Lincolns Geheimprojekt von Bourbone ================================================================================ Kapitel 9: Lori und die Zwillinge --------------------------------- Still und geduldig stand Rita vor der Zimmertür ihres Sohnes. Vor kurzem hatte sie geklopft. Nun wartete sie darauf, dass Lincoln sie hereinbitten würde. Hoffentlich spielte er nicht mit den Gedanken, sie wegzuschicken. Rita hatte vor die Wogen zumindest notdürftig zu glätten und wollte dabei ungern auf ihre elterliche Autorität beharren müssen. „Nur zu. Komm rein“, hörte sie die Stimme ihres Sohnes. Offensichtlich hatte sein vorheriges Gespräch mit Ronnie Anne seine Laune etwas angehoben. Sie wartete natürlich schon länger vor der Tür, doch als sie das erste Mal klopfen wollte, hatte Rita plötzlich das Klingeln seines Handys vernommen und es sich spontan anders überlegt. Sie wollte warten, bis der Anrufer, wer in aller Welt es um diese späte Stunde auch sein mochte, sein Anliegen vortragen konnte ohne von ihr gestört zu werden. Selbstverständlich hatte sie darum eine Menge von dem Gespräch der beiden mitbekommen, weil Lincoln gerne mit eingeschalteten Lautsprecher telefonierte. Schnell hatten sich ihre Mundwinkel nach oben gezogen. Der Start mag etwas holprig gewesen sein, aber mit dem Ergebnis war sie durchaus zufrieden. Ihr kleiner Junge hatte also in Ronnie Anne seine erste, feste Freundin gefunden. Rita griff nach der Türschnalle und öffnete die Tür, als sie jedoch ihren Sohn sah, wünschte sie sich schnell, es nicht getan zu haben. So sehr Ronnie Anne seine Laune auch gehoben hatte, es tat weh zu sehen, wie diese, kaum hatte sie das Zimmer betreten, wieder in den Keller sank. „Na toll. Willst du mir jetzt etwa auch noch vorwerfen, dass ich mich vorhin unmöglich benommen habe?“, erkundigte sich Lincoln gereizt. Als ob die Rüge von seinen Vater nicht schon schlimm genug gewesen war. „Nein, Lincoln. Darum bin ich nicht hier. Darf ich mich zu dir setzen?“, ergriff Rita das Wort. Zwar schmerzte seine Ablehnung ihr gegenüber heftig, doch sie wollte mit ihm reden. „Wenn es denn sein muss“, antwortete Lincoln. Es war leicht zu erkennen, dass er nach wie vor wenig begeistert über ihre Anwesenheit war, doch seine Zustimmung war ein Schritt in die richtige Richtung. Lincoln setzte sich auf und machte seiner Mutter Platz. Dankbar lächelte Rita ihm entgegen und setzte sich sogleich neben ihres Sohnes auf dessen Bett. In ihrer Hand befanden sich fast alle Zeichnungen, die den Unfall überlebt hatte, weil sie zuvor aus dem Ordner gefallen waren. Einzig Lucys Charakterskizze war noch in den Händen ihres Mannes. „Ich wusste nicht, dass du so gut zeichnen kannst. Es ist schade, dass du es für unnötig empfunden hast, mir davon zu erzählen. Gibt es einen bestimmten Grund dafür?“ Überrascht über ihre traurige Stimmlage sah Lincoln zu ihr und bemerkte, dass seine Mutter gerade die Charakterskizze von Lola betrachtete. „Ich dachte, ihr würdet es albern finden. Im Vergleich zu Loris Talent fürs golfen und den zahlreichen Talenten der Anderen, fand ich meines fürs zeichnen immer etwas unbedeutend. Und jetzt weiß ich auch, dass ich Recht damit gehabt habe“, erklärte sich Lincoln. Sein mangelndes Selbstvertrauen schmerzte Rita tief im Herzen. Gleichzeitig dazu wuchs ihr Ärger über ihren Ehemann. Bestimmt war nur seine dumme Bemerkung von vorhin daran schuld gewesen. Doch trotz allem wollte sie ihm den Rücken stärken. „Das stimmt nicht. Ich finde es toll, dass wir neben Luna und Lucy noch einen weiteren Künstler in der Familie haben“, versuchte sie ihren Sohn aufzumuntern. Tatsächlich schlich sich ein Lächeln über seine Lippen. Scheinbar war sie auf einen guten Weg. „Hör zu, Lincoln. Ich weiß, dein Vater hat heute Mist gebaut, aber sei bitte nicht sauer auf ihn. Was er gesagt hat, hat er nie im Leben so gemeint. Ich bin mir sicher, wenn er deine Zeichnungen vorher gesehen hätte, hätte er bestimmt etwas anderes darüber gesagt.“ „Das ist nicht so wichtig, Mom. Selbst wenn ihm meine Zeichnungen tatsächlich nicht gefallen sollten, wäre das halb so schlimm. Was mich aber Ärgert ist, dass er ständig auf der Seite der Mädchen steht. Egal wie viel Mist sie auch bauen, immer bin ich der Angeschmierte“, antwortete Lincoln zu tiefst verletzt. „Lincoln, das ist doch nicht wahr“, erwiderte Rita einfühlsam. Kein Wunder dass es ihm ausgerechnet heute so vorkommen musste, doch sie fühlte sich verpflichtet, die Ehre ihres Mannes zu verteidigen. „Und ob das wahr ist!“, wurde Lincoln unerwartet etwas lauter. „Obwohl Lana und Lola ständig ungefragt meine Sachen anfassen und kaputtmachen, kommen sie immer mit einen blauen Auge davon. Wann hatten die beiden bitte zuletzt Hausarrest? Jedes verdammte Mal heißt es nur, macht das bitte nicht wieder, und alles ist für die Zwillinge wieder in Ordnung. Und das ärgert mich, denn kaum mach ich mal etwas falsch, kann ich mich im nächsten Moment auf eine Standpauke und mindestens eine Woche Stubenarrest einstellen. Ganz genauso wie heute Abend. Gut, ich mag noch keinen Stubenarrest ausgefasst haben, aber warte mal ab bis morgen früh.“ „Zur Verteidigung deines Vaters muss ich aber auch sagen, dass du heute überraschend harsch zu den beiden gewesen bist… Versteh das bitte nicht falsch. Ich kann dich verstehen, besser als du denkst. Wenn die Mädchen eines meiner Manuskripte als Brandbeschleuniger benutzen würde, um es mit deinen Worten zu sagen, wäre ich sicher auch sauer auf die beiden.“ „Das kannst du nicht vergleichen, Mom. Du hast deine Manuskripte auch Digital, also eine Sicherheitskopie davon, ich aber nicht. Mehr als zweihundert Seiten sind weg, und zwar endgültig.“ „Entschuldigung, das habe ich nicht bedacht. Natürlich hast du Recht damit. Achte aber bitte trotzdem darauf, was du sagst. Ich bin weder hier um dich zu tadeln, noch um dir Stubenarrest aufzudrücken, Lincoln. Alles was ich wollte war, mit dir zu reden. Die Mädchen haben deine Zeichnungen nicht absichtlich vernichtet, ganz im Gegenteil. Ich bin fest davon überzeugt, dass Lana und Lola im Moment von unheimlichen Schuldgefühlen dir gegenüber geplagt sein müssen. Behalte das einfach im Hinterkopf, und sei bitte nicht zu hart zu ihnen… Mir zu liebe.“ „Ich werde mich sicher nicht bei Lana und Lola entschuldigen. Ganz egal, was du auch sagst“, äußerte sich Lincoln verärgert. Selbstverständlich stand auch seine Mutter wieder auf der Seite der Mädchen. Was für eine Überraschung. „Darum habe ich dich auch nicht gebeten, Lincoln. Alles was ich von dir möchte ist, die Bereitschaft ihnen zu vergeben. Immerhin sind sie deine kleinen Schwestern.“ „Ich denke darüber nach“, antwortete Lincoln, der Diskussion überdrüssig geworden. „Ich kann aber nichts versprechen.“ Ein sanftes Lächeln umspielte die Mundwinkel seiner Mutter. Lincoln war schon immer ein gutmütiger Junge gewesen und sie konnte kaum in Worte fassen, wie stolz sie auf ihn war. „Danke, Lincoln. Das bedeutet mir wirklich viel. Ich lasse deine Zeichnungen hier, Okay?“ Lincoln nickte stumm mit den Kopf und Rita erhob sich von seinem Bett. Wenig später hatte sie seine Zeichnungen bereits dort abgelegt, wo sie vor kurzem noch gesessen hatte und widmete sich wieder ihrem Sohn: „Gute Nacht, Lincoln. Ich bin froh darüber, dass du mir zugehört hast. Und bevor ich es vergesse, ich freue mich sehr für dich und Ronnie Anne.“ Schlagartig errötete Lincoln etwas. „Das kann ja wohl nicht wahr sein. Lauscht eigentlich jeder in diesem Haus?“, erkundigte er sich furchtbar verlegen bei seiner Mutter. Plötzlich musste Rita lachen. Die Reaktion ihres Sohnes war so knuffig gewesen, dass sie über den ersten Teil seiner Äußerung hinwegsah. „Nun ja. Was soll ich sagen. Die Wände in diesem Haus sind dünn. Und außerdem, konnte ich doch nicht einfach dein Zimmer betreten, wenn du gerade mit deiner Freundin telefonierst“, antwortete Rita vergnügt, und schickte sich an das Zimmer zu verlassen, doch kurz vor der Türschwelle, zog ihr Sohn nochmal ihre Aufmerksamkeit auf sich: „Gute Nacht, Mom.“ „Dir auch“, antwortete seine Mutter sanft. Bevor Rita das Zimmer endgültig verließ, warf sie noch einen letzten Blick über ihre Schulter und bemerkte schnell, dass Lincoln unlängst seine Zeichnungen in den Händen hielt. Wehmütig betrachtete er Lolas Charakterskizze. Ein schweres Gewicht fiel von ihren Herzen. Vielleicht würde es etwas dauern, doch nun war sie sich sicher, zwischen Lincoln und den Zwillingen würde bald wieder alles in Ordnung sein. Wenige Minuten zuvor hatten sich Lana und Lola, zusammen mit Lori in deren Zimmer zurückgezogen. Lori wollte alleine mit den Zwillingen sprechen und hatte darum Leni gebeten, doch bitte vor der Tür zu warten, bis sie fertig waren. Gerne war diese ihren Wunsch nachgekommen. Als ihr Lincoln die Sache mit den Zwillingen vorgestern erklärt hatte, hatte Lori es als eine Fase abgetan, die wenig Schaden anrichten konnte. Nachdem sie aber gesehen hat, was vor wenigen Minuten alles passiert war, hatte sie begonnen, ihre Haltung zu überdenken. Lincoln mag vielleicht überreagiert haben, doch wirklich verübeln konnte sie es ihm kaum. Immerhin war ihren kleinen Bruder eine Menge an diesem Projekt gelegen. „Ich kann gar nicht sagen, wie enttäuscht ich von euch beiden bin“, begann Lori zu sprechen. „Habt ihr eine Ahnung warum Lincoln damit begonnen hat, dieses Comic zu zeichnen, und was er damit erreichen wollte?“ Stumm schüttelten Lana und Lola mit ihren Kopf. Nach wie vor standen ihnen die Tränen im Gesicht. Alles was sie wussten war, wie lange ihr gemeinsamer Bruder daran gearbeitete hatte. Lincolns Gefühlsausbruch von vorhin wirkte noch deutlich nach und die Schuldgefühle erdrückten die beiden beinahe. „Dieser Comic war ihm aus mehreren Gründen sehr wichtig gewesen. Er hat sich unheimlich viel Mühe mit jeder einzelnen Seite gegeben und ihr beide habt innerhalb eines Momentes das zerstört, woran er mehr als ein Jahr lang mit Herzblut gearbeitet hat. Reife Leistung“, fügte Lori noch hinzu. Maßlos ärgerte sie sich über die Zwillinge, doch verbissen versuchte sie, sich wenig davon anmerken zu lassen. Immerhin hatte sie Lana und Lola versprochen, nicht mit ihnen zu schimpfen. Und daran wollte sie sich gerne halten. „Wollt ihr mir vielleicht erklären, wie es dazu gekommen ist?“ „Das ist alles Lolas Schuld“, antwortete Lana. Wütende warf sie ihrer Schwester einen bösen Blick zu. „Gar nicht wahr. Wenn du einfach bei deiner Freundin geblieben währest, oder das getan hättest, um was ich dich gebeten habe, hätte Lincoln nicht einmal bemerkt, dass ich es gelesen habe“, verteidigte sich Lola. Unlängst hatte sie vergessen, weshalb Lana früher zurück gekommen war. „Was glaubst du, wie gerne ich doch bei Sally geblieben wäre?“, antwortete Lana überraschend lautstark. Eingeschüchtert schreckte Lola in sich zusammen. Plötzlich fiel Lola wieder ein, warum ihre Schwester überhaupt nachhause gekommen war, und augenblicklich bereute sie ihre Worte von vorhin. „Doch das ist im Moment weniger wichtig. Hättest du einfach um Erlaubnis gefragt, wäre Lincoln jetzt nicht wütend auf uns“, keifte Lana zurück. Sie war sauer auf ihre Schwester und das nicht zu knapp. „Schluss jetzt damit!“, wurde Lori ihrerseits etwas lauter. Das war ja zum verrückt werden. So musste sich Lincoln fühlen, wenn immer er dazu gezwungen war, als Vermittler zwischen Lola und Lana zu arbeiten. Plötzlich wusste sie wieder, warum sie und ihre Schwestern sich einst darauf geeinigt hatten, sich bei Streitereien, die nicht ihre eigenen waren, herauszuhalten. Das Schwesternstreitprotokoll hatte durchaus seine Berechtigung. Doch diesmal konnte sie unmöglich dazu schweigen. Allmählich machte sich auch Lori Sorgen um die Zwillinge. „Ich will jetzt die ganze Geschichte von euch hören. Jeder sagt was Sache ist und Lola kommt zuerst. Warum wusstest du überhaupt, dass Lincoln an einen Comic arbeitet? Er hat nur mir, Ronnie Anne und Clyde davon erzählt.“ „Ganz genau... Sag Lori schon, wie du Lincolns guten Willen wiederholt mit Füßen getreten hast. Er verlangt nur eine einzige Sache von uns, und nicht einmal das kannst du respektieren.“ „Na warte“, keifte Lana zurück, doch bevor die beiden handgreiflich werden konnten, fiel ihnen Lori ins Wort: „Lana, Lola. Es reicht!“ Beide Schwestern verstummten schlagartig. „Ich habe gesagt, Lola kommt zuerst. Also bitte, was hat Lana damit gemeint?“ „Lincoln möchte, dass wir sein Zimmer nicht betreten, wenn er außer Haus ist“, antwortete Lola eingeschüchtert. „Genau… Und Lola hält sich nie daran. Dazu kommt noch, dass sie es nicht lassen kann, ständig in seinen Sachen herumzuschnüffeln und irgendetwas davon kaputt zu machen.“ „Das ist voll gelogen“, verteidigte sich Lola vehement. Diese böswillige Unterstellung würde sie nicht auf sich sitzen lassen. „Natürlich. Und was ist mit seinem Modelflugzeug?“, erkundigte sich Lana sarkastisch. „Fängst du schon wieder damit an. Ich habe dir schon mal gesagt: Das wäre immer noch ganz, wenn du nicht gewesen wärest“, antwortete Lola verärgert. Sie hat es so satt, daran Erinnert zu werden. Schuldbewusst senkte Lana ihren Kopf. Offensichtlich zeigte sie Einsicht. Ein Glück, Lori hatte bereits mit den Gedanken gespielt, wieder eingreifen zu müssen. Wer hätte gedacht, dass die beiden so anstrengend sein konnten? „Das will ich auch nicht bestreiten, aber ich möchte doch nur, dass du seine Wünsche beachtest. Lincoln hilft Luan bei ihrem Funny Business, dir bei deinen dummen Wettbewerben, Lynn bei ihrem Training und Leni bei ihrem Hobby, neu Kleider zu entwerfen und herzustellen. Er hört sich sogar Lucys Gedichte und Lunas Liedtexte an. Und findet trotzdem noch Zeit mit mir und Lilly etwas zu unternehmen, oder mit seinen Freunden auszugehen. Warum fällt es dir dann so schwer, ihm diesen einen Gefallen zu tun?“, erklärte sich Lana unter Tränen. Lola verschlug es glatt die Sprache, zum ersten Mal hatte sie keine Antwort auf Lanas unerwünschte Einmischungen. Ihr schlechtes Gewissen hatte sich heftig zurückgemeldet. „Das würde mich auch interessieren“, zog Lori die Aufmerksamkeit auf sich. „Ich weiß besser, als jeder andere in diesem Haus, dass wir kaum echte Privatsphäre haben. Das wenigste, was du tun kannst ist, seine Wünsche zu respektieren. Neben Dad ist Lincoln der einzige Junge in diesem Haus. Schon alleine deshalb sollte sich das von selbst verstehen. Warum machst du es dir eigentlich so schwer, Lola? Wenn du dich für seine Hobbys interessierst, ist das einfachste doch, ihn einfach zu fragen, ob du ihn Gesellschaft leisten kannst. Bestimmt würde Lincoln sich darüber freuen.“ „Nein würde er nicht. Warum sonst hätte er sein Comic ohne unser Wissen gezeichnet?“, warf Lola energisch in die versammelte Runde. „Weil er erst damit fertig werden wollte, das habe ich dir doch schon gesagt“, antwortete Lana überraschend zügig. „Du wusstest also auch Bescheid?“, erkundigte sich Lori. Doch das erklärte noch nicht, warum sich die beiden dann darum gestritten hatten. „Ja… Aber nur weil ich zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen bin“, erklärte sich Lana. „Verstehe. Lola hat sich also heimlich in Lincoln Zimmer geschlichen und ist beim herumschnüffeln zufällig über seinen Comic gestolpert“, fasste Lori die bisherige Geschichte kurz zusammen. „Genau… Ich habe ein wenig darin geblättert und war vor seinem zeichnerischen Talent so begeistert, dass ich es unbedingt lesen wollte. Doch dann kam Lana nachhause und ich habe es dorthin zurückgelegt, wo ich es gefunden habe. Denn ich wusste, sollte sie mich damit erwischen, wäre genau das passiert, was heute Abend passiert ist…“ „Und weil Lincoln und Lana heute Abend nicht im Haus gewesen sind, hast du es dir heimlich geschnappt und durchgelesen“, fiel ihr Lori überraschend ins Wort. Allmählich ergab die ganze Geschichte einen Sinn. „So weit so gut, doch das erklärt noch nicht, warum sein Comic schlussendlich in Rauch aufgegangen ist.“ „Dummerweise ist Lana früher nachhause gekommen, obwohl sie bei einer Freundin übernachten wollte, und hat mich dabei erwischt, wie ich es in den Händen hielt. Als ich ihr dann erklärt habe, um was es sich handelt, hat sie mir damit gedroht, es Lincoln zu sagen, sobald er wieder im Haus sein würde. Ich hatte Lincoln gerade soweit, dass er morgen etwas mit mir unternehmen wollte, und habe Lana darum, unter Tränen angefleht, es dieses eine Mal bitte für sich zu behalten. Denn wenn Lana es ihm gesagt hätte, hätte Lincoln sicher sein Versprechen gebrochen. Erst gestern war er sauer auf mich, weil ich mich in sein Zimmer geschlichen habe. Aber Lana ließ sich nicht umstimmen“, erklärte sich Lola. „Warum auch? Erst schleichst du dich in sein Zimmer, dann klaust du irgendetwas daraus, mit dem du ihn erpressen kannst, und dann wirst du auch noch dafür belohnt, weil du Lincoln fest versprochen hast, das zukünftig sein zu lassen. Und das nur damit du, kaum ist er nicht zuhause, dein Versprechen gleich wieder brichst. Warum soll ich dich einfach so davon kommen lassen, obwohl du dich so unmöglich verhältst? Das ist nicht fair und ich finde, Lincoln hat ein Recht darauf, das zu wissen.“ Lana hatte sich richtig in Rage gesprochen und dabei völlig vergessen, auf das zu achten, was sie eigentlich gesagt hatte. „Moment mal... Warum zum Teufel weißt du das alles so genau?“, erkundigte sich Lola verärgert. Soll das etwa heißen, Lana hatte sie und Lincoln Freitags belauscht? „Ich habe zufällig mitbekommen, worüber du und Lincoln Freitagabends geredet habt. Ist das etwa ein Verbrechen?“, antwortete ihr Lana überraschend unfreundlich. Suchte sie etwas Streit? „Im jeden Fall ist es unfair mir und Lincoln gegenüber.“ „Und ihn zu erpressen etwa nicht?“, erkundigte sich Lana wutschnaubend bei ihrer Schwester. „Seid still… Alle beide!“, ergriff Lori lautstark das Wort. Zum wiederholten Male verstummten Lana und Lola schnell. „Geht das schon wieder los? Ich dachte wir drei wären endlich einen Schritt weiter. Von jetzt an redet keine von euch, ohne dass sie vorher gefragt wird… Haben wir uns verstanden?“ „Laut und deutlich“, antworteten die Zwillinge wie aus einen Mund. Zufrieden lächelte Lori vor sich hin. Ihr Status als Älteste hatte nichts von seiner Wirkung verloren, selbst jetzt wo sie nur noch selten zuhause war. „Schön“, sagte Lori und fügte hinzu: „Ich muss zugeben, Lana hat nicht ganz unrecht mit dem, was sie gesagt hat. Ungeachtet deiner Motive hast du dich voll daneben benommen. Aber kannst du mir bitte erklären, was Lana vorhin damit gemeint hat, du würdest Lincoln erpressen wollen?“ „Es ist so. Neben Lincolns Comic habe ich auch eine kleine Bildergeschichte über Lincoln und Ronnie Anne gefunden, in dem die beiden ein Theaterstück aufführen. Er besteht ständig darauf, das Ronnie Anne nicht seine feste Freundin ist und trotzdem zeichnet er eine Geschichte, in der er und sie sich innig küssen. Keine alternativen Versionen von ihnen sondern die Originale, verstehst du? Ich war wütend auf ihn, weil er die anderen ständig bevorzugt und darum wollte ich ihn dazu bringen, etwas mit mir alleine zu unternehmen, und diese kleine Geschichte bot sich dazu an, ihm ins Gewissen zu reden.“ „Ist das dein Ernst, Lola?“, Loris mühevoll unterdrückter Zorn trieb Lola die Schweißperlen ins Gesicht. Ihr war von Anfang an klar gewesen, dass sie im Begriff gewesen war, etwas Dummes zu tun. Aber dass Lori sich so verhalten würde, wäre ihr nicht in den Sinn gekommen. „Was wolltest du damit?“, erkundigte sich Lori bei ihrer Schwester. Obwohl sie innerlich kochte, blieb sie überraschend ruhig. Unter anderen Umständen würde sie sich wohl kaum darum kümmern. Im besten Fall hätte sie sanft gelächelt und das Ganze als dummen Streich unter Geschwistern abgetan. Aber nachdem sie wusste, was Lincoln für Ronnie Anne übrig hatte, und sie Gewissheit über deren verletzendes Verhalten ihm gegenüber erlangt hatte, war das Thema Ronnie Anne im Moment gefährlich explosives Pulver für ihre Gefühle. „Sei jetzt bitte nicht sauer, Lori, aber ich wollte es ihr zukommen lassen, wenn Lincoln sich geweigert hätte“, antwortete Lola verängstigt. Selbst in ihrer jetzigen Gefühlverfassung merkte Lori, dass es Lola unangenehm war, darüber zu sprechen. Sie holte einmal tief Luft und sagte: „Hör zu, Lola. Du bist noch zu jung, um die Situation zwischen Lincoln und Ronnie Anne zu begreifen, darum will ich ein Auge zudrücken. Aber ich hoffe doch sehr, du bist einsichtig genug, um ähnlichen Mist in Zukunft sein zulassen. Lincolns Liebesleben ist Nichts in das du dich leichtfertig einmischen solltest.“ Wortlos nickte Lola mit ihren Kopf. Sie war so erleichtert über Loris plötzlichen Wandel, dass sie kein Wort herausbrachte. Ihre Schwester hatte sich beruhigt, das war alles was zählte. „Ich nehme dich beim Wort“, antwortete Lori und wandte sich dann wieder an Lana: „Gut… Da das nun geklärt ist. Lana, warum bist du eigentlich früher nachhause gekommen?“ „Sally hat Mitten in der Nacht hohes Fieber bekommen. Es war sogar so schlimm, dass ihre Eltern extra einen Arzt verständigt haben, um nach ihr zu sehen. Sally und ich waren den Großteil des Tages über draußen, obwohl es geregnet und ziemlich kalt gewesen ist, weshalb sie sich wohl erkältet hat. Weil es ihr plötzlich so miss ging, hat ihr Vater gemeint, es wäre besser, wenn ich nachhause gehen würde, und darum hat mich ihre Mutter freundlicherweise heimgebracht.“ „Tut mir Leid wegen Sally. Ich hoffe doch, ihr geht es bald wieder besser. Aber um wieder zum Thema zurückzukehren: Warum habt ihr euch gestritten, als ich mit Lilly und Lincoln zusammen nachhause gekommen bin?“ „Es war so... Als Lola schließlich deinen Wagen gehört hat, hat sie plötzlich die Nerven verloren, obwohl wir uns kurz davor darauf geeinigt haben, Lincoln gemeinsam die Wahrheit zu sagen. Sie wollte schnell hinauf in sein Zimmer, um das Comic wieder an seinen Platz zu legen. Ich wollte sie daran hindern und bin handgreiflich geworden. Es hat mich einfach zu sehr geärgert, dass Lola sich aus der Verantwortung ziehen wollte. Ich habe mich also auf sie gestürzt und Lola zu Boden gerissen. Natürlich hat sie sich mit Leibeskräften gewährt und versucht, mir zu entkommen. Eine Weile lang haben wir uns an den Haaren gezogen und auf den Boden gewälzt. Dummerweise ist dann Dad aus seinem Zimmer gekommen, um nach den Rechten zu sehen, und den Rest hast du ja mit eigenen Augen gesehen. Das alles tut mir so unheimlich Leid. Ich hätte mich anders Verhalten sollen.“ Reumütig senkte Lana ihren Kopf. „Ich verstehe... So ist das Ganze also gewesen. Danke, dass ihr so ehrlich ward und mir alles erzählt habt. Das war doch alles. Oder?“ Skeptisch beobachtete Lori die Zwillinge. Wenn sie jetzt tatsächlich sämtliche Details kannte, hatte sie etwas worauf sie aufbauen konnte. Gleichmaßen verschwiegen nickten Lana und Lola mit ihrem Kopf. Lori blieb also nichts anderes übrig, als ihnen zu glauben. „Kommt mal näher ihr beiden.“ Mit einen unguten Gefühl in Magen traten die Zwillinge näher an Loris Bett heran und setzten sich rechts und links neben ihr auf ihre Matratze. „Lasst mich euch bitte etwas zeigen, damit ihr wisst, wie übel ihr es heute Nacht verbockt habt.“ Lori fasste nach ihrem Handy, öffnete den Browser und gab einen Suchbegriff darin ein. Wenig später blitzte bereits das was sie suchte auf dem Display auf. „Lincoln wollte mit seinen Comic an diesem Wettbewerb teilnehmen.“ Unberührt zeigte Lori die dazugehörige Internetseite ihren beiden Schwestern. „Hätte er gewonnen, hätte Lincoln diese Trophäe und fünfhundert Dollar in bar sein Eigen nennen dürfen.“ Lori zeigte Lana und Lola ein Foto von der Siegertrophäe. Sprachlos sahen die beiden auf den Preis in Form eines goldenen, kleinen Comicheftchens, das auf einen silbernen Sockel ruhte, und auf dessen Vorderseite ein Wortlaut eingraviert war: « First Award for the best Graphic Novel Artist under fifteen » „Toll nicht wahr?“, fragte Lori ihre beiden Schwestern, als sie ihre begeisterten Blicke bemerkte. „Und mit dem Preisgeld wollte er sich das hier kaufen.“ Erneut gab Lori einen Suchbegriff ein und zeigte das Ergebnis den Zwillingen. Ein Tablett speziell für das Zeichen ausgelegt, war zu sehen gewesen. Es war mit W-LAN, HDMI-Ausgang, Zeichenstift und einer Kamera ausgestattet, mit dem man bereits gezeichnete Bilder abfotografieren konnte, um sie später, am Gerät selbst versteht sich, nachbearbeiten zu können. Dazu war es noch vollgestopft mit den besten Zeichenprogrammen für Anfänger und Fortgeschrittene. „Lincoln hat Probleme damit, mit der Maus am PC zu zeichnen, weshalb er sich dieses Tablett besorgen wollte. Aber dank euch bekommt er keine Chance mehr dazu, seinen Comic einzureichen. Der letzte Abgabetermin ist nächsten Monat. Ihr könnt euch sicher denken, dass Lincoln, selbst wenn er es wollte, seinen Comic bis dahin unmöglich erneut zeichnen kann. Immerhin hat er mehr als ein Jahr lang daran gearbeitet und war trotzdem noch nicht fertig. Ich bezweifle auch stark, dass er eine Sicherheitskopie besitzt, ansonsten hätte er sich heute Nacht anders verhalten. Nachdem ich eure Gründe gehört habe, muss ich wohl oder übel zugeben, dass ich euch durchaus verstehen kann… Ehrlich. Aber war das wirklich nötig, Lana, Lola?“ Schuldbewusst senkten die Zwillinge ihre Köpfe. Ein beklemmendes Gefühl legte sich um ihre Herzen, fast so, als würde eine Hand versuchen wollen, es daran zu hindern, weiterzuschlagen. Loris letzte Frage entfaltete eine beägstiegende Wirkung. „Es tut uns so schrecklich leid“, sagten Lola und Lana wie aus einem Mund. Jetzt wo sie die Tragweite ihres Streites von vorhin richtig begriffen hatten, war ihnen wieder danach, ihren Tränen freien Lauf zu lassen. „Das weiß ich doch. Aber bei mir müsst ihr euch nicht entschuldigen. Lincoln ist derjenige, bei dem ihr euch entschuldigen solltet. Doch ich fürchte, diesmal ist es mit einer einfachen Entschuldigung nicht getan. Er wirkte unheimlich wütend, und das ausgerechnet heute, wo er mit seinen Gefühlen für Ronnie Anne schon genug zu kämpfen hat…“ Schlagartig verbat Lori sich selbst den Mund. Warum bitte, hatte sie das gerade gesagt? Mit Mühe hatte sie Lola davon überzeugen können, sich aus Lincoln Liebesleben rauszuhalten. Und jetzt das. Sie wusste, dass die Zwillinge Lincoln mindestens so gern hatten, wie es auch alle seine anderen Schwestern taten, wenn nicht sogar mehr. „Was soll das heißen, was ist denn mit Ronnie Anne?“, erkundigte sich Lana. Es war fast schon amüsant, dass Lana Lola mit dieser Frage zuvorgekommen war. Natürlich wollte sie mehr darüber wissen. „Lana, ich habe bereits Lola gesagt, dass sie sich nicht leichtfertig in Lincoln Liebesleben einmischen soll. Was zwischen ihm und Ronnie Anne ist, oder auch nicht, ist seine ganz persönliche Privatsache, und das solltest du respektieren. Bist du nicht deshalb sauer auf Lola, weil sie genau das nicht tut?“ „Das ist schon wahr. Aber trotzdem. Wenn er Liebeskummer hat, sollten wir ihm dann nicht beistehen“, wollte Lana wissen. Was war falsch daran, sich um ihren Bruder zu Sorgen? „Lana, vertrau mir. Als jemand der schon Jahre lang in einer festen Beziehung lebt, rate ich dir, hör auf das, was ich dir sage, und halt dich da raus. Wenn er unsere Hilfe möchte, dann kommt Lincoln bestimmt früher oder später von alleine zu uns. Es ist früh genug, wenn du dich dann in sein Liebesleben einmischt, denn dann hat er darum gebeten. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass sich ihm aufzuzwingen selten das gewünschte Ergebnis erzielt.“ Aufmuntert lächelte sie Lana entgegen. Ihre Sorge um ihren Bruder rührte sie. Hoffentlich wusste Lincoln, was für eine tolle Schwester er in Lana hatte. „Meinetwegen. Solange er sauer auf mich und Lola ist, würde er ohnehin nicht mit mir reden wollen, selbst wenn ich das Gespräch mit ihm suche. Sag, Lori. Was können wir tun, damit Lincoln uns vergibt?“ „Schwer zu sagen. Ich denke aber, es wäre eine nette Geste, wenn ihr euer Taschengeld zusammenlegen würdet und Lincoln das Tablett besorgt, dass er sich so gerne kaufen wollte. Trotz seines herausragenden Talentes war es ja nicht sicher, ob er wirklich gewonnen hätte. Das wäre bestimmt ein Schritt in die richtige Richtung. Darüber würde er sich, ohne Witz, sehr freuen.“ Vor Begeisterung funkelten Lanas Augen. Kaum hatte Lori ihr diesen Vorschlag gemacht, war sie Feuer und Flamme dafür gewesen. „Das ist eine super Idee. Vielen Dank, Lori.“ Stürmisch fiel Lana ihrer Schwester um den Hals. Es war also nicht alles verloren. „Gern geschehen“, antwortete Lori. Ein einnehmendes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Damit hatte sie nicht gerechnet, aber sie freute sich über Lanas Zuneigung. Doch dann ergriff Lola das Wort und Lanas gute Laune war sogleich verschwunden: „Aber ich wollte mir davon etwas ganz anderes kaufen.“ Wie konnte Lana es sich bitte erlauben, für sie mitzuentscheiden? „Echt jetzt, Lola. Nach allem, was du angerichtet hast“, antwortete Lana verärgert. Was war nur mit ihrer Schwester los? Sie litt mit am meisten unter Lincolns Zorn. Warum war sie dann so selbstsüchtig? „Muss ich dich daran erinnern, dass das alles nicht passiert wäre, wenn du nicht so stur gewesen währest.“ „Natürlich. Jetzt bin ich wieder die Böse. Wenn du dich nicht in sein Zimmer geschlichen hättest, obwohl er dich mehrfach darum gebeten hat, es nicht zu tun, hätte ich mich nicht dazu gedrängt gefühlt, einschreiten zu müssen. Sind dir deine dummen Rüschenkleider wirklich wichtiger, als Lincolns Gefühle?“ „Das…“ Lola unterbrach sich selbst. Ein paar Tränen sammelten sich in ihren Augen. Was Lana eben gesagt hatte, verletzte sie zu tiefst. „Das habe ich doch gar nicht gesagt. Ich…“ „Hört endlich auf damit!“, ergriff Lori erneut das Wort. Immer mehr verstand sie Lincolns Sorge um die beiden. „Ihr seid Zwillinge und steht euch darum deutlich näher, als alle anderen von uns. Müssen diese unnötigen Streitereien wirklich sein? Es tut fast weh, euch dabei zusehen zu müssen. Ich habe keine von euch darum gebeten, euer Geld auszugeben; weder dich noch Lana. Ich habe nur gemeint, es wäre eine Wiedergutmachung, die Lincoln vielleicht milde stimmen kann. Die Entscheidung liegt am Ende aber bei dir alleine, Lola… Doch beschwer dich später nicht darüber, dass Lincoln seine Zeit lieber mit mir, Lana, seinen Freunden oder mit einer anderen unserer Schwestern verbringen möchte. Ich sage dass nur ungern, aber die Schuld alleine auf Lana abzuwälzen, macht keinen guten Eindruck auf dich.“ „Da hast du es. Hör auf damit, mich ständig als Sündenbock hinzustellen.“ Lana freute sich über Loris Rückhalt, doch bald schon wurde sie eines Besseren belehrt. „Das gilt, ohne Witz, auch für dich. Ich weiß, dass du nur die besten Absichten gehabt hast, aber auch du solltest dein Verhalten gründlich überdenken. Es muss nicht immer nach deinen Kopf gehen, Lana. In den meisten Fällen gibt es mehr als eine Lösung für dasselbe Problem. Bevor du Lola also das nächste Mal etwas aus der Hand reißen möchtest, weil du denkst, im Recht zu sein; reflektiere die Möglichkeiten und denke dabei nicht nur an dich alleine, sondern auch an deine Geschwister. Ich weiß, es ist manchmal schwer in unserem Haus, aber wir sind trotz allem eine Familie. Und als solche sollten wir fest zusammenhalten. Findest du nicht auch, Lana?“ Stumm nickte Lana mit ihrem Kopf. Selbst wenn sie Loris Meinung nicht teilen konnte. Zumindest in Bezug auf ihre Zwillingschwester fiel es ihr im Moment schwer, auf heile Familie zu machen. „Schön, das ist alles was ich möchte. Du bist ein gutes Mädchen, Lana, aber in Bezug auf manches bist du ebenso rücksichtlos wie Lola, das muss dir klar sein. Jetzt aber ab mit euch ins Bett. Es ist schon weit nach Mitternacht, und egal wie gerne ihr euch auch mit Lincoln aussprechen möchtet, lasst ihn bitte etwas Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Nur weil ihr Mist gebaut habt, hasst er euch nicht gleich inbrünstig. Selbst dann, wenn es euch im Moment genauso vorkommen sollte. Morgen früh sieht die ganze Sache bestimmt schon ganz anders aus. Fest versprochen.“ „Soll mir Recht sein. Alles davon“, antwortete Lana monoton. Ohne Lori noch eines Blickes zu würdigen ging Lana aus dem Zimmer. Ihr krasser Sinneswandel von überraschend dankbar zu unberührt blieb Lori nicht verborgen, doch sie führte das auf die späte Stunde zurück, eben darauf, dass Lana müde sein musste. Nicht in Traum hätte sie daran gedacht, dass sie es sich gerade, – ebenso wie Lola – gründlich mit Lana verscherzt haben könnte. Mit Lola in einen Topf geworfen zu werden war Gift für ihre Gemütsverfassung gewesen. Keine Minute später verabschiedete sich auch Lola von Lori, um Lana zu folgen. Als diese schließlich ihr gemeinsames Zimmer erreicht hatte, saß ihre Zwillingsschwester still auf ihrem Bett und zählte das Geld aus ihrem Sparschwein. Traurig sah sie auf ihre Bettdecke, wohin sie das Geld, mangels Alternativen, gelegt hatte. Am Ende war sie nur auf zweihundertfünfzig Dollar gekommen. Das Taschengeld von zehn Monaten und es würde trotzdem nicht reichen. „Lana, hör zu. Ich…“ begann Lola, doch Lana fiel ihr unerwartet heftig ins Wort: „Sei still und lass mich in Frieden!“ Die Ablehnung ihre Zwilligsschwester verpasste ihr einen heftigen Stich im Herzen, doch sie tat, was Lana von ihr verlangte. Wortlos legte Lola sich ins Bett, deckte sich zu und schloss die Augen. Hoffentlich hatte Lori Recht und morgen war wieder alles in Ordnung. Es war schon schlimm genug, dass Lincoln sauer auf sie war, aber das selbst Lana ihr immer noch zürnte, war schwer zu verkraften. Vielleicht sollte sie auf Lori hören, und ihr Geld mit Lanas zusammenlegen, um ihren Bruder zumindest einen seiner Wünsche erfüllen zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)