Tochter des Hohepriesters von Bettyna (Das Schicksal eines kleinen Mädchens) ================================================================================ Kapitel 20: XX -------------- XX Nach zwei Tagen verließ ich zum ersten Mal mein neues Zimmer im Palast. Obwohl Kanah mir schon berichtet hatte, dass der Pharao in einer Audienz bestätigt hatte, dass ich an dem Vorfall beim öffentlichen Empfang nicht beteiligt gewesen war, begegneten mir die meisten Menschen, die im Palast arbeiteten, immer noch mit Argwohn. Sobald ich vollkommen genesen war, sollte ich in die Leibwache des Königs eingeführt werden. Mir ging es eigentlich schon gut, der königliche Arzt, von dem ich regelmäßig betreut wurde, war jedoch anderer Ansicht und verpasste mich noch eine Woche Ruhe, wofür ich ihm insgeheim sehr dankbar war. Da ich nun viel Zeit hatte und ich mich schon so gut fühlte, dass ich ein paar Schritte tun konnte, hatte ich mich aufgemacht, das palasteigene Götterheiligtum zu besuchen. Kanah hatte den Weg für mich nachgefragt und somit würde ich ihn auch alleine finden. Ich hatte es nicht mehr aushalten können, untätig in meinem Bett zu liegen, in der Gewissheit, dass ich schon für eine längere Zeit meine Gebete vernachlässigt hatte. Ich bog ein wenig misstrauisch in einen dunklen Gang hinein und ging ihn bis zu Ende. Hinten war es ganz dunkel, doch ich ertastete mit meinen Händen eine große glatte Holztür. Das musste er sein, der Eingang zum Tempel. Ich hatte also doch den richtigen Weg gefunden! Ich öffnete vorsichtig die Tür und der helle Schein der Sonne blendete mich. Blind trat ich ein und schloss die Tür hinter mir. Meine Augen tränten von dem grellen Licht, das so unerwartet im Gegensatz zu dem dunklen Gang kam und ich musste einige Sekunden still verharren, bis sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten. Letztendlich richtete ich meinen Blick in die Mitte des Raumes - und ich erstarrte und erzitterte. Der Raum war halbrund. Er zeigte nach Süden, wo sich ein riesiges Fenster befand, doch auch nach Osten und Westen hin waren die Wände offen, so dass zu jeder Tageszeit die Sonne eindringen konnte. Es war angenehm warm hier, doch die Wärme rührte meiner Meinung nach nicht nur von der Sonne. In der Mitte war ein großer Altar aufgebaut. Dort war ein stufenartiges Podest aufgebaut, auf dem, je nach Ranghöhe, circa ein Ellen große Gottesbilder standen. Ganz oben stand als einziges das Abbild des Re, auf der Nächsten standen unter anderen Seth und Horus, dann auf der Nächsten waren unter vielen Isis und Hathor... Von diesen Abbildern und den weiteren magischen Gegenständen, die auf dem Altar lagen, kam eine übermächtige, durchdringende Aura. Sie zwang mich in die Knie. Diese Aura war jedoch nicht abweisend, sie war warm und schien mich einzuschließen. Unwillkürlich liefen mir ein paar Tränen die Wangen hinab, so tröstend war die hiesige Anwesenheit der Götter für mich. Das war das Zeichen für mich, dass ich zwar aus dem Tempel, jedoch nicht von der Gunst und dem Schutz der Götter ausgeschlossen wurde. In einem stillen Gebet versunken, erinnerte ich mich an den Namen, bei dem mich der Pharao zuletzt genannt hatte: Hathor. Hathor war die Göttin die Liebe, der Fruchtbarkeit, des Himmels, des Schicksals und des Schutzes. Hatte er mich so genannt, weil ich ihn beschützen sollte? Ich war unschlüssig, doch da fiel mir etwas weiteres ein, bei dem ich glaubte, die richtige Antwort gefunden zu haben. Hathor war die Tochter von Re. Mein Name bedeutete etwas ähnliches. Das war der Grund. Vielleicht stimmte es. Wenn es der Pharao so gesagt hatte... Weiterhin war ich schon so oft mit dem Schicksal und seiner möglichen Existenz konfrontiert worden. Wie oft hatte man mir gesagt, ich sollte dem Schicksal vertrauen? Wenn Hathor die Göttin des Schicksals war, dann war wahrscheinlich alles, was mir erzählt wurde wahr und mein Misstrauen unbegründet. Nun konnte ich auch an das Schicksal beten, mir immer gewogen zu sein. Ich betete weiter. Ich betete, dass die Götter den Menschen die Augen öffnen würden, damit sie das Wesentliche erkannten. Ich betete für den Pharao, dass kein böser Gedanke ihm schaden möge und das böse Mächte nichts gegen seine Macht des Lichts ausrichten mögen. Und ich betete für mich, dass ich in meinem neuen Amt als Leibwächterin des wichtigsten Mannes Ägyptens meine Aufgabe zufriedenstellend erfüllen würde. Da hörte ich plötzlich schnelle Schritte und dann Stimmen, die hinter der Tür aufbrausten. "Vater? Ich habe dich gesucht!", vernahm ich eine Stimme, die nach Luft rang, als ob die Person, der die Stimme gehörte, schnell gerannt war. "Ja, mein Sohn?", antwortete eine ruhige, zweite Stimme, die ich als die des Pharao identifizierte. Die beiden Personen waren ganz nah, sodass ich jedes Wort verstehen konnte. "Vater, ich muss mit dir reden! Sind die Gerüchte wahr, dass eine Frau... ein Mädchen dich beschützen soll? Ich bin bestürzt, Vater! Ich tue es nicht gern, aber ich kann deine Entscheidung nicht gutheißen! Was wird das Volk denken?", rief Prinz Isaias wütend. Ich hatte seine Stimme nun auch erkannt. Ich hatte seine Stimme bisher nur einmal gehört und damals hatte sie einen ganz anderen Tonfall. Seine Aussage, ich sein ein ,Mädchen', machte mich rasend und ich konnte mich kaum mehr auf mein Gebet konzentrieren. "Meine Entscheidungen sind immer richtig, mein Sohn, kritisiere mich nicht und gib dich mit ihnen zufrieden. Ich weiß, was ich tue, im Gegensatz zu dir, Isaias. Sein nicht zu voreilig mit deinen Worten. Du hast sie doch erlebt!", erwiderte der König sich verteidigend. Ich hörte das Gekicher von Prinz Isaias und ein verärgertes Knurren entwich meiner Kehle. "Diesen Schwertstreich hätte auch ich vollbringen können, und dass sie ein Mädchen ist, hat dabei keine Aussage! Ich traue ihr nicht, Vater! Was ist wenn sie zu den Leuten in Schwarz gehört?", rechtfertigte sich der Prinz unglücklich vor seinem allmächtigen Vater. "Ich verbitte mir solche Anschuldigungen, Isaias. Geh mir aus den Augen und denk darüber nach, was du sagst, bevor die Worte deinen Mund verlassen!", gab der Pharao schroff zurück. Ich hörte darauf keine Antwort, sondern nur gespannte Stille und letztendlich Schritte, die sich nach einigen Momenten eilig entfernten. Ich atmete aus. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich wegen dieser brisanten Unterhaltung zwischen Vater und Sohn die Luft angehalten hatte. Irgendwie war ich erleichtert, dass dieses Gespräch zuende war... Umso geschockter war ich, als plötzlich die Tür aufging und der Pharao eintrat. Einen Moment lang wusste ich nicht, wie ich mich nun verhalten sollte. Ich wollte nicht, dass der Pharao wusste, dass ich diesen Wortwechsel mitangehört hatte, es wäre mir furchtbar unangenehm gewesen. Ich blieb also ruhig auf dem Boden kniend und regte mich nicht, sonder blickte nur weiter und möglichst unauffällig zum Altar. Der Pharao trat neben mich. "Spürst du auch die Mächte dieses Raumes, Hathor?", fragte er. Ich fühlte mich dabei sonderlich stark angesprochen und senkte ehrerbietend meinen Blick. Ich atmete tief durch. "Warum nennst du mich ,Hathor', Majestät?", fragte ich unverwandt, fast sogar ein wenig ungestüm zurück. Ich musste es wissen, diese Frage lag mir auf der Zunge und ich wollte nicht länger unwissend darüber sein. Der Pharao lachte auf. "Ich hatte einen Traum. Ich sah dort den Göttervater Re. Nun... Er sah den Abbildern, die man in den Tempeln findet oder dieser Figur auf dem Altar nicht ähnlich, nicht im geringsten. Er hatte keinen Falkenkopf, er war ein großer, erhabener Mann, ein Mensch, strahlend, mächtig, wie ein Gott. Trotzdem wusste ich, dass es Re war, denn er sprach zu mir und nannte mir dabei seinen Namen. Er sagte mir, ich solle auf seine Mensch gewordene Tochter Acht geben. Und ich glaube, dass du das bist, Ia-Re, ,von Re geliebt'.", erklärte er mir. Ich nickte einsichtig. Es war für mich überwältigend, dies zu hören, auch wenn es nur die Erzählung des Traumes des Pharaos war. Ich war auf Grund dessen sehr gerührt. Es war für mich das endgültige Zeichen, dass ich weiter von Re beschützt wurde, sozusagen als die ,Reinkarnation' seiner Tochter Hathor. Ich erhob mich, ließ meinen Blick noch einen Moment auf dem Altar ruhen und wandte mich dann an den Pharao. Ich senkte ehrfürchtig vor ihm mein Haupt. "Ich danke dir, Majestät, Auserwählter der Götter!", murmelte ich, drehte mich um und verließ, sehr darauf bedacht, den Pharao nicht anzusehen, den kleinen Tempel. (Yeah, das Zwanzigste Kapitel! *________* *dropsel* Nicht schlagen... x_X Ich weiß, das Kapitel ist kurz... Aber es verrät ziemlich, was kommen wird, also kurz, aber informativ! XDD' *pfeif* Nun, danke mal wieder für die Kommis, ich freu mich immer, auch wenn's bei manchen immer etwas länger dauert! ^____^ *patt* Tschaui, Bettyna) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)