Burning from both ends von TiaDraws (Nami x Vivi) ================================================================================ Kapitel 2: 02 ------------- Nami bemerkte, dass Vivi viel weniger aß als sie selbst. War es pure Höflichkeit? Der Gedanke ließ sie nicht los, dennoch wollte sie das Thema nicht direkt anschneiden. Stattdessen legte sie ihr Besteck beiseite und lehnte sich zurück. Dafür erntete sie einen erstaunten Blick. „Hast du keinen Hunger mehr? Es ist genug für uns Beide.“ Die Rothaarige schmunzelte nur. „Ich kann mir schwer vorstellen, dass drei Happen für dich genug sind. Ich kann doch nicht alles auf einmal verputzen!“ Vivi schwieg und schien sich irgendwie ertappt zu fühlen. Trotzig stocherte die Jüngere in der Schüssel herum und nahm einige Bissen zu sich. „Sag mal, Nami...,“ begann sie aus dem Nichts und richtete ihren Blick auf ihr Gegenüber, „was hast du vorhin damit gemeint, du hättest deine Privilegien verloren? Was hast du angestellt?“ Eiskalt erwischt. Nami verzog ihr Gesicht und hätte lieber nicht darüber gesprochen. Doch irgendetwas in ihr befahl ihr regelrecht, sich zu öffnen. Vielleicht konnte sie das Thema ja umschiffen. „Hm... der übliche Mist halt.“ „Üblicher Mist? Könntest du dich bitte etwas klarer ausdrücken?“ Ein tiefer Seufzer folgte als Antwort. „Ach... ich weiß nicht, ob du das wissen willst. War doch eigentlich nur eine Lappalie. Hat nur der Anstands-wauwau nicht so gesehen und mich an Bell-Mére verpfiffen.“ Vivi legte den Kopf schief und drehte die Gabel zwischen ihren Fingern. „So eine Lappalie kann es ja doch nicht gewesen sein, wenn du mich fragst.“ Nami stöhnte und schlug die Hände vors Gesicht. „Herrgott, jetzt fang du nicht auch noch an!“ Trotzig verschränkte sie ihre Arme und lehnte den Kopf zurück, versank noch tiefer in die Couch und stieß die Luft hörbar aus. „Du willst es wissen? Gut. Beschädigung öffentlichen Eigentums. Genzo hat mich erwischt und nach Hause geschleift. Kannst dir ja vorstellen, wie Bell-Mére reagiert hat, oder?“ Für diese Erläuterung erntete die Rothaarige einen ungläubigen Blick. „Bitte was? Du hast öffentliches Eigentum beschädigt??“ - „Jetzt komm mir nicht damit, okay? Das bisschen Farbe kann man entfernen. Außerdem haben es diese Vollpfosten nicht anders verdient.“ Kurzes Schweigen. „Welche Vollpfosten? Warum haben sie was verdient? Es wäre mir lieber, wenn du nicht so kryptisch um den heißen Brei herumredest.“ Namis Blick zeugte von Resignation ehe sie ihre Arme sinken ließ und die Finger in der Jogginghose verkrallte. „Ich kanns dir nicht sagen. Nicht jetzt. Es war doch nur ein scheiß Graffiti. Das tut doch keinem weh!“ Sie schnaufte hörbar und starrte an die Zimmerdecke. „Der Bürgermeister hat eh genug Kohle. Die Message wurde jetzt schon zigmal entfernt. Den juckt es ja gar nicht, nein, keinen juckt es!“ Vivi seufzte tief und lehnte sich ebenfalls zurück, ihr Blick ruhte auf ihrer Freundin. „Im Endeffekt zahlt jeder einzelne Bürger für den Schaden, das ist dir schon bewusst, oder?“ Zögernd streckte sie ihre Hand aus und legte sie auf Namis. Die Rothaarige zuckte zunächst und betrachtete ihre Freundin skeptisch, biss sich auf die Unterlippe. „Ja, mag schon sein. Aber so ganz ohne Grund mache ich es ja nicht. Menschen sind vergessliche Idioten! Und ich will nicht, dass sie es vergessen! Wer weiß, ob ich es jemals-“ Sie schluckte und stoppte im Satz, schüttelte den Kopf als wollte sie einen Gedanken verjagen. „Wie dem auch sei. Ich habe Hausarrest. Telefon benutzen um meine Freunde anzurufen? Gestrichen. Ich meine... die Jungs sind es schon gewohnt, aber du nicht. Mir war es wichtig, dir das mitzuteilen. Und ob ich jetzt länger im Zimmer versauern muss oder nicht – ist auch schon egal. Ich wollte dich halt nicht im Glauben lassen, dass ich dich ignoriere oder so. Wer weiß, ob ich die restlichen Ferientage auch wieder draußen verbringen kann.“ Vivi ließ das Gesagte auf sich wirken und senkte ihren Kopf nachdenklich.Sie wirkte überrascht. „Und dafür schleichst du dich nachts raus? Um mir das zu sagen?“ Ein scheues Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab, während sie eine hellblaue Haarsträhne hinter ihr Ohr strich. „Irgendwie süß von dir. Aber gleichzeitig ist das doch dämlich. Du setzt alles auf deine Karte, kommst im strömenden Regen irgendwie zu meinem Fenster und riskierst mehr Hausarrest? Warum?“ Nami schluckte und ihre Augen weiteten sich bevor sie ihre Lider schloss und spitzbübisch grinste. „Naja... ich mag dich halt. Es ist cool, endlich mal ein Mädel in meinem Freundeskreis zu haben. Der Überschuss an Testosteron kann ziemlich anstrengend sein.“ Vivi war dankbar, dass Nami ihre Augen geschlossen hatte, sonst hätte sie die aufsteigende Röte in ihrem Gesicht bemerkt. „Ich – ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll-“ In diesem Moment öffnete ihre Freundin ihre Augen einen Spalt weit und schmunzelte. „Dann sag halt nix. Manchmal ist Schweigen auch eine gute Antwort~“ Stille breitete sich über die Beiden aus, aber es war eine angenehme Ruhe. Vivis Fingerspitzen begannen kleine Kreise auf Namis Handrücken zu zeichnen, und diese ließ es erstaunlicherweise zu. Es fühlte sich seltsam an, aber nicht unangenehm. Eine Frage stieg in ihr hoch und wollte ausgesprochen werden, doch ihr Gähnen hinderte sie daran, auch nur eine Silbe über die Lippen zu bringen. „Müde?“ Vivi grinste und ließ von Nami ab, die einerseits froh darüber war, andererseits schwang ein Hauch von Enttäuschung über den fehlenden Kontakt mit. „Hm... ja, ein bisschen.“ Vivi erhob sich von der Couch. Das verstohlene Grinsen war immer noch präsent als sie das Möbelstück umrundete und sich auf der Rückenlehne abstützte. „Gut. Wir sollten uns eine Mütze Schlaf gönnen. Du solltest morgen lieber früh raus, bevor man dein Verschwinden bemerkt. Reicht dir die Decke?“ Nami nickte und salutierte grinsend. „Klar. Danke nochmal, dass ich bleiben darf.“ Sie beobachtete, wie sich die Jüngere der Beiden auf die Bettkante setzte und sich ihren Radiowecker schnappte. „Soll ich dir den Wecker stellen? Du siehst mir nicht wie ein Frühaufsteher aus!“ Nami lachte, bevor sie eine Plüschente an sich nahm (von denen es erstaunlicherweise viele in dem Zimmer gab) und sie in Richtung ihrer Freundin pfefferte. Diese ließ sich lachend fallen als das Kuscheltier mit ihrem Gesicht kollidierte und ein lautes „Uff!“ hervorlockte. „Als ob du besser wärst!“ ~~ Der Wecker riss beide viel zu früh aus dem Schlaf. Zumindest Nami empfand es so, als sei es mitten in der Nacht. Sie blinzelte schwerfällig und für einen Moment war sie sich nicht sicher, wo sie sich befand, bis sie feststellte dass das Kissen anders roch als gewohnt und eine pastellblaue Farbe hatte. Richtig, sie hatte ja nicht zuhause geschlafen. Ächzend richtete sich auf und ließ ihren Blick schweifen, alles knackte in Protest als das Mädchen sich streckte. Die Couch war wohl doch nicht so bequem, wie sie zunächst vermuten ließ. Vivi war eindeutig geübter in dieser Routine. Mit einer schnellen Handbewegung verstummte der Wecker und sie saß an der Bettkante, lange hellblaue Haare hingen ihr chaotisch ins Gesicht. „Guten Morgen.“ Namis Stimme klang ungewohnt rau im Schlaftaumel. Es ließ Vivi schmunzeln, da es sie an die alte Krähe erinnerte, die des Öfteren am Baum gegenüber des Schlafzimmerfensters saß und hereinspähte. „Guten Morgen~“, kam es zur Antwort, ihre Stimme klang wesentlich melodischer, aber vor allem auch wacher. „Ich hoffe, du hast gut geschlafen?“ Die Rothaarige nickte kurz und gähnte so herzhaft, dass sie ihr Kiefer knacken hörte. „Mh- ja. War nur etwas zu wenig.“, erwiderte sie und schüttelte ihre kurzen Haare, um sie notdürftig mit ihren Fingern zu stylen. Vivis konfuser Blick sprach Bände. „Zu wenig? Wie lange schläfst du denn bitte? Es ist sechs Uhr morgens!“ Nami schüttelte ihren Kopf noch einmal um die restliche Müdigkeit zu vertreiben und erhob sich wie von der Tarantel gestochen von ihrer temporären Schlafstelle. „Shit.“ kam es zur Antwort. „Dann habe ich nicht mehr viel Zeit, bis die Family aufwacht!“ Auf einmal wurde es hektisch und Nami stürmte regelrecht in Vivis Bad um sich ihre Klamotten zu schnappen und sich umzuziehen. dabei wurde von der Jüngeren unterbrochen, die am Türrahmen lehnte und sie unschlüssig beobachtete während sich die Rothaarige die Kapuzenjacke überzog und in ihre Converse schlüpfte. Schließlich tat sie dasselbe und zeigte überraschend wenig Scheu, als sie sich ihrer Boxershorts und Tanktop entledigte, um sich umzuziehen. „Soll ich dich begleiten?“ Ihre Stimme klang mehr wie ein Flüstern, doch es erreichte Nami, die auf einmal innehielt. Kurz schien diese in ihrer Gedankenwelt verschollen und wog die Optionen ab. Ein Kopfschütteln. „Sorry, aber ich habs wirklich eilig,“ wurde erwidert und der Reißverschluss der Jacke schien wie eine finale Untermalung des Szenarios. „Ich hab keinen Bock auf die Diskussion daheim, also sollte ich mich sputen.“ „Oh. Okay.“ Vivis Antwort kam zwar schnell über die Lippen, aber sie würde sich gewiss nicht abschütteln lassen. „Aber ich könnte mit deiner Mutter reden und versuchen, deeskalierend zu wirken. Sie hat sicher Verständnis, wenn du es ihr erklärst…“ Nami, die sich in der Zwischenzeit die Schnürsenkel zuband, starrte das andere Mädchen an und verzog das Gesicht. „Erstens, nicht leibliche Mutter. Und zweitens, da kennst du sie verdammt schlecht.“ - „Ich kenne sie auch nicht – bis auf das eine Mal, als sie mit dir vor unserer Haustüre stand und verlangte, dass du dich entschuldigst…“ Vivi verschränkte ihre Arme und biss sich auf die Unterlippe. So hatte sie eigentlich kein Bild von dieser Frau. Obwohl sie ziemlich tough wirkte mit den knalligen Haaren und dem Undercut, so schien Bell-Mére doch kein schlechter Mensch zu sein. „Ich verstehe dich nicht, Nami.“ „Das brauchst du auch nicht,“ kam es etwas brüsk vom Rotschopf zurück. Diese schnappte sich das Skateboard und war im Begriff, das Fenster zu öffnen. „Öhm, was genau machst du da?“ Nami blickte über ihre Schulter. „Ich gehe?“ Vivi rollte mit den Augen und zog die Rothaarige kurzerhand vom Fenster zurück. „Dir ist bewusst, dass wir eine Tür haben, oder?“ - „Und dein Dad?“ Nun war es die Rothaarige, die mit ihren Augen rollte als Vivi schnurstracks in Richtung Zimmertüre mit Nami im Schlepptau marschierte. „Papa verlässt das Haus jeden Tag um fünf Uhr früh. Also ist dieser Faktor schon einmal dein geringstes Problem!“ Nami schnaufte und ihre Miene verfinsterte sich leicht. „Wie tröstlich.“ Sie war in Versuchung, die Tür hinter sich zu zu schlagen, wie sie es normalerweise zuhause tat; doch sie rief sich ins Gedächtnis, dass es sich nicht ziemte und schloss sie dementsprechend vorsichtig. Mit verschränkten Armen lehnte sie sich gegen die Wand im Flur und wartete, bis Vivi ihren Wohnungsschlüssel vom Brett nahm und die Wohnung verließ ehe sie sich wortlos anschloss. ~~ „Jetzt warte doch einmal!“ Vivi hatte Mühe Schritt zu halten und beschleunigte ihren Gang um Nami hinterherzulaufen, die mit dem Skateboard wesentlich schneller war als sie. „Hast du was gegen Morgensport?“ Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte sich die Rothaarige, dass ihre Freundin noch in Sichtweite war. War sie ein kleines Aas? Möglicherweise. Aber die Zeit hing ihr im Nacken und Vivi hätte ja nicht mitkommen müssen. Warum sie das tat, war ihr ohnehin schleierhaft. Dennoch bremste sie ab und wartete ab, bis das Mädchen aufgeholt hatte. Vivi stoppte neben ihr musste erst einmal Luft holen, ihr Gesicht hatte eine rötliche Farbe angenommen. „Das ist unfair!“, protestierte die Jüngere und japste als sie ihre Hände an den Oberschenkeln abstütze, „Ich habe noch nicht einmal gefrühstückt, auf leerem Magen Sport zu treiben ist nicht gut!“ Nami hob ihre Augenbrauen. „Du frühstückst? Hätte ich mir gar nicht gedacht!“ Der feixende Unterton gefiel Vivi absolut nicht, denn sie wusste worauf ihre Freundin anspielte. Sofort drehte sie ihren Kopf zur Seite und vergrub ihre Hände in der Jackentasche, ihre Augenbrauen zogen sich merklich zusammen. Irgendwie hatte sie gar keine Lust mehr zu reden und stapfte stattdessen voran. Zunächst war es Nami nicht bewusst, woher diese Attitüde kam, doch langsam dämmerte es ihr. Demonstrativ klemmte sie das Skateboard unter den Arm und hastete hinterher. „Hey, das war doch nicht so gemeint!“ - „Klang nicht wirklich danach. Verarschen kann ich mich selber!“ Die Rothaarige stieß die Luft aus und war nun diejenige, die sich an Vivis Fersen heften musste. „Verdammt noch mal, bleibst du bitte stehen?“ Die Angesprochene drehte ihren Kopf und Nami sah nun den Ausdruck in ihrem Gesicht, der erschreckend eisig war. „Hast du was gegen Morgensport?“, äffte die Jüngere und legte die letzten Meter joggend zurück, bis sie vor einer Bäckerei stehen blieb und auf den Boden starrte, unsicher was sie denn zu diesem Thema sagen sollte. Sie hatte es langsam satt. Ihr Vater, Igaram, Terracotta, und jetzt auch noch Nami, die auf diesem Thema herumritten. Dabei hatte sie gehofft, dass wenigstens ein Mensch es verstehen würde. Anscheinend verstand es keiner. Nicht einmal sie selbst. „Das war jetzt echt unnötig-“ - „Da hast du allerdings Recht, Nami. DAS war unnötig!“, schnitt Vivi ihr das Wort ab und kramte in ihrer Jackentasche um ihre Geldbörse hervor zu ziehen. Gerade aus Trotz würde sie sich jetzt eine Kleinigkeit holen und in diesem Moment schien es ihr egal zu sein, ob ihre Freundin zu spät nach Hause und den Anschiss ihres Lebens kassieren würde. „Willst du auch was?“, fragte sie schließlich, eher passiv im Ausdruck. Nami scharrte mit dem Fuß am Boden, sichtlich verlegen. Sie war verdammt spät dran. „Weißt du was? Wenn du schon mitkommst, kann ich ja Bell-Mère fragen, ob sie dir was auftischt. Kein Grund, wegen mir Kohle rauszuschmeißen nach meinem blöden Kommentar.“ Der verwunderte Blick, den sie erntete, war ein Bild für die Götter. „Tut mir leid, ok? Jetzt lass uns los. Du kannst sonst das Board nehmen, wenn’s dir lieber ist.“ - „Ich bin noch nie auf so einem Ding gestanden!“ Nami schmunzelte über den brüskierten Ausdruck im Gesicht der Jüngeren. „Ich brings dir bei… nach meinem Hausarrest. Was sagst du dazu?“ Stille. Und dann erhellte sich Vivis Gesicht. „Klingt nach einem Deal. Und ich bringe dir bei, wie man eine Tür benutzt!“ „Boah, halt die Klappe!“ Gelächter erfüllte die kaum belebte Straße der Innenstadt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)