Evil Light von Tariana (Gegen das Licht) ================================================================================ Kapitel 1: Message ------------------ Er spürte, wie sich die Luft veränderte. Es war nur eine leichte Veränderung, aber er wusste genau, was das hieß und schaute in den Himmel, welcher langsam immer dunkler wurde. Es war nicht die Dunkelheit der Nacht, die hereinbrach, sondern war es ein Vorzeichen, dass ein Gewitter auf sie zu kam. Und selbst wenn er nicht darauf geachtet hätte, hätte er es bemerkt. Schon seit Jahren war er empfindlicher geworden, was den Vorzeichen eines Gewitters anging und noch als Kind hätte er sich vor Angst davor versteckt. Jetzt aber genoss er jeden Augenblick davon und freute sich wieder darauf. Es war ein Teil von ihm geworden und er wusste, dass auch dieses Gewitter ihn nichts anhaben konnte. Als ob er immun dagegen war. Das erste was kam war der Regen, ehe ein Donner über das Land grollte und die ersten Blitze zuckten. Während die meisten Menschen um ihn herum nach Schutz suchten, machte er sich direkt auf den Weg nach Hause. Zum Glück hatte er an eine Regenjacke gedacht, dessen Kapuze er nun über den Kopf zog, damit er nicht allzu nass wurde. Der Regen wurde kräftiger, aber er ließ sich davon nicht stören, sondern schaute fasziniert dem Lichtspiel zu, welches das kräftiger werdende Gewitter vor sich bot. Das erinnerte ihn immer wieder an früher Zeiten. An Zeiten mit seinen Freunden, der Digiwelt und auch daran, wie viel stärker er selbst geworden war. In Laufe der Jahre hatte er sich verändert – alle hatten sich verändert und es war auch gut so. Leider hieß es aber auch, dass sie die Digiwelt nie wieder betreten konnte, und er erwischte sich immer wieder an den Gedanken, was wäre, wenn sie wieder zurückkommen konnten. Doch er war kein Kind mehr und die Zeiten waren demnach lange vorbei. Doch solange er noch Zeit mit seinen Freunden verbringen konnte, selbst wenn sie sich immer weniger sahen, war er zufrieden. In Gedanken woanders, merkte er im ersten Moment nicht die Spiegelung, die sich vor ihn auftat. Erst als er plötzlich eine Stimme höre, blieb er erstaunt stehen und sah nach vorne, wo ihn ein Abbild gezeigt wurde, womit er nun nicht gerechnet hatte. „Beetlemon?“ Junpei. Wir brauchen eure Hilfe. „Was machst du hier?“, fragte er verwirrt, als würde er eine Antwort bekommen, doch der Digikrieger des Donners verschwand genau in dem Moment wieder, als ein greller Blitz den Himmel erhellte. Was war das? War das etwa ein Traum? Junpei schüttelte den Kopf darüber und merkte er jetzt, dass er tatsächlich zu Hause war. Es gab Tage, dass man so sehr in Gedanken woanders war und damit nicht mehr wusste, wie man von einem Ort zum anderen gelang und das war eines dieser Momente. Vermutlich gehörte auch Beetlemon zu seinem Tagtraum und deswegen war es bestimmt eine Einbildung. Denn selbst wenn die Digiwelt wieder ihre Hilfe brauchte, so glaube Junpei kaum, dass sie damit gemeint waren. Daher tat er es als Einbildung ab und schüttelte darüber den Kopf. Anscheinend wollte er so sehr wieder einmal zurück in die Digiwelt und bildete sich deswegen ein, Beetlemon zu sehen und dessen Stimme zu hören … oder besser gesagt seine eigene Stimme. Jetzt aber brauchte er dringend was zu Essen und das konnte ihn nun wirklich keiner nehmen. Nach wie vor aß er immer noch gerne was, auch wenn sich seine Ernährung nicht mehr nur auf Schokolade beschränkte. Aber gerade diese konnte er jetzt ganz gut gebrauchen, einfach um seine Nerven zu beruhigen und so nahm er sich welche, als in dem Moment sein Handy klingelte. Wer ihn wohl um dieser Zeit schon schrieb? Wenn du uns wieder helfen willst, dann komme zum Shibuya Bahnhof um 17.45 Uhr. Doch als er die Nachricht las, lies er seine Schokolade beinahe fallen, hätte er sie nicht rechtzeitig aufgefangen. Das konnte doch nicht sein! Also war die Erscheinung von Beetlemon tatsächlich keine Einbildung gewesen, denn diese Worte standen eindeutig schwarz auf weiß auf seinem Handy. Schnell aß er sein Stück Schokolade zu Ende und schnappte sich schnell seine Jacke, die er vorhin nur geistesgegenwärtig abgelegt hatte, während er seine Schuhe angelassen hatte. Er war noch ziemlich durchnässt, aber ehrlich gesagt war es ihn völlig egal. Junpei handelte einfach, ohne sich irgendwelche Gedanken zu machen und sah erst dann auf die Uhr. Wie beim ersten Mal, als er unfreiwillig in die Digiwelt gekommen war, brauchte er sich dieses Mal nicht so sehr abhetzten – da er noch etwas mehr als eine halbe Stunde Zeit hatte und der Bahnhof nicht weit von ihm befand. Wobei es auch beim letzten Mal nicht allzu knapp war, wenn man bedachte, dass Takuya und Kouji sich ziemlich abhetzten musste. Aber daran wollte er nicht denken, denn jetzt war seine Hilfe gebraucht und nicht damals. Jetzt, wo er mittlerweile kein Kind mehr war und wusste, was auf sie zukam. Und da Beetlemon von ihr gesprochen hat, war die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass auch die anderen die Nachricht bekommen hatten. Daher nahm er, während er sich auf den Weg zum Bahnhof machte, sein Handy und nahm die erstbeste Nummer, die ihn gerade angezeigt wurde. „Junpei. Ich schätze, du hast auch die Nachricht erhalten?“ Das war typisch für Kouji: so direkt wie immer. Vor einigen Jahren hätte man es nie gedacht, aber in Laufe der Zeit hat Junpei ausgerechnet zu dem Zwilling den meisten Kontakt behalten, auch wenn sie sich trotzdem nie als besten Freunde sehen würden. Es war schon seltsam, wie sich alles in der Zeit änderte. „Ja. Seid ihr auf dem Weg?“ Es war nicht unwahrscheinlich, dass auch Kouichi da war, vor allem wenn man bedachte, dass sie gerade erst zusammen gezogen waren. Er konnte das nicken auf seine Worte und die ernste Miene von Kouji beinahe sehen. „Sind wir. Izumi weiß auch Bescheid und Takuya und Tomoki erreiche ich gerade nicht, aber ich denke, dass die beiden die Nachricht ebenfalls erhalten haben. Wir treffen uns am Bahnhof.“ Und somit legte er auf, was Junpei nur zum Seufzen brachte. Das war mal wieder typisch. Aber es war gut zu wissen, dass nicht nur er instinktiv reagierte, sondern auch die anderen. Er überlegte gerade, was mit Tomoki und Takuya war. Vermutlich war Takuya gerade zu sehr beschäftigt, um auch nur auf sein Handy zu achten und ehrlich gesagt würde es Junpei nicht wundern, wenn er als letztes völlig abgehetzt auftauchte. Und was Tomoki anging, da musste … Moment, da war er ja. „Tomoki!“, rief er den Namen des Jüngsten, welcher sich verwundert umsah. Vor allem die Ausstrahlung von Tomoki hat sich verändert. Von den verängstigten kleinen Jungen, denn sie in der Digiwelt kennengelernt hatten, war nichts mehr zu sehen, da er eindeutig selbstbewusster geworden war. Er trug jedoch immer noch Kopfbedeckungen, auch wenn die Ballonmütze zu einem Cappy gewichen war und seine Kleidung war in einem jugendlich-lässigen Stil gehalten. „Huch, Junpei. Was machst du den hier?“ kam die verwunderte Frage des Jüngeren, der anscheinend noch nicht wusste, was los war. „Gut, dass ich dich treffe“, er als Junpei neben Tomoki stehen geblieben war, hatte er bemerkt, dass er gerannt war. Das Konditionstraining, welches er in den letzten Jahren gemacht hatte, zahlte sich aus. Denn als Kind war selbst so eine kurze Strecke viel zu viel für ihn geworden. „Sag mal. Hast du dein Handy nicht gehört?“ fragte er schließlich lieber direkt nach und zeigte seines hoch. Die Nachricht, die er bekommen hatte, wurde nach dem Telefonat wieder eingeblendet. Junpei versuchte erst gar nicht, diese zu löschen, da sie vermutlich immer wieder erscheinen würde. „Was … aber wie? Moment“, schnell kramte Tomoki sein Handy aus der Tasche, welches er scheinbar einfach nicht gehört hatte. „Also … Kouji hat versucht mich zu erreichen und … das gibt es doch nicht!“ Man sah ihn eindeutig an, wie verwirrt er war und so zeigte Tomoki Junpei dieselbe Nachricht, die der Digikrieger des Donners auch bekommen hatte. „Dann sollten wir schnell los!“ Rief Tomoki dann voller Tatendrang. Auch er handelte sofort und lief los, während Junpei ihn folgte. Erst jetzt fiel ihn auf, dass der Regen schon längst aufgehört hatte und nur noch ein paar Blitze aus der Ferne zu sehen waren. Zu sehr war er mit den Neuigkeiten beschäftigt, als dass er auf das Wetter geachtet hatte. Es gab eben wichtigeres. „Sag mal Tomoki. Hast du auch zufällig Kumamon gesehen?“ fragte er den Jüngeren, auch wenn er aufgrund von Tomokis vorherigen Reaktion schon ahnen konnte, wie die Antwort war. Wie schon gedacht, schüttelte er den Kopf. „Nein, warum? Hast du Beetlemon etwa gesehen?“ fragte Tomoki Junpei und er nickte nur. Das war schon sehr seltsam.     ♦     Als er die Erscheinung von Lobomon gesehen hatte, welcher um ihre Hilfe bat, wusste er direkt, dass etwas nicht stimmte. Und kurze Zeit später kam auch schon die Nachricht auf seinem Handy und dem Handy seines Bruders an, wo sie gerade zu Hause waren. „Was das wohl zu bedeuten hat?“, fragte Kouichi an ihn gerichtet und blickte Kouji direkt an. Der jüngere Zwilling hatte ihn von Lobomon erzählt und Kouichi meinte nur, dass er Löwemon selbst nicht gesehen hatte, was ein wenig für Verwirrung sorgte. War das etwa nur Einbildung gewesen? „Hallo. Erde an Kouji?“ Eine Hand wedelte vor seinem Gesicht und brachte ihn aus seinen Gedanken. Einen kurzen Moment musste Kouji überlegen, was sein Bruder gesagt hatte, als es ihn wieder einfiel. „Ich habe keine Ahnung, was es zu bedeuten hat. Es ist alles einfach nur seltsam.“ In dem Moment als er es sagte, kam bei ihm eine Nachricht an. Junpei hatte ihn geschrieben, dass er Tomoki zufällig gefunden hatte und sie sich auf dem Weg zum Bahnhof machten, wo sie sich treffen wollten. Anscheinend hat der Jüngste wohl nur sein Handy auf Stumm gestellt und deswegen nichts mitbekommen. Izumi war auch auf dem Weg, aber sie wollte erst auf die beiden Zwillinge treffen, da sie zufällig denselben Weg hatten. Nur von Takuya wusste er nichts. „Du denkst mal wieder zu viel nach, Kouji“, hörte er die Stimme seines Bruders, welcher ihn leicht an den Kopf haute. „Deine Sorgenfalten vertiefen sich wieder. Wir werden schon erfahren, was los ist, wenn wir da sind.“ Dass Kouichi damit so unbekümmert umging, wunderte Kouji schon. Denn immerhin war die Zeit in der Digiwelt für ihn nicht völlig spurlos vorbeigegangen, auch wenn es in den letzten Jahren verbessert hatte. „Warum bist du so ruhig?“, fragte er daher misstrauisch nach und blickte seinen Zwilling direkt an. Dieser zuckte aber nur die Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass ich damit klarkommen muss. Außerdem ist es mittlerweile Jahre her, wo wir da waren.“ Da hatte er wohl recht. Aber Kouji wusste von den Albträumen, die Kouichi noch heute ab und zu hatte, sagte aber nichts mehr dazu. Besser gesagt kam er auch nicht mehr dazu, als er ihrer beider Namen hörte. Izumi wartete bereits an ihren Treffpunkt. Kurz sahen sich die Zwillinge an, ehe sie auf die junge Frau zugingen. Kouji fiel jetzt erst auf, wie sehr sich Izumi in Laufe der Jahre eigentlich verändert hatte. Was vermutlich daran lag, dass er sich an die Zeit zurückerinnerte, wo sich alle kennengelernt hatten und er auch seinen Bruder gefunden hatte. Sie ist eben weiblicher geworden, aber Kleidungstechnisch hatte sie sich von dem Lila verabschiedet und bevorzugte öfters mal ein wenig dunklere Farben als früher. Die Haare hatte sie wirr zusammengebunden, als ob sie sich beeilen musste, was vermutlich sogar stimmte. Bestimmt saß sie an irgendeiner Hausarbeit, als sie die Nachricht als auch Koujis Anruf erhalten hatte. Früher hätte sie eindeutig mehr darauf geachtet, wie sie aussah. „Habt ihr was von den anderen gehört?“, fragte Izumi direkt, nachdem sie die beiden Zwillinge umarmt hatte. Auf Koujis leicht steife Reaktion, die er nach wie vor selbst nach der langen Zeit nicht ablegen konnte, konnte sie nur schmunzeln. Er verstand es ja selbst nicht, denn gerade bei Izumi müsste er sich mittlerweile daran gewöhnt haben. Doch es gab wichtigeres und sie machten sich nun zu dritt auf dem Weg, während er auf die Frage antwortete. „Tomoki und Junpei sind auf dem Weg. Von Takuya habe ich immer noch nichts gehört und ich würde mich erst gar nicht wundern, wenn er völlig gehetzt gerade noch kommt.“ Bei den letzten Worten verdrehte er nur die Augen, was Izumi zum Lachen brachte. „Da hast du wahrscheinlich recht.“ Dann aber blickte sie zu dem anderen Zwilling, der noch erstaunlich ruhig war. „Und dir geht es gut … ich meine, nach dem letzte Mal …?“ Koichi zuckte nur mit den Schultern. „Ich komme klar, wenn du das fragst. Aber sag mal Izumi: Hast du zufällig Kazemon gesehen?“ fragte er die Frage, die auch Kouji in den Sinn gekommen war. Doch Izumi runzelte nur verwirrt die Stirn und schüttelte den Kopf. „Nein. Warum? Habt ihr Löwemon und Lobomon etwa gesehen?“ fragte sie die Zwillinge, die nur stumm einen Blick miteinander tauschten. Etwas stimmte nicht. Warum war Kouji der Einzige, der sein Spirit gesehen hat und wie er seinen Bruder kannte, dachte dieser bestimmt dasselbe. Da keiner der beiden auf die Frage antwortete, blieb Izumi stehen und drehte sich mit verschränkten Armen vor den Zwillingen. „Was ist los? Ihr verschweigt mir doch etwas?“ Sie blickte zwischen den beiden hin und her, ehe ihr Blick Kouji traf. Dieser seufzte nur kurz, eher er den Blick abwandte. „Nun ja. Ich habe selbst, bevor ich die Nachricht bekommen habe, Lobomon gesehen, welcher zu mir gesprochen hat. Und wie es scheint, bin ich wohl der Einzige.“ Gab er dann doch zu und ging einfach dann weiter. „Hey. Du kannst doch nicht so etwas sagen und uns einfach stehen lassen!“ Izumi folgte ihn direkt und sah ihn an, während sein Zwillingsbruder ihnen schweigend folgte. „Wir sollten uns beeilen und zum Bahnhof kommen. Dann können wir über all das reden – wenn auch die anderen da sind.“ Gab Kouji nur unwirsch zurück und Izumi seufzte nur, anstatt zu antworten. Sie wusste ganz genau, dass sie jetzt nichts mehr aus ihm heraus bekommen würde. Ein paar Minuten später kamen sie schließlich an und Kouji blickte kurz auf die Uhr, die über ihnen ragte. Sie brauchten zum Glück nicht so lange zum Bahnhof, weshalb es bereits halb sechs war, als sei dort ankamen. Also hatten sie noch etwas Zeit, wobei sich Kouji schon fragte, warum es dieses Mal nicht so knapp wurde, wie bei erstem Mal. Als ob man den ehemaligen Digikrieger etwas Zeit geschenkt hatte. Tomoki und Junpei waren bereits da, als sie schließlich in die Bahnhofshalle gingen und ersteres winkte den dreien zu. Izumi ließ es nicht nehmen, auch die beiden in die Arme zu schließen, was Kouji doch ein wenig zum Schmunzeln brachte. Wie lange war es wohl her, dass sie alle gleichzeitig etwas unternommen hatten? Es war schon die reinste Ironie, dass scheinbar die Digiwelt wieder der Grund für das Zusammentreffen war. Auch, wenn nach wie vor einer fehlte. „Irgendwie ist es schon seltsam, findest du nicht?“, fragte Kouichi ihn plötzlich. Fragend sah er zu seinem Zwilling, der ihn anlächelte. „Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen und ausgerechnet die Digiwelt bringt uns wieder zusammen. Ich meine, der Kontakt war immer da, aber dennoch haben wir uns doch ein wenig aus den Augen verloren.“ Kouji nickte nur und schmunzelte. „Ich habe gerade dasselbe gedacht. Fehlt nur noch Takuya.“, Dabei blickte er auf sein Handy, aber bis auf die Nachricht von der Digiwelt, die sich sowieso nicht löschen ließ, war nichts eingegangen. Izumi, die es bemerkt hatte, beugte sich zu Kouji, um auf das Handy zu sehen. „Wie ich sehe, immer noch nichts? Das ist mal wieder typisch Takuya!“ Schon wieder dachte jemand genau dasselbe wie er, auch wenn es dieses Mal um Izumi handelte. Denn sie hatte recht: Es war typisch Takuya. Kouji blickte zu Izumi und konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. „Vielleicht reagiert er ja auf dich anstatt auf mich. Versuch es mal“, er meinte es eigentlich eher als Scherz und trotzdem war er nicht überrascht darüber, als Izumi ihr Handy nahm und tatsächlich Takuya anrief. Dabei ließ sie nicht locker und versuchte es sogar gleich mehrere Male, ehe anscheinend jemand dran ging. „Na endlich. Siehst du überhaupt nach, wenn jemand anruft? … Moment, was?“ „Ich bin doch hier!“, hörten die anderen plötzlich die Stimme von Takuya, der grinsend sein Handy in die Höhe hielt. Kouji verdrehte nur die Augen, während Izumi ihr Handy zu klappte, auf Takuya zu ging und ihn kräftig gegen die Schulter boxte. „Warum reagierst du Trottel dann nicht auf unsere Anrufe?“ Die Antwort von Takuya wurde jedoch von einem schrillen Klingeln unterbrochen, welches plötzlich zeitgleich von allen Handys der sechs Anwesenden kam. Sie schauten auf die Bildschirme, wo eine neue Nachricht erschien.     Nun lasst das Spiel beginnen und das böse Licht besiegen. Kapitel 2: Silence ------------------ „Böses Licht? Was meint man damit?“ Es war Takuya, welcher diese Frage stellte und diese war nicht unberechtigt. Doch ehrlich gesagt fand Tomoki selbst den ganzen Satz ein wenig seltsam. Nicht nur, dass von einem bösen Licht die Rede war, sondern auch von einem Spiel. „Ich schätze mal, dass es vermutlich eine andere Umschreibung für die Finsternis sein soll,“ es war Kouichi, der diese Vermutung aufstellte und kurz darauf den Blick mit seinem Bruder wechselte, welcher noch nachdenklicher als gewohnt wirkte. Irgendetwas machte Kouji zu schaffen und Tomoki konnte nicht wirklich sagen, was genau. Doch dann wandte er sich selbst an die anderen. „Ehrlich gesagt frage ich mich eher, was für ein Spiel gemeint ist. Will jemand mit uns ein Spiel spielen?“ fragte er in die Runde und bemerkte, dass Izumi kurz den Kopf schief legte. „Du hast Recht Tomoki. Zumindest klingt es wirklich so,“ antwortete sie nachdenklich, während Junpei den Kopf schüttelte. „Ich glaube darüber können wir uns erst später Gedanken machen. Viel wichtiger ist wohl, dass wir die Trailmon aufsuchen sollten, oder nicht? Weil warum sonst sind wir hier?“ Tomoki schmunzelte, denn Junpei hatte natürlich recht. Auch wenn sie keine direkte Meldung bekommen hatten, dass sie den Fahrstuhl nach unten nehmen sollten, war es für sie trotzdem klar, dass es so weit kommen sollte. Rätseln konnte man später. Auch die Zwillinge schienen Junpeis Meinung zu sein, genau wie Izumi. Nur Takuya schien einen anderen Gedankengang zu folgen, welche die nächsten Worte bewiesen. „Sagt mal Leute. Das wollte ich eigentlich direkt fragen, aber dann kam die Nachricht… ach egal. Habt ihr eigentlich auch eure Spirits gesehen?“ Also war Junpei doch nicht der einzige und Tomoki sah zu ihn rüber. Der Ältere erwiderte seinen Blick kurz, ehe Tomoki bemerkte, dass auch bei den Zwillingen einen Blickaustausch gab. Das war seltsam. „Also… ich habe Kumamon nicht gesehen,“ sagte Tomoki als erstes, ehe er zu Junpei deutete. „Aber Junpei meinte vorhin, dass er Beetlemon gesehen hat.“ Der Älteste nickte auf die Worte hin. „Ja genau. Beetlemon hat zu mir gesagt, dass er sie unsere Hilfe brauchen.“ „Das ist ja seltsam,“ war Izumi die nächste, die scheinbar nicht wusste, was sie davon halten sollte. „Ich habe Kazemon auch nicht gesehen, aber…“ Ihr Blick glitt zu Kouji, welcher immer noch ziemlich nachdenklich aussah. Schon seitdem die letzte Nachricht kam. „Also nur Junpei, Takuya und ich. Warum?“ Das beantwortet die Frage von Takuya, aber warf weitere Fragen auf. Doch um darüber weiter nachzudenken, hatten sie keine Zeit mehr, als plötzlich wieder ein schrilles Piepen von ihren Handys kam. Beeilt euch! Mehr als diese Worte waren es nicht und es reichte ein einzige Blickaustausch von allen, um zu wissen, dass sie sich nun auf dem Weg zum Trailmon machen mussten. Über all die seltsamem Vorkommnisse können sie sich auch dort Gedanken machen. „Puh… zum Glück noch rechtzeitig geschafft“ war das erste was Takuya sagte, als sie in den Trailmon gestiegen waren und Kouji schmunzelte belustigt. „Im Gegensatz zum ersten Mal, brauchten wir uns auch nicht so extrem abhetzen.“ Auch wenn es doch ganz knapp war, aber das brauchte er nicht aussprechen. Das wussten die anderen auch so und Tomoki war froh darüber, dass sie nun ein wenig Zeit hatten, um sich über all das Gedanken zu machen. Es war schon ein seltsame Gefühl wieder im Trailmon zu sitzen. Tomoki konnte sich noch ganz genau daran erinnern, wie er das erste Mal in die Digiwelt gekommen war. Er war völlig verängstigt und wollte am liebsten nur nach Hause, aber die anderen – allen voran Takuya – hatten ihn immer wieder aufgebaut, so dass er immer mutiger wurde. Mittlerweile traute sich Tomoki einiges mehr zu als früher und ohne diese Abenteuer als Kind, wäre er vermutlich nicht derselbe, wie er jetzt war. Aber auch die anderen hatten sich Verändert, auch wenn sie trotzdem irgendwie dieselben blieben. Es gab eben Eigenschaften, die einfach immer zu einem gehörten und das war auch gut so. Während Tomoki an die Vergangenheit dachte, bemerkte er nur nebenbei, wie sich die Zwillinge leise unterhielten, genauso wie Izumi und Junpei, die sich anscheinend einiges zu erzählen hatten. Wie lange sie sich wohl nicht mehr gesehen haben? Vermutlich genauso lange, wie auch er die anderen nicht mehr gesehen hatte. Es war schon ziemlich lange her und der einzige, den Tomoki ab und an sah, war Takuya. Dies aber auch nur, weil er zufällig mit seinen Bruder Shinya in eine Klasse gekommen war und sie sich angefreundet haben. Takuya war der Einzige, der ungewöhnlich still war und er sah nur nach draußen. Auch Tomoki sah nach draußen. Irgendwann mussten sie die Grenze zur Digiwelt passieren und Tomoki fragte sich, wie die Digiwelt nun aussah. Hoffentlich nicht wieder so löchrig wie es bei ihrer letzten Reise in der Digiwelt war. Ob sie auch Bokomon, als auch Neemon wieder sahen? Ehrlich gesagt war es eher unwahrscheinlich, da die Digiwelt eine ganz andere Zeitrechnung hatte als die reale Welt. Es mussten mittlerweile einige Jahre oder vielleicht auch Jahrzehnte vergangen sein, als sie das letzte Mal hier waren. Plötzlich ging ein Ruckeln durch die Zug und Tomoki hielt sich geistesgegenwärtig fest, da sie anscheinend die Grenze zur Digiwelt erreicht haben. Kurz darauf bemerkte er auch ein vertrautes Gefühl in sich und sah Kumamon vor sich, welcher ihn frech angrinste und zuwinkte. Auch die anderen Digikrieger bemerkte er – Löwemon, Kazemon, Agunimon, Beetlemon und Lobomon. Genauso wie Kumamon begrüßten sie die anderen Digikriegern, wobei Lobomon seltsam besorgt aussah. Kurze Zeit später wusste Tomoki auch warum – den Kouji schrie plötzlich auf und hielt sich am Herzen fest, als hätte ihn dort etwas getroffen. Sein Bruder reagierte schnell und war sogleich auch bei ihn.     ♦     „Hey… Kouji, was ist los?“ fragte er beinahe schon panisch seinen Bruder, denn so eine Reaktion kannte er von Kouji gar nicht. Bei sich selbst vielleicht, da er eine Zeit lang öfters mal plötzliche Flashbacks bekam, aber nicht von seinen Bruder. „Ich… weiß es nicht. Irgendetwas stimmt hier nicht…“ Man sah, wie sich der jüngere Zwilling die Zähne zusammen biss, da er anscheinend immer noch unerklärliche Schmerzen hatte. Aber langsam schien es ihn wieder besser zu gehen. Doch woher kam diese plötzliche Reaktion? Erst jetzt bemerkte Kouichi, dass sich die anderen zu den beiden gewandt haben, wobei auch Takuya und Junpei nicht so aussahen, als wäre alles in Ordnung bei ihnen. „Ich spüre es auch. Irgendetwas ist anders als das letzte Mal,“ gab Junpei von sich, sich aber noch rühren konnte. Es sah so aus, als hätte auch er ebenfalls Schmerzen, auch wenn diese nicht so stark ausfielen, wie bei Kouji. Trotzdem hielt er sich fest, als würde er sich selbst nicht trauen, sein Gleichgewicht halten zu können. Zu Not war auch Izumi da, welche schon die ganze Zeit neben ihn saß und besorgt zwischen Junpei, Kouji und auch Takuya  hin und her sah. Letzteres war jedoch noch vergleichsweise fit, auch wenn er trotzdem ziemlich blass wirkte. Aber warum passierte das alles? Er wandte sich wieder seinen Bruder zu, welcher so wirkte, als würde ihn es nicht besser gehen, sich aber dazu zwang, zu den anderen zu schauen. „Der Blick von Lobomon… das böse Licht…“ Weiter kam er nicht, da ein erneutes ruckeln durch Trailmon kam und man merkte, dass dieser immer langsamer wurde. Anscheinend haben sie ihr Ziel erreicht und so mussten sie bald darauf aus dem Trailmon aussteigen. „Wir sind da,“ waren die einzigen Worte, die von Trailmon kamen, ehe sie ausstiegen und das Digimon wieder davon fuhr. Es war für Kouichi ein seltsame Gefühl, plötzlich am Bahnhof der Flammen zu stehen. Während die anderen es schon kannte, sah er sich um, da er während der letzten Reise in der Digiwelt nicht auf diese Art in die Digiwelt gekommen war. Für ihn war es völlig neu und deswegen ungewohnt. Doch gab es erst einmal wichtigeres. Sie mussten herausfinden, was hier passiert war, denn bisher sah alles noch ganz friedlich aus. Warum also waren sie hier? „Gibt es einen Anhaltpunkt, wo wir überhaupt hin müssen?“ Die Frage von Junpei war nicht unberechtigt, da niemand eine Nachricht bekommen hatte. „Das ist eine gute Frage,“ warf Takuya ein und holte sein Handy raus, welches tatsächlich wieder zu seinem D-Tector wurde. „Ich habe keine weitere Nachricht erhalten. Ihr etwa?“ Auch die anderen sahen nach und schüttelten den Kopf. Das war doch alles sehr seltsam. In der realen Welt haben sie drei Nachrichten bekommen und hier keine einzige – was ihnen nicht gerade weiter half. Zudem kam noch dieser Vorfall im Trailmon und als er sich umsah, sah er kein einziges Digimon. Moment mal! Warum war es ihn nicht früher aufgefallen? „Sagt mal. Irre ich mich, oder sind hier keine Digimon. Es wirkt wie eine Geisterstadt,“ sprach Kouichi nun seinen Gedanken aus und sah sich um. „Du hast recht,“ kam gleich darauf die Antwort von Izumi. „Normalerweise müsste gerade um dieser Zeit viel los sein. Ich meine, wir haben es mitten im Tag.“ „Genau deswegen müssen wir hier schnell weg,“ Kouji wirkte beunruhigt, als er es sagte und er sah sich aufmerksam um. Jedoch schien es ihn zumindest etwas besser zu gehen als vorhin. „Wie? Warum?“ fragte Izumi ihn verwirrt und auch Kouichi hat einer der seltenen Momente, wo er seinen Bruder nicht ganz verstand. Junpei hingegen schien zu wissen, was er meinte. „Ich denke auch, dass es jetzt zu gefährlich ist. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.“ Takuya hingegen nickte nur, auch wenn er nicht so ganz überzeugt aussah, wie die anderen beiden. „Was meint ihr? Könnt ihr das erklären?“ sprach Izumi Junpei und Kouji an, wobei ihr Blick auf letzteres blieb, welcher am ehesten eine Erklärung haben sollte. Zumindest hatte Kouichi das Gefühl, dass es so war, auch wenn er nicht wusste, was genau ihn sein Bruder besorgte. Er musste an die letzten Worte von Kouji denken, bevor sie am Bahnhof ankamen. Was genau meinte er damit? Aber Kouichi vertraute seinen Bruder, weshalb er nickte. „Ich denke, dass wirst du, wenn wir einen sicheren Ort gefunden haben, oder?“ fragte er an Kouji gewandt. „Auch wenn ich nicht weiß, wo genau die Gefahr ist.“ Bisher war alles ruhig und sie wurden auch nicht angegriffen, noch hörte man Kampfgeräusche. Daher war das Verhalten der beiden umso seltsamer.   „Ich hoffe es doch,“ Izumi verschränkte die Arme und sah zu Kouji. „Und wo sollen wir deiner Meinung nach hin?“ „Zum unterirdischen Labyrinth, woher ich meinen Spirit habe. Ich denke, da kann ich euch am ehesten meine Vermutung erklären,“ antwortete er, wobei er eindeutig beunruhigter wirkte, als es normal für ihn war. „Wenn du meinst, dass es dort sicher ist.“ Kam prompt die Antwort von Izumi und sie war schließlich sogar die Erste, die sich auf dem Weg zur besagtem unterirdischen Labyrinth machte. Kouichi folgte den anderen und fühlte in sich. Das beklemmende Gefühl, welches er das letzte Mal teilweise hatte, als er in der Digiwelt war, war vollkommen verschwunden. Stattdessen machte sich Sorgen in ihn breit. Sorgen um seinen eigenen Bruder.     ♦     Nun lasst das Spiel beginnen und das böse Licht besiegen. Aus irgendeinem Grund hallten ihre diese Worte immer wieder nach und sie versuchte noch immer einen Reim daraus zu machen. Sie war nicht wirklich sicher, ob sie der Vermutung von Kouichi wirklich zustimmen sollte, dass es eine andere Umschreibung für die Finsternis sein sollte. Warum sollte sich jemand die Mühe machen, es als böses Licht zu bezeichnen? Generell verstand Izumi einiges nicht. Schon bevor sie in den Trailmon gestiegen sind, gab es einige Fragen. Zum einen warum nur Takuya, Kouji und Junpei ihre Digimon gesehen haben und warum jemand die Mühe machte, sie erst alle zu versammeln, ehe er diese Nachricht mit den Spiel Versand. Außerdem: was für ein Spiel war gemeint? Das war wohl etwas, wie sie vermutlich noch herausfinden sollen. Im Trailmon selbst schien noch alles so wie immer. Sie hatte sich mit Junpei unterhalten, welchen sie lange nicht mehr gesehen hatte und es war schön wieder einmal mit ihn zu reden. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse und kaum hatten sie die Grenze zur Digiwelt passiert, schien es den Älteren nicht gut zu gehen. Schlimmer aber war eindeutig die Reaktion von Kouji, dessen Aufschrei sie erschrocken zusammen fahren lies. Seitdem machte sie sich ziemlich Sorgen um die beiden, aber auch Takuya, denn es auch nicht besser zu gehen schien. Nur warum… Der Blick von Lobomon… das böse Licht… Hatten diese Worte von Kouji auch mit dem zu tun, was hier passierte? Wie sie ihn kannte, sehr wahrscheinlich und er würde sie nicht ohne Grund von einem Ort weg locken, der im ersten Moment friedlich zu sein schien. Nur das eben die Digimon fehlten, was Izumi durchaus zu denken brachte. Jedoch fiel es ihr tatsächlich erst auf, als Kouichi es anmerkte und im Nachhinein fragte sie sich, warum es ihr nicht früher auffiel. Sie passierten das Dorf, wo Bokomon und Neemon ihre Heimat hatten und selbst von den beiden war nichts zu sehen. Ob es ihnen gut ging? Ob sie überhaupt noch am Leben waren? Denn immerhin waren schon einige Jahre in der Digiwelt vergangen, aufgrund der anderen Zeitrechnung zur Menschenwelt, einige mehr als bei ihnen. Die Wahrscheinlichkeit war daher groß, dass sie nicht mehr hier waren, auch wenn Digimon immer wieder neu geboren wurden. Das hieß noch lange nicht, dass sie immer am selben Ort zurück kehrten. „Izumi?“ Sie war so sehr in Gedanken woanders, dass sie gar nicht merkte, dass sie zurück gefallen war und nun direkt neben Kouichi her lief, der sie einen Augenblick musterte. „Alles in Ordnung? Du scheinst dir Sorgen zu machen.“ Scheinbar hatte er es ihr angesehen, aber das wunderte sie nun wirklich nicht. Die Zwillinge waren beide schon immer sehr aufmerksam gewesen. „Du etwa nicht?“ Sie deutete auf Kouichis Zwilling. „Ich meine, die Reaktion vorhin war schon ziemlich… heftig.“ Er nickte daraufhin nur und sah ebenfalls nach vorne. Einen Moment lang sagte niemand etwas, ehe Kouichi seufzte und sich wieder nach Izumi wandte. „Ich denke, er weiß, was er tut – genauso wie Junpei und Takuya, auch wenn ich nicht weiß, was sie damit zu tun haben.“ „Du hast auch einen Verdacht, oder?“ fragte Izumi und verriet dabei, dass auch sie ein Vermutung bezüglich all den Vorfällen hatten, die bisher passiert waren. Doch sie sprach diese nicht aus, genauso wenig wie Kouichi, welcher nur nickte. Beide wussten, dass sie später sehr wahrscheinlich noch eine Erklärung erhalten würden. Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis zum besagten Labyrinth ankamen und Izumi erinnerte sich an den Tag zurück, als Kouji sein Spirit gefunden hatte und dabei Junpei und Tomoki vor Raremon rettete. Das Spirit des Lichts. Es wirkte am Anfang irgendwie unpassend zu einem Jungen, welcher lieber alleine war, anstatt im Team zu arbeiten – auch wenn sie ihn damals durchaus verstand. Aber nicht nur einmal hatte er sie gerettet und schließlich wurden sie doch zu einem Team. Ein Team, welches noch heute Bestand und vermutlich mehr den je gebraucht wurde. Zumindest fühlte es sich für Izumi so an. Ebenso hatte sie bei den Gedanken an dem Licht ein seltsam beklemmendes Gefühl – es war bedrohlicher. Hatte sie mit dem Verdacht, der sich in ihr immer weiter befestigte als doch recht? Nur was war dann mit Junpei und Takuya? Als sie ins Labyrinth rein kamen, musste sich Izumi erst einmal an das plötzliche Dämmerlicht gewöhnen, welches herrschte. Es war draußen eindeutig heller, aber als sie rein gingen, schien sich in Kouji etwas zu verändern, da er sich direkt an eine Wand setzte und völlig erschöpft schien, als wäre er die ganze Zeit gerannt. Auch Junpei setzte sich hin, während Takuya es bevorzugte, stehen zu bleiben. Izumi sah selbst unschlüssig zu Kouichi und Tomoki, nicht wissend, ob sie was sagen sollte, oder nicht. Schließlich war es tatsächlich Tomoki, welcher das Schweigen brach. „Ihr seid uns eine Erklärung schuldig. Warum sollten wir hier hin?“ Zunächst tauschten die drei angesprochenen einen Blick, ehe Kouji es war, der antwortete. Dabei richtete er sich wieder auf. „Ich befürchte, dass wir einen ganz anderen Feind haben als beim letzte Mal. Ich schätze, dass…“ Er brach ab, da er anscheinend nicht wusste, wie er genau weiter sprechen sollte. Doch Izumi verstand es. All das, was bisher passiert war, machte einfach nur Sinn. „Du denkst, dass wir gegen das Licht kämpfen müssen. Das dieses böse Licht Wortwörtlich so gemeint ist?“ Fragte sie und sah den Zwilling direkt an, welcher nickte. „Ich habe es bemerkt, als wir in die Digiwelt gekommen sind. Das Gefühl war völlig anders als beim letzten Mal – viel Feindseeliger,“ er seufzte und sah zu Junpei und Takuya. „Aber auch ihr habt es bemerkt, oder?“ Die beiden nickten und Takuya ergriff nun das Wort. „Ich weiß nicht, ob ich es wirklich bemerkt habe. Das Gefühl war da, aber nicht all zu stark. Aber vermutlich haben sich deswegen unsere Spirits gezeigt?“ „Das würde zumindest wieder Sinn ergeben,“ antwortete Junpei darauf und Izumi sah zwischen den Dreien hin und her. Irgendwie hatte sie plötzlich das Gefühl, völlig außen vor gelassen zu werden und das war kein schönes Gefühl. Als würde sich plötzlich eine Grenze zwischen Takuya, Junpei und Kouji sowie Kouichi, Tomoki und ihr bilden. „Könnt ihr uns bitte auch einweihen. Was genau habt ihr beiden nun damit zu tun?“ fragte sie schroffer als beabsichtigt an Junpei und Takuya gewandt, die in den Moment tatsächlich zusammenzuckten. Nur Kouji blieb ruhig und blickte sie nun direkt an. Es war erleichternd zu sehen, dass er die altbekannte Coolness langsam wieder zurück erhielt. Nur wie lange noch? „Ich denke das hat auch was mit ihren Spirits zu tun. Feuer und Donner.“ Mehr brauchte er nicht sagen, denn das verstand Izumi nun, weshalb sie nickte. Darauf hätte sie auch kommen können! Denn auch die beiden Spirits von Takuya und Junpei erzeugten ebenfalls Licht, auch im unterschiedlichen Maßen. „Und da Feuer nicht so hell ist, wie ein Blitz, ist Takuya also weniger stark betroffen,“ bestätigte Kouichi ihre Vermutung und Izumi wollte gerade etwas dazu sagen, als sie plötzlich eine weitere, weibliche Stimme vernahm. „Ihr habt recht und deswegen seid ihr hier.“ Kapitel 3: Mika --------------- Das Digimon, welches plötzlich vor ihnen stand, sah aus wie eine alte Frau. Es hatte sich kurz darauf als Babamon vorgestellt, doch anstatt direkt alles zu erklären, führte das Digimon sie tiefer in das Labyrinth rein. Kouichi bemerkte zeitgleich immer mehr Digimon, die neugierig aus den Ecken lugten und man erkannte zum Teil auch nur einzelne Augenpaare. Aber er wusste, dass sie ihnen nichts antun wollten. Die Dunkelheit schienen ihnen eine Art Zuflucht geworden zu sein, auch wenn man ab und an einen kleinen Lichtschimmer sah. Babamon führte die kleine Gruppe zu einem größeren runden Raum, welcher mehr in die Höhe ging. Erstaunt sah sich Kouichi um, denn in diesen Raum befanden sich weitaus mehr Digimon, als er es erst für möglich gehalten hat. Nur spärliche Lichter erhellten diesen Raum und er erkannte in der Mitte ein Loch, welches anscheinend von etwas zu gemacht wurde. Nur konnte er nicht erkennen, was genau es war. „Das gibt’s doch nicht!“ rief Junpei plötzlich aus und verwundert sah Kouichi zu ihn, nur um zu merken, dass er der einzige war, den all das nicht bekannt vor kam. Vor allem bei seinem Bruder weiteten sich die Augen, als er in die Decke sah. Kouichi meinte sich an die Geschichte zu erinnern, wie sein Bruder seinen H-Spirit bekam und das schien genau dieser Raum gewesen zu sein. Nur dass dieser voller Leben war. „Was ist hier passiert? Als wir das letzte Mal hier waren, war der Raum hell erleuchtet,“ fragte Kouji direkt an Babamon gerichtet. Das Digimon seufzte kurz und sah sich selbst um. „Wir haben die Löcher an den Wänden und an der Decke mit Digi-Chrome verschlossen, damit wir nicht ins Visier unserer Gegner geraten. Ihr müsst wissen, dass das unser einziger Zufluchtsort in der Gegend ist, also haben wir das Beste daraus gemacht,“ antwortete Babamon direkt und begrüßte in nächsten Moment einige Digimon, die ihnen den Weg kreuzten. Dabei viel Kouichi auf, dass sie erstaunlich gut mit der Situation klarzukommen schienen, auch wenn man eine gewisse Traurigkeit nicht abstreiten konnte. „Aber kommt erst einmal mit. Ich möchte euch jemanden vorstellen,“ fügte das Digimon noch dazu, ohne richtig auf eine Antwort zu warten.   „Lass mich das übernehmen, Babamon.“ Noch bevor sie weiter gehen konnten, kam eine weitere Stimme dazu und Kouichi sah – wie die anderen – zu dem Digimon, woher diese Stimme kam. „Hey Leute,“ grinste es die Digikrieger an. Es sah aus wie ein Art Mensch oder Phantom mit roten Kapuzencape, gleichfarbigen Handschuhen und fast zugenähten Mund – ähnlich wie bei Babamon. Das auffälligste ist jedoch die goldene Uhr die zwei Beine und Arme zu haben schien und der Hammer in dessen Händen. Kouichi hatte es jedoch noch nie gesehen, obwohl das Digimon sie anscheinend kannte. „Wer bist du?“ fragte Takuya daher direkt als erstes nach, was zeigte, dass auch er ziemlich verwirrt über den Auftritt war. „Ach, stimmt ja. Ich bin Clockmon, aber das ist nur meine Championform, die ich angenommen habe.“ Es grinste wieder, wohl in der Hoffnung, dass man es durch den Hinweis erkennen konnte. „Bokomon?“ kam es von Takuya und Junpei. „Neemon?“ waren es jedoch Izumi und Tomoki, die es sagten, während die Zwillinge lieber nicht einfach drauf los rieten. „Also wirklich Takuya und Junpei. Ich bin echt enttäuscht von euch,“ gab Clockmon frustriert von sich und Kouichi selbst konnte es nicht glauben, als er realisierte, wer Clockmon war. Das sollte Neemon sein? Das kleine, dümmliche Digimon, welches am liebsten in den Tag hinein lebte, hatte sich digitiert? Bei Bokomon wäre er eindeutig weniger überrascht gewesen und auch den anderen schienen es genauso zu gehen – auch wenn Tomoki und Izumi tatsächlich richtig lagen. Babamon, welches noch bei ihnen stand, grinste nur vor sich hin, ehe es sich von den Digikriegern und Clockmon verabschiedete.   „Das glaub ich nicht,“ bekam schließlich Takuya die Sprache zurück. Ihn schien es wohl ähnlich zu gehen, wie den anderen. Nur Izumi schien zufrieden zu sein. „Also wirklich Leute. Die Farben von Clockmon passen doch besser zu Neemon als zu Bokomon. Außerdem sollte man kein Digimon unterschätzen.“ „Danke Izumi,“ sagte Clockmon, während Tomoki nur zustimmend nickte, und dessen grinsen wurde breiter. „Dafür hast du dich aber schon verändert, oder?“ Der schief gelegte Kopf und nun etwas dümmlich wirkende Blick, erinnerte Kouichi dann doch sehr an Neemon. Doch bevor Izumi überhaupt antworten konnte, mischte sich nun sein Bruder ein. „Wenn du hier bist. Wo ist dann Bokomon?“ Kaum hatte Kouji das gefragt, wurde die Miene des Digimon plötzlich traurig, was die Digikrieger einen alarmierenden Blick miteinander tauschen lies. Doch Clockmon wollte anscheinend nicht darüber reden, sondern wechselte schnell das Thema. „Bevor ich es vergesse: ich sollte euch zu jemanden bringen.“ Somit wurde die Frage einfach übergangen und kaum wurden die Worte gesagt, lief es schon los. Mit gemischten Gefühlen folgte Kouichi mit den anderen ihren alten Kameraden. Was war mit Bokomon passiert, dass Clockmon anscheinend nicht darüber reden wollte?     Doch nachdem sie am Ziel angekommen waren, hatte er diese Frage schon wieder vergessen. Denn sie waren in einem kleine Raum gekommen, welches – wie der Rest des Labyrinths – nur mit einem leichten, jedoch kühl wirkenden Feuerschein beleuchtet war, aber trotzdem eindeutig gemütlicher eingerichtet wurde. Aber das, was oder besser, wenn sie vorfanden, war ein Mensch! Ein junges Mädchen – anscheinend nicht viel älter als Tomoki – lag auf einem improvisierten Bett und starte an die Decke. Sie hatte ungewöhnlich weiße Haare, die ihr offen über die Schultern vielen, als sie sich aufrichtete und mit einem verwunderten, aber gleichzeitig auch etwas abwesenden Blick zu den Neuankömmlingen sah. Ihre Kleidung war eher winterlich gehalten, was in der kühlen Höhle zwar nicht verkehrt war, Kouichi aber dennoch zu warm erschien. „Das ist Mika,“ stellte Clockmon das Mädchen vor, als sie keine Anstalten machte, etwas zu sagen, sondern nur zu ihnen sah. „Sie ist vor ein paar Tagen hier plötzlich einfach aufgetaucht. Bis auf den Namen, konnten wir aber nichts herausfinden.“ Das Digimon zuckte mit den Schultern und sah zu den Digikriegern. „Vielleicht könnt ihr etwas herausfinden? Sie scheint sogar einen D-Tector zu haben.“       ~       Wie lange sie schon hier war? Das wusste sie nicht. Sie wusste nur, dass sie ganz plötzlich in dieser Welt war, ohne sich daran zu erinnern, wie sie hier überhaupt her kam. Sie wusste auch, dass es einen Grund haben musste, warum sie sich hier in dieser Welt der Digimon befand. Mittlerweile hatte sie sich an diese seltsamen sprechenden Wesen gewöhnt, aber ganz am Anfang war es seltsam. Was waren das für Wesen? Vor was hatten sie Angst, dass sie sich in der Dunkelheit versteckten. Zumindest das war etwas, was sie nicht störte – fühlte sie sich im Dunkeln doch wohler, als wenn es zu hell war. Generell war sie jemand, die immer die kühleren Orte bevorzugte als die Warmen. So das komplette Gegenteil von dem, wie die junge Frau, die sich plötzlich neben sie saß.   Erschrocken sah sie zur Seite, da sie nicht mitbekommen hatte, dass sich eine der Neuankömmlinge überhaupt zu ihr gesellt hatte. Die Junge Frau neben ihr hatte eine blonde, unordentlich in einem Zopf gebundene Haare und blickte sie mit ihren Grünen Augen an, die eine warme Ausstrahlung hatten. Sie schien auf dem ersten Blick wirklich genau das Gegenteil von Mika zu sein, aber das hieß nicht, dass sie ihr nicht sympathisch wirkte. „Du bist also Mika? Schön, dass ich nicht mehr das einzige Mädchen hier bin,“ grinste diese Frau sie an und zwinkerte ihr kurz zu, ehe Mika vernahm, dass sich jemand beschwerte. Aber die Blonde ignorierte es einfach und blickte sie weiterhin an. „Ich bin Orimoto Izumi. Es reicht aber aus, wenn du mich Izumi nennst. Bist du auch ein Digikrieger?“ Dabei legte sie nun Fragend den Kopf schief und lies nun Mika Zeit, zu antworten. Doch sie sah nur verwirrt zu Izumi, ehe sie zu den anderen blickte, die auch im Raum standen – oder saßen. Denn auf der anderen Seite von ihr saß ein Junge, ungefähr in ihren Alter, dessen neugierigen Blick sie eindeutig auf sich spüren konnte. Jetzt erst merkte sie, dass sie überhaupt noch nicht geantwortet hatte. „Ähm… Digikrieger?“ fragte sie direkt als Erstes und sah in die Runde. Zwei schwarzhaarige junge Männer – vermutlich Zwillinge? – tauschten einen Blick aus, während ein braunhaariger etwas aus seiner Hosentasche kramte. Kurze Zeit später erkannte sie ein Gerät, was ihr bekannt vor kam. Nur war es schwarz mit roten Griff und rot umrandeten Display. „Kennst du das?“ fragte der direkt nach und Mika nickte, ehe sie auch ihres raus nahm. „Meinst du das?“ fragte sie und zeigte ihr Gerät in die Höhe und stellte gleich die Frage, die ihr die ganze Zeit in den Sinn kam, aber bei keinen Digimon getraut hatte, zu fragen. Auch wenn dieser Clockmon anscheinend mehr wusste. „Könnt ihr mir sagen, was das ist und was es zu bedeuten hat?“ „Wir nennen es D-Tector und anscheinend wurdest du auch als Digikrieger ausgewählt,“ antwortete einer der beiden Zwillinge, wobei er sich nachdenklich anhörte, als würde er das Rätsel um ihre Anwesenheit selbst schnell lösen wollen. Jedoch brachte es ihn einen tadelnden Blick von Izumi ein, die bemerkte, dass es für Mika nur eine Frage war, die beantwortet wurde. „Also. Digikrieger sind Menschen, die Ausgewählt wurden, um mit den Spirits – die sich in diesen D-Tector befinden – zu kämpfen. Aber ich glaube, dass muss man wohl besser erst einmal sehen, um es zu verstehen,“ versuchte die Blonde es zu erklären. Mika verstand durchaus, was gemeint war. Doch Izumi hatte recht: vermutlich musste sie es erst sehen.   „Magst du Schnee?“ fragte plötzlich der Junge neben ihr, völlig aus den Zusammenhang gerissen. Verwirrt sah Mika zu ihn, der sie direkt angrinste. „Ähm… wie kommst du darauf?“ fragte sie verblüfft über die Frage und sie schien nicht die einzige zu sein, die es zuerst nicht verstand. „Tomoki, was… Moment mal!“ Der etwas bereitere jungen Mann, der noch am Eingang des kleinen Raumes stand, schien anscheinend ein Licht aufzugehen. „Ich habe eien Idee,“ sagte im nächsten Moment Tomoki aus, wandte sich dann aber wieder an Mika. „Also.. magst du Schnee?“ fragte er noch einmal, ehe sie zögerlich nickte. Das Grinsen wurde daraufhin nur breiter und er sprang auf. „Na dann. Clockmon. Gibt es einen Ort hier unten, der gut für eien Schneeballschlacht geeignet ist?“ Wandte er sich an das noch anwesende Digimon, welches im ersten Moment ziemlich verwirrt schien, ehe es sich anscheinend an etwas erinnerte. „Ich denke, ich weiß wo. Kommt mit,“ antwortete es schließlich, ehe es los lief. Tomoki und der breitere junge Mann und der mit den D-Tector folgten ihn direkt. Izumi selbst stand auf und reichte Mika die Hand, um ihr aufzuhelfen. „Woher will er den Schnee kriegen?“ fragte sie anschließend und sah zwischen Izumi und den Zwillingen hin und her, die noch bei ihr waren. Einer der beiden lächelte ihr zu. „Ich denke, dass wirst du noch sehen. Kommt. Wir sollten nicht den Anschluss verlieren.“ Izumi und sein Bruder nickten nur, ehe die vier den anderen folgten. „Wie heißt ihr überhaupt?“ fragte Mika schließlich, als ihr auffiel, dass sie – bis auf Izumi und Tomoki – die Namen gar nicht wusste. „Ich bin Kimura Kouichi und das ist mein Bruder Minamoto Kouji,“ stellte sich der nun vor, der ihr vorhin zu gelächelt hatte, während Kouji in Gedanken woanders zu sein schien. Doch es war etwas anderes, was ihr auffiel. „Warum habt ihr Unterschiedliche Nachnamen?“ Denn das war nun wirklich ungewöhnlich. „Unsere Eltern haben sich früh getrennt. Dadurch habe ich den Nachnamen unserer Mutter angenommen und Kouji den unseres Vaters.“ Weiter sprach er nicht, obwohl Mika das Gefühl hatte, dass eindeutig mehr dahinter steckte. Doch sie fragte nicht mehr nach, als Izumi die die anderen erblickte, denn nachdenklichen Kouji am Arm packte und den anderen schnell folgte, um sie noch einholen zu können. Kouichi hingegen blickte kurz zu Mika, ehe auch die beiden ihnen folgten.   „Da sind wir,“ rief Clockmon schließlich stolz aus und führte sie in einem Raum, der nur etwas kleiner war als die Haupthalle des Labyrinths. Bisher war Mika noch nie hier und es befanden sich auch nur wenige Digimon im Raum. „Ich denke, das kann man nutzen. Was auch immer du auch vor hast, Tomoki.“ „Das wirst du schon sehen, Clockmon“ kam gleich die Antwort, ehe Tomoki selbst sein D-Tector nahm, welches Hellblau mit grünen Griff und einem grünen Ring um den Display war. Doch der braunhaarige kam nicht, weit, als sich Kouji plötzlich alarmiert umsah. „Ich habe das Gefühl, es kommt etwas auf uns zu,“ sagte er. Im nächsten Moment hörte man ein lautes Schreien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)