Perfekt von Centranthusalba (Gregor x Conny) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Früh am nächsten Morgen trifft Conny auf dem Schulweg ihre beste Freundin Amy im Park, der zwischen ihrem Zuhause und der Nanyo-Schule liegt. Die Sonne versteckt sich hinter dichtem Morgennebel, der träge zwischen den Bäumen hindurchwabert. Von überall tönt das Zwitschern der Vögel. Die Luft ist frisch und angenehm. Es verspricht ein wunderschöner Tag zu werden. „Ich weiß nicht Conny.“ klingt Amys verzweifelte Stimme über den Weg. „Aber warum denn? Es ist doch nur mein Bruder. Frag ihn doch einfach!“ „Trotzdem. Er… er wirkt immer so unnahbar. Alles, was er tut, ist perfekt. Er schreibt in wirklich jedem Fach gute Noten, von Sport brauchen wir nicht zu reden, manchmal korrigiert er sogar die Lehrer. Er macht einfach nie etwas falsch. Und dann komme ich.“ Amy seufzt. „In seiner Gegenwart komme ich mir einfach ungenügend vor.“ Conny runzelt die Stirn. „Kommst du dir in meiner Gegenwart auch ungenügend vor?“ „Was? Nein! Du bist meine beste Freundin!“ Amy hebt vor Schreck die Hände vor die Brust. „Bei dir kann ich so sein, wie ich bin.“ „Na siehst du. Und vor meinem Bruder musst du überhaupt keine Angst haben. Frag ihn einfach, ob ihr mal was zusammen unternehmen wollt. Es kann nur gut für ihn sein, wenn er mal an etwas anderes denkt als an Fußball.“ Amy seufzt noch einmal mutlos. Da ertönt im dichten Nebel vor ihnen ein seltsames Geräusch. Jemand kommt schnellen Schrittes auf sie zu gelaufen. Schuhe knirschen auf dem Sandweg. Und da ist noch ein Geräusch: Erst ein ‚Peng’ und dann ein Schleifen über den Kies. Alle paar Schritte wiederholt sich es sich in regelmäßigen Abständen. Verwundert bleiben die Mädchen stehen. Conny kennt dieses Geräusch irgendwoher. Schließlich gibt der Nebel die Gestalt eines Jungen preis. Er trägt einen wilden Wuschelkopf und eine große Sporttasche über der Schulter. Vor sich her kickt er einen Fußball. Als er die Mädchen erkennt bleibt er verdutzt stehen. „Oh, guten Morgen Conny.“ Etwas verschämt greift er mit seiner Hand zu seinem Hinterkopf und verwuschelt ihn damit noch mehr. Conny lächelt. „Guten Morgen Gregor. So früh schon zum Training?“ „Ja, äh nein… weißt du, ich habe den Ball einfach immer und überall dabei.“ „Dann wünsche ich dir einen schönen Tag.“ sagt Conny artig und beginnt ihren Weg fortzusetzen. Gregor hebt noch eine Hand zum Gruß, dann läuft er auch schon weiter. „Euch auch!“ ruft er noch bevor er wieder im Nebel verschwindet. „Noch ein Fußballer…“, entfährt es Amy, „Kennst du ihn?“ Conny nickt. „Ja, er spielt bei den Kitahara Kickers.“ „Haben die nicht neulich gegen deinen Bruder gespielt und verloren?“ „Hmmh“ bestätigt Conny. „Schon komisch,“ murmelt Amy nachdenklich, „um ein Spiel zu bitten, bei dem man weiß, dass man verliert…“ ——- „Jeremy, hier herüber!“ - „Benjamin, pass auf Kevin auf!“ - „Gute Flanke, los nach vorn!“ Die Rufe der Spieler hallen über den Fußballplatz der Kitahara Grundschule. Wie wild flitzt der Ball zwischen ihnen hin und her. Da kommt Gregor durch die Mitte geradewegs aufs Tor zugestürmt. Mario geht erwartungsvoll in Position. „Hoch Kevin, schieß ihn hoch!“ schreit der Mittelstürmer als er an Kevin vorbeijagt. Dieser guckt zwar kurz irritiert, hat aber keine Zeit mehr sich Gedanken zu machen, was Gregor damit bezwecken will, und so schießt er den Ball wie geheißen hoch über den Strafraum. Als Gregor den Ball sieht, macht er eine Vollbremsung und taumelt ein paar Schritte zurück. Der war viel zu kurz! Aber Gregor wäre nicht Gregor, wenn er es nicht trotzdem versuchen würde. Kurz entschlossen dreht er dem Tor den Rücken zu, wartet, dass der Ball sich senkt, dann drückt er sich ab und springt dem Ball entgegen. Doch er hat sich verschätzt. Irgendwas zwischen nicht hoch genug und zu langsam. Er rudert verzweifelt mit den Armen in der Luft. Seine Beine strampeln über seinem Körper. Dann fällt er mit einem lauten ‚Plumps‘ rücklings auf den Boden. Einen Meter von ihm entfernt folgt der Ball. Mario blinzelt fassungslos mit den Augen. „Gregor?“ Charlie kommt angerannt, schnappt sich den herrenlosen Ball und schießt aufs Tor. Direkt in Marios Arme. „Sag mal Gregor,“ Kevin kommt zu seinem Stürmer vorgelaufen, der immer noch wie ein überdimensionaler Käfer auf dem Rücken liegt, und stemmt vorwurfsvoll die Arme in die Seite. „was sollte das denn werden? Wolltest du den Torwart außer Gefecht setzen, indem er sich über dich totlacht?“ „Das wär ja mal ein ganz neuer Plan.“ kommentiert Charlie. Gregor setzt sich auf und reibt sich das schmerzende Hinterteil. „Damit können wir ja noch einmal gegen die Teufel antreten.“ kommentiert Jeremy nicht ganz ernst gemeint. „Hey Gregor, alles in Ordnung?“ Mario beugt sich etwas besorgt zu ihm herunter. „Alles klar Leute. Geht schon wieder.“ er lacht demonstrativ. „Ich wollte es einfach mal versuchen.“ „Na du bist gut.“ Kevin schüttelt nur den Kopf. „Einfach mal versuchen. Hat es denn schon einmal geklappt?“ Gregor rollt kurz mit den Augen. „Nein, noch nie. Na und?“ „Non, Non, Non!“ wieder klackert der kleine Taktstock auf dem Klavier herum. „Das ist jetzt schon das fünfte Mal heute, dass du an dieser Stelle Fehler machst. Dabei hattest du gestern dort doch überhaupt keine Probleme. Konzentrier dich bitte. Der schwierige Part kommt doch erst noch.“ Herr Ando schüttelt entgeistert den Kopf. Conny schließt die Augen und atmet tief durch. >Konzentrier dich, das war einfacher gesagt als getan.< Ihre Finger wollten heute überhaupt nicht wie sie. Jeder Takt fühlte sich unendlich schwierig an. Und wenn sie an den Wettbewerb dachte, traf sie gar keine Taste mehr richtig. Sie seufzt und legt die Finger wieder in Position. „Was ist das denn?“ Herr Ando klingt, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. „In welcher Tonart spielen wir?“ Verwirrt schaut Conny auf ihre Finger. Ein Hauch Rot huscht über ihr Gesicht. >Was ist denn heute nur los?< Rasch korrigiert sie die Lage der rechten Hand. „Also, en, deux, trois…“ Conny blinzelt. Ihr Daumen zittert. >Womit fange ich nochmal an?< Die Sekunden dehnen sich ins unendliche, in ihrem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Wieder werden ihre Handflächen feucht. „Conny? Was ist los? Wo bleibt dein Einsatz.“ „Tut.. tut mir Leid.“ stammelt sie. In ihren Augenwinkeln sammeln sich Tränen „Irgendwie…“ „Hast du schlecht geschlafen?“ „Ich… ich weiß nicht, … ob die Anmeldung zum Wettbewerb so eine gute Idee war.“ murmelt sie. „Na, nun mach dir mal keine Sorgen. Bis dahin ist noch genügend Zeit. Du musst dich einfach noch ein bisschen mehr anstrengen. Heute hast du nur einen schlechten Tag.“ Herr Ando nimmt Connys Hände in seine und drückt sie aufmunternd. Dabei bemerkt er, wie kalt sie sind. Er runzelt die Stirn. „Das hat keinen Sinn mehr heute. Geh nach Hause und ruh dich aus. Wir machen morgen weiter.“ Conny zuckt bei den Worten ihres Lehrers zusammen. In ihrem Kopf bleiben die Worte „keinen Sinn mehr“ und „morgen weiter“ hängen und wandern weiter darin herum. ——- Sie ist nicht direkt von der Schule nach Hause gegangen, sondern hat im Park ein paar Abzweigungen genommen und ein paar Umwege gemacht. Sie spürt die Wärme der Nachmittagssonne auf ihrer Haut und hört die Vögel zwitschern. >Unfair,< denkt sie sich, >ihr müsst keine Noten lesen und täglich Übungsstunden bei Herrn Ando abhalten um so perfekt musizieren zu können.< Plötzlich wird das Vogelgezwitscher von einem lauten Geräusch unterbrochen. Es ist ein ähnliches Geräusch wie heute früh, fast an der selben Stelle. Neugierig biegt Conny in einen kleinen Pfad ab. Als sie die Quelle des Geräusches entdeckt hat, steht sie oberhalb einer hohen Steinmauer, die quer zum Hang verläuft. Vor der Mauer befindet sich ein kleiner Platz aus festem Sand und dahinter führt die lange Steintreppe hinunter in die Stadt. Conny muss lächeln. Tatsächlich ist es nicht nur genau das gleiche Geräusch wie heute früh. Auch der Verursacher ist der selbe. Gregor läuft unter ihr kreuz und quer über den Platz und dribbelt kunstvoll den Ball vor sich her. Hin und wieder schießt er ihn gegen die Mauer, lässt ihn abprallen und nimmt ihn wieder an. Er hat sie noch nicht entdeckt und Conny ist das gerade auch ganz recht. Sie will nicht reden. So bleibt sie etwas verdeckt vom Gebüsch stehen und beobachtet ihn weiter bei seinem Training. Gregor kickt den Ball immer wieder in die Höhe, springt ihm hinterher, reißt ein Bein nach oben und versucht den Ball über den eigenen Kopf hinweg zu treffen. Nur selten trifft er ihn überhaupt. Meistens endet der Sprung damit, dass Gregor unsanft auf dem Hosenboden landet. Doch er klopft sich nur unbeeindruckt den Sand ab und versucht es erneut. Verwundert betrachtet Conny seine Bemühungen. >Was Viktor nur hat? Gregor ist doch gar nicht so gut, wie er immer sagt. Was würde er über ihn sagen, wenn er ihn so spielen sehen würde?< So wie er sich da unten abmühte, hatte er in Connys Augen so gar nichts von dem gefährlichen Stürmer, von dem ihr Bruder seit kurzem ständig sprach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)