Memories von Feuchen ================================================================================ Kapitel 1: Frühling ------------------- Der Frühling war angebrochen. Um ihn herum war es trist und grau, vieles war einfach nur zerstört und dennoch sorgte etwas dafür, dass er wusste, dass der Frühling angebrochen war. Fingen die Blumen an, zu Blühen oder wurde es grün? Er lachte etwas bitterer. Wenn er Glück hatte, fand er zu dieser Jahreszeit irgendwo eine vereinzelte Blume, die diese Jahreszeit zusätzlich ankündigte. Ansonsten war es zu trist. „Es soll hier in der Nähe mal einen wunderschönen Park mit gepflegter Wiese und vielen Blumen und Bäumen gegeben haben“, hallte die kindliche Stimme einer seiner Kameraden und Freunde in seinem Kopf wider. „Das sind doch eh nur Geschichten, die dir als Kind erzählt wurden“, erwiderte die andere Stimme in seinen Erinnerungen und er schmunzelte ein wenig, auch, wenn man es nicht sehen konnte, weil er sein Gesicht halb unter seiner Kleidung versteckt hatte. Geschichten. Er war sich nicht sicher, ob es Geschichten waren, Erfindungen, die ihnen erzählt wurden, um ihnen etwas Glückliches mitzugeben. Warum erinnerte er sich überhaupt jetzt daran? Wie kam er überhaupt dazu, immer zu dieser Zeit, zu Beginn des Frühlings, an diese Erinnerungen aus ihrer Kindheit zu denken? Weil damals noch alles in Ordnung war? Weil er sie damals noch wirklich als seine Freunde bezeichnen konnte? Er stoppte vor einem ausgetrockneten Graben, der einst mal ein See war, an dem sie gemeinsam gespielt hatten, als die ersten, wärmeren Tage, gekommen waren. „Ah, es ist kalt!“ „Du bist nur so empfindlich!“ „Bin ich gar nicht, Horca!“ „Doch bist du, Placer!“ Er schmunzelte, während er seine Freunde so in seinen Erinnerungen sah, wie sie befreit spielten. Es hatte sich so viel seit damals verändert. Seit dem letzten Mal, wo sie gemeinsam gespielt hatten. Nicht nur, dass sie sich mit jedem Jahr verändert hatten, in dem es immer trister geworden war. Auch hatten sie sich dahingehend verändert, dass er nicht einmal mehr das Gefühl hatte, dass sie noch wirklich enge Freunde waren. Er spürte, wie ihm ein Arm über die Schultern gelegt wurde, so dass er seinen Kopf etwas zur Seite drehte, bemerkte, wie Horca ihn angrinste. „Du bist noch abwesender als sonst, Vida“, sagte er und grinste ihn von der Seite her an. „Was machst du hier?“, fragte er zurück nach, sah wieder einfach nur vor sich. Seit wann machte sich einer seiner Kameraden überhaupt Gedanken darüber, was er tat? „Hmmmm“, erwiderte Horca, schmunzelte dann und machte einen Schritt zur Seite von ihm weg, ließ ihn somit wieder los, „wir sollten mal wieder was gemeinsam tun. Also nicht das, sondern ... als Freunde.“ Vida blickte ihn ein wenig ernster an, drehte sich dann in die andere Richtung ab und ging von ihm weg. „Ich denke nicht, dass es etwas bringt, jetzt noch so zu tun, als wären wir Freunde, Horca.“ Kapitel 2: Sommer ----------------- Die Hitze des Sommers sorgte dafür, dass er sich eher in dem Untergrund aufhielt, in Verstecken, wo er so gut wie nichts davon abbekam. Seit es immer trister geworden war, war es nur unerträglicher zu dieser Jahreszeit. Auch, wenn es früher nicht so schlimm war, so konnte er dem Sommer noch nie wirklich etwas abgewinnen. „Wir sollten schwimmen gehen!“, drang Placers Stimme an seine Ohren, aus einer entfernten Erinnerung, während er diese kindlichen Augen vor sich sah, „es ist zu heiß.“ „Vergiss es. Du bekommst Vida nicht nach draußen, wenn es so heiß ist“, hörte er Horcas Stimme kurz darauf, mit einem Schmunzeln untergraben. Vida grinste etwas über die Erinnerungen hin. Er wusste, dass er selbst damals lieber in den Schatten geblieben war, weil es eindeutig zu warm war, um etwas zu unternehmen. Auch, wenn er genauso wusste, dass es Tage gab, an denen er sich hatte überreden lassen. Manchmal war es auch weniger anstrengend sich von Placer zu dem See mitziehen zu lassen, als gegen ihn anzukämpfen. Wie lange war es her, dass sie das nicht mehr hatten? Wie lange war es her, dass jeder von ihnen eher das tat, was er wollte und sich kaum jemand um den anderen scherte? „Zu warm!“, holte ihn Placer aus seinen Gedanken, als sich der andere vor ihm auf den Boden fallen ließ und sich nach hinten legte, seine Arme hinter sich ausgestreckt. Vida schmunzelte ein wenig, während er ihn beobachtete. „Sagst ausgerechnet du.“ „Ich will schwimmen!“, grummelte Placer beleidigt vor sich hin, während er fast so kindlich wie in seiner Erinnerung klang. Es sorgte bei Vida für einen Moment der Nostalgie, auch, wenn er es direkt wieder ausblendete. Es brachte nichts, länger an ihre Kindheit zu denken. „Ich fange an, den Sommer zu hassen“, grummelte Placer vor sich hin, setzte sich wieder auf und sah zu ihm herüber, „es ist viel zu warm, um irgendetwas zu tun!“ „Hmm“, erwiderte Vida ein wenig ruhiger, sah ihn einfach nur an, „... es war trotzdem ab und zu nicht schlecht, wenn wir uns in dem See abgekühlt hatten.“ Er erwartete keine Antwort von ihm. Der Blick, den Placer ihm daraufhin sendete, reichte ihm, dass er einfach nur lächeln konnte. Es war eine Mischung aus Schock und kindlicher Freude, dass er einfach nicht anders konnte, als ihn glücklich anzusehen und einen Moment in den Erinnerungen ihrer Vergangenheit zu schwelgen. Kapitel 3: Herbst ----------------- Der Herbst sorgte dafür, dass er wieder etwas aktiver wurde, so dass er ein wenig die steinige Landschaft entlangging. Entfernt hörte er ein Schreien, gefolgt von Placers Lachen. Scheinbar hatte einer seiner Kameraden Spaß daran, jemanden zu quälen. Es war auch eine Sache, die sich verändert hatte. Wenn der Herbst angebrochen war, hatten sie eindeutig wieder mehr Energie, ihre Gegner zu besiegen und zu vernichten. Früher waren es die bunten Blätter, die diese Gegend in eine Farbenpracht tauchten, inzwischen war es eher eine einzige Blutschlacht, wenn man etwas anderes als tristes Grau sah. „Bi–bitte– ni–“, hörte er ein Wimmern, während er ein Stück von dem Geschehen entfernt vorbeiging. Er konnte Placer ein wenig erkennen, wie er vor jemandem aufgebaut stand, seine Waffe etwas bewegte, während ein Lachen zu ihm durchdrang. Vida sah nicht weiter zu ihm, sondern ging einfach nur weiter. Es war nicht seine Sache, was seine Kameraden machten, solange es ihnen etwas Freude bescherte. Er wusste nicht einmal, wieso er gerade darüber nachdachte, wie sehr sich alles verändert hatte. Wie sehr der Herbst inzwischen eher von Blutspritzern an jeder Ecke geziert war. Nicht mehr von bunten Blättern, die langsam von den Bäumen fielen. Kurz darauf stoppte Vida, blinzelte zu einem rot-braunen, größeren Blatt, welches vor ihm in einer alten, vertrockneten Blutlache lag. Es war selten, wenn nicht sogar unmöglich, hier noch irgendeine Form von Blättern zu finden, weswegen er ein wenig überraschter vor sich blickte. Schließlich beugte er sich kurz zu dem Blatt, hielt es ein wenig vor sich und schmunzelte unter seiner Kleidung verdeckt. „Was genau hast du vor?“, hallte Horcas kindlichere Stimme in seinen Gedanken wider, während sie gemeinsam vor einem größeren Blätterhaufen standen. „Ich will wissen, ob das wirklich so viel Spaß macht!“, sagte Placer breit grinsend, starrte zu Horca und Vida, „was ist, ihr etwa nicht?“ „Warum sollte es Spaß machen in einen Blätterhaufen zu springen?“, fragte Horca nach, legte den Kopf schief. „Keine Ahnung! Aber das sieht doch spaßig aus!“ Vida schmunzelte nur noch mehr über die Erinnerung. Es war, als hatte er gerade wieder zu sehr ihre Kindheit vor Augen. Wieso auch immer er sich gerade daran erinnerte. War es ein Zeichen, dass ihm dieses Blatt vor die Füße geweht wurde, damit er sich erinnerte? Er schüttelte den Kopf, ließ das Blatt hinter sich fallen und ging dann weiter, griff kurz darauf nach dem Griff seiner Axt und sorgte dafür, dass neben ihm jemand zu Boden fiel. Ohne einen weiteren Blick ging er weiter. Er sollte aufhören, in seinen Erinnerungen zu hängen und sich davon ablenken lassen. Immerhin war dies Vergangenheit. Kapitel 4: Winter ----------------- Seine Augen waren in die Ferne gerichtet, während er gegen den Rest einer Hauswand lehnte. Vor ihm fielen die Schneeflocken auf die Erde, was dafür sorgte, dass es nicht lange dauerte, bis der Boden von dem Schnee bedeckt war. Der Winter war schon immer eine seiner liebsten Jahreszeiten gewesen, auch wenn er dem Schnee, wenn er denn fiel, nicht wirklich etwas abgewinnen konnte. Aber die Kälte war eindeutig besser als jegliche Wärme zu den anderen Zeiten. Außerdem konnte man sich so wenigstens bewegen und ein wenig dafür sorgen, jemanden zu vernichten. Es war durchaus auch ein Kunstwerk, wenn er sah, wie der gerade aufgetauchte Schnee von dem Blut seines nächsten Opfers eingetränkt wurde. Langsam drehte Vida seinen Kopf zur Seite. Um ihn herum war es still. Vermutlich würde sich so schnell eh niemand hierhin wagen, solange sie wussten, dass er hier war. Vielleicht sollte er sich ein wenig daran machen, nach jemandem zu suchen? „Hey, wann schneit es mal so sehr, dass wir eine Schneeballschlacht machen können?“, erklang Placers Stimme in seinem Kopf wider, während er sich sicher war, dass es aus einer Erinnerung kam, wo sie nicht mehr ganz Kinder waren. „Was soll so toll an einer Schneeballschlacht sein, huh?“, erwiderte Horca etwas vor sich hin, „ich meine, außer wir nutzen es als Kampfmittel, um unsere Feinde danach zu töten.“ „Waaaaas?“, erklang Placers erschrockene Stimme, „eine Schneeballschlacht sollte nichts Gefährliches sein!“ Vida konnte nicht anders, als über diese Erinnerung zu schmunzeln. Damals hatten sie nie genug Schnee gehabt, um wirklich eine Schneeballschlacht zu haben. Egal, ob zum Spaß oder um ihre Feinde damit auszuschalten. „Du lachst?“, erklang Horcas Stimme zu ihm durch, bevor er seine Augen zu seinem Kameraden richtete. Oder eher zu Horca und Placer, die ihn beide ein wenig überraschter ansahen, allerdings schließlich lächelten. „Hm, vielleicht“, erwiderte Vida ruhig daraufhin, schmunzelte ein wenig mehr, „... dieses Mal schneit es echt viel, huh?“ „Jap“, nickte Placer enthusiastisch, grinste kurz darauf, „wir könnten diese Trottel einfach mit einer kleinen Schneeballschlacht überraschen ... nur das es nicht nur Schnee ist.“ „Ich dachte, du wolltest, dass wir damit mal Spaß haben“, entgegnete Horca, schmunzelte allerdings ebenfalls etwas mehr, „aber klingt gut, nee, Vida?“ „Hm“, nickte Vida daraufhin, grinste etwas mehr, „ist mal eine andere Variante sie zu töten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)