Als wir uns trafen von abgemeldet (Teil1 der 'Ernte was du sähst' Reihe) ================================================================================ Kapitel 1: ... war ich frustriert --------------------------------- Konohagakure, ungefähr drei Jahre vor dem 3. Shinobiweltkrieg Wenn Genma eines hasste, dann waren es Krankenhäuser. Diese steril-weissen Wände, der beissende Geruch nach Desinfektionsmitteln und auch auf die Spritzen hier war er nicht besonders scharf. Andererseits, wer war das schon? Niemand wurde gerne mit einer spitzen Nadel gepikst und wusste oft nicht mal genau, was ihm jetzt da unter die Haut gejagt worden war. Genma knurrte leise. In ein paar Jahren, wenn er alt genug war, würde er ebenfalls ein talentierter Shinobi sein. Bis zu seinem Abschluss an der Ninja-Akademie dauerte es ja nicht mehr lange. Dann würde ihn niemand mehr einfach so in ein Krankenhaus zerren können, wenn er das nicht wollte. „Genma-chan, jetzt schau nicht so. Du hast dir nur das Bein gebrochen, da dran ist bisher unter normalen Umständen noch niemand gestorben.“ Genma grummelte nur als Antwort, und die Schwester schmunzelte erneut. „Wann kann ich wieder nach Hause?“ „Endo-sensei hat gesagt, dass du übermorgen wieder gehen darfst. Das solltest du aber mittlerweile wissen.“ „Ich will aber jetzt wieder gehen und nicht erst übermorgen. Ich bin ein Shinobi, oder werde es bald sein. So ein bisschen Schmerz macht mir nichts aus, Yamawaki-san.“ „Das weiss ich doch, Genma-chan. Doch wir wollen dich noch etwas zur Beobachtung hier behalten, damit wir sicher sein können, dass du keine Muskelblutungen bekommst. So etwas ist für niemanden leicht zu verkraften. Auch für ein Kind wie dich nicht.“ Genma verdrehte die Augen und pustete eine hellbraune Haarsträhne aus dem Gesicht. Es brachte ja nichts. Also seufzte er auf und fügte sich seinem Schicksal. Dank des gebrochenen Beines war ein Fluchtversuch sowieso sinnlos. Selbst mit den Krücken, die neben seinem Bett standen, war er viel zu langsam um erfolgreich abhauen zu können. Ganz abgesehen davon, konnte Genma auch ganz gut auf die Standpauke verzichten, die er garantier zu hören bekommen würde, wenn seine Mutter davon erfuhr. Das Lächeln der Schwester wurde etwas breiter, als er sich wieder richtig hinlegte und die Anspannung seinen Körper verliess. „So ist es gut, Genma-chan“, lobte sie, bevor sie den Zugang, der in seinem Arm steckte, mit einem schnellen Blick prüfte. „Hast du Hunger, Genma-chan? Es gibt gleich Abendessen und ich glaube, heute dürfte es dir besonders gut schmecken.“ Eine Augenbraue wanderte unauffällig hinter seinem dichten Pony nach oben, bevor sein Magen ihm lautstark die Entscheidung abnahm. Schwester Yamawaki lachte leise. „Ich bringe dir eine extra grosse Portion. Und bevor ich es vergesse: Du bekommst später noch einen Zimmergenossen.“ „Was?“ „Keine Sorge, ich bin mir sicher, dass ihr euch gut verstehen werdet. Er ist ein Shinobi wie du.“ Mit diesen Worten verliess sie das Zimmer und liess Genma alleine. Für ein paar Momente starrte er auf die geschlossene Tür, bevor er auf seine Unterlippe biss. Er wollte keinen Zimmergenossen, den er vermutlich nie wieder sehen würde. Er wollte einfach nur noch hier raus. Genma verfluchte sich und seine Ungeschicktheit. Wenn er einfach besser aufgepasst hätte, wäre er jetzt nicht hier. Er warf einen bösen Blick auf sein Gipsbein, bevor er sich wieder ins Kissen zurücksinken liess und seinen Kopf zur Seite drehte, sodass er die beiden freien Betten neben sich betrachten konnte. Hoffentlich liess sein neuer Zimmergenosse ihn in Ruhe. Der würzige Geruch von frischer Kürbissuppe riss Genma aus seinen Gedanken. Sein Magen begann wieder zu knurren und ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er setzte sich auf und starrte auf die Schüssel, die Schwester Yamawaki auf einem Tablett in den Händen trug. Auch sie lächelte. „Na? Ich hab nicht zu viel versprochen, Genma-chan, oder?“, fragte sie, bevor sie das kleine Tischchen am Bett hinunterklappte und die Suppe vor seine Nase stellte. „Geniess es, Genma-chan.“ Genma spürte, wie die Verlegenheit in ihm hochkroch. „Ich ... Danke, Yamawaki-san.“ Doch noch bevor sie ihm antworten konnte, klopfte jemand leise an die Tür und öffnete sie dann auch gleich. Genma sah auf, als eine weitere Schwester hereinkam, die einen Rollstuhl vor sich herschob. Genma erkannte von der Person, die darin sass, nicht viel mehr als kurzes, braunes Haar und Unmengen an Verbänden. Schwester Yamawaki ging auf die beiden zu und deutete auf das Bett rechts neben Genmas. Neugierig beobachtete er die Szene, doch beide Schwestern verdeckten zum grössten Teil seine Sicht auf den Rollstuhl. „Ah, hier bist du ja, Raidou-chan. Endo-sensei ist wirklich zufrieden mit deinem Heilungsfortschritt in den letzten Tagen, darum können wir dich auf ein normales Zimmer verlegen. Du darfst jetzt auch wieder Besuch bekommen, wenn du das möchtest.“ Genma konnte einige leise Worte hören, vermutlich eine Antwort, doch er konnte nichts verstehen. „Ich akzeptiere deine Entscheidung. Hast du Hunger? Ein wenig Suppe würde dir sicher gut tun.“ Der Junge – Raidou? – musste wohl eine positive Antwort gegeben haben, denn die fremde Schwester verliess den Raum, nur um ein paar Minuten später mit einer zweiten Schüssel Suppe zurückzukehren. „Iss einfach so viel du kannst und ruh dich dann aus, ja? Soll ich den Vorhang zuziehen? Dann kannst du in Ruhe essen und später auch schlafen. Wenn du etwas brauchst, musst du nur diesen Knopf drücken.“ Wieder war die Antwort für Genma nicht zu verstehen, doch Schwester Yamawaki nickte und zog die Vorhänge rund um das Bett zu. Genmas schlechte Laune war wie weggeblasen, was nicht nur daran lag, dass er heute sein Lieblingsessen bekommen hatte. Irgendwas an seinem unbekannten Zimmergenossen faszinierte ihn und er wollte unbedingt herausfinden, wer das war. Schweigend löffelte Genma seine Suppe und auch der fremde Junge gab keinen Laut von sich. Ausser dem dumpfen Klirren des Geschirrs war nichts zu hören. "Ich heisse Shiranui Genma. Und du …?“ Er versuchte möglichst freundlich und unbedarft zu klingen und seine Neugier zu verbergen. Das Klirren verstummte, aber zu Genmas Enttäuschung und Verwunderung erhielt er keine Antwort. „Erm … Hallo? Verstehst du mich?“ Wieder keine Antwort, nur das leise Rascheln der Bettdecke war zu hören. Genma entliess geräuschvoll die Luft aus seinen Lungen und zog einen Schmollmund. Bitte sehr, aber zumindest hatte er es versucht, aber wenn der andere nicht wollte, dann konnte Genma auch nichts daran ändern. Er griff nach der Plüschfledermaus, die neben ihm auf der Matratze lag und drückte sie fest an sich. „Namiashi …“ – eine kurze Pause – „Raidou.“ Die Stimme des Jungen klang leise und unsicher. Genma starrte auf den Vorhang. Der Name kam ihm bekannt vor. Aber die Antwort war zumindest ein Anfang und Genma fühlte sich besänftigt. Vielleicht war Raidou einfach schüchtern oder misstrauisch und brauchte eine Weile, bis er zu jemandem Vertrauen fasste. Für Genma war ein erster Schritt schon getan. „Ich hab mir das Bein gebrochen, deshalb muss ich hier sein. Hab mich beim Training verletzt.“ ‚Ha‘, dachte Genma, ‚das klingt wirklich viel besser als bin-in–der-Akademie-über-meine-Füsse-gestolpert-und-die-Treppe-runtergefallen.‘ Eine kleine Pause entstand. Raidou gab keine Antwort, aber wenn Genma ehrlich zu sich war, hatte er auch keine erwartet. „Ich kann bald wieder hier raus. Yamawaki-san hat gesagt, dass ich übermorgen wieder zu Hause sein kann. Ich kanns kaum erwarten, es ist so langweilig hier.“ Genmas Blick war noch immer auf den hellblauen Vorhang gerichtet, so als ob er hindurchsehen könnte. Abwesend nahm Genma eine seiner Haarsträhnen zwischen die Finger. Es half ein wenig, um sich abzulenken und die eigene Unsicherheit zu überspielen. Aber nicht genug. Genma vermisste die spezielle Wurfnadel, die ihm sein Vater zu seinem Geburtstag vor zwei Jahren geschenkt hatte. Das dünne Stück Metall zwischen den Lippen hatte eine unglaublich beruhigende Wirkung auf ihn. „Training? Bist du ein Shinobi?“ Genmas Mundwinkel zuckten nach oben. Raidous Stimme klang nach wie vor leise und unsicher, doch zumindest hatte er von sich aus eine Frage gestellt. Das war doch schon mal ein Fortschritt. „Noch nicht. Aber wenn mein Bein verheilt ist, werde ich endlich ein Genin. Ich bin schliesslich alt genug und die Akademie ist langweilig. Aber… sag mal, weshalb bist du hier, Raidou-kun?“ Wieder hörte er leises Rascheln hinter dem Vorhang und Genma hatte irgendwie das Gefühl, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Die Stille zwischen ihnen fühlte sich mit einem Mal so verkrampft und unangenehm an, dass er seine Frage am liebsten wieder zurückgenommen hätte. Er biss sich auf die Unterlippe. „Ich … wenn du nichts sagen willst, dann musst du auch nicht. Ich wollte nicht …“ „… ist schon gut“, unterbrach Raidous leise Stimme sein Gestammel. „Mission … Blitzjutsu …“ Genma schluckte und nickte, bevor ihm auffiel, dass Raidou die Geste gar nicht sehen konnte. Sein Hals fühlte sich staubtrocken an, als er weitersprach. „Mission? Dann bist du ein Shinobi?“ „Genin … seit letztem Jahr …“ Raidou klang, als müsste er sich zwingen, diese Worte auszusprechen, also ging Genma nicht weiter darauf ein. Nervös knetete er sich die Hände und versuchte nicht daran zu denken, wie Raidous Stimme geklungen hatte, als er das Blitzjutsu erwähnt hatte. Stockend und voller Schmerz; Genma lief es eiskalt den Rücken hinunter. Was war bloss auf dieser Mission passiert? Vermutlich würde er es nie erfahren. In zwei Tagen war Genma wieder daheim und wer wusste schon, ob er den anderen Jungen je wiedersehen würde. Ein leises Gähnen neben ihm, gefolgt von einem erstickten Keuchen, liess Genma aufseufzen. Er liess Raidou wohl besser in Ruhe, damit dieser sich ausruhen konnte. Vielleicht würde ihm selbst ja auch ein bisschen Schlaf ganz gut tun. Also lehnte er sich in das Kissen zurück und schloss die Augen. „Schlaf gut“, flüsterte er, bevor er sich in seine Decke kuschelte und, schneller als ihm lieb war, einschlief. Mein Dank geht an meine Betas. Vielen Dank für eure Zeit und Mühe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)