Das Spiel ist aus von PanicAndSoul ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- „Meinst du, sie schaffen es rechtzeitig?“ Als Pierres Stimme erklang, hob Eve ihren Kopf. Einen Moment schwieg sie, schien nachzudenken. Dann sagte sie: „Ich hoffe es.“ Unwillkürlich hoben sich die Mundwinkel des Mannes ein wenig. „Es kommt nicht oft vor, dass du dich um jemanden sorgst.“, stellte er fest. Als Eve ihn ansah, eine Augenbraue hochgezogen, zuckte Pierre mit den Schultern. „Sie erinnern mich an uns.“, erklärte die Frau und richtete ihren Blick nun wieder auf die Geschehnisse vor ihr. Das Schmunzeln auf Pierres Gesicht verwandelte sich nun in ein warmes, liebevolles Lächeln. Dann sah auch er wieder geradeaus als er antwortete: „Ich weiß.“ Takeru hielt es nicht mehr aus. Er wusste, dass Hikari ihn niemals ohne einen Grund so lange würde warten lassen. Etwas musste passiert sein. Darum war er einfach losgelaufen, in Richtung ihres Hauses. Sein Herz schlug rasend schnell und seine Lunge brannte bei jedem Atemzug, den er tat. Doch das war ihm egal, alles was jetzt zählte, war Hikari. Er blendete alles andere aus. Sogar den Grund, warum sie sich eigentlich hatten treffen wollen. In diesem Moment überwog die Sorge um sie. Den Weg zu ihr kannte er inn- und auswendig. Sie waren ihn schon so oft gemeinsam gegangen. Nach der Schule, wenn sie noch eine Weile zusammen im Park gespielt hatten, bevor sie dann zu Hikari gingen, um Hausaufgaben zu machen. Oder an den Wochenenden, wenn sie Takeru abholte, damit er mit bei ihr übernachten konnte. Oder in den Ferien, wenn sie sich bei ihrer Lieblingseisdiele hinter dem Park eine kleine Abkühlung gönnten. Immer waren sie diesen Weg gemeinsam gegangen. Sowieso gab es wenige Dinge, die Takeru ohne seine beste Freundin tat. Seit er sich erinnern konnte, war sie an seiner Seite. Er hatte sich so sehr daran gewöhnt, dass sie bei ihm war, dass der bloße Gedanke, einmal ohne sie zu sein, ein tiefes Loch in seine Brust riss. Und auch wenn er wollte, dass Hikari glücklich und wohlauf war, nagte dieser egoistische Wunsch an ihm, für immer mit ihr zusammen zu sein. Egal ob im Leben oder im Tot. Hikari hatte zügig das Haus verlassen. Es war nun bereits so spät. Niemals würde sie es rechtzeitig in den Park und zu Takeru schaffen. Aber sie musste es versuchen. Wenn schon nicht für sich, dann wenigstens für ihn. Immerhin wollte sie nicht, dass nochmal jemand wegen ihnen beiden so leiden musste, wie Taichi und Yamato, oder all die anderen. Und sie wollte, dass Takeru lebte, dass er seine Möglichkeiten erkannte. Eine Weile wusste er nicht, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Immer wieder ermutigte Hikari ihn, seinen Träumen zu folgen und einfach das zu tun, was ihm Freude bereitet. Doch es schien Takeru von Tag zu Tag schwerer zu fallen, sich darauf zu fokussieren. Oft sah er Hikari nur an, als überlege er, etwas zu erwidern. Doch meist schwieg er. Sie wünschte sich so sehr, ihm helfen zu können. Dann kam die Zeit, in der sie sich von ihm zurückzog. Es war, als läge eine unausgesprochene Sache zwischen ihnen, obwohl sie sich nie gestritten hatten. Erst jetzt erkannte Hikari, dass es der Wunsch war, dem jeweils anderen endlich seine Gefühle gestehen zu können. Und es war die Angst, zurückgewiesen zu werden. Wie blind wir doch waren, dachte sie und eine Bitterkeit schlich sich in ihre Gedanken. Wäre alles vielleicht anders gelaufen, wenn sie einfach ehrlicher zu Takeru gewesen wäre? Doch nun war es, wie es war. Sie konnte nichts ändern, nichts ungeschehen machen. Das einzige, was sie noch tun konnte, war so schnell zu rennen, wie ihre Beine sie trugen. „Sie schaffen es nicht.“, stellte Pierre fest. Sein Blick schweifte von Takeru zu Hikari und wieder zurück. Eve sah auf die Uhr. Er hatte recht, sie waren sich bereits ganz nah, doch die Zeit reichte einfach nicht mehr aus, um sich rechtzeitig zu begegnen. Die Frau kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Meinst du… meinst du, sie haben es verdient?“, fragte sie zögernd und sah zu Boden. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Pierre langsam den Kopf schüttelte. „Nein, sie haben das nicht verdient. Die beiden denken immer zuerst aneinander. In diesem Punkt, sind sie wohl anders, als wir es waren.“ „Wir waren egoistische Idioten.“, bemerkte Eve, was Pierre wieder zum schmunzeln brachte. „Aber die beiden… sie sollten die Chance bekommen zu leben. Sie haben nicht das gleiche Schicksal verdient, wie wir. Sie haben sich schon immer geliebt.“, fügte sie hinzu. Pierre senkte seinen Blick, als er die Hand ausstreckte, um die von Eve zu ergreifen. „Dann lass uns ihnen helfen.“, sagte er und zog mit dem Daumen kleine Kreise über ihren Handrücken. Als er den Kopf hob, sah er noch, wie sie nickte. Eve streckte auch ihre andere Hand nach Pierre aus und ließ sich von ihm so drehen, dass sich die beiden nun gegenüber standen. Er legte seine Stirn an ihre, als er murmelte: „Du weißt, dass es dafür Konsequenzen geben wird.“ Einen Moment stand Eve ihm nur mit geschlossenen Augen gegenüber und schwieg. Als sie ihre Lider hob, lächelte sie. „Solange wir nur zusammen sind, ertrage ich alles.“ Als Takeru sie sah, war ihm bereits bewusst, dass er sie nicht mehr rechtzeitig erreichen würde. Ihre Zeit war abgelaufen. Aber das war ihm egal. Dier Hauptsache war, dass es Hikari gut ging. Und auch wenn es aussichtslos schien, wieder zu den Lebenden zurückzukehren, rannte er weiter. Er wollte jetzt einfach nur noch bei ihr sein, sie in seine Arme schließen und wenigstens ein Mal küssen, bevor sie es nicht mehr spüren konnten. Auch Hikari war klar, dass sie zu spät kam. Aber sie ließ sich davon nicht beirren und hielt weiter auf Takeru zu. Der Blonde öffnete seine Arme, um das Mädchen hinein zu ziehen, als sie endlich beieinander ankamen. Schwer atmend und mit wild schlagenden Herzen, hielten sie sich aneinander fest. Nach einem Moment, in dem sie versuchten, ihre Körper zur Ruhe zu bringen, lösten sie sich ein kleines Stück voneinander. Doch nur so weit, dass sie sich einander besser zuwenden konnten. Und im nächsten Augenblick, ohne groß darüber nachzudenken, fanden ihre Lippen stürmisch zueinander. Der Kuss war drängend, voller Begierde und vor allem, war er lange überfällig. Rastlos wanderten ihre Hände über den Körper des jeweils anderen, nur um ihn zu spüren. Und immer wieder tauschten sie Küsse miteinander. Wenigstens konnte ich sie noch einmal fühlen, dachte Takeru. Immerhin, sind wir jetzt für immer zusammen, schoss es Hikari durch den Kopf. Je mehr Zeit verging, desto ruhiger wurden die beiden. Noch immer hielten sie einander fest, legten ihre Lippen aufeinander und genossen die Wärme, die sie durchzog. Doch abgesehen davon geschah... nichts. Irgendwann löste sich Takeru ein Stück von Hikari, um sie ansehen zu können. Er hob seine Hand und strich ihr über die Wange, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. „Ich möchte mich ja wirklich nicht beschweren, aber ich fühle diese Berührung.“, sagte die Brünette und sah den Blonden etwas verwundert an. Dieser nickte zur Bestätigung. „Ich dachte eigentlich, wir seien zu spät.“, erwiderte er. „Oh, ihr ward auch zu spät.“ Erklang eine Stimme hinter ihnen und ließ sie zusammenzucken. Langsam drehten sie sich um. „Eve, Pierre was… was ist mit euch?“, fragte Hikari und sah erschrocken zu den beiden sich auflösenden Körpern. Pierre zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, unsere Zeit ist um.“ „Und das sagst du so leichtfertig? Wieso so plötzlich?“, wollte Takeru wissen. Eve schenkte ihm ein Lächeln, als sie antwortete: „Wir sind nun schon sehr lange hier. Wir waren wie ihr beide, hatten die Chance, wieder zu den Lebenden zurückzukehren.“ „Aber wir haben uns entschieden, unsere Angelegenheiten über unsere Liebe zu stellen. Und als wir dann bemerkten, was wir getan haben, war es zu spät für uns.“, ergänzte Pierre. „Ihr beide seid anders. Bei euch war es zwar auch zu spät, aber nicht, weil ihr egoistisch ward. Darum haben wir beschlossen, euch etwas mehr Zeit zu schenken.“ Eve hielt eine zerbrochene Taschenuhr hoch, dessen Zeiger stehen geblieben waren. Takerus Blick schweifte von der Uhr zu den Beinen der beiden, die nun bereits nichts mehr zu sehen waren. „Bedeutet das, ihr habt uns geholfen und darum passiert das jetzt mit euch?“, fragte der Blonde, als ihn die Erkenntnis traf. Hikari schlug eine Hand vor ihren Mund und begann zu schluchzen. Pierres Mundwinkel hatten sich gehoben, als er langsam den Kopf schüttelte. „Macht euch um uns keine Sorgen. Wir haben uns dazu entschieden und werden die Konsequenzen akzeptieren. Gemeinsam.“ Seine Hand fand die von Eve. Im nächsten Moment, lösten auch sie sich auf. „Das ist nicht fair!“, brachte Hikari hervor. „Doch, das ist es. Wir wollten euch helfen, weil ihr es verdient habt. Bitte geht nicht leichtfertig mit unserem Geschenk um. Für uns beide ist das Spiel nun aus, aber für euch, da hat es grade erst begonnen.“ Eves Worte waren das letzte, was Hikari und Takeru noch vernahmen, dann waren ihre beiden Gegenüber vollends verschwunden. „Versprochen, wir werden es nicht verschwenden.“, murmelte Takeru, als er den beiden Lichtern, die gen Himmel stiegen, nachsah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)