Der Sohn des Falken von Fafnir (Wer bin ich wirklich?) ================================================================================ Kapitel 3: Das Geheimnis in dir ------------------------------- "Was ist hier passiert?", brachte Arithon nun leise heraus und schaute zu dem völlig abgebranntem Stall, in dem sonst immer die Pferde standen. "Das kann ich dir nicht sagen, mein Junge...Aber wir können von Glück reden, dass der Stall nicht direkt an unser Haus angrenzt.", meinte Luthien und stieg vom Pferd. Er sah sich suchend um. "Aber wo ist Korona?" Das war der Name von Arithons Mutter, einer circa 37-jährigen Frau mit langen, braunen Haaren und einem wunderschönem Gesicht. "Mutter, wir sind zurück!", rief Arithon, stieg von Epona und ging in Richtung des Wohnhauses. Als er eintrat sah er allerdings nichts Ungewöhnliches und von seiner Mutter fehlte auch jede Spur. Der Junge durchsuchte jeden Raum, doch sie war wirklich nirgends zu finden. Etwas verzweifelt schritt er wieder nach draußen und blickte in die Augen seines Vaters. "Im Haus ist sie nicht...", sprach er und überlegte weiter, wo sie stecken könnte. "Möglich, dass sie ins Dorf gelaufen ist." Luthien nickte leicht und fasste Crisha's Zügel. "Ich werde nochmal im Wald nach ihr suchen, du reitest ins Dorf und siehst dort nach!", wies der Mann den Jüngling an und schwang sich auf den Rücken seines Pferdes. "Ist in Ordnung, Vater.", entgegnete Arithon auf die Anweisung und tat es seinem alten Herrn gleich. "Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier!", rief Luthien noch und galoppierte los. Auch Arithon machte sich nun auf den Weg ins Dorf und kam auch nach kurzer Zeit dort an. Die Leute begrüßten ihn lächelnd, doch dies erwiderte der Junge nicht. Er setzte sich auf und sah sich suchend um. Schließlich wandte er sich an eine Frau aus dem Dorf und erklärte ihr alles. Doch auch sie hatte Korona nicht gesehen und ging weiter. Leise fluchte Arithon und stieg ab. "Ob sie zu Talith gegangen ist?", überlegte er und rieb mit den Fingern über sein Kinn. "Hm, möglich wäre es..", meinte Arithon zu sich selbst und ging mit Epona am Zügel zum Haus seiner Freundin. Dort klopfte der Jüngling an die Holztür und wartete darauf, dass jemand öffnete. Schon nach kurzer Zeit ging die Tür einen Spalt auf und ein ungefähr 6-jähriges, blondes Mädchen spähte hinaus. "Tasha, ist Talith da?", fragte Arithon das Mädchen und kniete sich vor sie. Die Kleine war die jüngste Schwester von Talith und sah ihr sehr ähnlich, denn auch sie hatte die goldblonden Haare, die eisblauen Augen und die zarten Gesichtszüge. Sie nickte leicht und verschwand im Haus. Keine fünf Minuten später stand Arithons Freundin im Türrahmen und lächelte den Jüngling an. "Was verschlägt dich denn schon zu mir? Ich dachte, du hättest Unterri-..." Sie kam nicht dazu den Satz zu beenden, denn Arithon unterbrach sie. "Talith, ist meine Mutter bei euch?" Seine Freundin sah ihn nur verwirrt an und schüttelte den Kopf. "Nein, das hätte ich dir doch sofort gesagt. Wieso fragst du eigentlich? Ist was passiert?" Arithon nickte bestätigend und atmete dabei tief durch. Talith sah ihn besorgt an und legte ihre Hand auf seine Schulter. "Komm erstmal rein und dann erzählst du mir alles.", sagte sie und ging mit dem Jüngling an ihrer Seite in die Wohnstube. "Setz dich." Das Mädchen deutete auf einen Sessel und lächelte dabei leicht. "Also, was ist geschehen?", fragte sie vorsichtig und hockte sich neben ihren Freund, der inzwischen Platz genommen hatte. "Es ist so...Mein Vater und ich kamen gerade aus dem Wald vom Unterricht, da sahen wir auch schon das Unheil...", begann er zu erzählen und sah dabei in die eisblauen Augen Talith's. Sie lauschte seiner Erklärung und blickte besorgt drein, als er sagte, dass seine Mutter nicht aufzufinden wäre. "Arithon, ich helfe dir suchen.", meinte sie entschlossen und fasste die Hand von ihm. "Gemeinsam finden wir sie sicher." "Ich danke dir, Talith.", lächelte der Junge und stand wieder auf. "Und nun sollten wir los. Mein Vater sucht sicher auch schon wie verrückt..." Darauf nickte Talith und löste ihre Hand von der Arithons. "Ich sage nur schnell Mutter bescheid, dann können wir gehen.", erklärte sie und verschwand mit schnellen Schritten in das Nebenzimmer. Es dauerte nicht lange bis der Blondschopf wiederkam und gemeinsam schritten Arithon und Talith hinaus zu Epona. Geschwind hob der Jüngling seine Freundin aus das Tier und schwang sich kurz darauf ebenfalls auf's Pferd. Er packte die Zügel fest und gab der Stute die Sporen. Epona fing sofort an zu galoppieren und raste über den Dorfplatz in die Richtung der Felder. Die Leute mussten zur Seite springen, damit sie nicht umgeritten wurden. Arithon entschuldigte sich beim entlangreiten flüchtig bei ihnen, sah sich aber sonst nur suchend um. Viel zu lange, so schien es für Arithon, suchten sie schon und die beiden hatten noch immer keine einzige Spur von Korona gefunden. Nachdem eine dreiviertelstunde vorüber war bremste der Junge sein Pferd und ließ den Kopf hängen. "Wenn wir sie bis jetzt nicht finden, dann finden wir sie nie...", murmelte er und ließ auch die Zügel locker durchhängen. "Arithon, du darfst nicht so mutlos sein. Wir werden sie finden!", versuchte sie ihn aufzumuntern und drehte ihren Kopf zu ihm. Der Junge sah auf und direkt in die Augen Talith's. "Aber was, wenn...", begann er, doch verharrte er sofort als er noch etwas anderes realisierte. "Rauch...?", fragte er sich nun leise und wandte den Blick von seiner Freundin ab. Arithon sah über die Felder und seine Augen weiteten sich. Talith folgte seinem Blick und erschrak. "D-Dort ist doch euer Haus...", brachte sie hervor und schluckte. Sofort griff der Jüngling die Zügel fester und presste seine Hacken in die Seiten von Epona. "Los, wir haben keine Zeit zu verlieren! Diesmal wird es sicher nicht nur der Stall sein.", sagte Arithon hastig und trieb seine Stute voran. Zur selben Zeit zogen finstere Wolken über Darkonia auf und man hörte das laute Getrampel von Hufschlägen aus der Ferne. Bald darauf erkannte man eine Schar von Reitern, die vermummt in schwarzen Kutten waren. Vorne weg ein junger Mann mit langen schwarzen Haaren, zusammengebunden in einen Zopf und einem ebenfalls schwarzen Lederharnisch. Seine Augen stachen besonders hervor, durch ihre stechend grüne Farbe. Es war der Kommandant, den Darpir entsandt hatte, mit seinem Geleit der 'Unbenennbaren'. Levian stutzte als er den Rauch wahrnahm. "Es ist uns jemand zuvor gekommen.", murmelte er und steigerte das Tempo in dem sie ritten. Als sie ankamen stieg der Kommandant sofort von seinem Pferd und betrachtete das Haus genau. Der Dachgibel war recht angekohlt und dem einstürzen nahe. Andere Balken loderten noch. "Da hat jemand ja ganze Arbeit geleistet...", raunte er verärgert und verschränkte die Arme. "Und der Vogel ist wohl auch ausgeflogen...Wie schade, dann müssen wir uns wohl auf andere Art die Zeit vertreiben.", meinte Levian, immer noch erzürnt, da man ihm seinen grandiosen Auftritt versaut hatte. "Wie gut, dass sich hier ein kleines Spielzeug für meine Leute versteckt! Komm raus du Dämon des Feuers, deine Tat bemerkt ja jeder Blinde mit Krückstock!", fauchte der junge Mann schließlich und wartete darauf, dass eine Person hervortrat. Dies geschah auch, einige Minuten später. Ein Jüngling mit feuerroten Haaren und braunen Augen und langer schwarzer Tunika tauchte vor dem Kommandanten auf. In der Hand hielt er den Kopf einer Frau... "Ihr wagt es mich bei meinem Vergnügen zu stören!?", zischte er und ballte seine freie Hand zur Faust. "Spuck nicht so große Töne, Kleiner! Ich bin im Auftrag Graf Darpirs hier!", schärfte Levian dem Dämonenjungen ein und sah ihn dabei ernst an. "Außerdem bist du daran Schuld, dass unser Auftrag entfleucht ist!" "Euren Auftrag halte ich wohl eher in den Händen!", grummelte der Dämon und hielt den Kopf der Frau in die Höhe. Blut tropfte zu Boden und bildete unterhalb des abgetrennten Kopfes eine Lache. "Sie war die Einzige die hier war...", sagte der Junge und grinste finster. "Nein, das kann nicht sein!", unterbrach Levian den Dämon mit lauter Stimme und ballte die Fäuste. "Die Einzige die hier war, als ich sie getötet habe...Ihr solltet mich schon aussprechen lassen! Ob zuvor noch andere hier waren, weiß ich nicht!", meinte er vergnügt, da er dem Kommandanten wohl einen riesigen Schrecken einjagte. Dieser beruhigte sich jedoch schnell wieder und räusperte sich. "Gut, ich dachte schon dieser Falcon hätte uns herreinge-...", murmelte Levian, aber doch hörbar und wurde mit einem Wiehern gestört. "Der Prinz würde niemals lügen...Aber in diesem Fall wünschte ich mir, er hätte es!", donnerte Luthien, der gerade am Wohnhaus angekommen war. "Aber wenn ihr den Jungen wollt müsst ihr erst an mir vorbei. Ich werde ihn Euch nicht freiwillig überlassen. Und erst recht nicht Graf Darpir!", fauchte er nun und stieg von seinem Pferd. Luthien zog sein Schwert, das er in einer der Satteltaschen verstaut hatte und hielt die Klinge direkt in die Richtung von dem Kommandanten. "Ich würde mich an deiner Stelle zurückhalten, Alterchen! Ansonsten bekommst du noch einen Herzanfall. Und das wollen wir doch beide nicht...", grinste Levian finster und zog ebenfalls sein Schwert, ein Zweihänder. Damit gab er auch seinen Leuten das Zeichen sich bereit zu machen. Die 'Unbenennbaren' teilten sich auf und bildeten einen Kreis um Luthien und Levian. "Ich denke nicht daran Euch den Jungen zu übergeben. Lieber würde ich sterben!", knurrte der ältere der beiden Männer und sah Levian voll Zorn an. "Ha, das hat der König auch gesagt...Und dann musste er tatsächlich dran glauben. Mein Meister hatte viel Freude an ihm! Aber was reden wir hier herum? Zeig mir lieber wie du mit dem Schwert umgehen kannst, Alterchen!", forderte der Herr der 'Unbenennbaren' Luthien auf und ging in Kampfstellung über. Der Dämon wollte sich klammheimlich aus dem Staub machen, jedoch bemerkte Levian ihn und kommandierte zwei seiner Kreaturen mit einer Handbewegung dazu ab, auf ihn aufzupassen. Auch Luthien sah zu dem Jungen und erschrak zu tiefst. "Ko-Korona...", stammelte er, als er den Kopf sah, den der Feuerdämon in der Hand hielt. "Hey, lenk nicht vom Thema ab, Alter! Hier spielt die Musik!", grinste der Kommandant und fing an Luthien mit Schwerthieben zu behaken. Dieser konnte zwar die meisten Schläge parieren, wurde aber dennoch oft getroffen. Den 'Unbenennbaren' wurde es nun auch zu langweilig und auch sie gingen mit ihren langen Klauen auf Luthien los, Levian schien nichts dagegen zu haben. Die Krallen der Kreaturen bohrten sich tief in das Fleisch des Mannes und ließen ihn laut aufschreien. Doch noch gab er nicht auf, er schlug mit höhster Aufbietung seiner Kräfte nach den Wesen und so gut es ging nach Levian. Jedoch vergeblich, immer wieder wich er aus und Luthien hatte keine Chance ihn zu treffen. In der Zwischenzeit kamen Arithon und Talith dem Ort des unfairen Kampfes immer näher und das Schreien dröhnte in den Ohren der beiden. "Mach schneller, Epona! Vater ist in Gefahr!", schrie der Jüngling sein Pferd an und ließ der Stute genug Zügelfreiheit. Talith klammerte sich an ihrem Freund fest. Auch sie hatte Angst... Wenige Zeit später waren sie nur noch gut fünfzig Meter vom Geschehen entfernt und Arithon stockte der Atem. "Vater...", murmelte er und schluckte. Kurzerhand stieg er vom Pferd ab und packte sich seinen Köcher und den Bogen. Er legte einen Pfeil an und zog die Sehne des Bogens. "Aufhören!", schrie er und ließ den Pfeil davon schnellen. Und er traf - Eine Kreatur Levians ging zu Boden. Sofort stoppte der Kampf und die 'Unbenennbaren' sowie der Kommandant verharren. "Oh Gott, Arithon. Sei vorsichtig!", flehte Talith und sah ängstlich zu dem Jungen. Dieser nickte stumm und trat näher an die Meute heran. "Hey, was sollte das? Misch dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen!", fauchte Levian und funkelte Arithon erzürnt an. "Angelegenheiten die mich nichts angehen? Nun, diese Sache geht mich etwas an! Immerhin habt Ihr meinen Vater verletzt. Und das lasse ich nicht weiter zu!", knurrte Arithon und ging weiter auf den Kommandanten zu. "So, deinen Vater? Dann bist du der, den wir suchen. Welch eine Freude.", grinste der junge Mann und stützte sich auf sein Schwert. Er warf einen Blick zu seinen Kreaturen und musste unweigerlich lachen. "Das wird einfacher als ich dachte! Wie willst du denn bitte ohne Waffe für den Nahkampf gegen mich ankommen? Oder willst du mich mit deinen Pfeilen pieksen?" "Nein, gewiss nicht! Aber passt gut auf!", meinte Arithon ernst, warf seinen Bogen beiseite und hob seine Hand. "Jetzt, Vater!", rief er und sah direkt zu Luthien, der mit letzter Kraft sein Schwert in die Richtung von Arithon warf. Natürlich fing er die Waffe, da Luthien und er es beim Training nicht anders machten. "Wir Ihr seht, nun habe ich eine Waffe.", erklärte er mit einem leicht finsterem Grinsen zu Levian, sah dann aber nochmal zu dem älteren Mann. Er hielt sich die linke Brust und krümmte sich zusammen. Die Zähne zusammengebissen und mit schmerzverzogenem Gesicht stöhnte er leise vor sich hin. "Ja, da hast du wohl recht. Aber das bringt dir auch nicht viel! Mach dich auf deine Niederlage und deinen Tod gefasst!", fauchte der Kommandant und hob sein Schwert. "Doch bevor wir beginnen will ich noch diese unschönen Geräusche beseitigen...", erklärte er leise, fast bedrohlich, und schnippte mit den Fingern. Darauf spreizten die 'Unbennenbaren' ihre Klauen und schritten auf den am Boden liegenden Luthien zu. Im nächsten Augenblick stachen sie weiter auf ihn ein. Blut benetzte die dunkle Haut des Mannes und seine Kleidung wurde durchtränkt mit dem Lebenssaft. Arithon konnte nur geschockt zusehen. Es ging zu schnell, als dass er es hätte verhindern können. Stattdessen ballte er seine linke Hand zur Faust und senkte den Kopf. "Du mieses Drecksschwein...Er lag bereits am Boden. Und er war unbewaffnet!", sprach der Jüngling leise und wartete noch einen kurzen Moment. Dann riss er ruckartig den Kopf empor und funkelte Levian an. In den blauen Augen Arithons erkannte man blanken Zorn und die Verachtung gegen die Tat des Kommandanten. "Kommt und kämpft mit mir, auf Leben und Tod. Ich werde keine Rücksicht zeigen und keine Gnade kennen." Darauf packte der Junge sein Schwert fester und ging nochmal in sich. Dann stürmte er los, das Schwert Luthiens weit zum Schlag ausgeholt. Ein erbitterter Kampf entflammte und Levian musste doch hart einstecken. Er wehrte sich trotzdem noch gut und verteilte an Arithon harte Gegenstöße. "Du bist nicht übel, Junge! Der Alte hat dir ja doch noch was ordentliches beigebracht!", brachte der Untergebene Darpirs von sich, als er mit hoher Aufbringung seiner Kraft einen Schlag von Arithon parierte. "Auf Euer Lob kann ich verzichten! Sagt mir lieber was Ihr von uns wollt!", zischte der Junge und hielt dem Druck Levians stand. "Wir wollen dich, am liebsten tot! Der Alte war uns egal...", entgegnete der Kommandant darauf und sah in die blauen Augen des Jungen, ihm gegenüber. "Warum soll ich sterben?", fragte Arithon und versuchte dabei Levian von sich wegzudrücken, da er ihm gefährlich nah kam. "Du bist meinem Herrn im Weg. Mehr brauchst du nicht zu wissen.", kam als Antwort des Herrn der 'Unbenennbaren'. "Und jetzt hör auf Fragen zu stellen. Das nervt langsam! Kämpfe lieber!" Das ließ sich Arithon kein zweites Mal sagen und rammte dem Kommandanten sein Knie in den Unterleib. Als Levian kurz mit seiner Parade aussetzte grinste der Jüngling kurz und gab ihm einen Tritt, sodass der junge Mann direkt in die Klauen einer seiner Kreaturen stolperte. Das mochten sowohl Levian als auch die Kreatur nicht besonders und so kam es, dass das Monster seinen Meister beiseite schubste und knurrend auf Arithon zuging. Die Artgenossen der Kreatur fühlten sich wohl auch sehr in ihrem Stolz verletzt und folgten ihrem Kamerad. Auch die Zwei, die auf den Dämon aufpassen sollten. Diese rissen sich mehrere Stacheln aus ihrem Rücken und 'tackerten' den Jungen damit an die Wand. Es sah allerdings nicht danach aus, als wenn es Levian etwas ausmachte. Er grinste als er das unsichere Gesicht Arithons sah. Dieser hatte noch nie solche Viecher gesehen, geschweige denn mit ihnen gekämpft und war dem entsprechend vorsichtig und wich ein paar Schritte zurück. Das Schwert dennoch weit ausgeholt. "Na, in Bedrängnis?", zischte die Kreatur plötzlich und bewegte seine Klauen bedrohlich. Arithons Augen weiteten sicht, als er das Monster sprechen hörte. Die Stimme war rauchig und düster und dem Jungen lief ein leichter Schauer über den Rücken. Doch davon wollte er sich nicht abschrecken lassen...Genau, er wollte Luthien rächen, egal was passiert. Selbst wenn er dabei drauf gehen würde. "Nicht, dass ich wüsste...", knurrte Arithon und musterte die Kreatur von oben bis unten. Es schien so, als wären die Beine die einzig verwundbare Stelle. Zumindest trugen die 'Unbenennbaren' dort nur schmale Eisenpanzer, die bis an die Knie hochreichten. "Ein gezielter Schlag in den Oberschenkel und die Schlagader wäre getroffen. Die Bewegungen dürften ihnen dann etwas schwer fallen...Wenn sie nicht sogar verbluten würden.", dachte der Jüngling und verengte die Augen. "Aber dazu muss ich erstmal nah genug an sie herankommen...Probieren geht über studieren! Auf geht's!", entschloss er sich gedanklich und stürmte mit einem lauten Kampfschrei auf die Monster zu. Zu Arithons Verwunderung spürte er dabei nicht einmal mehr seine Wunden. Ja, es kam ihm schon so vor, als wären sie verheilt. Der Kampf Mensch gegen Monster entflammte zum zweiten Male...Dem Jungen fiel es nicht sehr schwer dicht genug an die Monster heran zu kommen, das taten sie von alleine. Aber diese Klauen! Sie trafen den Jüngling öfter, als er die Kreaturen. Es ging eine ganze Weile so und Arithon steckte Schläge, Schnitte und Tritte weg. Sein Hemd zeigte aber kaum einen Flecken Blut und er spürte auch nicht, dass der Lebenssaft seine Glieder hinunter rann. Doch der Falkenjunge hatte zu dem Moment keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn er konterte nun schlagfertig und rammte sein Schwert in den Schenkel von einer der Kreaturen. Das Monster schrie laut auf und hielt sich das Bein. Dabei ging es keuchend und röchelnd zu Boden...eine rote Flüssigkeit benetzte nun die blassen Klauen und bildeten eine Pfütze am Boden. Der Geruch von Blut lag nun in der Luft und Arithon atmete immer schneller und auch seine Bewegungen wurden geschmeidiger, schneller und durchdachter. Immer wieder rief er sich die Worte Luthiens ins Gedächtnis, die er dem Jungen so oft gepredigt hatte, und mähte die 'Unbenennbaren' nieder. Der rote, warme Lebenssaft spritze durch die Luft, benetze die Wangen und Hände des Jünglings und auch das einst so grüne Gras wies nun eine durch und durch rote Farbe auf. Da stand er nun, Arithon, mit dem Blick gen Boden gerichtet in der Mitte von leblosen, blutdurchtränkten und unzähligen Körpern und senkte langsam das Schwert. Die einst silbern-glänzende Schneide war nun befleckt von dem Blut der Kreaturen... Der Falkenjunge atmete nun wieder ruhiger und fing an seine linke Hand zu betrachten. "Jetzt seid nur noch Ihr da...", fing Arithon an zu sprechen und sah auf. Sein Blick traf den des Kommandanten. "Eure übrigen Kreaturen werden sicherlich nicht so dumm sein und sich mir nochmal in den Weg stellen." Levian grinste. "Oh ja, da hast du recht, Junge! Nur noch ich bin da...Und ich werde es sicher nicht zulassen, dass du die Pläne meines Herrn gefährdest! Das vorhin war so oder so nur das aufwärmen...Und nun kenn ich dazu noch deinen Kampfstil." "Das Leben deiner Leute war dir also ganz egal. Du hast sie nur benutzt um zu sehen, was und wie viel ich kann?!" Der Kommandant lachte schallend und zog sein Schwert. "Ah, ah...So egoistisch bin ich auch nicht, dass ich meine Kreaturen nur für meine eigenen Zwecke benutze. Immerhin bin ich ihr Schöpfer und somit ihr Vater, da kann mir ihr Leben doch nicht egal sein." Arithon schaute verdutzt drein und musterte die Kreaturen nochmal genau und verglich sie mit dem Kommandanten. "Na, sowas...bei genauerem Hinsehen seht ihr euch sogar ähnlich! Die Hässlichkeit habt Ihr wohl an die Monster weitergegeben.", meinte Arithon trocken und grinste leicht hämisch. "Hüte deine Zunge!", fauchte Levian, erhob sein Schwert und streckte es in die Richtung Arithons. "Er ist genauso wie dieser Falcon...Beide haben ein großes Maul!", dachte er sich noch und ging dann einige Schritte auf den Jüngling zu, das Schwert noch immer erhoben. Das gleiche tat nun auch der Junge und warf dabei einen Blick zum Haus - Das Feuer breitete sich weiter aus und einige der Holzbalken fielen nieder. Einige Steinbrocken folgten und begruben Luthiens Körper unter sich. Arithon presste die Augen zusammen, als er es sah, und er fixierte deswegen schnell wieder Levian. Nun standen sie sich wieder einmal gegenüber und kreuzten die Klingen ihrer Schwerter. "Ich an deiner Stelle würde meiner kleinen blonden Freundin dahinten schonmal adieu sagen.", grinste der Kommandant und Arithons Augen weiteten sich. "Ich warne dich, lass bloß Talith da raus! Sie hat mit der Sache absolut nichts zu tun!", knurrte er und schaute Levian ernst in die Augen. "Keine Angst, der Kleinen werde ich nichts tun...Aber dir! Und es wäre doch wohl schade, wenn du dich nicht mehr von ihr verabschieden könntest, bevor du über den Jordan gehst. Oder was meinst du?" "Sind wir jetzt schon unter die Hellseher gegangen, oder woher wisst Ihr so genau, dass ich es sein werde, der über den Jordan geht und nicht umgekehrt?", fragte Arithon forsch und rieb die Schneide seines Schwertes an der von Levian. "Ich habe es im Gefühl!", antwortete der Kommandant lässig und grinste. "Und nun ist Schluss mit dem Plausch...Wir sind hier um zu kämpfen! Und vergiss nicht, du hast mir was versprochen...Du kämpfst auf Leben und Tod!" Arithon nickte und seine Augen verengten sich. Im nächsten Moment holte er zum Schlag aus und zog mit dem vorderen Teil der Klinge einen schmalen Schnitt über die Wange Levians. Dieser rieb sich mit der Hand darüber und wischte das Blut weg, was unmittelbar nach Arithons Aktion hervorquoll. "Lass deine Kindereien und kämpfe vernünftig!", fauchte der Kommandant und fing an den Jüngling anzugreifen. Und in der Tat, Levian hatte bei dem ersten Kampf gegen ihn längst nicht alles gezeigt und sich vornehm zurückgehalten. Arithon war noch etwas ausgelaugt von dem Kampf gegen die 'Unbenennbaren' und parierte deswegen nur halbherzig die Schläge, die an ihn ausgeteilt wurden. Dabei geschah es, dass Levian ihm eine große Schnittwunde, die sich über die gesamte Brust erstreckte, zufügte. Jedoch verspürte Arithon keinen Schmerz. Er dachte erst, dass er ihn aus irgendeinem Grund verdrängte, doch mit der Zeit wurde ihm bewusst, dass es gar nichts gab was hätte schmerzen können. Es gab keine klaffende Wunde! Auf der Brust sah man nur einen feinen, roten Strich, der eher einem Kratzer als einer Schwertverletzung glich. "Wie kann das sein?", fragte er sich gedanklich und hielt im selben Moment gegen einen Schlag von Levian an. "Verwundert?", wollte der Kommandant schließlich mit einem Grinsen auf den Lippen wissen und sah in Arithons blaue Augen. "Du hast allen Grund dazu, Falke! Immerhin hat man dich 17 Jahre lang belogen und dir eine Menge verheimlicht!" "Mein Name ist Arithon, nicht Falke! Und mein Vater hätte mich nie angelogen! Hört auf, so etwas zu sagen!", fauchte der Jüngling und stieß Levian von sich. Seine Wut war entfacht und er mobilisierte Kräfte, von denen er nichtmal wusste, dass er sie hatte. Arithons Augen glühten förmlich und auf seiner Stirn trat ein merkwürdiges Zeichen hervor. Levian sah verschreckt aus und wich mehrere Schritte zurück. "Graf Darpir...ich darf ihn nicht enttäuschen! Das wäre mein Ende!", sprach er leise zu sich, während er mit geweiteten Augen zu Arithon sah. "Aber wenn ich nicht fliehe, dann wird mir der Falke ein noch früheres Ende bereiten...Er ist stärker, als ich annahm!" Der Jüngling trat derweil immer weiter auf den Kommandanten zu und fixierte ihn mit seinem ernsten und kühlen Blick. "Wenn Ihr nicht unmittelbar in diesem Moment sterben wollt, rate ich Euch ganz schnell von hier zu verschwinden. Und nehmt Eure übrigen Schützlinge mit...Bevor ich es mir anders überlege und Euch doch den Gar ausmache!", meinte Arithon kühl und stand schließlich genau vor Levian. Dabei hielt er die Klinge seines Schwerts direkt an dessen Kehle. So kannte Talith, die den Kampf die ganze Zeit beobachtete, den Jungen gar nicht. Vorsichtig kam sie den beiden Kämpfern näher. Levian knurrte leise und bedrohlich. Er wollte noch nicht aufgeben und seine Wut über seine scheinbare Niederlage konnte man in der Luft spüren. "Ich werde gehen...", zischte der Kommandant und verengte die Augen. Dabei trat er zurück, bis zu seinem Pferd. Als er jedoch den linken Fuß in den Steigbügel setzte zog er etwas aus seinem Stiefel das kurz im Sonnenlicht aufblitzte, und hielt es vorerst noch versteckt. Derweil beruhigte sich Arithon wieder, legte sein Schwert beiseite und sah kurz zu Talith, ohne weiter auf Levian zu achten. Ein großer Fehler, wie er bald merkte... Zu dieser Zeit schleppte sich der Prinz entkräftet durch die Landschaft Tysans, in Richtung Stadt. Immer wieder musste er an seinen Vater denken, daran, wie Darpir ihn kaltherzig quälte und dann tötete. Und er dachte an Tamo, der sein Leben für das des Prinzen auf's Spiel setzte. Doch nun musste er sich auf eine andere Sache konzentrieren! Er musste den Kommandanten der Falken aufsuchen - Milan! Falcon wusste, dass er auf Milans Hilfe zählen konnte, denn die beiden verband eine sehr enge und langjährige Freundschaft, die die beiden sehr schätzten. Außerdem wusste der Prinz, dass sein Freund nah an der Grenze zu Havish stationiert war, um auf die Aktivitäten Darpirs aufzupassen. Meistens aber hielt er sich eher in den Tavernen der Stadt auf, als dass er im Lager etwas mit seinen Soldaten besprach. Da sich häufige Tavernengänge aber schlecht in seinem Lebenslauf machten, erzählte er, dass es nur um das aushorchen der Stadtbewohner ging. Trotzdem war er ein ausgezeichneter Kommandant, der alles stehen und liegen ließ, wenn es auch nur in geringster Weise um das Wohl seiner Leute ging. Für den älteren der beiden Prinzen wäre er wohl auch gestorben, wenn es nur Falcons Leben rettete. Dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf die Lippen von Prinz Falcon und er setzte seinen Weg fort. Zwar sollte er so schnell es geht aus Tysan verschwinden, doch er wollte erst Milan wiedersehen und ihm alles erklären, bevor er mit ihm zusammen nach Havish, ihrer beider Heimat, reiste. So verging noch eine Stunde, die Falcon aber wie fünf von ihnen vorkam, bevor er nun total ausgelaugt und kraftlos vor der Tür der Taverne 'Zur weißen Lilie' stand. Er stützte sich an der Hauswand ab und keuchte hörbar. Seine Wunden schmerzten und eben diese Schmerzen zuckten durch den ganzen Körper des Prinzen. Schließlich fasste er die Türklinke und stieß die schwere Holztür auf. Die Leute in dem großen Raum der Taverne sahen Falcon verdutzt an. Unter ihnen ein Mann von großer Statur, mit silber-blauen Haaren und einem gold-blauen Harnisch, den der Prinz schwach anlächelte. Viel mehr schaffte er aber nicht, denn er ging erschöpft zu Boden. "Falc!", rief der junge Mann aus und eilte sofort zu dem am Boden Liegenden. Vorsichtig nahm er den kraftlosen Körper auf den Arm und fauchte den Wirt an, dass er gefälligst Verbandszeug bereitstellen sollte. Langsam trug der Mann den Prinzen die Treppen hinauf und schaute dabei in dessen Gesicht. Als er vor der Tür seines Zimmers ankam, stieß er sie mit einem Fuß auf und legte Falcon behutsam auf sein Bett und strich ihm kurz über die Wange. "Es wird alles wieder gut werden, mein Prinz. Ich kümmere mich um dich.", flüsterte Milan und ging schnellen Schrittes zurück in die Gaststube und holte das Verbandsmaterial. Zurück im Zimmer trat er dicht an den Prinzen heran und setzte sich neben ihn auf die Bettkante. "Was machst du nur für Sachen?", fragte er Falcon leise und schob dann sachte das Oberteil von dem Prinzen nach oben, um die Verletzungen betrachten zu können. Milan atmete scharf ein, als er den Oberkörper seines Freundes sah. "Wer hat...?", wollte er gerade anfangen zu fragen, da regte sich der Prinz wieder und öffnete blinzelnd die Augen. "Falc, gut, dass du wieder bei dir bist.", sagte Milan ruhig und lächelte seinen Freund sanft an. Dieser wollte sich gerade aufsetzen, doch der Kommandant drückte ihn vorsichtig und doch bestimmt zurück in die Matratze. Kurz danach fing er auch schon an die Verbände um die Verletzungen zu binden. "Es ist nicht gut, wenn du dich jetzt schon wieder bewegst.", erklärte Milan gutmütig und sah in die Augen Falcons. Doch keine Minute später schlangen sich die Arme des Prinzen um den Oberkörper des Kommandanten und man hörte ein leises Schluchzen . "Milan, ich bin so froh, dass ich dich wiedersehe!" Falcon drückte sich dabei eng an den Umarmten und vergrub seine Finger in dessen Haaren. "Das bin ich auch, Falc...Sehr sogar!", erklärte Milan und erwiderte die Umarmung. "Wo bist du nur gewesen? Und wo ist dein Vater?" In diesem Moment durchzog ein stechender Schmerz das Herz des Prinzen und Tränen rannen über seine Wangen. "Milan, er ist...er ist...", stammelte Falcon und krallte sich fester in den Schopf seines Freundes. "Beruhige dich Falc, es ist alles gut. Ich bin bei dir..." "Gar nichts ist gut...", schluchzte Falcon weiterhin. "Vater...Er ist tot!" Milans Augen weiteten sich und er umschlang seinen Freund enger, als zuvor. "Es tut mir so Leid.", meinte der Kommandant schließlich betroffen und senkte den Blick. "Wenn ich doch nur gewusst hätte wo ihr seid...ich hätte dir und deinem Vater geholfen! Sag, welches Schwein war das?" Falcon atmete tief ein und erzählte unter Tränen alles seinem Freund. Von der Gefangennahme durch Darpir, bishin zur Preisgabe des wohl größten Geheimnisses, das die Falken je hatten, des Mordes von König Lysaer und seiner Flucht aus Gilgar.. "Mein Gott, warum erfahre ich erst jetzt davon? Man hätte es mir berichten müssen, dass du gefangen gehalten wurdest.", meinte Milan niedergeschlagen, ließ Falcon sanft zurück in die Matratze fallen und deckte ihn zu. "Ich werde das noch klären...und du ruhst dich aus. Das ist ein Befehl deines Kommandanten." Dabei lächelte er wieder etwas und streichelte dem Prinz über die Wange. "Milan, ich habe Angst. Was ist, wenn Dharkaron nicht entkommen konnte?" "Falc, daran darfst du nicht denken. Wir müssen jetzt abwarten...auch wenn es schwer fällt. Für Dharkaron können wir im Moment nichts tun." Falcon sah geknickt aus und atmete schwer aus. "Du hast wahrscheinlich recht, wie immer, aber..." "Falc, es wird alles wieder gut werden...Vertraue mir.", sprach Milan ruhig und gab seinem Freund einen Kuss auf die Stirn. "Danke..." "Wofür? Ich habe nichts besonderes getan...", meinte der Kommandant uns sah in die Augen Falcons. "Doch, das hast du. Denn du warst bisher immer als einziger für mich da." "Falc, es ist immer jemand für dich da gewesen. Auch wenn du es nicht einsehen wolltest...Dein Vater war immer da." Milan stand auf und sah zum Fenster hinaus. "Er hätte nie zugelassen, dass dir etwas passiert. Und ich werde das auch nicht. Deswegen werden wir morgen sofort Tysan verlassen." Er wandte sich wieder vom Fenster ab und schritt zur Tür. "Ich sage meiner Truppe bescheid. Einige bleiben hier stationiert, die anderen geben uns Geleitschutz bis nach Havish." "Beeil dich, bitte.", murmelte Falcon und sah auf seine Hände, die sich in der Bettdecke festkrallten. Milan nickte kurz. Dann trat er zur Tür hinaus uns schloss sie hinter sich. "Oh, Falc, du wirst nie wieder alleine sein...Denn ich werde nun immer in deiner Nähe sein. Jetzt, wo ich dich endlich wiederhabe.", dachte Milan und ging die Treppe hinunter. Kurz darauf verließ er die Taverne und machte sich auf den Weg ins Lager. Auch Graf Darpir schritt zu der Zeit steinerne Stufen hinunter in den Kerker, um Falcon einen Besuch abzustatten. Es war immerhin der Tag vor seiner Hinrichtung, zum Spaße von Darpir und seinen Schergen. Als der Graf jedoch die schwere Holztür öffnete entwichen ihm jegliche Gesichtszüge. Der Kerker war leer... "Tamo!!", schrie er durch die gesamte Festung und ballte dabei die Hände zur Faust. "Komm sofort her, oder ich reiße dir deine Beine ab. Dann kannst du rollen und bist vielleicht schneller!" Einige Zeit später kam Tamo, gesenkten Hauptes, in den Kerker zu Darpir. "Ihr habt nach mir verlangt...", sagte er unterwürfig. "Oder viel mehr geschrien.", fügte er in Gedanken hinzu und wagte es kurz, dem Grafen in seine gefühlskalten Augen zu sehen. "Wo ist dieser Falcon?", fauchte Darpir seinen Diener an und packte ihn fest am Kragen. Tamo drehte seinen Kopf zur Seite und schwieg. "Rede, du Wicht!" "Wie es scheint, ist er nicht hier...", meinte der Diener nur und verstummte dann wieder. "Du besitzt die Dreistigkeit mir eine solche Antwort zu geben?!", knurrte der schwarze Graf und griff den Kragen noch etwas fester und packte mit der anderen Hand Tamos Kinn, damit er in das Gesicht des Grafen schaute. "Wenn ich herausbekomme, dass du was mit dem Verschwinden zu tun hast...", zischte Darpir und sah dabei gereizt in die Augen seines Untergebenen. "Dann was?", fauchte Tamo aufsässig und funkelte seinen Herrn an. Er war an dem Punkt angelangt, da er sich nichts mehr von Darpir gefallen lassen wollte. "Dann solltest du schonmal dein Testament machen. Du wirst nämlich keine Zeit mehr haben, es an einem anderen Termin zu machen!" Grob ließ er Tamo wieder los und stieß ihn zu Boden. Noch ein böser Blick in Richtung seines Dieners und er verließ den Kerker. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. "Durchsucht sofort die Festung und die unmittelbare Umgebung! Er kann noch nicht weit sein, mit seinen Verletzungen!", befahl Darpir extremst angesäuert seinen Leuten und stapfte genauso sauer die Treppen zu seinem Arbeitszimmer hinauf. Im Kerker lehnte sich Tamo derweil an die kalten Mauerwände. "Ihr werdet ihn nicht finden...", flüsterte er und ihm entwich ein schwaches Lächeln. "Lauft, Prinz Falcon und rettet Euren Bruder." Doch wollen wir uns nun wieder nach Darkonia begeben. Genauer gesagt, an die Grenze dieses Reiches... "Arithon, pass auf!", rief Talith plötzlich und starrte auf Levian, der nur auf diesen einen Fehler Arithons wartete. Er holte seinen Dolch aus seinem Versteck und wollte sich gerade auf den Jungen stürzen, um ihm den Gar auszumachen. Auf Talith's Ausruf hin dreht sich Arithon um und wurden von Levian zu Boden gerissen. Ein wildes Gerangel entstand und der Falkenjunge versuchte so gut es ging den Dolch von sich fern zu halten. Der Kommandant kniete über Arithon und drückte mit der linken Hand die Kehle des Untenliegenden zu. Der Junge keuchte und umfasste das Handgelenk von Levian, um seinen Griff zu lösen. Somit konnte er natürlich nicht die Angriffe von seinem Gegenspieler parieren und er kassierte einige sehr tiefe Stiche in den Brustbereich. Womöglich hätte Arithon auch geschrien, wenn ihm nicht die Luft dazu gefehlt hätte. Levian hielt nämlich weiterhin die Kehle des Jungens und stach weiter auf ihn ein. Talith's Freund spuckte Blut und man hörte ihn nur röcheln. Sie konnte es nicht mehr mitansehen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. "Na, willst du mir immer noch den Gar ausmachen, du Narr?!", fauchte Levian Arithon ins Ohr uns drückte wieder etwas fester zu. "Ja...Das will ich...", brachte der Junge hervor und trat dem Kommandanten zwischen die Beine. Oh ja, das musste schmerzen...Levians Augen weiteten sich und er ließ endlich locker. Arithon atmete tief ein, ballte die rechte Hand zur Faust und schlug seinem Widersacher hart ins Gesicht. "Ich kann auch mit unfairen Mitteln kämpfen...Auch, wenn ich es nicht will! Aber ich hoffe, es tut weh!", meinte Arithon noch immer etwas keuchend und stieß den Kommandanten von sich. So schnell es ging rappelte sich der Junge auf und entriss Levian den Dolch. "Ihr liegt zwar am Boden und ich will eigentlich auch nicht auf Euer Niveau hinabsinken, aber es bleibt mir keine Wahl...", erklärte Arithon und rammte den Dolch in die Schulter des Kommandanten. Dieser schloss schließlich kraftlos seine Augen und regte sich kein Stück mehr. Nur sein Brustkorb hob und senkte sich noch. "Ihr Gestalten der Schatten!", rief Talith's Freund nun zu den übrigen von Levians Kreaturen und warf die Stichwaffe zur Seite. "Er lebt noch! Nehmt in mit euch und kommt nie wieder hierher!" Die schwarzen Gestalten sahen sich untereinander an und nickten sich zu. Schnell nahmen sie den schlappen Körper ihres Schöpfers und legten ihn auf sein Pferd. "Wir werden uns wiedersehen, Falke, das verspreche ich dir!", zischte eine der Kreaturen und stieg schließlich auch auf ihr Pferd. Als sie außer Sichtweite waren ging Arithon auf seine Freundin zu und legte seine Hand auf ihre Schulter. "Talith, es tut mir Leid, dass du so etwas mitansehen musstest..." Sie hob ihren Kopf und blickte in das dreckige und blutverschmierte Gesicht Arithons. "Ich hatte solche Angst um dich!", stieß Talith aus und umarmte ihren Freund hastig. Dieser zuckte kurz zusammen und stöhnte leise. "Talith, nicht so schnell, bitte...", meinte Arithon und löste sich erstmal aus ihrer Umarmung. "Oh, verzeih...Bist du schwer verletzt?" "Mir geht es gut, aber deine stürmische Umarmung..." "Lass mich sehen..." Vorsichtig streifte sie das Hemd über den Kopf des Jungen und beäugte verwundert den Oberkörper. "Wie kann das sein? Du wurdest doch fast durchlöchert...." Auf der Haut waren nur noch Narben und rote Striemen, die eher darauf hingedeutet hätten, dass Arithon gekratzt, anstatt durchbohrt wurde. "Ich habe keine Ahnung, Talith. Irgendwas stimmt nicht mit mir... Das war schon im Kampf mit diesem Kerl so seltsam..." Plötzlich verstummte der Junge. "Was ist?", fragte seine Freundin sofort, doch Arithon legte seinen Zeigefinger an seine Lippen. "Jemand ruft meinen Namen." Talith lauschte in die Stille, doch sie konnte niemanden hören. Die Sache kam ihr mehr als spanisch vor und sie konnte sich nicht erklären, was mit ihrem Freund los war. "Mein Vater...Er lebt noch!", rief Arithon aus und ging in Richtung der Trümmer, die über Luthiens Körper lagen. "Vater, ich hol dich da raus." Sofort fing der Junge an die Steine aus dem Weg zu räumen. Eine mühselige Arbeit, bei der er sich an den Händen verletzte. Auch Talith kam nun an die Seite von Arithon und half ihm. Sie wusste zwar nicht was los war, aber sie vertraute ihm. Nach einer Weile war der Körper von Luthien freigelegt und Arithon kniete sich neben den Kopf von ihm. "Vater, ich dachte du seist tot!" "Mein Junge...", fing der Alte an zu sprechen und hustete dabei roten Lebenssaft aus. "Ich...ich bin nicht dein wahrer Vater." Luthien sprach sehr leise und kraftlos. Seine Augen konnte er nicht mehr öffnen, deswegen tastete es nach dem Gesicht des Jungen. "Ich weiß...das kommt jetzt alles so plötzlich für dich...Und es tut mir so..." Er wurde wieder durch einen Hustenanfall unterbrochen. "So unendlich leid." "Aber, wer bin ich denn dann? Wo komme ich her?", fragte Talith's Freund verzweifelt und hielt Luthiens Hand, die an seiner Wange lag. "Mein Junge..." Über Luthiens Wangen rannen Tränen. "Du sollst wissen, dass du wie mein richtiger Sohn für mich warst..." "Das bleibe ich doch auch. Auf ewig!" Auch in den Augen Arithons sammelte sich das Wasser und er schluchzte leise. "Nein, denn meine Zeit ist schon bald vorüber...", röchelte Luthien und zitterte bei den Worten. "Das darfst du nicht sagen, hörst du?! Du hast mir noch so vieles beizubringen!" "Junge, du hast heute bewiesen, dass du es kannst...Ich brauche dich nicht mehr zu unterrichten." Die Stimme des Alten wurde immer dünner und wenn Arithon nicht seine Hand gehalten hätte, hätte er sie nicht mehr oben halten können. "Versprich mir eins...pass gut auf dich auf..." Arithon nickte und nun konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten. "Versprich es mir...Du Sohn des Falken..." Dies war sein letzter Atemzug und der Kopf Luthiens knickte zur Seite. "Nein, nein...Vater!!", schrie Arithon und beugte sich über den leblosen Körper des Alten. Talith kniete betroffen neben ihm und nahm ihn in den Arm. "Warum? Talith, sag mir bitte warum!" "Die Wege der Götter sind unergründlich. Sie werden ihre Gründe gehabt haben, dass es heute sein musste, da er zu ihnen kommt.", erklärte sie leise und streichelte dem Jungen über den Rücken. "Aber egal wer du bist, ich werde dich immer lieben. Du bleibst Arithon für mich, egal was kommt." Er nickte und löste sich aus der Umarmung. Einige Tränen waren noch in seinen Augen zu sehen, doch er stand auf und pfiff einmal laut. "Arithon, was hast du vor?" Als Epona zu ihrem Reiter trabte sah der Junge in das Gesicht von Talith. "Ich gehe." "Was?" Talith sah erschrocken zu ihrem Freund. "Ich muss erfahren wer ich wirklich bin.", meinte Arithon und sammelte Schwert samt Scheide ein und band sich die Scheide an den Gürtel. Danach ging er auf sein Pferd zu und stieg auf. "Versuche, mich zu verstehen und versprich mir, dass du immer auf mich warten wirst!", sagte der Junge noch und galoppierte schließlich los. Sein Blick war dabei auf Talith gerichtet, die regungslos dastand. "Auf Wiedersehen, Talith!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)