Jägerpfade von Charly89 (Ein Horizon Zero Dawn MSP) ================================================================================ Kapitel 14: Timeline -------------------- Ich sehe Rost nach, wie er weiter den Berg hinunterläuft. Gleichzeitig läuft mein Hirn heiß. Was fange ich mit dem Tag an, der so bescheiden begonnen hat? Ich könnte den Läufer ausfindig machen und versuchen ihn zu markieren. Er hat sich die letzten Male hier in der Umgebung aufgehalten, also ist er vielleicht irgendwo in der Nähe. Gleichzeitig beschäftigt mich der junge Mann, der bei der Zeremonie neben Sanya und Graik gestanden hat. Er kam mir bekannt vor; wo nur habe ich ihn schon mal gesehen? Hier? Oder ist er ein Charakter aus dem Game? Ich könnte zu Aloy zurück und ihr helfen, aber das sollte ich nicht. Ich bin noch sauer wegen vorhin und das würde im Moment nicht gut ausgehen, wenn wir uns jetzt wieder sehen. Zumal sie ja auch aufgebracht und genervt ist. Es ist egal, wie sehr ich versuche mich auf etwas anderes zu konzentrieren; meine Gedanken wandern immer wieder zu Sylens. Er will meinen Schlüsselbund und ich habe keine Ahnung warum. Ich muss herausfinden, was an dem guten Stück so besonders ist; von dem Umstand das er aus meiner Welt ist, mal abgesehen. Und das Einzige, was mir dabei helfen könnte, ist, meiner Theorie nach zumindest, mein Fokus. Würde er funktionieren könnte ich ihn scannen und so vielleicht etwas in Erfahrung bringen. Aber das Ding geht nicht. Zumindest nicht von meiner Seite aus, denn Sylens hat es ja irgendwie geschafft mich zu kontaktieren. Wie bekomme ich das blöde Ding wieder zum Laufen? Ich erinnere mich an den ersten Klartraum, oder Erinnerungstraum, den ich hatte. Die Ruine der Alten in denen Graik und Sanya irgendwas gesucht haben, in denen auch Aloy ihren Fokus gefunden hat. Vielleicht finde ich da etwas, dass mir hilft? Ich habe den Vorteil das ich mich mit Computern auskenne; also zumindest mehr wie die Menschen hier. Rost ist inzwischen nicht mehr zu sehen. Ich hocke mich hin und versuche eine Skizze des Beckens zusammen zu schustern. Ich zeichne meinen Standort auf, die Schlucht „hinterm Haus“, Grata, den Übungsplatz, den Fluss, der durchs Becken fließt (zumindest grob), Mutterherz … Wo ist die verdammte Ruine? Die ist … „Gegenüber“ irgendwo? Das ist die eine Siedlung, die die Überfallen wird von dem Verderber und den „gehakten“ Läufern. Mutters … Wacht? Die Ruine der Bunkeranlage sind irgendwo in dem Wald daneben … Glaube ich zumindest. Ja, mein Orientierungssinn ist großartig, aber die Map habe ich nun auch nicht zu hundert Prozent im Kopf; aber egal wo ich hinlaufe, ich sollte zumindest immer wieder zurückfinden. Ich muss über den Fluss und dann Richtung Siedlung und an dem Wachturm, der irgendwo davorsteht, links in die Wildnis. So zumindest der Plan fürs erste. Hoffentlich begegne ich nicht zu vielen Nora unterwegs, da habe ich so gar keine Lust drauf. Auf jeden Fall wird das ein ordentlicher Fußmarsch, also los jetzt! Es geht den Berg hinunter wie gestern schon. Vorbei an Gratas Hügel, über das Trainingsgelände, immer weiter Richtung Fluss. Ich halte die Augen offen; nicht wegen anderer Nora, sondern wegen meinem Läufer. Vielleich sehe ich ihn irgendwo und kann versuchen ihn zu markieren. Meinen? Ich habe ich gerade ernsthaft meinen gedacht? Was ist nur los mit mir …? Leider ist nirgends etwas zu sehen, zumindest kein Läufer. Stattdessen huscht ein Fuchs in einiger Entfernung an mir vorbei, ich sehe einige Hasen und einen Truthahn. Mir wird plötzlich bewusst, dass es keine großen Raubtiere gibt. Ich glaube, Waschbär und Fuchs sind sogar die einzigen überhaupt. Außer Menschen und Maschinen gibt es nichts Gefährliches. Ah, nein, doch, es gibt Wildschweine. Und die können auch ziemlich gefährlich werden, wie ich gestern eindrucksvoll erlebt habe. Nach einigen Minute kommt der Fluss in Hörweite. Ich bin ein bisschen betrübt, dass ich den Läufer nicht gesehen habe und fange tatsächlich an mir ein wenig Sorgen zu machen. Ob die Nora ihn erlegt haben? Das wäre wirklich traurig … Am Fluss angekommen geht es über einige Baumstämme auf die andere Seite. Ich versuche die Hauptwege zu meiden, aber in ihrer Nähe zu bleiben, um nicht die Orientierung zu verlieren. Über Stock und Stein geht es weiter. Nach einer Weile sehe ich den Wachturm in der Ferne und grinse wie blöd. Yes! Ich lag richtig, zumindest was die Lage des Turms und des dahinterliegenden Dorfs angeht. Da ich eh gerade eine gute Position auf einem Felsen habe, mache ich Pause. Ich sehe Richtung Wald den Berg hinauf und versuche mir die ungefähre Lage des Bunkers ins Gedächtnis zu rufen. Während ich esse und trinke, laufen unten einige Nora den Weg entlang. „Hast du gehört, die Barbaren waren wieder in der Nähe von Mutterkrone unterwegs“, höre ich einen Mann erzählen. „Wann hören diese Raubzüge endlich auf?“, seufzt eine Frauenstimme. Barbaren? Raubzüge? Ich erinnere mich, dass ich während des Traums, als Graik und Sanya verbannt wurde, einen Moment über die Roten Raubzüge nachgedacht habe, aber … Mir läuft es kalt den Rücken hinunter. Ich weiß das wir uns vor der Timeline des Games befinden, aber über diese Ereignisse vor dem Spiel habe ich noch gar nicht nachgedacht. Die Nora befinden sich immer noch im Krieg mit den Carja … Mir wird jetzt erst bewusst wieviel Glück ich hatte, dass mich Rost bei Teufelsleid eingesammelt hat. Ich hätte in die Hände der Carja fallen können und wäre im Sonnenring geopfert worden! Da Lob ich mir das Leben als Ausgestoßene, egal wie mies es vielleicht ist. Generell sollte ich versuchen, die Timeline irgendwie zusammen zu bekommen. Da die Roten Raubzüge noch im Gange sind, habe ich zumindest nichts vor Schatten-Carja oder Eklipse zu fürchten, dafür aber eine Armee sadistischer Idioten vor den Toren des Heiligen Landes. Was noch? GAIA ist bereits in die Luft geflogen und die einzelnen Bestandteile, die untergeordneten KI’s, haben sich verselbstständigt. Das bedeutet, dass HEPHAESTUS bereits seit geraumer Zeit an den Programmen der Maschinen rumdoktert. Ich schlage mir innerlich vor die Stirn. Es gibt bereits Wächter, deren Aufgabe besteht darin, die Herden zu bewachen. Sie haben keinen Zweck fürs Terraforming, allein dadurch hätte es mir bewusst sein sollen. Das bringt mich unweigerlich zu dem Läufer zurück. Ist er gar nicht „neu“ sondern eher recht „alt“? Vielleicht läuft auf ihm noch das ursprüngliche Programm, dass Menschen nicht als Gefahr einstuft? Herr Gott, konzentriere dich! Wo war ich? GAIA ist tot, HEPHAESTUS manipuliert die Maschinen und HADES … chillt irgendwo seine Base? Unwahrscheinlich. Wahrscheinlich hat Sylens ihn bereits gefunden und … Mir wird mulmig. Womöglich hat die Kontaktaufnahme durch Sylens etwas mit HADES zu tun? Und das mit den Eklipse nehme ich auch zurück. Ich bin mir unsicher, wann genau er angefangen hat diese Verrückten, um sich zu scharen, aber womöglich beginnt er gerade damit. Und wenn es etwas mit HADES zu tun hat, was genau könnte das sein? Etwas trifft mich unvorbereitet am Hinterkopf. Es nicht extrem schmerzhaft, aber ich erschrecke mich fürchterlich. Ich halte mir die schmerzende Stelle und drehe den Kopf. Unten auf dem Weg steht ein Mann mit finsterer Miene, einen weiteren Stein in der Hand. Er sagt nichts, aber sein Blick spricht Bände. Ah, ja. Ich vergaß. Ich sehe finster zurück und packe meinen Kram zusammen. Genug Pause gemacht und wirres Zeug gedacht. Irgendwo in diesem Waldstück wartet ein Bunker auf mich. Ich laufe los und halte die Augen offen. Bei meinem Glück falle ich sonst wie Aloy einfach in das Ding hinein. Und bei meinem Glück, verletze ich mich dabei. Oder breche mir gleich das Genick. Ich erinnere mich, dass einige Felsen drumherum stehen, aber ansonsten nichts auf eine „Höhle“ hindeutet, was es schwer macht sie zu finden. Vögel zwitschern, die Blätter rascheln, es riecht nach Gras und Wald. Das Gebirge ragt hinter dem Wald auf und reicht bis zu den Wolken. Es ist idyllisch und schön. Ich bin etwas in die Landschaft verliebt und … Ja, es hätte beinahe geklappt. Im letzten Moment sehe ich die Lücke zwischen dem Gras und Steinen und halte rechtzeitig an. Ich gehe in die Hocke und sehe hinunter in das dunkle Loch. Ich höre Wasser und rieche den typisch muffigen Geruch eines Kellers. Plötzlich kommt mir die Idee irgendwie blöd vor. Soll ich wirklich mein Leben und das von Sanya riskieren für diese unbegründeten Gedanken bezüglich des Fokus? Was, wenn es dort unten gar nichts gibt, dass mir hilft? Ist es das Risiko wert? Je länger ich dahocke und in dieses dunkle Loch starre, umso größer werden meine Zweifel. Ich gehe ein enormes Risiko ein, wenn ich da runter klettere. Für einen Schlüsselbund? Jein. Vielleicht kann mir der Fokus auch helfen zu verstehen, was mit mir ist. Der kleine Alleskönner, wäre vielleicht wirklich eine große Hilfe. Auch fürs Überleben als solches. Außerdem schien die Übertragung von Sylens abgebrochen, davon ab das sie eh sehr zerstückelt war. Er meinte zwar, er würde mir einen Übergabeort mitteilen, aber womöglich schafft er es nicht mehr mich zu kontaktieren. Ich bin zwar immer noch nicht gewillt mein einziges Andenken von zu Hause aus der Hand zu geben, aber vielleicht kann er mir helfen herauszufinden was hier los ist … Ich fasse mir ein Herz und beginne vorsichtig den Abstieg. Ich klettere den ersten Absatz hinunter und über einen Baumstamm, der da von schief nach schräg hängt. Unter meinen Füßen ist Fels und Moos; eine sehr rutschige Angelegenheit. Ich gehe in die Hocke, drehe mich und lege mich auf den Bauch. Vorsichtig schiebe ich mich nach hinten, um mit den Füßen unten irgendwo halt zu finden. Als ich endlich den Fels spüre, lasse mich langsam runter rutschen, bis ich fest auf dem nächsttieferen Absatz stehe. Für Sanya wäre das hier wahrscheinlich kein Problem. Sie würde das mit links machen. Aber meine Angst blockiert ihre ganzen Fähigkeiten und so bin ich auf mich allein gestellt. Ich sehe meine Hände an, die noch an der Kante des oberen Felsen liegen. Sie zittern wie verrückt und zeigen damit deutlich, wie es in meinem Inneren aussieht. Ich habe wirklich Angst und mir flattern die Nerven. Als Kind bin ich überall hoch- und reingeklettert, da war das kein Thema. Aber als Erwachsener ist man sich der Gefahr und den möglichen Konsequenzen bewusst und das hemmt einen. Noch dazu kann ich den Grund der Höhle nicht sehen. Ich weiß, dass er da ist, aber ich sehe ihn nicht und kann dadurch nicht abschätzen, wie weit er weg ist. Unter mir ist einfach nur Finsternis. Vielleicht sollte ich wieder hoch? Ich atme durch, schließe die Augen und versuche Ruhe reinzubringen. Die Ruinen da unten können mir vielleicht helfen meinen Fokus zu reparieren. Vielleicht finde ich auch etwas anderes, dass mir hilft zu verstehen was hier los ist. Graik und Sanya waren ja höchstwahrscheinlich dort unten; womöglich finde ich einen Hinweis darauf warum. Nachdem ich mich selbst einigermaßen überzeugt habe, dass es keine sinnlose Zeitverschwendung ist da runter zu klettern, beginne ich über die nächsten Steine weiter Richtung Dunkelheit zu kraxeln. Die Abstände sind nicht zu groß oder hoch, weswegen ich sie recht sicher hinunterlaufen kann. Natürlich ist die rechte Hand permanent an der Wand und sucht nach Halt, für den Fall, dass ich wegrutsche. Aber meine „entspannten“ Trekkingtour endet an einem etwa anderthalb Meter hohen Absatz. Meine rechte Hand krampft sich um die Wurzel, die sich zwischen den Steinen hindurch gequetscht hat. Springen? Runterrutschen wie vorhin? Unschlüssig lehne ich mich vor und versuche einzuschätzen, was ich am besten machen sollte, da taucht plötzlich eine Horde kreischender Fledermäuse auf. Ich erschrecke mich zu Tode und versuche aus der Schusslinie zu kommen, doch eines der Tiere verheddert sich in meinen Haaren. Wir kreischen und zappeln um die Wette, und als ich es gerade geschafft habe, die Fledermaus aus meinen Haaren zu befreien, ist es auch schon passiert. Mein Fuß rutscht weg und ich schaffe es nicht mehr, mich irgendwo festzuhalten … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)