Sherlock Holmes - Mission: Silberfalke! von kentasaiba2 ================================================================================ Kapitel 3: Die Silberfalken --------------------------- Zurück im Hotel berichteten wir Woodrow von den Geschehnissen. Er war wenig begeistert, dass wir unser Leben in die Hände einer deutschen Agentin legten. Er beharrte darauf uns zu begleiten, doch Holmes verneinte vehement. Seine Anwesenheit wäre definitiv zu gefährlich. Und sollte uns tatsächlich etwas zustoßen, musste es jemanden geben, der eingeweiht und für einen sofortigen Zugriff sorgen musste. Auch ich kam nicht umher, das Vertrauen, das Holmes für diese Frau an den Tag brachte zu bestaunen. Während unseres letzten Falls mit ihr, hatte er sie fast augenblicklich durchschaut. Es war ein seltsames Spiel, das die beiden miteinander trieben. Wie ich bereits in einigen älteren Berichten erwähnte, gab es immer nur eine Frau für Sherlock Holmes, über die er in einem bewunderten Tonfall sprach und gerne als Referenz mir gegenüber wiedergab. Ich fragte mich, wie Holmes wohl über die Agentin dachte. Am liebsten hätte ihn dazu gefragt, nicht aus persönlichem Interesse, sondern mehr dem meiner Leser, empfand es dann aber doch als unangebracht. Am Abend holte uns schließlich eine Kutsche ab und wir wurden in eine Gegend gebracht, welche mich an das Londoner Est End erinnerte. Holmes hatte sich und mir zuvor passende Verkleidungen verpasst, auch wenn uns Fräulein von Hoffmannstal versichert hatte, niemand würde uns zu Gesicht bekommen. Durch den Hintereingang führte sie uns in ein Gebäude, das kaum Einrichtungsgegenstände besaß. Sie erklärte uns, dass hier lediglich das Treffen abgehalten wurde. Sie platzierte uns in einem Raum, welcher sich direkt neben jenem befand, in welchem der Kopf der Gruppierung seinen Kontakt treffen sollte. Durch eine schmale Öffnung in der Wand, nicht von außen einsehbar, sollten wir das Treffen erfolgen können. Zu unserem Glück hatte sich die Agentin bereits soweit in der Organisation hochgearbeitet, dass man ihr einiges an Vertrauen schenkte. Niemand würde uns also in unserem Versteck überraschen. Was nicht bedeutete, dass wir so laut sein durften wie wir wollten, wie mich Holmes mehrmals an diesem Abend erinnerte. Scheinbar verspätete sich zumindest eine der beiden Parteien, denn ich wurde langsam ungeduldig. Endlich traten mehrere Leute ein. Holmes beobachtete alles durch den Spalt, während ich seine Reaktion verfolgte. Zwar hörte ich ihre Stimmen, verstand aber kein Wort. „Holmes! Was ist?“, flüsterte ich. Mein Freund warf mir einen ermahnenden Blick zu. „Der Kontakt scheint eingetroffen zu sein. Ein kahler Mann mit militärischem Auftreten. Aber er sagt mir nichts.“, erwiderte er. „Vielleicht kann uns Fräulein von Hoffmanstal etwas zu ihm…“, begann ich, doch der Detektiv unterbrach mich. Drei Personen traten ein, scheinbar der Falke und zwei seiner Handlanger. Was nun in Holmes‘ Gesicht vorging, ließ sich nur schwerlich beschreiben. Er wurde bleich. Ich las Zorn, Unglauben und Skepsis. Ich wollte nachhaken, was los sei, traue mich aber nicht. Mein Freund ballte eine Hand zu einer Faust und verfolgte weiterhin das Treiben. Das Gespräch ging nicht sonderlich lange, beide Parteien schienen sich auf das wesentlichste zu konzentrieren. Dann verließen sie das Zimmer wieder und Holmes stapfte zur Tür. So geduldig wie möglich wartete er, bis Ilse von Hoffmannstal ihm öffnete und uns wieder entließ. „Sie kennen den Namen des Anführers?“, hakte er nach. Die Agentin nickte. „Ja, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen diesen ohne Erlaubnis mitteilen kann.“, entschuldige sie sich. Holmes selbst schien das nicht als nötig zu erachten. Ich ahnte, dass er etwas im Raum gesehen hatte. „Watson, wir gehen. Zurück ins Hotel.“, wies er mich an. Ich wollte nachhaken, was genau er erfahren habe, doch er ließ mir keine Gelegenheit. Der Fahrer brachte uns zurück, wo der Detektiv als erstes das Zimmer von Mycroft Holmes‘ Agenten aufsuchte. Ohne anzuklopfen stieß er die Tür auf und überraschte den Mann, wie er gerade seine Waffe reinigte. „Holmes! Was ist denn…“, begann ich, doch der Detektiv schritt auf unseren Verbindungsmann zu. „Das hat sich mein Bruder ja fein ausgedacht. Sie wussten davon, oder? Von dem Mann, der diese Silberfalken anführt.“ Ich wechselte meinen Blick zu Woodrow. Dessen Schweigen galt als Bestätigung. „So sagen Sie doch, Holmes! Wen haben Sie gesehen?“, forderte nun auch ich eine Antwort. Dieser antwortete ohne seinen Blick von seinem Gegenüber abzuwenden. „Baron Adelbert Gruner.“ Kaum hatte mein Freund den Namen ausgesprochen, war mir bewusst, warum dieses Mitglied der Gruppierung nach Sussex gekommen war um Holmes auszuschalten. „Gruner war bei dem Treffen anwesend?“, wollte Woodrow wissen. Der Detektiv nickte. „Ja, es reichte lediglich eine Gesichtshälfte um ihn zu identifizieren.“, schob er ein. Zu gut erinnerte ich mich, wie dem Baron mitgespielt wurde und er durch einen Säureanschlag entstellt wurde. Er machte uns daraufhin verantwortlich und unternahm bereits mehrere Versuche seine Rache in die Tat umzusetzen. Nachdem er England verließ, hatte ich gehofft, ein für alle Mal Ruhe vor diesem Kerl zu haben. „Aber wieso… ist Gruner nun auf einmal der Kopf dieser Silberfalken?“, wollte ich wissen. Ich wusste, dass es Woodrow war, an welchem ich diesmal meine Frage richten musste. Dieser zögerte einen Moment, doch Holmes erinnerte ihn daran, was wir bisher alles für ihn getan hatten. „Nachdem Gruner in sein Land zurückkehrte, war er ein verbitterter Mann. Alle Beziehungen und Kontakte, die er besaß, ebbten mit der Weile ab. Irgendwann galt er nur noch als Schwätzer. Doch genau das war das Problem. Jemand der sich so für eine Sache einsetzt, findet auch Anhänger. Leute, die dem britischen Empire nicht wohlgesonnen sind.“, führte er aus. „Die Silberfalken.“, ergänzte Holmes. Der Agent nickte. „Seine Weltanschauung ist gefruchtet, zumindest bei den Leuten, auf die es ankommt. Und natürlich möchten wir eine Fraktion unterbinden, welche England feindlich gesinnt ist.“ Eines verstand ich jedoch nicht. „Aber wenn Sie wissen, dass Gruner hinter allem steckt… wieso sind Sie noch nicht gegen ihn vorgegangen?“, wollte ich wissen. Woodrow wich meinem Blick aus. „Weil wir keinen Märtyrer riskieren wollen. Schalten wir Gruner aus, so stärken wir nur seine Anhänger. Diese würden sich verteilen und noch gefährlicher für uns werden.“, schilderte er das Problem. Holmes schien zu verstehen. „Dann bleibt uns also nichts anderes übrig, als die gesamte Gruppe zusammen zu verhaften.“ Ich brummte skeptisch. „Und wie wollen wir das anstellen?“ Mein Freund überraschte mich jedoch. „Ganz einfach. Für morgen ist eine Versammlung anberaumt. Gruner spricht zu seinen Anhängern, die perfekte Gelegenheit um zuzuschlagen.“ Ich verstand. Das war es also, was Holmes bei dem Treffen vernommen hatte. Ich wollte ihn bezüglich des anderen Mannes mit dem militärischen Auftreten fragen, kam aber nicht zu. „Schwierig. Ich müsste die Deutschen überzeugen, eine gemeinsame Verhaftung vorzunehmen. Allein können und dürften wir das gar nicht stemmen.“ Der Detektiv nickte. „Gut, dann überlasse ich das Ihrem diplomatischen Geschick. Watson und ich werden jedenfalls der Versammlung beiwohnen.“ Ich schluckte. Würden wir das? Ich bezweifelte, dass Holmes sich dieses Vorgehen eingehend überlegt hatte. Die Vendetta zwischen ihm und Gruner könnte dazu führen, dass er diesmal einen Fehler machte. Als Woodrow uns verließ um seine Arbeit nachzugehen, wandte ich mich an meinen Freund. „Holmes, finden Sie wirklich, dass wir uns da einmischen sollten? Ich bin sicher, Woodrow bekommt das auch alleine hin. Er ist immerhin der fähigste Mann Ihres Bruders, richtig?“ Doch meine Überzeugungskraft schien nachgelassen zu haben. „Watson, Sie sollten inzwischen genau wissen, dass man diesen Mann nicht unterschätzen darf. Wir müssen um jeden Preis verhindern, dass er uns erneut entkommt.“, stand für den Detektiv fest. Da konnte man nichts machen, seine Meinung hatte sich gefestigt. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich von Holmes am nächsten Tag erneut in eine Verkleidung stecken zu lassen und mir zudem einen der beiden Silberringe anstecken zu lassen, welchen wir den beiden Kerlen im Keller abgenommen hatten. Dann brachten wir auf. Jedoch gab es für mich zu viele unsichere Faktoren. Würde es Woodrow gelingen, die deutschen Verbündeten von dem Zugriff zu überzeugen? Und würden wir wirklich nicht unter den anderen Mitgliedern auffallen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)