Trick or Treat von Khaleesi26 (eine Halloween-Kurzgeschichte) ================================================================================ Kapitel 1: Witch ---------------- Wer hätte gedacht, dass ich mal bei einer Wahrsagerin sitzen würde? Also, ich nicht! Für mich sind das alles Scharlatane, die einem das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Ich glaube nicht an diesen Unsinn. Wobei die Atmosphäre schon ein wenig Eindruck macht, das muss ich zugeben. Ein dunkler Raum, schummriges Licht und überall diese grusligen Bilder an den Wänden. Perfekt, um den Leuten Angst einzujagen. Ich lege den Kopf schief, um eines der Bilder genauer zu betrachten. »Hast du Schiss, Mimi?«, raunt eine Stimme dicht an meinem Ohr. Ich schnalze mit der Zunge und werfe Tai einen genervten Blick zu. Wir waren gerade mit Kari auf dem Weg ein paar Sachen für unseren Halloweenausflug einzukaufen, als Tai mich in diese Dunkelhöhle zerrte und meinte, es wäre sicher lustig. »Ehrlichgesagt drückt mir die Blase«, erwidere ich gelangweilt, weil mich das hier nicht weniger interessieren könnte. Mein Freund und seine dummen Ideen immer. »Also, bei mir wirkt es«, nuschelt Kari neben mir und reibt sich beängstigend die Hände. Tai lacht diabolisch auf. »Das wird spannend. Was machst du, wenn sie dir deinen Tod voraussagt?« »Sei nicht albern, Tai«, widerspreche ich. »Das darf sie nicht.« Plötzlich flackert das Licht und lässt uns erschrocken aufsehen. Wie auf Kommando betritt eine ältere Dame, in mehreren Lagen Tüchern gehüllt, den Raum. Ihr Blick ist dunkel, als sie sich uns gegenüber an den runden Tisch mit der Glaskugel setzt. »Wer von euch möchte etwas über seine Zukunft erfahren?«, flüstert sie düster. Kari erschaudert, während Tai hippelig wird. »Sie!«, poltert er drauf los und hält meine Hand in die Höhe. Sofort entreiße ich ihm sie wieder. »Ich möchte nicht, aber ich muss anscheinend«, erwidere ich zickig. Der geheimnissvolle Blick der Wahrsagerin sucht meinen und auch sie greift nun nach meiner Hand. Ihre Finger sind eiskalt, ich bekomme eine Gänsehaut. Dann sieht sie sich die Linien meiner Handinnenfläche an und fährt die ein oder andere mit dem Finger nach. »Wie ich sehe, hast du bereits deine große Liebe gefunden, Mädchen.«, eröffnet sie mir. Ich laufe knallrot an, als Tai »Aha! Wusste ich's doch« ruft. Unsanft stoße ich ihm in die Seite. »Sei ruhig, Idiot.« »Und du hast eine Familie und Freunde, die dich lieben.« Kaum merklich verdrehe ich die Augen. Vermutlich sagt sie das zu jedem, solche wagen Aussagen treffen doch meistens ins Schwarze. Doch dann verzieht sie das Gesicht. Erschrocken lehnt sich Kari weiter nach vorne. »Was ist? Was sehen Sie?« »Der Fluch wird sich schon bald erfüllen.« »Welcher Fluch?«, fragt nun auch Tai deutlich aufgebracht. Gott, diese Beiden … »Es liegt ein Fluch auf deiner Familie. Es betrifft jedes erstgeborene Mädchen der nächsten Generation. Und dieser Fluch erfüllt sich morgen, an deinem 23. Geburtstag.« Mit einem Ruck entziehe ich ihr meine Hand, während ich sie mit großen Augen anstarre. Woher weiß sie, dass ich morgen 23 Jahre alt werde? »Großes Unheil wird dich ab morgen verfolgen«, sagt sie mit ihrer rauen Stimme und sieht mir dabei direkt in die Augen. »Für den Rest … deines … Lebens.« Ich schlucke hart. »Das reicht!«, verkünde ich entschlossen. »Wir gehen.« Ich springe von meinem Platz auf und will verschwinden. »Halt!«, ruft sie noch ein mal und ich drehe mich um. Ihr Blick wandert von mir zu Tai, der inzwischen neben mir steht und dann wieder zu mir zurück. Ihre grünen Augen verengen sich zu zwei Schlitzen, wie die einer schwarzen Katze. »Du solltest dich in Acht nehmen.« Genevt stöhne ich auf. »Ja, das sagten sie bereits.« »Ich …«, erwidert sie gedehnt und zeigt mit ihrem langen Finger auf mich. » … meine nicht den Fluch.« So, das reicht jetzt endgültig. »Danke, für Ihre Zeit«, sage ich und lasse die Alte und ihr Gefasel hinter mir. »Woah, das war unheimlich«, sagt Kari, die kurz nach mir aufschließt. »Ja«, stimme ich ihr zu. »Was für ein Hokuspokus. Na ja, aber immerhin hat sie sich Mühe gegeben. Ich hätte ihr diesen Quatsch fast abgekauft.« Ich lache, aber eigentlich hat mir diese Frau echt Angst eingejagt. »Du solltest dich in Acht nehmen«, ahme ich sie mit verstellter Stimme nach. Wenn ich mich darüber lustig mache, ist es weniger beängstigend. »Ach, komm schon«, sagt Tai neben mir und legt beruhigend einen Arm um meine Schultern. »Solltest du wirklich verflucht sein, werde ich dich beschützen - mit meinem Leben.« Er grinst, aber ich rolle mit den Augen. »Glaub mir, das wird nicht nötig sein. Ich hoffe, du hattest deinen Spaß. Wenn ich heute Nacht Albträume kriege, heißt das: einen Monat keinen Sex für dich!« »Was?« Tai stöhnt empört auf, während Kari sich die Ohren zuhält. Ein Fluch … dass ich nicht lache. Was für eine Geldverschwendung! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)