Krieg der Zimtsterne von Charly89 ================================================================================ Epilog: Kostprobe ----------------- Inzwischen sind mehrere Stunden ins Land gegangen. Nach dem Reinigen der Küche ziehen alle vorübergehenden ihrer Wege. Zur verabredenden Zeit finden sich die drei wieder ein und zur allgemeinen Verwunderung stellen sie fest, dass der Teig doch in Ordnung zu sein scheint. Zumindest lässt er sich so verarbeiten wie es sich gehört. Lisa ist das irgendwie nicht so geheuer, aber sie sagt nichts. Was hätte sie auch sagen sollen? Es geht ans Ausstechen der Sterne, das erstaunlich friedlich und in einer ungewöhnlichen Eintracht von statten geht. Ein familiäres Flair entsteht und sorgt für einige Lacher, nett gemeinte Sticheleien und ein Lächeln bei allen Beteiligten. Das letzte Backblech ist fertig und alle Zimtsterne wandern in eine große Schüssel. Lorie nimmt diese vom Tresen und dreht sich zu ihrem Kindermädchen um. In einer ruppigen Geste streckt sie ihr die Schale entgegen. „Für dich“, sagt sie leise und sieht demonstrativ zur Seite. „Mich?“, fragt die junge Frau verwundert. Überrumpelt nimmt sie ihr die Schüssel einfach ab. Sie weiß nicht so recht, was sie davon halten soll. Egal wie nett und entspannt die Kleine bis hierhin war, dieses Verhalten lässt bei ihr sofort alle Alarmglocken angehen. „Hörst du schlecht?“, murrt das Mädchen und sieht schmollend auf. Nach einigen Sekunden ändert sich aber ihr Gesichtsausdruck. „Hätte ich sie alleine gemacht, hättest du sie nicht genommen. Du wärst wahrscheinlich davon ausgegangen das ich dich vergiften will“, stellt sie fies grinsend fest. Lisa will widersprechen und öffnet den Mund. Doch statt Protest kommt ein amüsiertes Lachen heraus. „Wahrscheinlich ja“, gibt sie ehrlich zu. Unrecht hat Lorie nicht, wahrscheinlich hätte sie wirklich sofort einen Mordanschlag dahinter vermutet. Ohne Vorwarnung steht plötzlich Nicolae in der Tür. Argwöhnisch sieht er sich um, scheint aber zufrieden mit Ordnung und Sauberkeit der Küche, denn er nickt kaum sichtbar. Ein charmantes Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht und er hält etwas hoch. Noch bevor das Kindermädchen es so recht begreift, ist Lorie schon zu ihrem Bruder gedüst und freut sich euphorisch. Sie reißt das Objekt ihrer Freude aus den Händen des Familienoberhaupts und rast davon. Nicolae folgt ihr leise lachend und kopfschüttelnd. „War das … Herr Kopflos?“, fragt die junge Frau ungläubig und sieht zu Drogo, der neben ihr am Kühlschrank lehnt, mit großen Augen an. Der Blonde schmunzelt leicht. „Wie es aussieht hat der alte Mann einige verborgene Talente … als Näherin“, lacht er ausgelassen. Verrückt! Wer hätte gedacht, dass Nicolae so etwas kann? Lisas Blick schweift zur Schüssel in ihrer Hand. Der weiße Zuckerguss bildet einen schönen Kontrast zu dem Braun der Sterne. Der Duft von Zimt und Weihnachten steigt ihr in die Nase und ein angenehmes Gefühl macht sich in ihr breit. Und trotzdem … „Ich verstehe es nicht“, nuschelt sie leise. „Lorie hat es doch erklärt“, seufzt der Vampir genervt und schlendert lässig davon. „Du hättest direkt wieder etwas Schlimmes vermutet, wenn sie die hinter deinem Rücken gemacht hätte.“ „Das meinte ich nicht“, erklärt die junge Frau, „Ich meine den Teig.“ Sie sieht auf und beobachtet den Blonden beim Weggehen. „Ich war mir sicher, dass er nichts geworden ist.“ Tatsächlich hatte sie sich schon auf die dicken Krokodilstränen der Kleinen gefasst gemacht. Sie hat zwar noch nie Zimtsterne gebacken, aber irgendetwas sagt ihr, dass das, was sie fabriziert hatten, nicht dem entsprach wie es hätte sein sollen. Drogo ist stehen geblieben und wirkt ein wenig geniert. Er kratzt sich am Nacken und sieht das Kindermädchen intensiv an. Plötzlich wendet er den Blick wieder ab und nuschelt: „Ich habe ihn noch mal neu gemacht.“ Im ersten Moment kann Lisa gar nicht begreifen was sie da hört. Sie hätte mit vielem gerechnet, aber dieses Geständnis haut sie gerade ein wenig aus den Socken. Andererseits passte es zu ihm. Er ist eigentlich recht fürsorglich und wird, genau wie sie selbst, das Horrorszenario bereits vor Augen gehabt haben. „Du hast den Teig neu gemacht“, wiederholt sie ungläubig. „Ja, als ihr weg wart habe ich ihn neuen gemacht“, knurrt er genervt. Er kommt zurück zur Küche und lehnt sich gegen den Tresen. Der Blonde seufzt tief und schwer. Er hadert augenscheinlich mit sich, erklärt dann aber leise: „Meine Mutter hat früher immer am ersten Advent Zimtsterne gemacht. Es war fast schon eine kleine Tradition bei uns.“ Lisa ist gerührt. Nicht nur, dass er seiner kleinen Schwester eine Freude bereitet hat, er öffnet sich ihr auch noch. Ein angenehmes Kribbeln macht sich in ihrem Bauch breit. Sie weiß, dass er nicht gern über seine Vergangenheit redet, dass er es jetzt gerade trotzdem tut geht ihr wirklich zu Herzen. Im Gegensatz zu ihm ist sie aber nicht so gut darin ihre Emotionen zu verbergen, weshalb sie ihn unfreiwillig warm und freudig anfunkelt. „Schau mich nicht so an, kleines Ding“, schnurrt Drogo und seine Augen schimmern intensiv. „Ich könnte sonst denken, du stehst auf mich.“ Desillusioniert schnaubt die junge Frau. War ja klar, dass er wieder einen Spruch ablässt, aber mittlerweile hat sie eine Ahnung warum er das immer macht. Sie beschließt nichts darauf zu erwidern und nimmt sich stattdessen einen der Zimtsterne. Genüsslich steckt sie ihn sich in den Mund und lässt es sich schmecken. Aus dem Augenwinkle sieht sie genau, wie der Vampir sie dabei genau beobachtet, was sie ein wenig verstört und dafür sorgt, dass sie sich nicht wirklich auf den Geschmack konzentrieren kann. Als sie das leckere Gebäck herunter geschluckt hat öffnet sie den Mund um etwas zu sagen, aber sie kommt nicht dazu. Seine Lippen legen sich schnell und gierig auf ihre. Der Blonde verwickelt Lisa in einen leidenschaftlichen Kuss, der ihr den Atem und den Boden unter den Füßen raubt. Nach einigen überaus intensiven Sekunden lässt er von ihr ab und leckt sich über die Lippe. Ein reißerisches Grinsen bildet sich und er geht einige Schritte zurück. „Hätte doch noch etwas mehr Zimt vertragen“, schnurrt er. „Wovon redest du?“, fragt das Kindermädchen atemlos nach. Ihr Herz klopft wie verrückt und ihre Wangen sind rot. Er hat sie gerade wirklich überrumpelt mit dem Kuss. Zumindest ihren Kopf. Ihr Körper ist in Sekundenbruchteilen darauf angesprungen wie ein ausgehungertes Tier und ihr ist das sichtlich unangenehm. „Ich konnte ich ja nicht probieren; zumindest nicht den Teig“, säuselt er herausfordernd. „Aber dich kann ich ja kosten, wann immer ich will“, fügt er mit einem stichelnden Ton an Sofort schlägt Lisas Laune um. So ein Arsch! Sie wirft ihm wütend einen der Zimtsterne an den Kopf. Drogo lacht ausgelassen. „Das sind Zimtsterne; keine Ninjasterne, kleines Ding.“ Unbeeindruckt schlendert er davon. Im Türrahmen der Küche bleibt er stehen und dreht sich um. Seine nussbraunen Augen mustern die junge Frau ausführlich. „Ich freu mich schon auf Ostern“, witzelt er und geht schließlich. Das Kindermädchen fühlt sich verwirrt, beschämt und sauer. Gleichzeitig angenehm aufgeregt und hibbelig. Also so wie immer, wenn er bei ihr ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)