Heated von Grglmrgl (sasuke x sakura) ================================================================================ Kapitel 2: Distanz und Nähe --------------------------- Sakura Die ersten zwei Tage vergingen in absoluter Stille und Sakura, die den ganzen Tag über nichts hörte, außer ihre eigenen Gedanken, wurde langsam wahnsinnig. Naruto hatte sein Versprechen gehalten und war am nächsten Abend, zusammen mit seinen Lehrbüchern, zum Abendessen erschienen. Das war die einzige Zeit gewesen, wo sie auch Sasuke zu Gesicht bekommen hatte. Sie hatte beschlossen, deswegen nicht stinkwütend auf ihn zu sein, aber zu ihrer eigenen Schande, musste sie gestehen, dass diese Entscheidung weniger deshalb getroffen wurde, weil sie fast eine erwachsene Frau war, sondern eher, weil es dem Uchiha ohnehin vollkommen gleichgültig wäre. Kann er haben, dachte sie mürrisch, während sie mit etwas zu viel Elan den Boden vor ihren Füßen umgrub. Sie war froh, dass sie immerhin mit dieser unleidlichen Arbeit fast fertig war und auch ihre Hände würden froh sein, denn nach nur zwei Tagen Schaufelei waren sie bereits schwielig und an einigen Stellen hatten sie sogar Blasen. Es tat ihr nicht gut, den ganzen Tag nichts Besseres zu tun zu haben, als im Garten zu sitzen und zu gärtnern, denn leider war das eine Tätigkeit, bei der man sehr gut seine Gedanken schweifen lassen konnte, was aber alle paar Minuten (trotz einiger Willenskraft) darin endete, dass sie Sasuke für sein unflätiges Benehmen ihr gegenüber verteufelte. Mit einer gehörigen Portion Wut warf sie die arme Schaufel außerhalb ihres Sichtfelds und starrte auf den gepflügten Boden vor ihr. Sie hatte keine Lust mehr. Sie brauchte zwischenmenschliche Kontakte und nach nur zwei Tagen wurde es ihr bereits zu blöd! Das Problem war, dass sie das Anwesen ohne Sasuke nicht verlassen durfte und selbst mit ihm gab es die Auflage, dass sie vorher den Obrigkeiten Bescheid geben musste – wie auch immer sie das anstellen sollte. Sie seufzte, wischte sich die dreckigen Hände behelfsmäßig an ihrer Schürze ab und richtete sich auf. Die Sonne, obgleich noch recht schwach, brannte ihr seit Stunden auf den Nacken und die Arme, die sich nach etwas Schatten und Abkühlung sehnten. Dank einer vernunftbegabten Vergangenheits-Sakura stand eine Karaffe mit frischem, kühlem Wasser neben der Veranda, von welcher sie sich großzügig einschenkte und in gierigen Schlücken trank. Eigentlich war es schade, dass sie sich so in ihren Zorn hüllte, stellte sie fest. Es war so schön ruhig. Wann war es das letzte Mal so ruhig gewesen? Wann hatte sie das letzte Mal in einem Garten sitzen und dem Gezwitscher der Vögel lauschen können, ohne daran denken zu müssen, dass dieser friedliche Moment nicht lange halten würde? Sakura atmete tief ein und wieder aus und tatsächlich beruhigte sich ihr Herzschlag ein wenig, die Wut, die das Blut ihrer Adern zu vergiften schien, brannte etwas schwächer. „Was machst du da?“ Nur dank ihrer jahrelangen harten Ausbildung unter Tsunade schrak sie nicht erbärmlich zusammen, als Sasuke sie aus dem Nichts heraus ansprach. Trotzdem musste sie beschämt zugeben, dass sie ihr Herz sofort wieder im Hals pochen spürte, begleitet von einem eindringlichen Rauschen in den Ohren. „Ich lege einen kleinen Kräutergarten an“, antwortete sie mit belegter Stimme und trank noch einen kräftigen Schluck, in der Hoffnung, den elenden Kloß in ihrem Hals hinfort spülen zu können. Es half nicht. Dämliche Sakura, schimpfte sie sich in Gedanken. „Wieso?“ Er machte das mit Absicht, es musste so sein. Er wusste genau, welche Knöpfe er drücken musste und gewiss bereitete es ihm eine diebische Freude, dass sie sich noch immer unter seinem eintönigen Desinteresse wand. „Wieso nicht?“, gab sie nur trotzig zurück und biss sich auf die Zunge, um nichts Falsches zu sagen. Manchmal muss man Feuer mit Feuer bekämpfen, auch wenn die Gefahr, dass dabei ein unlöschbarer Großbrand entstand, nicht gering war. „Hn.“ Es grenzte an ein schieres Wunder, dass er sich überhaupt zu einer Antwort herab ließ, doch als er sich tatsächlich dazu herabließ, sich seine Kleidung glatt zu streifen und sich neben sie zu setzen, war Sakura fest davon überzeugt, dass sie träumte und in wenigen Momenten in dem ihr fremden Bett in einem ihr fremden Anwesen aufwachen würde. Sakura zog die Knie hoch und umschlang ihre Beine mit den Armen. Die beiden sprachen eine ganze Weile lang kein Wort miteinander und Sakura traute sich nicht, dieses Schweigen zu brechen. Seit Tagen war dies das, was einem Annäherungsversuch von Sasuke am nächsten kam und sie wollte ihn nicht vergraulen. Diese kleine, nervige Stimme in ihrem Hinterkopf erinnerte sie daran, dass Schweigen mit Naruto sich nicht annähernd so seltsam anfühlte, wie mit Sasuke. Es war Sasuke, der Schweigen als Erster brach. „Warum tust du das alles, Sakura?“ Die gleiche Frage, die er ihr schon einmal, am ersten Tag, gestellt hatte. Sie berührte Sakura unangenehm, da sie darauf nur die Antwort geben konnte, die Kakashi ihr bereits gegeben hatte, doch diese Blöße wollte sie sich nicht geben. Natürlich war ihre Liebe zu ihm der Grund, doch diese hatte in den letzten Jahren den ein oder anderen Knacks bekommen. Sie war nicht so unumwunden, wie zu ihrer Genin-Zeit. Und Sakura wusste nicht, was sie mit ihren Gefühlen nun machen sollte. Sasuke zu lieben hatte ihr bisher nichts als Kummer eingebracht. Es war, als hätte sie sich vor vielen Jahren am Feuer verbrannt und selbst nach all der Zeit warf ihre Haut immer noch Blasen. „Ich... Die Vorstellung davon, dass du in irgendeiner dunklen, modrigen Zelle festsitzt, hat mir nicht gefallen... Ich wollte etwas tun“, gestand Sakura und rutschte etwas auf den Holzdielen hin und her. Einen Grund zu lügen gab es nicht und die Wahrheit gab auch nichts weiter preis. Naruto hätte das Gleiche getan, vielleicht auch noch der ein oder andere aus ihrer alten Klasse. Vielleicht. Sasuke gab ein Schnauben von sich, was auch ein Lachen hätte sein können. „Aber wieso?“ Na toll, er wollte die Beweggründe hinter ihrer Entscheidung wissen, aber darauf konnte sie ihm keine eindeutige Antwort geben. Wollte sie ihm keine Antwort geben. „Ich weiß es nicht“, antwortete sie lahm und sie musste ihm nicht ins Gesicht sehen, um zu wissen, dass er ihr nicht glaubte, doch er hakte nicht weiter nach. Stattdessen stand er auf und verschwand wieder im Anwesen, zurück in seiner stillen Isolation. Sakura wusste, dass sie ihn erst wieder zum Abendessen sehen würde. Würde es die ganze Zeit über so weiter gehen? Würde er kommen, sie nach dem Warum fragen und wieder gehen, wenn sie ihm keine richtige Antwort gab? Sie zog die Beine näher zu sich. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so einsam gefühlt. Naruto Das Abendessen war noch unangenehmer als sonst. Sakura, die normal gedankenverloren in ihrem Essen herum stocherte und ihm und Sasuke kaum einen Blick schenkte, verschlang ihren Reis und die Beilagen in einem solchen Tempo, dass Naruto sich fragte, ob es ihr gleich wieder zu den Ohren heraus kommen würde. Ihr bemitleidenswertes Essen wurde mit einem vernichtenden Blick bedacht, den Naruto aus früheren Jahren nur zu gut kannte. Ob er froh sein sollte, dass sie ausnahmsweise nicht ihn damit bedachte? Wahrscheinlich. Die Stimmung war so angespannt, dass er sich nicht traute, Sasuke in ein unverfängliches Gespräch zu verwickeln, aus Angst, Sakuras Zorn auf sich zu ziehen. Denn in dieser einen Sache war er sich sehr sicher: Die beiden hatten miteinander gesprochen und Sakura war nicht glücklich darüber. Die Rosahaarige stürmte ohne ein Wort zu sagen und ohne ihr Geschirr wegzustellen aus der Küche, kaum dass sie ihre Stäbchen das letzte Mal zum Mund geführt hatte. Als er Sasuke mit einem neugierigen Blick bedachte, zuckte dieser nur mit den Schultern, sein Gesicht weiterhin so unbeweglich wie die Oberfläche eines gefrorenen Sees. Naruto seufzte ergeben. Es war noch nicht einmal die Hälfte der ersten Woche um und es sah nicht so aus, als würden die beiden sich irgendwie annähern. Das konnte ja noch etwas werden. Sakura Sakuras Frust und Wut wandelte sie in eine Form ruheloser Energie um, die sie nutzte, um ihre Kräutersetzlinge und -samen zu pflanzen, das ganze Anwesen blitzblank zu putzen und eine neue Leidenschaft für das Backen zu entwickeln. Die Tage verschmolzen zu einem verschwommenen Bild, ihr Blick schien sich nie scharf zu stellen, während sie sich von einer stumpfen Arbeit in die nächste stürzte, nur um nicht mehr über Sasuke und sein befremdliches Verhalten nachdenken zu müssen. Nach zwei weiteren Tagen gingen ihr langsam die Ideen aus. Wenn sie die Böden noch einmal wischte, würde sie sie Diele um Diele ausreißen. Wenn sie noch ein erbärmlich schlechtes Brot backte, dass sie direkt in die Mülltonne befördern musste, würde sie den Ofen in seine Einzelteile zerlegen und wenn sie ihre Kräuter noch öfter wässerte und nieder starrte, als würden sie so schneller wachsen, würden sie aus purer Angst nicht zu sprießen beginnen. So also fand Sakura sich erneut im Garten, dessen Gras von der Frühlingssonne gewärmt wurde. Sie hatte sich nicht darum geschert, ob Sasuke sie von irgendwo sehen konnte, als sie sich der Länge nach im Gras ausstreckte und die Augen schloss. Eine sanfte Brise streichelte ihr über das sonnengeküsste Gesicht und es dauerte nicht lange, bis das Gezwitscher der Vögel und das sanfte Rascheln der erblühten Bäume sie in einen Schlaf lullte. Als sie einige Stunden später aufwachte, wusste sie sofort, dass sie dumm war. Ihr Gesicht brannte und sie musste ihre Finger nicht zu der Haut führen, um zu wissen, dass sie sich bereits schälte. Leise fluchend erhob sie sich und selbst die unmerkliche Bewegung ihrer Lippen führte dazu, dass ein ziehender Schmerz durch ihr ganzes Gesicht fuhr. Ohne zu zögern lief sie zurück in ihr Zimmer, nur um festzustellen, dass ihre gesamten Arzneien bei ihr zuhause waren. Ein weiterer derber Fluch entfuhr ihr, denn sie wusste, dass sie nicht ohne weiteres gehen und Sasuke allein lassen durfte. „Was machst du da?“ Sasukes Timing war denkbar schlecht, natürlich. Sakura betete stumm zu den Göttern um Geduld und Vernunft. „Ich habe ein Problem“, gestand sie zögerlich, ohne sich umzudrehen. Ihr Gesicht musste knallrot sein, ihre Nase fühlte sich an, als würde sie sich schuppen. Niemals, nicht einmal unter der Androhung von Folter, würde sie sich jetzt umdrehen. Sasuke blieb still und schien sich auch nicht davon zu bewegen, also erwartete er vielleicht mehr Informationen. Die Rosahaarige biss sich auf die Lippen, bis sie einen stechenden Schmerz spürte. „Ich...“ Sie hielt inne, schämte sich, doch schluckte ihre Zweifel dann herunter. „Ich bin im Garten eingeschlafen. Direkt in der Sonne. Mein Gesicht ist sonnenverbrannt. Und ich habe nichts da, um mir eine lindernde Creme anzufertigen“, erklärte sie schließlich und bemühte sich darum, nicht mit jedem Wort leiser und kleinlauter zu werden. Sasuke antwortete wieder nichts und mit jeder verstreichenden Sekunde fühlte sie die Hitze der Scham höher in ihr aufsteigen. Sie brannte unter ihrer Haut, weit schlimmer, als der Sonnenbrand. „Lass mal sehen“, sagte er schließlich seltsam leise und sie vernahm, wie er einige Schritte auf sie zu machte. Unwillkürlich versuchte sie, von ihm wegzurücken, aber in dem kleinen Raum gab es kein Entkommen. Kurz darauf fühlte sie seine Hand an ihrer Schulter, ganz zaghaft. Als würde er auf ihre Zustimmung warten. Es war ein Zeichen, weiter drängte er sie nicht. Er wartete auf sie. Also fasste sie sich ein Herz und drehte sich um. Sasuke Ihr Gesicht war rot wie der Himmel um die untergehende Sonne. Sie schien förmlich zu glühen und als er die Finger seiner verbliebenen Hand hob, um die Haut ihrer Wange zu berühren, zuckte sie zurück. Er konnte die Wärme ihrer Haut fühlen, die so viel intensiver war, als es normal wäre. Nachdem ihr Kopf vor ihm zurück wich, zog er seine Hand wieder zu sich. Er wollte sie nicht bedrängen, vor allem nicht, weil sie in seiner Anwesenheit immer so gehetzt und irritiert wirkte. „Kann ich dir helfen?“, fragte er nach einem weiteren Moment des Schweigens. Ihre Gesichtszüge machten einige Gefühlswandlungen durch, von denen er nur die Verwunderung klar erkennen konnte. War sie sauer auf ihn? Und wenn ja, wieso? Und wieso dachte er darüber überhaupt nach? Eine jüngere Sakura wäre ihm permanent auf die Nerven gegangen, doch die vergangenen Jahre hatten sie reifer und weniger überschwänglich werden lassen. Eigentlich war es ziemlich traurig, dass aus der einst so fröhlichen Sakura eine verschwiegene, zurückgezogene Frau geworden war. Er genoss das friedliche und stille nebeneinander Existieren, dass sie teilten, doch den Gedanke, dass die veränderte Sakura ihm fast völlig fremd vorkam, konnte er nicht abschütteln. Es war, als würde er sie überhaupt nicht mehr kennen. „Ist schon okay“, antwortete sie gedehnt und wendete den Blick ab, „Ich werde Naruto später bitten, ein paar Sachen von mir aufzusammeln.“ Beim Sprechen riss die gespannte Haut an einigen Stellen auf, nur ganz zart und kaum erkenntlich, doch es musste ihr wehtun. Vermutlich war es besser, sie sich selbst zu überlassen, damit sie sich ausruhen konnte. „Alles klar“, entgegnete er also nur und verschwand aus dem Zimmer, das warme Gefühl ihrer Haut noch immer an seinen Fingerspitzen. Sakura Naruto hatte ganz anders auf ihren Sonnenbrand reagiert, als Sasuke. Sie musste ihm einen freundschaftlichen Klaps mit Nachdruck verpassen, als er einfach nicht aufhören wollte, zu lachen. Doch er erklärte sich bereit, einige Kräuter und Medikamente von ihrem Zuhause aufzusammeln, welches sie ihm zuvor akribisch genau beschrieben und sogar aufgezeichnet hatte. Also hatte sie sich um das Abendessen gekümmert und darauf gewartet, dass Sasuke wieder aus seinem Versteck kam, doch das passierte nicht. Selbst als Naruto eine Stunde später zurück kam, mit einem kleinen Beutel voller Heilmittel im Schlepptau, und sich zu ihr setzte, blieb er der Küche fern. Sie hatte keinen Appetit und fühlte sich elend, aber Naruto zuliebe gab sie sich gewohnt leichtherzig und fröhlich. Der Abend ging zäh vorbei und als Sakura in ihrem Bett lag und an die Decke starrte, konnte sie noch immer seine Finger auf ihrer Wange fühlen. Sie war sich sicher, dass das glühende Brennen nicht von dem Sonnenbrand gekommen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)