Die Memoiren der Rena Vorlender von Codepixie (Tagebücher einer Tremere) ================================================================================ Kapitel 2: Auf direktem Weg in die Zukunft ------------------------------------------ Auf direktem Weg in die Zukunft Nach ein paar Jahren Lehrzeit hielt der Herr des Gildenhauses, in dem ich gelernt hatte, es für angebracht mich einmal zu testen und zusammen mit Kainiten anderer Clans zur Erfüllung eines Domänen-weiten Auftrages auszusenden. Ob das unbedingt klug war oder ob ohne mich alles anders gekommen wäre werden wir wohl nie sicher wissen. Zu beginn dieses Auftrages lief auch noch alles wie geplant. Zugegeben, es gab ein paar Eingewöhnungsprobleme mit Mina und Louis, sie eine Toreador und er ein Malkavianer, und auch mit Alexis, den ich erst später kennen lernte gab es einige Probleme. Das lag hauptsächlich daran, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt keine Erfahrung mit anderen Clans gemacht hatte. Ich hielt mich so oft es ging im Gildenhaus oder an anderen Orten in einer Gruppe von Tremere oder ich war alleine. Sicherlich habe ich auch schon mehr als einmal das Elysium aufgesucht und ich hatte auch schon mit Mitgliedern anderer Clans zu tun, doch wohl fühlte ich mich eher in Gesellschaft meiner Familie. Ich war die Arbeitsmethoden anderer Clans nicht gewöhnt aber wir gewöhnten uns dann doch aneinander. Unsere Aufgabe bestand darin, den Mord an Menschen, die offensichtlich durch Kainiten zu Tode gekommen waren, aufzuklären. Nach ein paar Befragungen von Augenzeugen und ein bisschen Glück war der Schuldige, ein unerlaubt und unbekannt in der Stadt lebender Tzimisce, dann auch schnell gefunden. Und hier teilten sich Minas und meine Vorstellungen von Befehlbefolgung: es hieß eindeutig: tötet den Schuldigen nicht! Macht ihn nur kampfunfähig! Und was tat Mina...? Sie tötete ihn. Tod durch Diablerie. Und das, wo Diablerie an sich schon verpönt ist und dann hatten wir auch noch diesen Befehl. Der Sheriff staunte nicht schlecht, als er kam. Wir hatten ihn zuvor, als der Tzimisce noch gepflockt auf dem Boden lag, noch angerufen und ihm gesagt, dass wir ihn haben und als er dann kam saßen wir drei vor einem Häufchen Asche und konnten im Grunde keine Ergebnisse präsentieren. Zumindest nicht die gewollten Ergebnisse. Doch damit nicht genug: kaum war ich wieder bei mir zu Hause, rief Mina bei mir an und berichtete mir von einem Brief, den sie bei sich gefunden hatte. Sie forderte mich auf, sofort zu ihr zu kommen, da dieser Brief uns alle betreffen würde und als ich dann bei ihr war und den Brief las, verstand ich ihre Aufregung voll und ganz. Man drohte uns, wir sollen uns aus Angelegenheiten heraushalten, die uns nichts angingen sonst würde uns etwas schlimmes widerfahren. Unterzeichnet war dieses Schreiben von einer Organisation namens Dyna Corps. Keiner von uns hatte jemals etwas von Dyna Corps. gehört wir waren uns jedoch alle einig, dass wir dieses Schreiben ernst nehmen sollten. Mina und Louis beschlossen einen Freund der beiden , sein Name war Alexis von Hohenstein-Giovanni, zu kontaktieren, da sie wohl Hilfe von ihm erwarteten. Er hätte wohl eine kleine Festung anstelle eines Hauses, in dem wir sicher wären. Da wir erst noch den Prinzen informieren wollten, fuhren wir drei erst einmal zu ihm. Wir drei fuhren in drei verschiedenen Autos und irgendwie legte Louis, der als letzter losfuhr, sich noch mit einem Werwolf an und kam gerade rechtzeitig an um mitzubekommen, wie die Zuflucht des Prinzen explodierte. Wir hatten ihm noch alles über den Brief berichten können und dann kam auch schon der Anruf, der uns offenbarte, das jetzt die erste Warnung kommen würde und schon explodierte mein Auto. Kurz danach kam der zweite Anruf, die zweite Warnung, und das war das Haus des Prinzen, soweit ich mich recht erinnere. Und dann kam Louis an und erzählte uns von seiner Begegnung mit dem Werwolf, der ihm wohl das Auto unter dem Hintern weggesprengt haben musste. Wir beschlossen, dass wir uns mit einem Taxi zu Alexis Haus begeben sollten. Wir hofften in dem Taxis sicher zu sein, doch auch dieses Vorhaben sah Dyna Corps. voraus und schickten uns ein "präpariertes" Taxi. Letzten Endes, nachdem wir uns aus dem tickenden Taxi befreien konnten, starb der Prinz: ein Scharfschütze auf einem Häuserdach schoss ihm den Kopf vom Hals. Wie er das geschafft hatte weiß ich nicht aber Tatsache war, dass unser Prinz nun in Form von Asche zu unseren Füßen lag. Ein Helikopter am Horizont schenkte Mina und Louis neue Hoffnung. Warum erfuhr ich bald, denn sie liefen geradewegs auf das Haus Alexis' zu und tatsächlich war es der Giovanni, der mit dem Helikopter ankam. Er ließ uns in sein Haus und wollte uns gerade sagen, dass wir mit dem Helikopter fliehen könnten, als wir einen Knall von draußen hörten und sich das Fluggerät in Rauch auflöste. Es war klar, dass wir nicht einfach so im Haus sitzen bleiben konnten und Alexis schlug uns vor, wir könnten in seinen Privatbunker unter seinem Haus gehen und uns dort in Starre legen, um dem Angriff zu entgehen. Er versprach uns, dass man uns dort niemals finden würde und dass es dort absolut sicher wäre. Und als wir die Treppen zu diesem Bunker hinabstiegen konnte ich nachvollziehen, warum er so zuversichtlich war. Diverse mehrere Zentimeter dicke Stahltüren mit vielstelligen Zahlencodes, die bestimmt niemand knacken würde. Und genau diese Tatsache wäre uns beinahe zum Verhängnis geworden, aber dazu komme ich später noch. Wir vier beschlossen, uns für ein paar wenige Jahre in Starre zu legen und uns dann wenn nötig gegenseitig zu wecken. Offensichtlich sind aus den paar Jahren Starre, in die wir uns legen wollten doch ein paar Jahre mehr geworden. Es mussten wohl so an die 250 Jahre gewesen sein oder besser gesagt: werden es gewesen sein. Das ganze ist etwas verwirrend, das gebe ich zu, doch es ist nicht so schwer, dass man es nicht verstehen könnte. Die Zeit ist schon eine Sache, mit der man vorsichtig umgehen sollte und von der man leicht in die Irre geführt werden kann aber das, was uns widerfahren ist, ist noch nicht sehr kompliziert. Wenn man ein bisschen Ahnung von den Fähigkeiten meiner Familie, also meines Clans, hat sollte es eigentlich nachvollziehbar sein. Natürlich muss man nicht im einzelnen wissen, was wir können aber ich denke, dass jeder eine grobe Vorstellung davon hat. Das ganze Desaster begann ja eigentlich mit dem Feldzug der Dyna Corps. gegen die vampirische Bevölkerung von Düsseldorf. Warum dieser Angriff jetzt im einzelnen stattgefunden hatte weiß ich nicht. Das weiß denke ich keiner außer der Dyna Corps. selber und auch die wissen es wahrscheinlich nicht alle. Eigentlich brauche ich das auch gar nicht wissen, denn es wird ja erst noch passieren. Ziemlich verwirrend, oder? Wie auch immer, Tatsache ist, dass ich zusammen mit ein paar Freunden in Starre gelegen habe, um diesem Angriff zu entgehen. Und dem Angriff der Dyna Corps. konnten wir wirklich entgehen und eigentlich hielten wir den Bunker, denn Alexis unter seinem Haus gebaut hatte und in dem wir "schlafen" wollten, für absolut sicher. Nur hatten wir nicht bedacht, dass unser Freund Louis vom Clan des Mondes kommt und vom Wahnsinn besessen ist. Während wir in Starre lagen hatte er nichts besseres zu tun, auf sämtliche Tasten des Kontrollpultes zu drücken, bis er die Selbstzerstörungsfunktion gefunden hatte. Natürlich hatte er diesen Knopf durch Ausprobieren gefunden und erst erkannt, was er getan hatte (oder besser gesagt: getan haben wird) als ein Countdown ertönte. Und wir, die wir in Starre lagen, bekamen alles, was er tat, mit und konnten rein gar nichts tun. Eigentlich wollte ich ihn schon pflocken, als er Alexis von dem Bett nahm und ihn irgendwo hin forttrug. Wie Louis ihn tragen konnte ist mit noch heute ein Rätsel aber darüber mache ich mir keine Gedanken mehr, denn eigentlich war es unwichtig. Was wirklich wichtig war, war der Countdown, den er ausgelöst hatte. Am liebsten wäre ich ausgesprungen und hätte ihm den Kopf abgeschlagen. Verdient hätte er es aber das ging nicht, zu fest saß die Starre in den Gliedern und Mina und Alexia ging es anscheinend nicht anders. Alexis ärgerte sich wohl am meisten, denn es gab bestimmt eine Möglichkeit, diesen Countdown zu beenden, die natürlich nur er kannte. Es wurde still. Nur der Countdown, der langsam die Sekunden hinunter zählte und Louis, der mit seiner imaginären Schwester Leonie sprach, brachen die beängstigende Stille. Und dann folgte ein Knall von ohrenbetäubender Lautstärke. Jetzt weiß ich, wie sich eine Atomexplosion anhört, denn das war es, wie wir später erfuhren. Doch zu dieser Zeit dachte ich, ich müsste endgültig sterben Ich konnte mich nicht erinnern, wie ich mich gefühlt hatte, bevor ich in Clan und Haus Tremere wiedergeboren wurde. Ich wusste es nicht mehr doch wenn ich es gewusst hätte, dann hätte ich auch gewusst, dass ich nicht tot war. Ich erwachte rund 245 Jahre später wieder und mit mir Mina und Louis. Alexis jedoch nicht, warum auch immer. Als ich ihn wecken wollte und ihm den Staub erst einmal vom Gesicht pustete zerfiel er zu Staub. Ich war fest davon überzeugt, er hätte irgendeine Krankheit der Tzimisce und wäre deshalb entgültig gestorben. Mittlerweile weiß ich, dass das absoluter Schwachsinn ist. Ich musste das damals irgendwie verwechselt haben. Wie mir, MIR als Mitglied von Clan und Haus Tremere, das passieren konnte weiß ich nicht und ich könnte mich dafür schlagen. Dafür hatte man mich nicht viele Jahre lang unterrichtet und mir unzählige Geheimnisse des kainitischen Daseins mit allen seinen Risiken vermittelt. Ich schäme mich noch heute für den Unfug, den ich von mir gegeben hatte und ich bestrafte mich noch viele Monate danach mit langen Studien bis früh in den Morgen. Bis an den Rand der Erschöpfung habe ich mich getrieben, bis ich drohte zusammen zu brechen. Die Aufzeichnungen, die ich dies betreffend machte, bewahre ich nach wie vor in einer fest verschlossenen Truhe auf. Ich glaube Louis hatte als einziger gewusst, was für einen Quatsch ich da eigentlich erzählt hatte und ich denke er glaub auch jetzt, zwei Jahre danach noch, ich hätte Alexis diableriert, was natürlich nicht stimmt. Welchen Grund hätte ich gehabt so etwas zu tun? Auch wenn er nicht aus meiner Familie stammt habe ich noch lange nicht das Recht, ihn zu töten. Wenn ich jemandem etwas hätte antun dürfen, dass wäre das Louis gewesen, denn immerhin hätte er uns mit seinem verfluchten Wahnsinn alle umbringen können, was er billigend in Kauf nahm, als er wie wild auf die Tasten drückte. Was er damit erreicht hatte, sollten wir sehen, als wir den Bunker verlassen hatten und sahen, was aus Düsseldorf geworden war. Eigentlich hatten wir wahnsinniges Glück, dass wir überhaupt dort heraus gekommen waren. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Aufzugschacht zubetoniert worden wäre. Es hätte für uns keine Chance gegeben, dort herauszukommen. Aber aus irgendeinem mir nicht in Erinnerung gebliebenen Grund hatten wir schon die Hoffnung gehabt, dass wir wieder dort heraus kommen würden. Lediglich eine instabile Backsteinmauer versperrte uns den Weg. Sie stellte jedoch kein Hindernis da, eben weil sie so instabil war. Ich kann gar nicht glauben, dass sie dort ein solch instabiles Gebäude errichtet hatten. Wenn ich bedenke, was für ein Hochsicherheitstrakt vorher an dieser Stelle stand...verrückte Welt, ich stelle es immer wieder fest. Wie auch immer, nachdem wir ein paar Steine aus dieser Mauer herausgebrochen hatten konnten wir in einen Keller hineinklettern. Ein sehr seltsamer Raum, die Lampe an der Decke schien zu flimmern, als ob sie kaputt wäre. Ein Regal mit mehreren Kisten stand an der Wand und im übrigen Raum waren braune Kisten der gleichen Art verteilt. In einer davon fanden wir zu unser aller Glück ein paar Kleider, denn unsere Alten waren logischerweise über die Jahre zerfallen. Es war schon irgendwie komisch, ohne Kleidung jeder Art diesen Schacht hinaufzuklettern und es wundert mich eigentlich, dass Mina deswegen keinen Aufstand geprobt hat. Ihr als Toreador hätte ich eine solche Aktion auf jeden Fall zugetraut und eigentlich auch von ihr erwartet. Das, was wir dann in diesen Kisten fanden, traf zwar bei weitem nicht meinen Modegeschmack aber immer hin war es etwas, was passte. Zwar sahen wir alle drei ein wenig seltsam aus mit dieser neongrellen Kleidung und den Springerstiefeln, die wir tragen mussten, weil wir nichts anderes gefunden hatten, aber es ließ sich nicht ändern. Unbekleidet weiterzugehen hätte bestimmt noch mehr aufsehen erregt als diese Dinge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)