Wrecked von Scharon (Soukoku) ================================================================================ Epilog: I see you again ----------------------- Ungläubig starre ich in den Hof hinunter, als sich die gesamte Stadt in pastelligem Licht vor mir auftut, während der warme Wind durch meine Haare fährt und sie sanft bewegt. Meine Finger klammern sich an den Rahmen des Fensters, welches ich geöffnet habe. Ich versuche durchzuatmen, muss erstaunt feststellen, dass es funktioniert. Es ist ein wahrer Bilderbuchmorgen. Die Sonne scheint am wolkenlosen Himmel, kein Straßenlärm erreicht uns hier oben. Der Blick aus deinem Zimmer ist wirklich wunderschön. Und ich kann sie hören. Ich schließe die Augen, um meine Gehör zu schärfen. Ich kann sie tatsächlich hören, die Stimmen von dutzenden Vögeln, die auf den Ästen der hohen Bäume ihre Flügel ausruhen. Was ist das nur? Ich habe das Gefühl, dass ich diese Geräusche, diese Stadt, diese Welt noch nie so sehr wahrgenommen habe, wie in diesem Moment. Der Blick in die Tiefe sollte die Lust in mir antreiben, mich hinunter zu stürzen, so wie sonst auch, doch... „Dazai...“, dringt deine von Schlaf verhangene Stimme gedämpft an mein Ohr und ich wende dir den Kopf zu. Du liegst in den weißen Lacken, auf den Bauch gedreht und drückst dein Gesicht in das Kissen unter deinen verschränkten Armen. Mit halb geöffneten Augen siehst du zu mir hoch, während das Sonnenlicht das Bett und deine helle Haut leuchten lässt. „Ist alles in Ordnung?“, murmelst du in die Federn und hebst dann doch den Kopf, um mich müde anzublinzeln. Ich lächle dir zu. „Ja.“ Beschwingt lasse mich neben dich auf die Matratze sinken, betrachte dabei dein wirres Haar, während du gähnst. „Es könnte nicht besser sein.“ Du stemmst deinen Oberkörper hoch, drehst dich auf die Seite, was mir deinen flachen Bauch präsentiert. Den Kopf auf die rechte Hand gestützt, siehst du zu mir auf. „Jetzt übertreibst du aber.“, grummelst du, beginnst mich kritisch zu mustern. Ich kann dir nicht mal verübeln, dass du mir nicht glaubst. Solche Worte sind untypisch für mich oder sie sind gelogen. Ich lächle sanft, lasse es mir nicht nehmen den Blick über deinen Körper gleiten zu lassen. Du bist hier und ich bin es auch. „Ich will mit dir zusammen sein.“ Meine Stimme ist warm und das Lächeln auf meinen Lippen wird ein bisschen breiter. Überrascht lehnst du den Kopf zur Seite und setzt du dich auf, dass die dünne Bettdecke in deinen Schoß rutscht. Ich sehe zum Fenster hinaus. „Ich habe lange nachgedacht, was das zwischen uns eigentlich ist.“ Der Wind lässt deine Vorhänge flattern, wirft ein wildes Spiel aus Licht und Schatten auf die Wand neben den Regalen. „Und ich komme immer nur zum gleichen Schluss.“ Ich wende dir den Kopf wieder zu und du siehst mich mit großen Augen erwartungsvoll an, deinen wunderschönen blauen Ozean-Augen. Du neigst dich etwas nach vorne und ich lehne mich auf den Arm, der dir zugewandt auf der Matratze ruht. „Dass ich dich liebe.“ Erstaunt keuchst du auf, deine Augen werden noch größer. Du wusstest es sicher längst, doch ich habe es zum ersten Mal geschafft es auszusprechen und es fiel mir nicht im geringsten schwer. „Ich liebe dich, Chuya.“ Du blinzelst und deine Wangen nehmen einen rosigen Ton an. „Ich möchte an deiner Seite sein. Ich möchte mit dir aufwachen, mit dir diese Stadt beschützen, auf deiner Brust einschlafen. Ich will deine Hand halten, dich küssen und an mich drücken.“ Dein Mund öffnet sich vor Erstaunen und ich lächle etwas beherzter. „Ich kann die Vögel zwitschern hören.“ Du blinzelst irritiert. „Das... habe ich vorher nie gehört.“, erkläre ich und du bewegst geistesabwesend den Kopf, scheinst noch nicht zu verstehen, was ich dir sagen möchte. Dann lass mich etwas deutlicher werden. „Du hast mich verändert...“, hauche ich und spüre, wie mein Herz schneller schlägt. „Ich habe kurz darüber nachgedacht, ob wir gemeinsam Selbstmord begehen könnten.“ Du blinzelst mich an und ich lächle schief. „Ich dachte immer, das wäre das Romantischste überhaupt, doch...“ Ich sehe kurz zu Bettdecke runter, dann wieder in deinen erstaunten Blick. „Du hast mir gegeben, was ich so lang gesucht habe.“ Ich nehme deine Hand, doch du starrst mich nur perplex an. „Einen Grund.“, führe ich weiter aus. „Einen Grund zu leben.“ Du beginnst mit glänzenden Augen an deiner Unterlippe zu knabbern, während dein Blick mich für keine Sekunde verlässt. „Ich will mit dir leben, Chuya.“ Ein beherztes Lachen, dringt aus meinem Mund, tief aus der Brust, während ich die Augen schließe. Ich hätte erwartet, dass es sich merkwürdig anfühlt so ehrlich zu dir zu sein, doch das tut es nicht. Ich fühle mich...gut. Plötzlich werde ich nach hinten geworfen, winkel mein Bein an, um nicht vom Bett zu fallen. Schnell öffne ich die Augen, sehe, dass mich deine Umarmung aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Du hast dich in meine Arme geworfen, drückst dein Gesicht an meine Brust, hältst mich fest umschlungen. „Chu...“, kommt es überrascht über meine Lippen und du drückst dich noch fester an mich. Deine Finger fahren meinen Rücken hinauf, legen sich von hinten um meine Schultern, während dein Kopf an meiner Brust hinaufrutscht, bis er gegen meinen Hals lehnt. Du schmiegst dich an mich und langsam erreicht mein Gehirn den Körper wieder. Ich lege die Arme um dich, neige den Kopf gegen deinen und atme tief ein. Genussvoll schließe ich die Augen. „Ich will mit dir zusammen sein. Für immer.“ Du seufzt erstaunt und ich nicke. „Du hast mir gezeigt, dass das Leben einen Wert hat, denn...“, flüstere ich und kuschel mich an dich. „Denn dein Leben bedeutet mir mehr als alles andere auf dieser Welt...“ „Ist das dein Ernst?“, murmelst du gegen meinen Hals und ich lächle entzückt. „Ja. Das ist mein voller Ernst.“ Ich drücke dich an mich und du hältst einen Moment still, dann lehnst du dich etwas zurück. Widerwillig lasse ich dich aus meiner Umarmung gleiten bis sich unsere Blicke treffen. Du siehst mir tief in die Augen und ich erwidere deinen Blick lächelnd. Ich könnte dich den ganzen Tag ansehen, doch du hast anscheinend einen anderen Plan, denn du bewegst dich auf mich zu. Ich blinzel überrascht als du die Augen schließt und mich küsst. Es fühlt sich schön an, wie sich deine weichen Lippen an meinen bewegen. Gerade als ich den Kuss erwidern will, lehnst du dich zurück und siehst mich mit roten Wangen an. „Wenn du leben willst, dann beschütze es.“, sagt du mit warmer Stimme und ich lege irritiert den Kopf zur Seite. Was meinst du denn jetzt damit? „Dann beschütze mein Herz.“ „Was?“, hauche ich erstaunt und du beginnst mit zittrigen Lippen zu lächeln. „Ich liebe dich, Dazai.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)