Somewhere to belong von SarahSunshine (Dimitri x Byleth/f | Sylvain x Ingrid) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Als Byleth spät am Abend ihr Schlafgemach betrat, saß ihr Mann im Dunkeln auf dem Bett und starrte aus dem offenen Fenster. Dieser Anblick erinnerte sie an ihr Wiedersehen im Kloster vor einigen Jahren, als er gebrochen und der Dunkelheit verfallen war. Sie schloss die Tür und setzte sich neben ihn auf die Matratze. Er rührte sich nicht und sie konnte nur erahnen, was gerade in seinem Kopf hervorging. Damals hatte er Edelgard die Hand gereicht, wollte sie vom Pfad des Hasses führen, den er selbst so lange beschritten hatte. Doch sie war stur geblieben und schlussendlich durch seine Hand gestorben. Der Einfluss ihres Onkels war vielleicht maßgeblich für diese Entwicklung gewesen, sie würden es nie mit Sicherheit erfahren. Byleth wusste, dass die Geister der Vergangenheit ihren Mann lange heimgesucht hatten. Mit dem Ende des Krieges hatte er sie endlich hinter sich gelassen. Die Königin würde nicht zulassen, dass sich neue Geister in seinen Kopf schlichen. „Dimitri.“ Sie stand auf, nur um sich vor ihm auf den Boden zu knien und ihre Arme auf seinen Oberschenkeln abzulegen. Langsam drehte er seinen Kopf. Ihre Blicke trafen aufeinander, die Gesichter halb vom Licht des Mondes beleuchtet. „Nichts von dem, was passiert ist, war deine Schuld. Edelgard hat ihre eigenen Entscheidungen getroffen. Sie war gezeichnet, ja, aber das warst du auch.“ Byleth legte ihre Hände an seine Wange. „Was in der Vergangenheit passiert ist, kannst du nicht mehr ändern, aber die Zukunft kannst du zu einer besseren machen.“ Schweigend starrte ihr Mann sie an, sie starrte zurück. Die Königin blieb standhaft, bis Dimitri nachgab. Er rutschte vom Bett herunter und zog sie in seine Arme, vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. „Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn du nicht an meiner Seite wärst. Danke, dass du hier bist. Danke, dass du mich an meine Ziele erinnerst. Danke, dass du das Licht bist, das die Dunkelheit erhellt.“ Ein warmes Lächeln legte sich auf Byleths Lippen. Sie ließ ihre Finger durch sein Haar gleiten und strich mit ihrer Nasenspitze über seine Wange. „Das werde ich für immer.“ Er zog sich so weit zurück, dass er mit seiner Stirn die ihre berührte. Sein Körper zitterte noch immer ein wenig, doch er beruhigte sich mit jedem Atemzug mehr. „Ich liebe dich, Dimitri“, flüsterte sie auf seine Lippen, „Du bist meine Familie.“ Er legte seine Hand an ihren Hinterkopf, dann überwand er den letzten Abstand zwischen ihnen und küsste sie. Erleichtert über diese Geste ließ sie sich seufzend an ihn fallen. Gemeinsam konnten sie alles schaffen, jede Schwierigkeit überkommen. Sie lösten ihre Lippen voneinander. Dimitri schien zu realisieren, dass sie gerade auf dem Boden saßen. Er stemmte sich hoch und streckte seine Hand aus, um sie auf die Füße zu ziehen. Byleth drückte seine Hand. „Du bist stark, Dimitri.“ „Nur dank dir“, antwortete er und drückte seine Lippen auf ihre Fingerknöchel. Für diesen Abend ließen sie das Thema auf sich beruhen. Sie zogen sich um und legten sich nebeneinander in das große Himmelbett. Dimitri zog seine Frau dicht an sich, als befürchtete er, dass sie sonst verschwand. „Gib mir deine Hand“, flüsterte die Königin in die Dunkelheit. Er kam diesem Wunsch ohne zu zögern nach. Sie verschränkte ihre Finger miteinander, drückte seine Hand und legte ihren Kopf auf seiner Brust ab. So schliefen sie ein. ~ Erleichtert und mit einem Kribbeln in seinem Bauch wachte der König neben seiner geliebten Frau, die sogar noch schlief, auf. Die letzten Male war sie meist vor ihm aus dem gemeinsamen Bett verschwunden oder sie mussten sich dringenden Angelegenheiten widmen. Doch die vergangenen Tage waren so anstrengend gewesen, auf physische wie psychische Art, dass er sie jetzt als Anker brauchte. Ein Rettungsring, der sie vor dem Sog der Finsternis beschützte. Die Sommernächte waren kurz und das Licht fiel durch die großen Fenster in den Raum. Sonnenstrahlen brachen sich in dem kleinen Smaragd, der sich auf dem Ring an Byleths Finger befand. Er musste lächeln als er sich daran zurückerinnerte, wie er ihr den Ring gegeben hatte und wie sie sich überhaupt das erste Mal begegnet waren. Der König umfasste die Hand seiner Frau, die noch immer so viel kleiner war als seine eigene und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Ihre Augenlider flimmerten leicht und sie begann sich zu regen. „Du bist schon wach“, murmelte sie und schmiegte sich wie eine Katze an seine nackte Brust. Wärme erfüllte seinen Körper. „Ich genieße die Morgenstunden mit meiner Königin“, antwortete er und spielte mit ein paar grünen Haarsträhnen. Hinter den Türen ihres Schlafgemachs warteten Pflichten, die sie erstmal aufschoben. So lange Byleth mitspielte, war es dem König recht. Seine pflichtbewussten Begleiter würden ihn schon bald genug an seine Aufgaben erinnern. ~ Auch Ingrid und Sylvain lagen an diesem Morgen in ihrem gemeinsamen Bett. Mit aufmerksamem Blick musterte die junge Frau das Profil ihres schlafenden Partners. Sein markantes Kinn, seine Nase, seine langen Wimpern und das zerzauste rote Haar, das strähnig in sein Gesicht fiel und an anderen Stellen wild abstand. Unwillkürlich fragte sie sich, ob das Kind, das sie unter dem Herzen trug, nach ihm kommen würde. Leise schlug sie die Decke zur Seite und schlich durch das Zimmer. Darauf bedacht, Sylvain nicht zu wecken, zog sie sich um und verließ den Raum. Ein warmer Sommerwind begrüßte sie. In Garreg Mach war es noch sehr ruhig, es war schließlich noch früh am Morgen. Sie spazierte durch die Flure, am Gewächshaus vorbei bis zum Fischteich. Am Ende des Stegs entdeckte sie Ashe, der im Schneidersitz saß und ein Buch im Schoß hielt. Sie musste lächeln. Die Liebe zu Geschichten über Ritter verband die beiden auf einer besonderen Ebene. Das war nicht vergleichbar mit ihren Gefühlen für Sylvain, aber sie und Ashe teilten den gleichen Traum, schöpften ihre Kraft aus derselben Quelle. „Ingrid“, Ashe winkte sie zu sich, „Du bist aber schon früh wach. Guten Morgen!“ Sie trat auf ihn zu und setzte sich neben ihn. „Guten Morgen.“ Die Wasseroberfläche reflektierte schimmernd das Sonnenlicht. „Was liest du da?“, fragte sie neugierig. Der junge Ritter schlug das Buch zu und legte es zwischen sie. „Es ist keine fertige Geschichte“, sagte er mit einem leicht roten Schimmer auf den Wangen. Ingrid legte den Kopf schief. Er räusperte sich und fuhr mit einer Hand durch seine Haare. „Es geht um einen Waisen, der von einem noblem Mann aufgenommen wird und lernt ein Ritter zu werden.“ Das Lächeln der jungen Frau wurde breiter, schien so warm wie die Morgensonne. „Also eine Geschichte über dein Leben“, schlussfolgerte sie. Ashe versteckte verlegen sein Gesicht hinter seinen Händen. „Das ist … dämlich, oder? Irgendwie überheblich? Oder-“ Als er sie ansah, hörte er abrupt auf zu reden. „W-warum weinst du?“ Überrascht fasste Ingrid an ihre Wange und wischte die Tränen aus ihrem Gesicht. „Ich finde das ganz und gar nicht dämlich, Ashe. Du wolltest ein ehrenhafter Ritter werden, so wie die aus den Geschichten, die wir so lieben.“ Sie machte eine kurze Pause. „Deine Geschichte, dein Leben ist es wert, erzählt zu werden. Und ich bin mir sicher, dass sie viele junge Leute inspirieren wird.“ „Ingrid…“ Ashe blickte auf seine Hände, dann auf das Buch und dann wieder zu ihr. Er nickte, lächelte als wäre mit dieser Bestätigung ein Stein von seinem Herzen gefallen. Schweigend betrachteten die beiden den Fischteich. „Jetzt bist du dran“, sagte Ashe aus heiterem Himmel, ohne sie anzusehen, „Was liegt dir auf dem Herzen? Und sag nicht nichts.“ Ingrid hatte schon Luft geholt, um genau das zu sagen, stattdessen schloss sie ihre Lippen wieder. Innerlich kämpfte sie mit sich selbst. Es fühlte sich falsch an, wenn sie Ashe vor Sylvain von ihrer vermuteten Schwangerschaft erzählte. Dass die Erzbischöfin es schon herausgefunden hatte, reichte ihr. „Geht es um Sylvain?“ Sie riss den Kopf herum, praktisch ein Geständnis. „Ist er gut zu dir? Hat er dich verletzt?“ „Was? Nein. Also ja, er ist gut zu mir, sehr sogar. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich in seiner Nähe so fühlen würde.“ Sie lächelte unwillkürlich, spürte die Wärme in ihrem Gesicht. Die blonde Ritterin wusste, dass ihrem Freund noch immer der Ruf als Frauenheld nachhing. Doch das hatte sich geändert, er hatte sich geändert. „Wir werden bald heiraten.“ Ashe legte seine Hand auf ihre Schulter und lächelte sie an. „Das sind großartige Neuigkeiten.“ Sie runzelte die Stirn. „Das klang gerade noch anders“, murmelte sie leise. „Wenn du diese Entscheidung getroffen hast, bin ich mir sicher, dass du gründlich darüber nachgedacht hast. Aber was bedrückt dich dabei?“ Einerseits war sie froh über sein Vertrauen, andererseits wusste sie nicht, was sie ihm sagen sollte. „Wir wollen es nur klein halten. Nur die Erzbischöfin weiß es – und jetzt auch du.“ Sie machte eine kurze Pause. „Und vor unserer Reise nach Shambhala hat der König mir angeboten, als Ritterin unter ihm zu dienen. Eigentlich wollte ich das die ganze Zeit, aber jetzt…“ „Jetzt bist du mit Sylvain zusammen und die Situation hat sich geändert“, beendete Ashe den Satz. Der Ritter drehte sich zu seiner Freundin und ergriff ihre Hände. „Ich freue mich, dass du in Sylvain einen Mann gefunden hast, der dich ehrlich glücklich macht. Es ist schade, wenn wir nicht an eurer Hochzeit teilnehmen können, obwohl wir gerade alle hier sind. Aber wenn das eure Entscheidung ist, werde ich das akzeptieren. Was König Dimitri betrifft: Ich bin mir sicher, dass du mit ihm reden kannst. Das macht dich nicht weniger zu einer Ritterin. Deine Geschichte ist auf ihre Art genauso einzigartig wie meine.“ Ingrid weitete ihre Augen, in denen sich ein weiteres Mal Tränen sammelten. „Danke, Ashe“, flüsterte sie mit zitternder Stimme. „Ich … muss jetzt los. Wir sehen uns später, okay?“ Er gab ihre Hände frei und ließ sie ziehen. Eiligen Schrittes ging sie zurück in ihr Zimmer. ~ Sylvain saß mit dem Rücken zur Tür und zog sich gerade sein Hemd an als seine Verlobte in den Raum stürmte. Ihr verweinter Blick zerriss ihm das Herz, verunsicherte ihn. Bevor er aufstehen konnte, warf sie sich gegen seine Brust, sodass er rücklinks zurück auf die Matratze fiel. Ein erstickter Laut entwich seiner Kehle. „Ich bin schwanger. Ich meine, ich glaube, ich bin schwanger.“ Es dauerte einen Moment, bis diese Aussage ihn wirklich erreichte. Er schlang seine Arme um ihren Körper und drückte sie an sich. Auf ihrer gemeinsamen Reise waren sie sich näher gekommen, hatten sich verliebt. Und schon vorher hatten sie eine besondere Beziehung zueinander gehabt. „Sylvain, du zerdrückst mich“, murmelte Ingrid an seinen Hals. Sofort lockerte er seinen Griff. „Entschuldige. Ich bin einfach nur … überwältigt.“ Seine Hände fuhren zu ihrem Gesicht. Er zog sie zu sich und drückte seine Lippen auf ihre. Plötzlich schmeckte er etwas Feuchtes, Salziges und öffnete seine Augen. „Ich hoffe doch, dass das Freudentränen sind“, hauchte er gegen ihren Mund, eine Träne mit seinem Daumen wegstreichelnd. Sie wischte sich selbst mit der Hand über das Gesicht. „J-ja. Deine Reaktion hat mich … einfach aus der Fassung gebracht.“ Sylvain setzte sich auf und legte einen Arm um ihre Schultern. „Willst du deswegen in einer Nacht- und Nebelaktion heiraten?“, fragte er leise, während er mit seinen Fingerkuppen sanft über ihren Nacken streichelte. „I-ich, nein …“ Er zog eine Augenbraue hoch. Sie klang nicht sehr überzeugend. „Es ist nicht schlimm, wenn es so ist“, fügte er mit warmer Stimme hinzu. „Es war vielleicht ein Denkanstoß…“, gab sie kleinlaut zu. Dann sah sie ihn mit großen, grünen Augen an – ein seltener Anblick, der ihm vergönnt war. „Aber auch ohne ein Kind ist mir auf unserer Reise etwas klar geworden. Wir sind schon so lange befreundet und in unserer Jugend warst du ein unbelehrbarer Casanova, dem ich nur allzu oft aus der Patsche helfen musste. Aber mittlerweile hast du dich verändert. Ich weiß was für ein starker, verantwortungsbewusster und großherziger Mann du bist.“ Ihr Gesicht wurde ganz rot und sie rutschte auf dem Bett hin und her. Diese Situation war ihr sichtlich unangenehm. „Ich will mit dir zusammen sein, ich will dich wirklich heiraten“, murmelte sie in ihren Schoß. Für einen Moment verließ jegliche Kraft Sylvains Muskeln und er glitt mit seiner Verlobten auf dem Schoß von der Matratzenkante auf den Boden. Mit zitternden Fingern ergriff er Ingrids Hände. Seine kupferfarbenen Augen fühlten sich feucht an. „Ingrid … das ist das erste Mal, dass du solche Dinge zu mir sagst“, flüsterte er, „und dieser Mann werde ich weiter für dich sein.“ Er zog ihre Hand an seine Brust, damit sie sein pochendes Herz spüren konnte. „Und so ein Vater möchte ich werden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)