Sengoku-Jidai I [Remake] von firelady (Tōunamento) ================================================================================ Kapitel 12: Tansui, das Wasser ------------------------------ Nachdem weitere vier volle Tage vergangen sind und nicht nur Liza weiß, sondern auch die Hundedämonen immer stärker riechen können, dass sich ihre besondere Zeit bald dem Ende entgegen neigt, hat sie um eine längere Rast gebeten. Sie möchte gerne an diesem Waldrand bleiben, weil sich ein Fluss in der Nähe befindet. So ist sie seit zwei Tagen wie vom Erdboden verschluckt. Jetzt, wo in den letzten Tagen vieles schlimmer geworden ist, möchte sie einfach nur ihre Ruhe - auch um sich der besonderen Pflege zu widmen und vor allem, um ihre männlichen Mitstreiter nicht zu sehr ihren Stimmungen auszusetzen. Deshalb hat sie sich auch komplett zurück gezogen, ist aber, auf Wunsch ihres Lehrers, in Geruch- und Hörweite geblieben. Lediglich ihr Wächter Leon ist an ihrer Seite, um sie mit der nötigen Wärme zu versorgen. Auch Jaken darf zu ihr, um ihr etwas zu essen zu bringen. Diese Zeit nutzen die Männer zum Training. »Also, was ist mein Problem?«, fragt Hakku, als sie sich nach einem Schlagabtausch gegenüber stehen. »Deine animalischen Instinkten lenken dich viel zu schnell ab. Deine Motivation ist unterirdisch. Deine Defensive ist dünner, als jede Menschenhaut. Du bist zwar schnell, aber nicht stark. Wärst du mit deinem Verstand genauso schnell, vorausschauend und scharf, wie mit dem Wind, könntest du klüger sein, als ich. Du kannst dein Element außerdem nicht mal im Ansatz so gut beherrschen, wie Liza.« Kurz schweigt er, bevor Sesshomaru dann weiter führt. »Und sie ist nur eine Königin.« »Ja, ja. Ich versteh schon. Aber wie soll ich das machen? Ich meine, wie hast du das Liza beigebracht?«, stimmt das den sonst so freundlichen Charakter nachdenklich. Er setzt sich im Schneidersitz einfach auf die zugeschneite Wiese. Die Arme vor den Körper verschränkt. »Sie konnte es bereits von Anfang an«, zeigt sich Sesshomaru unbeeindruckt. »Was?! Ja, aber …«, ist Hakku dagegen schockiert. »Ihr Vater trainierte sie zuvor«, fällt er kühl ins Wort. »Oh… Okay. Und warum trainiert er sie nicht mehr?«, fragt Hakku ungeniert weiter. »Er ist gestorben, bevor er sein Training mit ihr abschließen konnte.« Das wirft in Sesshomaru die Frage wach, wie stark Liza wäre, wenn sie in dessen Training geblieben wäre. »Das tut mir leid für sie«, zeigt sich Hakku reumütig. »Aber das ist nun mal das Schicksal der Menschen. Ich kann mir denken, wie furchtbar das für sie gewesen sein muss.« »Du kannst gar nicht nachvollziehen, wie das ist, wenn deine Vertrauensperson in jungen Jahren stirbt und dein, noch lebendes Elternteil sich dem neuen Partner unterordnet«, zeigt sich Sesshomaru wenig begeistert über diese einfach daher gesagte Aussage. »Du hast doch alles. Mehr als es sich ein Elementskrieger vorstellen kann.« »Sesshomaru …«, ist Hakku tatsächlich sehr überrascht über diese Worte des älteren Hundedämons. »Du wirst von Dämonen verehrt und Menschen geliebt. Den Wind und seine Ableger lieben einfach alle. Und das macht euch Windkinder in meinen Augen so unsympathisch. Ihr seid lebhaft, sprunghaft, voller Elan und Freude. Ihr kennt nicht den Schmerz und die Einsamkeit die andere Elementskrieger haben.« Stumm hört sich Hakku die Worte seines Cousins an und wartet geduldig, bis er sich ausgesprochen hat. Erst dann steht er bedachtsam wieder auf. »Mag ja sein, aber die Erwartungen von allen zu erfüllen ist auch nicht immer einfach«, kontert er ruhig und gewissenhaft. »Du hast einfach nur zu lange in der Dunkelheit verbracht, lieber Cousin. Auch du hast noch lange deine Elternteile gehabt, bis sich dein Vater in diese Menschenfrau verliebt hat und für sie und deinen Halbbruder starb. Unsere verehrte Mutter, egal wie sehr du sie hassen magst, lebt sogar immer noch. Von all uns Hundebrüdern liebt sie dich, als Erstgeborenen, am meisten. Ich bezweifle, dass du dich halb so einsam gefühlt haben musst, wie deine Schülerin, deren Vater starb, als sie selbst noch ein Kind war. Oder Tansui, die als kleines Mädchen beide Eltern in einer Schlacht verlor!«, knurrt Hakku ihn an. Jaken, unweit von beiden Kriegern, muss hart schlucken, als ihm die aufkeimende, starke Aura seines Meisters bewusst wird. »Du vergisst, dass alles immer zwei Seiten hat. Sicher sind wir Windkinder beliebt, aber man setzt auch viele Erwartungen in uns. Den Wind zu kontrollieren ist kein leichtes Unterfangen und dennoch erwarten alle von uns, dass wir es von Geburt an können sollen. Am besten sofort perfekt!« Die Worte, so glaubt Hakku es zumindest, scheinen Sesshomaru zu treffen, denn er reagiert nicht. »So langsam verstehe ich warum Menschen und Dämonen sagen, dass das Feuer ein Element ist, was längst ausgeschlossen gehört. Sie hat dich runter gezogen und dich wieder in dieses Loch geschickt, in das du eigentlich gar nicht mehr verweilen solltest! Lass sie frei und entlaste dich selbst, damit du wieder der Herrscher bist, den ich noch von früher kenne!« »Du bist also auch einer derjenigen, die das Feuer hassen?«, kontert Sesshomaru nur kühl, fast schon eisig auf die Rede seines jüngeren Mitgliedes ohne auf das vorangegangene einzugehen. Das lässt Jaken einen Schauer über den Körper rasen, der ihn für einige Sekunden zittern lässt. Angespannt schaut er zwischen den Männern hin und her. »Es gilt nun mal als keins der sympathischsten Elemente. Es ist eingebildet, arrogant, hochnäsig, hält sich für unbesiegbar und glaubt es sei ein Anführer. Diese Frau ist genauso. Sie hat dich mit ihrer Wärme geblendet. Du bist süchtig nach ihren Flammen geworden, Sesshomaru!«, brüllt Hakku voller Zorn. »Ich unterstütze nur ihre Fähigkeiten und bilde sie aus«, zeigt sich der Daiyokai unbeeindruckt und antwortet gewohnt sachlich. »Das ausgerechnet du mal so abhängig vom Feuer wirst, hätte ich nie gedacht!« »Du vergisst, dass es ohne Feuer kein Leben gibt«, fährt Sesshomaru ausgesprochen scharf den Windkrieger an. »Gäbe es kein Feuer, gäbe es keine Wärme. Gäbe es keine Wärme, gäbe es uns nicht. Feuer durchflutet jedes Land, jeden Körper, jedes Herz.« Vollkommen unverkennbar bildet sich sogar ein abfälliges Lächeln auf den sich erhebenden Mundwinkeln des Fürsten. »Oder wie willst du sonst deine stetige Leidenschaft erklären, die du für Frauen teilst.« Das er bewusst "Frauen" sagt und nicht den Namen seiner Verlobten erwähnt, lässt Hakku bedrohlich knurren. Der Wind peitscht um seinen Körper auf, während Sesshomaru gewohnt herrisch und unbeeindruckt vor ihm stehen bleibt. Wie zwei wilde Hunde, die gleich einen Kampf um ihr Revier beginnen, stehen sich die Dämonen gegenüber. »Wenn dir meine Trainingsmethoden nicht passen oder du ein Problem mit meiner Schülerin hast, kannst du wieder gehen. Du hast unter der Fuchtel deiner Verlobten komplett vergessen zu wem du gehörst. Du gehörst dem stolzen Geschlecht großer Hundedämonen an und unterwirfst dich freiwillig einer Frau, die zu nichts mehr taugt, als unsere Jagdbeute zu sein. Sie ist schwach. Viel zu schwach, um mit uns starken Hunden mithalten zu können.« »Es geht dir also immer noch nur um Stärke. Hätte ich mir ja denken können«, knurrt Hakku auf. »Mein Schicksal beruft mich zur Herrschaft. Macht ist das Mittel womit ich es erreichen will«, ist die Antwort Sesshomarus mehr als eindeutig. »Und wie soll die Frau für dich sein, so machtbesessen wie du bist? Soll sie sich auf deinem Niveau bewegen? Oder vielleicht sogar noch stärker sein, als du? Du weißt, dass für dich dann nur eine Frau in Frage kommt. Lady Abi. Der Hass, der euch beide verbindet, ist über alle Grenzen hinaus bekannt.« Als keine Antwort erfolgt, spricht Hakku weiter. »In einer Beziehung kommt es auf weit mehr an, als nur Macht und Stärke.« »Wir reden also wieder über das menschliche Gefühl, das Liebe genannt wird.« Die fehlende Euphorie ist mehr als deutlich im eiskalten Ton der Stimme des Fürsten zu hören. Hakku zuckt mit einer Augenbraue. »Mir ist durchaus bewusst, dass du keine Gefühle mehr hast, aber es gibt keine Frau – egal ob dämonisch oder menschlich, die sich nicht nach Liebe sehnt. Selbst die größte und stärkste Kriegerin erwartet Liebe von ihrem Partner.« Selbstsicher grinst Hakku den erfahreneren Krieger an. »Ich weiß, dass du auf der Suche nach der perfekten Partnerin bist. Eine Frau, die Herrscherin, Kriegerin, aber auch unterwürfige Geliebte sein kann, um die Stärke deiner Kinder zu sichern.« »Pass auf, was du sagst«, knurrt Sesshomaru, während sich seine Augen verengen. In diesem Punkt hat Hakku eindeutig mehr Erfahrung. »So eine Frau gibt es aber nicht. Frauen sind entweder Geliebte, Herrscher oder Krieger, aber niemals alles auf einmal. Und ganz egal, was sie sind, sie wollen Liebe. Oder willst du mir ernsthaft weißmachen, dass dein Drang nach Perfektion nur deshalb da ist, um die westlichen Ländereien auch in Zukunft führen zu können. Um sie weiter unter der Herrschaft unserer Sippe zu belassen?« Die Meinung über diese Ansprache zeigt sich gewohnt kurz. »Ansprüche bei der Partnerwahl zu haben ist immer wichtig.« Ein weiteres Mal grinst Hakku überheblich. »Du bist auf deine Weise ziemlich romantisch.« Eindeutig genervt und provoziert von diesem Thema zieht sich nur eine Augenbraue von Sesshomaru hoch. »Du könntest dir spätere mehrere Frauen nehmen. Drei, vier, fünf oder mehr, wenn du willst, aber du suchst diese Eine. Du hast also doch wieder Gefühle.« Ja, auch Hakku kann wirklich sehr rational und vorausschauend denken, wenn er will. »Vielleicht sogar für deine eigene Schülerin?« »Ich warne dich!«, knurrt Sesshomaru tatsächlich. »Ist es deshalb der Grund, weshalb du dich so sehr für ihr Element einsetzt? Ist es deshalb der Grund, weshalb du sie trotz menschlicher Abstammung an deiner Seite duldest? Nicht nur wegen ihrer Stärke? Ich weiß, dass du Menschen hasst. Aber ich denke, du liebst sie.« Der Wind peitscht stärker und bedrohlicher auf, als würde er jeden Moment den Kampf ankündigen wollen. »Wenn ihr Geruch sie nicht verraten würde, könnte ich sogar fast vermuten, euch verbindet mehr, als die übliche, normale Lehrer-Schüler-Beziehung.« Ein tiefes kehliges Knurren dringt aus Sesshomarus Mund. »Vergleiche uns nicht mit dir und deiner Lehrerin.« Beide bemerken ein Blubbern zwischen sich. Aus einer Wasserfontäne bildet sich ein Körper, die sich genau zwischen den Männern platziert. Nach und nach bildet sich daraus ein schlanker, zierlicher Frauenkörper in einem dunkelblauen Kimono. Geschmückt mit hellblauen Blumenumrissen hebt sich das Kleidungsstück stark von den orangenen Haaren ab, die zu einer Kurzhaarfrisur geschnitten sind. Nur zwei sehr lange Haarsträhnen erinnern noch daran, wie lang einst die Haare der Dämonin gewesen sein müssen. Ihre aufmerksamen grünen Augen zeigen, zusammen mit den großen Fuchsohren auf dem Kopf, welcher Abstammung sie ist - eine Fuchshalbdämonin. Die langen Ärmel des Kimonos verhindern fast die Sicht auf die Rüstung, unterhalb des blauschwarzweißen Obis. »Kann man den Männern helfen?«, fragt die junge Frau ruhig an die Hundedämonen gewidmet. »Macht mein Schüler etwa Ärger?«, richten sich die Augen danach direkt auf Sesshomaru. Dieser scheint aus seiner angespannten Haltung zu gehen und verschränkt seine Arme vor seinem Brustkorb. »Dein Schüler ist respektlos«, antwortet Sesshomaru kühl. »Keine Sorge. Von nun an soll Hakku nicht mehr dein …«, will sie eben noch antworten, als sie zwei Hände an ihren Brüsten fühlt, die sie unverfroren kneten und einen warmen Körper, der sich von hinten an sie schmiegt. »Haaa… Da bist du ja. Man was habe ich dich vermisst! Meine liebste Tansui.« Auch wenn sie es nicht sehen kann, aber der jüngere Hundedämon freut sich so sehr, dass sogar der Hundeschweif aus seinem Hintern geschossen kommt und nun wild hin und her wedelt. »Du bist eben doch die Beste.« Die eben noch erstaunten Augen der offensichtlichen Wasserfrau formen sich zu Wütenden. Anstatt auszurasten, verwandelt sich der Körper jedoch nur in pures Wasser, ehe er in den Boden versinkt und hinter dem Wind Splinter auftaucht. Schneller als ein menschliches Auge fassen könnte, packt sie sich beide Arme des Windkriegers und drückt ihn zu Boden. »Die Beste bin ich wahrlich nicht, aber ich habe geschworen dich im Rahmen dieses Turniers zu trainieren. Es sei denn du stirbst oder verschwindest wieder von meiner Seite. Dann hole ich mir einen neuen Schüler.« »Wozu?«, vernehmen ihre großen Ohren das eine Wort von Sesshomaru. Mit ihrem kühlen Kopf weiß sie, was er damit meint. »Ich habe es ebenfalls auf das Schwert abgesehen. Um genau zu sein auf die Bestandteile des Wassers. Ich finde sie sollten dahin kommen, wo sie hingehören«, antwortet sie ruhig. »Dann kommen wir uns wohl in die Quere, denn ich suche ebenfalls nach allen Teilen, um das Schwert zusammen zu setzen«, bleibt Sesshomaru unbeeindruckt. »Also willst du das Schwert für dich haben. Du weißt schon, dass es dir, ohne den Bannbrecher, nicht dienen wird und dir nicht einen Moment gehorchen wird?!«, zeigt Tansui sich strenger, als zuvor. »Das soll es nur tun, denn ich brauche es nur einen Moment, um Gegner wie dich zu töten«, dringt es aus Sesshomarus Mund. Jaken versteht all diese Anfeindungen plötzlich nicht. Sind sie denn keine Verbündeten? Sind sie Feinde? Sie sind doch alle Krieger der Elemente. Der Kappa-Dämon versteht zwar alles nicht ganz so genau, aber offensichtlich hat Liza das wohl unsympathischste Element von allen. Ist es also schlecht, weil er beginnt sie zu mögen? Sein Meister kommt aber auch nicht gerade gut weg. Dabei hat er, nach der Erzählung Sesshomarus, wirklich gedacht er versteht es. Ich dachte Wasser und Wind vertragen sich mit der Erde?, fragt er sich. Einmal mehr muss er sich eingestehen, dass er so ziemlich gar nichts über all das weiß oder auch nur eine Kleinigkeit versteht. »Wie es aussieht, haben wir einen Interessenkonflikt.« Um ihm zu demonstrieren, wovon sie spricht, hält sie ein silbernes Schloss hoch. Verziert mit kunstvollen Wasserornamenten, erkennt der Hundefürst sofort, dass es sich dabei um das Silberschloss aus dem Reich des Wassers handelt. »Ich sehe, wir werden ein Problem miteinander haben, Tansui.« Mit diesen Worten hält der Daiyokai des Westens ihr die Klinge Hoffnungsträger hin. Er weiß, dass sie in der Lage sein wird, die Gegenstände in ihm zu sehen, die er bereits gefunden und vereint hat. Diese Erkenntnis dauert nur wenige Sekunden, bis sie mit geweiteten Augen auf das Schwert blickt. Wütend blickt sie zuerst zu Hakku, als sie den Bannbrecher darin erkennt, der auch gleich Schuldbewusst seinen Blick von ihr abwendet. Danach blickt sie sich weiter die Klinge an. »Du hast bereits das Sirenengewand!? Gib es mir! Sofort!«, fordert sie streng auf. »Was fällt dir Frauenzimmer ein meinem Meister solche Forderungen zu stellen?!«, mischt sich Jaken ein. »Halte dich daraus, niederer Kappa-Dämon!«, zeigt sich die Wasserherrscherin gereizt und schickt Jaken eine mächtige Wasserfontäne, die nicht nur den Boden aufreiht, sondern ihn sofort töten kann. Stattdessen wird er gerettet. Jaken findet sich in den Armen der Menschenfrau wieder, die ihn genauso schnell aus der Schusslinie geholt hat, wie es sein Meister getan hätte. »Gehst du immer auf Schwächere los?«, fragt die Schwarzhaarige noch ruhig. Selbst in weiterer Entfernung hat sie diese starke Aura einer neuen Person gespürt. Es ist auch kein Verbündeter gewesen und genau deshalb hat sich sofort auf den Weg gemacht. Ausgerechnet heute, wo es ihr letzter Tag ist. Auch wenn sie weiß, dass Sesshomaru stark genug ist, um jeden Gegner zu trotzen, hat sie sich zur Sicherheit auf den Weg zu der kleinen Gemeinschaft gemacht. »Unhöflichkeit muss bezahlt werden!«, antwortet Tansui ruhig. Liza setzt Jaken vorsichtig auf den Boden ab, der sie zum ersten Mal mit großen, dankbaren Augen anschaut, während sie ihm lächelnd zunickt, bevor ihr entschlossener Blick wieder zur neu gestoßenen Frau geht. »Das gibt dir noch lange nicht das Recht auf die Kleineren und Schwächeren loszugehen!«, beschützt sie weiter den Dämon und verschränkt sogar belehrend ihre Arme vor der Brust. »Ich bin das Wasser. Ich muss nicht auf Rangniedrigere hören«, bleibt Tansui eingebildet und hochnäsig. »Dann muss ich dir wohl eine Lehre erteilen!«, kontert Liza. Der Geruch des Hundefürsten überall an ihr, verrät Tansui mehr als deutlich zu wem die Menschenfrau gehört. »Man merkt, dass sie deine Schülerin ist, Sesshomaru. Genauso arrogant und hochmütig, wie du. Außerdem stinkt sie nach unterwürfigem Hund«, spricht die Wasserfrau ein weiteres Mal an Sesshomaru gewidmet, ehe sie ihn direkt anschaut. Tatsächlich sieht man für wenige Sekunden die Augenbraue des sonst unterkühlten Daiyokais zucken. An seine Seite tritt Liza, die ihre Faust gegen die flache Hand schlägt. »Erlaubt mir mich ihrer anzunehmen«, bittet sie. »Tansui spielt in einer anderen Liga, als du. Ihr Element ist …«, will Hakku sie unterrichten, doch sie unterbricht ihn wütend. »Ist mir egal! Ich will sie in ihre Schranken weisen! Auf Schwächere loszugehen ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit!«, raunt sie den Wind Splinter an. »Unfolgsames Kind! Du weißt gar nicht worum es hier geht«, spricht Tansui ein weiteres Mal. Ihre Augenbraue zieht sich skeptisch hoch, als sie sieht, wie ein Blickaustausch zwischen Sesshomaru und seiner Schülerin auszureichen scheint. Die junge Frau nickt dem Mann stumm zu, bevor sie ihre auffällig blauen Augen wieder zur Wasserfrau richtet. »Ich weiß genug, um dich zu bekämpfen. Niemand tut denjenigen etwas ungestraft an die mir am Herzen liegen!«, spricht die Schwarzhaarige ein weiteres Mal eindringlich zur Fuchsfrau. Die Frauen blicken sich ernst an. Die Blitze knistern förmlich sichtbar in der Luft, während grüne und blaue Augen sich schier unerbittlich anstarren. Es ist lediglich das Startsignal auf das die beiden warten. »Wer nicht hören will, muss fühlen«, eröffnet Tansui selbst den Kampf mit dem alten Sprichwort. Hätte wer gedacht, dass diese Worte dazu ausreichen, dass Liza lossprintet, wie von einer Tarantel gestochen, hätte Hakku schneller die Fliege gemacht, als er von dieser alles umfassenden Druckwelle erfasst wird. Sie schleudert ihn direkten Weges eine nahe gelegene Klippe herunter. Zum Glück kann er über den Wind so weit herrschen, dass er sich selbst wieder hoch fliegen kann und zum älteren Blutsverwandten schwebt. »Junge, junge. Frauen können echt unheimlich sein«, schafft er es seinem Cousin zu sagen, als er bei ihm ist. »Deswegen halten wir uns einfach aus dem Streit heraus, bis sie sich beruhigt haben. Das ist das Beste, was du als Mann in so einer Situation tun kannst«, antwortet Sesshomaru einfach kühl. »Da hat Meister Sesshomaru Recht«, stimmt Jaken zu, während Hakku nur besorgt zu den kämpfenden Frauen schaut. »Ob Liza das schafft? Ich meine Tansui ist doch genau ihr gegenteiliges Element.« »Für mich ist das nur eine Möglichkeit zu sehen, wie viel Liza schon gelernt hat.« Für Liza selbst zählt das momentan gar nicht. Sie hat schlechte Laune und hasst diese Frau, die Jaken fast getötet hätte. Er ist kein Krieger, sowie sie und so ein Wasserstrahl kann ihn töten. Immer wieder schlägt die Feuerkönigin auf den Körper ihrer Gegnerin, doch entweder gehen ihre Schläge ins Leere oder der Körper ihrer Gegnerin löst sich auf. Diesen Trick kennt sie von sich selbst. Sie kann auch ihren Körper an diversen Stellen durch die Flammen auflockern lassen, doch wie man dagegen vorgehen kann, ist ihr nicht bekannt. Zeit, um sich jetzt auch Gedanken darüber zu machen, hat sie nicht, denn das überhebliche Grinsen ihrer Gegnerin macht sie aggressiv. Na warte! Dir werd ich's zeigen!, schießt es ihr durch den Kopf. Ein weiteres Mal schlägt sie auf Tansui ein, die ihr nur ein siegessicheres "Anfänger" an den Kopf schmeißt. Ein weiteres Mal holt sie mit ihrer Faust aus, um Tansui einen Schlag ins Gesicht zu geben. Die Wasserfrau sieht den vermeintlichen Angriff und will sogleich ihre Gesichtshälfte wieder zu ihrem Element formen, doch da spürt sie plötzlich den knallharten Tritt von Lizas Fuß - genau auf der anderen Seite. Wie ist ihr das nur entgangen? Da ist dieses Menschenweib tatsächlich einfach hoch gesprungen, nachdem sie ihren Angriff angetäuscht hat und kickt sie nun einfach weg. Tansui ist schockiert. Die Frau mit einem fuchsartigen Gesicht fängt sich selbst ab und schleift mit ihren Füßen einige Meter über den Boden. »Du«, knurrt ihre Gegnerin, sieht allerdings schon, wie Liza auf sie zu gerannt kommt. Dieses Mal weicht sie aus, in dem sie über ihre menschliche Gegnerin springt. Sie kickt der Menschenfrau hart in den Rücken. Sofort spürt diese den stechend brennenden Schmerz in ihrem Rücken und kneift sich die Augen zusammen. Tansui will das Sirenengewand. Die Wunden am Rücken ihrer Gegnerin würde sie dafür ausnutzen. Also landet sie elegant auf der weißen Wiese und sendet aus ihrer Handfläche einen heftigen Wasserstrahl gegen den Rücken der jungen Frau. Diese Attacke sitzt. Nicht nur, dass Liza sich nicht halten kann und schier willenlos durch die Macht des Wassers gegen einen Baum geschleudert wird. Nein! Es drückt brutal auf ihre Wunde ein, die schon bald trotz des Verbandes wieder aufreißt. »A-A-A-A-A-Ah Liza …«, stottert Jaken sorgenvoll, als er, wie die Hundedämonen das Blut auf dem Stoff durchkommen sieht. An dieser Stelle sieht sich Sesshomaru als Lehrer gezwungen einzugreifen und zieht schützend eine Wand vor seine Schülerin. Ihm ist durchaus bewusst, dass die Kraft des Wassers ausreicht, um die Erde aufzuweichen und Gestein zu zerschmettern. Also nutzt er von Anfang an die neuen Kräfte des Metalls. Augenblicklich beendet Tansui ihren Angriff und schaut zum Hundefürsten. »Hast du es nötig mit solch schmutzigen Tricks zu gewinnen?«, fragt er die Wasserfrau sogar monoton. »Bisher hielt ich dich immer für eine ehrbare Kämpferin, auch wenn du nur ein Halbdämon bist.« »Hier geht es um das Sirenengewand. Dafür bin ich bereit über Leichen zu gehen«, kontert Tansui fest entschlossen. »Dann verdiene es dir ehrlich«, spricht Sesshomaru weiter. »Sternzeichen werden darauf auch keine Rücksicht nehmen. Willst du als Lehrer immer eingreifen, sobald du siehst, dass jemand unfair gegen deine Schülerin handelt? So kann sie auch nicht stärker werden. Sag bloß du hast doch so etwas wie Beschützerinstinkt entwickelt«, zeigt sich Tansui unbeeindruckt. Sesshomaru ist von diesen Worten gänzlich ungerührt. »Offensichtlich ist es dir entfallen, aber genau das ist unsere Pflicht als Lehrer auf unsere Schüler zu achten. Willst du als Lehrerin etwa ein moralischer Despot sein? Du weißt, was dann mit dir und Hakku geschieht, wenn du dich nicht an die Regeln hältst.« Das Gespräch der Lehrer wird unterbrochen, als der rote Lichtstrahl, einer Peitsche gleich, vor den Körper der Wasserfrau aufknallt. Wäre sie dem nicht mit einem einfachen Sprung ausgewichen, hätte er sie geteilt. Anschließend ist es der Körper der deutlich jüngeren selbst, die sich die Halbdämonin unerwartet schnell nähert. Die grünen Augen weiten sich, als sie den Körper Lizas von Flammen umringt sieht, die sich zu einer festen Form manifestiert haben. Tansui versinkt in ihrer Wasserform lediglich in der Erde unter ihr, bevor sie wieder gewohnt elegant, einige Meter von der Schwarzhaarigen entfernt, auf ihren unverhüllten Füßen steht. Erst jetzt kann sie erkennen, welche Form sich die Flammen um Liza herum auserwählt haben. Es ist die Form eines Wyvers, die sich heiß, lodernd und beschützend um den Körper des Menschen gebildet hat. Die stechenden Augen der halben Dämonenfrau leuchten stark in ihrem Grün auf. Die zwei langen Haarsträhnen schweben hoch, bis sie wie Wellen seitlich abstehen. »Seid nicht so arrogant! Ihr könnt mir keine Angst machen«, spricht sie direkt zu den Flammen. Unter der Wasserfrau brodelt das Wasser hoch empor. Eine schlichte Handbewegung reicht aus, um eine gigantische Welle auf Liza zu schicken. Der weicht sie einfach aus, in dem sie mit den Flammenflügeln schlägt und hoch in der Luft schwebt. Auch wenn Liza es ungern zugibt, aber der brennende Schmerz ihres Rückens und der Blutverlust werden sie bald in die Knie zwingen. Also muss sich Liza beeilen, wenn sie vor hat Tansui für ihren Angriff gegen Jaken zu bestrafen. Unbeeindruckt folgen die blauen Augen der Wasserfrau selbst den Bewegungen ihrer Gegnerin, dich sich wie im Sturzflug auf sie hinab stürzt. Zunächst hält Tansui es für einen plumpen Angriff, den die Menschenfrau wagt und verflüssigt bereits ihren kompletten Körper, damit ihre Gegnerin durch sie hindurch fliegen kann. Das ist allerdings auch ihr Fehler gewesen. So kann Liza einfach an Tansui vorbei fliegen. Ihr wässriger Körper verdampft dabei innerhalb weniger Sekunden zu Dampf. Diese Hitze schadet selbst ihrem Element. Erstaunt, aber auch erzürnt blickt sie der fliegenden Menschenfrau hinterher, die sie nur überheblich angrinst. »Tze. Genau wie dein Lehrer. Aber dir werde ich das Grinsen schon noch aus dem Gesicht wischen.« Nach diesen Worten bildet sich um Tansui eine feste Wasserform. Der Leib wie der einer mächtigen Schlange, ähnelt der Kopf dem eines Wasserbüffels mit Mähne. Dabei fallen die zwei abstehenden längeren Schnurrbärte besonders auf. Es ist Tansuis Drachenform. In dem sie hoch hinausspringt und so ihren Drachen zu jener Wyvern von Liza schickt. Die Fäuste der Frauen treffen aufeinander, sowie es die Mäuler ihre Elementarerscheinungen tun. Sesshomaru überrascht all dies nicht. Jeder Elementarkrieger verfügt über einen Schutzgeist. Auch er selbst. Bei den Elementen der ersten Generation sind es meistens Drachen – egal in welcher Form. »Oh man, wie cool das einfach aussieht«, gibt Hakku voller Freude sein Feedback. »Ich schließe daraus, du kannst deinen Schutzgeist noch nicht erschaffen«, stellt Sesshomaru gewohnt rational und kühl fest. »Witzbold. Wie soll man einen unsichtbaren Schutzgeist erschaffen«, kontert Hakku nur gewohnt locker und verschränkt seine Hände hinter seinem Kopf. »Auch der Wind hat Farben. Deine Unwissenheit erschüttert mich. Schließlich sind unsere Schutzgeister mit unserer Geburt als Anwärter an unserer Seite und als König können wir sie lenken und befehligen. Wärst du mein Schüler hätte ich dich das schon längst gelehrt.« »Oh ja, sicher. Du, als mein Lehrer hättest mir viel beizubringen«, grinst Hakku breit. »Aber du hast dir ja schon eine Schülerin ausgesucht.« »Wenn Tansui mitspielt, könnte ich zumindest zeitweilig dein Lehrer sein. Wie du siehst, kann Liza mit deiner Lehrerin sehr gut mithalten, obwohl sie im Rang unter dir ist.« Hakku verwirren die Worte des ersten Satzes, doch er beschließt es dabei zu belassen. Die Erklärung würde schon noch früh genug erfolgen. Die Flammen der Wyvern lassen das Wasser verdunsten, sowie das Wasser des Schlangendrachen die Flammen löschen. Machtvoll landet Liza auf der Erde, die sich unter dem Kraftaufwand zu einer kleinen Kuhle formt. Ihre Fingernägel leuchten rot auf, ehe sie mit einer gekonnten Handbewegung die Feuersicheln zu Tansui schickt. Diese blockt die Ranghöhere einfach mit einer Wasserbarriere ab. Danach landet sie elegant neben ihrer Gegnerin. »Du weißt gar nicht worum es hier geht«, beginnt sie der Unterlegenen eine Standpauke zu halten. Diese holt nur mit ihrem Bein aus und versucht Tansui den Stand zu nehmen. »Ist mir egal. Ich weiß nur dass du jemanden etwas antun wolltest, der mir sehr viel bedeutet!«, kontert Liza wütend. Jaken rühren diese Worte und ihm kommen die Tränen. »Oh, wie nett sie ist. Ich habe sie echt verkannt«, schluchzt er. Diese Rührseligkeit verfliegt allerdings schnell wieder, als sie hinten dran hängt: »Immerhin ist er mein Koch.« Sofort wandelt sich seine Miene und er reagiert wütend. »Hey was soll das! Hast du sie noch alle! Ach das bin ich also nur für dich! Ein mickriger Koch! Du bist wirklich …!« »Jaken«, bringt Sesshomaru ihn mit seinem Namen dazu zu schweigen. »A-A-A-A-Ah … Ich verstehe, Meister«, gibt sich der Krötendämon unterwürfig. »Ich würde dir raten mit dem Essen weiter zu machen. Denn wenn unsere Damen sich ausgetobt haben, wird zumindest Liza sehr hungrig sein«, befiehlt er. »Natürlich.« Schon hastet Jaken zum Kessel. Die Hitze, die sich hinter den Männern bildet, jagt selbst Hakku einen gewaltigen Angstschauer über den Rücken. »Liza hat wohl vergessen dich wieder ins Schwert zu bannen«, stellt Sesshomaru nüchtern fest. Sofort zuckt der jüngere Hundedämon zusammen, als die tiefe, kehlige Stimme hinter ihm knurrend antwortet. »Ich finde es nicht gut, dass du sie gegen diese Frau kämpfen lässt«, spricht der Löwe ohne auf die vorherige Aussage einzugehen. »Es sollte auch in deinem Interesse sein, dass deine Schutzbefohlene an ihren Herausforderungen wächst«, zeigt sich Sesshomaru unbeeindruckt, während er dem heftigen Schlagabtausch der Frauen folgt. »Sicher, aber sie wird niemals gegen das Wasser bestehen können. Sie ist als Königin noch viel zu schwach«, kontert der Löwe aus puren Flammen. »Je stärker der Gegner, desto mehr lernt man. Du bist viel zu weich für einen Anführer, Sternenbild Löwe«, bleibt Sesshomaru standhaft, betont sogar extra scharf die letzten beiden Wörter. Mit einem leisen Knurren muss der Löwe das ganze Geschehen hinnehmen. Liza geht allmählich die Luft aus. Sie hasst es ein Mensch zu sein! Schon beim Training hat ihr die normale menschliche Ausdauer zu schaffen gemacht. Nach nur wenigen Minuten intensiven Trainings war sie immer so erledigt und erschöpft, dass sie schon keinen Muskel mehr bewegen konnte. Das hat sie extrem wütend gemacht. Gerade zur Anfangszeit, wo Sesshomaru eh nur mit ihr gesprochen hat, wenn es arg nötig gewesen ist. Seine Meinung über Menschen ließ er sie spüren - jeden Tag, doch mittlerweile glaubt sie, dass sich da was geändert hat. Sie glaubt das er sie nicht mehr hergeben möchte. Zumindest versteht sie so seine Zeichen. Er ist jetzt einfühlsamer zu ihr und sanfter. Als Lehrer zwar immer noch streng, aber als Dämon und als Mann rücksichtsvoller. Dafür hat sie keine hundertprozentige Garantie, denn er gibt ihr immer noch unterschiedliche Signale. Manchmal scheint er förmlich ihre Nähe zu suchen und manchmal geht er wieder auf Abstand, sowie ganz zu Anfang. Vielleicht bildet sie sich auch einfach alles ein und es ist ein einfaches Wunschdenken. Dieses Mal ist es weniger ihre menschliche Ausdauer, als wirklich die offene und weiter laufende Wunde am Rücken. Kopfschmerz, Schwindel und eine immer unklarer werdende Sicht sind nur wenige Dinge, weshalb der Kampf immer schwerer für sie wird. Von ihrem eigenen menschlichen Körper abgesehen, der immer mehr zur Schwäche und Bewusstlosigkeit tendiert. Von all ihren Gedanken so leicht abgelenkt, bemerkt Liza viel zu spät den Schlag von Tansui in ihre Bauchgegend. Die Wucht des Schlages ist so heftig, dass es sie bis zum nächsten Baum befördert, der krachend zusammenbricht. Sofort erhebt sie sich wieder aus den hölzernen Trümmern und schlägt mit ihrer Faust gegen das Gesicht Tansuis. Diese hat sich allerdings schon längst verflüssigt und gegen alles, was Liza schlägt ist pures Wasser. Erneut knurrt sie wütend auf schlägt und tritt voller Zorn gegen sämtliche Stellen vom Körper ihrer Gegnerin. Jeder Schlag ist allerdings nicht mehr als heiße Luft. Komm schon Liza. Ich weiß, du kannst es noch schaffen, bevor dein Körper deinem Willen nachgibt, schießt es Sesshomaru durch den Kopf, als er diese fast schon hilflosen und immer schwächer werdenden Schläge sieht. Keuchend steht nun die Feuerablegerin vor ihrer Gegnerin, die sich noch nicht mal richtig bewegt hat. »War das alles?«, fragt Tansui gelangweilt. Ihre großen Fuchsohren zucken kurz auf. »Dann bin ich ziemlich enttäuscht von deiner Schülerin Sesshomaru«, gibt die Wasserkriegerin ihr Feedback. Sesshomaru selbst entgegnet daraufhin nichts. Sein Schweigen sagt Liza bereits alles. Gerade als Liza vor lauter Wut das Feuer in ihrer Hand aufflammen lassen will, spürt sie, wie sich um ihren Körper das Wasser schließt. Es ist Tansui selbst, die ihren Körper in flüssiger Form um die Menschenfrau gelegt hat und dann ihre Stimme ein weiteres Mal erhebt. »Ich könnte eine Anfängerin wie dich jetzt und hier ersaufen lassen«, lacht sie. »Ich«, beginnt sie und erhebt ihre Stimme dabei besonders scharf, »bin das Wasser! Ich genieße das volle Vertrauen meines Elements!« Diese gesamte Art macht Liza noch so viel aggressiver, als sie es ohnehin schon ist. Es ist der letzte Tag ihrer Periode und da verkriecht sie sich nicht nur besonders wegen ihrer Schmerzen, sondern wegen ihrer extremen Gefühlsschwankungen. Sie verwandelt all ihre Wut in pure Hitze um, die sich nicht nur auf ihrem hochroten Kopf zeigt, sondern auf ihren gesamten Körper, der in der gleichen Farbe erstrahlt. Selbst Tansui kann die aufsteigende Wärme in sich spüren. Dieses Maß an Wärme würde nie reichen, um dafür zu sorgen, dass sie von der Schwarzhaarigen ablässt. »Ich bin«, beginnt Liza unter all dem Wasser wütend zu sprechen, »Liza Higurashi.« Ein weiteres Mal steigt die Hitze an und das Wasser um sie herum beginnt heftig zu blubbern. »Ich bin eine Feuerkriegerin!« Die Flammen bilden sich nun um den Körper herum. Die Röte auf ihren Wangen und ihrem Körper zeigt sich in Form von Feuer, was unter Wasser erblüht. »Was!?«, zeigt sich Tansui fassungslos, doch noch ehe sie dagegen reagieren kann, verteilt sich ihr eigener Wasserkörper durch die heftige Explosion des roten Elements zu einzelnen kleinen Wasserpfützen, die überall verstreut auf der Erde liegen. Nur ihr Kopf liegt sichtbar auf der Erde. Sie blickt voller Staunen zu jener Menschenfrau, die im Moment an einen Dämon aus der Unterwelt erinnert. Ihr Körper umgeben von roten Flammen, die immer wieder ins gelbe und orange übergehen. Langsam geht sie in die Knie, einen Arm vor sich auf dem Boden abstützend. »Das kann doch nicht wahr sein«, haucht sie erstaunt. Dieses Erstaunen versiegt bald wieder, als ihr klar wird, was diese Menschenfrau ihr angetan hat. Knurrend sammelt sie sich wieder. Lässt all die gewaltigen Wasserpfützen zu ihrem Körper zurück kehren. »Das wirst du mir büßen!«, kommt es von der Fuchsfrau. Um sie herum bildet sich ein lückenloser Wasserball, der um seine Herrin kreist, wie ein Strudel. »Jetzt wirst du mich kennen lernen, Feuerkönigin!«, knurrt Tansui wutentbrannt aus ihren inzwischen wieder grünen Augen hervor. Immer wieder hastet sie zu Liza, doch deren Flammen hängen so heiß und schützend um ihren Körper, dass ihr Wasser beginnt zu verdunsten und sich eine Lücke bildet, noch bevor sie die Menschenfrau erreichen würde. Nicht nur dem Feuerlöwen, sondern auch Hakku entgleisen alle Gesichtszüge. »Ich wusste nicht, dass sie schon so eine Hitze in sich erzeugen kann«, kommt es vom Sternzeichen selbst. Der jüngere Hundedämon selbst ist komplett sprachlos. Er weiß gar nicht, was er dazu sagen soll und starrt fassungslos zum Kampf der Frauen. Jaken ebenso und es dringen nur gestotterte Buchstaben aus seinem Mund. Sesshomaru selbst atmet, auch wenn es ihm schwer fällt, in diesem Moment nur scharf die Luft ein, um wieder auszuatmen. »Wie es aussieht, habe auch ich die Künste meiner Schülerin unterschätzt«, gesteht er seine eigene Fehleinschätzung ein. Etwas an ihr hat sich verändert. Eine kleine Anhebung ihres Kopfes zeigt ihm, dass ihre sonst so klaren und blauen Augen nun mehr denen eines Dämons ähneln. Das Blau ist Golden geworden und die feinen Adern, in ihnen für wenige Sekunden, so stark leuchtend durchzogen, dass sie wie Lavaströme wirken. Das Augenweiß selbst ist rot geworden. Selbst die Adern ihres Körpers zeigen sich so deutlich, als würde es sich um Magma handeln. Er weiß, was das für eine Technik ist und was mit Liza geschieht, dennoch erstaunt es ihn, dass sie schon über diese machtvolle Magie herrscht. Es ist das Akuma no Hi - ein Dämonenfeuer. Flammen, die aus der Hölle selbst kommen. Um sie allerdings beherrschen zu können, muss der Beschwörer selbst vorrübergehend seine Hülle überlassen. So sehr, wie Liza ihr eigenes menschliches Dasein hasst, dürfte es ein Leichtes für sie sein. Bei all ihren Feuerkünsten, die sie schon beherrscht, fragt sich Sesshomaru, ob sie wirklich nur eine einfache Feuerkönigin ist. Das ist eine Magie, die nur vollwertige Krieger beherrschen können. Seine Zweifel werden, wie immer, nur durch das Mahl des Turniers weggefegt, denn das zeigt eindeutig ihr Sternenbild Drache in noch nicht vollendeter Gestalt auf ihrem Handrücken. Ob also alle Feuerableger so stark sind? Schwer vorstellbar. Für den realistischen Mann gibt es einige bisher unbedachte Möglichkeiten, weshalb Liza schon so stark ist und Techniken drauf hat, die sonst kein Ableger vollziehen kann. Natürlich hat sie ihm von der Theorie der Jungfrau erzählt, doch das ist für ihn abwegig. Kein Element würde zu solchen Mitteln greifen, um seinen Ableger zu beschützen, auch wenn es unter einem so unglücklichen Stern steht, wie das Feuer selbst. Hätte sie es nicht geschafft, hätte das Feuer sich einfach wieder einen anderen, neuen Ableger gesucht. Bei einer der vielen denkbaren Möglichkeiten kommt ihm ein weiteres Mal die erschwingbare Stärke ihres Vaters in den Sinn. Er selbst versteht nicht viel von Bannkreisen, doch einen Bannkreis genau siebzehn Jahre lang aufrecht erhalten zu lassen, obwohl er selbst schon lange Tod ist, erscheint ihm keinesfalls eine gängige Kunst zu sein. Ein normaler Mensch wird dazu nicht in der Lage sein. Aber wie hat ihr Vater das angestellt? Vor allem warum?, fragt sich Sesshomaru nachdenklicher denn je. Wenn es in ihrer Zeit schon keine Dämonen mehr gibt, wird es auch keine andere Möglichkeit mehr geben außerhalb eines Trainings stärker zu werden. Von ihren wenigen Erzählungen her, scheint ihre Zeit zudem um ein vielfaches friedlicher zu sein, als Seine. Bereits in seiner Epoche gibt es immer weniger Dämonen und dafür mehr Menschen und Halbdämonen. Es würde ihn auch nicht wundern, wenn sich Halbdämonen bald mit Menschen zusammen tun werden. Das Dämonenblut versinkt immer mehr unter der elenden Blutlinie der Sterblichen. Vielleicht ist sie kein Mensch und ihr Vater entspringt einer der letzten starken Dämonenfamilien, schießt es ihm durch den Kopf. Das ist keine sehr weit entfernte Theorie. Es gibt viele starke und wissende Dämonen, ähnlich seinem Vater, die das dämonische Blut ihrer Kinder versiegeln, weil es sonst zu stark für sie wäre. Es ist durchaus möglich, dass Lizas Vater ein sehr machtvoller Dämon gewesen ist. Diese Eventualität will er in der nächsten Zeit nachgehen, doch das wird sehr schwer. Sein Versprechen ihr gegenüber mit dem Daiyokai Tsukuyomaru und somit seinem Verbündeten zu sprechen würde er einhalten. Nachdem Liza damals dessen Schüler besiegt hat, ist dieser wieder in seine Heimat zurück gekehrt. Es gibt noch so viele Möglichkeiten, die er in Betracht zieht. Eine immer unwahrscheinlicher, als die andere werdend. Möglichkeiten, die er erst mit einem weiteren Wissenden austauschen will – dem Honoki-Magnolien Baum Bokusenō. Der zweitausend Jahre alte Baum würde ihm sicher helfen den Kreis einzuschränken. Der Kampf zieht sich weiter, als Liza ihre Stimme gegen die Frau des Wassers erhebt. »Du wirst niemals gegen die Flammen der Hölle ankommen. Wir stehen in ihren Diensten«, dringt es aus dem Mund der Menschenfrau, aber man hört deutlich heraus, dass es sich nicht nur um Liza allein handelt. Ihre Stimme klingt verzerrt, als wäre noch jemand anderes bei ihr und würde durch ihren Mund sprechen. Für einen kurzen Moment weiten sich die Augen des deutlich erfahreneren Kriegers, als er die Konturen eines gigantischen Drachen, wie ein gewaltiger Schatten, hinter ihr erkennen kann. Es ist nicht ihr Schutzgeist. Auch nicht die Technik. Es ist nicht einmal ihre eigene Aura. Kann es sein. Ist ER in ihr?, fragt sich Sesshomaru unweigerlich. Ein selbstsicheres, ja fast schon glückliches Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus. Verstehe. Jetzt wird mir einiges klar, du ausgekochte Echse, schießt es ihm durch den Kopf. Hakku fürchtet sich vor seinem eigenen Cousin, als er ihn so lächeln sieht. Selbst Jaken ergeht es nicht anders. Wie furchtbar. Meister Sesshomaru lächelt. Das kann nichts Gutes bedeuten. Ob jetzt die Welt untergeht?, fragt sich Hakku dagegen nur ängstlich. Der Wasserfrau lässt all das völlig kalt. Sie legt ihre Handflächen zuerst aufeinander und schleudert nach dem Lösen eine gewaltige Wasserhochdruckwelle zu Liza. Die Fontäne wird einfach von den Flammen verschluckt, als wäre sie nicht mehr, als ein Tropfen auf einem heißen Stein. »Einfältiges Dämonenweib!« Nachdem die verwandelte Menschenfrau losstürmt, ist keine der Damen mehr zu sehen. Man hört sie nur noch. Jedes aufeinander prallen dringt donnernd durch die Umgebung. Nur geübte Kämpferaugen können jetzt noch sehen, wie heftig und schnell der Schlagabtausch der Frauen erfolgt. Die Hundedämonen können kaum mehr fassen, wie stark die Feuerkönigin ist und sich schon jetzt gegen einen Ranghöchsten behaupten kann. »Das ist nicht normal«, spricht der Feuerlöwe wieder nach längerer Zeit, als Tansui und Liza wieder gelandet sind. Sie stehen sich gegenüber. Die Halbdämonin gegen die Höllenkreatur. Dies wird der entscheidende Schlag. Ein schier letztes Mal rennen die Frauen aufeinander zu und kreuzen ihre Kräfte gegeneinander. Nun stehen sie sich mit den Rücken zueinander. Wartend. Wer gibt zuerst seinen Wunden nach. Es ist Tansui. Sie sinkt in die Knie. Die Hitze ihrer Kontrahentin sorgt selbst bei ihrem kühlen Kopf für Schwindel, den sie sich halten muss. Für einen Moment scheint der Sieger klar zu sein, doch als die Flammen um den Körper Lizas versiegen und sie wieder eine normale Menschenfrau ist, bricht sie in sich zusammen und liegt auf dem zugefrorenen Boden. Lächelnd, aber auch wild ausatmend, erhebt sich die halbe Fuchsdämonin. »Wie es aussieht, habe ich gewonnen«, dringt es überheblich vom Wasser. »Also her mit dem Sirenengewand.« Sesshomaru selbst geht nur stumm zu seiner Schülerin. Erst als er sie auf seine Arme genommen hat, sagt er kühl: »Nein.« Er geht mit Liza in die Nähe des Lagerfeuers, wo Jaken immer noch dabei ist, das Gericht zu kochen, aber voller Staunen und Schock jeden Schritt seines Meisters beobachtet. Dieser legt seine Schülerin dort auf den Bauch hin, während der Löwe sich beschützend vor beiden stellt. Seine Augen ruhen aufmerksam und drohend auf Tansui. Sein Schwanz peitscht wild auf. Der Fürst der westlichen Ländereien zieht ihr das rote Oberteil einfach aus und reißt den blutigen Verband auf. »Hol Wasser und Kräuter«, schickt Sesshomaru Jaken weg. Ohne zu zögern eilt er los. Erst danach wendet sich der Hundefürst wieder an die Wasserfrau. »Sieh auf deine Brust.« Nach seinem kurzen Hinweis blickt die Wasserfrau an sich herunter. Ihre Augen weiten sich vor Schock. Ein Kratzer an der Stelle, wo ihr Herz ist. Der Kimono wurde zerrissen und die kleine Wunde zeigt, wie nahe Liza dran gewesen ist, sie zu töten. »Es war der Rest Menschlichkeit, der noch in meiner Schülerin hauste und dich verschonte. Wäre der nicht gewesen, wärst du jetzt tot. Sie brach nur vor Erschöpfung und den Folgen ihrer Wunde zusammen. Gewonnen hat keine von euch.« Solch eine machtvolle Magie frisst nicht nur Energie, sondern auch Lebensjahre. Lebensjahre, die Liza als Mensch nicht hergeben sollte. »Du hast eine sehr seltene und machtvolle Schülerin, Sesshomaru. Ich bleibe bei euch. Ich will sie weiter beobachten. Außerdem lasse ich mir nicht Gelegenheit entgehen irgendwann ans Sirenengewand zu kommen«, erbarmt sich Tansui. »Oh Tansui, meine Liebste …«, spricht Hakku gerührt, doch die Ernüchterung folgt, als sie hinzufügt: »Außerdem kann sie erstaunlich gut mit ihrem Element umgehen. Sie wird eine gute Trainingspartnerin für Hakku sein. Unsere Schüler werden aneinander wachsen.« Niedergeschlagen lässt der jüngere Hundedämon seinen Kopf sinken. »Wie gemein«, spricht er nur seufzend, während Sesshomarus Meinung, wie immer kurz ausfällt. »Meinetwegen.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)