紅 von abgemeldet (Vampire in Tokyo ^^) ================================================================================ Kapitel 13: Guilt... -------------------- Keuchend blieb Sugihara vor einem Brunnen stehen und setzte sich auf den Steinrand. Er beugte sich vor, stützte seine Ellbogen auf den Knien ab und verbarg sein Gesicht mit den Händen. Seine Haare fielen ihm in blutrot glänzenden Wellen über die Schultern und er zitterte am ganzen Körper. Jedes einzelne noch so leise Geräusch um ihn herum nahm er um ein Vielfaches verstärkt wahr, sogar noch um einiges klarer als sonst. Er blieb einige Zeit so sitzen; ein Gedanke jagte den nächsten, doch nicht einer währte lange genug, dass er ihn hätte fassen können, um ihn weiter zu verfolgen und zu vertiefen. Was genau war passiert? Bruchstücke der vergangenen Minuten - von denen er nicht einmal wusste, wie viele es tatsächlich waren - spielten sich vor seinen Augen ab. Zunächst konnte er keinerlei Zusammenhänge erkennen. Und doch war er sicher, dass jede Szene enger mit den anderen verknüpft war, als es den Anschein hatte. Er sah Teru's ungläubiges und verwirrtes Gesicht vor sich. Im nächsten Moment ein fremdes Gesicht, von Angst verzerrt. Dann wiederum Blut. Viel Blut. Sein Atem ging noch immer schwer und stoßweise, der Schweiß bildete glitzernde Perlen auf seiner Stirn und seinen Wangen. Er biss sich auf die Unterlippe und nahm die Hände von seinem Gesicht. Er hatte zwar noch immer keine genaue Vorstellung davon, was sich zuvor genau abgespielt hatte, aber anhand der Bruchstücke, die er jetzt noch wusste, hatte er eine ziemlich unangenehme Ahnung. Er musste mit Teru reden. Dringend. Falls er überhaupt mit ihm reden wollte... Aber er musste es auf einen Versuch ankommen lassen. Er seufzte und stand wieder von dem Brunnenrand auf, dann machte er sich auf den Weg zu Teru's Wohnung. Als Shuichi aufwachte, war es still und dunkel. Scheinbar schlief Teru schon. Mussten Vampire eigentlich schlafen? Er wusste es nicht. Zuvor hatte er immer geglaubt, dass Vampire tagsüber schliefen, weil sie das Sonnenlicht nicht vertrugen und nachts jagten. Aber dass dem nicht so war, hatte Teru ihm eindeutig bewiesen. Er war eindeutig den ganzen Tag auf den Beinen gewesen. Aber der Junge ging trotzdem davon aus, dass er nachts "jagte", tagsüber wäre das viel zu auffällig. Leise stand der Junge auf und tapste in die Küche. Er hatte furchtbaren Durst, das war auch der Grund, warum er aufgewacht war. Shindou machte das Licht in der Küche an. Teru war nicht hier. Logisch. Er konnte sich nicht vorstellen, wieso Teru ohne Licht in der Küche sein sollte. Er ging ins Schlafzimmer zurück und machte auch dort das Licht an. Dort war er auch nicht. Der pinkhaarige Sänger biss sich auf die Unterlippe. Wo konnte Teru nur sein? Und wie lange war er schon weg? Er sah auf die Uhr - es war fast halb vier! Was um alles in der Welt mochte Teru um diese Uhrzeit wohl machen? Schließlich schüttelte er seufzend den Kopf. Warum machte er sich eigentlich solche Sorgen? Womöglich war Teru einfach nur ein wenig spazieren. Oder er brachte Hisashi nach Hause. Vielleicht war er auch auf der Suche nach etwas Essbarem. Jedenfalls würde ihm - Shuichi - hier sicher nichts passieren. Shindou ging wieder in die Küche, öffnete den Kühlschrank und verzog das Gesicht. Der Inhalt bestand hauptsächlich aus Bierdosen. Das erinnerte ihn an Yuki. Langsam ging er einen Schritt zurück, dabei ließ er die Kühlschranktür los, die sofort zufiel. Ihm kamen die Tränen. Was, wenn er Yuki niemals wiedersehen würde? Wenn Teru und Sugizo nun doch keine Lösung fanden und er sterben musste? Sicher machte sich der blonde Schriftsteller Sorgen um ihn. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal, wo sein junger Koibito war! Schluchzend sank der Junge auf die Knie. Was, wenn Yuki nun dachte, er hätte ihn verlassen? Womöglich wollte der kühle Autor nichts mehr von ihm wissen. Vielleicht war er ja froh, ihn los zu sein. Wenn man bedachte, wie Yuki sich in der letzten Zeit verhalten hatte, war das gar nicht so unwahrscheinlich. Er hörte nicht, wie die Tür geöffnet wurde und jemand in die Wohnung stürmte. "Shuichi?" Teru erhielt keine Antwort. Das Licht in der Küche brannte, ebenso im Schlafzimmer. Der schwarzhaarige Mann blinzelte und seine Kehle schien sich zu verengen. Er hatte das Gefühl, fast keine Luft mehr zu bekommen. Er konnte fühlen, dass der Junge hier war ... und dass er litt... War Sugizo etwa schon hier gewesen? Unwahrscheinlich. Teru stürmte ins Schlafzimmer. Auf den ersten Blick erkannte er bereits, dass sich niemand darin aufhielt. Also gab es nur noch einen Raum, in dem der Junge sich aufhalten konnte. Leise ging Teru in die Küche und sah Shuichi weinend vor dem Kühlschrank knien. Er trat auf das kleine Häufchen Elend zu und ging neben ihm in die Hocke. Anscheinend war er unverletzt. Teru schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete erleichtert auf. Der schwarzhaarige Sänger nahm den Jungen in den Arm und fuhr ihm sacht über den Rücken, um ihn ein wenig zu beruhigen. "Shhht... ist ja schon gut...", flüsterte er leise. Shuichi war nicht in der Lage, etwas darauf zu erwidern. Er gab nur vereinzelte Wortfetzen von sich, von denen sich einer verdächtig nach "Yuki" anhörte. Somit war Teru natürlich klar, warum der Junge so niedergeschlagen war. Er strich Shuichi eine pinke Strähne aus der Stirn. "Du vermisst Yuki sehr, hm?" Der junge Sänger nickte nur. Es dauerte gut eine halbe Stunde, bis der Kleine sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Schließlich hörte er auf zu schluchzen und hob den Kopf. Er sah Teru mit großen, tränenerfüllten Augen an. Der schwarzhaarige Mann hatte das Gefühl, ihm würde gleich das Herz brechen, als er den Schmerz und die Angst in den Augen des Jungen sah. "Ich will nicht sterben!", wimmerte Shindou mit brüchiger Stimme. "Ich will Yuki wiedersehen! Aber... aber ich habe Angst, dass er mich nicht mehr sehen will!" Teru musste schlucken. Er konnte den Jungen verstehen. Wäre er jetzt in seiner Situation, würde es ihm nicht anders ergehen. "Ich werde schon irgendwie dafür sorgen, dass du nicht sterben musst", murmelte er. "Und dann kannst du deinen Yuki auch getrost wiedersehen." "Ist das dein Ernst?" Shuichi's Augen wurden noch größer. "Heißt das... soll das heißen... habt ihr eine Lösung gefunden?" Teru seufzte. "Noch nicht... und ich bin mir auch nicht sicher, ob das so schnell möglich sein wird... aber ich verspreche dir, ich werde alles versuchen, was ich kann..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)