Wrecked von Scharon (Soukoku) ================================================================================ Kapitel 8: One more rainy day ----------------------------- Du stehst in der Küche und siehst mich irritiert an, als ich zu dir gelaufen komme, ein breites Grinsen auf meinen Lippen. „Chuya!“, trällere ich und greife nach deinem Arm. Erschrocken lässt du den Kochlöffel fallen und er titscht gegen den Rand des Topfes, bevor er in der Suppe versinkt. „Komm mit! Du musst sofort mitkommen!“ „Was zur...? Dazai!“, schimpfst du, als ich an dir ziehe, stemmst dich gegen meine Laufrichtung. „Siehst du nicht, dass ich gerade keine Zeit für so was habe?!“, fauchst du, strauchelst überrumpelt, doch erreichst im letzten Moment den Knopf, um den Herd auszuschalten. Widerwillig folgen deine Beine meiner Bewegung, während ich dich hinter mir her ziehe. „Wohin schleppst du mich?“ Ich zerre dich unbeirrt weiter mit mir den Gang entlang, bis wir nach draußen in den Hof treten. „Das musst du sehen!“, beteuere ich mit aufgeregt hoher Stimme. „Einfach der Hammer!“. Du schüttelst den Kopf, lässt dich nun mitschleifen und schließlich kommen wir an einer Grünfläche mit Wildblumen an, direkt neben der Bank. „Du hast mich nicht ernsthaft vom Herd weg gezerrt, nur um mir Blumen zu zeigen.“, knurrst du, reibst die Hände an der Schürze. „Natürlich nicht.“, sage ich grinsend und gehe vor den Blumen in die Hocke. „Es ist nicht irgendeine Blume.“ „Echt jetzt?!“, schnaubst du. Ich angele deine Hand und ziehe dich zu mir nach unten. Die andere Hand lege ich sanft um eine rotorange Blume mit dichten Blütenblättern und dunkler Mitte, bedacht darauf sie nicht unnötig oft zu berühren. „Sieh doch nur.“, meine Augen funkeln die kleine Pflanze an. Murrend hockst du dich neben mich und betrachtest sie mit mir. „Und nun?“ Ich lache leicht. „Sieh doch, die roten gebogenen Blütenblätter. Sie ist noch nicht ganz erblüht.“ „Mhm.“, grummelst du unbeeindruckt. „Und dort.“ Ich zeige auf die rechte Seite der Blume. „Dort sind ihre Blütenblätter noch ganz verschrumpelt und dunkel.“ „Mhm.“, machst du skeptisch, zweifelst eindeutig an meinem Verstand, doch ich lache nur und neige den Kopf der Blüte vorsichtig ein wenig nach vorne. „Sieht aus, als würde sie einen Hut tragen.“ Ich drehe mich zu dir und kann deutlich sehen, wie deine Augen größer werden, während du die Blume anstarrst und die Erkenntnis dich trifft. „Sie sieht genau aus wie du.“, grinse ich. Ein erstauntes Raunen dringt aus deinem geöffneten Mund. Hast dus jetzt kapiert? Ich wende mich wieder der Blume zu, lächle zart. „Sie ist vollkommen in ihrer Unvollkommenheit, wunderschön.“ Als ich dich wieder ansehe, funkeln deine Augen, doch dein Mund steht immer noch ungläubig offen. „Genau wie du.“, ergänze ich und lächle dich an. Warum schaust du so erstaunt? Hast du etwa bis jetzt noch nicht verstanden, was ich in dir sehe? Gut, dann werde ich eben noch deutlicher. „Chuya...“ Mein Herz schlägt etwas schneller als mich deine blauen Augen fokussieren. „Chuya, ich liebe d...“ Flink schießen deine Finger nach vorne und du presst sie mir so fest auf die Lippen, das es an den Zähnen schmerzt. Ich blinzel dich verwirrt an, doch du schüttelst den Kopf. „Sag das nicht.“ Deine Augenbrauen ziehen sich zusammen. „Sag das nicht.“, wiederholst du, doch dieses Mal klingt es nicht so fest, fast wie ein Flehen. Du stehst auf und ich schnelle dir nach in die Höhe. „Sag es bitte nicht.“ Gequält drehst du den Kopf weg und ich kann dich nur verunsichert anblinzeln. „Aber warum denn nicht?“, frage ich verständnislos. Es hat sich doch einiges geändert zwischen uns. Du hast gesagt, dass du mich magst. Also was ist daran so schlimm? So empfinde ich eben für dich. Ich bin mir sicher. Du ziehst die Schultern hoch, dann siehst du mich wütend an. „Weil es dann kein Zurück mehr gibt.“ Ich lege verwirrt den Kopf zur Seite. Was meinst du denn jetzt damit? Du packst mich am Kragen und ich strauchel einen Schritt nach hinten, als du mich erst vor dir wegdrückst, um mich gleich darauf näher an dich ran zu ziehen. „Dazai...“ Deine blauen Augen funkeln, wie das Meer in der Sonne, was mir den Atem raubt. Du bist so schön, dass ich es kaum aushalte. „Ich bin drauf und dran, mich in dich zu verlieben.“ Sofort schlägt mein Herz schneller. Chuya... so empfindest du für mich? „Doch...“ Ich schlucke, beunruhigt, was da folgen wird. „Ich will das nicht.“ Ich blinzel langsam. Du willst mich nicht lieben? „Aber...“, hauche ich, doch du fällst mir ins Wort. „Nichts aber!“ Du schubst mich von dir und ich kann dich wieder nur verwirrt ansehen. „Ich will nicht in dich verliebt sein.“ Du schüttelst den Kopf, kneifst mit geballten Fäusten die Augen zusammen. „Und ich will auch nicht mit dir zusammen sein.“ Ich schlucke wieder, spüre den Kloß, der sich in meinem Hals bildet. Tatsächlich habe ich gedacht, dass wir bereits ein Paar sind, nach den Küssen in deinem Bett. Das war wohl naiv von mir. Oder hast du es dir anders überlegt? „Wieso?“, frage ich dich, ehe ich darüber nachgedacht habe, dass du mir antworten wirst und mich diese Antwort zerschmettern wird. „Weil...“ Du schnaubst, dann siehst du mich kopfschüttelnd an. „Weil du ein verdammter Irrer bist!“ Ein dumpfer Schmerz zieht durch meine Brust, schießt bis in die Fingerspitzen und die Beine hinein. „Du bist vollkommen wahnsinnig! Man weiß nie woran man bei dir ist.“ Ich starre dich an, während du mir Tatsachen an den Kopf wirfst. „In einem Moment ist alles gut, dann zwinker ich einmal und du bringst dich um!“ Ich senke leicht den Kopf, spüre die Kälte, die deine Worte in mir auslösen. „So jemanden kann und will ich nicht lieben.“ Deine Stimme zittert. Ich hatte vermutet, dass du es schwer mit mir hast, doch das meine Existenz dich so fertig macht, habe ich nicht gedacht. „Ich...“, flüstere ich, finde dann meine brüchige Stimme. „Ich hatte keine Ahnung...“ Als ich aufsehe, blickst du mich erschrocken an. Von jetzt auf gleich hat sich das Gefühl in meiner Brust verändert. Die Wärme, der Frohmut, das Glück, weichen der Leere, die ich seit Jahren empfunden habe und die sich dennoch unangenehm in mir ausdehnt. Du willst mich nicht. Ich habe verstanden. Und ich kann es dir nicht mal verübeln. Du hast Recht mit dem was du sagst, bist dir noch besser bewusst als ich selbst, dass man mir nicht trauen kann. Ich drehe mich um, entferne mich mit langsamen Schritten von dir. Der Kies hinter mir knirscht, doch ich drehe mich nicht um. Ich gehe weiter. Auch du hältst mich nicht auf. Wozu auch? Unsere Fronten sind geklärt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)