Hasentage von KiraNear ================================================================================ Kapitel 4: Tag der Versöhnung ----------------------------- Grün. Als er wieder zu sich kam und die Augenhöhlen ein Stück weit öffnete, sah er das helle Grün des Heilzaubers, welcher an ihm angewandt wurde. Diese warme, sanfte Magie, die ihn wieder aufbauen sollte. Sie hatte es sogar geschafft, einen Teil seiner Schmerzen zu mildern, was Sans dankbar zur Kenntnis nahm.   Die Augenhöhlen noch immer halb geöffnet, versuchte Sans sich zu orientieren, versuchte herauszufinden, was mit ihm passiert war. Er hatte sich direkt zu Papyrus teleportiert, nachdem er seinen Schal am Fluss gefunden hatte… er hatte ihn noch begrüßen wollen. Hatte er das getan? Sans konnte es nicht mehr sicher sagen. Langsam bekam er immer mehr und mehr von seiner Umgebung mit, spürte, wie er fest von jemanden gedrückt wurde. Es war ein mehr als bekanntes Gefühl. Doch erst, als er mehrere kleine Wassertropfen auf seinem Gesicht spürte und hörte, wie jemand schwach seinen Namen flüsterte, wusste er, was passiert war. Sein Blick festigte sich und er öffnete seine Augen komplett. „Papyrus! Er ist wieder wach!“, konnte er Frisks Stimme hören und eine andere Person, offenbar weiblich, hielt erschrocken den Atem an. Kaum hatte sich sein Blick vollständig stabilisiert, konnte er erkennen, wem er den Atem geraubt hatte. Neben Frisk stand Toriel, sie beide sahen ihn mit bleichen Gesichtern und Schock in den Augen an. Schließlich sah er nach oben und sah direkt in Papyrus verweinte Augenhöhlen. Wieder bohrte sich ein scharfes Schwert in Sans‘ Seele, doch er versuchte sich davon nichts anmerken zu lassen. „hey, paps, alles klar?“, versuchte er locker wie möglich zu klingen, doch er konnte heraushören, dass dem nicht so war. Und ihm war bewusst, dass die anderen das ebenfalls heraushören konnten. Der Druck der Umarmung nahm zu und Sans hätte seinem kleinen Bruder nur zu gern den Rücken gestreichelt, doch das war nicht möglich. Sein Arm war zwischen ihnen beiden eingeklemmt und Sans war zu erschöpft, um Papyrus darauf hinzuweisen. Also ließ er es bleiben. „sorry, bro, das war nicht meine absicht, ich weiß auch nicht so genau, was da passiert ist…“, versuchte er es wieder, doch sein Bruder schien sich nicht zu beruhigen. Stattdessen fielen weitere Tränen auf Sans‘ Schädel, jeder einzelne von ihnen schmerzten ihn in seiner Seele. „papyrus, mit mir ist alles in ordnung, hey, sieh mich an“, sagte Sans so sanft es ihm möglich war und wieder spürte er das Bedürfnis, seinen Bruder zu berühren. Ihm zu zeigen, dass er lebte. Doch mit seinen Worten hatte er wohl alles schlimmer gemacht. Sein Bruder zitterte nun und die Tränen nahmen immer weiter zu. Genau das hatte Sans mit seinen Worten nicht erreichen wollen. „ES TUT MIR LEID! ES TUT MIR SO LEID, BRUDER! ZWAR WEISS ICH NICHT, WAS GENAU MIT DIR LOS IST, ABER ICH HÄTTE DICH NICHT SO BEDRÄNGEN SOLLEN!“, sagte er mit bebender Stimme und schluchzte nach jedem dritten Wort. Sans, der seinen Arm sehr langsam hatte herausziehen können, hob ihn so gut er konnte und wischte seinem Bruder ein paar Tränen aus dem Gesicht. „aber jetzt bin ich doch wach, siehst du, es ist alles wieder gut“, sagte er und bemühte sich um ein Lächeln. Doch seinem Bruder war ganz und gar nicht danach, dieses Lächeln zu erwidern. „NEIN, NICHTS IST IN ORDNUNG, SONST WÄRST DU JA NICHT UMGEKIPPT! OFFENBAR IST MIT DIR ALLES ANDERE ALS ETWAS IN ORDNUNG! UND MIR IST ES NICHT AUFGEFALLEN… MIR IST ES NICHT AUFGEFALLEN. WAS, WENN ICH DICH VERLOREN HÄTTE? WAS, WENN ES WIE DAMALS GEWESEN WÄRE, DAMALS, ALS ICH DICH AUS DIESEM POOL GEZOGEN HABE?“ Papyrus schniefte und wischte sich nun selbst mit dem Handschuh über das Gesicht. „ALS ICH DICH DA SO LIEGEN SAH, SO LEBLOS UND ÜBERHAUPT NICHT WIE DU, NICHT AUF EINE DER UNZÄHLIGEN ARTEN, WIE DU DEINE NICKERCHEN HÄLST… ICH DACHTE…ICH DACHTE… ICH DACHTE ES WÄRE WIE DAMALS. DASS DU WIEDER INS KOMA GEFALLEN BIST UND JETZT NIE WIEDER AUFWACHEN WÜRDEST! DASS ICH DICH VERLIEREN WÜRDE!“, sagte Papyrus und drückte Sans nun so fest an sich, dass ihm für einen Augenblick die Luft wegblieb. Wieder wurde sein rechter Arm dabei eingedrückt, doch das war ihm egal. „bro, papyrus, es ist wirklich alles in ordnung. ich verspreche es und du weißt, das tue ich nicht einfach so. ich war einfach nur müde, weil ich kaum zum schlafen gekommen bin. jetzt bin ich ja wieder bei dir, oder?“ Daraufhin erwiderte Papyrus nichts mehr, drückte seinen Bruder so fest wie möglich an sich, als wollte er ihn nie wieder gehen lassen. Einzig sein Schniefen war das einzige Geräusch, das man für Minuten von ihm hören konnte. Doch schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, konnte Papyrus sich wieder beruhigen. Er schien sein Gesicht mit irgendetwas abzutrocknen, doch mit was, das konnte Sans nicht erkennen. Allein die Bewegungen, die Papyrus machte, verrieten es ihm. Offenbar hatte er sich soweit beruhigt, dass er Sans aus der Umarmung nahm, er hielt ihn nur noch mit einem Arm fest, den Papyrus um Sans‘ Schulter gelegt hatte. Erst jetzt bemerkte Sans, dass er auf Papyrus‘ Oberschenkelknochen saß. „JA. JA, DU BIST WIEDER HIER. UND ICH FREUE MICH, DICH ZU SEHEN. NUR BITTE, JAG MIR NIE WIEDER EINEN SOLCHEN SCHRECKEN EIN! WAS, WENN ICH DICH EINMAL NICHT HEILEN KANN?  ICH BIN DOCH DEIN GROSSARTIGER BRUDER, ABER WENN ICH DABEI VERSAGE, DANN… DANN…!“ Sans, dessen Arm mittlerweile wieder frei war, legte seine rechte Hand auf Papyrus‘ Wange und lächelte ihn so sanft wie möglich an.   „du wirst nicht versagen. das weiß ich, bro, du bist einfach zu cool, um zu versagen. und hey, nur für jemanden wie dich legt sogar so ein fauler knochen wie ich sich ins zeug“, sagte er und fischte mit der anderen Hand den Schal aus der Jackentasche heraus. Dass dieser in der Zwischenzeit den Stoff der Jackentasche angefeuchtet hatte, störte Sans nicht im Geringesten. Papyrus‘ Augenhöhlen, als sie seinen Schal erblickten, rissen weit auf und wieder sammelten sich Tränen in seinem Blick. Sans zog seine Stirn in Falten. „DU HAST IHN GEFUNDEN! DU HAST IHN WIRKLICH GESUCHT UND GEFUNDEN!“, sagte Papyrus, der es wohl offenbar nicht richtig glauben konnte. Er setzte zu einem Lächeln an, welches jedoch sofort wieder abstarb. „VERSTEHE. DU HAST DEIN VERSPRECHEN GEHALTEN UND WIRKLICH NACH DEM SCHAL GESUCHT… SANS, SEI BITTE EHRLICH ZU MIR.“ Mit einem Mal sprach Papyrus in einem viel ernsteren Ton, ernster, als Sans es von ihm gewohnt war. „WARST DU DESHALB GESTERN SO MÜDE? WEIL DU NACH MEINEM SCHAL GESUCHT HAST?“ Sans‘ Augenlichter, welche von Minute zu Minute immer heller strahlten, blickten zur Seite. Er überlegte, ob er die Karten nun vollständig auf den Tisch legen wollte und schien mit sich zu hadern. Sein Blick traf den seines Bruders und Sans wusste, dass er ihm nichts mehr verheimlichen konnte. „du hast es erfasst. Ich habe tatsächlich wenig schlaf abbekommen, weil ich überall nach deinem schal gesucht habe.“ Papyrus seufzte, und fuhr sich mit der freien Hand über den Schädel. Als er weitersprach, konnte man sofort heraushören, wie sehr er sich schuldig fühlte. „UND ICH HABE DICH GESTERN ANGESCHRIEN. HABE DIR UNFAIRE DINGE AN DEN KOPF GEWORFEN. SAG; ALS ICH DICH GESTERN ABEND AUF DER COUCH GEFUNDEN HABE, WIE LANGE HAST DU DA WIRKLICH GESCHLAFEN?“ Dieses Mal überlegte Sans nicht so lange. „als ich dann auf die uhr gesehen habe, war es genau eine stunde schlaf, die ich abbekommen habe… hey, nicht weinen, es ist alles gut. hey, bro, sieh mich an…“, sagte er und versuchte, den Blickkontakt zu seinem Bruder wiederherzustellen. Dieser dagegen kämpfte wieder mit seinen Tränen. „ICH WAR EIGENTLICH AUCH GAR NICHT SAUER AUF DICH. NICHT MEHR“, sagte Papyrus nach ein paar Minuten des Schweigens. „VIEL MEHR WAR ICH ENTTÄUSCHT, ICH DACHTE, DU HÄTTEST DAS VERSPRECHEN VERGESSEN ODER KEINE LUST GEHABT, NACH MEINEM SCHAL ZU SUCHEN. DABEI HAST DU DIE GANZE ZEIT NICHTS ANDERES GEMACHT… DARF ICH FRAGEN, WIE UND WO DU IHN GEFUNDEN HAST?“ Sans konnte nun nicht anders, als seinen Bruder stolz anzugrinsen. „klar darfst du fragen, bro“, sagte er und streichelte Papyrus’ Wange ein wenig. „erinnerst du dich noch an die rettung der temmie, von der du mir erzählt hast? ich habe zwar als allererstes am fluss nachgesehen, aber da war nichts. also habe ich an sehr, sehr vielen anderen orten gesucht. doch dann fiel mir ein, dass du von einer starken strömung erzählt hattest und ich bemerkte, dass meine berechnungen nicht ganz korrekt waren. ich hatte die strömung nicht mit einberechnet. also habe ich es nochmal versucht, dieses mal viel weiter weg im flussverlauf. geschätzt rund 100 kilometer von der stelle, an der die Temmie ins wasser gefallen ist, habe ich den schal dann schließlich gefunden. sorry, dass er nass ist, aber ich bin nach dem fund direkt hierhergekommen…“ Papyrus schüttelte mit dem Kopf und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. „DAS MACHT NICHTS, BRUDER, EIN NASSER SCHAL KANN WIEDER TROCKNEN… DANKE, DASS DU IHN GEFUNDEN UND MIR WIEDER GEBRACHT HAST. ICH HÄTTE NICHT AN DIR ZWEIFELN SOLLEN. SELBST JEMAND WIE DU KANN AN SICH ARBEITEN! UND NIEMAND GERINGERES ALS DU HAST MIR DEN BEWEIS DAFÜR GELIEFERT. ICH HAB DICH LIEB, BRUDER. NUR; BITTE, WENN DU DAS NÄCHSTE MAL ERSCHÖPFT BIST, LASS ES MICH WISSEN, BEVOR DU IN OHNMACHT FÄLLST.“ Sans schloss seine Augenhöhlen, bevor er seinem Bruder eine Antwort gab. „werde ich machen, bro. wenn es soweit sein sollte, werde ich dir bescheid geben.“ Er öffnete eine der Augenhöhlen wieder, um einen Blick auf seinen Bruder zu werfen und konnte sehen, wie dieser bereits wieder zu lächeln begann. Ein warmes, aufrichtiges und glückliches Lächeln. Der Knoten, der sich die ganze Zeit über in Sans‘ Seele gebildet hatte, löste sich in Wohlgefallen auf. „UND ICH WERDE IM GEGENZUG AUF DICH AUFPASSEN. ICH HÄTTE MEHR AUF DICH ACHTEN SOLLEN, DIE ZEICHEN BESSER DEUTEN SOLLEN. KEIN WUNDER, DEINE AUGENRINGE WAREN SO DICK UND SCHWARZ WIE AUTOREIFEN! ABER ICH HABE NICHT DARAUF GEACHTET. DOCH DAMIT IST SCHLUSS! DENN WIE SOLL ICH DENN EIN GROSSARTIGER BRUDER SEIN, WENN ICH NICHT BEMERKE, DASS MEIN EIGENER BRUDER SICH UNWOHL FÜHLT? DAMIT WIRD NUN SCHLUSS SEIN! VON NUN AN WERDE ICH IMMER AUF DICH ACHT GEBEN UND DICH MOTIVIEREN, ABER NICHT MEHR SO STARK DRÄNGEN.“   Allein die Vorstellung, wie Papyrus ihm auf eine sanfte Art immer wieder und wieder in den Hintern treten würde, und sei es rein mit Worten, brachte ihn zum Lachen. „ja, das wirst du, da bin ich mir sicher“, sagte er, als er Papyrus den Schal übergab und sich aufrichtete, so gut es ging. Papyrus dagegen wickelte sich den Schal wie gewohnt um, stand auf und legte eine Hand auf Sans‘ Schulter. „KANNST DU STEHEN? IST WIRKLICH ALLES IN ORDNUNG MIT DIR?“, fragte er vorsichtig nach und Sans nickte ein wenig. „ja, alles wieder gut, bro. aber langsam könnte ich etwas zum essen gebrauchen, ich habe einen ziemlichen hunger!“, sprach Sans laut aus und streckte sich ein wenig. Wie auf ein Stichwort ließ Papyrus Sans‘ Schulter los und begann, sich ein paar Schritte von ihm zu entfernen. „DAGEGEN KANN SOFORT ETWAS UNTERNOMMEN WERDEN, BRUDER! FRISK, SEI DOCH BITTE SO NETT UND BRING MEINEN BRUDER ZU DER SITZBANK, ICH WERDE IHM SOFORT EINEN TELLER MIT DEN LECKERSTEN EIERSPEISEN BRINGEN, DIE ER JE IN SEINEM GESAMTEN LEBEN GEGESSEN HAT!“, sagte er und kaum hatte Frisk seine Bitte gehört, brachte dieser Sans zu der gleichen Sitzbank, auf welcher sie selbst zuvor gegessen hatten. Toriel dagegen begleitete Papyrus zurück zum Buffett, wo dieser begann, diverse Gerichte auf einem Teller zu stapeln. „Ich bin froh, dass es deinem Bruder wieder gutgeht. Ihr hängt wirklich sehr aneinander, nicht wahr? Er hat mir oft von dir erzählt, viel mehr, als er über sich selbst geredet hat. Damals, als wir uns immer an der Ruinentür getroffen und uns gegenseitig schlechte Witze erzählt haben“, sagte Toriel in einem schon fast nostalgischen Ton. „Ihr hattet offenbar einen Streit? Ist denn wieder alles gut zwischen euch?“ Papyrus nickte ein wenig, bevor er sich zu Toriel drehte. „JA, ZWISCHEN UNS BEIDEN IST WIEDER ALLES IN ORDNUNG. AUCH WENN ICH MIR EINEN WEITAUS WENIGER DRAMATISCHEN ANLASS DAFÜR GEWÜNSCHT HÄTTE.“ Toriel überlegte kurz, ob sie ihn auf das ansprechen sollte, was er zuvor in seiner Panik angedeutet hatte, doch entschied sich dagegen. Papyrus hatte lange gebraucht, um sich emotional und körperlich wieder zu beruhigen, es würde sich eine passendere Gelegenheit dafür bieten. Bis dahin konnte sie warten. So dringend wollte sie es dann doch nicht wissen. Sie bemerkte erst, dass sie sich in ihre eigenen Gedanken vertieft hatte, als sich etwas Goldenes in ihre Sicht schob. Sie blickte auf den goldenen Gegenstand hinab und sah, dass Papyrus ihr den goldenen Hasen reichte. Der Teller mit Sans‘ Essen lag dagegen auf dem Buffett Tisch. „Oh, Papyrus, willst du ihn etwa nicht? Aber du wolltest doch unbedingt das Fan Paket von diesem Unterhaltungsroboter haben!“, sagte sie verwirrt, doch da hatte Papyrus längst eine ihrer Pfoten genommen und den Hasen in diese gelegt. „NIMM DU ES RUHIG. DAS FAN PAKET WÄRE WIRKLICH SCHÖN GEWESEN, ABER…“, stockte er und sah zu Sans, der lächelnd Frisk bei einer Erzählung zuhörte. „MEIN BRUDER HAT MIR BEREITS DEN BESTEN GEWINN ALLER ZEITEN GEGEBEN, DAHER KANN ICH FRISKS FREUNDLICHE GESTE NICHT MEHR ANNEHMEN. STATTDESSEN MÖCHTE ICH DEN HASEN NUN DIR GEBEN. WIE DU BEREITS VORHIN ERWÄHNT HAST, MÖCHTEST DU DEN OBST- UND GEMÜSEKORB NEHMEN, WAS BEDEUTET, DASS IHR BEIDE DAVON PROFITIEREN WERDET. AUF DIESE WEISE GEHT HEUTE NIEMAND LEER AUS.“ Toriel lächelte den Hasen an, dann ging sie auf Papyrus zu und nahm ihn in eine kurze, aber warme Umarmung. „Danke, das ist wirklich sehr aufmerksam von dir!“, sagte sie, kaum hatte sie sich wieder von ihm gelöst. „BITTE GERNE DOCH. UND JETZT MUSS ICH DAFÜR SORGEN, DASS ICH DEM RUF DES BESTEN BRUDERS DER WELT GERECHT WERDE, BEVOR SANS NOCH VOM FLEISCH FÄLLT. AUCH; WENN ER EIGENTLICH KEINS HAT“, sagte Papyrus lächelnd und nahm den Teller wieder an sich. „Dein Bruder und du, ihr versteht euch wirklich gut. Es ist immer schön, wenn zwei Geschwister so liebevoll zueinanderhalten, auch wenn es hin und wieder zu Streitigkeiten kommt. Das müsst ihr euch auf jeden Fall bewahren“, sagte Toriel, während die beiden sich Sans und Frisk näherten.   Verwirrt, aber auch dankbar für den Rat sah Papyrus sie an, hielt es jedoch für das Beste, vorerst nicht darauf weiter einzugehen. Stattdessen reichte er seinem Bruder den Teller, welcher sich sofort auf das Rührei stürzte. „ketchup hatten sie keinen da oder?... ich mach doch nur spaß, das weißt du?“, ruderte Sans schnell zurück, als Papyrus ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Ekel betrachtete. „war nur spaß, das essen ist super, das bekomme ich auch so runter“, fügte Sans hinzu. Nun nahm er sich das Spiegelei vor, welches die Form eines Kleeblatts hatte und sah die drei vor ihm an, einen nach dem anderen. „ich will ja kein spielverderber sein, aber müsst ihr nicht noch bei der eiersuche weitermachen? oder ist mir beim essen zuzusehen spannender? ich werde schon nicht mehr so schnell aus den pantoffeln fallen, seht ihr, sitzen bombenfest“, sagte er und wippte abwechselnd mit den Füßen. Ertappt rissen die drei ihren Blick von Sans weg, so dass sich dieser zum Tisch umdrehte, um dort sein Mahl in Ruhe fortzusetzen. Zu seiner Überraschung gesellte Papyrus sich schließlich zu ihm. „was machst du da?“, fragte er seinen Bruder verwundert. „ICH LEISTE DIR GESELLSCHAFT!“, antwortete Papyrus offen und ehrlich. Sans kaute auf dem Stück Pfannkuchen herum, länger als eigentlich nötig, bevor er es herunterschluckte. „meinetwegen musst du nicht auf die suche verzichten, bro. ich komme wirklich gut zurecht, dank dem leckeren essen fühle ich mich auch schon viel besser!“, sagte er und hob seine Gabel, welche er grade in eine kleine Menge Kaiserschmarrn geschoben hatte. Doch Papyrus schüttelte nur mit dem Kopf. „LADY ASGORE, FRISK, IHR KÖNNT DIE SUCHE RUHIG OHNE MICH WEITERMACHEN. UND ICH VERZICHTE AUF NICHTS, BRUDER, IMMERHIN BIN ICH SCHON FÜNDIG GEWORDEN. ICH MÖCHTE NUR EIN WENIG HIER BLEIBEN UND AUFPASSEN, OB ES DIR WIRKLICH GUT GEHT. WIE BEREITS GESAGT, MIR IST DEIN SCHLECHTER ZUSTAND SCHON EINMAL ENTGANGEN, ABER DAS WIRD DEM BESTEN BRUDER DER WELT NICHT NOCH EINMAL PASSIEREN!“, sagte er und hob mahnend den Zeigefinger. Sans wurde das Gefühl nicht los, als wollte Papyrus sich selbst damit tadeln. „dann gleib ruhig, deine gesellschaft ist immer sehr angenehm“, sagte Sans und lächelte vor sich hin. Und er lächelte Toriel an, als diese sich den beiden näherte und ihnen zwei Becher mit Tee einschenkte. „In Ordnung, dann werden Frisk und wir beide euch alleine lassen. Aber vorher sollte Frisk dir deinen Korb zurückgeben, Papyrus… wenn Sans sich besser fühlen sollte, könnt ihr euch uns nachher wieder anschließen“, schlug sie vor, während Papyrus dankbar den kleinen Korb wieder entgegennahm. Die beiden Skelettbrüder sahen ihren Freunden noch hinterher, wie sie in der Menge verschwanden, dann waren es nur noch die beiden, die sich an der Sitzbank befanden. „zwischen uns beiden ist doch wieder alles in ordnung, oder?“, fragte Sans und sah seinen Bruder an. Sein Lächeln war lange nicht mehr so selbstsicher, wie noch wenige Augenblicke zuvor. Papyrus legte ihm eine Hand auf die Schulter. „NATÜRLICH IST ZWISCHEN UNS BEIDEN WIEDER ALLES IN ORDNUNG. ES GIBT NICHTS, WAS UNS BEIDEN AUF DAUER ENTZWEIEN KÖNNTE. DAFÜR IST DIE MACHT UNSERER BRUDERSCHAFT VIEL ZU MÄCHTIG, ALS DASS ICH EWIG AUF DICH SAUER SEIN KÖNNTE.“ Er hielt kurz inne, überlegte sich seine nächsten Worte gut, dabei verkrampfte sich seine Hand ein wenig. Etwas, was Sans nicht entging. „ICH WEISS, DU HASST ES VERSPRECHUNGEN ABZUGEBEN UND DU HÄLST DICH AUCH NUR IN DEN SELTENSTEN FÄLLEN DARAN. ZU BEHAUPTEN, ES WÄRE NIE DER FALL, DAS WÄRE ANGESICHTS DES HEUTIGEN TAGES EINE ASTREINE LÜGE. NUR, ICH MÖCHTE, DASS DU MIR WIRKLICH VERSPRICHST; DASS WENN ES DIR MAL WIEDER NICHT SO GUT GEHEN SOLLTE, DASS DU DICH MIR ÖFFNEST. ES REICHT EIN WORT UND ICH WERDE IMMER FÜR DICH DA SEIN. ACHTE BITTE MEHR AUF DICH, WAS, WENN ICH EINMAL NICHT IN DER NÄHE BIN UND DICH HEILEN KANN…“ Sans seufzte, wie zum gefühlt tausensten Mal an diesem Tag und nahm mit seiner kleinen Hand die von Papyrus. Nahm sie von seiner Schulter und drückte sie so fest er konnte. Dann sah er Papyrus direkt in die Augenhöhlen. „ich verspreche es, bro, und das meine ich ernst.“ Papyrus suchte Sans‘ Gesicht ab, suchte nach versteckten Ausdrücken oder anderen Dingen, die er nicht übersehen durfte. Dann begann er zu strahlen und grinste seinen Bruder an. „hey, bro, wenn ich das hier nachher aufgegessen habe, willst du mir dann ein wenig weitersuchen? Ich meine, ich werde nicht viel gehen können und nachher verdammt viel schlaf brauchen, aber gegen ein bisschen brüderliche zeit spricht ja an sich nichts, oder?“ Papyrus‘ Freude waren nun keine Grenzen mehr gegeben, nur zu gerne hätte er seinen Bruder wieder in einer festen Umarmung an sich gedrückt. Dass dieser sich mehr als zurückhielt, konnte Sans sehr gut erkennen. „WOWIE; WILLST DU DAS WIRKLICH MACHEN? DAMIT WÜRDEST DU MIR EINE SEHR, SEHR GROSSE FREUDE MACHEN! WIR BEIDE ALS DREAMTEAM! DIE SUCHE WIRD UNS BEIDEN SEHR LEICHTFALLEN UND DIE ANDEREN WERDEN DAS NACHSEHEN HABEN.“ Voller Kampfgeist hatte Papyrus die freie Faust gebannt, räusperte sich dann ein wenig. „ABER VORHER MÖCHTE ICH, DASS DU ERST DEINEN TELLER AUFISST. DU MUSST ZU KRÄFTEN KOMMEN, WENN WIR ALS DREAMTEAM AGIEREN WOLLEN, DANN SOLLTEN WIR UNSEREN AUSGEZEICHNETEN TEAMGEIST BEREITS JETZT ZUR SCHAU STELLEN. UND ICH WERDE ES TUN, INDEM ICH DICH IN RUHE AUFESSEN LASSE.“ Sans lachte ein wenig vor sich hin, als er die letzten Gerichte auf seinem Teller zusammenschob. „bro, du bist der beste“, sagte er und biss in den kümmerlich kleinen Teil seines Pfannkuchens hinein. Stolz und fröhlich schloss Papyrus seine Augenhöhlen. „ICH WEISS, BRUDER, ICH WEISS!“, sagte Papyrus und nahm einen Schluck von seinem Tee. Der Tag konnte nur noch besser und besser werden, das wusste er. Und nichts und niemanden würde es ihm noch versauen können. Nichts und niemand auf dieser Welt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)