Mein Weg zu Dir von Khaleesi26 ================================================================================ Kapitel 16: Mimi ---------------- Ich ziehe mich den restlichen Abend so sehr zurück, dass ich Tai so gut wie gar nicht mehr zu Gesicht kriege. Warum ich nicht einfach nach Hause gehe, weiß ich selbst nicht. Wahrscheinlich möchte ich mir selbst was beweisen. Nämlich, dass mir seine Reaktion von vorhin nichts ausmacht. Würde ich jetzt einfach so verschwinden, wäre das nur eine weitere Bestätigung, wie schlecht ich meine Gefühle unter Kontrolle habe. Nach dem Treffen neulich mit Sora war ich kurzzeitig vom Weg abgekommen. Ich war eifersüchtig über die Dinge gewesen, die sie mir erzählt hatte und sauer über meine Gefühle, weil ich sie nicht im Griff hatte. Anscheinend hatte Tai sich ebenso wenig im Griff. Ich verstehe nur nicht, warum das so ist. Hat ihn meine Reaktion vorhin so sehr getroffen, dass er beleidigt abgedampft ist? Das kann ich mir nicht vorstellen. Das Ganze war doch nur ein dummes Spiel gewesen und wir hätten alles Mögliche antworten können. Aber wir entschieden uns für die denkbar schlechteste Variante. Er, indem er einfach gar nichts sagte und ich, indem ich beleidigt und getroffen agiert hatte. Ich spüre jetzt noch Soras misstrauischen Blick auf uns haften. Dabei hat sie überhaupt keinen Grund, irgendetwas zu denken. Tai ist der treuste und loyalste Mensch, den ich kenne. Was man von jemand anderen wohl nicht behaupten kann … Matt ist so ein Idiot! Früher hat er nie irgendwelche Anspielungen gemacht, in Bezug auf Tai und mich. Aber seit er bei dem Konzert neulich Abend spitz gekriegt hat, dass ich Gefühle für meinen und seinen besten Freund hege und offensichtlich ein Problem mit Tais Beziehung zu Sora habe, lässt er nicht mehr locker. Aber warum? Was weiß er, was ich nicht weiß? Was hat er für Absichten? Während ich noch diesen Fragen nachhänge, bringe ich mein leeres Glas in die Küche und gehe zurück ins Wohnzimmer. Ich lasse den Blick über die Leute wandern. Kari ist leider gerade in ein Gespräch mit einem anderen Mädchen vertieft, genauso wie Izzy, der mal wieder sein grenzenloses Informatikwissen zum Besten gibt und dabei auf begeisterte Zuhörer stößt. T.K. kann ich nirgendwo entdecken. Und mit allen anderen Anwesenden habe ich auch schon gesprochen, um mich abzulenken. Diese Party ist wohl für mich vorbei. Ich sollte Tai suchen und mich höflich verabschieden. Aber ich kann ihn nirgendwo finden. Seltsam. So groß ist diese Wohnung doch gar nicht. Weil ich ihn im Wohnzimmer und in seinem Schlafzimmer nicht finden kann, gehe ich in die Küche zurück. Sicher ist er auf dem Dach und schießt mit Sora seine Wunschrakete gen Himmel. Dicht vor dem Kühlschrank bleibe ich stehen. Ein Seufzen dringt aus meiner Kehle, ehe meine Stirn gegen die Kühlschranktür knallt und darauf liegen bleibt. »Ich bin so eine Idiotin«, sage ich zu mir selbst und würde mir am liebsten eine Ohrfeige verpassen. »So weit würde ich jetzt nicht gehen.« Ich zucke zusammen und fahre herum. Matt steht in der Tür und sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an. Die Hände hat er in den Hosentaschen seiner schwarzen Jeans vergraben. »Vielleicht ein bisschen naiv«, fügt er hinzu und legt den Kopf schief. »Aber sicher keine Idiotin.« Ich verschränke die Arme vor der Brust. Was will er denn jetzt schon wieder? Wenn er denkt, ich wäre gut auf ihn zu sprechen, dann hat er sich geschnitten. Matt kommt auf mich zu und bleibt viel zu dicht vor mir stehen, während ich die Arme sinken lasse und so weit zurückweiche, dass sich mein Rücken gegen die Kühlschranktür drückt. Matt sieht zu mir hinab und ich funkle ihn an. Er hebt die Hand und legt einen Zeigefinger auf meine Stirn. »Du bist keine Idiotin, Mimi«, sagt er noch einmal, diesmal nicht belustigt, sondern mit ruhiger Stimme. Sein Zeigefinger gleitet hinab, über meinen Nasenrücken, meine Nasenspitze, bis er schließlich meine Lippen erreicht. Dort verweilt er einen Moment, während er mir fest in die Augen sieht und ich in eine Art Schockstarre gerate. Meine Lippen wollen unter der Berührung seines Fingers beben, aber ich gestatte es ihnen nicht. Meine Finger suchen nach irgendetwas, an das sie sich festkrallen können. Doch da ist nichts. Außer die Kühlschranktür hinter mir und er, dicht vor mir. Sein Blick ist durchdringend, geht mir direkt unter die Haut, die bereits erwartungsvoll kribbelt. Eben war ich noch kampflustig und wollte ihm mal so richtig die Meinung geigen. Jetzt bringen seine blauen Augen mich total aus dem Konzept. Es verwirrt mich, dass er solch eine Wirkung auf mich hat, wenn er mir so nah ist, wie jetzt. Doch als seine Finger mein Kinn umfassen, er es anhebt und sich zu mir beugt, erwache ich aus meiner Trance. Wütend schlage ich seine Hand weg und er hält inne. »Lass den Unsinn!«, fordere ich ihn auf und er richtet sich grinsend wieder auf. Innerlich atme ich auf. Er hatte nicht wirklich vor, mich eben zu küssen, oder? Nein … das würde er nicht tun. Er spielt nur mit mir. »Was sollte das vorhin?« »Was?«, meint er neckend und seine Mundwinkel zucken. »Du meinst das blöde Spiel?« »Genau das meine ich, Sherlock«, erwidere ich bissig. »Du hast mich total vorgeführt. Und Tai auch, vor Sora.« »Oh nein, ich habe euch nicht vorgeführt. Das erledigt ihr schon selbst.« Mir klappt der Mund auf, so fassungslos bin ich über seine Antwort. »Was soll das bedeuten?«, frage ich und recke mich ihm herausfordernd entgegen, was den Abstand zwischen uns noch weiter verringert. Matt scheint das nicht im Geringsten abzuschrecken. Im Gegenteil. Er hebt das Kinn an und beugt sich zu mir, so dass er nur noch flüstern muss und ich ihn trotzdem verstehe. »Ich sagte doch, du bist naiv, Mimi. Siehst du denn nicht, was direkt vor deinen Augen passiert?« Er sieht mich an, doch ich kann nur den Kopf schütteln. »Du hast wirklich keine Ahnung, oder?« Wieder schüttle ich den Kopf. Was will dieser Kerl von mir? »Nun«, sagt er und seine Hand schiebt sich hinter meine Taille. Ich erstarre und ziehe scharf die Luft ein, weil es das erste Mal ist, dass er mich dort berührt. Mir schwirrt der Kopf. Ich kann seinen Duft riechen, seinen festen Griff in meinem Rücken spüren. Verlockend … Oh, verdammt! Er ist mir viel zu nah. Schon wieder. »Es ist nicht meine Aufgabe, Amor zu spielen«, seufzt er plötzlich resigniert. »Könnte ich mir jetzt also bitte endlich ein Bier nehmen?« Verdattert sehe ich ihn an, während er nur schief grinst. Erst jetzt bemerke ich, dass seine Hand gar nicht mich berührt, sondern auf dem Griff der Kühlschranktür liegt. Er wollte lediglich an den verdammten Kühlschrank. »Oh«, bringe ich peinlich berührt hervor und springe augenblicklich zur Seite. Matt öffnet den Kühlschrank, nimmt sich ein kaltes Bier raus und öffnet es, völlig unbeeindruckt, während ich schon wieder im Erdboden versinken möchte. Die Hitze schießt mir in die Wangen und ich wende den Blick von ihm ab. Er spielt nur mit dir. Du bist doch eine Idiotin, Mimi. »Hör mal«, beginnt Matt nun trocken, nachdem er das Bier zur Hälfte geleert hat und sieht mich an. »Du musst das echt lassen. Du kannst nicht jedes Mal rot werden, wenn ich in deiner Nähe bin. Das macht mich so ziemlich wahnsinnig.« Das … Was? Meine Kinnlade fällt zu Boden und ich starre ihn an. Das schlägt doch dem Fass den Boden aus. Was bildet dieser Kerl sich ein? Er hat es doch auf mich abgesehen, nicht umgekehrt. »Denkst du etwa, du bist so unwiderstehlich?«, kontere ich, als ich meine Stimme wiederfinde. Matt ist attraktiv, ja. Jede Frau, die Augen im Kopf hat, sieht das. Aber ich werde einen Teufel tun und ihm das sagen. Eher friert die Hölle zu! Außerdem weiß er das selbst wohl am besten. Er ist der Inbegriff von Dreistigkeit. Matt lehnt sich mit verschränkten Armen gegen den Kühlschrank und mustert mich eingehend, was mich nur noch wütender macht. Sein Mundwinkel wandert nach oben, als er wieder bei meinen Augen angelangt ist. »Nein, das bin ich sicher nicht«, sagt er überzeugt. »Denn so wie es aussieht, kannst du mir sehr gut widerstehen.« Kurz sehe ich ihn stumm an, weil ich nicht mit so einer Antwort gerechnet habe. Dann nicke ich einfach nur, während ich bereits rückwärts aus der Küche gehe. »Da hast du ausnahmsweise mal recht.« Oh Gott. Als ich zurück ins Wohnzimmer gehe, schlägt mir das Herz bis zum Hals. So sehr ich mich auch bemühe … ich kann es langsam nicht mehr leugnen. Matt löst etwas in mir aus. Das kann nicht gut sein. Das kann auf keinen Fall gut sein! Dass mein Körper so auf ihn reagiert, wenn er mir zu nah kommt, ist absolut inakzeptabel. So eine Scheiße! Ich ärgere mich so sehr über mich selbst, dass ich einen Moment wie versteinert da stehe und mich am liebsten an den Schultern gepackt und wieder wachgerüttelt hätte. Herrgott, was ist nur mit dir los, Mimi? Nur allzu gern wäre ich dieser Frage auf den Grund gegangen, aber im nächsten Augenblick dringt ein Lachen an mein Ohr. Soras Lachen. Es übertönt sogar das Gerede der Leute und die Musik. Und das aus einem einfachen Grund: sie steht direkt hinter mir. Nichts ahnend drehe ich mich um und erstarre augenblicklich. Tai und Sora kommen geradewegs vom Flur aus ins Wohnzimmer gestolpert. Sofort erkenne ich den intimen Moment, den sie gerade hatten und mein Herz zerspringt. Er hat beide Arme von hinten um sie gelegt. Sein Kopf ruht auf ihrer Schulter. Seine Lippen an ihrem Hals. Sora kichert und versucht ihn von sich zu drücken, aber Tai gibt nicht nach. Beinahe wären die beiden gegen mich geprallt, weil ich mich keinen Zentimeter zur Seite bewegt habe, als sie mich endlich bemerken. »Oh, Mimi«, sagt Sora überrascht. Tai hebt den Kopf und lässt sofort von ihr ab, als er mich sieht. Irritiert sehe ich ihn an. Was sollte das denn? »Hey«, sage ich nur und räuspere mich. »Wie es aussieht, habt ihr euch wieder versöhnt.« Verlegen kratze ich mich am Hinterkopf, während Tai mal wieder stumm bleibt und mich einfach nur ansieht. Sora ist diejenige, die das Wort ergreift. »Versöhnt? Haben wir gestritten?« Fragend sieht sie zu Tai hinauf. »Ähm, ich dachte nur, wegen vorhin … dieses blöde Spiel. Das tut mir ehrlich Leid. Ich wollte keinen Streit heraufbeschwören.« Wollte ich ehrlich nicht. Und habe ich eigentlich ja auch nicht. Tai war derjenige, der Sora hat sitzen lassen und sauer abgedampft ist. »Ach, das«, sagt Sora lachend, als wäre es nicht der Rede wert. »Schnee von gestern. Du konntest ja nicht wissen, was auf der Karte steht. Außerdem hat Tai sich bereits ausgiebig für sein Verhalten entschuldigt« Oh. Mein. Gott. Bitte halt einfach den Mund, Sora. »Das äh … ist ja schön«, stammle ich, obwohl ich mir einfach viel lieber die Hände auf die Ohren pressen will. Was redest du da, Mimi? »Okay«, sagt Sora und anscheinend ist für sie die Sache tatsächlich vom Tisch. Aber ist es das auch für Tai? Ich suche seinen Blick, aber er weicht mir aus. Mal wieder. »Wir gehen mal wieder zu den anderen«, meint Sora schließlich, weil keiner von uns mehr irgendetwas sagt. Sie greift nach Tais Hand und zieht ihn hinter sich her ins Wohnzimmer, wo sie sich direkt zu Izzy und den anderen gesellen. Mit verengten Augen sehe ich ihnen nach. Ich starre Tai's Rücken an und würde ihm am liebsten in den Nacken springen. Was, verdammt noch mal, ist sein Problem? Seit dieser blöden Herausforderung ist er total komisch. Ignoriert mich. Geht mir aus dem Weg. Ist offenbar wütend auf mich. Warum? Ich habe doch nichts getan. So langsam glaube ich, dass nicht Matt derjenige ist, der mit mir spielt, sondern er. Letzte Woche war er für mich da. Ich habe ihm mein Herz ausgeschüttet und er hat mir versichert, immer an meiner Seite zu sein. Jetzt behandelt er mich wie Luft, wegen eines dummen Spiels. Oder wegen Sora, weil er sie anscheinend grad gevögelt hat. Weiß der Kuckuck, was für ein scheiß Problem er hat. Sein Verhalten macht mich so unsagbar wütend und als ich auch noch sehe, wie er sich Sora erneut zuwendet und ihr einen innigen Kuss gibt, brennen bei mir alle Sicherungen durch. Kurzschlussreaktion. Ich mache auf dem Absatz kehrt und marschiere zurück in die Küche. Matt steht immer noch da, wo ich ihn zurückgelassen habe und hat von alledem nichts mitbekommen. In der einen Hand hält er sein Bier und in der anderen sein Handy, auf dem er gerade irgendeine Nachricht eintippt. Mit gekreuzten Beinen lehnt er gegen die Arbeitsplatte und beachtet mich gar nicht. Mein Kopf schaltet sich aus, genauso wie mein Herz. Vermutlich werde ich das bereuen, aber … das erste Mal in meinem Leben folge ich dem Impuls in meinem Inneren und gehe geradewegs und schnellen Schrittes auf ihn zu. Er bemerkt mich erst, als ich schon fast bei ihm bin und hebt überrascht den Kopf. Allerdings hat er keine Zeit mehr, irgendetwas zu sagen oder zu tun, was mich aufhalten könnte, denn als ich bei ihm bin, gehe ich auf die Zehenspitzen und lege beide Hände an sein Gesicht. Meine Lippen landen so schnell auf seinem Mund, dass es mich selbst kurz überrumpelt. Doch dieses Gefühl verschwindet sofort, als er alles, was er in den Händen hält, hinter sich ablegt, um mich an sich zu ziehen. Seine Finger legen sich auf meine Hüfte und ich presse mich ihm entgegen, so sehr, dass ich kurz nach Luft schnappen muss. Unser Kuss ist wild und seine kühlen Lippen fühlen sich wunderbar an. In meiner Magengegend beginnt etwas zu explodieren und dieses Gefühl ist so viel besser, als das, was ich eben noch empfunden habe. Dieser Kuss lässt die ganze angestaute Wut auf Tai verpuffen. Sie löst sich in Rauch auf und ich sinke immer weiter in Matt’s Arme, gebe mich diesem Kuss hin. Seine Zunge drängt sich gegen meine und tanzt mit ihr, was die Hitze zwischen uns nur noch mehr anfacht. Wow! So einen heißen Kuss hatte ich lange nicht mehr … Meine Hände gleiten von seinem Gesicht hinab, über seine Brust und verharren dort. Durch den Stoff seines Shirts kann ich fühlen, wie er seine Muskeln anspannt. Seine Arme legen sich nun fester um mich und mit einem Ruck dreht er mich um und hebt mich auf die Arbeitsplatte. Dabei lässt er keine einzige Sekunde von meinen Lippen ab, während er sich zwischen meine Beine schiebt. Offenbar ist es ihm egal, dass die anderen nur einen Raum weiter von uns stehen und alles mitbekommen könnten. Seine Finger ziehen an meinem Shirt, bis sie meine Haut berühren. Ein angenehmer Schauer durchfährt mich und ich möchte sofort mehr davon. Es ist unheimlich, wie mein Körper auf seinen reagiert - wie automatisch. Als wären wir zwei Magnete, die sich instinktiv anziehen. Das macht mir Angst und mir ist klar, dass jeden Moment jemand reinkommen und uns sehen kann. Dennoch lege ich meine Hände in seinen Nacken und fahre mit den Fingern in sein Haar. Ich ziehe daran, weil wir damit aufhören müssen, doch leider versteht er mein Signal völlig falsch und stöhnt nur in den Kuss hinein. Seine Finger krallen sich unter meinem Shirt in meine nackte Haut und ich seufze schwer. Das ist einfach zu gut, um jetzt aufzuhören. Leider. Trotzdem ziehe ich nun etwas fester an seinem Haar, bis er nachgeben und von mir ablassen muss. Seine geröteten Lippen verziehen sich zu einem vielsagenden Grinsen, als er mich mit einem hitzigen Blick betrachtet. »Das war überraschend«, gibt er flüsternd zu, während ich nach Luft und Worten ringe. »Meinst du, dass ich damit angefangen habe oder dass ich jetzt damit aufhöre?« »Wir hören auf?« Als Antwort schiebe ich ihn von mir und springe von der Arbeitsplatte. »Du weißt schon, dass mein Schlafzimmer nur wenige Meter entfernt ist?«, entgegnet er und deutet mit dem Finger hinter sich, aber ich werfe ihm nur einen vorwurfsvollen Blick zu. »Und du weißt genau, dass das nicht geht«, sage ich und stopfe mein Shirt so gut es geht wieder in die Jeans zurück. Es war eh pures Glück, dass nicht Tai oder Sora oder Kari reingeplatzt sind, während wir hier rum gemacht haben. Obwohl … hätte es mir überhaupt was ausgemacht? Mir ist klar, dass ich Matt eben benutzt habe, um meiner angestauten Wut und der Eifersucht Luft zu verschaffen. Und Himmel, es hat geholfen. Aber weiter dürfen wir nicht gehen. Auf keinen Fall. Als ich Matt ansehe, wirkt er fast enttäuscht. Trotzdem lächelt er und kommt einen Schritt näher. Er legt eine Hand an meine Taille und beugt sich zu mir hinab. Allein diese kleine Geste reicht aus, um fast wieder schwach zu werden. »Das war schön«, flüstert er an meinem Ohr, was mir einen weiteren Schauer verschafft. Aber ich reiße mich zusammen. »Bild dir bloß nichts ein«, antworte ich schmunzelnd. »Das war eine einmalige Sache.« »Wenn du das sagst«, meint er schulterzuckend, richtet sich wieder auf, grinst jedoch dabei. Dieser Kuss war wirklich der Wahnsinn. Nur allzu gerne hätte ich mehr davon gehabt. Ich muss mir keine Mühe mehr machen, es weiter zu leugnen. Anscheinend stehe ich auf ihn, so ist es nun mal. Aber die Wahrheit ist, es hätte gerade auch jeder andere Typ sein können. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre es egal gewesen, wen ich hier küsse - wichtig war nur, dass es mich von Tai ablenkt. Und das hat es. Leider hält das nicht allzu lange an, denn eine Sekunde später, steht er hinter Matt in der Tür und wirft uns einen fragenden Blick zu. Genau in dem Moment, wo Matt seine Hand von meiner Taille nimmt und zurück tritt. Doch das entgeht Tai trotzdem nicht. Er verharrt in der Tür und an seinem Blick erkenne ich, dass ihm gerade eine bestimmte Frage in den Kopf schießt. Vor allem, als Matt sich zu ihm umdreht und ihn endlich bemerkt. »Oh, hey Kumpel«, sagt er völlig unverfangen, als wäre nichts gewesen. Ich bin verblüfft über seine Fähigkeit diesen Moment eben zu überspielen, versuche es jedoch, ihm gleich zu tun. Allerdings gelingt es mir nicht ganz so gut wie ihm. Verdammt. Werde ich schon wieder rot? »Hey«, presst Tai hervor und mustert uns argwöhnisch. Sein Misstrauen ist deutlich spürbar und es ist nicht einmal unbegründet. Wäre er nur zwei Minuten eher rein gekommen, hätte er uns In flagranti erwischt. Aber scheiß drauf. Was geht’s ihn an? Ich sage nichts weiter, sondern gehe an den Jungs vorbei. Tai hält mich jedoch am Arm fest, als ich die Küche verlassen will. Ich starre auf seine Hand an meinem Arm und dann in sein Gesicht. Er wirkt nicht gerade erfreut und sieht mich mit ernstem Blick an. »Wir müssen reden«, sagt er leise. Beinahe hätte ich aufgelacht. »Wieso?« »In fünf Minuten auf dem Dach.« Meine Frage übergeht er und lässt mich los. Mit halb geöffnetem Mund stehe ich da und überlege, ob ich ihm eine gepfefferte Antwort zurück schleudere. Aber dann lasse ich es, schließe meine Lippen wieder und wende mich ab. Wenn er was zu sagen hat, dann soll er es tun. Vielleicht erfahre ich ja endlich den Hintergrund für sein merkwürdiges Verhalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)