann würde sie ihm den Multivitaminsaft ins Gesicht pfeffern, ganz egal ob er danach den Fehdehandschuh auspacken würde! "Nein." Der Gastgeber des Abends zog sich seine Handschuhe an, Finger für Finger als hätte er alle Zeit der Welt, die ihm wahrscheinlich zu eigen war und fuhr sich damit durch das blonde, feine Haar. "Uninteressant, alle zusammen. Der bevorzugte Lebensraum Unsereins befindet sich ohnehin in Zentraleuropa und Asien. Des Kulturerbes wegen. Außerhalb dieser abgesteckten Gebiete dürfte sich unsere Anzahl als kaum nennenswert erachten. Die Dunkelziffer der regellosen Wilden ausgenommen. Haben wir hier Erfolg, wird er sich selbstgetrieben auf den gut überschaubaren Rest ausbreiten. Umschwünge der Größenordnung die wir anzustreben gedenken, gelangen schnell über Länder und Ozeane. Ganz automatisch und in relativ absehbarer Zeit. Es reicht völlig aus uns auf die lokalen Ebenen zu konzentrieren. Hier. Ich denke mir, danach wird auch dir der Sinn stehen." "Ich hoffte du würdest das sagen" ,lächelte Ilias süffisant und stieß mit Stawrogin an. Die Gläser gaben bei ihrem Aufeinanderstoßen den für sie charakteristischen, klirrenden Laut ab. "Du hast ein wenig dazu beigetragen meine Ehre als ausgezeichneter Stratege wieder herzustellen, nachdem du sie zuerst ganz unverfroren attackiert hast. Auf den Sieg!" Beide standen sie da, beide Monster. Beide undurchschaubar, unumstößlich, gewaltig und reserviert. Der eine mehr als der andere. Nur das kleine triumphale Lächeln, dass um Ilias' Lippen spielte drückte aus, was er wirklich empfand. Stawrogin war genial. Er hatte den vollen Durchblick! Das war klar. Klar war aber auch, dass Lilli nun mehr denn je versuchen musste, einen Kontakt zum Orden zu spinnen. Einiges musste geklärt werden und einiges offenbart. Telefonlos wie ihre Heimstätte war um seine Anonymität zu wahren, kein leichtes Unterfangen. Zumal Ilias sie mit wenig Möglichkeiten allein ließ, wenn er sie denn allein ließ. Die einzige Chance war der Tag, die sie heute in Angriff würde nehmen müssen. Je früher, desto besser! "Stets zu Diensten dunkler Pfau" ,entgegnete der Russe plötzlich kurz bevor er sich zu Gehen anschickte, womit er Lillis trübe aber zielstrebige Gedanken durchbrach. Er wollte gehen? Schon? Ah, die Wirkung des sicherlich vergifteten Essens schien noch nicht verflogen. War nicht eigentlich Ilias auch der Pol des Bösen und nicht Herr Kostomarow hier, der..........Vergiftete belogen sich selbst, wie Lilli qualvoll feststellen musste. "Es tut mir leid euch schon so bald verlassen zu müssen, aber die Pflicht ruft. Lass uns alles Weitere im Expliziten in Petrozavodsk besprechen. Mach deinen Weg gut, ich erwarte dich dort, Ilias. Meine Dame, ich empfehle mich" ,endete er mit einem kurzangebundenen Abschiedsgruß an Lilemour und steuerte sogleich auf einen dicken Mann zu, der in einer Traube von Gästen stand und den großzügigen Gastgeber bereits breit lächelnd erwartete. Er empfahl sich ihr?! Abgemacht, sie würde ihn sich angeln und einen guten Kerl aus ihm machen! Denn das sah doch wohl jeder Blinde, dass Stawrogin nur so handelte, um gegenüber Ilias in nichts nach zu stehen, seine vampirische Pflicht zu erfüllen, sozusagen. Er hatte doch bestimmt einen weichen Kern. Ganz tief unten. Nicht so wie andere, deren Namen sie nicht erwähnen wollte....... "Bis die Tage, Goldkehlchen. Obwohl ich diese von Untieren wimmelnde Stadt am Onegasee nicht gerade schätze" ,schickte der Unerwähnte ihm leise hinterher, worauf er sich schließlich zu Lilli drehte. "Du hast einen hinreißenden Halbmond aus orangerotem Saft über deinen Lippen." Dadurch erwachte sie endlich und sehr wirksam aus ihrer halb aus Schwärmerei, halb aus Schock entstandenen Lethargie. Das Mädchen schlug sich beschämt beide Hände vor den Mund, wobei sie hektisch nach einer Serviette suchte, die Ilias ihr zuvorkommend reichte. Sie wollte sich nicht ausmalen was für einen Eindruck sie nun bei Stawrogin hinterlassen haben musste. Sollte er sich jemals an sie erinnern, dann an das Mädchen mit dem Multivitaminschnauzer. Tot peinlich, das war alles was ihr auf die Schnelle dazu einfiel. Deprimiert sah sie Ilias an und bereute es sofort. Ein Blickkontakt hatte ausgereicht um ihr Unheilvolles zu verkünden. Sein Blick, alles lag in seinem seltsamen Blick, den zu fürchten sie gelernt hatte. Den sie schon gefürchtet hatte, ohne es gelernt zu haben. "Ich gehe zum Buffet" ,erklärte sie hastig als sie sich umdrehte, wie es der Teufel wollte in den vermaledeiten Schuhen stolperte und selbstredend drohte, in den Vorhang zu fallen. Dank nicht unschuldiger Erdanziehungskraft, wäre er unter lautem Karacho zusammen mit ihr zu Boden gegangen, hätte Ilias sie nicht reaktionsschnell um die Taille gefasst und so doch noch für Balance gesorgt. Natürlich, so hatte es ja kommen müssen. Wie es im Buche stand. Tot peinlich war alles was ihr auf die Schnelle dazu einfiel. Trotzdem war es nicht nötig, dass er sie dermaßen fest an sich drückte. Die Knöpfe seiner schmucken Weste bohrten sich in ihren ungeschützten Rücken. Fast konnte man meinen, die Kälte seines Körpers griff durch die Knopflöcher auf sie über. Charlotte ,musste ihm fehlen. Sie oder Sophie oder etwas anderes dessen Blut noch warm und flüssig war. Vorsichtig blickte Lilli um sich, ob nicht zu viele das kleine Malheur mitbekommen hatten, doch alles schien wie zuvor. Keiner kümmerte sich um sie. Das war einer der Fälle, in denen der Schein sehr eindeutig trügte, denn man hatte bald erkennen können, dass insbesondere diese feinere Gesellschaftsschicht es wohl verstand nahezu alles um sich herum aufzunehmen, ohne dass es so aussah. Beobachtungsgesellschaft, das wäre sogar der trefflichste Namen. Lilli hatte dies zumindest für sich an den Reaktionen der Vertretung des weiblichen Geschlechts auf Ilias' Ankunft hier fest machen können. Obgleich sich nicht eine Person im ganzen Saal nach ihm umgedreht hatte, sich höchst aufmerksam auf ihre momentanen Gesprächspartner konzentriert hatten, waren ihm doch sämtliche Augenpaare wie nebenbei und völlig zufällig gefolgt. Wie viele davon jetzt auf ihr lagen mochten? Auf ihm? Auf ihnen beiden? "Du hast dich schon ausreichend am Buffet bedient, kurz nachdem wir das Fest betreten hatten" ,stellte der Vampir überflüssiger weise fest. "Kein Grund dermaßen unspektakulär das Weite suchen zu wollen. Befürchtest du etwas von mir?" "Lassen Sie mich schon los" ,flüsterte Lilemour einer Antwort statt in den Vorhang, wissend dass der Richtige es hören würde, "was sollen die Leute denken?" Sie spürte Ilias' unnatürlich kühlen Atem als er sprach. "Noch haben sie nicht festgelegt was sie sich denken sollen, aber sie warten. Entweder darauf, dass ich dich loslasse und du verlegen auf den Boden siehst weil du mit dem Schuhwerk der heutigen Zeit nicht zurechtkommst, der Mode aber in nichts nachstehen wolltest. Oder darauf, dass einer von uns die partnerschaftliche Zugehörigkeit zum anderen signalisiert." "Sie meinen damit es aussähe als hätten wir ein Techtelmechtel bei den Gardinen?!" Was für ein unschlagbarer Plan. Geradezu anbetungswürdig. "Eines auf vertretbarer Ebene. Wir wollen ihnen doch nicht sauer aufstoßen." Das wäre ja noch schöner! Da war ihr Ersteres doch um Längen lieber. Was sollte es? Dann dachten die Leute von ihr eben als eine Möchtegern Ballkönigin. Nun, es war unangenehm, aber wenigstens würde sie keinen der Menschen hier je wiedersehen, der Lilemour an diese kleine Blamage würde erinnern können. Wichtig war nur, dass Stawrogin sich nicht in sichtbarer Nähe befand und Zeuge werden konnte. Sollte er sich jemals an sie erinnern, dann an das Mädchen mit dem Multivitaminschnauzer dass nicht laufen konnte. Gerade als Lilli ihren aufopferungsvollen Entschluss verkünden wollte jedoch, hob Ilias geschickt ihre Haare hoch und presste ihr einen frischen, weichen Kuss in den Nacken, der ihr natur gegeben sofort überall Gänsehaut verursachte. "Jetzt ist es amtlich. Wir sind in aller Augen ein Paar" ,bekundete er schlicht, "du hast zu lange überlegt. Entscheide selbst, oder es wird für dich entschieden, noch nie etwas davon gehört?" Zu unvorbereitet um etwas argumentativ Annehmbares zu erwidern, verdrehte sie die Augen und stöhnte genervt auf, als der Vampir sie zu sich drehte, am Handgelenk nahm und mitzog. "Übertreiben müssen wir es nun nicht gleich" ,flocht er ein. "Was?!" Fein, vielleicht hatte sie ein Quäntchen zu laut geseufzt, aber keiner konnte ihr weismachen, dass dieses Leidvolle nicht von einem wohligen Seufzer zu unterscheiden war. Der es sicher nicht gewesen war oder es jemals werden würde. "Sie wissen genau wie das gemeint war! Ich wollte nur meinen Unwillen preisgeben" ,versprach Lilli, der die Verlegenheit anzusehen war und stolperte Ilias nach. "Aber wie haben es die anderen aufgegriffen?" "Genauso wie es gedacht war natürlich. Und überhaupt, seit wann kümmern sie die anderen?" "Mich nicht, aber dich." "Das ist nicht wahr. Ich wollte ja gerade......ach was soll's, das ist es doch nicht wert mich mit Ihnen zu streiten." "Angemessen schon gar nicht, nachdem ich dich vor der quasselnden Meute gerettet habe." "Gerettet?! Jetzt machen Sie aber mal nen' Punkt. Ich wäre gerne in den Vorhang gefallen!" Es machte sie wütend, dass Ilias leise zu lachen anfing, als wüsste sie nicht von was sie sprach. "Wohin gehen wir" ,wollte Lilli plötzlich alarmiert wissen, da sie sich während der Diskussion gefährlich weit in die Mitte des Raumes vorgearbeitet hatten. "Wie ich dir auf dem Weg hierher schon sagte" ,erinnerte der Vampir, "tanzen." Nach einem kurzen Moment der tatlosen Ratlosigkeit, in der sie ihren Weg weiter fortsetzten, wurde Lilli das ganze Ausmaß erst begreiflich. "Nein!" Das Mädchen versuchte sich in Panik erfolglos gegen ihn zu stemmen. "Nein, Ilias, bitte! Sie wissen doch, dass ich in diesen Schuhen kaum laufen kann! Ich werde mich bis auf die Knochen blamieren, nachdem sie mich nach eigener Aussage doch gerade vor diesem Schicksal bewahrt haben! Bitte! Bitte tanzen Sie mit einer anderen! Die da vorne zum Beispiel, die mit den langen blonden....." Der Angesprochene legte ignorant seine Hand auf ihren Rücken und nahm mit der anderen die ihre, "sieh an, du hast mich zum ersten Mal beim Namen genannt. Unsere Beziehung nimmt Formen an, Lilemour." "Nein! Nein, t....tut sie nicht!" Er verstand sich formidabel darin, sie sehr wirksam in umgarnendem Tonfall übers Kreuz zu legen und trotz dieses Bewusstseins bahnte sich der Schreck in ihre Glieder. Es war Lilli gar nicht klar gewesen, dass er sich an ihren Namen erinnern konnte, denn er war in seiner Gegenwart bisher nur ein einziges Mal gefallen. Ganz am Anfang vor seiner Haustüre. Dieser Anfang wieder rum, hatte vor wenig mehr als einer Woche erst stattgefunden. Allzu deutlich nahm Lil seine Hand auf ihrem -Charlotte sei Dank- nackten Rücken wahr, die -Himmel sei Dank- in einem Handschuh steckte. Die Geste war ihr auch so schon weit zu vertraut. "Abgesehen davon, ob mit Schuhen oder ohne, kann ich nicht tanzen" ,jammerte Lilli leise, weil alle Demonstration nichts genutzt hatten und Ilias sich mit irgendeiner Schrittkombination in Bewegung setzte. Sie unweigerlich mit ihm. "Nicht einmal das haben sie euch beigebracht" ,stellte der Vampir gespielt empört fest, "über die grundlegenden Dinge des Lebens im Unklaren, welch Verbrechen. Es gilt, dir noch einiges an Wonnen dieser Welt zu zeigen, die zu lehren man euch versäumt hat." Das Meiste hörte Lilli gar nicht mehr in seiner Vollständigkeit, zu verblüfft war sie. Oder war es normal, dass sich ihre Füße von selbst bewegten und dabei alles richtig machten? Wie in der Erzählung um die roten Schuhe, nur waren die hier lachsfarben und ein anderer für ihr reibungsloses Funktionieren verantwortlich. "Meine Führung ist unschlagbar" ,bewies dieser tatsächlich, "entspanne dich, du bist steif wie ein Besen." So ergab sich Lillis erster anständig choreographierter Tanz ihres Lebens aus. Zu ihrem Unmut, fühlte sie sich nicht zu unwohl in der Nähe ihres Partners, obwohl es so hätte sein sollen. Ganz zweifellos. Neigte sie am Ende zur Nekrophilie? Dann jedoch, waren Stawrogin und er doch deutlich mehr als Leichen. Um nicht weiter an die Bedeutung dieser Tatsache denken zu müssen und wieder in vernünftige Strukturen zu kommen, sprach sie das Erste aus, dass ihr in den reizüberfluteten Sinn kam. "Dunkler Pfau und Goldkehlchen?" Nicht vergessen waren die im Besonderen für Vampire seltsamen, wenn nicht albernen Beinamen, die sich Ilias und Stawrogin vor wenigen Minuten gegeben hatten. Meinten sie nicht vielleicht blutiger Pfau und Weißkehlchen? "Ein Überbleibsel aus Lebenszeiten" ,eröffnete Ilias ihr monoton. "Er und ich, wir kannten einander schon vor der Verwandlung zu dem was wir heute sind. Es war in der Toskana. Seine Auftritte und das Gebärden dabei waren interessant, sorgten stets für Kurzweil. Wir schlossen Bekanntschaft. Wo auch immer wir uns danach trafen, fand ein leiser, unsichtbarer Wettbewerb zwischen uns statt." Angezogen von den wenigen tanzenden Paaren, füllte sich der Saal allmählich mit Gleichgesinnten, denen das Zuschauen zu langweilig wurde. Immer häufiger musste man gekonnt auf die Seite weichen wenn man Gefahr lief mit anderen Paaren zu kollidieren. Wie selbstverständlich drückte Ilias sie näher an sich. Darum? Oder warum? Sicher nicht auf Rücksicht den anwesenden Menschen gegenüber. Ein wenig noch und sie würden sich auf ganzer Linie berühren. Alles was Recht war, nicht mit diesem dünnen Kleidchen! Ohne Skianzug und Bommelmütze lief hier gar nichts! Doch Lil verbiss sich ein Kommentar. "Wir buhlten des Sports und des Ehrgeizes wegen um jedwede Damenwelt die sich anbot" ,fuhr Ilias fort. Vielleicht wäre ein Kommentar doch angebracht gewesen. Ein aufs Schärfste Kritisierendes. Des Sports wegen?! Die armen Frauen! Von ihm hier, ja, das passte, aber Stawrogin? Unglaublich! Einfach..... "Ich bin der überzeugten Meinung, dass es sich bei der Mehrzahl des schwächeren Geschlechts genauso verhielt. Eine beweisbare, wenn auch harmlose Liebelei mit einem von uns und es war ihr gegeben, sich auf den Soirees bewundern zu lassen. Ah, die guten, alten Zeiten, in denen man uns noch zu schätzen wusste." Oh. Und trotzdem! Wie....wie.....angeberisch! So ein......" "Weißt du, dass du ein kleines Hohlkreuz hast?" Diese kontextlose Frage brachte sie einmal mehr aus dem Konzept eines Zuhörers. Was fiel ihm ein? Sie hatte kein Hohlkreuz, auch kein Kleines! Überhaupt....... "Was macht Goldkehlchen so anziehend für dich? Hast du überhaupt eine Ahnung weshalb?" Nein, er kannte keine Tabus. Lil wurde beinahe schlecht, als hätte man sie bei einem Diebstahl auf frischer Tat ertappt. Mit sägenden Hubschraubern und Spot Light. "Ich.....äh.....wer? Goldkelchen? Anziehend? Wie kommen Sie darauf, ich...." Es brachte keine Erleichterung die feine Maserung des schwarzen Stoffes ihres Tanzpartners anzustieren. Wie offensichtlich hatte sie sich zuvor verhalten? Waren purpurne Herzen aus ihre Augen gequollen? Ob ER es auch gemerkt hatte? Sie, als das in ihn verschossene Mädchen mit dem Multivitaminschnauzer, dass nicht laufen konnte? Bitte nein...... Die Sicherheitskräfte hatten sie umzingelt, gleich würden ihr die Handschellen angelegt werden. "Du kennst ihn nicht" ,bohrte Ilias wie gelangweilt, aber doch zielorientiert weiter. "Was also war ausschlaggebender Faktor des ersten Eindrucks? Doch hoffentlich nicht das kleine Kreuz um seinen Hals, dass er lächerlicher weise noch immer trägt. Nun ja, einmal orthodox, immer orthodox. Man lasse ihm seine kleine Anhänglichkeit daran." "Hören Sie gefälligst auf" ,verlangte Lilli unruhig. Man durfte sie nicht vorschnell verurteilen! Das Kreuz war von ihr allerdings nicht unbemerkt geblieben, wie gar nichts an dem Russen. Gewundert hatte sie sich zugegebenermaßen trotzdem darüber. Kruzifixe hatten nicht den geringsten Einfluss auf Vampire, aber dass es einer mit dessen allseits bekannter Symbolik auch noch verherrlichte? Orthodox, aha. "Das haben Sie falsch verstanden. Nicht allen Frauen gefallen solche Typen wie Sie beide es sind. Ich.....ich dachte nur dass er ein höflicher Mann ist." "Tatsächlich kann auch ein halber Mann höflich sein." "Wie?" "Du hast mich klar und deutlich verstanden." "Aber die Bedeutung nicht." "Damit habe ich gerechnet." Ilias machte eine galante Drehung, manövrierte sich mit ihr näher an die im vollen Einsatz liegenden Geigen. Dvorak ließ grüßen. "Mein Kapital war damals schon mein Äußeres" ,fügte er ungewohnt bescheiden hinzu, "aber im Banne seiner Stimme, fielen die Zuhörerinnen reihenweise in Ohnmacht. Ich beharre immer noch darauf, dass es an der enormen Hitze der Räume und den viel zu eng geschnürten Korsetts gelegen hat. Dennoch, sein Erfolg war maßgebend und die Leute ermöglichten ihn ihm. Glaubten an die Macht seiner Stimme......." "Wow, ein Künstler" ,rutschte es Lilli heraus, "ein Sänger?" Ihr gefiel der Gedanke irgendwie, obgleich sie hinter Stawrogin so etwas nie gesucht hätte. Er sah so unmusisch aus....eher diplomatisch. So geradlinig, so korrekt. All diese vermuteten Eigenschaften unterstützt durch seine etwas zu große Hakennase, den dünnen Lippen, den eisblauen Augen und seiner ansonsten schmalen Figur. Ein kleines Lächeln stahl sich um ihre Mundwinkel, welches Ilias sofort wegzuwischen verstand. "Korrekt, ein Sänger wider Willen. Er hatte als junger Bursche keinen Einfluss darauf, als sie ihn zum Kastraten machten. Seine Eltern hatten das Geld unglücklicherweise nötig gehabt und auch so zu viele Mäuler stopfen müssen." Lilli sog scharf die Luft ein und schaute ihn bis ins Innerste erschüttert an. Sollte es stimmen? Sie hatten den Ärmsten.......oh nein! Das Geheimnis seiner hellen, weichen Stimme war aufgedeckt. Wenn Ilias ihre Schritte nicht leiten würde, Lilli wäre spätestens jetzt hoffnungslos aus dem Takt geraten. Sie hatten den Ärmsten....oh nein! "Was" ,schrie das Mädchen beinahe, wobei sie die umstehenden Menschen übersah, die bereits unmerklich ihre Ohren gespitzt hatten. Das Unglaubliche raubte ihr den nötigen Bezug zur Umgebung. "Aber...aber.....Sie wollen damit sagen, Stawrogin ist ein Kast......" Ihr Herz blieb stehen, als Ilias ihr die Worte buchstäblich und gänzlich unvorgewarnt aus dem Mund küsste. Kurz nachdem auch ihre Gehirntätigkeit ausgesetzt haben musste. Nein, so viel an einem Abend konnte ein normaler Mensch, den sie doch verkörperte nicht konsequenzlos ertragen. In ihrer Überraschung hatte er sie vollständig überrumpelt und jetzt....und jetzt waren seine Lippen mit leichten Nachdruck auf ihren. Auf ihren Warmen, seine, die sich wie Seide anfühlten, die in einer trockenen Frostnacht draußen gelegen war. Er sah sie aus halbgeschlossenen Augen an, stützte ihren Hinterkopf mit einer Hand, wobei seine andere Lilli an deren unterem Rückenansatz fest an ihn drängte. Musste er das denn so in Szene setzen? Ihre Hände krallten sich abwehrend in die dunklen Falten seiner Kleidung, als sie sich zu befreien versuchte, um ihm ihre Entrüstung über die weitaus überzogene Darstellung bekunden zu können. Sein Griff jedoch war unbeugsam. Zu spät erkannte sie ihren Fehler der es ihm ermöglichte hatte, den Kuss ganz entscheidend zu vertiefen. Da war es einerlei. Lilli wehrte sich nicht mehr, schloss die Augen, ließ es geschehen. Die Musik schien auszusetzen, die Zeit stehen zu bleiben. Wie egal waren ihr doch die Leute. Gleich war sie an der Reihe bewusstlos zu werden und das nicht wegen einer hochangelegten Arie. Ihre Gedanken schienen leergefegt, nichts hatte mehr Platz in ihrem Kopf außer Ilias und seiner wie immer bedenkenlos durchgreifenden Vorgehensweise. "Hm, süß" ,gestand Ilias ihr wohlwollend, nachdem er sich langsam gelöst hatte, um in ihr Ohr wispern zu können. Sein Mund streifte sanft ihre Wange. "Wir wollen das Gesangsass doch nicht enttarnen. In diesen Zeiten kommen derartige Enthüllungen, die einem Skandal gleichen nicht mehr sehr verdaulich an. Das hätte der Gute wahrlich nicht verdient, meinst du nicht auch? Abgesehen davon dass ich es mir bei ihm nicht verderben sollte." "......" "Hm, süß und ohne Worte." "......." Ilias amüsierte sich merklich über Lillis stumme Fassungslosigkeit, "mit eben diesen großen, verwirrt- entzückten Augen hast du Stawrogin angesehen. Ihn und seine unmöglich biedere Frisur, die er trägt so lange wir uns kennen. Hätte er seinem früheren Leben nicht gänzlich entsagt, ich würde meinen, er und ich wären wieder auf dem Gleichstand. Mit dem kleinen Unterschied, dass er einen Bann um dich legte, dessen Hochkonzentriertheit in der Luft fast greifbar war." Bann? Sie war nicht verliebt, das Essen war nicht giftig, es war nur ein Bann? Das subtilste Mittel mit der Vampire die Menschen beeinflussten? Verwirrt -entzückt? Entzückt?! Lilli wollte so viel sagen und so viel tun. Iias anschreien, sich noch einmal küssen lassen. Ihn von sich stoßen und noch näher an sich ziehen. Alle guten Geister hatten sie verlassen. Sie spürte eine warme, ja fast heiße Feuchtigkeit die sich in Form eines Rinnsals über ihre Unterlippe entlang Richtung Kinn bahnte. Ohne es sehen zu müssen wusste das Mädchen um was es sich handeln musste. Ein wahrlich inniger Kuss. Leichter Eisengeschmack zerging auf ihrer Zunge, mit der sie sich zuvor vorsichtig über die Lippen gefahren war. Einige der Tanzenden waren kurz verwundert stehen geblieben, als Lilli sich abrupt aus den Armen ihres Partners stieß und kopflos aus dem Saal rannte. Noch in der kühlen Nachtluft, welche ihr Sekunden später um die Nase wehte, hörte sie Ilias' leises Lachen, dass ihr nachzujagen schien. Lilli stand schluchzend vor der großen Eingangstür des Gebäudes, kümmerte sich nicht um die dort positionierten Wachmänner und eilte dann nach wenig reiflicher Überlegung auf die verlassenen Straßen. Es war bitterkalt und ihre Füße hielten die Tortur in den Schuhen kaum aus, aber das war nun mehr nebensächlich. Weg, sie musste auf der Stelle weg. Fort von etwas, dass sich nur als Verderben bezeichnen ließ. Ihr Verderben. Zu beschäftigt mit dem Leid des Abends war es Lilli unmöglich die ihr folgenden Augen wahr zu nehmen, deren Lider sich sofort zu Schlitzen verengten. Sie nicht und die auf den ersten Blick zerlumpte Gestalt nicht, die zu ihnen gehörte. Eine Gestalt, die sich ungewöhnlich behände aus einer alten, verdorrten Ulme in die tiefdunklen Schatten der Häuser begab. Um das schwach nach Blut duftende Wesen nicht noch einmal entkommen zu lassen......... Fortsetzung folgt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)