Gestern, heute und für immer von Funkenherz (Midnight x Mt. Lady) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Die Fahrt bis zur UA war überschaubar, erst recht, da die Straßen zu der späten Stunde bereits ziemlich leer waren. Nach einer guten Viertelstunde kam das riesige Gelände in Sichtweite, nach weiteren zwei Minuten hatte Nemuri ein Tor erreicht, welches sie mit ihrem Lehrerausweis öffnen konnte. Ein Mechanismus ließ die beiden massiven, stählernen Torelemente links und rechts in der Mauer, welche das Schulgelände umzäunte, verschwinden. Die Lehrerin ließ das Fenster ihres Autos wieder hochfahren und fuhr schließlich auf den Parkplatz, auf welchem das Personal seine Fahrzeuge abstellen konnte. Nachdem sie ihr Auto in der Parktasche, die für sie reserviert war, abgestellt hatte, stieg sie aus, umrundete das Fahrzeug einmal und öffnete schließlich die Beifahrertür. Nemuri hatte die schlafende Profiheldin eben noch vorsichtig auf dem Beifahrersitz platziert und diesen etwas nach hinten gestellt, sodass die Blondie es möglichst bequem hatte. Gerade, als sie sich ins Auto beugte, um ihre Mitfahrerin abzuschnallen und sie aus dem Wagen zu heben, begann die Jüngere aufzuwachen. Müde blinzelte sie, gähnte hinter vorgehaltener Hand und realisierte dann erst, dass sie sich nicht unbedingt in vertrauter Umgebung befand. Verwirrung spiegelte sich in Yus Mimik, erst recht, als sie das Schulgelände erkannte und bemerkte, dass Midnight direkt bei ihr war und sie gerade abgeschnallt hatte. „Nemuri...was zum? Wo sind wir hier? Das ist doch die UA, oder?“, wollte die Blondine noch recht verschlafen und durch den Wind wissen. Die Ältere nickte. „So sieht es aus.“, bestätigte sie. „Du bist genau zur rechten Zeit wieder aufgewacht.“ Kurz stockte Yu und wirkte fast so, als würde sie über etwas grübeln, dann blickte sie sie vorwurfsvoll an. „Du hast deine Quirk gegen mich eingesetzt!“, beschwerte sie sich. Auf Nemuris Lippen stahl sich ein amüsiertes Grinsen. „Was ziemlich gut funktioniert hat, wie ich feststellen durfte.“ „Bist du verrückt?! Du kannst doch nicht einfach deine Quirk einsetzen und mich dann mitnehmen. ...Was genau soll ich hier überhaupt?“ Ohne um Erlaubnis zu bitten, legte die Lehrerin wieder einen Arm um den Rücken der Jüngeren und schob den anderen Arm unter deren Kniekehlen durch, ehe sie sie aus dem Auto hob. „Heeeey!“, beschwerte Yu sich erneut und klang inzwischen deutlich wacher. „Lass mich sofort wieder runter! Ich kann alleine laufen!“ Nemuri verdrehte die Augen. „Klar kannst du das, wo du deinen rechten Fuß nicht belasten kannst.“, stellte sie ironisch fest. „Ich bringe dich jetzt erstmal zur Krankenstation. Recovery Girl wird sich deine Verletzungen ansehen.“ Erneut wirkte die Profiheldin regelrecht erschrocken. Midnight konnte spüren, wie die Kleinere sich in ihren Armen anspannte. „Was?! Nein! Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht krankenversichert bin! Das kann ich mir nicht leisten...“ „Du Dussel. Sie wird dafür kein Geld verlangen.“ Skeptisch blickte die Blondine die andere Heldin an. „...wirklich?“, hakte sie noch einmal nach. Nemuri warf ihr ein beruhigendes Lächeln zu. „Was meinst du, warum ich dich mit zur UA genommen habe? Wäre es nur darum gegangen, dass sich ein Mediziner deine Verletzungen ansieht, hätte ich genau so gut einen Krankenwagen rufen können.“ Das schien auch Yu einzuleuchten. Sie entspannte sich wieder etwas und hörte auf zu zappeln. Kurz herrschte Schweigen und die Lehrerin machte sich mit ihrer Begleitung auf dem Arm, auf den Weg in Richtung Krankenstation. „Schön und gut, aber du kannst mich wirklich wieder absetzen. Es reicht vollkommen, wenn du mich stützt.“, murrte Yu peinlich berührt vor sich hin. „Und wie lange sollen wir dann für den Weg brauchen? Sieh dich um. Das Gelände der UA ist riesig.“, erinnerte Midnight sie, während sie ihren Weg unbeirrt fortsetzte. Um diese Uhrzeit lagen die Flure still und dunkel da. Im Schulgebäude befand sich so spät am Abend niemand mehr und auch die Krankenstation bildete da auf den ersten Blick keine Ausnahme. „Bei der Beleuchtung könnte man hier abends prima einen Horrorfilm drehen.“, stellte Yu fest. Sie hatte sich mit der Tatsache abgefunden, das die Lehrerin sie trug und protestierte nicht mehr. Das Kinn hatte sie auf die Schulter der Älteren gelehnt, wohl auch, damit Nemuri ihr nicht so einfach ins Gesicht blicken und ihr die Schmerzen ansehen konnte. Doch das war auch gar nicht nötig. Die Profiheldin war viel ruhiger als sonst und atmete möglichst flach. Indizien genug, dass Nemuri sich denken konnte, wie es der Blondine aktuell ging. „Ein Horrorfilm in der UA? Dabei ist es hier so sicher wie sonst nirgendwo.“, plauderte sie munter. Sie wollte sich ihre Sorge nicht anmerken lassen. Das würde Yu mit Sicherheit nicht unbedingt beruhigen. „Da hinten brennt noch Licht. Sehen wir also mal nach.“, beschloss sie dann, nachdem sie einen schwachen Lichtschein bemerkt hatte, welcher durch einen schmalen Türspalt fiel. Mit dem Fuß schob Nemuri die Tür weiter auf und blickte in den Raum, der wie eine Art Schwesternzimmer eingerichtet war. Recovery Girl saß an einem Schreibtisch und gab irgendetwas in den Computer ein, was auf den ersten Blick stark nach Patientenakten aussah. „Ah, du bist noch hier. Das trifft sich gut.“, begrüßte die Lehrerin sie. Bei ihren Worten, blickte die alt Frau auf und wandte sich zur Tür. Erst wirkte sie fragend, dann schaute sie überraschter drein. „Midnight, hallo.“, begrüßte Recovery Girl die Dunkelhaarige. „Du bist um die Uhrzeit noch auf der Krankenstation unterwegs? Und wen hast du da im Gepäck? Ich könnte schwören, Mt. Lady ist keine Schülerin, sondern Profiheldin.“ „Ich hatte gehofft, du könntest sie dir trotzdem mal ansehen.“ „Was ist passiert?“ Recovery Girl stand von ihrem Platz auf und wirkte nun noch kleiner und gebrechlicher. Auch die alte Heilerin konnte sehen, dass es der jungen Heldin nicht gerade gut ging. „Ich bin angefahren worden.“, erklärte Yu ihr. „Sie hat mich noch zur Seite gestoßen und hat deshalb selbst den schlimmeren Treffer kassiert. Die Fahrer sind einfach abgehauen.“, ergänzte Nemuri und spürte, wie der Ärger wieder in ihr aufstieg, wenn sie an diese verdammten Feiglinge dachte. „Was? Fahrerflucht? So weit ist es also schon mit der Gesellschaft...“ Recovery Girl schüttelte den Kopf, ehe sie die beiden Heldinnen wieder direkt ansah. „Bring sie doch bitte schon mal in den Behandlungsraum. Ich suche noch etwas Material zusammen und sehe mir Mt. Lady dann gleich an.“ Fragend legte die Alte den Kopf schief. „Und was ist mit dir, Midnight? Bist du auch verletzt?“, wollte sie wissen. „Nein, abgesehen von dem Schrecken und ein paar Grasflecken auf dem Heldenkostüm, ist mir nichts passiert.“, beruhigte die Lehrerin sie, ehe sie sich wie gewünscht mit der Profiheldin im Schlepptau auf den Weg zum Behandlungsraum machte. Dort angekommen setzte sie die Blondine auf der Liege ab und stellte diese ein Stückchen höher, damit Yu in einer möglichst bequemen, halb sitzenden, halb liegenden Position, warten konnte. Nemuri selbst nahm auf einem Stuhl neben der Liege Platz. Sie musterte die Profiheldin, die ihre Schmerzen so gut es ging zu verbergen versuchte, was jedoch nur mäßig gut funktionierte. Die stille, schweigsame Yu, die unbewusst eine gewisse Schonhaltung eingenommen hatte, war nicht die freche, quirlige junge Frau, wie sie sie kannte. „Kennst du Recovery Girls Behandlungsmethoden schon?“, wollte Nemuri von der Jüngeren wissen. „Mh...? Nein, kenne ich nicht. Muss ich mir Sorgen machen, wenn du sie extra erwähnst?“ „Nein, im Gegenteil.“, beruhigte die Lehrerin Yu amüsiert. „Recovery Girl hat eine äußerst nützliche Quirk. Dir wird es bald schon wieder viel besser gehen.“ Einige Momente lang herrschte Schweigen. Lediglich die Wanduhr tickte leise und im Schwesternzimmer konnte man Recovery Girl kramen hören. Die Blondine drehte den Kopf zu Nemuri. „Warum hast du mir geholfen? Ich meine, mich hier her gebracht?“, wollte sie zögerlich wissen. „Ich war immerhin alles andere als nett zu dir.“ Nemuri blickte ihr Gegenüber überrascht an. Eine solche Frage hätte sie der Profiheldin ebenso wenig zugetraut, wie die Tatsache, dass sie von sich aus zugab, sich unfreundlich verhalten zu haben. „Du hast dich vor mich geworfen, als ich mich nicht von der Stelle rühren konnte und hast mich damit vermutlich vor Verletzungen bewahrt. Obwohl wir uns gerade gestritten haben und ich dich am Kragen gepackt hatte.“ „Helden tun sowas, schon vergessen?“, erinnerte Mt. Lady sie. „Wem sagst du das? Wir sind immerhin beide Heldinnen.“, schmunzelte Midnight. Nun, wo sie einmal nicht stritten und ruhig miteinander redeten, erinnerte die Jüngere sie wieder viel mehr an das Mädchen, welches sie damals gekannt und wirklich gemocht hatte. „Du hast dich im Übrigen wirklich gemausert. Ich muss zugeben, dass ich bei deiner Quirk in der eher beengten Stadt erst meine Bedenken hatte, aber du machst dich gut.“, fügte Nemuri noch hinzu. Yu blickte sie überrascht an, hatte sie wohl kaum mit einem Kompliment gerechnet. Schließlich schlich sich auch ein Lächeln auf ihre Lippen und ihre rötlichen Augen blickten etwas wärmer drein. „Und du bist inzwischen Lehrerin mit Leib und Seele, was? Wenn ich Gespräche von UA Schülern in der Stadt aufschnappe, dann kommst du dabei ziemlich gut weg.“ Diesmal war es an Nemuri die Jüngere überrascht anzusehen. Das erwähnte sie? Nachdem sie im Vorfeld in Interviews kein gutes Haar an ihr gelassen hatte? Und nachdem Midnight es gewesen war, die vor acht Jahren verhindert hatte, dass die Blondine als Schülerin an der UA angenommen worden war? Das kam nun wirklich unerwartet. „Ach ja, ist das so? Dabei war mein Berufsstart doch eher holperig, fürchte ich. Ich war vor 8 Jahren immerhin nicht dazu in der Lage eine Schülerin zu unterrichten, die den Einstellungstest eigentlich bestanden hatte, da ich Zweifel hatte, ob ich sie aus einem neutralen Blickpunkt aus beurteilen und mich so verhalten könnte, wie eine Lehrerin sich eigentlich verhalten sollte.“, fasste Nemuri sich ein Herz, das Thema anzusprechen, über das sie seit damals noch oft nachgedacht hatte. „Du wolltest mich damals nicht unterrichten, weil du Angst um deine Karriere hattest. Angst es am Ende noch schlimmer zu machen und dir nur noch mehr die Finger zu verbrennen. Das war wirklich ganz schön unprofessionell.“, bestätigte die Blondine unverblümt. „Aber ich war damals auch ziemlich dumm. Ich hätte mich gar nicht erst als erwachsene Studentin ausgeben sollen. War doch immerhin klar, dass ich dich damit in Teufelsküche hätte bringen können. So wie ich mich kenne, hätte mein damaliges Ich sicher nicht so schnell damit aufgehört dir schöne Augen zu machen, wäre ich an der UA angenommen worden, und womöglich hätte ich dich damit am Ende wirklich noch reingerissen. Das du mich auch mochtest, wusste ich immerhin.“ Yu musterte die Lehrerin, wobei sie nicht mehr unbedingt verärgert wegen damals zu sein schien. Sie wirkte müde und erschöpft wegen der Schmerzen, sprach aber so, als würde das Drama von damals, für sie inzwischen der Vergangenheit angehören. „Ganz genau das hatte ich damals ehrlich gesagt befürchtet. Ich wollte verhindern, dass ich am Ende wirklich noch Probleme bekomme, oder mich vielleicht sogar strafbar mache. Trotzdem hat es mir später leid getan, dass ich dir die Aufnahme an der UA verwehrt habe. Die UA ist immerhin eine der Top Heldenschulen des Landes und als Lehrerin hätte ich eigentlich über so etwas stehen müssen. Das einem hin und wieder Schüler schöne Augen machen, kommt immerhin vor und ein Pädagoge sollte damit umzugehen wissen.“ Es war überraschend, wie offen sie nun miteinander redeten und das im friedlichen Rahmen. Eigentlich hatte Nemuri ihre Bedenken wegen damals nie aussprechen wollen, vor niemandem, aber nun mit der Profiheldin, welche inzwischen erwachsen und unmittelbar von ihrer damaligen Entscheidung betroffen war, zu sprechen, fiel ihr überraschend leicht. „Und? Stehst du inzwischen über derartigen Problemen?“, wollte Yu wissen und ließ ihre Stimme dabei scherzhaft provokant wissen. „Hey!“, brauste Nemuri auf, auch wenn sie nicht wirklich verstimmt war. „Natürlich tue ich das! Ich bin inzwischen lange genug Lehrerin, als das mich so etwas nicht mehr aus der Bahn werfen kann.“ Sie schnippte der Jüngeren mit zwei Fingern etwas gegen die Stirn. „Autsch!“, beschwerte diese sich, grinste dann aber leicht. Yu suchte nach einer bequemeren Position auf der Liege. Das Gespräch strengte sie an, vor allem, da sie nach wie vor darum bemüht war, möglichst nicht durchblicken zu lassen, dass sie Schmerzen hatte. Wieder herrschte einen Moment lang Schweigen, wieder durchbrach die Profiheldin die Stille. „Ich war damals so unglaublich wütend auf dich.“, gab sie zu. „Das verletzte Ego einer Jugendlichen, du weißt? Der Ärger ist mit der Zeit verblasst, aber irgendwie hatte ich mich nach wie vor die ganze Zeit über ziemlich auf dich eingeschossen. Nachdem ich als Profiheldin durchgestartet bin, habe ich weiterhin ganz automatisch kein gutes Haar an dir gelassen und habe Dinge über dich gesagt, die nicht in Ordnung waren. Heute, vor laufender Kamera auch wieder...“ Nemuri musterte die Jüngere einen Moment lang schweigend, ehe sie antwortete. „Und dafür wollte ich dir so manches mal am liebsten den Hals umdrehen. Du hast damals, in dem Fragebogen angegeben, dass ich dein Vorbild wäre. Kann es sein, dass ich inzwischen eher zu einer Art Rivalin für dich geworden bin, die du als Profiheldin übertrumpfen möchtest?“ Yu blinzelte und dachte einen Moment lang über die Worte der Älteren nach. „Vielleicht. Ich kann es dir nicht genau sagen.“ Das Gespräch der beiden Frauen wurde unterbrochen, als Recovery Girl die Tür zum Behandlungsraum aufschob. Sie hatte einen kleinen Rollwagen dabei, auf welchem sich Verbandsmaterial und ähnliches befand. „So, ich habe jetzt so weit alles zusammengesucht. Dann sehen wir doch mal, was dir passiert ist, junge Dame.“, wandte die Heilerin sich an Mt. Lady, ehe sie die Lehrerin beherzt in Richtung Tür schob. „Und dich darf ich bitten solange draußen zu warten, Midnight. Am besten im Schwesternzimmer, dann weiß ich wenigstens, wo ich dich gleich finde.“ Während die Lehrerin darauf wartete, das Recovery Girl die Untersuchung und Behandlung der Profiheldin abgeschlossen hatte, nutzte sie die Zeit, um zum Handy zu greifen und die Polizei über den Unfall samt Fahrerflucht zu informieren. Ihr selbst war vielleicht nichts geschehen, doch ihre Begleiterin war angefahren und verletzt worden. Als wenn das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, hatten der Fahrer des Wagens und dessen Kumpel nichts besseres zu tun gehabt, als sich aus dem Staub zu machen, anstatt den Heldinnen Hilfe anzubieten. Nachdem Nemuri den Wagen so gut es ging aus dem Gedächtnis beschrieben hatte, erfuhr sie durch die Polizei, dass zwei Männer wenig später und nicht weit entfernt vom Unfallort, wegen ihrer auffälligen Fahrweise angehalten und wegen Trunkenheit am Steuer, sowie Drogenbesitz, festgenommen worden waren. Das Fahrzeug der Männer stimmte mit der Beschreibung des Unfallfahrzeugs überein. Natürlich würden die Heldinnen noch eine Aussage bei der Polizei machen müssen, genau so wie es nötig sein würde, Fahrer und Fahrzeug möglichst zu identifizieren, doch konnte dies glücklicherweise auch noch bis morgen warten. Inzwischen war es bereits mitten in der Nacht. Nemuri wollte nur noch zurück ins Lehrerwohnheim und natürlich zuvor in Erfahrung bringen, wie es Yu ging. So zickig die Jüngere in letzter Zeit auch gewesen war, so normal hatten sie eben miteinander reden können. Ehrlich gesagt hätte sie nicht gedacht, dass dies möglich wäre und die Tatsache, dass die Profiheldin sich für ihr Verhalten entschuldigt hatte, hatte sie ebenfalls überrascht. Vielleicht war die Blondine mit dem Erwachsenwerden zunehmend arrogant und noch selbstbewusster geworden, als sie es als Teenie bereits gewesen war, doch es schien ganz so, als wäre sie trotz allem auch noch die selbe junge Frau, die sie damals kennengelernt und gemocht hatte. Schritte waren auf dem Flur zu hören. Eine Person näherte sich dem Schwesternzimmer, dann steckte Recovery Girl den Kopf in den Raum. „Sie wird wieder. Mit meiner Quirk konnte ich ihre Verletzungen heilen, aber diese Nacht sollte Mt. Lady eindeutig noch auf der Krankenstation bleiben, um sich auszuruhen. Eine solche Heilung strengt den Körper immerhin sehr an.“ Schon mal eine Sorge weniger. Nemuri spürte, wie ihr eine Last von den Schultern fiel. „Das ist gut. Danke, Recovery Girl.“ Sie nickte der Älteren zu. „Und die Tatsache, dass sie heute hierbleiben soll um sich auszuruhen, hat sie einfach so akzeptiert?“ Recovery Girl seufzte leicht genervt. „Nach langer Diskussion. Vielleicht solltest du besser auch nochmal nach ihr sehen und ihr ins Gewissen reden. Ich fürchte, sonst ist sie schneller wieder unterwegs, als sie es sollte.“ „Ich wollte sowieso nochmal nach ihr sehen, da kann ich auch gleich nochmal an Takeyamas Vernunft appellieren.“ „Apropos Vernunft: ich habe ihr ordentlich den Kopf gewaschen, wie sie als Profiheldin an der Krankenversicherung sparen kann. Ich hoffe Mt. Lady überdenkt diesen Irrsinn nochmal.“, äußerte Recovery Girl, die für diese Unvernunft nun wirklich kein Verständnis aufbringen konnte. „Na da bin ich wirklich mal gespannt, ob deine Ansprache fruchtet.“, schmunzelte Nemuri. Wenig später war die Dunkelhaarige auf dem Weg zu einem der schuleigenen Krankenzimmer, welches die alte Heilerin der Profiheldin für diese Nacht zugewiesen hatte. Profis hier in der Schule unterzubringen, war nun wirklich nicht die Norm, doch das von der jungen Heldin keine Gefahr für die Schüler ausging und folglich kein Grund zur Sorge bestand, war ebenfalls klar. Als Nemuri den Raum betrat, fand sie Yu auf der Bettkante sitzend vor. Sie stutzte merklich, als sie die Ersatzkleidung betrachtete, welche Recovery Girl der Blondine zur Verfügung gestellt hatte. Ein Trainingsoutfit, wie die Schüler der UA es für gewöhnlich trugen. Sie gab einen amüsierten Laut von sich und musste unweigerlich grinsen. „Die Klamotten stehen dir, Zwerg.“, kommentierte sie belustigt. „Hey! Komm nur her, ich geb dir gleich Zwerg!“, entrüstete Yu sich und zupfte an dem Oberteil des Trainingsoutfits herum. „Mein Heldenkostüm war voller Grasflecken, da hat Recovery Girl mir diese Kleidung gebracht, damit ich etwas sauberes zum umziehen hatte.“ erklärte sie dann. „Wie geht’s dir?“, wechselte Nemuri das Thema und setzte sich neben der Blondine auf ein freies Stück Bettkante. „Schon wieder viel besser. Recovery Girl sagte, dass mein Fuß gebrochen und meine Rippen geprellt waren, aber sie hat mich wieder geheilt. Ich bin nur noch ein wenig müde.“ „Recovery Girls Quirk ist wirklich ein Segen.“ Nemuri streckte sich. „Während sie dich behandelt hat, habe ich übrigens mit der Polizei telefoniert. Es sieht ganz so aus, als hätten sie die beiden Chaoten geschnappt, weil sie nach ihrer Fahrerflucht kurze Zeit später wieder durch ihre Fahrweise aufgefallen sind. Wir sollen morgen aufs Revier kommen um unsere Aussagen zu machen.“ „Wirklich?“ Yus Mimik hellte sich deutlich auf. „Geschieht diesen Vollpfosten recht! Da sage ich morgen doch nur zu gerne aus!“, ereiferte sie sich. „Das war dann wohl Karma für diese beiden.“ Nun wieder fragend, blickte Nemuri die Kleinere an. „Gut, dass dieses Problem sich scheinbar von allein erledigt hat und das es dir auch wieder besser geht. Aber sag mal, was hättest du gemacht, wenn du wegen einer Verletzung für längere Zeit ausgefallen wärst?“ „Huh? Na ich hätte mich für ein paar Tage zwangsweise ausruhen müssen, aber dann hätte ich mich zusammengerissen und hätte wieder gearbeitet. Geld verdient sich nicht von allein und als selbständige Profiheldin gibt es niemandem, der einem ein festes Gehalt zahlen würde.“ „Ein Grund der dagegen spricht sich selbständig zu machen.“ Die Lehrerin warf ihr ein schiefes Schmunzeln zu. „Dein Debüt kam im Übrigen ziemlich überraschend. In einem Interview hast du gesagt, dass du vorher nicht erst als Sidekick gearbeitet hättest. Was hast du in den letzten Jahren denn eigentlich dann gemacht?“ Das hatte Nemuri sich schon die ganze Zeit über gefragt. Warum also sollte sie sich nicht direkt bei Yu danach erkundigen, nun, wo die Profiheldin schon einmal hier neben ihr saß und sie sich ganz normal unterhielten. „Naja, die Sache mit der Heldenschule hat damals nicht mehr geklappt. Die meisten Schulen wären für eine Quirk wie meine nicht ausgelegt, hieß es. Ich habe also eine ganz normale weiterführende Schule besucht, habe die Schule dann allerdings nach dem 2. Jahr abgebrochen und bin zu meinem Freund in die Nachbarstadt gezogen. Wir haben fast fünf Jahre lang zusammen gewohnt, ich habe in einem Blumenladen gearbeitet und habe dann, als ich genug Geld zusammen hatte, auf eigene Kosten meine externe Heldenlizenz in verschiedenen Kursen nachgeholt. Die Zeit, die ich in die externe Lizenz investiert habe und die Entscheidung, als Heldin durchzustarten, hat unsere Beziehung immer mehr kriseln und letztlich zu Bruch gehen lassen. Mit meiner Lizenz in der Tasche, bin ich schließlich wieder zurück in die Stadt gezogen und habe mich selbständig gemacht. Von da an kennst du die Geschichte.“ Für einen Moment lang blickte Nemuri die Jüngere an und versuchte sich deren Leben in den letzten Jahren vorzustellen. Das Küken von damals hatte also in einer langjährigen Beziehung gelebt, einen ganz normalen Job ausgeübt und auf eigene Kosten nebenbei die Heldenlizenz erworben? Irgendwie fiel es ihr schwer sich das vorzustellen, andererseits war Yu inzwischen 23 und keine 15 mehr. „Klingt nach einem ganz normalen Leben und nach einem ziemlichen Umweg bezüglich deiner Lizenz.“, stellte sie schließlich fest. „Wie gesagt, mit den Heldenschulen hat es damals nicht geklappt und die externe Lizenz war der einzige Weg, um meinen Traum doch noch wahrzumachen.“ Erneut musste Nemuri daran denken, warum dieser Umweg erst notwendig gewesen war und wieder nagte das schlechte Gewissen an ihr. „Ich hatte dir damals doch noch die Unterlagen für die Shiketsu gegeben. Dich dort unterzubringen wäre nicht das Problem gewesen.“ Yu verdrehte die Augen. „Ich habe dir damals schon gesagt, dass ich nicht durch Vitamin B an einer Schule angenommen werden, sondern die Aufnahmeprüfung aus eigener Kraft schaffen wollte. Wie auch immer, inzwischen habe ich meine Lizenz Gott sei Dank in der Tasche.“ Die Lehrerin suchte nach einer bequemeren Sitzposition. Inzwischen hatte sie sich ihrer Gesprächspartnerin ganz zugewandt. „Und dann bist du gleich als selbständige Profiheldin durchgestartet, ohne vorher Erfahrungen zu sammeln?“ Die Blondine warf ihr einen warnenden Blick zu. „Ich weiß, dass viele diesen Schritt kritisieren, aber das schert mich nicht. Ich habe lange genug darauf gewartet, meinen Berufswunsch wahrzumachen, da wollte ich meine Zeit nicht auch noch als Sidekick vergeuden. Wie man sieht, läuft es ja auch so ziemlich gut und wenn ich mal nicht weiter weiß, hilft mir Kamui.“ Interessiert blickte Nemuri die Jüngere an. „Ihr zwei versteht euch ziemlich gut und arbeitet seit deinem Debüt recht eng zusammen.“ Das war mehr eine Feststellung als eine Frage. „Auf Kamui ist immer Verlass und ja, wir kommen gut miteinander aus und ergänzen uns. Es war wohl ziemliches Glück, dass ich ihm gleich am ersten Tag meiner Karriere über den Weg gelaufen bin.“, gab Yu ohne lange zu zögern zu. „Also ist an den Gerüchten, die ständig durch die Presse gehen, etwas Wahres dran? Das ihr zwei ein Paar seid, meine ich.“ Überrascht blinzelte die Blondine Nemuri an, ehe sie eher nachdenklich wirkte. „Nein...also ich meine, ich bin mir ehrlich gesagt unsicher. Es stimmt schon, dass wir gut miteinander auskommen, aber ich weiß nicht, ob ich wirklich mit ihm ausgehen soll. Kamui ist ohne die Maske schon ganz süß und er ist so ein zuverlässiger Typ, aber dann denke ich wieder, dass er etwas zu bodenständig und zu lieb für mich ist.“ Yu war sich unschlüssig, was sie tun sollte? So war das also? Irgendwie hatte Nemuri das Gefühl, dass dieses Gespräch hier gerade leicht zu einem typischen Mädchengespräch werden könnte. Sollte sie der Jüngeren jetzt Ratschläge geben, was gut für sie war? Einerseits wäre es nur vernünftig, Yu den ruhigen, zuverlässigen und bodenständigen Profihelden ans Herz zu legen. Aber wollte sie das? Ihr zu einer Beziehung raten, die mit Sicherheit funktionieren würde? Vernünftig wäre es und ein guter Ratschlag sicherlich auch. Sie kannte Kamui nicht persönlich, aber das, was sie von dem Profihelden in der Öffentlichkeit mitbekam, war durch die Bank weg positiv. Er würde durchaus gut zu Mt. Lady passen und wäre gleichzeitig auch so etwas wie die Stimme der Vernunft, die sie sicher gut gebrauchen konnte, aber dann war da wieder etwas, dass sie davon abhielt, Yu genau das zu sagen. Um genau zu sein, war es diese selbstsüchtige innere Stimme, die sich da gerade ganz deutlich zu Wort meldete. Warum ein gutes Wort für Kamui Woods einlegen, wenn -“Wenn er dir zu bodenständig und zu lieb ist, warum gehst du dann nicht einfach mit mir aus?“, hörte sich die Lehrerin da auch schon selbst fragen. Yu blinzelte perplex, Nemuri tat es ihr gleich. Dieser spontanen Eingebung, diesem Anflug von Eifersucht auf den Top-Profihelden hatte sie eigentlich nicht so leicht nachgeben wollen. „War das... gerade dein Ernst?“, hakte Yu schließlich nach und blickte sie schräg an. „Ja. Ich meine, wieso nicht?“ Auch, wenn sie diese spontane Frage so eben ganz sicher nicht geplant hatte, klang Nemuri trotz allem wie die Selbstsicherheit in Person. Wo die Worte jetzt eh schon ausgesprochen waren, würde sie nun auch keinen Rückzieher mehr machen. Es stimmte schon, dass sie Yu in letzter Zeit für ihre Frechheiten mehr als einmal am liebsten die Augen ausgekratzt hätte, allerdings hatte die junge Frau praktisch sofort wieder ihr Interesse auf sich gezogen, als sie zum ersten Mal als Profiheldin in den Nachrichten aufgetaucht war. Sie hatte die Blondine bereits als Teenie süß gefunden, als junge Erwachsene war sie nur noch attraktiver und das Yu nicht nur unausstehlich, sondern auch ganz normal, oder sogar so wie damals sein konnte, hatte sie ebenfalls mitbekommen. Warum sollte sie die Jüngere also nicht nach einem Date fragen? „Du hast mich damals sitzen lassen, schon vergessen?“, hakte Yu nun skeptisch nach. „Du warst 15 und hast dich als 18-Jährige Studentin ausgegeben. Ich hatte logischerweise nicht den Wunsch mich strafbar zu machen.“ Nemuri verdrehte die Augen. „Heute bist du 23, wenn ich mich nicht verrechnet habe, was das ganze unproblematisch macht.“ „Und du hast inzwischen die 30 geknackt.“, erinnerte die Blondine sie mit einem frechen Grinsen. „Was macht dich so sicher, dass ich noch an dir interessiert sein und dich attraktiv finden könnte?“ Das provokante Grinsen der Jüngeren wurde eine Spur breiter. Im ersten Moment wäre Nemuri beinahe auf die Provokation angesprungen, dann jedoch fiel ihr ein, dass sie einen viel besseren Konter hatte. „Oh, was das betrifft, bin ich mir sogar ganz sicher. Meine Quirk wirkt auf Frauen normalerweise nicht so gut wie auf Männer. Dich habe ich vorhin allerdings schlafen geschickt, kaum das du einen Atemzug von meiner Quirk eingeatmet hast. Beweis genug?“ „Vielleicht war ich ganz einfach müde? Schon mal auf die Idee gekommen, Sherlock?“, versuchte Yu sich herauszureden und blickte etwas peinlich berührt zur Seite. Das Schmunzeln der Lehrerin wurde breiter. „Dadurch hättest du trotzdem nicht auf die, in meiner Quirk enthaltenen, Pheromone reagiert.“, erinnerte sie sie. Ertappt wich die Blondine ihrem Blick aus und schmollte fast schon. Das und die leichte Röte auf ihren Wangen ließen sie unglaublich niedlich aussehen. Und ihre Reaktion verriet Nemuri, dass sie sie auch nach all den Jahren noch nicht so uninteressant fand, wie sie vorgab. „Nenn mir auch nur einen Grund, warum ich mit dir ausgehen sollte.“, verlangte die Profiheldin. Das Schmunzeln auf Midnights Lippen wurde triumphierender. „Ich soll dir einen Grund nennen? Nun, da fallen mir gleich mehrere ein.“, begann sie. „Wäre der Altersunterschied nicht gewesen, hätte die Chemie beispielsweise schon damals gestimmt, du reagierst ausgesprochen stark auf meine Quirk, was bedeutet, dass du mich sogar ziemlich attraktiv finden musst. Und Kamui ist dir zu lieb? Nun zu zahm, oder zu lieb, bin ich ganz gewiss nicht...“ Während sie sprach, hatte die Dunkelhaarige sich immer weiter zu ihrer Gesprächspartnerin gelehnt. Yu hatte versucht den Abstand einigermaßen zu wahren und hatte sich immer weiter zurückgelehnt, bis sie sich schließlich auf einen Arm gestützt, in einer halb sitzenden, halb liegenden Position befand und nicht weiter zurückweichen konnte, wenn sie das Gleichgewicht nicht verlieren wollte. Nemuri betrachtete die Jüngere genau. Die Kleine wirkte nicht so, als wäre sie zurückgewichen, weil ihr die Situation unangenehm war, sondern viel mehr, weil sie es ihr nicht zu leicht machen wollte. Außerdem wusste sie, wie stur Yu sein konnte. Da war es klar, dass sie zum Großteil auch rein aus Prinzip handelte. Ein wenig rot im Gesicht war sie zwar geworden, doch sie glaubte sie gut genug zu kennen, um einschätzen zu können, dass Yu sie bereits entschieden weggeschubst und abgewiesen hätte, würde ihr das Näherrücken wirklich gegen den Strich gehen. „Außerdem...“, sie lehnte sich noch etwas weiter vor. Ihre Lippen berührten beim Sprechen leicht die der Profiheldin. „- außerdem bin ich überzeugt davon, dass ich viel besser küssen kann, als es dein Teamkamerad je können wird.“, raunte sie ihr gegen die Lippen, ehe sie die eben getätigte Behauptung unter Beweis stellte und damit begann die Jüngere sanft zu küssen. Der Rotschimmer auf den Wangen der Blondine intensivierte sich, jedoch drehte sie ein Stück weit das Gesicht weg. Nemuri legte ihr eine Hand an die Wange, brachte Yu so dazu sich ihr wieder zuzuwenden und machte da weiter, wo sie aufgehört hatte. Erst liebkoste sie die Lippen der Jüngeren sanft, dann zwickte sie ihr leicht in die Unterlippe und begann damit sie fordernder zu küssen. Sie schmunzelte in den Kuss hinein, als die junge Frau langsam nachgab und schließlich auf den Kuss einging. Was der Lehrerin gleich auffiel war, dass die Blondine nicht mehr so unsicher und verlegen wirkte wie damals. Aber was erwartete sie auch? Yu war kein Teenie mehr, sondern eine äußerst selbstbewusste junge Frau. Scheinbar hatte sie sich etwas zu sehr gegen die Blondine gelehnt, was ihr spätestens in dem Moment bewusst wurde, als es plötzlich ein Stück weit abwärts ging. Nur auf einen Arm gestützt, hatte Yu ihr eigenes und Nemuris Gewicht schlecht tragen können. Die Lehrerin störte sich nicht groß daran. Sie stützte sich lediglich mit einem Arm neben der Jüngeren ab. „Wenn ich mit dir ausgehe, dann...mmmh~.., lädst du mich ein und übernimmst gefälligst die Rechnung, nur um das klarzustellen.“, nuschelte Yu gegen die Lippen der Lehrerin. Nemuri ging wieder ein kleines Stückchen auf Abstand, leckte sich über die Lippen und blickte amüsiert zu der Blondine unter sich. „Noch genau so dreist wie damals, was?“, stellte sie belustigt fest. „Pah! Du hast schließlich mich gefragt, ob ich mit dir ausgehe, nicht umgekehrt.“, konterte Yu, wobei sie ebenfalls recht amüsiert klang. „Nun, ich glaube das hält mein Geldbeutel schon aus.“, grinste die Dunkelhaarige, konnte nicht widerstehen, beugte sich wieder zu der Profiheldin herunter und verwickelte sie erneut in einen Kuss. Diesmal ging Yu praktisch sofort darauf ein. „Midnight! Was war so schwer daran zu verstehen, das Mt. Lady heute hierbleiben soll um sich zu erholen?!“, zog die tadelnde Stimme Recovery Girls die Aufmerksamkeit der beiden Frauen auf sich. Die betagte Frau stand in der Tür, durch die vom Flur aus nun wieder mehr Licht in das Krankenzimmer fiel. „Ich dachte, du wolltest mit ihr reden, damit sie nicht auf die Idee kommt, in ihrem angeschlagenen Zustand heute noch die Krankenstation zu verlassen, aber das sieht mir ja wohl kaum nach reden aus.“, tadelte Recovery Girl weiter, seufzte dann jedoch resigniert. „Aber das ihr euch scheinbar bereits besser kennt, erklärt neben der fehlenden Krankenversicherung auch, warum du sie mit zur UA gebracht hast.“ Kaum das Recovery Girl im Türrahmen stand, saßen die beiden Heldinnen wieder nebeneinander, als wäre nie etwas passiert. Während Yu die Anwesenheit der alten Heilerin etwas unangenehm zu sein schien, störte Nemuri sich kaum daran. „Es war nicht das, wonach es vielleicht aussah. Mir ist schon klar, dass sie aktuell besser noch mit Samthandschuhen angefasst werden sollte.“ Die Lehrerin stand von ihrem Platz auf und streckte sich kurz. Weiterhin wirkte sie vollkommen selbstsicher und entspannt. „Keine Sorge übrigens. Mt. Lady bleibt heute auf jeden Fall noch hier und wird ganz sicher nicht noch durch die Stadt nach Hause reisen.“, versicherte sie dann. Yu zog daraufhin eine Augenbraue hoch. „Ach ja, tue ich das?“, hakte sie nach. Scheinbar war ihr Interesse daran, heute auf der Krankenstation der Schule zu bleiben, eher gering. Schmunzelnd hob Midnight die Jüngere erneut hoch und ging mit der Blondine auf dem Arm zwei Schritte durch den Raum. „Natürlich bleibst du. Allerdings nicht hier auf der Krankenstation. Ich nehme dich mit ins Lehrerwohnheim.“, stellte sie klar. Die junge Profiheldin stutzte merklich. „Hast du Recovery Girl eben nicht gehört? Ich soll mich e-r-h-o-l-e-n.“, buchstabierte sie es der Dunkelhaarigen noch einmal. „Das sollst du ja auch. Mein Appartement im Lehrerwohnheim ist allerdings gemütlicher als die Krankenstation. Im Übrigen würde ich auch ganz gerne noch etwas schlafen. Es ist schon spät und der Wecker klingelt morgen in aller Frühe.“ „Sorgt sich da etwa jemand Falten zu bekommen, wenn der Schönheitsschlaf zu kurz kommt?“, stichelte Yu scherzhaft. „Hey! Sag das nochmal und ich lasse dich fallen!“, ging Midnight gespielt auf die Provokation ein. „Prima, dann habe ich wieder festen Boden unter den Füßen. Ich kann auch allein laufen, weißt du?“ „Was hast du gerade an Recovery Girls Anweisung, dich heute noch zu erholen, nicht verstanden? Sie hat dich gerade erst geheilt, da belastest du deinen Fuß jetzt ganz sicher nicht gleich wieder!“ „Das schiebst du doch jetzt nur als Grund vor, weil du mich tragen willst!“ Recovery Girl blickte den beiden Heldinnen hinterher, welche sich gerade viel mehr neckten, als das sie wirklich stritten, während sie den Raum verließen. Hatten die beiden sich nicht vorhin noch live in einer TV-Show fast die Augen ausgekratzt? Jetzt wirkte das Gezanke viel mehr scherzhaft als alles andere. Kopfschüttelnd blickte die alte Heilerin ihnen nach und schmunzelte. „Was sich liebt das neckt sich, sagt man doch.“ Amüsiert zuckte sie mit den Schultern und zog die Tür des nun leeren Krankenzimmers hinter sich zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)