Zwischen Licht und Dunkelheit von Feuchen ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Es war bereits spät, als sich Riku durch die Straßen der Stadt bewegte, auch, wenn diese Stadt immer eine gewisse Helligkeit besaß. Es sorgte jedes Mal dafür, dass er sich unwohl fühlte, aber wenn es sonst dunkel war, fühlte er sich zumindest besser. Er trug ein schwarzes Hemd und eine enganliegende, schwarze Hose, während er einen dunkelroten Umhang an seinen Schultern befestigt hatte. Die Kapuze daran verdeckte seine roten Haare, während die schwarz-rote Maske vor seinen Augen sein Gesicht fast komplett verdeckte. In einer schnellen Bewegung hatte er sich auf den Balkon einer Wohnung begeben, blickte in das Innere des Zimmers, welches noch zu dunkel war. Er schmunzelte, während er sich daran machte, sich selbst Zutritt zu verschaffen. Es kam ihm nur recht, dass er noch einen Moment alleine sein würde. Auch, wenn er wusste, dass es wohl nicht allzu lange dauern würde. Langsam trat er durch den Raum, sah sich ein wenig um, bevor er sich auf einem Sessel in einer gemütlichen, kleinen Sitzecke niederließ und seinen Umhang nach hinten über die Lehne bewegte. Erst als er das Geräusch der Haustür durch die offene Balkontür hörte, drehte er seinen Kopf zur Seite und zur Zimmertür. Er wusste, dass Tenn nicht alleine hier lebte, aber für den Fall, dass er nicht nur ihn hörte, könnte er sich immer noch schnell genug in den Schatten des Zimmers verstecken. Dennoch hörte er eindeutig nur die Schritte von einer Person, die sich in seine Richtung bewegte. Er war wirklich froh, dass er so genau hören konnte, wer sich ihm näherte, aufgrund der Tatsache, dass er immer auf alles gefasst sein musste. Als die Tür langsam geöffnet wurde, bemerkte er, wie sich diese hellen Augen in dem Zimmer umsahen, bevor das Licht das Zimmer erhellte. Riku legte den Kopf schief, beobachtete seinen Zwillingsbruder, wie er ein Stück weiterging, schließlich zu ihm sah und ihn überraschter ansah. „Was machst du hier?!“ „Oh, du solltest dich geehrt fühlen, einen privaten Besuch von mir zu bekommen, Kujou Tenn“, sagte Riku schmunzelnder, stand nun auf und ging zu ihm herüber, „es gibt nicht viele, die die Ehre haben, mich richtig zu sehen.“ „Geehrt? Wer bist du, dass du hier einbrichst und glaubst, dass du damit durchkommst?“, erwiderte Tenn und zog seine Augen zusammen. Riku grinste ein wenig mehr. „Ich fühle mich verletzt, Nanase Tenn“, sagte er nun eindeutig ernster. Erkannte Tenn ihn wirklich nicht? Selbst, wenn er noch seine Verkleidung trug, er hatte gehofft, dass Tenn ihn dennoch erkannte. Dass ihr Band, was sie als Zwillinge hatten, noch etwas bedeutete. Der Moment, indem Tenn ihn geschockt ansah, war zwar kurz gewesen, aber er hatte es dennoch genossen. „Wer bist du?“ Riku lächelte einfach nur, machte einen Schritt zu ihm und bewegte eine Hand über Tenns Oberkörper, zu dessen Hals, während er ihm direkt entgegensah. „Ich bin enttäuscht“, flüsterte er schließlich, beugte sich zu Tenns Ohr vor, „... das du mich nicht erkennst, Tenn-nii.“ „Ri–Riku?“, fing Tenn an, während Riku aus dem Augenwinkel bemerkte, wie er ihn mit geweiteten Augen ansah. Schmunzelnd sah er wieder normal zu ihm, lächelte eine Spur sanfter. „Also erinnerst du dich an mich, Kujou Tenn.“ „Riku, was– was machst du hier? Wieso–“, startete Tenn erneut, allerdings bewegte Riku nur einen Finger zu den Lippen des anderen und stoppte ihn so. „Ich wollte mit dir reden, bevor ... wir starten“, sagte Riku schließlich eine Spur ernster. „Was meinst du?“, fragte Tenn nach, legte den Kopf schief. „Ich will wissen, wer du bist“, sagte Riku eindeutiger, sah ihm direkt in die Augen, „bist du noch auf unserer Seite oder bist du inzwischen auf ihrer?“ „Riku, das–“, fing Tenn an, senkte ein wenig seinen Blick, „du weißt, dass ich dich niemals vergessen könnte. Ich hatte auch nicht vor–“, „Bist du noch mein Zwillingsbruder oder bist du Kujou Tenn?“, fragte Riku nun nach, eindeutig funkelnder, „... je nachdem werden wir dich verschonen.“ „Riku, was–“, setzte Tenn erneut an, sah ihn wieder geschockter an, „natürlich wirst du immer mein Zwillingsbruder sein. Ich könnte meine Familie nicht verraten, aber ... ich nehme an, du würdest es nicht akzeptieren, wenn ich sage, dass es hier etwas gibt, was ich ebenfalls nicht missen will.“ Riku lächelte ihn ein wenig schwächer an, beugte sich vor und drückte Tenn einen eindeutig intensiven Kuss auf die Lippen. Auch, wenn er sich löste, bevor Tenn darauf reagieren konnte. „Also entscheidest du dich für dieses Leben und gegen uns“, flüsterte Riku ihm zu, „... ich weiß nicht, ob ich erleichtert bin, aber so muss ich dir wenigstens nicht verzeihen.“ „Riku ...“, murmelte Tenn ein wenig überraschter, während er ihn einfach nur anblickte, „... was ...“ Riku kicherte etwas. „Oh, ich will noch ein wenig Spaß haben, bevor ich dich vernichte“, sagte er dann und zwinkerte ihm zu, „immerhin ... du würdest nicht als Idol gesehen werden, wenn sie wüssten, dass du Nanase Tenn bist, nicht? Ich zerstöre dich. Ich zerstöre alles, was mit dir zu tun hat, Kujou Tenn.“ Er bemerkte, wie Tenn ihn erneut mit geweiteten Augen ansah, bevor er seinen Arm zu ihm ausstreckte, allerdings stoppte, bevor er Riku berühren konnte. „Riku, was– ... du bist wütend, oder? Weil ich damals–“, „Versuch gar nicht erst, mich umzustimmen“, erwiderte Riku und verdrehte die Augen, „ich habe jahrelang nur Hass empfunden. Es ist eine Genugtuung, dass du dich nicht für uns entschieden hast.“ „Warte, Riku“, fing Tenn an, schluckte etwas, „ich kann mich gar nicht gegen euch– es ist nur ...“, er seufzte etwas, atmete tief durch und Riku bemerkte, wie sich dieser Blick in etwas Ernsthafteres veränderte, „ich will es ihnen ebenfalls zurückzahlen. Was sie getan haben. Mit unseren Eltern. Wieso es schiefgelaufen ist.“ Riku weitete ein wenig seine Augen, auch, wenn man es unter der Maske nicht wirklich erkennen konnte und er sich ziemlich schnell wieder gefangen hatte. „Was?“, fragte er nun nach, starrte einfach nur zu Tenn. „Das wäre zu viel, um es zu erklären“, sagte Tenn, seufzte ein wenig, „zumindest jetzt.“ „... Warum sollte ich dir glauben, Kujou?“, fragte Riku eindeutig ernster nach. Immerhin hatte er doch gemerkt, dass Tenn nicht mehr sein Tenn-nii, nicht mehr Nanase Tenn, war. Tenn lächelte ihn einfach nur an, streckte seinen Arm aus und griff nach der Maske, die Rikus Gesicht verdeckte. Auch, wenn Riku ihn aufhalten konnte, so ließ er zu, dass Tenn sie ihm abnahm. „Sieh mir in die Augen und sag mir, dass du mir nicht glaubst, Riku.“ Riku blinzelte, starrte geradewegs in diese hellen, rosafarbenen Augen. Er wollte doch genau daran glauben, oder? Er war doch hier, weil er irgendwo doch noch glauben wollte, das Tenn auf seiner Seite war. Selbst, wenn er in diesem zu grellen Licht der Stadt lebte. „Ku–Tenn-nii?“ Er schluckte und rieb sich über die Augen, grinste schief. „... Du bist unfair.“ „Sagt die Person, die dafür sorgt, dass ich mich zwischen meinem Zwillingsbruder, meiner Familie, und den Personen, die hier zu meinen engsten Freunden geworden sind, entscheiden muss“, sagte Tenn, sah ihm weiter ruhig entgegen, „... ich will nicht gegen euch sein. Aber ich kann auch nicht sagen, dass ich TRIGGER verraten kann.“ „Aber sie kommen aus diesem Licht“, flüsterte Riku etwas mehr, auch, wenn er nicht so genau wusste, wieso er flüsterte, „wie soll ich glauben, dass deine Kameraden hier auf unserer Seite sind? Wissen sie von dir? Von Nanase Tenn?“ Tenn schüttelte langsam den Kopf. „Nein.“ „Wieso kannst du sagen, dass sie auf unserer Seite sind?“, fragte Riku langsam nach. Tenn sah ihn etwas bedrückter an. „Kann ich nicht“, sagte er dann ehrlicher, „aber ich vertraue Gaku und Ryuu. Ich will an sie glauben, dass sie es sind, wenn ich ihnen erzähle, wer ich bin.“ Riku schluckte langsam, während er einfach nur ruhig in Tenns Augen sah, irgendeine Spur darin suchte, dass er ihn nur in Sicherheit bringen wollte. Aber alles, was Riku sah, war dieser Blick, mit dem Tenn, sein Tenn-nii, ihn schon immer angesehen hatte. Auch, wenn das letzte Mal, als sie sich so gesehen hatten, bereits neun Jahre her war. „Du–“, startete Riku, stoppte sich allerdings selbst, „... ich sollte gehen.“ Er griff nach seiner Maske, die Tenn noch in der Hand gehalten hatte und drehte sich dann zu dem Balkon um, um auf dem gleichen Weg zu gehen, wie er gekommen war. „Riku, warte“, hörte er noch einmal Tenn sagen, kurz bevor er am Handgelenk festgehalten wurde und nur noch spürte, wie Tenn ihn zu sich umdrehte und diesmal von sich aus küsste. Auch, wenn es nur wenige Sekunden waren. Riku blickte ihn einen Moment danach an, lächelte dann einfach nur und setzte sich seine Maske wieder auf. „Das wäre ein ziemlicher Skandal, wenn herauskommt, dass Kujou Tenn das Kind der Nanase Familie küsst, nee?“ „Auch nicht mehr, wie wenn ich meinen Zwillingsbruder küsse, oder?“, schmunzelte Tenn etwas mehr, „ich lasse dir eine Nachricht zukommen, Riku.“ „... Stimmt“, flüsterte Riku ebenso kichernd, „okay. Wir warten noch ein wenig.“ Mit dem Satz machte er sich dann wirklich daran, nach draußen zu gehen und in die Nacht zu verschwinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)