Through Space and Time von Sweet_Sakura0307 (God's Fallen Angel / Satoru X Yashiro) ================================================================================ Kapitel 2: Montag ----------------- Winter - 2006. Es war einer der schlimmsten Winter der Geschichte. Bei Minusgraden, die bis in den zweistelligen Bereich nachts gingen und tagsüber im einstelligen Minusbereich blieben, schneite es seit Ende Oktober vergangenen Jahres unaufhörlich. Mittlerweile war es Mitte Februar und absolut kein Frühling weit und breit, geschweige denn von wärmeren Temperaturen. Und gerade an diesem Tag spielte das Wetter irgendwie verrückt. Eigentlich war für heute ein kalter aber sonniger Tag angesagt, doch plötzlich zog sich der Himmel zu. Die Wolken verdunkelten sich und ein Gewitter braute sich zusammen. Gewitter im Sommer war man ja gewöhnt - aber im Winter? Ein junger, schwarzhaariger Mann, der an einem kleinen Fluss entlang ging, nahm die Vorwarnung zunächst nicht ernst. Sicher würden sich die Wolken gleich wieder verziehen - dachte er. Die Wolkendecke wurde aber immer düsterer und düsterer und hatte sich fast pechschwarz gefärbt, Nachdem es wie aus heiterem Himmel tatsächlich anfing zu donnern und zu hageln, musste der junge Mann das Wetterphänomen nun doch ernst nehmen und rannte hastig unter eine nahestehende Brücke um sich dort umzustellen. Sehr komisch. Der Wetterbericht heute morgen hatte nichts von einem Gewitter vorher gesagt. Hatte er sich etwa vertan? Nun fing auch noch ein regelrechter Schneesturm an. Da half wohl nichts anderes außer Warten, dass das Unwetter nach ließ. Plötzlich gab es einen lauten Donner und der pechschwarze Himmel wurde mit einem Mal von einem Blitz, der ein paar Meter vor ihm einschlug, hell erleuchtet. Obwohl der Blitz ihn nicht getroffen hatte, erschauderte durch die immense Lautstrecke sein ganzer Körper. Der schwarzhaarige, schlanke Mann hatte solche Angst, dass er wie ein Kind die Hocke fuhr, sein Gesicht in den Knien vergrub und sich mit den Händen schützend die Ohren bedeckte. Als er nach wenigen Sekunden den Blick wieder erhob, was Gewitter vorbei und der Himmel hatte sich gelichtet. Erleichtert erhob er sich aus seiner Schutzpose und beobachtete die sich auflösenden Wolken. Zurück blieb ein klarer Himmel. Sein Blick, der vorher wie in Trance mit dem blauen Horizont verhaftet war, fiel plötzlich auf einen vorbei fliegenden roten Schmetterling. Das wird ja immer lustiger. Schmetterlinge im Winter, bei diesen Temperaturen? Doch dann beobachtete er den Schmetterling genauer und erkannte ihn sofort wieder. Diese Art von Schmetterlingen sah er normalerweise auch, wenn ihn die Vergangenheit im Sinne eines Reruns einholen würde, aber für gewöhnlich waren die Schmetterlinge immer blau. Allerdings hatte ihn das von der heutigen Wettervorhersage abweichende Gewitter dahingehend eines besseren belehrt, dass der heutige Tag wohl etwas anders als sonst sein würde. Würde das heißen, dass gleich ein Rerun erfolgen würde? Als aber nach einigen Sekunden nichts zu geschah und er sich immer noch an der gleichen Stelle befand, entschloss er sich wieder seinen Weg aufzunehmen, nachdem sich das Gewitter nun in Luft aufgelöst hatte. Er drehte sich um und erblickte im gleißenden Sonnenlicht ihm eine nur allzu bekannte Gestalt. Ein großer, attraktiver Mann mit dunkelbraunen Haaren und rotbraunen Augen stand ihm direkt gegenüber. Er trug einen dunkelgrauen Anzug, eine bordeauxfarbene Krawatte und darüber einen beigen klassischen Trenchcoat. „Es ist lange her, Satoru.“, begrüßte ihn nun der Ältere. Satoru fiel es wie Schuppen von den Augen. „Yashiro…Sensei?“ Eiskalt über den Rücken und sein Körper wollte sich nicht mehr bewegen. Was hatte das zu bedeuten? „Na, freust du dich mich wiederzusehen?“, zwinkerte ihm sein ehemaliger Klassenlehrer auf die gewohnte Art zu. Satoru schluckte schwer und versuchte wieder Leben in seine erstarrten Gliedmaßen zu bekommen. Vor ihm stand tatsächlich sein ehemaliger Klassenlehrer, Yashiro-Sensei, aus der Grundschule und wusste nicht, wie er mit der Begegnung umgehen sollte. Vor kurzem hatte er sich zufällig die alte Aufsatzsammlung seiner Klasse angesehen und dadurch einen Rerun ausgelöst. Ihm war wieder eingefallen, dass drei Mädchen auf mysteriöse Weise verschwunden waren. Um das zu verhindern war er in die Vergangenheit gereist, hatte sich mit den Mädchen angefreundet und so ihr Schicksal geändert. Dass sein Lehrer aus der Vergangenheit nun in die Zukunft gereist war, war ihm irgendwie nicht geheuer. Und es gab noch eine Sache die ihn störte. Bei seinem Rerun in das Jahr 1988 wurde sein Bewusstsein in den Körper gesteckt als er noch ein elfjähriger Junge war. Yashiro allerdings schien in die Zukunft gekommen zu sein ohne eine körperliche Veränderung durchgemacht zu haben. Der 33-jährige schien weder älter noch jünger zu sein als er ihn in Erinnerung hatte. „Was wollen Sie hier?“, fragte ihn der Schwarzhaarige vorsichtig. Auch Yashiro ergriff die Gelegenheit seinen Gegenüber zu mustern. Aus dem kleinen Satoru war ein großer, schlanker Mann geworden. Sein schwarzen Haare waren immer noch so zerzaust und auch sein Kleidungsstil schien sich nicht geändert zu haben, denn er trug eine dunkelgraue Hose, eine dicke beige Daunenjacke und einen grünen Schal. Das einzig Neue an ihm war eine viereckige Brille, die sein hageres Gesicht zierte. Und unverkennbar war natürlich der blaue Faden über seinem Kopf. „Also als erstes…“, ging Yashiro nun nach einer gefühlten Ewigkeit, in der sie sich nur angestarrt hatten, auf seine Frage ein und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, „…hätte ich gerne eine Bleibe für die Nacht.“ Was sollte das denn heißen? Eine „Bleibe“. Und überhaupt, was war das für eine Anspielung? Wollte er etwa bei ihm übernachten? „Suchen Sie sich doch ein Hotel.“ Satoru drehte sich um und ging wieder seiner Wege ohne Yashiro auch nur eines Blickes zu würdigen. Er traute dem Ganzen nicht. Ähnlich eines Reruns hatte er wirklich ein ungutes Gefühl bei der Sache. Das alles war ihm nicht geheuer. Zuerst tauchte sein ehemaliger Klassenlehrer wie aus heiterem Himmel vor ihm auf und hatte dann ganz offensichtlich in den vergangenen 18 Jahren kein einziges graues Haar davon getragen. Hier konnte es absolut nicht mit rechten Dingen zugehen und so eine unheilbringende Begegnung würde er sich ganz sicher nicht ins Haus holen. „Ach Satoru, jetzt sei doch nicht so kalt und abweisend.“, winselte der Ältere und trottete seinem ehemaligen Schüler hinterher. So leicht würde er sich nicht abwimmeln lassen. „Tut mir Leid, Sensei, aber ich hatte einen harten Tag und kann mich absolut nicht um Sie kümmern.“ „Oh, wirklich. Erzähl doch mal, hattest du Stress auf der Arbeit? Kann ich dir irgendwie helfen? Komm schon, deinem alten Lehrer kannst du es doch anvertrauen…“ „Danke, ich bin erwachsen und kläre meine Probleme alleine. Und hören Sie bitte auf mich zu verfolgen.“ „Ich gehe doch nur zufällig in die gleiche Richtung. Hast du keine Lust mir zu erzählen, was du die ganzen Jahre über getrieben hast…“ So ging das die ganze Zeit über. Satoru versuchte seinen Verfolger abzuhängen, ging mal schneller, mal langsamer, stoppte, fauchte den Älteren an wie eine aufgescheuchte Katze an und schaffte es einfach nicht ihn loszuwerden egal wie viele Umwege und er auch ging. Irgendwie kam er sich vor wie Rotkäppchen, das vom Wolf verfolgt wurde. Schließlich war er schon das fünfte Mal an seinem Wohnhaus vorbei gelaufen und musste einsehen, dass es nichts brachte. Unentschlossen stand er an der Treppe und sah abwechselnd zwischen dem Treppenaufgang und dem Braunhaarigen hin und her, der ihn mit einem Hundeblick erwartungsvoll ansah. Die gleiche Taktik verwendeten streunende Hunde auch. Das musste wohl für viele Menschen der Moment sein, in dem sie unverhofft Haustierbesitzer wurden. „Also, wenn Sie wollen, können Sie kurz reinkommen.“ meinte der Schwarzhaarige augenrollend und fragte sich, ob er mit diesem Satz seinen Lehrer oder sich selbst belügen wollte. „Danke für die Einladung, Satoru, das ist wirklich sehr nett von dir. Aber von dir hätte ich auch nichts anderes erwartet.“ bedankte sich Yashiro höflich aber gekünstelt. Erstens war es keine Einladung, sondern eine Nötigung, zweitens konnte er den Mann schlecht draußen in der Kälte stehen lassen und drittens war er gar nicht so nett. Trotzdem freute er sich über den schmeichelnden Kommentar mehr als er eigentlich zugeben wollte. „Ah, das sieht doch sehr gemütlich aus hier…“, kommentierte Yashiro während er seinen Trenchcoat auszog und die Wohnung ins Visier nahm - ganz genau wie ein kleiner, mit dem Schwanz aufgeregt wedelnder Streuner, der wild durch alle Räume sauste und sein neues Zuhause begutachtete. Dabei war seine Wohnung weder nett noch gemütlich. Er hatte einen Wohn-Küchen-Essbereich, ein weiteres Zimmer, das als sein Schlafzimmer fungierte und ein winziges Bad. Seufzend musste er sich eingestehen, dass er wohl die längste Zeit hier alleine gewohnt hatte und er seinen Gast so schnell nicht wieder loswerden würde. Realistisch betrachtet sollte er wohl demnächst auch seinem Vermieter Bescheid geben. Nachdem Yashiro alles inspiziert hatte, waren als nächstes seine Küchenschränke und sein Kühlschrank dran. Erschrocken musste er feststellen als sein Blick in die gähnende Leere des Kühlschranks fiel, „Aber Satoru, sag mal, du hast ja gar kein Essen im Kühlschrank.“ Bei seiner Arbeit hatte er absolut keine Zeit zu kochen, deshalb ernährte er sich hauptsächlich von Fertiggerichten und Essen aus dem Kombini. Sein ehemaliger Klassenlehrer stellte aber protestierend fest, dass man so nicht leben könne. Kurze Zeit später fanden sich beide in einem Drogeriegeschäft wieder. Was zum Teufel mache ich hier?, fragte sich der Schwarzhaarige und sah desorientiert in seinen Einkaufskorb. Ein Pyjama, eine Zahnbürste und Wechselunterwäsche - richtig, sein ungebetener Gast der mit nichts kam, brauchte ja auch Sachen zum Übernachten. Nachdem sie das erledigt hatten, gingen sie in einen nahegelegenen Supermarkt. Der Einkaufswagen, den Satoru vor sich her schub, war so voll wie noch nie in seinem Singelleben. Und es nahm kein Ende, denn er hatte das Gefühl, dass Yashiro tonnenweise Lebensmittel, Gewürze und Zutaten in den Wagen schaufelte. Wozu? Für wen? Wer sollte das alles essen. Yashiro begründete es damit, dass er ja auch absolut nichts zu Hause hatte. Selbst für die basalsten Gerichte würden sie also an den Grundzutaten nicht umher kommen. „Lehn dich ruhig zurück, Satoru, ich koche uns etwas Leckeres.“, zwinkerte der Ältere ihm zu als sie wieder zu Hause angekommen waren. „Aber Sie sind doch der Gast…“ „Das ist schon in Ordnung. So kann ich meinen Teil zu deiner Gastfreundschaft beitragen.“ Das ließ Satoru sich natürlich nicht zwei Mal sagen, schaltete den Fernseher an und setzte sich an den kleinen Tisch neben der Küchenzeile. Irgendwie surreal. Der Tag hatte wie jeder andere begonnen und nun hatte er das Gefühl in einer anderen Welt zu leben. Aus seinen Augenwinkeln beobachte er den attraktiven Braunhaarigen, der etwas größer war als er selbst, wie er sich geschickt in seiner Küche bewegte. Es war lange her, dass jemand für ihn gekocht hatte. Das letzte Mal war es seine Mutter, die ihn besucht hatte. Langsam breitete sich ein wohliger Geruch im Zimmer aus. Die angebratenen Zwiebeln rochen schon mal verdammt lecker. „Kann ich den gebratenen Reis etwas schärfer machen?“, fragte Yashiro ihn mit einer Dose Kimchi in der Hand. Satoru willigte ein, sodass sich Yashiro wieder den nächsten Schritten zuwenden konnte. Natürlich spürte er, dass der Blick seines ehemaligen Schülers die ganze Zeit auf ihm ruhte, auch, wenn Satoru es zu vermeiden versuchte. Mit aufgeregt pochendem Herzen musterte er Yashiro von Kopf bis Fuß. Seine Beine waren lang und schlank, das Becken und der Lendenbereich ebenfalls schmal. Die Ärmel seines Hemdes hatte er hoch gekrempelt, sodass er Satorus Blick auf seine nackten Unterarme und die Handknöchel fielen. Sah er eigentlich schon immer so sexy aus? Der Schwarzhaarige wurde in die Realität zurück gerissen als plötzlich ein Teller mit gebratenem Kimchireis vor ihm stand. Nach dem obligatorischen „Itadakimasu“ hauten beiden gleich rein, ohne das Essen kalt werden zu lassen. Es schmeckte genauso wie es gerochen hatte - einfach fantastisch! Selbstgekochtes Essen war wirklich das Beste! „Schmeckt es dir?“, fragte ihn sein Gegenüber und beobachtete ihn lächelnd beim Essen. „Ja, total gut!“, antwortete Satoru verlegen und schob sich wieder einen gehäuften Löffel in den Mund. Unweigerlich musste er sich eingestehen, dass es schön war, mal wieder in Gesellschaft zu essen. Er kochte so gut wie nie, weil es sich für eine Person sowieso nicht lohnen würde, ernährte sich immer nur von Fertiggerichten und dann aß er auch immer vor dem Fernseher. Ihm fiel jetzt erst auf wie einsam er davor eigentlich war. Jeden Morgen alleine aufstehen, alleine essen und, wenn er nach Hause kam, war auch keiner da, der ihn begrüßte. Er war es schon so gewohnt, dass ihm die Eintönigkeit seines Lebensstils gar nicht bewusst war. Mit jemandem zusammen zu essen war viel schöner und es schmeckte auch viel besser. Während der Fernseher lief, wollte Satoru die Gelegenheit jedoch nutzen, den Älteren ein paar Fragen zu stellen. Wieso sah er in Gottes Namen immer noch so jung - und vor allem so gut - aus? Wenn seine Rechnung stimmte, dann müsste er jetzt fünfzig Jahre alt sein! Ein Fünfzigjähriger konnte doch unmöglich wie ein Dreißigjähriger aussehen! „Sagen Sie, wie haben Sie es eigentlich geschafft so jung zu bleiben in all den Jahren?“ „Mindestens sieben Stunden Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und, dass ich aufgehört habe zu rauchen, hat wohl auch seinen Teil dazu beigetragen. Und seit wann trägst du eigentlich eine Brille?“ „Anders als Sie schlage ich mir die Nacht um die Ohren. Die Arbeit als professioneller Mangazeichner hat so seine Spuren hinterlassen.“ „Du bist Mangazeichner? Das ist ja toll“ „Naja, geht so. Aber erzählen Sie doch mal, Sensei, wie sind Sie eigentlich hierher gekommen? Der Weg war doch sicher weit.“ „Ich kenne da gewisse Abkürzungen.“ „Sind Sie mit dem Zug gekommen?“ „Naja, genauso wie du auch.“ Satoru lief es eiskalt über den Rücken. Seine Stimme war so ruhig und doch verriet sein hinterhältiges Lächeln und der zweideutige Unterton, dass da was nicht stimmte. Was sollte das denn bedeuten? Abkürzung? Genauso wie er auch? Meinte er damit vielleicht den Rerun? War er am Ende nicht der Einzige, der solche Zeitsprünge vollbringen konnte? Verdammt, wieso sprach der Kerl nur so in Rätseln? Er wollte Yashiro darauf ansprechen, doch der fing just in diesem Moment so an zu Lachen, dass er fast vom Stuhl fiel und Satoru sich allen Ernstes fragte, ob er da nicht doch zu viel rein interpretiert hatte. Trotzdem fühlte er sich total verunsichert. Letztendlich konnte er bei seinem Rerun das Schicksal zwar ändern und Kayo, Aya und Hiromi retten - sicher lebten sie jetzt immer noch in der Kleinstadt auf Hokkaido - jedoch hatte er nie erfahren, wer der Entführer und Mörder war. Plötzlich war der Rerun einfach so zu Ende gewesen und er befand sich wie aus heiterem Himmel wieder in Chiba. War es am Ende sein eigener Lehrer gewesen, der ihn jetzt in der Zukunft heimsuchte? Doch so wie der sich fast am Boden vor Lachen kullerte - so einer konnte bestimmt kein Mörder sein. „Danke fürs Essen. Sorry, ich gehe duschen und danach gleich ins Bett. Muss morgen früh raus.“ Augenrollend stand Satoru auf, legte seinen Teller in die Spüle und verschwand in dem kleinen Badezimmer, wo er das heiße Wasser über seinen Rücken laufen ließ und nachdachte. Yashiro räumte währenddessen höchst amüsiert auf. Gewieft wie er war, hatte er es tatsächlich geschafft sich in die Wohnung des Schwarzhaarigen zu schleichen. Glücklicherweise war er dem Jüngeren ein Stück voraus und konnte ein kleines Katz-und-Maus-Spiel mit ihm spielen. Allerdings wollte er ihn nicht allzu lange zappeln lassen. In den nächsten Tagen würde er das Geheimnis aufdecken wollen, schließlich verfügte Satoru über die gleiche Fähigkeit wie er. Während das warme Wasser auf seinen Körper herunter prasselte, versuchte sich Satoru zu beruhigen. Wieso war aus heiterem Himmel dieser Typ aufgetaucht? Und wieso übernachtete der jetzt bei ihm auch noch? So würde er doch kein Auge zu bekommen. Nur daran zu denken, dass dieser Adonis von Mann die ganze Nacht neben ihm liegen würde, raubte ihm fast den Verstand. Er war attraktiv, charmant und wortgewandt aber auch irgendwie mysteriös. Als er noch sein Schüler war, hatte er ihm ab und an durch die zerzausten Haare gewuschelt und gesagt „Wo hast du nur deinen Kopf, Satoru.“ als er mal wieder zum x-ten Mal seine Hausaufgaben vergessen hatte. Es hatte in ihm das Verlangen ausgelöst, noch mehr von ihm berührt werden zu wollen. Schon als Kind fühlte er sich so zu ihm hingezogen. Seine rehbraunen Augen versprühten so viel Wärme und Verständnis, wenn man darin eintauchte. Manchmal jedoch war ihm als sehe er darin einen blutroten Schimmer. Damals schon hatte er das Gefühl, dass sein Lehrer zwei Persönlichkeiten haben musste - eine äußere, die er jedem zeigte und eine innere, die er verborgen hielt. Auch, wenn er nett war, war er irgendwie zu nett. Die Kinder - er war dabei keine Ausnahme - und alle mochten ihn. Als Erwachsener jedoch wusste er, dass die Sache einen Hacken haben musste. Kein Mensch war so perfekt. Die Nettigkeit und sein Charme, alles war nur Schein - eine Fassade. Sicher hatte auch er seine Geheimnisse und dunklen Seiten. Yashiro - was verbarg er wohl hinter ihm. Es würde sicher nicht leicht sein dahinter zu kommen, Yashiro würde sicher nicht mit offenen Karten spielen. Am meisten irritierten ihn seine zweideutigen Bemerkungen, die es ihm eiskalt über den Rücken laufen ließen. Als hätte er seinen eigenen Mörder zu sich ins Haus eingeladen. Und doch konnte er nicht anders. Wie ein kleiner Junge war er ihm absolut verfallen und würde alles für ihn tun. Selbst, wenn er noch eine Weile bei ihm bleiben wollte, würde er ihm das gestatten. Um noch etwas länger in seiner Nähe sein und seine Anwesenheit genießen zu können, würde er die schellenden Alarmglocken in ihm ignorieren. „Das Bad ist jetzt frei, Sensei.“, sagte er nachdem er sich geduscht hatte und mit einem kleinen Handtuch noch seine feuchten Haare etwas abrieb. Bettfertig trug er schon seinen Pyjama und trat in das Schlafzimmer, wo Yashiro gerade dabei war zwei Futons nebeneinander auszubreiten. „Sie schlafen auch hier?!“, schrie der Frischgeduschte entsetzt als sich diese Szene vor ihm darbot und musste das aufkommende Nasenbluten in ihm unterdrücken. „Du hast doch nur ein Schlafzimmer und da ich noch einen Futon im Schrank gefunden habe, dachte ich…“, erklärte der Braunhaarige unschuldig. Tatsächlich erschien es ihm als das natürlichste der Welt, dass sie nebeneinander schlafen würden - immerhin waren sie zwei erwachsene Männer, was sollte schon passieren. „Ach egal…“, gab sich Satoru geschlagen und legte sich in einen der Futons. Es hatte sowieso alles absolut keinen Sinn, der Mann machte eh was er wollte. Es war ein langer Tag und er war einfach nur verwirrt. Und je mehr er daran dachte, dass sein ehemaliger Adonis-Lehrer neben ihm schlief, würde es eine noch längere, schlaflose Nacht werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)