Concealing of deep affections von Tarima (Michi Week 2022) ================================================================================ Kapitel 7: CODA --------------- „Was machst du hier?“ Sein Blick haftete so ungläubig an mir als hätte er einen Geist gesehen. Ich fühlte mich wie zur Salzsäule erstarrt, obwohl Tai ja der Grund war, warum ich überhaupt hergekommen war. „Ich, ähm“, räusperte ich mich. „Ich wollte zu dir.“ Tai schnaubte und rieb sich gestresst über die Stirn. „Kann ich mir vorstellen.“ Er kam zu mir rüber, um neben mir auf den Klavierhocker zu rutschen. „Du hast also bereits gehört, dass Yamato gekündigt hat?“ Erschrocken schüttelte ich den Kopf und biss mir auf die Unterlippe. „Er wird die Band also wirklich verlassen?“ „Hast du etwas anderes erwartet?“ Tai sah gequält zu mir rüber. „Das war heftig für ihn. Aber ich glaube er wird zurechtkommen. Habe gehört, dass er für einige Zeit ins Ausland gehen und dort sein Glück als Solokünstler versuchen wird. Wenn du mich fragst, ist das eine gute Entscheidung. Er hat großes Talent. Er wird es packen. Auch wenn das alles sehr schmerzhaft war.“ Yamato ging also seinen eigenen Weg. Er hatte es verdient, glücklich zu werden. Genauso wie wir. Tai legte seine Finger sanft auf die Tasten, direkt neben meine und begann eine leise Melodie zu spielen. „Bereust du, was wir getan haben?“ Ich musste schwer schlucken. Genau diese Frage hatte ich mir selbst oft genug gestellt. Ich bereute es, Yamato nicht eher die Wahrheit gesagt zu haben. Ich bereute, dass ich so feige gewesen war. Aber bereute ich deshalb die Nähe zu Tai? Bereute ich uns? Entschieden schüttelte ich den Kopf, als ich endlich das Lied erkannte, welches Tai so melancholisch spielte. Es war das Stück, dass er für mich komponiert hatte. „Ich auch nicht“, gab er schließlich zu. Ein Kribbeln machte sich unter meiner Haut breit und ich traute mich kaum zu atmen. Ich musste mir endlich ein Herz fassen! „Tai...“ „Mimi…“ Wir ergriffen beide gleichzeitig das Wort und verstummten daraufhin gleichzeitig wieder. Wie sollte ich meine Gefühle nur ausdrücken, wenn es Worte nicht konnten? Ich ließ meine Finger zu den Tasten vor mir gleiten und begann Tais Melodie mitzuspielen. So saßen wir eine Weile da. Nur er, ich und die Musik. Und die vielen unausgesprochenen Worte, die in der Luft zwischen uns schwebten. Trotz der Harmonie in unserer Musik war die Atmosphäre angespannt. „Ich habe dich noch gar nicht gefragt, wie es dir geht nach der ganzen Sache…“, unterbrach ich das Schweigen. Stille herrschte im Raum, als Tai plötzlich aufhörte zu spielen. Er ließ seinen Kopf etwas nach unten sinken und ein paar Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. So genau ich seine Körpersprache auch beobachtete, so wenig konnte ich dadurch seine Mimik lesen. Mit jeder Sekunde, in der er mir nicht antwortete, wurde mir immer schlechter. Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst. „Ich bin nur der Mensch hinter der Band, hinter der Bühne. Mein Gesicht kennt man nicht so gut wie deins“, fing er an, seinen Blick immer noch starr auf die Tasten gerichtet. „Klar, meine Familie war jetzt nicht sonderlich begeistert, auch meine Freunde und Kollegen nicht. Aber das hat sich nach einer Weile wieder geregelt.“ Und das alles wegen uns – ich fühlte mich schrecklich. „Aber ich glaube, mir ging es nicht so schlecht wie dir.“ Tais drehte sich zu mir. In seinen Augen konnte ich sehen, wie schuldig er sich fühlte und mit stiegen unweigerlich Tränen in die Augen. Genau in diesem Augenblick zog er mich an sich, sodass ich meinen Kopf an seiner Schulter vergraben konnte. „Ich wünschte, wir hätten früher über uns und mit Yamato gesprochen. Dann hätten wir unsere Gefühle nicht so lange verbergen müssen“. „Was machen wir jetzt nur, Tai?“, schluchzte ich. Seine Hand wanderte meinen Rücken beruhigend entlang. Es war nur ein kurzer Moment, ehe er mich wieder losließ und anblickte. „Ich…ich weiß es nicht“, er klang unsicher, was mir einen schmerzvollen Stich ins Herz versetzte. Was hatte ich auch anders erwartet? Schließlich hatte ich auch seine Karriere damit gefährdet. „Ich weiß nur“, begann er leise, aber bestimmt, „dass ich dich nicht gehen lassen möchte. Ich habe mich unfassbar in dich verliebt, Mimi.“ Mein Herz setzte aus, kaum als seine Worte seine Lippen verlassen hatten. Erschrocken weiteten sich meine Augen, da ich mit solch einem Geständnis nicht gerechnet hatte. Nicht nachdem, was passiert war. Er war in mich verliebt. Unfassbar verliebt. Erneut spürte ich wie die Tränen emporstiegen. Ich sah ihn einfach nur an und konnte an seiner Mimik erkennen, wie ernst es ihm war, allerdings war ich unfähig etwas zu sagen. Seine Augen wurden auf einmal ganz matt, ehe er den Blick von mir wandte und mich letztendlich losließ. „Tut mir leid, dass hätte ich nicht sagen sollen.“ Er war gerade im Begriff aufstehen als ich realisierte, dass es manchmal nur wenige Momente gab, in denen man sich bewusst für etwas entscheiden musste. Ich hatte diese verhängnisvolle Affäre begonnen, weil ich Gefühle entwickelt hatte, die ich so noch nie in meinem Leben gespürt hatte. Ich wollte ihn nicht verlieren. Und genau deswegen, ergriff ich seine Hand. Er hielt inne und sank wieder zu mir hinunter. „Ich liebe dich auch“, flüsterte ich ihm zu, so als wäre es der bedeutungsvollste Satz in meinem Leben. Sein Gesicht wurde auf einmal ganz weich und ich erkannte, dass Liebe ihre eigenen Wege schaffte. Uns hatte die Musik zusammengeführt. Er strich sanft über meine Wange und näherte sich meinem Gesicht. Ein zartes Lächeln zog sich über seine Lippen, ehe er sie mit meinen endlich versiegelte. Hosted by Animexx e.V. 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