Perfekt von Centranthusalba (Gregor x Conny) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- „Schatz, nicht träumen. Du musst noch eine halbe Stunden üben. Herr Ando hat dir täglich eine Stunde Üben aufgegeben. Und morgen ist der Wettbewerb. Also nutze noch die Zeit.“ Frau Uesugi schaut mit besorgter Miene von ihrer Zeitschrift auf hinüber zu ihrer Tochter. „Hmm“ Conny sitzt im Wohnzimmer am Klavier. Vor sich die Noten ihrer Sonate. Auf eine Hand hat sie das Kinn gestützt mit der anderen wandert sie über die Tasten, jedoch ohne sie zu berühren. Was hatte Gregor gesagt? „Die Kickers sind nicht perfekt, aber sie spielen trotzdem. Sie haben ihre Stärken.“ Conny sieht auf das Papier. Den Anfang konnte sie ohne nachzudenken. Dann kam das Allegro. Da musste sie sich konzentrieren, aber sie schaffte es. Danach kam wieder eine einfache Passage mit einigen Tempowechseln und dann das Vibrato. Hier verspielte sie sich immer wieder. „Im Mittelfeld herrscht Chaos und unsere Verteidigung ist ängstlich“, hatte Gregor gesagt. „Aber Mario ist ein guter Torwart...“ Sie sieht auf den Anfang. „… und ich der einzige Stürmer.“ Die Passage in der Mitte. „Wenn du beim Wettbewerb genauso spielst, wie ‚Love of my life‘, dann bist du für mich die Siegerin.“ Ein Lächeln umspielt ihre Lippen. Für Gregor die Siegerin sein. Reichte das nicht aus? Konnte ihr nicht alles andere egal sein? „Möchtest du mir einmal vorspielen, Conny?“, fragt ihre Mutter vom Sofa aus. Conny schaut auf und nickt. Sie legt ihre Finger in Position, schlägt an und spielt Die ersten Takte von ‚Love of my Life‘. „Aber, …. das ist doch nicht Mozart?!“ entfährt es ihrer Mutter irritiert. Conny kichert. ——- „Eins-zwei.“ - „drei-vier!“ „Eins- zwei.“- „drei-vier!“ „Eins-zwei“ Gleichmäßig gibt Mario den Takt für die Läufer hinter ihm an. „Drei-vier!“ Kräftig antworten die Kickers ihrem Kapitän im Rhythmus ihrer Schritte. Das letzte Training vor dem Spiel gegen die Tornados war gerade beendet und nun joggten alle gemeinsam über den Strand zurück zur Schule. „Oi, Sascha, schaffst du es noch bis nach Hause?“, ruft jemand dem Nachzügler zu. „Denk dran: Da gibt es was zu Essen.“ Kevin grinst böse hinter sich. Der dicke Ersatzspieler beißt die Zähne zusammen und stolpert seinen Kameraden hinterher durch den Sand. „Sei nicht so gemein, Kevin“, meldet sich Gregor neben ihm, „Ich finde, Sascha hat ordentlich Fortschritte gemacht in den letzten Tagen.“ „Ja, er verfehlt nur noch 5 von 10 Bällen und nicht mehr 9. Ich fürchte, er wird uns morgen nicht so viel bringen gegen die Tornados.“ „Wir werden alle unser Bestes geben.“ Gregors Augen strahlen beim Gedanken an das Spiel. „Und Sascha ebenfalls.“ „Das will ich hoffen“, knurrt Kevin leise vor sich hin. Gregor beachtet ihn nicht weiter. Seine Gedanken schweifen ab, weg von den Kickers und hin zu jemand weiterem, die morgen ebenfalls ihr Bestes geben würde. Ein Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht. Conny hatte so glücklich ausgesehen, als sie ihm sein Lieblingslied vorgespielt hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, wie sie mit dieser Freude am Spielen nicht gewinnen konnte. Er wünschte sich so sehr, dass der Tag morgen gut für sie werden würde. „Oh schau mal, wer da kommt.“ Kevin stupst ihn an und holt Gregor in die Realität zurück. Er schaut nach vorn und seine Miene hellt sich auf. Über den Strand auf sie zu läuft ein Mädchen. Begleitet von einem Hund, der wild um sie herum tobt. Als sie die Kickers sieht, bleibt sie stehen und hebt zum Gruß die Hand. „Hee Kickers, viel Glück für das Spiel morgen!“, ruft Elsa der Mannschaft entgegen. „Danke!“ - „Dankeschön!“ -„Wie nett von dir.“ - „Danke!“ antwortet es ihr aus vielen Kehlen, während sie an ihr vorbeilaufen. Nur einer antwortet nicht, sondern konzentriert sich verbissen auf seine Aufgabe. „Eins - drei“ „Häh?“ Charlie stolpert verdutzt im Sand. „Los, kommt schon“, ruft Mario unter seiner Kappe hervor, „zwei -vier!“ Gregor und Kevin sehen einander mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Was ist denn mit dem los?“ Doch ihr Käpt’n ist bereits zehn Meter voraus. „Weiter! Eins-vier!“ ——- „Das ist nicht wahr! Das hat er nicht wirklich gesagt.“ Entsetzt schaut Conny auf den Telefonhörer in ihrer Hand. „Doch,“ schluchzt Amy am anderen Ende, „genau so.“ „Das ist doch…“ „Ich mache das nicht mehr, Conny, ich geb’s auf. Wenn er so offensichtlich nicht will, dann werde ich mich nicht aufdrängen.“ „Warte Amy“, versucht sie ihre Freundin zu beruhigen, „ich rede mit ihm. Bestimmt hat er es einfach nicht verstanden. Du weißt doch, dass er meistens nur an Fußball denkt.“ Sie lacht noch einmal aufmunternd, aber nachdem Amy aufgelegt hat, knallt sie voller Wut den Hörer zurück auf das Telefon. „Viktor?“ „Du kannst auch anklopfen“, brummt ihr Bruder ohne den Blick von seinem Schulheft zu heben. „Kannst du mir mal verraten, was das sollte?“ Viktor kann regelrecht hören, wie Conny die Fäuste in die Hüften stemmt und mit entschlossenen Schritten sein Zimmer durchquert. Als sie seinen Schreibtisch erreicht, entschließt er sich doch dazu aufzusehen. „Was meinst du?“ „Langweilig?“, fragt sie empört. Viktor blinzelt. „Wie kannst du Amy ins Gesicht sagen, dass du sie langweilig findest? Wenn du nicht mit ihr ins Kino gehen willst, dann sag es doch einfach.“ Nur ein winziges Zucken im Augenwinkel verrät, dass er sich an die Szene am Schultor heute Abend überhaupt erinnert. „Musst du nicht noch Klavier üben?“, versucht er sie abzulenken. Seine kleine Schwester schüttelt energisch den Kopf: „Ich bin gut genug.“ Einen Moment lang kann Viktor seine Verblüffung nicht verhehlen. >Woher kam dieses plötzliche Selbstvertrauen?< So gefasst wie möglich wendet er sich wieder seinen Hausaufgaben zu. „Ich habe nicht gesagt, dass sie langweilig ist, sondern dass ich es langweilig finde mit einem Mädchen ins Kino zu gehen.“ „Das ist das gleiche, Viktor!“ „Geh du doch mit ihr ins Kino!“, genervt schlägt er mit der Hand auf sein Heft, „Was soll ich da? Ist es ein Film über Fußball? Bestimmt nicht.“ „Dann macht ihr halt etwas anderes. Warum versuchst du es nicht einfach? Was hat mein perfekter Bruder zu verlieren?“ „Ich war noch nie allein mit einem Mädchen aus“, entfährt es ihm schneller als er es verhindern kann. „Ich kann das nicht ohne Vorbereitung!“ „Vorbereitung?“ Conny sieht ihn fassungslos an. „Was willst du denn vorbereiten?“ Und dann kommt ihr ein unglaublicher Verdacht: „Willst du jetzt über Amy Informationen einholen wie über eine Fußballmannschaft?“ „Gar keine schlechte Idee“, grinst Viktor sie an. Conny braucht zwei Atemzüge, bis sie ihre Sprachlosigkeit überwunden hat. „Du bist so….“, Nach Worten ringend wedelt sie mit den Händen in der Luft herum, „Dumm. Einfach nur dumm. Ich kann es nicht glauben, dass du solche Angst hast mit einem Mädchen auszugehen. Ich werde Amy sagen, dass sie dich vergessen soll. So jemanden wie dich verdient sie nicht.“ Viktor sieht zu, wie Conny aus seinem Zimmer stapft und hinter sich die Tür zuknallt. Kaum ist er wieder allein, wendet er sich seinem Heft auf dem Schreibtisch zu. Sein Gesicht scheint gelassen, aber seine Finger umfassen den Stift so fest, dass seine Knöchel weiß werden. >Mädchen…<, denkt er. Warum waren Mädchen nicht so einfach wie ein Fußballspiel? Beim Fußball gab es eine Handvoll einfacher Regeln und wenn man sich an die hielt und sonst einfach nur gut im Training war, dann gewann man auch. Seufzend schüttelt er den Kopf. Mädchen waren ein Spiel, dessen Regeln er noch nicht gänzlich durchschaut hatte. Und solange das der Fall war, würde er sich um keinen Preis der Welt auf dieses Spielfeld begeben. Da konnte seine Schwester zetern, wie sie wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)