Tochter des Hohepriesters von Bettyna (Das Schicksal eines kleinen Mädchens) ================================================================================ Kapitel 5: V ------------ V Die Kutsche rumpelte über das grobe Pflaster und ich wurde hin und her geworfen. Ich sah aus dem Fenster und erblickte die neugierigen Leute, die uns nachsahen und sich wohl fragten, wer in dieser prächtigen, kostbaren Kutsche saß. Plötzlich erblickte ich die alte Hischaru. Sie blickte die Kutsche auch an. Da fiel ihr Blick ins Innere, genau auf mich. Die Verwunderung war ihr nun wie auf die Stirn geschrieben, auf die Stirn, die nun mit vielen Furchen durchzogen war. Hischaru war schon immer alt gewesen, solange ich sie kannte, und sie wurde auch immer älter, doch ihre wahren Lebensjahre waren unbekannt. Würde sie noch leben, wenn ich vielleicht einmal wieder in meine Heimatstadt Theben zurückkehren würde? "Wohin bringst du mich, Vater?", fragte ich abwesend. Er hatte es mir bis jetzt noch nicht verraten, er war die ganze Zeit nur stillschweigend mir gegenüber gesessen. "Ich bringe dich in die Tempelanlage des Re in der Oase Siwa.", erklärte er mir knapp. Bei der Benennung meines Bestimmungsortes als die Oase Siwa, wurden meine Augen groß. Nein, nicht vor Überraschung, sondern von blankem Unglauben. Die Oase Siwa war einer der entferntesten Orte der Zivilisation hier in Ägypten. Die Oase lag mitten in der Wüste, drei Tagesritte mit kräftigen, ausdauernden Kamelen von der nächst größeren Stadt entfernt und zig Tagesmärsche. Dort war nichts, nur ein paar Menschen, die sich dem Dienste Res verpflichtet hatten, sonst niemand. Als ich meinen Vater wieder ansah, grinste er sein abscheuliches Grinsen. "Wie ich an deiner Reaktion erkenne, kannst du mit dem Ort Siwa etwas anfangen... Es wird der beste Ort sein, dich etwas zu lehren, ohne dass du abgelenkt und dir irgendwelche Flausen, wie Flucht, in den Kopf setzt... Doch zuvor statten wir Memphis noch einen Besuch ab.", sagte er und versank wieder in Schweigen. Memphis... Die Hauptstadt unseres Landes und der Sitz des Pharaos. In Memphis am Nil stand sein großer, goldener Palast. Warum mussten wir dorthin? Ach ja... Ich konnte mir meine Frage selber beantworten. In Memphis waren die großen Tempel der Götter und falls mein Vater wirklich vor hatte, mich zu einer Priesterin Res zu machen, musste er mich im Tempel des Re vorstellen und registrieren lassen. Früher war es nicht so, früher konnte man Priesterin werden, wo man wollte, doch nun wurde der Götterkult streng beobachtet. Zu viele Priester und Priesterinnen für einen Gott waren nicht gut. Ich wusste, dass Tempel des Re wenige Priesterinnen hatten, doch warum, konnte ich nicht sagen. Memphis war die Stadt in der alle Pharaonen residierten und von wo aus das Land regiert wurde. Ich war noch nie in Memphis gewesen, doch es musste dort wundervoll sein. Vielleicht würde ich ja dort den Pharao treffen... Seitdem ich Mutter die Geschichte an diesem einen Tag erzählt hatte, hatte ich das Thema nie wieder angesprochen - ich wusste, dass es mir danach Leid getan hätte. Umso mehr freute ich mich nun, nach Memphis zu kommen. Doch ich stutzte plötzlich. Memphis war von Theben zu weit entfernt, als dass wir es bald erreichen würden. Mit der Kutsche würden wir über einen Tag brauchen, Pausen für Mensch und Tier miteinbezogen. So schnell wie meine Freude gekommen war, so schnell war sie wieder verflogen. Ich seufzte leise und drückte mich in die Ecke der Sitzbank. Gelangweilt beobachtete ich das Treiben der Stadt. Es war früher Nachmittag und auf den Straßen ging es geschäftig zu. Ich kannte diesen Teil der Stadt nicht, nun, wie denn auch, ich durfte mich alleine nie weit entfernen und Mutter hatte mit mir auch noch nie einen Schritt ins Fremde getan. Dies war meine erste Reise und ich trat sie völlig einsam und verlassen ab. Es war ungewiss, was mit mir geschehen würde, das wusste nur einer, und zwar mein Vater. Doch er machte nicht die geringsten Anstalten, es mir zu erklären und ich hatte auch nicht vor, ihn danach zu fragen. Das einzige, was ich mitbekommen hatte, war, dass ich zu einer Priesterin werden sollte und von nun an viel lernen musste. Na ja, lernen war nichts, was ich noch nie getan hatte, es war mein Lebensalltag gewesen. Die Zeit verging nur langsam. Ich fragte mich schon, wie ich nicht vor Langeweile sterben sollte. Wenn die Fahrt so eintönig weitergehen würde, wusste ich nicht weiter. Doch bevor ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, wurde die Kutsche langsamer und kam am Straßenrand plötzlich und für mich unerwartet zum stehen. Da erhob sich mein Vater von seinem Platz. Ich sah ihn fragend an. "Du bleibst hier, Ia-Re. Ich werde meine Sachen holen und in eine andere Kutsche steigen... Ach, habe ich dir noch nicht gesagt, dass ich dein Lehrmeister sein werde, für die gesamte Zeit deiner Ausbildung? Ich habe Großes mit dir vor, Tochter!", sagte Vater höhnisch und stieg hinaus. Als er die Tür zugeschlagen hatte, stand ich auf und lehnte mich aus dem Fenster der Kutschentür. Dieser Stadtteil von Theben war sehr vornehm. Dan jeder Straßenseite waren viele Tempel, deren hohe, verzierte Mauern hoch in den Himmel ragten. Gewaltige Säulen stützten die Dächer. Doch es waren einfache Tempel. Sie zeugten zwar von der Pracht und dem Ansehen jenen Gottes, dem sie dienten, sie waren jedoch nichts gegen die großen, überdimensionalen Tempel in Memphis, so hatte ich gehört. Ich sah, wie mein Vater die Treppen zu einem Tempel hochstieg, vor dem die Kutschen hielten. Es war ein vergleichsweise kleiner Tempel, der auch eher einem normalen Wohnhaus glich. Ich wusste, dass Vater als Hohepriester dem Gott Seth diente. Seth war der Gott der Finsternis und alles Bösen, der Gott der Wüste, des Chaos und des Unglücks. Ich fragte mich, was ihn wohl zu seinen Diensten verschlagen hatte. Und wahrscheinlich wurde mein Vater deshalb im Palast des Pharao abgelehnt... Wenn ich daran dachte, dass ich die nächsten Monate, nein, Jahre mit meinem Vater verbringen sollte, dann würde die Verzweiflung in mir groß. Ich versteckte mich schnell wieder im Inneren der Kutsche, denn mein Vater war wiedergekommen, in Begleitung einiger Sklaven, die viele Körbe hinter ihn her trugen. Vorsichtig sah ich wieder hinaus. Die Körbe wurden in eine weitere, meiner gleichen, Kutsche geladen, die weiter vorne stand. Vater entließ die Sklaven und setzte sich in den Wagen hinein. Ich hörte einen gerufenen Befehl und dann setzte sich meine Kutsche wieder in Bewegung. Nun war ich wieder alleine, was mich aber nicht betrübte. Ich war lieber allein, als dass ich die unangenehme Gegenwart meines Vaters ertragen musste. So fuhren wir dahin. Ich verlor mein Zeitgefühl und bald wusste ich auch nicht mehr, wo wir waren. Bald konnte ich die Sonne durch das gegenüberliegende Fenster sehen. Der Tag neigte sich langsam seinem Ende zu. Auch mein Kinn sank immer mehr auf meine Brust. Als die Sonne dann verschwunden war, war auch ich eingeschlafen. (Hallöchen! ^^ An dieser Stelle mal ein kleines Nachwort! ^^ Die Charaktere und deren Namen gehören alle mir, die Orte und Namen der Götter aus dem alten Ägypten sind alle überliefert. Bei der Bestimmung der Weiten hilft mir sehr die Romanreihe "Ramses" von Christian Jacq. (Total super cooles Buch, nur zu Empfehlen!) In dem Buch ist auch eine Karte von Ägypten die mir sehr hilft. Ach ja, Namen von irgendwelchen wichtigen Persönlichkeiten, die auch noch eine Rolle spielen werden, werde ich auch erfinden, dazu gehören Personen die aus der Geschichte Ägyptens bekannt sind. Ich will nicht irgendeinem bekannten Pharao eine Geschichte anhängen und damit irgendeinen Schmarn verbreiten! ^^ Danken will ich meiner fleißigen Kommi-Schreiberin Ifnaka! ^^ Es dauert manchmal länger mit neuen Kapiteln, da ich immer gerne auf Vorrat schreibe, falls ich mal ne Schreibblockade hab, was bei mir nicht selten ist! ^^ Auch ist dieses Kapitel nicht das längste, aber da hat sich ein Ende angeboten... ^^ Bettyna ^^) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)