It's hard to believe von ReptarCrane ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich kann nicht einschlafen. Ich habe es lange versucht, es geht einfach nicht, seit ich vor einer guten halben Stunde aus diesem Traum erwacht bin, mit einem unterdrückten Schrei und rasendem Herzen, ist mein Körper derart von Adrenalin erfüllt, dass ich vermutlich bis in die Morgendämmerung hinein wachliegen werde, mich selbst mit dem Gedanken verrückt machend, dass ich für die Arbeit doch ausgeschlafen sein muss und ich verdammt noch mal noch etwas Schlaf brauche... wie bescheuert derartige Gedanken doch sind. Das absolute Gegenteil von hilfreich. Aber so sehr mich das alles auch stresst, und so sehr es mich ärgert, dass ich obgleich meiner eigentlichen Müdigkeit keine Ruhe mehr finde... etwas Gutes hat es doch: Während ich schlaflos hier liege, kann ich dich in aller Ruhe betrachten. Verdammt, ich klinge wie irgendein Creep. Wie ein Stalker oder ein Irrer aus einem Horrorfilm, vielleicht auch wie der besessene Hauptcharakter aus eine klischeebehafteten Teenager-Komödie, in der eine Obsession als romantisch dargestellt wird. Aber ich kann es nicht leugnen. Dein Anblick macht mich einfach so unglaublich glücklich. Du liegst ruhig da, zusammengerollt wie eine Katze. So zu liegen gibt dir Sicherheit, hast du mir einmal erklärt, und ich habe genickt, auch wenn ich wohl nie wirklich verstehen werde, was du damit meinst. Das soll kein Vorwurf sein. Ich meine bloß, dass ich es niemals komplett werde nachvollziehen können, einfach weil ich nicht das erlebt habe, was du in deinem Leben durchgemacht hast. Ich habe kein derartiges Ausmaß an Gewalt erfahren, habe nicht regelmäßig um mein Leben fürchten müssen. Ich habe mich niemals abends, wenn ich mich hingelegt und die Augen geschlossen habe, gefragt ob ich sie je wieder öffnen würde. Und ich werde wohl auch nie verstehen, womit ich es verdient habe, dass du mich in meiner Gegenwart so wohl fühlst. Du rollst dich vielleicht im Schlaf zusammen wie eine Katze, weil dein Instinkt dir das befiehlt, und du bist oft schreckhaft oder nervös, wenn wir unterwegs sind. Aber du hast nichts dagegen, wenn ich deine Hand halte. Du sagst, du findest es angenehm, wenn ich dich umarme, deine anfangs noch stark vorhandene Anspannung, wenn wir uns geküsst haben, ist mittlerweile vollends verschwunden. Ich weiß, dass das alles alles andere als selbstverständlich ist. Dass es keine andere Person gibt, der du so sehr vertraust wie mir. Und darum macht es mich so glücklich, dich anzusehen. Dich zu beobachten, wie du ruhig neben mir liegst, ab und an durch deine Haare zu streichen oder vorsichtig einen Arm um dich zu legen. Als ich das am Anfang einmal getan habe bist du panisch aufgewacht, und die Narbe des Kratzers, den du mir verpasst hast, ziert immer noch meinen Handrücken. Aber das ist lange her. Ich habe es nicht mehr versucht, bis du mir irgendwann gesagt hast, dass es okay für dich ist. Du weißt, dass ich niemals etwas tun würde, von dem ich weiß, dass es dir unangenehm ist. Das, was du für mich empfindest, würde ich niemals riskieren. Ich habe dir auch gesagt, dass ich dich manchmal im Schlaf beobachtete. Es erschien mir nur fair, dass du davon weißt; wärst du irgendwann plötzlich aufgewacht und hättest im Licht der Dämmerung gesehen, wie ich dich anstarre, wäre das womöglich wirklich unangenehm gewesen. Ich weiß noch, wie du elacht hast, gefragt hast ob es denn so spannend wäre, dir beim Schlafen zuzusehen, und ich habe mit nichts anderem als der Wahrheit geantwortet: Dass es mich eben einfach unglaublich glücklich macht. Dafür sorgt, dass ich mich gut fühle. Dass all die Zweifel, die mich tagtäglich begleiten seit meiner Kindheit, der Selbsthass, all das Gift das ich mit mir herumschleppe, zumindest für eine gewisse Zeit bedeutungslos werden. Wie gesagt, manchmal komme ich mir vor wie ein Creep, und was ich dabei empfinde, macht es nicht unbedingt besser... diese so unfassbar intensive Art der Zuneigung. Die Vorstellung, dass ich es nicht ertragen würde, dich nicht mehr bei mir zu haben, dass ich daran zerbrechen würde dich zu verlieren... diesen Teil habe ich dir nicht verraten. Und das werde ich auch niemals. Ja, dich zu verlieren wäre das Schlimmste für mich, ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn das passieren würde. Aber mit dieser Tatsache geht so viel Druck einher, so viel Schuld, die empfunden werden könnte...das würde ich dir nie antun. Falls du irgendwann, aus welchem Grund auch immer, gehen wollen würdest, dann würde ich dich nicht aufhalten. Es würde mich innerlich zerreißen, mich zerbrechen lassen, aber das ist egal... Das Wichtigste ist, dass du glücklich bist. Eigentlich möchte ich an all das gar nicht denken, und doch passiert es immer wieder. Wahrscheinlich, weil es einfach so schwer ist zu glauben, dass das alles wahr ist. Dass ich dich habe. Jemanden, der mich liebt, der mir vertraut, dem ich näherstehe als irgendjemand sonst. So schwer, zu glauben, dass es wahr ist...so schwer zu glauben, dass ich es verdiene. Aber so unglaublich es mir auch vorkommen mag – Fakt ist, du bist hier, bei mir. Ich streiche leicht über der Decke über deine Seite, und du zuckst nicht zusammen oder zeigst sonst wie, dass die Berührung dir unangenehm ist. Liegst einfach da, atmest ruhig und gleichmäßig. Und ich betrachte dich weiter, und fühle mich, als gäbe es nichts weiter auf der Welt als uns beide. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)