Jägerpfade von Charly89 (Ein Horizon Zero Dawn MSP) ================================================================================ Kapitel 1: Bestandsaufnahme --------------------------- Ich drehe mich um und vor mir liegen Ruinen. Hinter einer eingestürzt Wand verschwindet etwas. Etwas, das für einen kurzen Moment metallisch in der Sonne leuchtet. Ein Roboter? Ich beobachtet, wie das Ding hinter der Wand entlang läuft. Durch Löcher hindurch sehe ich immer nur kleine Bruchstücke, aber … es sieht aus wie … wie … ein Wächter? Als es nicht mehr zu sehen ist, widme ich mich wieder den riesigen Ruinen. Sie sind überwuchert, halb mit der Vegetation verschmolzen. Das waren früher Hochhäuser soweit wie sie in den Himmel ragen. Und bei der Menge, war das auch eine sehr große Stadt. Ich lege den Kopf in den Nacken um zu sehen wo sie aufhören und stoße sacht gegen etwas. Erschrocken zucke ich zusammen und drehe mich um. Hinter mir ist nichts. Generell ist überhaupt nichts hier. Keine Menschen, keine Tiere. Was hat aber meinen Hinterkopf berührt? Ich hebe meine rechte Hand und staune. Ich gehöre ja eher zur Kategorie „vornehmen Blässe“, weil ich ein heller Hauttyp bin. Selbst im Sommer bei viel Sonne werde ich eher hellbraun mit weißen Tendenzen, wie richtig braun. Aber meine Hand, die ich gerade wie eine Gestörte auf Drogen vor mein Gesicht halte, ist braungebrannt. Richtig braun, wie bei jemanden der den ganzen Tag draußen verbringt. Was mich aber am meisten verwundert ist das Fehlen meines Eherings. Seit fast vier Jahren ist er da an meinem Ringfinger und nun ist er weg. Nicht einfach nur weg, nein, es sieht aus, als wäre da nie ein Ring gewesen. In meiner Hand befindet sich immer noch mein Schlüsselbund. Immerhin etwas vertrautes. Ich nehme also die linke Hand, die ebenso braungebrannt ist und greife zögerlich hinter mich, taste meinen Hinterkopf ab, der sich auch nicht wie sonst anfühlt. Also der Kopf schon, aber die Haare nicht. Sind das Rastas? Ich hole mir einige Strähnen nach vorn. Nicht nur, dass ich offenbar einige geflochtene Zöpfe in meinem Haar habe, die vorher definitiv nicht existierten, auch die Farbe stimmt so überhaupt nicht. Meine Haare sind „straßenköter-blond“ wie man so schön sagt, aber das Haar hier ist braun. Mein Herz klopft wie verrückt und ich merke, dass ich anfange zu zittern. Was ist hier los? Wo bin ich? Warum bin ich jemand anderes? Ich gehe einen Moment in die Hocke und versuche mich zu beruhigen. Hinter mir knirscht es leise, oder eher direkt an mir. Irgendetwas ist auf meinem Rücken, wahrscheinlich das, was mich am Hinterkopf berührt hat. Ich atme durch und taste über meine Schulter. Da ist Holz und … Moment. Ist das ein Bogen? Ich hole das Ding von meinem Rücken, mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte ich das schon hunderte Male gemacht. Das ist verrückt. Ich halte den Bogen, denn es ist tatsächlich einer, vor mich. Es ist kein moderner aus Fiberglas sondern ein altertümlicher. Ich erkenne ihn witzigerweise wieder, es ist ein Jagdbogen. Ein Jagdbogen den es so nur in Horizon Zero Dawn gibt. Ich bin mir da so sicher, weil ich erst diese Woche das Game wieder neu angefangen habe. Ich sehe an meiner Seite hinunter. Da ist ein Köcher mit Pfeilen und ein kleines Säckchen auf der rechten Seite meiner Hüfte. Links befindet sich eine etwas größere Ledertasche. Ich setze mich in dem ich mich einfach auf meinen Hintern fallen lasse. Ich habe immer noch Probleme Luft zu bekommen. Und ich zittere auch immer noch. Und mir kommen die Tränen, auch wenn ich gerade nicht so wirklich weiß warum. 25. Es sind 25 Pfeile. Ich habe sie gezählt, mehrfach. Albernerweise hilft mir das gerade beim Runterkommen. 25 Pfeile. Ich schnaufe durch. Mein Zittern lässt nach und ich fühle mich ruhiger. Ich öffne die Ledertasche und sehe nach, was sich darin befindet. Ehrlicherweise hoffe ich mein Smartphone zu finden. Es wird mir wahrscheinlich nicht viel nutzen, aber ich würde mich wohler fühlen mit dem Ding. Das erste, was mir in die Hände fällt ist … Hm, was ist das? Ich inspiziere es und mir wird spontan ganz anders. Das ist eine Sprengfalle. Sollte ich das mit mir herum tragen? Ist das sicher? Ich entdecke etwas, dass wie Splint aussieht. Er ist mit einem Stück Seil fest an das „Gerät“ gebunden, wahrscheinlich um eine versehentliche Aktivierung zu verhindern. Tja, schön und gut, aber sicher fühle ich mich nicht unbedingt damit. Trotzdem packe ich es erstmal wieder ein. Ich finde ein paar Beeren, etwas das Brot sein könnte und getrocknetes Fleisch? Ich nehme es raus und rieche daran. Ja, Fleisch. Getrocknet oder gepökelt oder so. Außerdem fördere ich ein weiteres Säckchen zu Tage. Ich öffne es und finde Metallscherben. Ähm, nein, die werde ich jetzt nicht zählen. Es sind eine ganze Menge, dass reicht mir so als Info. Ich packe es zurück und auch meinen Schlüsselbund packe ich mit in die Ledertasche. Ich widme mich dem anderen Säckchen. Was ich da finde, lässt mich große Augen machen. Ein Fokus! Vielleicht kann der mir irgendwie helfen. Ein wenig zittrig wegen der Aufregung, packe ich das Ding an mein Ohr. Es öffnet sich ein Screen, eine Ladebalken taucht auf und die Prozentzahlen rattern. Bei 34 % stoppt es plötzlich. Eine Meldung ploppt auf: „Data corrupted. Recovery not possible.“ Na toll. Also auch hier keine Hilfe zu erwarten. Ich packe das gute, aber nutzlose Stück wieder in das Säckchen. Ich sehe wieder hoch. Ruinen, tausende Jahre alt, Fokus, Jagdbogen und eine Maschine, die wie ein Wächter aussah. Ich bin in Horizon Zero Dawn gelandet? Das ist nicht möglich. Zumindest fällt mir keine realistische Erklärung ein. Außer ein Hirnschlag vielleicht. Ist das dann hier wie in den Filmen? Muss ich jetzt hier um mein Leben kämpfen um zu beweisen, dass ich weiterleben will? Kacken meine Vitalfunktionen ab, wenn ich nicht genug Lebenswillen aufbringe? Ich schüttle den Kopf über meine Überlegungen und seufze. Ich stehe auf und packe den Bogen wieder auf meinen Rücken. Das Fell der Weste kitzelt meine Wange dabei. Der Kragen ist aus braunem Pelz, der geht bis etwa zur Brust. Der Stoff der Weste ist recht dick und wirkt als könne er einiges aushalten. Im Gegensatz zu dem Oberteil darunter. Das ist aus dünnem hellbraunen Leinen und hat kurze Ärmel. Um die Hüfte habe ich neben Köcher und Taschen so etwas wie einen Waffenrock. Er ist aus Leder und hat unterschiedlich große Metallplatten darauf. Die Hose ist aus dem selben Stoff wie das Oberteil und genauso dünn. Ich habe Fell um den unteren Teil meiner Beine, genauso braun wie das der Weste, und einfache Schuhe. Ich bin eine Nora? Zumindest entnehme ich das meiner Kleidung. Wenn ich also eine Nora bin, dann … Ich sehe wieder auf. Diese Ruinen sind wahrscheinlich Teufelsleid. Zumindest währen das die einzigen auf Nora-Gebiet die mir spontan einfallen. Die andere Ruine, die mir in den Sinn kommt befindet sich unter der Erde, und die kann es offensichtlich nicht sein. Was mache ich hier? Als „gute“ Nora sollte ich eigentlich einen Bogen um die Ruinen der Alten machen … Als „gute“ Nora sollte ich aber auch keinen Fokus besitzen. Ich stehe also völlig lost da, starre auf eine Welt die es nicht geben sollte und versuche irgendetwas zu verstehen. Plötzlich werde ich am Unterarm gepackt und unsanft davon gezerrt. Ich stolpere und habe zu tun nicht hinzufallen. Äste klatschen mir ins Gesicht und Wurzeln stellen mir fiese Fallen, während mich irgendetwas durch die Wildnis zieht. Als wir aus den Büschen raus sind, werde ich nochmals am Arm gezerrt, hin zu der Person. Überrascht und verwundert sehe ich endlich, wer mich da so eilig von den Ruinen weggeholt hat. „Du?“, frage ich erstaunt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)