Sherlock Holmes - Mission: Silberfalke! von kentasaiba2 ================================================================================ Kapitel 2: In Bremen -------------------- Schließlich kam der Morgen und wir bereiteten alles für die Überfahrt vor. Ich hatte nicht das nötige Gepäck für eine längere Reise, doch Holmes half mir mit allem aus, was ich benötigen würde. Ein Anruf bei meiner Frau verschaffte mir noch die nötige Erlaubnis diese Reise anzutreten. Von Sussex ging es nach Dover, wo wir das nächste Schiff auf den Kontinent nehmen würden. Mycroft Holmes hatte in der Tat alle Vorbereitungen getroffen und so bezogen wir dort unsere Kabinen, bevor wir wenige Tage später an Land gingen. Unser Anschlusszug nach Deutschland ließ nicht lange auf sich warten und fanden wir Zeit dort endlich näher über den Fall zu sprechen. „Holmes, was hat es mit diesem Siegelring auf sich? Den mit dem Falken, meine ich.“ Mein Freund konnte mir im Moment jedoch keine definitive Antwort geben. „Eine Erkennungsmarke wie ein Ring ist durchaus üblich in solchen Organisationen. Anders als in einem Agentennetzwerk, oder in einer Armee, ist diese wesentlich persönlicher und soll die Mitglieder von der Sache überzeugen.“ Ich fragte ihn was genau mit ‚der Sache‘ gemeint sei, doch so weit schien auch Holmes noch nicht zu sein. Dass diese neue Gruppierung eine Gefahr für das Empire sein konnte, das hatte bereits sein Bruder glaubhaft da gelegt. Schließlich kamen wir in Bremen an und wurden am Bahnhof von einem alten Bekannten begrüßt. Frederic Woodrow, den wir während des Falls um einen mysteriösen Scharfschützen kennengelernt hatten, reichte uns überschwänglich die Hand. Er freute sich aufrichtig uns zu sehen und wollte sich sogar um unser Gepäck kümmern. Da wir jedoch nicht als alte Männer durchgehen wollten, übernahmen wir diesen Part selbst. Er kutschierte uns ins Hotel Kuckucksnest, ein beschauliches Gebäude am Rande der Stadt. „Mr. Holmes, Doktor Watson, bitte betrachten Sie dies hier als Ihre vorhergehende Kommandozentrale.“, sagte der Agent. Wir richteten uns wie erbeten ein und Holmes erkundigte sich über die Stadt. Er hatte im Zug einen Reiseführer gelesen, wollte jedoch Informationen aus erster Hand. Woodrow klärte ihn über die Verbindungen, Fortbewegungsmittel und wichtige Einrichtungen auf. „Ich nehme an, dass sich die Silberfalken irgendwo im Untergrund bewegen. Ich habe bereits Annäherungen in diesen Bereich getätigt, bisher aber mit mäßigem Erfolg.“, gestand er. Ich erinnerte, dass Holmes mittels seiner zahlreichen Verkleidungen ebenfalls bereits Durchstöße in dieses Milieu erzielt hatte. Mein Freund verlor jedoch ein wenig an Selbstsicherheit. Immerhin befanden wir uns hier auf fremden Boden und trotz seiner guten Verkleidungskünste, würde er den Briten nicht zur Gänze verbergen können. Nachdem wir unsere Kommandozentrale, wie es Woodrow formuliert hatte eingerichtet hatten, überprüfte mein Freund unsere Ressourcen. „Ich benötige noch einige Dinge, die ich wohl in der Stadt erwerben kann.“ Der Agent bot sich an, diese für Holmes zu besorgen, doch beim Freund lehnte ab. Er musste sich ohnehin mit den Örtlichkeiten vertraut machen. Ich wollte ihn natürlich begleiten und so sahen wir uns nur wenige Stunden später in der Innenstadt um. Als wir durch die belebten Straßen schlenderten, fiel ihnen sofort die beeindruckende Architektur auf. Die historischen Gebäude und Fachwerkhäuser verliehen der Stadt einen charmanten und traditionellen Charakter. Holmes war besonders fasziniert von der prächtigen Bremer Stadtmusikanten-Statue, die das Märchen der Gebrüder Grimm darstellte. Er analysierte jedes Detail und machte sich Notizen, während ich nur lächelnd zuschaute. Wir beide beschlossen, eine Pause in einem der gemütlichen Cafés einzulegen, um sich auszuruhen und das Flair der Stadt zu genießen. Während wir den Kaffee tranken, beobachteten wir das geschäftige Treiben um uns herum. Die Menschen eilten vorbei, Touristen bestaunten die Sehenswürdigkeiten und Straßenkünstler unterhielten das Publikum mit ihren Darbietungen. Wir besuchten das beeindruckende Bremer Rathaus mit seiner imposanten Architektur und dem berühmten Roland-Statue, einem Symbol für Recht und Freiheit. Wir bestaunten auch die wunderschöne Bremer St. Petri-Domkirche mit ihren gotischen Elementen und ihrer reichen Geschichte. Wir setzten unsere Erkundung fort und bogen gerade in eine Seitenstraße ein, als uns ein Mann mit Buckel entgegenkam. Er schien etwas in der Hand zu halten, das ich als Büchse identifizierte. Schnell kramte ich in meinen Taschen, bis ich innehielt. Ich kannte mir von Woodrow noch kein deutsches Geld geben lassen, also wies ich Holmes an, dem armen Mann doch etwas zu geben. Dieser zögerte jedoch. Dann packte er mich an die Schulter und wollte mich mit sich ziehen. Ich verstand nicht was das sollte, doch gleich darauf wurde es klarer. Vor der Gasse hatte sich ein weiterer Mann aufgetan, der nun einen Revolver aus dem Mantel zog. Ich drehte mich um, um mit Holmes eventuell in die andere Richtung zu fliehen. Doch dort stand immer noch der Bettler, der inzwischen gar nicht mehr so arm wirkte. Immerhin war auch er inzwischen in den Besitz eines Revolvers gekommen. „Wir haben nicht so viel Geld!“, hoffte ich, dass mein Deutsch dafür ausreichte. Doch die Männer reagierten gar nicht darauf. „Sherlock Holmes? Wir möchten Sie bitten mit uns zukommen.“, sagte nun der Bettler. Es hatte etwas dauert. Dem Detektiv war es natürlich sofort aufgefallen, doch ich verfluchte meine Unaufmerksamkeit wieder einmal. Sowohl der Bettler, als auch sein Komplize besaßen eine Gemeinsamkeit. Und zwar im Sinne eines Siegelrings, der an ihren Mittelfingern prangte. Trotz der Entfernung hätte ich mein Leben darauf gewettet, dass auch beidem ein Falke eingekerbt war. Mein Leben zu verwetten war aber vielleicht gar nicht nötig gewesen. Uns blieb keine andere Wahl als den Männern zu folgen, welche uns weiterscheuchten und schließlich vor einer stählernen Tür zum Stehen blieben. Während einer davon sie aufschloss, drückte sich Komplize uns immer wieder den Lauf des Revolvers in die Leisten. Ich wünschte, der Agent hätte uns begleitet, immerhin wäre dieser bestimmt bewaffnet gewesen. Gegen zwei Gegner hätte aber vielleicht auch er den Kürzeren gezogen. Die Bewaffneten zwangen uns, in einen düsteren Keller zu gehen, der mit alten Holzkisten und abgenutzten Möbeln gefüllt war. Die Tür wurde hinter uns verschlossen, und wir waren gefangen. Holmes, immer ruhig und gefasst, beobachtete seine Umgebung aufmerksam. Er erkannte, dass die beiden Bewaffneten nervös und unentschlossen waren. Ich hingegen war besorgt und versuchte, die Situation zu entschärfen. Ich trat vor und begann mit ruhiger Stimme zu sprechen. "Meine Herren, es scheint, dass wir uns in einer misslichen Lage befinden. Aber ich bin überzeugt, dass wir eine friedliche Lösung finden können. Was sind Ihre Forderungen? Gibt es etwas, das wir für Sie tun können?" Die Männer sahen sich kurz an, dachten aber nicht im Ansatz daran, ihre Revolver sinken zu lassen. Sie warfen sich einige Worte zu, doch mein Deutsch war nicht gut genug, um ihnen zu folgen. Es verstrichen einige Minuten, bis sich etwas tat. Als die Tür erneut aufging, erkannten wir, dass die Männer wohl auf jemanden gewartet hatten. Eine weitere Person betrat den Keller und ich machte sie als Frau aus. Sie trug ein weißes Kleid, ihr Gesicht jedoch war halb durch einen Schleier verdeckt, wodurch ich ihr Alter nicht ausmachen konnte. Die Männer wanden sich sofort an sie, doch ich verstand auch dieses nicht. Sie schienen zu diskutieren. Scheinbar zu unseren Ungunsten, denn einer der Männer, der Bettler, richtete erneut seinen Revolver auf uns. Ich erkannte an seinen Augen, dass er es ernst meinte und ging meine Optionen durch. Es war unmöglich sich gegen zwei bewaffnete Gegner durchzusetzen. Ich sah zu Holmes und verstand nicht, wie dieser so gelassen sein konnte. Sein Blick ruhte auf der Frau. Der Bettler legte bereits seinen Finger um den Abzug, da trat die Frau in Aktion. Sie zog von sich aus einen Revolver und schoss auf den Bettler. Dessen Komplize war so irritiert, dass es für sie ein leichtes war, auch diesen auszuschalten. Die Männer lagen nun tot vor uns und ich war unsicherer als zuvor. Holmes hingegen erwies sich als unbeeindruckt. „Ich muss zugeben, etwas enttäuscht zu sein, meine Herren. Sich so einfach gefangen nehmen zu lassen.“, wand sie sich nun in bestem Englisch an uns. Holmes trat einen Schritt vor. „Ehrlich gesagt war ich etwas enttäuscht, als ich Sie auf dem Marktplatz erblickte, Sie mir aber keine Aufmerksamkeit schenkten. Also beschloss ich dies zu provozieren.“, gestand er. Ich stutzte. Sollte das heißen, Holmes war absichtlich in diese Falle getappt? Die Frau nahm nun ihren Schleier ab und gab ihr Gesicht preis. Es dauerte etwas, bis ich sie identifizieren konnte, immerhin waren zahlreiche Jahre ins Land gezogen. „Mr. Holmes, Doktor, Watson, es ist mir eine Freude, Sie in meinem Land begrüßen zu dürfen. Auch wenn die Umstände alles andere als erfreulich sind.“ Mein Freund nickte. „Es ist zumindest schön, Sie dieses Mal auf unserer Seite zu wissen, Fräulein von Hoffmanstal.“, begrüßte er sie dennoch kühl. In meinem Kopf ging ich noch einmal alle Details durch, die ich in meinem Bericht ‚Das Ungeheuer‘, welcher aber später vom Strand-Magazine den mysteriöseren Titel ‚Die Frau aus der Themse‘ erhalten hatte, niedergeschrieben hatte. Damals wollte die deutsche Agentin uns ausschalten, diesmal schien sie uns allerdings das Leben gerettet zu haben. „Könnten Sie… uns vielleicht aufklären, was hier vor sich geht?“, bat ich schließlich. Mein Freund stimmte mir zu. „Dies möchte ich ebenfalls erbitten. Angefangen bei der Tatsache, dass Sie noch am Leben sind. Ich hörte von meinem Bruder, Sie wären während Ihrer letzten Mission umgekommen.“, sprach er. Ilse von Hoffmannstal nickte kaum merklich. „Das bin ich auch. Zumindest musste ich dies offiziell. Und der Grund dafür ist…“ Sie steckte nun ihren Revolver weg und streckte uns ihre Hand entgegen. Der silberne Siegelring stach uns sofort ins Auge. „Verstehe, Sie sind ein Silberfalke.“, meinte Holmes nur. Ich zeigte mich verwirrt. „Holmes… ist die werte Dame nun ein Feind, oder nicht?“, konnte ich sie nicht einordnen. Der Detektiv holte tief Luft. „Verzeihung, werter Doktor. Es gibt da wohl ein Detail, das ich vergaß Ihnen mitzuteilen. Mycroft hat mir versichert, dass die Aktivitäten der Silberfalken keineswegs in Einklang mit der deutschen Regierung geschehen. Er versicherte mir, sie im Rahmen der Kooperation durchaus auf unserer Seite sein dürfte.“ Ich verstand. Und diese Kooperation erfolgte augenscheinlich in Form der deutschen Agentin. „Sie… haben sich bei den Silberfalken eingeschmuggelt?“, fragte ich. Die Agentin hob die Augenbrauen. „so könnte man es nennen, ja. Es gelang mir bisher bereits den Kopf der Gruppierung zu treffen. Ein unangenehmer Zeitgenosse. Das Ministerium hält diese Leute für aufrührerische Anarchisten und möchte sie nicht länger frei herumlaufen sehen, als nötig.“ „Dann gehe ich davon aus, dass Sie uns in dieser Angelegenheit helfen werden?“, fragte Holmes erwartend. Die Agentin seufzte. „Nun, ich kann den Umstand nicht verwehren, dass ich Ihnen noch etwas schuldig bin, Mr. Holmes. Jedoch kann ich nicht zulassen, dass Sie den ‚Falken‘ ausschalten, bevor ich nicht die Erlaubnis von meinem Ministerium dafür habe. Das könnte zu einem internationalen Zwischenfall führen.“, erwiderte sie. Der Detektiv konnte sie allerdings beruhigen. „Keine Sorge, wir schalten niemanden aus. Wir sind keine Attentäter und wurden von meinem Bruder lediglich gebeten Informationen über diesen sogenannten ‚Falken‘ zu beschaffen. Die Drecksarbeit liegt nicht in unseren Händen.“, versicherte er. Mit dieser Antwort schien sich die Agentin zufrieden zu geben. „Gut, ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass heute Abend ein Treffen stattfindet. Der Falke trifft sich mit einem wichtigen Kontakt, ich konnte jedoch nicht herausfinden, um wen es sich dabei handeln könnte.“ Holmes nickte und bat darum, dieses Treffen aus sicherer Entfernung beobachten zu können. Die Agenten sagte zu und versprach etwas zu arrangieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)