Schütz mich nicht vor'm Teufel ... von FALL_Fanell (Es sei denn, du kannst mich vor dem Leben bewahren ...) ================================================================================ Schütz mich nicht vor'm Teufel ... ---------------------------------- Schütz mich nicht vor'm Teufel ... ... es sei denn, du kannst mich vor dem Leben bewahren. Ein Tag, wie man sich ihn niemals in einer solchen Situation wünscht. Strahlender Sonnenschein, der alles in ein Licht tauchte, das mehr wie ein Film über allem hing, anstatt es wirklich zu beleuchten. Dafür war es kaum noch schattig, was jedoch auch nicht positiv auffiel. Zu diesem Zeitpunkt des Tages hing die Sonne direkt über der Stadt und brannte ihre 35 Grad auf die Straßen, die in der Ferne vor Hitze zu flackern schiene und einem das Gefühl gaben, mitten in der Wüste zu sitzen. Doch statt mitten in der Wüste, saß er auf einem großen Platz an die Mauer eines Springbrunnens gelehnt, der ihm auch nicht mehr genügend kühles Wasser gab. Das, was daneben spritzte, war zwar recht kühl, allerdings kam es nur noch sehr selten vor, dass es überhaupt spritzte. Der Wind, der hier durch die Straße flog, war auch nicht mehr das, was er einmal gewesen ist. Wenn er blies, war es für ein paar Sekundenbruchteile und so schwach, dass man es nicht einmal mitbekam, wenn es wirklich mal soweit war. Doch er, er fühlte ihn. Er fühlte jede Bewegung in den Haaren, die ihm rabenschwarz auf die Schultern fielen und spürte jeden Hauch, den der Wind von sich gab und auf seine blassen Wangen warf, die davon rötlich aufflammten und den Anschein machten, dass der Wind eiskalt war. Der Rauch seiner Zigarette wurde nur schwach verworfen, wenn ein solcher Hauch kam. Er beobachtete ihn schon eine ganze Weile. Fast vier Stunden, wenn man es genau nahm. Seit fast vier Stunden saß er an den Springbrunnen auf dem großen Marktplatz gelehnt, umringt von Ständen, Märkten und Passanten, die ihn nicht beachteten, die er nicht beachtete. Die wenigen, die ihn ab und zu ansahen, erkannten nicht den Grund seines dort seins. Wahrscheinlich interessierte es auch keinen und selbst wenn es jemanden interessieren würde, würde er nicht antworten. Der Grund dafür, dass er dort saß, war das Mädchen neben ihm. Sie war recht hübsch, hatte lange, braune Locken und ein helles, freundliches Gesicht, das seit den vier Stunden friedlich und doch komplett leer lächelte. Sie hatte dunkle, grüne Augen, die einen Ausdruck von Zufriedenheit ausstrahlten und dennoch genauso leer waren, wie ihr Lächeln. Sie hatte verdreckte und zerrissene Kleidung, machte nicht gerade den Eindruck eines reichen Menschen. Doch die Kleidung sagte ganz genau, dass sie auf der Straße wohnte und sicherlich schon lange nicht mehr richtig gegessen hatte. Ihre Gelenke waren schmal und kraftlos und ihre ganze Erscheinung abgemagert und voller unerfüllter Wünsche. Sein Blick fiel kurzzeitig auf ihr lächelndes Gesicht und er atmete einmal tief aus. Schon vier Stunden. Wann würde er endlich weg können? Natürlich wusste er es. Natürlich wusste er, dass sie tot war. Doch genau deshalb war er doch dort. Er wartete darauf, gehen zu können und ohne Aufmerksamkeit auf ihr leeres, lächelndes Gesicht, konnte er nicht gehen. Seine Aufgabe bestand darin, bei ihr zu sein, bis sie bemerkt wurde, dies ist ihr letzter Wunsch gewesen. Ihre letzte Bitte, die sie zum Himmel schickte. Ihre letzten Worte, die sie als ,Ignorier mich nicht ... ' an ihn sandte und ihm so die Aufgabe gab, dort zu sitzen, bis seine Aufgabe erfüllt war. Dann hatte sie noch einmal geblinzelt, noch einmal zum Himmel aufgesehen und war dann mit leicht geöffneten Augen und leerem Lächeln auf den Wangen, an den Springbrunnen gelehnt, einfach verbrannt. In der Hitze der Sonne, vor der sie sich nicht hatte schützen können, verbrannte ihr Körper und wurde dazu gebracht, aufzugeben, sich dagegen zu wehren. So wartete er also seit ihrem Tod darauf, dass sie gefunden und beachtet wurde, bevor er sich wieder um das kümmern konnte, was sonst seine Aufgabe war. Vier Stunden waren eine lange Zeit, er hatte sicher viel nachzuholen. Ein Windhauch erregte seine Aufmerksamkeit und er wandte die Pupillen zur Seite. Dieser Wind war nicht von selbst entstanden, etwas hatte ihn hervorgerufen und als er zur Seite blickte, sah er den, der den Wind auslöste. Ein in schwarz gekleideter, großer Mann mit einer Brieftasche in der Hand, die er ihm geöffnet entgegenhielt. Er nickte nur, stand auf und warf die Zigarette auf den Boden, wo er sie lautlos austrat. Der Mann sah ihn nur fragend an, weil er nicht auf seine Worte reagiert hatte. Doch gleich darauf, sah er wieder auf, dem Mann mit seinen eigenen, grauen, genauso leeren Augen, wie sie das Mädchen hatte, direkt an; schwieg nur. Erst Sekunden später tat er einen Schritt vorwärts, ging an dem Mann vorbei und richtete nur ein paar Worte an den schwarzen Mann zurück. "Hitzschlag, vor fast vier Stunden. Sie sind zu spät!". Nur noch einmal blieb er stehen, sah zu dem Mann zurück, bevor er im Flackern des heißen Straßenbelages verschwand und nur eine kleine Karte zurückließ, auf der eine große, silberschwarze Sichel abgebildet war. *** Beta : ellen-san ( undeaths ) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)