Meine Tage sind gezählt von Pragoma ================================================================================ Kapitel 1: Sie nannten mich einen Ketzer ---------------------------------------- Drei Tage sind keine lange Zeit und doch wird jeder niedergeschrieben und für die Nachwelt erhalten sein. Wenige, die geprägt von Erinnerungen sind. Gemischt von Welten, die aufeinandertreffen und niemals passiert sind. Modernes Zeitalter trifft auf Folter und Hinrichtung, das Jahr 2021 auf das düstere Mittelalter. Wissen trifft auf Aberglaube, moderner Film auf die Realität. Und mittendrin sitzt Eric, durchlebt diesen Wahnsinn und sehnt sich einen schnellen und schmerzfreien Tod herbei. ++++++++++ Eingesperrt in einem Loch, das sie Kerker nennen. Weil ich anders bin, Dinge weiß, von denen sie nichts ahnen und blindlings dem Tod entgegeneilen. Vielleicht nicht alle, aber der größte Teil wird sterben. Grausam und das nur, weil sie dumm sind und der Meinung, ich bin ein Ketzer. Jemand, der Gott abgeschworen und sich dem Teufel zugewandt hat. Ich habe sie gewarnt, mehrmals versucht die Dinge zu erklären, ihnen nahezubringen, wer oder was die Pest ist und wie man verhindern kann, dass man sich ansteckt. Gehör verschafften sie mir nicht. Anfangs lachten sie mich sogar noch aus, unterstellten mir, ich hätte zu tief in mein Weinglas gesehen oder wäre den Drogen verfallen, weil ich immer wieder betont habe, dass ich aus dem 21. Jahrhundert stamme. Dummschwätzer fiel des Öfteren und schließlich zeigten sie mit dem Finger auf mich und bezichtigten mich mit dem Teufel im Bunde zu sein. Dabei weiß ich, dass im Früh- und Hochmittelalter die Bekämpfung der heidnischen Magie verfolgt wurde und nicht direkt Hexen und Zauberer. Erst später ab dem 13. Jahrhundert kam die Inquisition hinzu, die sich in Folge der religiösen Bewegungen herausgebildet hatte. Was danach kam, muss ich im Detail nicht ausführen, meine Wunden schmerzen noch immer und sind trauriges Zeugnis davon, was man unter Folter alles gesteht, nur um dieser zu entkommen. Bisher kannte ich Folter nur aus Büchern, aus Filmen und Überlieferungen aus dem Mittelalter. Jetzt hatte ich sie selbst erlebt und das volle Ausmaß zu spüren bekommen. Meine Finger sind verkrüppelt, der Beweis wie grausam die Daumenschraube ist. Einfach aber auch effektiv. Arbeiten kann ich nicht mehr aber mich erwartet ohnehin der Tod. Ich begrüße ihn sogar, heiße ihn willkommen und werde mit einem Lächeln auf den Lippen vor den Henker treten. Bis es so weit ist haben sie mich in dieses Rattenloch gesperrt. Ein karger, kalter Raum, der nicht mehr als Stroh und einen Eimer zum Pissen bietet. Beschweren will ich mich nicht und drei Tage sind im Vergleich zur Folter eine willkommene Abwechslung. Eine angenehme obendrauf. Andere würden mich sehr wahrscheinlich komisch ansehen, den Kopf schütteln und mich fragen, ob ich noch alle Sinne beisammen hatte. Habe ich trotz der Umstände, dass auch mein Kopf schmerzt, beinahe sticht und mir das Gefühl gibt, als würde man mir einen Dolch ins Fleisch treiben. Migräne ist ein Witz dagegen, ebenso die unliebsame Wurzelbehandlung bei einem Zahnarzt. Die Gliedmaßen meiner Finger spüre ich nur bedingt. Von ihnen geht mehr ein Pochen aus, welches mir nahelegt, dass Knochen gebrochen sind und mehr einer matschigen Pampe gleicht, als einer intakten Hand. Eine wäre mir egal gewesen, doch sie hatten mir beide genommen und ich war dankbar, dass sie mir nicht noch diese widerliche Birne antaten. Allein der Anblick reichte, das Wissen dahinter und wie man sie je nach Vergehen einsetzen konnte. Drei an der Zahl und eine ist Blasphemie. Gotteslästerer aber auch Anhänger religiöser Vereinigungen, die von der katholischen Kirche nicht geduldet sind. Menschen wie ich, die man buchstäblich damit mundtot macht. Man führt die Birne in den Mund ein, dreht außen an einem Haken und spreizt das Gerät direkt im Mundraum. Grausam das näher zu beschreiben, zu wissen, dass das Gebiss brutal auseinandergezogen wird und schmerzhaft überdehnt. Die Überdehnung verrenkt dann die Kiefergelenke und das führt zu massiven Schmerzen im gesamten Kopfbereich. Weiter wird die Birne bei Homosexualität eingesetzt und beinahe gleich wie bei Ehebruch angewendet. Mit dem Unterschied, dass sie hierfür anal eingeführt wird und ich mir über das Ausmaß der Verletzungen keinen Kopf machen will. Es müssen unsagbare Schmerzen sein, sowohl für Männer als auch für Frauen. Vielleicht merkt man jetzt, dass ich anders bin, einem anderen Zeitalter entspreche und nicht in das düstere Mittelalter passe. Mein Wissen ist zu neuzeitlich und fortgeschritten. Interessieren tut es sie nicht. Sie tun es als Hexenwerk ab, ebenso mein Erscheinungsbild. Lange Haare, unnatürlich blond und meine Kleidung entspricht eher dem viktorianischem Zeitalter. Als wäre das nicht genug, ziehe ich es vor, mich zu schminken, meine Schönheit zu unterstreichen und auch dafür zeigten sie wenig Verständnis. Es ist dem Adel vorbehalten, wenn auch nicht überall und nicht den Bauern, wie sie mich einen nennen. In England greift man zu einer dicken Schicht und dafür ist Queen Elisabeth die Erste, durchaus bekannt. Dumm sagten sie obendrauf. Ich aber würde sagen, die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln. Was ist aber eine Kartoffel? Etwas, was sie nicht kennen, sehr viel später kommt und viele hungrige Bäuche stopfen wird. Ein Fortschritt den ich kenne, weniger aber das Gefühl zu hungern und eingesperrt zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)