Umwege des Herzens von Charly89 (Team 7 - neuformiert) ================================================================================ Prolog: Herbstbluse ------------------- Müsste Sasuke jemanden sein Leben, oder das seiner nichtvorhandenen Kinder anvertrauen, wäre dieser Chaot seine erste Wahl Die Blätter waren inzwischen rot und gelb; der Herbst zeigte sich in seinen schönsten Farben. Die Sonne stand bereits recht tief und lies den Wald in einem Farbschauspiel leuchten, als wäre er aus einer anderen Welt. Die Häuser des Dorfes warfen lange Schatten auf die Straßen und die ersten Lichter wurden angeschaltet. Der Wind war inzwischen merklich abgekühlt und der erste Bote des herannahenden Winters. Sasuke saß hoch oben über dem Dorf und betrachtet seine Heimat. Der Hokagefels war der ideale Rückzugsort für ihn; kaum jemand kam hier her, obwohl die Aussicht wirklich grandios war. Tief seufzte der junge Mann und ließ seinen Blick schweifen; über die Häuser, über die Menschen. Der Krieg hatte viel zerstört, viel mehr, wie man mit bloßem Augen erkennen konnte. Natürlich lag immer noch ein nicht unerheblicher Teil Konohagakures in Trümmern, doch der Krieg war gewonnen und nur das zählte. Andere Schäden konnte man nicht so einfach sehen – oder reparieren. Sasukes Blick blieb am Hokageturm hängen, in dem bereits Licht brannte. Der neue Bewohner war ein deutliches Symbol für den Umbruch. Der junge Uchiha saß tatsächlich nicht irgendwo, nein, er saß auf seinem ehemaligen Sensei bzw dessen in steingemeißelten Abbild. Kakashi Hatake, Hokage von Konohagakure. Der junge Mann schmunzelte leicht. Wer hätte es je für möglich gehalten, dass ausgerechnet der Icha-Icha lesende Zuspätkommer, das nächste Dorfoberhaupt werden würde. Weiter schweiften die Augen und machten ein weiteres Teammitglied aus. In der Stadtmitte von Konoha war ein provisorisches Lazarett aufgebaut worden um das Krankenhaus zu entlasten. Ein Teil der Klinik konnte immer noch nicht genutzt werden und so wurden die Leichtverletzten hier behandelt. Sakura war eben aus einem der Zelte auf den Platz getreten und streckte sich. Ihr rosa Haar hätte Sasuke unter hunderten sofort erkannt, und das nicht nur wegen der Farbe. Sie war etwas Besonderes, so viel stand fest. Trotz allem stand sie zu ihm, hatte ihn unterstützt und ihm Halt gegeben, als er angefangen hatte sich wieder einzuleben. Sie gab ihm ein Gefühl von Geborgenheit, von dem er sich nicht sicher war, ob er es wirklich verdient hatte. Er hatte sie versucht zu töten, sie von sich gestoßen, ihr weh getan auf so vielen Ebenen … dennoch hielt sie zu ihm, war für ihn da. „Ich liebe dich nicht.“ Er hatte ihr das oft gesagt, früher vor allem, während der Zeit des alten Team 7. Vor einigen Wochen hatte er ihr es auch gesagt. Sie hatte ihn angesehen und traurig gelächelt. „Ich weiß“, hatte sie ihm geantwortet und ihn sanft auf die Wange geküsst. Er liebte Sakura, doch nicht so, wie sie es von ihm erwartete. Sie war für ihn Heimat, Sicherheit – Geborgenheit eben, aber keine Partnerin, keine Freundin im romantischen Sinne – daran würde sich auch nie etwas ändern. Sakura hatte es nun verstanden und Sasuke wusste irgendwie auch warum. Der Krieg hatte sie erwachsen werden lassen, selbst den kindischen Naruto. Die Vorstellung von Liebe änderte sich, wenn man älter und erfahrener wurde. Vor allem wurde einem bewusst, dass es verschiedene Arten von Liebe gab und nur eine einzige davon, diese eine Liebe war. Der Rest entsprach Freundschaft und Familie. Sakura war Familie, nicht mehr, aber vor allem nicht weniger. Sie hatte es verstanden und Sasuke wünschte sich, dass er auch endlich verstehen würde, was diese eine Liebe wirklich war. Der Wind trug lautes Lachen zum Hokagefels und der junge Uchiha wendete den Blick Richtung Stadtgarten. Naruto spielte mit einigen Kindern fangen. Kindisch? Ganz und gar nicht. Diese Kinder hatten viel durchgemacht und erlebt und der blonde Chaot bot ihnen etwas Normalität, in dem er mit ihnen spielte. Naruto war auch für ihn da gewesen, jedoch völlig anders wie Sakura. Der Uzumaki war laut, albern und fürchterlich nervig. Und doch; müsste Sasuke jemanden sein Leben, oder das seiner nichtvorhandenen Kinder anvertrauen, wäre dieser Chaot seine erste Wahl. Im Grunde vertraute er Naruto blind … was für Sasuke ein völlig neues und befremdliches Gefühl war. Es wurde stärker und irgendwann … Der Uchiha brummte verärgert. Er musste hier definitiv eine Weile weg um sich und seine Gedanken zu sortieren. Heute Morgen war er bei jedem persönlich gewesen und hatte sich verabschiedet. Sakura und Kakashi hatten ihm alles Gute gewünscht und er solle von sich hören lassen und nicht zu lang wegbleiben und immer ordentlich essen und … Was man ebenso von der Familie zu hören bekam, wenn man eine Reise antrat. Naruto hingegen hatte ihn erst ungläubig angestarrt, ihn anschließend beschimpft und war dann ‚wutenttschäut‘ davongezogen. Wütend und Enttäuscht. Sasuke konnte es verstehen, aber es musste sein. Der junge Mann erhob sich und ließ seinen Blick ein letztes Mal über sein Heimatdorf wandern, dann verschwand er. Kapitel 1: Wintermelancholie ---------------------------- Kakashi konnte es nicht einordnen, wollte er auch nicht – es war magisch und Magie sollte man genießen und nicht hinterfragen Dicke Flocken tanzten vor dem Fenster. Sie wirbelten im leichten Wind und häuften sich auf dem Vordach langsam aber sicher an. Bereits seit gestern schneite es fast ununterbrochen und ganz Konoha war inzwischen in einen flauschigen weisen Mantel gehüllt. Kakashi seufzte tief und schwer und starrte auf das Blattpapier vor sich. Formular, korrigierte er sich gedanklich. Vorsichtig blickte er zur Seite; der Stapel an Formularen war nicht wirklich weniger geworden seit gestern. Am liebsten würde er einfach alles unterschreiben und fertig. Das hatte er tatsächlich einmal am Anfang seiner Amtszeit gemacht und fürchterliches Chaos ausgelöst. Außerdem hatte er danach das doppelte und dreifache an Arbeit gehabt – Nein, das wollte er definitiv nicht wieder. Er sah wieder auf das Formular. Brauchte Konohagakure ein Seniorenheim? Kakashi war sich da nicht so sicher. Shinobi wurden meist nicht sehr alt und Zivilisten hatten meist Familien, die sich um sie kümmerten, wenn sie es selbst nicht mehr konnten. Familie. Der Hokage sah auf und richtete seinen Blick zum Fenster hinaus. Die Schneeflocken wurden immer mehr, schienen jetzt erst richtig loszulegen, als wüssten sie, welcher Tag heute war. Brauchte Konohagakure nun ein Seniorenheim, oder nicht? Kakashi fuhr sich frustriert über das Gesicht und ließ seinen Stift fallen. Schluss für heute, er war eh schon spät dran - nicht, dass das etwas Neues war. Er stand auf, warf sich einen dicken Mantel über, verließ das Hokagebüro und anschließend das Gebäude. Draußen empfingen ihn Kälte und Schnee. Die weißen Flocken bildeten einen starken Kontrast zum dunklen Himmel. Ein kleines Lächeln umspielte den Mund des Hokage. Noch einmal atmete er tief die frische Luft ein und setzte sich in Bewegung. Der Schnee knirschte unter seinen Schuhen, während er Konohagakure durchquerte. Die wenigen Menschen, die er auf der Straße traf, grüßten ihn beinahe ehrfürchtig. Er würde sich nie daran gewöhnen, so viel stand für Kakashi jetzt schon fest. Andererseits standen andere Dinge für ihn früher auch immer fest und jetzt ... Inzwischen hatte er das Dorfzentrum verlassen. Das Lazarett welches hier gestanden hatte wurde bereits vor Einbruch des Winters abgebaut, weil das Krankenhaus wieder seine volle Kapazität hatte. Er war oft in dieser provisorischen Zeltstadt gewesen, öfter wie es ihm seine Arbeit eigentlich erlaubt hätte. Doch er wollte sichergehen, dass alles da war, was gebraucht wurde ... und, ja, er schaute gern nach seiner ehemaligen Schülerin. Er war immer noch erstaunt darüber, zu was für einer ausgezeichneten Ärztin sie geworden war. Wenn er an die Anfangszeit vom Team 7 zurück dachte ... Er hatte sich oft Sorgen um Sakura gemacht. Unbegründet, wie er inzwischen wusste, aber damals waren sie sehr real gewesen. Nachdem Sasuke das Dorf im Herbst verlassen hatte, war er sogar noch öfter dort gewesen. Seine Sorge war einfach zu groß gewesen, dass Sakura daran zerbrechen könnte. Doch, mal wieder, überraschte sie ihn. Sie zerbrach nicht, sie schien konform damit und mit sich selbst im Reinen. Kakashi erinnerte sich genau an den Moment, weil ihm bewusst wurde, dass sie kein Kind mehr war, sondern eine Frau, die nicht mehr ihrer Teenagervorstellung von Liebe hinterherjagte. Inzwischen war er am Stadtgarten angelangt. Die Bäume waren mit so viel Schnee bedeckt, dass sich einige schon begannen unter der Last zu biegen. Kakashi kannte das Gefühl zu gut. Nicht nur der Hokageposten lastete auf ihm, sondern auch Fragen, die er eigentlich als erledigt abgetan hatte. Jetzt wo er gewissermaßen sesshaft war, begannen einige Dinge in ihm zu rumoren. Doch er schien nicht der einzige mit Problemen. Es war schon merkwürdig, dass Sakura endlich über Sasuke hinweg war und ihn wirklich nur noch als Freund oder Bruder ansah; Naruto hingegen, genau wie damals, es einfach nicht wahrhaben wollte, dass sein bester Freund ihn verlassen hatte – erneut. Die ersten Wochen war der Blonde wirklich unerträglich gewesen. Sakura stand ihm bei, wie sie Sasuke nach seiner Rückkehr beigestanden hatte. Sie war wirklich toll geworden, nicht nur als Ärztin, sondern eben auch als Frau … Kakashi schüttelt den Kopf. Der Stadtgarten lag nun bereits hinter ihm und vor ihm ein Mehrfamilienhaus. Die Fenster waren alle geschmückt und verkündeten den Heiligen Abend. In der ober obersten Etage öffnete sich ein Fenster. „Du bist zu spät, Kakashi! Echt jetzt!“, brüllte es von oben herab, und schallte durch die gesamte Nachbarschaft. Der Hokage lachte leise und schüttelte amüsiert den Kopf. Familie. Heilig Abend mit Familie. Kakashi saß tatsächlich mit seiner Familie zusammen, oder dem, was dem am nächsten kam. Natürlich fehlten einige. Sai war auf Mission und Yamato ließ sich selbst an so einem besonderen Tag nicht von seinen Pflichten weglotzen – und das obwohl Kakashi tatsächlich den Hokage rausgekehrt hatte und ihn zwingen wollte. Am Ende hatte er natürlich aufgegeben, er wollte Yamato es schließlich nicht aufdrängen. „Es ist doof“, nörgelte Naruto erneut, „Er hätte wenigsten heute kurz vorbeikommen können!“ Er redete von Sasuke, wie schon den halben Abend. Sakura lächelte warm und wuschelte ihm durch die Haare, was dazu führt, dass er schmollte. Kakashi schmunzelte verstohlen vor sich hin. Sie war wirklich manchmal wie eine Mutter für den immer etwas kindischen Naruto. Was ihr aber auch nicht schwerzufallen schien; sie würde bestimmt einmal eine tolle Mutter werden – ziemlich temperamentvoll auf jeden Fall, aber eben auch unglaublich herzlich. Die junge Frau schaffte es problemlos, dass man sich in ihrer Gegenwart Geborgen und zu Hause fühlte – auch wenn man gelegentlich mit einer Kopfnuss rechnen musste. Der Hokage musste sich eingestehen, dass er sich dem auch nicht wirklich entziehen konnte. Allerdings schien es bei ihm einen völlig anderen Weg einzuschlagen und etwas Anderes anzusprechen. Wieder rumorte es in ihm bei dem Gedanken. Er war als Hokage zwar sehr eingespannt, aber er war dauerhaft im Dorf – etwas, was er früher nicht hatte. Nun stellte er sich Fragen, die er sich früher nicht gestellt hatte. Familie. Klar, hatte er eine – diese hier, aber nun könnte er, vielleicht, wenn er wollte … Kakashi seufzte und stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab, während er Sakura dabei beobachtete, wie sie verzweifelt versuchte Naruto vom ständigen Kosten des Essens abzuhalten. Er fühlte es selbst jetzt; dieses Warme und Liebevolle. Er hielt es immer für die typische Geborgenheit, die einem die Familie vermittelte. Doch es war nicht dieser zusammengewürfelte Haufen, es war Sakura – sie war der Ursprung dieses Gefühls. Der Gedanke war befremdlich und er schämte sich eigentlich dafür. Ausgerechnet seine ehemalige Schülerin, mit ihren 23 Jahren löste dieses wunderbare Empfinden in ihm aus. Er sollte sich wirklich schämen. Unzufrieden brummte Kakashi und brach kurz darauf in Gelächter aus, als Naruto mit einer großen Beule aus der Küche geschlichen kam. „Das schmeckt wirklich toll!“, schmatzte Naruto und grinste. Kakashi stöhnte genervt. „Also wirklich. Er hat recht; mit vollem Mund spricht man nicht“, tadelte Sakura mit finsterer Miene. „Das hat er gar nicht gesagt!“, widersprach der Blonde sofort. „Nicht wahr, Kakashi?“ Irritiert blickte der Hokage auf. „Was?“ Er sah erst Naruto, dann Sakura an. Ihre Augen hielten ihn gefangen, fragten stumm ob alles in Ordnung ist. Den kurzen Stich, dem ihm ihre Sorge versetzte, spürte er überdeutlich; er wollte ihr keine Sorgen bereiten. „Die Arbeit“, antwortete er schließlich. Sakura legte den Kopf schief und wartete. Sie wusste genau, wenn ihm etwas auf der Seele brannte und ließ nicht locker, bis er es ihr sagte. „Ich habe einen Antrag, für ein Seniorenheim auf dem Schreibtisch und weiß nicht so richtig.“ „Das ist doch eine gute Sache“, sagte Sakura und wendete sich wieder dem Essen zu. „Klar“, pflichtete Naruto bei. „Jetzt wo Frieden herrscht, werden wir bald jede Menge alte Leute haben.“ Die junge Frau verdrehte die Augen, der Hokage sah es genau aus dem Augenwinkel. Er musste grinsend bis … „Dann hast du auch einen Platz, wo du hinkannst, wenn ich Hokage bin.“ „Naruto!“ Sakura sprang empört auf und knallte ihre Hände auf den Tisch, der gefährlich knirschte. „Kakashi ist doch kein alter Mann!“ „Noch nicht“, antwortete der Blonde und schob sich den nächsten Happen in den Mund. Kakashi schwankte, zwischen dem Ärger über Naruto und der Freude, dass Sakura ihn nicht alt fand – wofür er sich selbst gedanklich schellte, als es ihm bewusst wurde. Die junge Frau kochte, was wohl auch dem Blonden nun auffiel, denn er wurde blass um die Nase. Der Hokage legte seine Hand auf die von Sakura. Diese kleine zierliche Hand, die trotzdem in der Lage war, gehörige Schmerzen zu bereiten – oder wohltuende Linderung schaffen konnte. Die junge Frau wendete ihren Blick und einen Moment sahen sie sich an, bis ein lauter Rülpser von Naruto sie unterbrach. Es folgte ein Wutschrei, ein Schlag und anschließend ein Schmerzschrei. Es war inzwischen weit nach Mitternacht. „Müsst ihr wirklich schon?“, nörgelte Naruto ungeniert. Sakura und Kakashi verdrehten synchron die Augen. „Wir müssen morgen arbeiten“, erklärte Sakura genervt zum hundertsten Mal und zog ihren Mantel an. Der Blonde brummte unzufrieden, gab sich aber geschlagen und begleitete seinen Besuch zur Tür. Es wurde sich herzlich verabschiedet. Kakashi öffnete die Tür und ließ Sakura den Vortritt. Kaum das die junge Frau vor der Schwelle stand jubelte Naruto und sprang grinsend in die Höhe. Völlig perplex starrten der Hokage und die junge Frau erst den Blonden, dann sich gegenseitig an. „Erwischt!“, freute sich Naruto und deutete über die beiden. Mit böser Vorahnung sahen die Gäste nach oben – ein Mistelzweig. Kakashi spürte deutlich wie ihm die Hitze in die Ohren schoss und war froh über die Mütze, die ihm Sakura zu Weihnachten geschenkt hatte. Unsicher sah er nach unten. Die smaragdfarbenen Augen sahen ihn an, in ihn hinein. Schon öfters hatte er das Gefühl, dass sie manchmal direkt in seinen Kopf sehen konnte. Es beruhigte das Chaos, welches sich des Öfteren darin befand, normalerweise – doch jetzt heizte es das noch mehr an. Das grün glänzte nicht, es glitzerte. Die Zeit schien still zu stehen und ihr leichtes Parfum kroch ihm mehr und mehr in die Nase. Irgendetwas passierte hier gerade. Kakashi konnte es nicht einordnen, wollte er auch nicht – es war magisch und Magie sollte man genießen und nicht hinterfragen. „Macht schon!“ Die Zeit setzte wieder ein und der Moment zerplatzen wie eine Seifenblase. Sakuras Gesicht verfinsterte sich und ihre Augenbraue zuckte gefährlich. Im nächsten Augenblick landete Naruto in der hintersten Ecke seiner Wohnung und stöhnte schmerzerfüllt. Anschließend atmete die junge Frau kurz durch um sich zu beruhigen. Sie dreht sich zu Kakashi um und lächelte ihn an. „Wir können gehen.“ Ohne auf Antwort oder Reaktion zu warten marschierte sie los. Der Hokage lachte, rief Naruto noch einen Abschiedsgruß zu und folgte Sakura. Kapitel 2: Frühlingserwachen ---------------------------- Sakura spürte einen Klos in ihrem Hals und einen Knoten in ihrem Magen Die Sonne war gerade vor wenigen Minuten aufgegangen und hatte die Kälte der Nacht vertrieben. Sanfter Nebel lag zwischen den Bäumen und Konohagakure schien allmählich aus dem Schlaf zuerwachen. Die ersten Menschen tauchten auf den Wegen und Straßen auf und der Tag begann. Sakura saß auf einer Bank im Stadtgarten und hielt ihr Gesicht in die Morgensonne. Sie hatte eine 12 Stunden Schicht hinter sich und war eigentlich am Ende und müde und wollte nur noch ins Bett. Gleichzeitig fühlte es sich gut an, noch etwas die kühle Luft einzuatmen und einfach die Ruhe zu genießen. Irgendwo fing ein Vogel an seinen Morgenständchen zu singen. Gemurmel setzte ein als immer mehr Menschen durch den Park liefen. Sie sollte wirklich langsam nach Hause, duschen und ab ins Bett. Heute Nachmittag hatte sie immerhin ein Treffen mit Kakashi, da sollte sie fit sein und ausgeschlafen. Sakura stand auf und lief los. Ihr Herz klopfte aufgeregt, wenn sie an das bevorstehende Treffen dachte. Es war zwar dienstlich, aber dennoch. Sie verbrachte gern Zeit mit ihm. Nachdem das Lazarett vor dem Winter abgebaut worden war, hatten ihr seine Besuche fürchterlich gefehlt. Sie hatte das Gefühl immer anderen Dingen zugeschrieben. Am Anfang hielt sie es für väterliche Gefühle, waren es wahrscheinlich auch am Anfang von Team 7, dann dachte sie immer, es wäre einfach nur Freundschaft, irgendwann hielt sie es für die typische familiäre Liebe … doch er fehlte ihr, mehr wie es irgendjemand sonst tat. Sakura war inzwischen bei ihrer Wohnung angekommen. Irritiert blinzelte sie mehrfach; vor ihrer Haustür lag eine kleine Schachtel. Sie beugte sich hinunter und hob sie auf. Unschlüssig zog sie das Kärtchen, welches unter der schlichten Schleife war hervor und klappte es auf. Muss leider den Treffpunkt ändern. Zieh dich warm an. Ich hole dich ab. Kakashi Die jung Frau öffnete die rote Schachtel und staunte – kleine wunderschöne Pralinen befanden sich darin. Sie musste lächeln. Wer hätte gedacht, dass er wusste, welcher Tag heute war. Sakura ging in ihre Wohnung und verschwand direkt unter der Dusche. Bevor sie anschließend ins Bett ging, nahm sie eine der Pralinen heraus und steckte sie sich in den Mund. Die Schokolade schmolz sofort und kitzelte ihren Gaumen. Köstlich. Unruhig und aufgeregt lief Sakura durch ihre Wohnung. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals so nervös war vor einem Treffen. Nachdem Aufwachen hatte sie der Schlag getroffen – Kakashi wusste, welcher Tag heute war. Sie wusste es natürlich auch, aber da sie davon ausgegangen war, dass er es nicht wusste, hatte sie dem Treffen an diesem besonderen Datum einfach zugestimmt. Jetzt wo sie wusste, dass er wusste, welcher Tag war, wusste sie nicht mehr, was sie davon halten sollte. Sakura blieb stehen und massierte sich die Schläfe. Ihr schwirrt der Kopf. Sie dachte immer, dass er nur seine ehemalige Schülerin in ihr sah. Der Heiligabend bei Naruto hatte einen Funken Hoffnung gezündet, den sie anschließend versuchte zulöschen. Doch er ließ sich nicht löschen. Kakashi besuchte sie danach wieder, nun eben im Krankenhaus statt im Lazarett. Sie redeten, verbrachten ihre Pause zusammen … Es war so schön. Vertraut und warm. Die junge Frau sah zur Uhr und anschließend zum Tisch, wo die Schachtel immer noch stand. Unsicher blickte Sakura an sich hinunter. War das nun ein Date, oder nicht? Sie hätte sich normalerweise keine Gedanken darüber gemacht, aber jetzt, wo sie wusste, dass er wusste … Energisch schüttelte sie den Kopf und klopfte sich auf die Wangen. Sie stampfte in ihr Schlafzimmer und riss die Türen ihres Kleiderschranks auf. War das nun ein Date oder nicht?! Verdammt! Wieso war das alles so kompliziert?! Pünktlich klingelte es. Vor Schreck schmiss die junge Frau die Tür ihres Kleiderschrank wieder zu. Sakura hatte das Gefühl ihr Herz würde jeden Moment aussetzen, während sie dem leichten Klopfen, das dem Klingeln folgte, entgegen tappte. Sie öffnete die Tür und sah ihn an. „Hey“, hauchte sie und spürte wie ihre Knie weich wurden als er sie anlächelte. Kakashi legte den Kopf etwas zur Seite. „Können wir?“ Sie liefen Seite an Seite durch das Dorf – wie sie es schon oft gemacht hatten. Doch heute war es anders. Fast schon scheu, sah sie zu ihm hinüber. Kakashi neben ihr wirkte ein wenig unsicher und das verunsicherte wiederum sie. Gleichzeitig machte er den Eindruck, als wäre er irgendwie stolz mit ihr an seiner Seite, und das machte sie stolz. Ein eigenartiges Gefühlschaos tobte durch ihren Verstand und durch ihr Herz. Inzwischen waren sie im Zentrum. An der Stelle, wo das Lazarett gestanden hatte war immer noch eine große leere Fläche. Sie liefen direkt darauf zu und blieben schließlich davor stehen. Still standen sie eine Weile Seite an Seite dort. Sakura hörte nur ihr Herz, welches wild klopfte. „Das wäre doch eine gute Stelle, oder?“, fragte der Hokage plötzlich. Die junge Frau sah ihn verwirrt an. „Wofür?“ Kakashi drehte den Kopf und blickte sie an, lang und intensiv. Sie spürte wie ihr langsam aber sicher, die Röte auf die Wangen schlich. Schließlich räusperte er sich. „Für das Seniorenheim.“ Sakura musste lachen, weil die Anspannung so plötzlich von ihr abfiel. „Ja, eine gute Stelle. Sie liegt schön zentral und das Krankenhaus ist nicht weit entfernt.“ Es war also doch nur ein dienstliches Treffen. Ein wenig schämte sich, dass sie sich Hoffnungen gemacht hatte. Auf der anderen Seite fühlte sie sich auch erleichtert, weil so die Nervosität endlich verschwand und sie mehr sie selbst war. „Und nun?“, fragte sie leicht hin. Kakashi schenkte ihr ein warmes Lächeln und zwinkerte. „Das wird eine Überraschung.“ Verdutzt spürt Sakura, wie die Nervosität und Anspannung schlagartig zurückkehrten. Der Hokage schenkte ihr ein unsicheres Lächeln. Er drehte sich herum und winkelte den Arm leicht an, um ihn ihr anzubieten. Unschlüssig stand die junge Frau einige Augenblicke da und starrte den Arm an. Die wohlige Wärme, die sich in ihr ausbreitete fühlte sich gut an und schürte gleichzeitig ihre Nervosität. Sie gab sich einen Ruck und hackte sich bei ihm ein. Als sie los liefen konnte Sakura sich nicht helfen, es fühlte sich einfach richtig an. Die Sonne stand bereits recht tief und tauchte Konohagakure in goldenes Licht. Hoch oben auf dem Hokagefelsen herrschte angenehme Stille. Sakura und Kakashi saßen entspannt nebeneinander und betrachteten das Dorf. Sie liebte diese Momente mit ihm. Es fühlte sich gleichzeitig besonders und normal an. Sie waren noch eine Kleinigkeit Essen gewesen und anschließend hatte er sie hierher gebracht. „Ich bin gern hier.“ Kakashi verlagerte seine Sitzposition ein wenig und streckte eine Bein der Länge nach aus. „Es ist wirklich toll hier oben“, flüsterte Sakura. Sie konnte ihren Blick nicht vom Dorf abwenden. Doch es war nicht die atemberaubende Aussicht, die sie gefangen hielt. Immer noch brannte ihr eine Frage unter den Nägeln und sie fürchtete, dass sie einfach aus ihr heraus platzen würde, wenn sie ihn ansah. „Ich komme gern hierher um nachzudenken.“ Die junge Frau konnte sich nicht helfen, es fühlte sich an, als würde er ihr etwas bedeutendes Mitteilen wollen. Sie spürte, wie sich die Röte erneut auf ihre Wangen schlich. „Worüber denkst du nach?“, fragte sie leise. „Über vieles“, flüsterte er. „Über das Dorf und dessen Zukunft … über mich und meine Zukunft … und …“ Er brach ab und atmete geräuschvoll ein. Sakura spürte einen Klos in ihrem Hals und einen Knoten in ihrem Magen. Sie konnte nicht anders, sie musste es wissen. „Und?“, hakte sie schüchtern nach. Es dauerte, so lange, dass die glaubte, keine Antwort mehr zu bekommen. Plötzlich fühlte sie seinen Finger unter ihrem Kinn. Er drehte ihr Gesicht zu sich und sah sie an. Die Abendsonne spiegelte sich in seinen Augen, als er antwortete: „Über dich.“ Verschämt versuchte sie den Blick abzuwenden, doch er verhinderte es mit sanftem Druck. „Mich?“, haucht sie schließlich unsicher. Ihr Herz klopft so laut, dass sie glaubte, dass er es hören müsste. Kakashi nickte und sah sie weiter an. Jetzt musste sie doch diese eine Frage noch stellen, „War das heute ein Date?“ Nervös knetete sie ihre Hände. „Wenn du möchtest“, flüsterte er so leise, dass mehr ihr Herz, wie ihre Ohren es hörten. Sie sah ihn an, lang und forschend. Vorsichtig und langsam hob sie ihre Hand und legte sie auf seine Wange. Sie beugte sich nach vorn und Kakashi kam ihr entgegen. Im letzten Moment zog sie die Maske herunter und küsste ihn, sanft und zart. Der Kuss war vorsichtig und unsicher; ein herantasten an den Anderen, ein schüchternes Fragen und Antworten. Seine Lippen waren warm und fühlten sich sanft auf ihren an. Sie spürte das Kribbeln unterhalb ihres Bauchnabels, welches ihr den Mut gab, den Kuss etwas zuverstärken. Gerade als sie befürchtete zu weit gegangen zu sein, fühlte sie eine Hand auf ihrer Wange und die andere auf ihren Rücken. Seine Lippen bewegten sich intensiver auf ihren und ließen sie alles um sich herum vergessen. Sakura spürte die Hitze ihres Körpers und das wilde Klopfen ihres Herzens. Kakashis Hand auf ihrer Wange verschwand und gesellte sich zu der auf ihren Rücken. Er verstärkte die Umarmung und zog sie auf seinen Schoß. Sie küssten sich noch einen Augenblick und lösten sich dann voneinander. Einen unendlich wirkenden Moment sahen sie sich an. Sakura gab Kakashi einen kleinen Kuss auf die Lippen und schmiegt sich dann an seine Brust. Er legte seine Arme um sie, hielt sie fest und hüllte sie ein. Die junge Frau lächelt und schloss einen Moment die Augen. So fühlte sie also Liebe an. „Fröhlichen Valentinstag“, flüsterte er in ihr Haar. „Fröhlichen Valentinstag“, nuschelte sie gegen seine Brust und spürte ihre hitzigen Wangen. Die Sonne glühte feuerrot bevor sie am Horizont verschwand und sich der Mantel der Nacht ausbreitet. Epilog: Sommerhitze ------------------- … spürte Naruto das Kribbeln; auf seiner Haut, in seinem Magen und auch in seinem Herzen Naruto stand im Zentrum von Konohagakure und sah sich den Fortschritt auf der Baustelle an. Nicht, weil es ihn wirklich interessierte, obwohl Sakura seid Wochen von nichts anderem sprach, sondern weil er wusste, dass er sie hier finden würde. Und ihn. Schon eigenartig, wie sich die Dinge entwickelt hatten. Doch es fühlte sich richtig an, vor allem, wenn man sie zusammen sah, konnte man nicht wirklich etwas dagegen sagen. Genau so, sah Liebe aus. Sie standen vor der Baustelle, Seite an Seite, wie man es schon oft gesehen hatte. Doch absolut jeder konnte sehen, dass es nun mehr war. Ein breites Grinsen breitete sich auf Narutos Gesicht aus. Nein, er würde sich nicht stören, schließlich wäre heute Abend wieder zurück - vielleicht. Er sah in seine Hand, wo er den Brief hielt, den er heute morgen auf seinem Nachttisch gefunden hatte. Er war hier gewesen, er war extra hergekommen und in seine Wohnung eingedrungen damit er sicherstellen konnte, dass Naruto den Brief auch wirklich erhielt. Das Grinsen des Blonden wurde noch eine Spur breiter und sein Herz klopfte aufgeregt in seiner Brust. Er steckte den Brief in seine Hosentasche und machte einen Sprung, hinauf auf das nächstgelegene Dach. Eilig sprintete er über die Dächer Konohagakures davon. Naruto eilte zum Tor hinaus und rief dem sich beschwerenden Genma, noch eine Entschuldigung zu. Noch nie in seinem Leben war er so aufgeregt. Immerzu musste er an den Brief denken. Ich habe versucht es zu verstehen, doch allein scheine ich nicht in der Lage zu sein, es zu ergründen. Ich will endlich wissen, was es genau ist, also triff mich heute an unserem Platz. Sasuke Während er durch den Wald jagte, spürte Naruto das Kribbeln; auf seiner Haut, in seinem Magen und auch in seinem Herzen. Sie würden herausfinden was es ist – hier und heute. Die Bäume hörten abrupt auf und der Blonde sprang der gleißenden Sonne entgegen. Einen Moment später stand er auf Felsen, hoch oben über einen Fluss, der sich halsbrecherisch in die Tiefe stürzte. Im gegenüber, auf der anderen Seite, stand Sasuke. Die beiden jungen Männer sahen sich an, der eine mit einem breiten Lächeln, der andere mit einem kaum sichtbaren Schmunzeln. „Hier hat es damals angefangen“, rief Sasuke über das Tosen des Wasserfalls hinweg. „Ja! Und hier werden wir es heute herausfinden“, brüllte Naruto freudestrahlend zurück. Sein Herz klopfte wie noch nie. Sie würden sich dem nun endlich stellen, was damals hier seinen Anfang fand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)