Hasentage von KiraNear ================================================================================ Kapitel 2: Tag des Bastelns --------------------------- „UND DU BIST DIR SICHER, DASS ICH MICH AUF DICH VERLASSEN KANN?“, sagte Papyrus mit einer nicht geringen Menge Skepsis in der Stimme. Sein Bruder, der gerade eine Tupperdose aus dem Schrank holte, drehte sich mit dieser in der Hand zu ihm um. „natürlich, bro, sonst hätte ich es ja nicht gesagt“, antwortete er und begann, mit der Gabel sein Frühstück in die offene Box zu schieben. Die Spaghetti würde er später essen, wenn er mehr Hunger darauf hätte. Und auch die Zeit. Zwar hatten sich die Kochkünste seines Bruders in den letzten Wochen dramatisch verbessert, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass Sans am frühen Morgen kaum bis gar nichts herunterbrachte. Sein Bruder wusste das und so sagte er nichts, als Sans die Tupperdose im Kühlschrank verstaute. Zu den anderen Resten, die dort aufbewahrt wurden. Stattdessen wartete er, bis Sans sich wieder zu ihm umdrehte. „ES IST NICHT SO, DASS ICH DIR NICHT VERTRAUE, BRUDER, ABER…“ Papyrus beendete den Satz nicht, doch das musste er auch nicht tun. Sie beide wussten, dass Sans nicht das zuverlässigste Monster war, besonders in den letzten Jahren nicht. Doch bevor Sans darauf etwas erwidern konnte, ballte Papyrus die Fäuste zusammen und blickte seinen Bruder sehr entschlossen an. „IN ORDNUNG! ICH BIN BEREIT, DIR DIESE CHANCE ZU GEBEN. ICH WÄRE IMMERHIN KEIN GROSSARTIGER BRUDER, WENN ICH NICHT WEITERHIN AN DICH GLAUBEN WÜRDE! JEDER KANN SICH VERÄNDERN UND ICH BIN MIR SICHER, DU KANNST ES AUCH SCHAFFEN! DU… DU BRAUCHST NUR ETWAS MEHR MOTIVATION. DANN WIRD ES AUCH DIR GELINGEN. DAS SPÜRE ICH!“ Sans zwang sich zu einem Ansatz eines Lächelns und das schien Papyrus zufrieden zu stellen. Er wollte, dass sein kleiner Bruder das Haus mit einem guten Gefühl verließ. Außerdem hatte er noch einiges vor sich, woran Sans ihn auch zugleich erinnerte. „sag mal, müsstest du jetzt nicht zu den anderen gehen, irgendwas mit basteln? ich kann dich gerne hinbringen, damit du nicht zu spät kommst. dir ist pünktlichkeit wichtig, das weiß ich doch…“, sagte Sans, zwinkerte seinen Bruder an und hielt ihm eine Hand hin. Papyrus wollte erst etwas erwidern, doch dann fiel sein Blick auf die Küchenuhr. Was auch immer er Sans sagen wollte, er hatte es so schnell wieder geschluckt, wie es ihm in den Sinn gekommen war. Stattdessen nahm er Sans‘ Hand in die eigene. Ein zweifelnder Blick lag in seinen Augenhöhlen. „DU HAST JETZT ABER NICHT DAS VOR, WAS ICH DENKE?“, sagte Papyrus noch, da leuchtete bereits Sans linkes Auge in hellblauer Farbe. Nur einen Herzschlag später standen sie nicht mehr in der Küche ihres neuen Zuhauses, sondern vor Toriels Haustür. Sie hatte diese bereits mit einer kleinen Dekoration verziert, einem kleinen Hasen, auf welchem „Hoppy Easter“ draufstand. Papyrus unterdrückte ein Grinsen, als er das Schild sah. Sans sah allerdings in eine andere Richtung, so viel ihm das Schild gar nicht erst auf. „doch. ich habe gerade eben eine abkürzung genommen“, sagte Sans und grinste seinen Bruder frech an. Dieser ließ Sans‘ Hand los und schüttelte mit dem Kopf. „DU WEISST, ICH MAG ES NICHT, WENN DU DEINE RAUM-ZEIT-SPIELCHEN MIT MIR SPIELST!“ Er dachte ein paar Sekunden nach, bevor er mich räusperte. „AUF DER ANDEREN SEITE BIN ICH DANK DIR NOCH PÜNKTLICH ANGEKOMMEN UND KANN SOMIT MEINEN RUF ALS DAS ZUVERLÄSSIGSTE SKELETT ALLER ZEITEN BEWAHREN. DAFÜR BEKOMMST DU MEINEN VOLLEN DANK, BRUDER.“ „ist doch ein kinderspiel, bro“, sagte Sans und zuckte mit den Schultern. „also dann, bis heute abend.“ „BIS HEUTE ABEND, BRUDER. UND VERGISS DEINE SPAGHETTI NICHT!“ Wieder zwinkerte Sans ihn an: „werde ich nicht. sie werden bestimmt pasta-tastisch sein.“ Doch bevor sein Bruder darauf reagieren konnte, hatte Sans sich längst wieder wegteleportiert. Daher stieß Papyrus, mit einem leichten Anflug eines Lächelns, nur einen großen Seufzer aus. Anschließend blickte an sich herunter, auf die Stelle, an welcher sich üblicherweise sein Schal befand. Als könnte er ihn dennoch auf eine magische Weise ertasten, fuhr er mit den Fingerspitzen über seinen Brustharnisch und verharrte dort. Es war lange her, dass er seinen Schal freiwillig abgelegt hatte, nur, wenn er nicht zu seinem aktuellen Outfit oder der derzeitigen Wetterlage passte. Doch sein Battle Body, ein Kostüm, dass er nach wie vor mit sehr viel Stolz trug, war ohne den langen roten Schal nicht vollständig. Doch bevor er sich noch weiter Gedanken darüber machen konnte, wurde er von einer lauten und begeisterten Stimme unterbrochen. „Hey, Papyrus, wie erwartet bist du vor uns da!“, konnte er die Stimme seiner ehemaligen Chefin hören, wie sie sich ihm von der Seite näherte. Schnell nahm er seine Hand herunter, blickte zu ihr und erwiderte lächelnd ihr Winken. „Oh nein, ich wusste es, wir sind die letzten“, sagte Alphys und ließ ihre Schultern hängen. Woraufhin ihr Undyne ihr aufmunternd auf die Schulter klopfte. Papyrus konnte erkennen, dass sie sich dabei mehr als zurückhielt, um Alphys beim Versuch sie aufzumuntern versehentlich zu verletzen. „NEIN, ICH DENKE, WIR LIEGEN GENAU RICHTIG IN DER ZEIT, ALPHYS!“, versuchte Papyrus sie zu beruhigen. „ICH BIN AUCH GERADE ERST ANGEKOMMEN UND MEINE INNERE UHR SAGT MIR, DASS WIR WEDER ZU FRÜH NOCH ZU SPÄT SIND; SONDERN GENAU PÜNKTLICH!“ Mit wenigen Schritten näherten sich die beiden Frauen Papyrus und so standen sie zu dritt vor Toriels Tür. „Dann sollten wir auch dafür sorgen, dass es so bleibt“, meinte Undyne und klopfte energisch an der Tür. Toriel öffnete ihnen und lächelte sie freundlich an. „Pünktlich wie die Handwerker“, sagte sie und ließ ihre Gäste einen nach den anderen in ihr Haus eintreten.   „Schön, dass ihr heute gekommen seid. Es ist nicht mehr viel, was erledigt werden muss, nur ein wenig Deko, die wir hier und da verteilen werden“, sagte sie, während sie ihre Gäste ins Wohnzimmer führte. Dort wartete Frisk bereits auf sie und lächelte die drei an. „Möchte jemand von euch etwas zu trinken haben? Wir haben Wasser, zuckerfreie Limonade und Kaffee hier“, schlug Toriel vor und sah ihre Gäste an, während sie auf Antworten wartete. Kaum hatte sie diese erhalten, steuerte sie auf die Küche zu. Papyrus, Undyne und Alphys dagegen setzten sich zu Frisk an den großen Tisch mit der geblümten Tischdecke. „Hey, Punk, alles klar?“, wollte Undyne nun von ihm wissen und er nickte ein wenig. „Ja, es ist alles klar. Mama Toriel hat alles ganz gut geplant und wir werden wohl heute fertig“, antwortete Frisk. Seit er mit Toriel zusammen unter einem Dach wohnte, hatten sich seine Sprachkenntnisse und sein Satzbau deutlich verbessert, auch redete er deutlich mehr als früher. In diesem Augenblick kehrte Toriel mit den Getränken zurück und übergab es jedem ihrer Gäste einzeln. „In Ordnung, für Papyrus das Wasser mit Eis, für Undyne die Limo und für Alphys der schwarze Kaffee“, zählte sie alles auf, während sie die Gläser und Tassen auf dem Tisch abstellte. Sie selbst hatte an ihrem Sitzplatz ebenfalls ein Glas Wasser stehen, während Frisk das gleiche Getränk wie Undyne bekam. „Vielen Dank!“, sagten die drei Gäste fast synchron und sahen sich näher auf dem Tisch um. Dann stellte Undyne die Frage, welche bereits seit mehreren Minuten unausgesprochen im Raum stand. „Was genau sollen wir nun eigentlich machen? Frisk hat uns zwar am Telefon erzählt, dass ihr noch ein wenig Hilfe beim Basteln braucht, aber was genau muss heute noch gemacht werden?“, fragte sie, und die anderen sahen Toriel ebenfalls interessiert an. Diese hatte sich in der Zwischenzeit ebenfalls an den Tisch gesetzt und nahm einen großen Schluck aus ihrem Wasserglas. Dann sah Toriel ihre Gäste abwechselnd an. „Nun, es gibt nicht mehr viel, was wir heute noch zu erledigen haben, aber für Frisk und mich wäre es dann doch zu viel Arbeit für einen Tag. Zwar habe ich alles genau eingeplant, aber dennoch hat es am Ende nicht gereicht. Daher bin ich euch wirklich sehr dankbar, dass ihr heute gekommen seid“, sagte Toriel und sah sie alle nacheinander an. Ihr Blick blieb schließlich bei Papyrus hängen. „Oh, wollte dein Bruder heute nicht mitmachen? Ich dachte, ich hätte ihn vorhin kurz an der Tür gehört“, fügte sie noch hinzu, was Papyrus mit einem leisen Seufzen kommentierte. „DIESE HOFFNUNG HATTE ICH AUCH BIS ZUM SCHLUSS, ABER AM ENDE HAT MICH MEIN BRUDER VOR DEINER TÜR STEHEN GELASSEN, LADY ASGORE!“, sagte er nach ein paar Sekunden Schweigen. Dass Sans sich vor der Bastelarbeit drückte, überraschte keinen von ihnen und doch konnten sie Papyrus ansehen, dass er auch ein wenig enttäuscht war. „WIE AUCH IMMER, BEIM NÄCHSTEN MAL WERDE ICH MIR EBEN MEHR MÜHE GEBEN MÜSSEN UND HÄRTER AN IHM ARBEITEN. ER KANN EIN STURER DICKKOPF SEIN, ABER DAS KANN ICH EBENFALLS. ICH MUSS EBEN NOCH STURER ALS ER SEIN UND DANN WIRD ER SICH SCHON ZU IRGENDEINER ARBEIT ÜBERZEUGEN LASSEN!“ Er pausierte und machte den Eindruck, als wollte er noch etwas hinzufügen. Doch was auch immer ihm in seinem Geist herumschwirrte, er beschloss, es nicht mit den anderen Anwesenden zu teilen. Um die Stimmung zu retten, klatschte Toriel entschlossen in die Hände. „Im Grunde gibt es nur noch zwei Aufgaben, die wir erledigen müssen. Zwar haben wir bereits viel davon, aber noch nicht die Menge, die wir für morgen benötigen. Zum einen müssen wir immer noch genug Eier ausblasen und mit Farbe verzieren; zum anderen brauchen wir noch genug Körbe für die Suche morgen. Damit jeder, der fündig wurde, das auch angemessen transportieren kann während des Events.“ Da keiner es wagte, sie bei ihrer Ansprache zu unterbrechen oder eine Frage dazu stellte, erzählte Toriel mehr von ihren Planungen. „Ich hatte mir das so vorgestellt“, sagte sie und holte einen kleinen Zettel hervor, auf welchem mehrere kleine Notizen standen. „Papyrus, es wäre super, wenn du und Alphys die Eierkörbe flechten könntet. Es geht ziemlich schnell und einfach, sobald man den Dreh heraushat. Natürlich werdet ihr von mir eine Anleitung bekommen, wie man das genau erledigen muss. Frisk hat die Anleitung im Internet gefunden und mir beim Ausdrucken geholfen“, sagte sie und legte ihre Pfote auf Frisks kleinen Kopf. Dieser lief ein wenig rot an, aber lächelte. „Das ist eine Arbeit, für die man gut mit kleinen Details arbeiten sollte. Sans hat mir erzählt, dass du ziemlich künstlerisch begabt bist, Papyrus. Möglicherweise kannst du uns dann auch noch beim Bemalen der Eier helfen, abhängig davon, wie schnell du mit den Körben vorankommst. Aber mach dir da keinen Stress. Und du, Alphys, wenn ich richtig informiert worden bin, hast du diesen Unterhaltungsroboter gebaut, ist das richtig?“ Alphys, die nun noch roter wurde als Frisk wenige Augenblicke zuvor, schaute auf ihre Klauen hinab. „Ja, das stimmt… Toriel. Ich habe Mettaton und seine neue Form gebaut. Aktuell arbeite an einer Lösung für sein Akkuproblem, da seine neue Form doch ziemlich energieintensiv ist und das ist alles andere als optimal. Ich kenne mich daher mit kleinen und feinen Kabeln ziemlich gut aus“, sagte sie, wagte es kaum, den Blick zu heben. Daher sah sie auch nicht, dass Toriel sie mütterlich anlächelte. „Sehr gut, dann habe ich ja genau die zwei richtigen Personen dafür ausgewählt. Nun zu dir, Undyne. Ich bin mir sicher, dass du handwerklich genauso gut bist wie deine beiden Freunde, aber ich habe eine Aufgabe gefunden, die dir sicherlich viel mehr Spaß machen wird. Denn hier kannst du dein gesamtes Können zeigen… nun ja, das meiste davon, ich habe schon mitbekommen, dass du ziemlich stark bist.“ Undyne grinste voller Stolz, sie lachte sogar ein wenig. „Und wie ich stark bin! Soll ich dir das zeigen, hier und jetzt?“ Bereit, Toriel ihre Macht zu demonstrieren, ballte Undyne ihre rechte Hand zu einer Faust und machte sich bereit, aufzustehen. Doch Toriel schüttelte nur mit dem Kopf. „Nein, ich denke nicht, dass das notwendig ist, ich glaube dir das bereits auch so schon. Sonst hätte mein Mann dich damals nicht zur Kapitänin der königlichen Garde ernannt“, sagte Toriel und ließ ein erleichtertes Schnaufen von sich, als Undyne sich wieder entspannte. „Aber ich finde es wundervoll, wie bereit du dafür bist. Ja, die Aufgabe passt wirklich gut zu dir“, sagte Toriel. Jetzt verschränkte Undyne die Arme und sah Toriel gespannt an. „Und was genau wird meine Aufgabe sein? Muss ich irgendwas zerdrücken? Oder auseinanderschlagen? Sag mir, was muss ich tun?“ „Nun, du wirst mit Frisk und mir zusammenarbeiten“, sagte Toriel und legte ihre Pfoten ineinander. „Wir drei werden uns um die Ostereier kümmern, die wir als Dekoration aufhängen werden. Dabei hatte ich es mir so gedacht: Frisk macht die Löcher in die Eier, du pustest sie aus und ich werde sie bemalen oder anderweitig schmücken. Du wirst also einen langen Atem brauchen. Und nein, das ist kein Witz“, sagte sie in Papyrus‘ Richtung, welcher allerdings darauf nicht reagierte. „Eier auspusten? Klar, das klingt wie ein Kinderspiel. Lass mich nur machen, ich bekomme das schneller hin, als du schauen kannst“, sagte Undyne und grinste vor sich hin. Derweil überlegte Toriel sich die eine oder andere Strategie, wie sie Undyne dazu bringen könnte, die Eier auszupusten, ohne sie dabei zu beschädigen. „WOWIE, DAS MUSS DANN EINE AUSSERORDENLICH GROSSE ANZAHL AN EIERN SEIN, DIE DU DAFÜR VERWENDEN MÖCHTEST, LADY ASGORE“, sagte Papyrus beeindruckt. Fragend sah er Toriel an. „NUR, WAS WIRST DU MIT ALL DIESEN EIERN MACHEN? DOCH NICHT ETWA WEGWERFEN?!“ Nun musste Toriel ein wenig lachen. „Aber nein, das wäre ja wirklich eine ziemliche Verschwendung. Nein, ich werde jede einzelne Eierfüllung nutzen und verschiedene Gerichte damit kochen. Omeletts, Rührei, Pfannkuchen, Spiegeleier … ich bin mir sicher, dass ich sehr viele Rezepte umsetzen werden kann. Morgen werde ich es dann alles an die Essenstationen spenden, ich bin mir sicher, alle werden sich darüber freuen. Wer weiß, vielleicht verirren sich ja auch ein paar Menschen zu uns?“ Beeindruckt sah Papyrus Toriel an, er hatte bereits von Sans und dessen wenigen Erzählungen herausgehört, dass Toriel sehr gute Back- und Kochfähigkeiten besitzen sollte. Doch bevor er etwas darauf erwidern konnte, stand Toriel auf und ging ein paar Schritte von ihnen weg. „Gut, dann sollten wir am besten loslegen, nicht wahr? Alles, was wir für die Eier und die Körbe benötigen würden, habe ich in der Küche verstaut. Am besten, Frisk und Undyne, wir arbeiten drüben. Papyrus und Alphys, ihr könnt ja die Körbe hier im Wohnzimmer basteln. So kommen wir uns nicht in die Quere und die Eier haben nur einen sehr kurzen Transportweg, so kann auch nichts daneben gehen. Hat noch jemand von euch irgendwelche Fragen?“ Zu ihrer Überraschung hob nicht Papyrus, sondern Undyne ihre Hand. Dabei hatte er bis eben den Eindruck gemacht, als wollte er ihr etwas sagen. Doch entweder hatte er es bereits wieder vergessen oder es sich anders überlegt. „Wer von uns wird dann die Körbe verteilen und die Eier aufhängen? Die Suche findet ja morgen bereits statt, wenn wir da erst noch alles vorbereiten müssen, dann wird es aber ziemlich eng für uns!“ Aber auch darauf hatte Toriel eine Antwort parat. „Ich verstehe deine Bedenken, Undyne, aber auch hier habe ich bereits die richtigen Maßnahmen getroffen. Die Hundeeinheit, die früher Teil der Garde waren, werden für uns die Eier aufhängen, zusammen mit den Aarons. Wir müssen uns nur um den kreativen Teil kümmern, alles andere erledigen sie. Sie sind nur gerade damit beschäftigt, geeignete Verstecke zu finden, sonst hätten sie uns sicherlich auch gerne geholfen.“ Sie blickte von einer Zimmerecke zur andere. „Was aber auch nicht so schlimm ist, so groß ist mein Haus nun auch wieder nicht, um so viele Gäste hier zu beherbergen. Und um auf die Körbe zurückzukommen, diese werden erst morgen bei der Suche ausgeteilt.“ Dann nahm sie Frisks kleine Hand, dieser ließ sich kommentarlos von ihr zur Küche führen. Undyne, Alphys und Papyrus folgten ihr, und da keiner von ihnen noch eine Frage hatte, teilten sie sich recht schnell in ihre Arbeitsgruppen auf.   Während Undyne zum dritten Mal versuchte, ein Ei auszupusten, ohne es dabei zu zerdrücken, trugen Papyrus und Alphys die letzten Behälter mit Stroh ins Wohnzimmer herüber. Dort nahmen sie wieder an dem Tisch Platz, an welchem sie zuvor gesessen hatten. Die meisten Gläser hatten sie in die Küche gebracht, nur ihre eigenen beiden Getränke standen am Tischrand. Alphys leerte ihren nun mittlerweile abgekühlten Kaffee mit einem Schluck herunter und verzog ihr Gesicht ein wenig. Papyrus dagegen faltete die Bastelanleitung, die sie von Toriel erhalten hatten und begann diese zu studieren. „Ist das die Anleitung?“, fragte Alphys vorsichtig nach und Papyrus nickte. Dann hob er die Anleitung ein wenig zu ihr herüber, so dass sie diese auch sehen konnte. Sofort begutachtete Alphys die erklärenden Zeichnungen und Beschreibungen so gut sie konnte. „Sieht ziemlich einfach aus, wenn du mich fragst. Das dürfte zu schaffen sein. Aber ich würde es erst einmal an einem Prototyp versuchen und dann sehen wir, wie gut wir zurechtkommen.“ Sie wartete auf eine Antwort seitens Papyrus, doch dieser schwieg. Hielt sein Wasserglas fest und schwieg. Die Eiswürfel darin waren zu kleinen Klümpchen zerschmolzen und hatten das Glas fast wieder aufgefüllt. „Ähm, nun ja, wie Toriel sagte, ich habe die beiden Körper von Mettaton gebaut, die normale und EX-Version, beides sehr hochkomplizierte Geräte“, sagte Alphys, um die Stille zu unterdrücken. „Da sollte so ein kleines Körbchen aus Stroh doch ein Kinderspiel sein, nicht wahr, Papyrus? Papyrus?“ Am Ende hatte sie ihre Stimme erhoben, woraufhin Papyrus aus seinen Gedanken gerissen wurde. Schnell nahm er einen Schluck aus seinem Glas und stellte es wieder an den Rand ab. „JA, DOCH, ICH DENKE SCHON“, sagte er und Alphys bekam den Eindruck, als wäre das Skelett geistig nur halb anwesend. Sich auf die Unterlippe beißend, legte sie die Anleitung vor ihnen auf dem Tisch ab und schnappte sich mehrere Strohzweige. „In Ordnung, dann fange ich einfach schon mal an… ok, laut der Anleitung müssen die hier und hier verbunden werden… so, dann kommen die hier quer drüber“, sagte sie und griff sich mehr von den Zweigen. Papyrus dagegen sah ihr nur zu, bewegte sich jedoch kein Stück. Nervös blickte Alphys immer wieder zwischen ihm und dem Körbchen hin und zurück. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich ein Herz fasste und sich traute, den sprichwörtlichen Elefanten im Raum anzusprechen. „Hör mal, ich will jetzt hier kein Fass aufmachen, offensichtlich wollte das hier keiner, auch wenn es mehr als … sichtbar ist, dass etwas an dir nicht stimmt“, sagte Alphys mit leiser Stimme. „Aber ist alles in Ordnung bei dir? Undyne hatte dich als viel lebendiger und aktiver beschrieben, aber davon merke ich jetzt nicht sonderlich viel, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf… naja, du musst auch nicht darüber reden, wenn du das nicht willst.“ Sie ließ von dem Körbchen ab, das sie nun bereits zur Hälfte fertiggestellt hatte und begann mit ihren kleinen Armen zu rudern. „Ich kann vollkommen verstehen, wenn man über etwas nicht reden möchte, ich meine, wer könnte das mehr verstehen als ich, vielleicht noch dein Bruder oder der König, aber sonst… also… ich meine…, wenn du darüber reden möchtest, ok, aber du musst es nicht. Nur als jemand, die ein schlimmes Geheimnis mit sich herumgetragen hat, sehe ich, wenn jemand ebenfalls ein schweres Päckchen mit sich herumträgt.“ Nervös begann sie, ihre Klauen ineinander zu verhaken und wünschte sich, sie hätte das Thema gar nicht erst angesprochen. Dass sie nur an dem Körbchen gearbeitet hätte. Doch ihr Mut wurde belohnt. „… ICH HABE MEINEN SCHAL VERLOREN“, sagte Papyrus und klang gar nicht mehr so enthusiastisch, wie er es zuvor noch bei ihrem gemeinsamen Gespräch zu fünft getan hatte. „Oh, das… das tut mir leid“, sagte Alphys überrascht, woraufhin Papyrus sie mit einem Blick ansah, den sie nicht deuten konnte. „Verstehe mich nicht falsch“, rechtfertigte sie sich sofort. „Ich dachte nur, es wäre irgendwas mit dir oder deinem Bruder. Oder etwas anderes, dass dir auf dem Herzen liegt… der Schal, er war dir wohl sehr wichtig, oder?“ Wieder nickte Papyrus, starrte auf das halbfertige Osterkörbchen und wusste nicht so recht, was er mit seinen Händen anstellen sollte. Diese steckten nach wie vor in seinen üblichen, roten Handschuhen. Er begann seine Hände zu kneten. „JA, ER IST MIR SEHR, SEHR WICHTIG. MEIN BRUDER HAT IHN MIR GESCHENKT, ALS ICH NOCH GANZ KLEIN WAR. UND JETZT IST ER TEIL MEINES BATTLE BODYS. ICH MUSS IHN IRGENDWO VERLOREN HABEN, KANN ABER AUCH NICHT DANACH SUCHEN. SANS MEINTE, DASS ER DANACH SUCHT, ABER…“ Unsicher ließ Alphys ihre Klauen los und legte stattdessen eine von ihnen auf Papyrus Hände. Sofort hörte er mit dem Kneten auf und blickte zu ihr hinüber. „Ich bin jetzt auch kein Sans-Experte, ich kenne ihn jetzt nicht so gut wie du, aber ich bin mir sicher, dass er sehr zuverlässig ist, wenn es darauf ankommt. Wenn er schon hier nicht mitmacht, dann wird er bestimmt alles tun was in seiner Macht steht, um deinen Schal wieder zu finden. Er weiß doch sicher, wie viel dir dieser Schal bedeutet, oder nicht?“ Sie konnte sehen, wie Leben in seine Augenhöhlen zurückkehrte. Überhaupt war wieder mehr Leben in seinem Körper vorhanden, das konnte sie sehen und spüren. Beeindruckt, wie viel sie mit ihren wenigen Worten hatte ausrichten können, wurden Alphys‘ Augen für einen kurzen Moment feucht. Sie blinzelte es weg. Sie wollte nicht, dass der Fokus von Papyrus auf sie fiel. „DU HAST RECHT! ABSOLUT RECHT! VIELLEICHT SOLLTE ICH MICH SCHÄMEN, DASS ICH SO WENIG VERTRAUEN IN MEINEN BRUDER HABE. ABER DAMIT IST SCHLUSS! VON JETZT AN WERDE ICH SANS VOLL UND GANZ VERTRAUEN, ER WIRD DAS SCHON MACHEN.“ Entschlossen ballte Papyrus seine Fäuste zusammen, dann zog er seine Handschuhe aus und legte sie auf dem Tisch ab. „JETZT MUSST DU MIR NUR NOCH ERKLÄREN, WIE MAN SO EIN KÖRBCHEN BASTELT. ICH HABE DIR ZWAR ZUGESEHEN, ABER UM EHRLICH ZU SEIN, MEINE AUFMERKSAMKEITSSPANNE WAR IN DIESEM MOMENT NICHT SO GROSS, WIE ICH GEDACHT HABE…“ „Das macht doch nichts“, entgegnete Alphys freundlich. Dann widmete sie sich wieder dem Prototyp und begann, mehrere Zweige hinzuzufügen. „Ich kann es dir Schritt für Schritt erklären, anhand des Protomodells hier und dann versuchen wir beide es. Klingt das gut für dich?“ Papyrus nickte und lächelte. So sah er nun viel energiegeladener aus, so, wie Undyne ihn ihr vor wenigen Stunden erst noch beschrieben hatte. „DAS KLINGT SEHR GUT FÜR MICH!“, sagte Papyrus, beobachtete Alphys bei ihrem Erstversuch und lauschte jedem ihrer Worte. An seinen Schal oder seinen Bruder dachte er für den Rest des Tages nicht mehr. Zumindest nicht mehr in der Zeit, die er zusammen mit den anderen in Toriels Haus verbrachte.   Erst gegen Abend war das letzte Osterkörbchen geflochten, das letzte Osterei ausgepustet und angemalt worden. Toriel verpasste ihnen einen letzten Schliff, indem sie ihnen noch alle kleine Streichhölzer mit Schnüren daran befestigte. „Die hier sind dafür da, damit die Hunde und Aarons die Eier aufhängen können“, erklärte Toriel ihnen mütterlich. Nachdem Papyrus und Alphys mit ihren Körbchen als erste fertig geworden waren, hatten sie die anderen in der Küche mit den Eiern unterstützt. Nun hatte auch das letzte Ei seine Schnur erhalten und wurde in einen Korb zu vielen, vielen anderen gelegt. Zufrieden, aber auch ein wenig müde, betrachteten sie ihr gemeinsames Werk. „WOWIE, SEHT DOCH NUR MAL, WIE VIEL WIR AN EINEM TAG ERREICHT HABEN! DIE HUNDE WERDEN DAMIT SICHERLICH VIEL ZU TUN HABEN, ABER DANK IHRER HILFE WIRD DAS OSTERFEST MORGEN GROSSARTIG AUSSEHEN. WAS AUCH BESONDERS DANK UNSERER WUNDERSCHÖNEN KÖRBE SEIN WIRD. NICHT WAHR, ALPHYS?“, fragte er und drehte sich kurz in ihre Richtung. Alphys dagegen kratzte sich verlegen an der linken Wange. „Ich denke schon, auf jeden Fall sehen sie sehr brauchbar aus und werden auch nicht so schnell auseinanderfliegen, soweit ich die Konstruktion eines solchen Körbchens an sich beurteilen kann“, sagte sie und blickte zur Seite. Toriel kicherte ein wenig und sagte: „Ach, da würde ich mir keine Sorgen machen. Ich denke, ihr beide habt das gut hinbekommen, soweit ich das vorhin sehen konnte, als ich euch kurz was zum Trinken gebracht habe. Ich bin mir sicher, dass ihr das wundervoll gemacht habt.“ „DANKE, LADY ASGORE, DEINE WARMEN WORTE ERWÄRMEN MEINE SEELE!“, sagte Papyrus aufrichtig und wieder musste Toriel kichern. „Das habe ich doch gerne gemacht“, sagte sie, als ihr Blick auf die Uhr fiel. Dann seufzte sie ein wenig. „Ich möchte euch ja ungern hinauswerfen, gerade jetzt, wo es so gemütlich ist. Aber bald werden die Aarons und die Hunde kommen, um die Eier abzuholen. Die Körbe werden wir erst morgen vor der Suche verteilen, aber sie werden sie dennoch heute schon mitnehmen wollen. Ich bin ohnehin froh, dass sie das auch noch erledigen. Immerhin waren sie den ganzen Tag mit dem Verstecken der Eier und der Süßigkeiten beschäftigt.“ „Ach, die Hunde sind ziemlich hart im Nehmen und sie verbuddeln gerne Dinge. Ich bin mir sicher, sie hatten heute bei ihrer Aufgabe ziemlich viel Spaß. So wie wir heute, nicht wahr?“, meinte Undyne und blickte in Alphys Richtung. Diese errötete und nickte langsam. „Den Aarons sieht man es vielleicht nicht an, aber wenn man sie dazu bringen kann, sich nicht die ganze Zeit mit dem Training oder Angeben ihrer Muskeln zu beschäftigen, dann können sie auch ziemlich viel in kurzer Zeit auf die Beine bringen. Zumal sie auch ziemlich viel Energie haben… zu viel Energie manchmal, wenn du mich fragst“, fügte Undyne noch hinzu. Sie sah kurz zu Frisk und wuschelte ihm durch die kinnlangen Haare. „Also gut, Punk, Toriel, wir werden uns dann mal auf dem Weg machen. Kommt, ihr beiden, wir sollten uns dann mal verabschieden.“ Mit diesen Worten nahm Undyne sowohl Papyrus‘ Hand als auch die von Alphys und zerrte sie zur Tür. Mehrere Verabschiedungsworte wurden ausgetauscht, diverse Grüße wurden versprochen und Verabredungen für den nächsten Tag getroffen. Kurze Zeit später hatte Toriel hinter ihnen die Tür verschlossen, während die drei Besucher sich dem Haus immer weiter entfernten. „Kommst du zurecht? Wirst du von Sans abgeholt? Oder gehst du nach Hause? Wir wohnen ja in einer anderen Richtung als ihr, wie du weißt“, sagte Undyne und deutete mit dem Daumen in die Seite der Straße, von welcher sie Stunden zuvor angekommen waren. Papyrus schüttelte mit dem Kopf. „NEIN, DAS GEHT SCHON IN ORDNUNG. SANS WEISS GAR NICHT, WANN ICH KOMME, ICH HABE IHM AUCH KEINE UHRZEIT GENANNT, ZU DER WIR FERTIG SEIN WÜRDEN. UND EIN KLEINER ABENDSPAZIERGANG TUT MIR NACH DEM STUNDENLANGEN SITZEN MEHR ALS GUT!“, sagte er und streckte sich. Ob er das tat, weil es wirklich brauchte oder nur zu demonstrativen Zwecken, das konnte Undyne nicht einordnen. Doch sie wollte ihn auch zu nichts drängen, daher beließ sie es bei einem freundlichen Lächeln. „In Ordnung, dann werden Alphys und ich nach Hause gehen. Wir sehen uns morgen und viel Glück bei der Eiersuche!“, rief sie ihr zu, dann nahm sie Alphys Hand und trat mit ihr zusammen den Heimweg an. „DANKE, EUCH EBENFALLS EINE GUTE HEIMREISE!“, rief Papyrus ihnen noch hinterher, dann drehte er sich um und ging schnellen Schrittes zurück zu ihrem gemeinsamen Zuhause. Er spürte, wie Hoffnung in ihm aufkeimte und er freute sich schon, seinen Bruder wiederzusehen.   ~   Papyrus seufzte, kaum hatte er die Haustür hinter sich geschlossen. Er wusste, tief in seinem Inneren hatte er den Anblick erwartet, der sich ihm nun bot und doch hatte er auf das Gegenteil gehofft. Oder auf etwas anderes. Er hatte gehofft, dass sein Bruder vor ihm stehen würde, dass er auf ihn warten würde, mit dem roten Schal in der Hand. Dass er ihn wie üblich angrinsen würde und erzählen, wo er den Schal gefunden hatte. Papyrus wäre ihm mehr als dankbar um den Hals gefallen und hätte ihn so fest wie möglich an sich gedrückt. Er hätte ihm sehr, sehr deutlich seine tiefe Dankbarkeit gezeigt. Sich dann den Schal angezogen und ihnen dann eine Kleinigkeit gekocht, zur Not auch einfach nur Reste aufgewärmt. Papyrus hatte es sich auf seinem Heimweg so schön ausgemalt. Doch die Realität hatte ihn eingeholt und sie sah lange nicht so schön aus, wie es seine Vorstellungen waren. Die Realität hatte ihm nur eins gezeigt; dass sein Bruder sehr zuverlässig war. Zuverlässig darin, unzuverlässig zu sein. Denn anstatt vor dem Haus oder im Wohnzimmer auf ihn zu warten und ihn grinsend zu begrüßen, lag er auf der Couch und schlief. Ein Fuß hing von der Couch herab, offenbar hatte Sans sich auf die Couch geworfen und war augenblicklich eingeschlafen. Wie lange er dort lag, konnte Papyrus nicht sagen. Aber so, wie er seinen Bruder kannte, war es vermutlich sehr lange, wenn nicht sogar den ganzen Tag. Es bestand sogar die Möglichkeit, dass Sans ihn erst zu Toriel gebracht und sich dann auf die Couch gelegt hatte. Erneut seufzte Papyrus und ging in die Küche. Ein Blick in den Kühlschrank zeigte ihm, dass Sans die Tupperdose seit dem Morgen nicht mehr angefasst hatte. Sie stand genau auf der Stelle, an welcher sie Sans sie vor vielen Stunden abgestellt hatte. Da Papyrus in diesem Moment einen sehr guten Blick auf das Innere des Kühlschranks hatte werfen können, hatte er sich diesen Anblick sehr gut einprägen können. Enttäuscht verschloss er die Kühlschranktür und begann seine Stirn zu reiben. Versuchte seine Gedanken zu sortieren und sich seine nächsten Worte zu überlegen. Die Hoffnung, die er zuvor noch gespürt hatte, machte nun der Enttäuschung Platz. Enttäuschung, Trauer, aber auch Wut. Schließlich verließ er die Küche wieder, trat an die Couch heran und begann, seinen Bruder zu wecken. Erst langsam, dann rüttelte er stärker an dessen Arm. Es dauerte ein paar Momente, bis Sans die Augen öffnete. Blinzelnd richtete er sich auf und sah seinen Bruder mehr als verwirrt an. Papyrus sah die dunklen Augenringe und schüttelte mit dem Kopf. Überhaupt machte sein Bruder alles andere als einen hellwachen Eindruck. „ES IST WIRKLICH UNGLAUBLICH! DA SCHLÄFST DU VERMUTLICH DEN GANZEN TAG UND BIST IMMER NOCH TODMÜDE! VERMUTLICH SCHLÄFST DU ZU LANGE, SO DASS DEIN KÖRPER GAR NICHT MEHR WEISS, WIE ES SICH ANFÜHLT, WACH ZU SEIN!“, sagte Papyrus und stemmte die Hände in die Hüfte. Sans dagegen rieb sich die Augenhöhlen, kniff sie mehrmals zusammen und versuchte so gut wie möglich, seinem Bruder ins Gesicht zu sehen. „hey, bro. willkommen zurück. wie war das basteln?“, fragte Sans ihn mit einer Unschuldsmiene, die Papyrus noch wenig wütender machte. Dieser schnaufte mehrmals tief ein und aus, bevor er zu einer Antwort ansetzte. „DAS BASTELN LIEF ÜBERAUS ERFOLGREICH, BRUDER, DANKE DER NACHFRAGE!“ Er sah seinen Bruder von oben bis unten an, dieser gähnte herzhaft vor sich hin. Soweit es ihm anatomisch möglich war. „DU WARST OFFENBAR NICHT SEHR ERFOLGREICH, WIE ICH SEHEN KANN…“, sagte Papyrus und konnte seine Enttäuschung nicht länger verbergen. Sans dagegen schloss seinen Mund und grinste seinen Bruder an. „so kann man das nicht sagen. ich habe sehr erfolgreich ein nickerchen halten können“, sagte er und streckte sich so gut er konnte. Wieder rieb Papyrus sich die Stirn. „DAS. KANN. ICH. SEHEN.“ Papyrus richtete sich auf und verschränkte seine Arme vor dem Brustkorb. Dass sich seine Finger fast schon in seine Ellenbogenknochen hineinbohrten, entging Sans nicht. Doch er sprach es nicht an. Stattdessen versuchte er, die Stimmung in eine andere Richtung zu drücken. „es war ein sehr gutes nickerchen. nun, bis du mich geweckt hast. aber das ist schon in ordnung.“ Papyrus wartete ab, ob Sans noch etwas hinzufügen oder etwas anderes machen wollte, doch dieser regte sich nicht. Saß auf der Couch und grinste ihn müde an. Enttäuscht drehte Papyrus sich weg. „ICH HATTE WIRKLICH, WIRKLICH AN DICH GEGLAUBT, BRUDER. ICH HATTE MICH AUF DEIN WORT VERLASSEN… DU WEISST, WIE WICHTIG MIR DIESER SCHAL IST! ABER DAS IST DIR OFFENBAR EGAL. DABEI HAST DU ES SOGAR VERSPROCHEN.“ Sans konnte das Gesicht seines Bruders nicht mehr sehen, doch das brauchte er auch nicht, um zu wissen, was los ist. Allein die Art, wie die Stimme seines Bruders erst enttäuscht, dann brüchig geworden war, reichte vollkommen aus. Er spürte, wie sich ein Knoten in seiner Seele bildete. Das Licht in seinen Augenhöhlen starb ab, als er zu Papyrus hinübersah, welcher sich immer weiter von ihm entfernte. „es tut mir leid.“ Papyrus blieb stehen, drehte sich jedoch nicht zu Sans um. Offenbar überlegte er, ob und was er sagen sollte. Sans sah, wie sein Bruder kurz zitterte, sich dann aber alle Mühe der Welt gab, sich zu beruhigen. Sich jetzt keine Blöße zu geben. „ICH WERDE UNS ABENDESSEN KOCHEN. DECKE DOCH BITTE DEN TISCH, WENN DAS NICHT AUCH ZU VIEL VERLANGT IST.“ Dann, ohne ein weiteres Wort zu sagen, schritt Papyrus mit großen Schritten in die Küche. Sans wartete ein paar Minuten, immer wieder und wieder rieb er sich die Augen, doch die Müdigkeit wollte nicht weichen. Dann, als er es schließlich aufgegeben hatte, fiel sein Blick auf die Wanduhr. Ein Fundstück von Undyne, welches sie ihnen zwei Wochen nach ihrem Einzug geschenkt hatte. Es war eine gewöhnliche Uhr, nur dass sie keine normalen Zeiger hatte, sondern zwei kleine Skelettarme, die die Uhrzeit anzeigten. „eine stunde also? verstehe. das erklärt so einiges“, sagte er, raffte sich auf und erhob sich langsam von der Couch. Aus der Küche konnte er den dezenten Geruch von warmen Haferflocken riechen, das Blubbern des kochenden Wassers hören und Papyrus, wie dieser versuchte eine Packung mit Spaghetti zu öffnen. Doch Sans konnte noch mehr hören. Ein kleines, feines Geräusch und doch war es im Augenblick das lauteste Geräusch der Welt. Er kannte dieses Geräusch bereits, seit Papyrus noch ein ganz kleines Kind war. Damals hatte er ihn immer trösten können, doch er wusste, das war ihm heute nicht möglich. Dieses Mal nicht. Er selbst war die Ursache dafür und die Tatsache schmerzte noch mehr als seine pochende Stirn oder die brennenden Augenhöhlen. Als er die Küche betrat, sagte er nichts. Papyrus stand am Herd und regte sich nicht, Sans war sich nicht einmal sicher, ob dieser überhaupt mitbekommen hatte, dass er in die Küche gekommen war. Und er wollte ihn auch nicht darauf aufmerksam machen. Stattdessen nahm er den kleinen Falthocker aus der Ecke und begann, das Geschirr aus dem Schrank zu holen. Und auch während des gemeinsamen Abendessens sprachen sie kein einziges Wort miteinander. „WIR SOLLTEN FRÜH INS BETT GEHEN, WENN ES MORGEN EINE ERFOLGREICHE SUCHE WERDEN SOLL“, waren die letzten Worte, die Sans hörte, bevor Papyrus sich in seinem Zimmer einschloss. Kurz überlegte er, ob er sich in das Zimmer hineinteleportieren sollte, doch er war zu müde dazu. Auch war das Geräusch, dass der Schlüssel beim Herumdrehen in Papyrus‘ Zimmertür gemacht hatte, ein mehr als deutliches Signal. So schleppte Sans sich in sein eigenes Zimmer, kuschelte sich an die undefinierbare Kugel aus Bettlaken und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf. 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