Veireva - Oneshots von Jinee94 ================================================================================ Kapitel 4: Heimkehr ------------------- „Und dann stürzte sich ein großer Oger auf ihn und nahm ihn in die Mangel. Ich schlich mich von hinten an und tötete ihn mit einem gezielten Hieb und rettete so euren Vater das Leben.“, beendete die Brünette ihre Geschichte und vier Knopfaugen sahen wie gebannt zu ihr auf, während sie sich in ihr Bett kuschelten. „Papa hat uns die Geschichte aber ganz anders erzählt.“, drang es schließlich aus dem Mund eines kleinen Mädchens. Alice stemmte ihre Hände nur in ihre Seite und sah ihre Tochter gespielt entrüstet an. „Wirklich?“ Das Mädchen nickte und setzte sich sogleich auf und drückte ein kleines selbstgemachtes Stofftier an sich, welches die Form eines Wolfes hatte. „Er hat uns erzählt, dass er dich gerettet hat.“, teilte sie ihrer Mutter mit und Alice Mundwinkel zuckten amüsiert. „Nun, das ist gelogen. Hört nicht auf das was euer Vater sagt. Er redet manchmal viel, wenn der Tag lang ist.“, sie lachte leise und legte sich zu ihren beiden Kindern. Dabei legte die Brünette ihre Arme um ihre kleinen Körper, als sie sich an sie kuschelten. „Nein, euer Vater hatte recht. Seine Version ist die Richtige.“ Eine kurze Zeit herrschte Stille, während sie nach draußen sah und wehmütig die dicken Schneeflocken beobachtete, ehe ihre Tochter wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. „Mami?“ „Hm?“, Alice riss ihren Blick los und strich ihr sanft eine ihrer braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Kommt Papa bald zurück?“, große blaue Augen sahen zu ihr auf und Alice Blick glitt erneut zum Fenster, während sie ihre Wange auf den Kopf ihrer Kleinen bettete. „Ich hoffe es.“, flüsterte sie mit einem Anflug von Traurigkeit in der Stimme. Der erste Schnee war schon vor vielen Tagen gefallen. Normalerweise sollte er längst zurück sein. „Was ist, wenn er nicht wiederkommt?“, fragte nun der kleine Junge und Alice hatte Mühe gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen. „Er kommt wieder. Habt Vertrauen.“ Die Brünette küsste ihre beiden Lieblinge an den Schläfen. „Habt Vertrauen. Und nun schlaft.“ Als Alice am nächsten Tag erwachte, drang bereits das Sonnenlicht durch die Fenster und kitzelten ihr in der Nase. Die Kinder lagen schon längst nicht mehr im Bett und als sie prüfend ihre Hände auf die Liegefläche legte, spürte sie auch keine Wärme mehr. Verdammt, sie war wirklich eingeschlafen. Und sie hatte nicht einmal mitbekommen, wie ihre Tochter über sie rüber geklettert ist. Doch das war nicht das seltsamste. Erst als die Brünette sich aufsetzte, wurde ihr erst so richtig bewusst, dass jemand sie zugedeckt hatte. Ihre Kids? Untypisch. Konnte es sein… „Arles?“, Alice schwang ihre Beine über die Bettkante und trat aus dem Kinderzimmer nach draußen. „Arles?“, wiederholte sie ein wenig lauter und zuerst führten ihre Beine sie rasch in ihr Reich. Das Bett war gemacht und auch sonst zeugte nichts von einer Rückkehr. Aber das hatte ja nichts zu bedeuten. Doch auch im Rest des Hauses machte es den Anschein, dass sich nichts zum Vortag geändert hatte. „Habt Gnade! Ich gebe auf!“, drang dann allerdings gedämpft eine vertraute Stimme und Kinderlachen an ihre Ohren. Eine Stimme, dessen klang ihr beinahe schon wieder entfallen war. Sofort machte Alice auf den Absatz kehrt und lief mit großen Schritten auf die Haustür zu, die sie sogleich aufriss. Die Brünette erstarrte, während sie das Szenario vor sich beobachtete. Arles der im frisch gefallenen Schnee lag und auf ihm die Kinder, die ihren Vater so richtig einseiften. Jegliche Sorge der letzten Wochen und Monaten fiel in diesem Moment von ihren Schultern ab und stumme Tränen liefen über ihre Wangen. Er lebt… Ihre kleine Prinzessin hielt plötzlich inne und sofort ruhte ein Augenpaar auf ihr, ehe sich ein freudiger Ausdruck auf ihr Gesicht legte. „Mami! Schau wer wieder da ist! Papa ist zurückgekommen!“, rief sie und sofort legte Arles sein Kopf in den Nacken und sah zu ihr. Hellblaue Augen sahen sie einen Moment an, ehe das Leben in die Glieder des Söldners zurückkehrte. „Geht runter ihr zwei Rabauken! Nun ist eure Mutter dran!“, brachte er hervor und kämpfte sich auf die Beine, nur um sich ohne zu zögern Alice zu nähern. Die Brünette streckte prompt einen Arm aus und stieg rasch in ihre Stiefel, die neben der Tür standen. „Nein! Bleib zurück!“, warnte sie ihn und trat rasch einen Schritt nach draußen, um mit ihren Händen einen Schneeball zu formen, den Arles auch sogleich abbekam. Dieser schien allerdings alles andere als beeindruckt. „Zurückbleiben hab ich gesagt. Du bist voller Schnee und Klitschnass!“, lachte sie nun, während Arles mit einem „Jetzt komm her!“, seine Arme ausbreitete, nur um sie in die Mangel zu nehmen. Doch Alice duckte sich gerade so unter seinem Arm weg und trat nach draußen. „Ich warne dich!“, der nächste Schneeball wurde geformt, doch ehe sie diesen werfen konnte, hatte Arles schon seine Peitsche gezogen. Empört sah sie den Söldner an „Oh Nein! Das ist unfair!“, sie warf den Schneeball und wandte sich sofort um, um noch mehr Abstand zu gewinnen, da wurden ihr auch schon die Beine weggezogen und ehe sich Alice versah, landete sie mit dem Gesicht voran im weichen Pulverschnee. Sofort spürte sie die Kälte auf ihren erhitzten Wangen und als sie sich umdrehte, war Arles schon bei ihr und beugte sich mit einem frechen Grinsen über sie. „Das du immer noch versuchst, mir zu entkommen. Wie oft willst du eigentlich noch mit dem Gesicht voran im Schnee landen?“, fragte er und streckte ihr seine behandschuhte Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Alice jedoch blieb liegen und betrachtete ihn einen Augenblick, ehe sie die Hand mit einem schmunzelnden Kopfschütteln ergriff. Kaum war sie wieder auf den Beinen, legte sie ihre Arme locker um seinen Hals und verlor sich in seinen Augen. „Jedes Jahr aufs Neue.“, sie schwieg einen kurzen Augenblick. „Du bist spät.“ Arles lächelte nur spitzbübisch. „Hast du mich etwa vermisst?“, fragte er keck und Alice blinzelte nur. „Natürlich, du Idiot!“, sie grub ihr Gesicht an seine Schulter. „Jede Nacht.“ Arles schwieg einen Moment, ehe er sie behutsam von sich schob. „Ich habe etwas für dich.“ Seine Hände wanderten zu seinem Hals, um das Amulett, welches einst in Alice Besitz gewesen war, über seinen Kopf zu ziehen, nur um es sogleich in die Hände der Brünetten wandern zu lassen. Diese sah nur mit gerunzelter Stirn darauf hinab, ehe sie wieder zu Arles aufsah. „Was soll das bedeuten?“, fragte sie verwirrt und blickte zu dem Söldner auf, der ihr nur sein schiefes Lächeln schenkte. „Das ich es nicht mehr brauche.“ In diesem Moment stahl er sich einen Kuss, ehe er Alice fest in seine Arme zog. „Ich bin jetzt zu Hause.“ Kurz herrschte Stille, während Alice diese Nähe zu ihm genoss, doch irgendwann löste sie sich ein wenig. „Heißt das, du bist zu alt für diesen ganzen Söldnerkram?“, fragte sie neckend und der Ältere zog mit ernster Miene nur eine Augenbraue in die Höhe. „Du bist noch immer ganz schön frech!“, stellte Arles fest und warf Alice gleich darauf über seine Schulter. „Ich glaube jetzt muss ich dich wirklich einseifen!“ Die Brünette wandte sich lachend auf seiner Schulter, bevor sie drohte in einem großen Schneehaufen zu landen. Doch Arles warf sie nicht hinein, sondern stellte sie nur wieder auf den Füßen ab und legte seine Hand an ihre Wange. „Ich bin nicht zu alt. Aber es ist an der Zeit bei meiner Familie zu sein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)