Wrecked von Scharon (Soukoku) ================================================================================ Kapitel 3: I wish that I could wish it all away ----------------------------------------------- Mit einem Seufzen öffne ich die Augen und sehe an die Zimmerdecke. Mein Atem geht unruhig, ich reibe mir den Schweiß von der Stirn. Schon wieder dieser Albtraum. Wann wird das aufhören? Ich habe wirklich genug davon, dich sterben zu sehen, den Schmerz immer wieder durchleben zu müssen, dich zu verlieren. Ich sehe erschöpft zu dir rüber. Von mir abgewandt liegst du auf der Seite, dicht an die Wand gelehnt und atmest hörbar tief. Du bist da. Es fällt mir schwerer zu atmen, denn meine Brust zieht sich zusammen. Du bist doch da... oder? Ich hebe mich auf die zittrigen Beine und gehe zu dir rüber. Ich will das nicht. Ich will mich nicht ständig vergewissern müssen, doch ich glaube mir selbst nicht. Genauso wenig, wie du es tust. Langsam lasse ich meine Knie in die Matratze sinken, strecke den Arm nach dir aus, berühre mit der Hand deine Schulter. Du bist da. Natürlich bist du da, wo sollst du denn auch sein? Scheiße. Ich weiß wirklich nicht, wie lange ich diese Quälerei noch aushalte. Meine Hand rutscht über deine Haut als ich mich nach vorne beuge bis meine Stirn an deinem Rücken liegt. Chuya. Warum tut es so weh? Ich verstehe das nicht. Meine Finger bohren sich in meine Arme während ich mit aller Kraft dagegen ankämpfe mental zusammenzubrechen. Wann bin ich so ein Schwächling geworden? Das war doch nie vorher so. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte mal geweint habe, bevor ich dich sterben sah. Ich glaube noch nie. Zumindest nicht bewusst. Ich halte die Luft an und beiße mir auf die Unterlippe, kneife die Augen zusammen, versuche gegen das Zittern anzukommen, was Besitz von meinem Körper ergreift. Dann spüre ich etwas Warmes auf meinem Rücken. Erschrocken öffne ich die Augen, starre auf das weiße Laken unter mir während sich die Wärme über meinen Rücken bewegt. Chuya. Ich hebe den Oberkörper an und merke, wie deine Hand von meinem Rücken aus über meine Schulter gleitet. Du sitzt vor mir im Bett, siehst mich mit warmem Blick an. „Chuya...“ Meine Stimme ist brüchig. „Ich...“ Betroffen verengen sich deine Augen, dann lehnst du dich vor, legst deine Arme um mich. Ungläubig bewege ich mich keinen Millimeter. Du umarmst mich? Freiwillig? Ich muss immer noch träumen. Deine Hände bewegen sich über meinen Rücken, drücken meine Schultern, während du deinen Kopf gegen meinen schmiegst. Selbst wenn das ein Traum ist, dann... werde ich ihn genießen. Ich schließe die Augen, lege die Arme um dich und schaffe es zittrig durchzuatmen. Deine Hand wandert in meinen Nacken, drückt mich sanft zu dir. „Ich...“, versuche ich mich noch einmal zu rechtfertigen, doch du unterbrichst mich. „Schon ok.“ Mein Herz schlägt augenblicklich schneller. Deine Stimme ist so weich und sanft, wie ich sie noch nie gehört habe. Deine Finger fahren durch mein Haar, graben sich tiefer in die dunklen Locken, während du deine Wange an meine lehnst. Es ist fast... zärtlich, wie du mit mir umgehst. Selbst wenn das ein Traum ist, es ist so unrealistisch. Das würdest du nie tun. Dennoch... Ist es so, dass ich mir das hier wünsche? Mein Unterbewusstsein ist sich wohl sicher, bei dem was mein Verstand immer noch zu verdrängen versucht. Ich wünsche mir deine Aufmerksamkeit. Ich wünsche mir deine Nähe. Ich will um jeden Preis bei dir sein. Ich bin gerne mit dir zusammen. Nur du lässt mein Herz schneller schlagen. Ich bin in dich verliebt. Wie deine freie Hand über meinen Rücken streicht, ist beruhigend und jagt gleichzeitig wohlige Schauer durch meinen Körper. Ich drehe meinen Kopf zu dir, stelle mich dem Druck deiner Wange. Meine Nase streift dein Ohr, was mein Herz noch mehr beflügelt. Du bist mir so nah, dein Duft berauscht mich förmlich. „Ist es besser?“ Deine Stimme klingt deutlich, obwohl du leise sprichst. Vielleicht bilde ich es mir ein, doch ich glaube deinen Atem an meinem Ohr zu spüren und mich überkommt eine Gänsehaut. Ob es mir besser geht? Du hältst mich in deinen Armen, ich denke nicht, dass es mir überhaupt besser gehen könnte. Doch wenn ich das jetzt zugebe, wirst du mich loslassen. Und wenn ich verneine? Es wäre nicht das erste mal, dass ich dich anlüge, damit du nach meiner Pfeife tanzt. „Ja.“, hauche ich, entscheide ehrlich zu dir zu sein. Dennoch lasse ich meinen Griff um deine schmalen Schultern nicht locker. In Gegenteil. Ich vergrabe meine Nase in deinem Haar, atme leise ein. Auch du verharrst, bewegst dich nicht von mir weg. Wie soll ich das verstehen? Willst du mir nahe sein? Oder tust du das, weil du glaubst, dass ich es noch brauche? Ich würde alles dafür geben in deinen Kopf schauen zu können. Ein Gedanke von dir... Doch du schweigst. Bleibst ein verschlossenes Buch für mich. „Leg dich hin.“, bricht deine Stimme die entstandene Ruhe. Es klingt nicht wie ein Befehl, eher wie ein Vorschlag. Unwillig lehne ich mich zurück, um dir in die Augen zu schauen. Du lächelst nicht. Trotzdem wirkst du nicht abweisend, eher ein wenig nachdenklich. Oder bist du einfach müde? Ich sehe zu, wie du zurück auf die Matratze sinkst, dich mir zugewandt auf die Seite drehst. Zögerlich lege auch ich mich hin. Noch ehe ich den Kopf auf das Kissen bette, richtest du dich wieder auf, doch nur um die Bettdecke über mich zu werfen. Ich spüre eine leichte Röte auf den Wangen als mich die gespeicherte Wärme der Decke trifft. Es ist deine Körperwärme, die sich gerade auf mich überträgt. Ich lege mich, genau wie du, auf die Seite. „Bist du sicher...?“, hauche ich, so leise, dass es kaum einem Flüstern gleicht. Mit dir in einem Bett zu liegen ist ungewohnt, fast unwirklich. Du siehst mir nicht in die Augen, bewegst nur die Hände unter der Bettdecke. Ob ich dir lästig bin? Dann spüre ich deine Hand an meiner. Überrascht sehe ich zu, wie du meine Hand nach oben, bis zu unseren Schultern ziehst und die Finger mit meinen verschränkst. Ich schlucke, blinzle dich an. Deine Haut ist warm, richtig angenehm. Bist du etwa bereit, nicht nur dein Bett mit mir zu teilen, sondern auch noch meine Hand zu halten? Jetzt erst trifft mich dein Blick wieder, wie eine Woge des Ozeans. Ich spüre so deutlich, wie nie zuvor, was du mir bedeutest. Ich will es dir sagen. „Chuya, ich lie...“ Flink schnellt deine freie Hand zu meinem Gesicht und du presst Zeige- und Mittelfinger gegen meine Lippen. Mit großen Augen sehe ich dich an, wie du langsam den Kopf schüttelst. Dein Blick verlässt mich zu keinem Zeitpunkt. „Versuch zu schlafen.“ Ich sehe zum Kissen hinunter als sich deine Lieder senken und du die Hand wieder von meinem Gesicht entfernst, um sie zu deiner Brust zu ziehen. Du willst es also nicht hören. Das hätte ich mir eigentlich denken können. Schließlich... empfindest du nicht das selbe für mich. Du willst nicht, dass sich etwas anderes zwischen uns aufbaut, als die Wand, die dort seit Jahren steht. Und ich kann es dir nicht mal verübeln. Dennoch... tust du das alles für mich. Ich sehe wieder auf, zu deinem entspannten Gesicht. Vielleicht komme ich auch einfach nicht mit dieser Situation klar, weil es paradox ist. Ich verstehe dich nicht. Nicht was du sagst, nicht was du tust. Ich betrachte deine Finger zwischen meinen. Ich hätte nie gedacht, dass mir mal etwas zu hoch sein würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)