The Whisper of Water von Curupira ================================================================================ Kapitel 4: 4. ------------- Annika erwachte drei Stunden später, als Maria ihr unsanft den Ellenbogen in die Rippen rammte. »Ja bin ja schon wach«, stieß Annika verschlafen aus, was die, die um sie herumsaßen, zum kichern brachte. Annika rieb sich die Augen und sah Maria verschlafen an. »Was ist los?« »Wir sind gleich da, Blitzbirne«, murrte Maria und Annika kapierte schnell, wieso Maria missgestimmt war. Um sie herum war aktuell nichts als Wald und laut den Informationen von Maria, die Annika ihr aus der Nase gezogen hatte, war das schon mehrere Kilometer so. Also vermutlich keine Disco oder dergleichen, dachte Annika amüsiert und sah Maria dann trotzdem verständnisvoll an und flüsterte leise: »Ich bin mir sicher, es wird trotzdem eine gute Party geben.« Das lockte Maria wenigstens ein flüchtiges Lächeln auf die Lippen. Sie konnte jedoch nichts erwidern, weil in diesem Moment die Trainerin das Wort durch ein Mikrofon ergriff. »So ihr Lieben«, tönte es verstärkt. »Wir haben gleich unser Ziel erreicht, wird denke ich Zeit, das die Schlafenden aufwachen, und wir einmal klären, wer mit wem auf ein Zimmer kommt, denkt ihr nicht auch?« Die beginnende Ansprache weckte noch einige andere und dann brach ein Tumult los, weil alle davon ausgingen, dass sie sich aussuchen konnten, wer mit wem auf ein Zimmer kam. »Herr Funke und ich dachten, es wäre doch gut, wenn wir das alles ein bisschen mixen, damit ihr euch innerhalb des Teams noch ein bisschen besser kennenlernt. Wir wollen damit keinesfalls die bestehenden Freundschaften brechen, aber dachten uns, mehr Freundschaften ist doch kein negativer Aspekt.« Anika sah wie Maria sie missmutig ansah und sie selbst drückte fest die Daumen, doch es half alles nichts. Maria wurde mit Sam und Linda zusammengewürfelt, während sie selbst das zweifelhafte Glück hatte, ein Zweierzimmer mit Zaya zu belegen. Mit Zaya, die sie nicht einmal mehr ansah. Annika hatte keine Ahnung was sie in der letzten Nacht falsch gemacht hatte, um diese Ignoranz zu verdienen. Es folgten zahlreiche Beschwerden, auch Maria und sie selbst beschwerten sich lauthals, aber weder Herr Funke noch Frau Müller ließen sich erweichen und wenig später fuhr der Bus auch auf einen großen Parkplatz und hielt an. Als Annika mit den anderen den Bus verlassen hatte, erblickte sie, als sie in alle Himmelsrichtungen gesehen hatte, nichts als Wald, neben der großen Anlage, die laut Frau Müller ein Sportzentrum war. Sogar ein recht bekanntes, unter Sportlern, wenn man ihr Glauben schenken konnte. Aber Annika vertraute ihrer Trainerin schon, sie nicht in irgendein beschissenes Ossikaff zu fahren, wo die Anlage noch schlecht war. »Am Ende haben die noch voll die DDR Einrichtung«, hörte Annika wie sich einer der Jungs beklagte. »Und vermutlich kein Internet«, gab sie selbst den Verschwörern noch etwas Fressen. »Seid ruhig noch begeisterter«, erklang Frau Müllers Stimme.  »Aber ich kann euch versichern, es ist ein modernes Sportzentrum und es gibt funktionierendes WLAN. Wie schnell es ist, kann ich leider nicht sagen, aber ihr werdet eh nicht so viel Langeweile haben, meine Lieben. So, wenn alle ausgestiegen sind, lasst uns mal schnell durchzählen und unser Gepäck ausladen.« Annika reihte sich mit den anderen ein um an ihre Reisetasche zu kommen und verspürte ein leichtes Hungergefühl und hoffte, sie würden bald etwas zwischen die Zähne bekommen, immerhin hatte die Schule einen Batzen Geld in die Hand genommen und die würden sie ja sicherlich nicht Hungern lassen. Hoffte Annika immerhin und griff sich ihre Reisetasche, als sie an der Reihe war und stellte sich dann neben Maria, die immer noch frustriert drein sah. »Wir werden uns so auch genug sehen. Mach dir keinen Kopf, Süße«, sagte Annika und drückte Marias Hand kurz. Diese nickte und sah trotzdem unglücklich drein. »Mir wäre es lieber, wenn du auch mit jemanden ein Zimmer hättest, den du schon kennst. Besonders, wo diese Zaya heute so unnahbar wirkt«, murmelte Maria und sie hatte recht. Zaya hielt sich immer ein Stück von der Gruppe entfernt.   »Wenn jeder sein Gepäck hat und sicher ist, dass er nichts vergessen hat, können wir rein gehen und unsere Schlüssel in Empfang nehmen, danach können wir unsere Sachen auf die Zimmer bringen, uns eine viertel Stunde entspannen und dann gibt es Mittagessen und danach steht Training auf den Programm, Kinners«, tönte Frau Müller und sah abwartend in die Runde, ob noch jemand panisch zum Bus rannte um etwas zu holen. Als dies nicht der Fall war, führte Frau Müller die Gruppe zur Rezeption des Sportzentrums und Herr Funke schloss die Gruppe ab und Annika fragte sich, ob sich die Lehrer ein Zimmer teilten. Das brachte sie für einen Moment zum Kichern, sie wurde aber direkt wieder ernst, als sie Zayas aggressiven Blick auffing. Scheinbar hatte sie versucht mit Frau Müller zu reden um das Zimmer zu tauschen? Annika war sich nicht sicher, aber Maria tauschte mit ihr einen bedeutungsschweren Blick. Annika wünschte sich ins Wasser, auf den Grund eines Schwimmbeckens um dieses Theater nicht zu spüren. Sie ignorierte das seltsame Gefühl in sich, das sich nach Verrat anfühlte und nahm, als sie dran war, die Karte für das Zimmer entgegen, Zaya bekam auch eine, und wurde dann mit Zaya zu eben jenen Zimmer geschickt. Dabei war Frau Müller sehr schroff zu Zaya, als es so aussah, als wollte diese Frau Müller widersprechen. Annika und Zaya schwiegen, als sie Fahrstuhl fuhren und im dritten Stockwerk durch ein gefühltes Labyrinth irrten, auf der Suche nach dem Zimmer, in dem sie die nächsten 14 Nächte verbringen würden. Als sie es schließlich fanden, waren fünf der fünfzehn Minuten, die sie Zeit hatten schon vergangen und statt Zaya eine Entscheidung zu lassen, nahm Annika das rechte Bett und stellte ihre Reisetasche darauf ab. Es war mit frischer Bettwäsche bezogen und auf dem Kopfkissen lag eine Packung Gummibärchen. Es war modern eingerichtet, also wenigstens keine DDR-Einrichtung. »Magst du Gummibärchen?«, erkundigte sich Annika bei Zaya, die einfach tat, als hätte sie nie etwas gesagt und Annika stieß einen frustrierten Laut aus, pfefferte die Gummibärchen in den kleinen schwarzen Eimer der am Eingang des Zimmers stand und schob sich die Zimmerkarte in die Hosentasche. »Dann red nicht mit mir, wir sehen uns«, entfuhr es Annika genervt und sie verließ das gemeinsame Zimmer und machte sich mit dem Fahrstuhl wieder auf den Weg in das Foyer, wo sie sich wieder treffen wollten, um gemeinsam zum Mittagessen zu gehen. Unten angekommen war sie die Erste, nach einigen Minuten kamen Linda, Sam und Maria und schienen im Gegensatz zu ihr, sichtlich erfreut. »Wir haben ein Zimmer neben Johannes«, flötete Maria ihr entgegen und zwinkerte mit den Augen. Die Mädchen lachten und Annika fühlte sich miserabel. So schnell hatte Maria das Bedauern über die Situation also überwunden. »Das ist doch gut«, lächelte Annika und gab sich die größte Mühe, ihre Frustration zu verstecken und bisher, schien niemand der Mädchen etwas zu bemerken. Doch Maria wäre nicht ihre beste Freundin, wenn sie so gut schauspielern könnte. Als noch einige Mädchen und nun auch Jungs eingetroffen waren, nahm Maria sie zur Seite und sah sie besorgt an. »Ist etwas? War Zaya scheiße?« Annika schüttelte ihren Kopf. »Nein, alles gut. Mach dir keine Gedanken, ich glaube ich bin nur noch etwas geknickt, dass wir kein Zimmer gemeinsam haben«, log Annika, weil sie Maria nicht von dem Telefonat erzählen wollte. »Ach das wird schon, du hast es doch selbst gesagt, wir werden uns schon oft genug sehen, dass es uns gar nicht auffällt.« Annika lächelte leicht und nickte schließlich und hoffte Maria war überzeugt davon, dass sie wirklich nur deswegen unglücklich war. Gemeinsam mit Frau Müller und Herr Funke traf Zaya ein, die ziemlich zerknirscht drein sah. Nach Frau  Müllers zufriedenen Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte sie Zaya erneut einen Korb gegeben. Herr Funke zählte durch und als sie komplett waren, gingen sie gemeinsam zum Mittagessen, was eine ziemlich unkomplizierte und schnelle Angelegenheit war. Annika saß mit Maria, Sam und Linda an einem Tisch, sie sprachen über Belanglosigkeiten, aßen ihre Nudeln mit Tomatensoße und Käse und ließen sich danach von Frau Müller in zwei Stunden Pause schicken, danach sollten sie mit ihren Schwimmsachen im Foyer antreten. Maria überredete Annika und die anderen Beiden Mädchen dazu, das Gelände zu erkunden und nach einem kurzen Gang auf die Toilette, taten die Mädchen genau das. Die Speisehalle konnte man durch das Foyer betreten und sie traten gerade aus der Speisehalle und verließen das Foyer durch den Ausgang. Draußen erblickten sie als erstes den großen Parkplatz, daneben gab es aber auch zwei große, abgezäunte Sportplätze mit Kunststoffbahnen, von denen einer mit Männern belegt war, die deutlich älter waren. Was Maria aber nicht vom schwärmen abhielt, als sie an dem Platz vorbei gingen. Annika rollte mit den Augen und starrte zu dem Wald. »Hier gibt es echt nichts, huh?«, murrte sie und stellte fest, dass sie hier nicht einmal Empfang hatte, als sie auf ihr Smartphone blickte um zu checken ob sie eine Nachricht hatte. »Habt ihr Empfang hier?«, die Mädchen schüttelten synchron die Köpfe. »In unserem Zimmer haben wir welchen«, meinte Maria und Annika hoffte, dass die Schwimmhallen hier wenigstens etwas besonderes waren, ansonsten war das Camp schon von Anfang an ein totaler Reinfall. Missmutig stopfte sie die Hände in die Taschen ihrer kurzen Jeans und ging neben den schwatzenden Mädchen her, die gerade den größten Sportplatz bewunderten. »Und hinter dem, gibt es noch ein paar Anlagen«, stellte Linda fest und schirmte ihre Augen mit einer Hand vor der Sonne ab. »Aber da laufen wir jetzt nicht hin, oder?«, fragte Annika leicht nörgelnd. Die Mädchen schüttelten die Köpfe und Maria sagte: »Nein, lasst uns lieber die Indoorräume ansehen. Ich bin gespannt was es alles gibt und vielleicht entdecken wir dabei ja noch ein paar heiße Jungs?« Sie gingen gemeinsam durch das Foyer zurück, ließen sich an der Rezeption eine Karte geben um sich nicht zu verlaufen und machten sich als erstes auf den Weg um die normalen Sporthallen zu besichtigen, die wirklich sehr modern und riesig waren. »Die scheinen hier echt alles zu haben«, staunte Linda, als sie neben einer Bowlingbahn, einer Kegelbahn, einem Kraftraum, Squashcourts auch die Schwimmhallen gefunden hatten. »Outdoor scheint es noch mehr zu geben«, merkte Sam an und Annika sah Sehnsüchtig in die Schwimmhalle, vor der sie nun standen und wollte ins Wasser. Aber das dauerte noch über eine Stunde. Weshalb sie sich missmutig zu dem Zimmer der Mädchen führen ließ, wobei sich herausstellte, das es nicht so weit von ihrem eigenen entfernt lag. Die Mädchen hatten ein Doppelstockbett und ein normales Bett. Maria hatte sich das normale Bett erstritten, sagte sie ihr leise, mit einem Grinsen auf den Lippen und Annika ließ sich auf Marias Bett nieder und ihre Freundin ließ sich neben ihr auf das Bett fallen und bettete ihren Kopf auf Annikas ausgestreckten Beinen. »Ist es wirklich alles so schlimm?«, hakte Maria nach und sah Annika besorgt an. Annika zuckte mit den Schultern, als sie mit dem Bus angekommen waren, war ihre Stimmung noch gut gewesen. »Müsstest du nicht eigentlich auch nörgeln? Wir teilen uns kein Zimmer, es gibt hier nichts, draußen haben wir keinem Empfang und ich muss mir ein Zimmer mit einer teilen, die nicht mehr mit mir spricht.« »Nicht mehr? Hat doch gestern auch nicht viel mit dir gesprochen, oder?«, fragte Maria und Annika zuckte mit den Schultern. »Und? Es nervt so oder so. Ich hoffe die Schwimmhalle ist den Aufwand wert«, murrte sie und fühlte sich selbst schlecht dafür, so eine miese Stimmung zu verbreiten, dass nun auch die anderen Mädchen versuchten, sie aufzuheitern. Mit dem schlechtesten Thema was es nur gab, aber immerhin versuchten sie es, auch wenn Annika das Thema Jungs absolut am Arsch vorbei ging. Annika gab sich, nach diesen Versuchen sie aufzuheitern, Mühe nicht mehr so missmutig zu sein und begab sich dann eine viertel Stunde vor Ende der Pause in ihr Zimmer, das zum Glück leer war. Auch wenn Zaya wohl einige Zeit darin investiert hatte, sich einzurichten. Ihre Reisetasche stand unter dem Bett, auf dem Bett lag ein Plüsch-Krokodil und auf dem Nachttisch ein Wecker. Als Annika ein Taschentuch, was sie in den tiefen ihrer Taschen gefunden hatte, neben ihren Kopfhörern und dem Handy, in den Müll werfen wollte, stellte sie fest, dass die Tüte Gummibärchen weg war. Sie nahm es zur Kenntnis, dachte sich aber nichts dabei, als sie ihr Taschentuch dort hinein warf, ihre Badesachen in die Umhängetasche stopfte und sich dann, nachdem sie einige Schlucke Wasser getrunken hatte, wieder auf den Weg nach unten ins Foyer machte. Dieses Mal war Annika eine der letzten, und als Herr Funke ein weiteres Mal durchgezählt hatte, machte man sich auf den Weg zu den Schwimmhallen und Annika hoffte inständig, es würde ihre Stimmung heben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)