Das mörderische Krimidinner von REB ================================================================================ Kapitel 2: Big Brother in gefährlich und tödlich ------------------------------------------------ Kapitel 2 Big Brother in gefährlich und tödlich Helena: Irgendwie fühlte ich mich so benommen. Etwas schwindelig und ein bisschen verwirrt. Mein Geist schien in einer Art Nebel gefangen zu sein. Langsam öffnete ich die Augen und blickte auf ein aufgeschlagenes Buch. War ich gerade beim Lesen eingeschlafen? Eher unwahrscheinlich, so etwas passierte mir nicht. Abgesehen davon würde ich nicht in dieser Kleidung lesen. Weshalb trug ich ein Kleid? Dazu noch so ein schickes. Es war hellgrau und schien zumindest auf den ersten Blick von guter Qualität zu sein. Die dazu gehörende Jacke war weiß und mit aufwendigen Stickereien verziert. Die Sachen gehörten mir nicht. „Wie?“ Meine Stimme war kaum mehr als ein unverständliches Murmeln. Zögerlich hob ich den Kopf um mich in dem Raum umzusehen. Es glich einem besonders altmodischen Wohnzimmer. Zwei Sessel, welche mit dunkelroten Samt bezogen worden waren standen vor einem großen Kamin in dem tatsächlich ein kleines Feuer munter vor sich hin brannte. Auf dem Kaminsims standen unterschiedliche Figuren, wie ein weißes Einhorn oder eine Kriegerin. Darüber hing ein gemaltes Bild eines Mordes. Ein Mann stach auf einen anderen ein, während eine vollkommen schockierte Dame zusah. Ein morbides Szenario mit einer gewissen Ästhetik. Unter anderen Umständen hätte es mir sogar gefallen. An diesem Tag stellte ich mir jedoch nur die Frage, weshalb es dort hing. Wer hängte sich so etwas hin? Auf der linken Seite stand ein großes Bücherregal. Die Bücher darin sahen alt aus. Sie gehörten zu der Art Wälzer, welche bei meinen Großeltern stehen würde. Oder bei einer Person, welche sehr belesen wirken wollte. Die Sorte, welche im Kilopreis geholt wurden. Sie fügten sich perfekt in das Ambiente des Raumes ein. Zumindest den Teil, welchen ich von meiner Position aus überblicken konnte. Die große Lehne des Ohrensessels schränkte meine Sicht etwas ein. Ein weiteres Mal sah ich auf das Buch, das nach wie vor in meinem Schoß ruhte. Genauer gesagt auf den Briefumschlag, welcher darauf lag. Es war mir bereits vorher aufgefallen, doch mein benebelter Zustand hatte ihm vorher keinerlei Bedeutung beigemessen. Langsam und mit zitternden Händen öffnete ich ihn. Das Briefpapier wirkte teuer. Dieses, welches man für Schreiben verwendete, wenn man besonders Eindruck schinden wollte. Das Papier selbst wirkte etwas dicker und schwerer. Außerdem befanden sich goldene Verzierungen an den Seiten. Gegen meine Erwartung war der Brief nicht handgeschrieben. Dafür in einer stark verschnörkelten kaum lesbaren Schrift. Die einzelnen schwarzen Lettern verschwammen vor meinen Augen, wurden unscharf, nur um mit dem nächsten Blinzeln wieder absolut klar zu werden. Es dauerte bis es meinen verwirrten Geist gelang darin einen näheren Sinn zu erkennen. Willkommen, dies ist ein Krimi Dinner und du bist einer der Teilnehmer. Die Spielregeln dürften dir bereits bekannt sein. Nur der Fall um den es geht ist real und die Täter sind unter euch. Du bist die Detektivin. Es ist deine Aufgabe den Fall zu lösen. Setze alle Hinweise zusammen und löse das Rätsel. Im Laufe des Abends und des Essens wird es mehr Hinweise geben. Du musst die Schuldigen finden. Gelingt es dir nicht, so werden nur du und die Mörder überleben. Alle anderen sterben. Gelingt es dir sie zu finden so werden nur die Verbrecher hingerichtet. Bedenke dies, Detektivin. Die Mörder werden nach dir suchen. Gelingt es ihnen dich zu töten so kommen sie frei. Finde die Täter. PS. Präge dir alles gut ein, was darinsteht und dann verbrenne diesen Brief. Mehrmals stand ich auf um den Inhalt des Briefes vollständig zu erfassen. Schließlich legte ich das Buch auf der Lehne des Sessels ab und stand langsam auf. Es dauerte etwas bis es mir gelang aufzustehen und zum Kamin zu taumeln. Wie den einen Ring warf ich den Brief ins Feuer. Schnell begann der Brief lichterloh zu brennen. Schnell wurde er kleiner und schon nach kurzer Zeit blieb lediglich Asche übrig. Plötzlich ging eine Tür auf und Schritte waren zu hören. Hektisch drehte ich mich in die Richtung aus der das Geräusch kam. Zu schnell, denn sofort geriet ich ins Taumeln. Auf einmal griff jemand nach meinem Arm und verhinderte so den Fall. Überrascht blickte ich zu der Person, welche meinen Sturz stoppte. Ein zirka fünfzig Jähriger Mann mit kurz geschnittenen Haaren stand neben mir und beobachtete mich. Er war frisch rasiert und trug einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und passend dazu eine blaue Krawatte. Dieser schick angezogene Mann wirkte auf mich vornehm aber auch ausnehmend freundlich. „Vorsicht, junge Dame, setz dich erst einmal. Du kippst mir sonst noch um.“ Mit diesen Worten führte er mich zu einem Sessel. Anschließend stellte er sich neben diesen, sodass wir uns ungefähr auf Augenhöhe befanden. „Du bist auch hier aufgewacht, oder?“, erkundigte er sich bei mir. Ich nickte leicht und fragte mich aus welchen Raum er wohl gekommen war. „Mein Name ist Rafael. Wie heißt du denn?“, wollte er von mir wissen. „Helena.“, nuschelte ich vorsichtig. Langsam ging dieses Schwindelgefühl endlich davon. Scheinbar ließ die Wirkung der Medikamente nach. „Alles in Ordnung mit dir, Mädchen? Meinst du es wird gehen?“, hakte er in einem besorgten Tonfall weiter nach. „Ich denke schon“, antwortete ich mit etwas unsicherer Stimme. „Sehr gut, bist ein tapferes Mädel. Ich bin im Nebenraum in einer Art Schlafzimmer aufgewacht. Bist du in diesem Zimmer zu dir gekommen?“ Der Mann stellte ermüdend viele Fragen. Konnte es sich bei ihm um einen dieser Mörder handeln? Denkbar wäre es, doch bisher schien er sich nicht für meine Rolle zu interessieren. Vielmehr machte er auf mich den Eindruck als wollte er einen allgemeinen Überblick über die Lage bekommen. „Ich bin in diesem Raum aufgewacht. Mit dem Buch auf den Schoß.“ Langsam hob ich das Buch von der Armlehne hoch. Eine gebundene Ausgabe des Klassikers Dracula. Ein spannendes Werk, auch wenn mir der Anfang nicht so zusagte. Wussten die Entführer, dass ich es mochte oder war es bloß ein großer Zufall. Angesichts der großen Sorgfalt mit der diese Leute bisher vorgingen, eine eher unrealistische Hoffnung. „Verstehe, bleib kurz sitzen. Ich sehe schnell nach was sich hinter dieser Tür verbirgt.“, kündigte er an und richtete sich unter leichten Stöhnen auf. „Keine Sorge. Mir geht es gut. Ich bin einfach nur alt.“, beruhigte Rafael mich schnell. Anschließend ging er zu der Tür, welche sich in der Nähe des Kamins befand. Er rüttelte ein paar Mal an der Türklinke und gab schließlich auf. „Sie ist verschlossen. Ich frage mich was das alles zu bedeuten hat.“, überlegte er und kratzte sich am Kopf. „Haben Sie ein Schreiben bekommen?“, wechselte ich das Thema. „Ja, das habe ich. Darin stand, dass hier wäre ein Krimidinner. Laut dem Schreiben muss ich dem Detektiv dabei helfen die Mörder zu finden.“, antwortete er mir bereitwillig. „Wo sind die anderen Teilnehmer? Ich denke es gibt mehr als nur uns beide. Klingt es merkwürdig, wenn ich sage, dass das alles nicht nur für zwei Leute inszeniert wurde.“, fasste ich meinen Verdacht zusammen. Nur um anschließend meinen Fehler sofort zu bereuen. Wenn ich weiter so großspurig alles hinausposaunte, konnte ich mir auch gleich Detektiv auf die Stirn schreiben. „Da hast du Recht, junge Dame.“ Er drehte sich zu der Tür aus der er vorhin gekommen war. Langsam stand ich erneut auf um seinen Blick besser folgen zu können. Er betrachtete einen Bereich, welcher von meiner vorherigen Position nicht besonders gut einzusehen war. Dort standen zwei große Sofas, deren Kissen mit rotem Samt bezogen worden waren. An den Lehnen befanden sich goldene Stickereien. Auf ihnen lagen ein paar Kissen mit einem gelben glänzenden Bezug. Zwischen den Sofas stand ein Tisch aus einem dunklen Holz. Auf diesem war eine schwarze Vase mit einem Blumenmuster platziert worden. In diese hatte jemand lila Tulpen hineingestellt. „Hier war wirklich jemand sehr detailverliebt. Bei so viel Mühe hat die Person etwas Großes geplant.“, brummte Rafael und spielte etwas mit dem Deckchen, welche unter der Vase lag. Anschließend deutete er auf eine Tür, welche ich vorhin vom Sessel aus nicht sehen konnte. „Wir können diese Tür nehmen oder die da drüben. Willst du dir eine aussuchen oder soll ich?“, erkundigte er sich bei mir. Ich nickte und trat neben ihm. Gegen meine Erwartung kam keiner von uns dazu eine Entscheidung zu treffen. Die Tür neben den älteren Herren wurde mit voller Wucht aufgestoßen. Es grenzte an ein Wunder, dass sie Rafael nicht mitten ins Gesicht klatschte. Eine blonde Frau, welche ungefähr in meinem Alter sein musste, trat heraus. Sie war eine Person, welche man vollkommen objektiv als schön bezeichnen konnte. Dezent geschminkt und mit Schmuck welcher perfekt zu ihren Äußeren und dem dunkelblauen Abendkleid passte. Jemand musste sich große Mühe mit der Zusammenstellung gegeben haben und eine innere Stimme mutmaßte, dass sie dies nicht selber war. „Nein, hier ist nur ein beschissenes Wohnzimmer. Ach ja und ein Kind mit ihrem Opa.“, zeterte sie sofort herum, womit sie jede Sympathie im Keim erstickte. Neugierig lugte ich an ihr vorbei und erhaschte einen kurzen Blick auf einen gefliesten Raum. Es könnte sich bei ihm um ein Badezimmer handeln, doch mehr war aus meinem Blickwinkel nicht zu erkennen. „Aber es muss doch einen Ausgang geben. Hier gibt es schließlich keinen und irgendwie sind wir auch hier reingekommen.“, argumentierte eine freundlichere, weibliche Stimme. Kurz darauf kam auch die Sprecherin ins Wohnzimmer. Sie wirkte im Vergleich zur anderen Dame eher sympathisch. Wie wir anderen auch trug sie ein festliches Kleid. Ihres war in einem leichten rosa Ton. Diese Farbe besaß einen besonderen Namen. Welcher mir jedoch nicht einfiel. An sich bestand es aus zwei Teilen. Die überraschend langen Ärmel waren durchsichtig mit leichten Verzierungen und den undurchsichtigen seidenen Stoff. Ihre aufwendige Hochsteckfrisur passte sehr gut zum Rest. Egal wer uns alle hier eingesperrt hatte. Diese Personen achteten auf alles. Das sagte mir zwei Sachen. Wir würden nicht so schnell sterben. Wahrscheinlich sollten wir bei diesem Krimi Dinner mitmachen. Anderseits würde es nicht leicht werden zu entkommen. Solche Personen machten keine Fehler die wir nutzen könnten. „Sind Sie auch hier aufgewacht?“, informierte sich die Braunhaarige. „So ist es. Mein Name ist Rafael und das ist meine Enkelin Helena.“ In jenem Augenblick hoffte ich wirklich meine Mimik unter Kontrolle halten zu können. Weshalb log der ältere Mann? Gleichzeitig hielt mich etwas davon ab den Sachverhalt richtig zu stellen. Wie um meiner neuen Rolle gerecht zu werden versteckte ich mich etwas hinter meinem „Großvater“, während dieser die Situation erklärte. „Verstehe, dann wissen Sie auch nicht mehr. Vielleicht sollten wir erst einmal durch die vierte Tür gehen. Ach bevor ich es vergesse. Mein Name ist Maria Köhler und das ist Cindy.“, stellte die Dame im rosa Kleid die andere vor. „Ja, labere nicht. Gehen wir endlich?“, zickte Cindy weiter und ging voraus. Wir anderen drei sahen uns kurz ratlos an und zuckten schließlich mit den Schultern. „Ich frage mich was das bedeutet, wir müssen einen Mörder finden. Wie soll, dass denn gehen so ganz ohne Hinweise.“, überlegte Maria besorgt. „Noch nicht.“, nuschelte ich nachdenklich. So wie die Situation aussah würden wir früher oder später welche bekommen. Bei dieser gesamten Inszenierung wäre alles andere unlogisch. „Ich denke die bekommen wir noch später. Gehen wir erst einmal“, sprach Rafael meine Theorie aus. Wie auf Kommando machten wir uns auf den Weg. Wir betraten einen neuen Raum, das Speisezimmer, wo wohl das Abendessen stattfinden würde. Ich zählte acht freie Plätze an der Tafel. Natürlich fein eingedeckt mit edlen Porzellangeschirr. Silbernen Kerzenhaltern in der Mitte und tatsächlich goldenen Besteck, mit Rosenmuster an den Griffen. Auf dem Tisch standen noch zwei Platten mit kleinem Häppchen. Kleine Schnittchen mit unterschiedlichen Belägen. Alleine wie diese angerichtet wurden zeigte wie besessen der oder die Veranstalter von Details waren. Ohne lange darüber nachzudenken griff ich nach einem der Canapé. Meines war mit Räucherlachs belegt. Plötzlich schlug mir Rafael es aus der Hand, worauf hin das Schnittchen zu Boden fiel. „Nicht, was wenn es vergiftet ist.“, warnte er mich eindringlich. Ich runzelte die Stirn und wollte widersprechen. „Ich weiß, dass ist unlogisch, doch sicher ist sicher. Ich probiere eines.“ Er griff selbst nach einem mit Schimmelkäse und aß dieses mit zwei Bissen auf. Gespannt warteten wir alle darauf was passieren würde. Währenddessen herrschte Totenstille zwischen uns allen. Diese wurde schließlich von Rafael selbst unterbrochen. „Gut, scheinbar werden wir nicht vergiftet. Ich weiß nicht was dies alles bedeutet. Vielleicht sollten wir erst einmal mitspielen. Zumindest bis wir mehr wissen.“ In diesen Moment ging eine Tür auf. Jorina: Mit einem stumpf pochenden Schmerz im Kopf erwachte ich in einer schlecht beleuchteten Zelle. Stöhnend rappelte ich mich auf und lehnte mich an die kühle Wand um mein Gleichgewicht wieder zu finden. Meine Augen weiteten sich und suchte panikartig nach meinen Entführern doch leider konnte ich keinen erblicken. Der Drang nach jemanden zu rufen unterdrückte ich gerade noch und untersuchte erst einmal meine Umgebung. Soweit ich erkannte befand ich mich alleine in einer kleinen Kerkerzelle. Der einzige Ausweg war eine massive Tür wo Licht aus einem kleinen Gitterfenster hinein quoll. Ich tastete nach meinem Handy und fand es nicht vor. Genau wie all meine anderen Habseligkeiten. Das einzige was ich vorfand war ein kleiner Dietrich sowie eine kleine Nachricht auf einem zusammen gefalteten Stück Papier. Auf wackligen Beinen trat ich auf die Zellentüre und musterte das Schloss. Soweit ich beurteilen konnte, handelte es um ein relativ Einfaches. Eines welches ich in der Art früher schon öfters geknackt hatte. Nun widmete ich mich der Nachricht. Diese hielt ich in der Nähe der Gitter um sie besser zu lesen. „Willkommen, dies ist ein Krimi Dinner und du bist der Täter. Die Spielregeln sind ganz einfach. Es ist deine Aufgabe nicht enttarnt zu werden. Wenn euch diese Aufgabe gelingt werdet ihr frei gelassen und deiner Familie wird kein Leid angetan. Dies gelingt dir, indem du alle Beweise gegen dich und deinem Partner vernichtest. Bedenke, ein Detektiv wird alles tun um euch auf die Schliche zu kommen. Finde diesen Schnüffler und tötet ihn. Wenn dir dies gelingt, werden wir dich, deinen Partner sowie deine Familie frei lassen. Alle anderen werden sterben. Ps: Vernichte die Nachricht durch aufessen.“ Dieser Brief verschlug mir die Sprache und meine Hände fingen an zu zittern und kalter Schweiß rann mir herunter. Ich zerriss den Zettel und aß ihn auf. Darauf machte ich mich daran, dass Schloss von innen zu öffnen. Es gab sicher einen Grund, weshalb man mir einen Dietrich zugesteckt hatte. Leider ging es nicht so leicht von statten wie ich erhofft hatte. So stocherte ich leise vor mich fluchend in dem Schloss herum. Als die Türe knarrend aufging nahm ich einen Korridor wahr in dem drei Personen herumstanden. Das erste was mir an ihnen auffiel waren die Anzüge, welche die Männer trugen. Alle schienen von ausgesprochen guter Qualität zu sein und von der Pass Art könnten sie sogar maßgeschneidert sein. Keinen von den identifizierte ich als meinen Entführer. Einer von denen kam mir sogar vage vertraut vor. Vielleicht ein ehemaliger Bekannter aus dem Studium. Sicher war ich mir jedoch nicht. Bei ihm handelte es sich um einen rund 40-Jährigen Versicherungsvertreter der etwas größer zu sein schien als mein Mann. Er wirkte seriös und distanziert. „Wie es aussieht brauche ich diese Türe nicht mehr zu öffnen“, kommentierte er und hielt nach etwas hinter mir Ausschau. „Wer seid ihr und was hat es hier auf sich?“, verlangte ich zu wissen. „Das weiß ich auch nicht aber wie es scheint wollen ein paar verrückte reiche Leute das wir bei ihrem perfiden Spiel mitmachen“, antwortete der Versicherungsvertreter in einem herablassenden Tonfall. „Woher willst du wissen, dass sie reich sind?“, wunderte ich mich. Dabei schweiften meine Gedanken kurz zu meinem Entführer. Er hatte auf mich nicht den Eindruck gemacht als würde er in Geld schwimmen. „Ich habe eine Nachricht auf einem ausgesprochen hochwertigen Papier erhalten und dann diese Ausdrucksweise. Des Weiteren verfügen sie über genügend Vermögen um mich in diesen Anzug zu stecken“, erläuterte er in einem arroganten Tonfall. So als wäre dies das Offensichtlichste auf dieser Welt. Es ärgerte mich etwas, da ich nicht selbst diese Schlussfolgerungen gezogen hatte. „Schluss mit diesem Gerede. Wir müssen raus bevor unsere Geiselnehmer erfahren, dass es uns gelungen ist auszubrechen. Ich habe wichtigeres zu tun als um solche offensichtlichen Dinge zu bereden. Das ist pure Zeitverschwendung“, regte sich ein um die 50-Jähriger alter Mann auf. Er trug ebenfalls einen guten Anzug aus dunkelbraunen edel wirkenden Stoff, sowie eine Brille die zu seinem grauen Haar passte. Zuerst wirkte er freundlich auf mich aber als er anfing zu sprechen kam er mir wie ein ständig meckernder alter Mann rüber. „Immer mit der Ruhe. Wenn wir uns streiten bringt es keinen weiter. Um hier heraus zu kommen ist es am besten zusammen zu halten“, brachte der vierte im Bunde alle zum Schweigen. Was meine Aufmerksam auf ihn lenkte. Er schien der älteste der anwesenden Männer zu sein. Ob er wohl schon Rente erhielt? Sein Anzug war schwarz und er trug eine dunkelrote Krawatte dazu. Auf mich machte der ältere Herr einen sehr geduldigen Eindruck. Wie jemand den nichts so schnell aus der Ruhe brachte. „Du hast hier nichts zu melden Arschloch. Meine Frau wartet zu Hause auf mich“, wetterte der Fremde mit der Brille den vorherigen Sprecher an. „Sagt, wie seid ihr rausgekommen?“, erkundigte ich mich. „Das haben wir diesem Mann zu verdanken der uns alle befreite“, beantwortete der Älteste geduldig meine Frage und befahl jenen die letzte Türe zu öffnen. „Er heißt Thomas Fischer und ist wie wir Opfer der Entführer. Mein Name ist Andreas Beier und der da heißt Herman Bräuer“, informierte er mich. Aufmerksam versuchte ich mir die Namen zu merken. „Und wie heißen Sie?“ „Ich heiße Jorina Grim“, antwortete ich und wandte mich der nun offenen Tür zu die hoffentlich uns in die Freiheit bringen würde. Man gelangte zu einer Treppe die nach oben führte. Sie war sehr eng und selbst zwei ausgesprochen dünne Personen wären nicht in der Lage nebeneinander zu gehen. Während des Aufstiegs warf ich immer wieder einen Blick nach oben zur einzigen Glühbirne welche bereits bedrohlich flackerte. Hoffentlich würde sie halten bis wir oben angekommen waren. Endlich erreichte dieser Herman Bräuer die obere Tür und schlug diese auf. Er trat als erstes ein und die anderen folgten ihn. Egal was dort war es schien harmlos zu sein. Besorgt folgte ich ihn ins Innere und rechnete im Grunde mit dem Schlimmsten. Die Erwartung wurde zum Glück nicht erfüllt. Stattdessen trafen wir in einem unglaublich luxuriösen Zimmer auf eine andere Gruppe von Leuten. Wie auch meine Gefährten trugen diese darinnen elegante Kleider. In dem gut belichteten Raum bemerkte ich eine gutaussehende blondhaarige Frau, die glatt als Model aus einem Modemagazin stammen könnte und eine andere Frau in einem blassrosa Kleid. Erst dann fiel mir eine recht blasse Jugendliche in einem grauen Kleid auf die neben einem alten Mann in einem dunklen Anzug stand. Diese standen um einen reichlich festlich gedeckten Tisch. Ein Blick auf die leeren Stühle verriet mir, dass wir erwartet wurden. „Sieht danach aus als gäbe es eine Sitzordnung“, kommentierte einer von der anderen Gruppe. Es war der freundlich aussehende ältere Mann. „Da hat er recht“, bestätigte die im grauen Kleid. Sie sprach so leise, dass es fast unmöglich war sie zu verstehen. Neugierig suchten wir unseren jeweiligen Namen heraus und ich setzte mich schon einmal hin. Es gab ein Geschrei da einige überhaupt nicht mit ihrem Sitzplatz zufrieden waren. „Am besten sollten wir so sitzen wie die Entführer es wollen. Wer weiß zu was sie noch bereit sind als zu Freiheitsberaubung“, warnte ich aus Angst um meine Familie. Meine Hände verkrampften sich und ich blickte alle ernst an. „Da stimme ich ihr zu. Wir können nicht einschätzen zu was diese Leute bereit sind“, ergriff der ältere Mann Partei für mich. „Da stimme ich dir Ausnahmsweise zu, Rafael“, äußerte dieser Andreas Beier etwas schlecht gelaunt und nahm neben mir an der Stirnseite des Tisches Platz. „Also setzt euch“, forderte Andreas alle im Raum auf. Mit großen Augen blickte das Mädchen zu ihrem Nebenmann. Dieser nickte ihr aufmunternd zu. Woraufhin die Kleine mir gegenüber Platz nahm. Neben ihr setzte sich der freundliche ältere Mann. In der Zwischenzeit hatten auch alle anderen sich einen Platz gesucht. Nervös schaute ich zu meinen Sitznachbarn und versuchte äußerlich eine gewisse Gelassenheit auszustrahlen. Auf der anderen Seite neben mir saß Thomas. Wie wohl auch die anderen fragte ich mich nach dem Grund des Krimmidinners. Keiner in dieser Runde kam mir wirklich bekannt vor. Mir fiel aber auf, dass einige von denen sich zu kennen schienen. Wie zum Beispiel die beiden älteren Herren, welche sich giftig anfunkelten. Mein Blick schweifte rasch über das Ambiente und der Frage ob es echt war oder eher Fake. Nach einer kurzen Überprüfung des Wappens auf der Unterseite meiner Porzellantasse sagte mir schnell, dass es Meißner Porzellan war und vom Gewicht handelte es sich beim Besteck um echtes Gold. „Hier bitte“, wisperte das Mädchen von der anderen Seite des Tisches und hielt mir ein Stofftaschentuch hin. Überrascht nahm ich es entgegen. „Danke, aber was soll ich damit?“, erkundigte ich mich dezent irritiert. „Ich dachte Sie würden Gift am Besteck vermuten. Mit dem Tuch können sie es abwischen“, erläuterte sie in aller Ruhe ihre Absicht. Um nicht aufzufallen bestätigte ich ihren Verdacht und reinigte das komplette Geschirr. Etwas unruhig nässelte ich an meinem Kleid herum, welches sehr eng geschnitten war. In jenem Moment beneidete ich meinem Gegenüber. Das Kleidchen, welches sie trug wirkte sehr edel und schien gleichzeitig um einiges bequemer zu sein als mein eigenes. „Am besten stellt sich ein jeder vor bevor wir mit dem Essen beginnen“, forderte Andreas gelassen, wobei er Rafael einen letzten skeptischen Blick zuwarf. Die zwei schienen sich wirklich nicht leiden zu können. Woran das wohl lag? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)